Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bebra mit Orten der Umgebung (Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
      
In Bebra bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. Bereits im 16. Jahrhundert werden jüdische Einwohner genannt, darunter nach einem Dokument des Staatsarchivs Marburg im Sommer 1585 die jüdischen Pferdehändler Susmann und Jost zu Bebra.  
  
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts lebten zwei jüdische Personen (beziehungsweise Familien) am Ort. 1744 wurden 13 jüdische Familien gezählt, dieselbe Zahl 1789. 
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1812 26 jüdische Familien, 1835 80 jüdische Einwohner (6,9 % von insgesamt 1.164 Einwohnern), 1842 90 (von 1281), 1861 111 (7,9 % von 1.404), 1871 98 (5,8 % von 1.679), 1885 145 (6,3 % von 2.303), 1895 120 (4,7 % von 2.570), 1905 109 (3,3 % von 3.317). Zur jüdischen Gemeinde zählten (teilweise erst seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts) die in Iba (1835 46, 1861 27 jüdische Einwohner), Ronshausen (1835 19, 1861 27; gehörten zur Gemeinde in Solz, seit 1884 zu Bebra) und Weiterode (1835 18, 1861 19) lebenden jüdischen Personen. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Jüdische Volksschule (spätestens seit 1868 mit damals 18 Schülern; Schülerzahlen in der Folgezeit: 1876 16, 1885 28, 1894 30, 1900 15, 1903-05 10 Schüler), ein rituelles Bad und seit 1869 einen eigenen Friedhof (zuvor Beisetzungen in Rotenburg a.d. Fulda). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der teilweise zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte. Als Lehrer sind bekannt: um 1866 S. Grünthal (Quelle), später der 1900 in jungen Jahren verstorbene Lehrer Weingarten (siehe Bericht zu seinem Tod unten); nach ihm Lehrer Seligmann Stahl (der auch in Felsberg, Guxhagen und Rotenburg a.d. Fulda  Unterricht erteilte, gest. 1917, Grab auf dem jüdischen Friedhof Bebra), zuletzt (von 1919 bis 1935) Männy Rosenbusch. Die Gemeinde gehörte zum Kreisrabbinat in Rotenburg a.d. Fulda.
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Leutnant Albert Apfel (geb. 3.5.1893 in Bebra, gef. 1.5.1918), Sally Lindau (geb. 7.4.1882 in Bebra, gef. 26.10.1917), Arnold Oppenheim (geb. 15.11.1891 in Bebra, gef. 7.4.1915), Moritz Georg Oppenheim (geb. 26.1.1887 in Bebra, vermisst seit 13.9.1914) und Leopold Rothfels (geb. 7.11.1893 in Ronshausen, gef. 6.10.1916). Außerdem sind gefallen: Moritz Oppenheim (geb. 18.11.1873 in Bebra, vor 1914 in Eschwege wohnhaft, gef. 29.11.1918) und Gefreiter Julius Sommer (geb. 29.11.1880 in Bebra, vor 1914 in Karlsruhe wohnhaft, gef. 7.10.1918).     
  
Um 1925, als zur Gemeinde noch 136 Personen gehörten (2,8 % von insgesamt 4.830 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher M. Abraham und S. Katz. Als Lehrer war seit 1919 der bereits genannte Männy Rosenbusch tätig, als Synagogendiener G. Rülf. An der Jüdischen Volksschule wurden noch 11 jüdische Kinder unterrichtet. An jüdischen Vereinen gab es: 1. den Krankenpflegeverein Bikkur-Cholim (1924/32 unter Leitung von J. Fackenheim mit 1924 13 Mitgliedern, 1932 18 Mitglieder; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege), den Wohltätigkeitsverein Gemillus Chassodim (gegründet 1832, 1924 unter Leitung von M. Rothfels mit 18 Mitgliedern; 1932 unter Leitung von F. Rothfeld mit 16 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), den Talmud Tora-Verein (1924 unter Leitung von W. Levi mit 22 Mitgliedern), den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1860, 1924 unter Leitung von Frau Fackenheim mit 35 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Lina Apfel mit 33 Mitglieder, Zweck und Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit und Krankenpflege), den Literaturverein (1925 unter Leitung von Lehrer Rosenbusch mit 70 Mitgliedern), die Israelitische Begräbniskasse (1924 unter Leitung von W. Levi mit 30 Mitgliedern) sowie den Synagogenchorverein (1924 unter Leitung von Lehrer Rosenbusch mit 28 Mitgliedern). 1932 waren die Gemeindevorsteher M. Abraham (1. Vors.) und E. Apfel (2. Vors.). Weiterhin war Lehrer Männy Rosenbusch in der Gemeinde tätig. Im Schuljahr 1931/32 hatte er an der Jüdischen Volksschule jedoch nur noch 5 Kinder zu unterrichten. 

Nach 1933 ist ein großer Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 135 jüdische Einwohner) auf Grund der zunehmenden Entrechtung, der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der Repressalien weggezogen (viele nach Frankfurt) beziehungsweise ausgewandert (13 in die USA, 1 nach Südamerika, 5 nach Südafrika, 3 nach Palästina, 7 nach England / Frankfreich). Die jüdische Schule wurde zum 1. Januar 1934 aufgelöst. Beim Novemberpogrom 1938, der in Bebra bereits in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober durch auswärtige SS- und einheimische SA-Männer durchgeführt wurde,  wurden die Inneneinrichtung der Synagoge und der Jüdischen Schule wie auch die Einrichtung von jüdischen Wohnungen und Geschäften völlig verwüstet. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden erneut die Wohnhäuser jüdischer Familien überfallen; das Mobiliar wurde herausgeholt und auf dem damaligen "Adolf-Hitler-Platz" verbrannt. Letzter Vorsitzender der jüdischen Gemeinde war Levi Oppenheimer. Er verließ Bebra 1938 und zog nach Frankfurt. Lehrer Rosenbusch hatte die Gemeinde bereits 1935 verlassen und konnte über Worms in die USA emigrieren.    
    
Von den in Bebra geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ida Abraham geb. Fackenheim (1884), Joseph Abraham (1869), Leo Abraham (1906), Leopold Abraham (1907), Louise Abraham geb. Jüngster (1878), Pauline Abraham geb. Plaut (), Walter Abraham (1921), Helene Apfel geb. Fackenheim (1866), Ludwig Apfel (1904), Helene Döllefeld (1868), Klara Döllefeld geb. Wallach (1889), Mathilde Döllefeld (1872), Siegfried Döllefeld (1874), Walter Döllefeld (1910), Carolina Dörnberg geb. Stern (1859), Else Fassbender geb. Katz (1894), Sophie Frank geb. Jüngster (1878), Meta Fulda geb. Oppenheimer (1892), Selmar Ganz (1875), Fritz (Friedrich) Goldschmidt (1888), Paula Goldschmidt (1880), Rosa Horn geb. Oppenheimer (1875), Alfred Katz (1928), Reni Katz geb. Ochs (1903), Walter Katz (1895), Meta Kruepke (1878), Alfred Levi (1915), Betty Levi geb. Frank (1892), Franzel Levi (), Hedwig Levi geb. Wallach (1887), Julius Levi (1885), Karoline Levi geb. Oppenheimer (1877), Leopold Levi (1897), Martha Levi geb. Frank (1902), Max Levi (1881), Moses Levi (1877), Moses Levi (1881), Recha Levi geb. Kuhl (1887), Louis Lindau (1874), Martha Lindau geb. Baumgarten (1890), Mathilde Lindau (1870), Moritz Lindau (1877), Hedwig Löser geb. Döllefeld (1880), Jenny Mielzynski geb. Oppenheim (1873), Herta (Hanna) Moses geb. Abraham (1905), Moritz Moses (1902), Moses Moses (1940), Pauline Moses (1933), Ruth Neuhaus (1918), Albert Oppenheim (1888), Egon Oppenheim (1925), Fritz Oppenheim (1888), Heinz Oppenheim (1925), Jenny Oppenheim geb. Grunsfeld (1877), Johanna Oppenheim geb. Abraham (1876), Klara Oppenheim geb. Lichtenstein (1881), Kurt Oppenheimer (1930), Leopold Oppenheimer (1883), Marie Oppenheim geb. Ochs (1912), Mathilde (Male) Oppenheim geb. Tannenberg (1875), Theodor Oppenheim (1886), Willy Oppenheim (1868), Ida Plaut geb. Stern (1869), Frieda Redelmeier geb. Apfel (1890), Berta Rothfels (1887), Else Rothfels geb. Fackenheim (1895), Isidor Rothfels (1896), Roni Rothfels (1898), Theodor Rothfels (1901), Rachel Silbertang (1893), Kathinka Stein geb. Goldschmidt (1884), Josef Stern (1870), Jenny Süsskind geb. Wallach (1890), Sally Süsskind (1883), Julius Weingarten (1911), Herbert Wertheim (1888).    
     
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
 
Jahresversammlung der jüdischen Lehrer Hessens in Bebra (1874)    

Bebra AZJ 25081874.jpg (461049 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. August 1874: "Kassel, 10. August (1874). [Jahresversammlung der jüdischen Lehrer Hessens zu Bebra]. In dem am Kreuzungspunkt zweier Eisenbahnen günstig gelegenen Bebra fand am 12. Juli dieses Jahres die jährliche Konferenz der jüdischen Lehrer Hessens unter Leitung des Seminarlehrers Dr. Stein aus Kassel statt. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden, etwa dreißig an der Zahl, begrüßt und die Namen derjenigen, die ihre Abwesenheit entschuldigt, verlesen hatte, gedachte derselbe der seit der vorigen Jahresversammlung verstorbenen Lehrer Lewisohn - Langenselbold, Fleischhacker - Niederaula und Plaut - Neustadt. Er hob namentlich die Verdienste Lewisohns hervor, wie derselbe als tüchtiger Lehrer von anerkannter Wirksamkeit dagestanden; wie es nicht leicht eine Frage von erziehlicher oder unterrichtlichter Bedeutung gegeben, die nicht von ihm in Versammlungen und Konferenzen mitberaten worden sei; und wie sich die allgemeine Teilnahme an dem herben Geschick seiner Familie in so erhebender Weisekundgegeben. Auch auch die beiden anderen Verblichenen seien Freunde der öffentlichen Sache und Förderer der gemeinschaftlichen Bestrebungen gewesen. Die Versammlung ehrte ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen... 
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Zum Tod von Lehrer Weingarten (1900)  

Bebra Israelit 02011900.jpg (130255 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1900: "Bebra, 22. Dezember (1900). Heute haben wir die Überreste eines wackeren Mannes dem Schoße der Erde überantwortet. Unser Lehrer, Herr Weingarten, ist uns im 37. Jahre seines Lebens durch den unerbittlichen Tod entrissen worden. Länger als ein Jahr leidend, ertrug er sein Siechtum in Geduld und Ergebung. Um den teuren Verblichenen trauern außer Weib und Kind, ein bejahrter Vater und mehrere Schwestern, die in dem Bruder eine Stützte dahinsinken sehen, die Gemeindemitglieder, die einen pflichttreuen Lehrer verloren haben. Ein stattliches Gefolge, dem sich der Königliche Herr Ortsschulinspektor und zahlreiche nichtjüdische Lehrer angeschlossen hatten, gab dem edlen heimgegangenen das Geleite zu seiner letzten Ruhestätte. Die Lehrer des Lehrergesangvereins Bebra trugen vor dem Sterbehause und am Grabe ergreifende Lieder in ergreifender Weise vor. In längerer, nach Form und Inhalt gleich ausgezeichneter Weise schilderte Herr Kreisrabbiner Strauß – Rotenburg die Eigenschaften des Verklärten als Mensch, Familienvater und als Lehrer. Einem letzten Wunsche des Entschlafenen zufolge sprach sein Freund, Herr Lehrer Spiro aus Schenklengsfeld am Grabe. Von Rührung überwältigt gab der letztgenannte Redner unter Zugrundlegung einer passenden Midraschstelle seinem Schmerz über den Heimgang seines geliebten Freundes Ausdruck. Es waren erschütternde Worte, die, aus dem Herzen kommend, ihren Weg zum Herzen nahmen. Möge der Allgütige den trauernden Hinterbliebenen den Trost spenden, der Er nur allein zu geben vermag!"     

     
Sitzung des Ausschusses der israelitischen Lehrerkonferenz Hessens in Bebra (1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  26. Januar 1912: "Kassel, 19. Januar (1912). Wie in einer zu Bebra stattgehabten Sitzung des Ausschusses der israelitischen Lehrkonferenz Hessens mitgeteilt wurde, hat die Regierung zu Kassel eine Verfügung erlassen, wonach die israelitischen Lehrer nur den die Volksschule besuchenden Kindern Religionsunterricht zu erteilen haben. Der anderen israelitischen Kindern, namentlich Schülern höherer Schulen erteilte Religionsunterricht gilt als Nebenbeschäftigung, bedarf der Genehmigung der Schulbehörde und muss besonders honoriert werden. Dieser Entscheid ist für manchen Lehrer, aber auch für die israelitischen Gemeinden von wesentlicher Bedeutung",        

    
Verlobungsanzeige von Betty Blumenthal und Lehrer Männy Rosenbusch (1928)      

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. Mai 1928:  
"Wir geben unsere Verlobung bekannt:  
Betty Blumenthal  Lehrer Männy Rosenbusch  
Fulda Mittelstraße 47 - Bebra  Pfarrstraße 6".           

 
Israelitische Lehrerkonferenz in Bebra (1930)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. Mai 1930:    
Der Bericht ist noch nicht abgeschrieben - zum Lesen bitte Textabbildung anklicken         

   
Die drei Konfessionsschulen in Bebra sollen zu einer Simultanschule zusammengelegt werden (1931)
      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. September 1931: "Bebra. Schulzusammenlegung. Wie wir den 'K.N.N.' (Kasseler Neueste Nachrichten) entnehmen, wird geplant, die drei Volksschulen in Bebra, und zwar die evangelische mit zirka 600, die katholische mit 30, und die jüdische mit 10 Schülern zu einer einzigen Simultanschule zusammenzulegen. Dadurch würden neben den Sachkosten auch zwei Lehrkräfte eingespart. Von Seiten der Gemeinde Bebra und der Lehrerschaft wird der Plan gefördert, während sich die Religionsgemeinschaften ablehnend dazu verhalten."             


    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Kritik an den liberalen Zuständen in Bebra (1865) 
In diesem Bericht wird über aus orthodox-jüdischer Sicht sehr kritisch über die religiösen Zustände in Kurhessen geschrieben und das fromme Gudensberg dem scharf kritisierten, liberalen Bebra gegenübergestellt.    

Gudensberg Israelit 08021865.jpg (238004 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1865: "Aus Kurhessen (Provinz Niederhessen). Der Korrespondent Ihres geschätzten Blattes aus Kassel bringt Ihnen nur Nachrichten aus dieser Stadt, während er das Innere unseres Landes ganz unberücksichtigt lässt. Ich erlaube mir daher, den Lesern dieses Blattes ein Bild von den religiösen Zuständen unserer Provinz zu entwerfen. Es wird dies nun freilich kein sehr erfreuliches sein, denn viele unserer Gemeinden zeichnen sich nur durch religiösen Indifferentismus oder durch stupide Nachahmungssucht aus. Die Ursache dieses Übels wird nicht schwer zu finden sein, wenn man bedenkt, dass 5 Kreise unserer Provinz schon seit geraumer Zeit der Leitung eines Rabbiners entbehren, und auch selbst von manchen Seelsorgern die Neuerungssucht begünstigt wird. 
Wenden wir unseren Blick hingegen nach den Kreisen Fritzlar und Melsungen, so sehen wir ein schon erfreulicheres Gemälde sich vor unseren Augen aufrollen, denn diese beiden Kreise stehen unter der Führung eines wahrhaft frommen und gottesfürchtigen Mannes, unter der des Kreisrabbinen Wetzlar zu Gudensberg, welcher nun schon seit ca. 35 Jahren mit seltener Berufstätigkeit und Aufopferung dahin strebt, in seinem Wirkungskreise wahres Judentum und aufrichtige Gottesfurcht zu fördern. So hat er schon seit vielen Jahren eine ziemlich beträchtliche Anzahl Schüler um sich versammelt, welche er in die Gefilde der Tora einführt, und sie mit liebenswürdiger Freundlichkeit, oft mit Hintansetzung seiner eigenen Interessen, in ihrem Streben unterstützt. 
Besonders erfreut sich Gudensberg in Folge seines frommen Eifers eines sehr regen gottesfürchtigen Sinnes. Während z.B. in sehr vielen anderen Gemeinden nur am Sabbat das Gotteshaus geöffnet wird, wir hier täglich morgens und abends durch ordnungsvollen Gottesdienst Gott verherrlicht, trotzdem die Gemeinde nur aus ca. 34 Familien besteht. Neben diesen beiden Grundpfeilern des Judentums - Tora und Gottesdienst - ist auch der dritte nicht ohne Pflege geblieben. So bestehen hier unter der Leitung des Rabbiners drei Chebrot (Vereine), welche Wohltätigkeit sich zur Aufgabe gemacht haben, und die ihrem Zwecke durchaus entsprechen. 
Als Gegenstück hierzu muss ich nun die fast ebenso zahlreiche Gemeinde Bebra, im Kreise Rotenburg anführen. Hier hält man es für Bildung und Aufklärung, wenn man alles Jüdische verlacht und verhöhnt. Demzufolge wurden bei der im vorigen Jahre stattgehabten Renovation der Synagoge die der Frauengalerie umgebenden Schranken abgerissen, und es ist wahrhaft empörend zu sehen, wie nun die Frauen mit den Männern im Gotteshause korrespondieren und kokettieren. Hoffen wir, dass bei dem demnächstigen Besetzung des Rabbinats zu Rotenburg auf einen Mann Rücksicht genommen werde, der nicht einreißen, sondern aufbauen kann und will! A.L." 

   
Delegiertenkonferenz jüdischer Gemeinden in Bebra (1875)   

Bebra Israelit 20011875.jpg (80727 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1875: "Bebra, 10. Januar (1875). Am heutigen Tage war in unserer Stadt eine große Anzahl Delegierter verschiedener israelitischer Gemeinden des ehemaligen Kurfürstentums Hessen versammelt, um über die Schritte zu beraten, welche zur Beseitigung der Gesetze vom Jahre 1823 und 1833 die Gemeindeverhältnisse betreffend, zu ergreifen sind, und um sich gleichzeitig über Ersetzung der jetzigen bestehenden Einrichtung, insbesondere der Vorsteherämter durch andere den heutigen Zeitverhältnissen geeignetere Einrichtungen zu einigen und solche der Behörde in Vorschlag zu bringen. Man einigte sich schließlich nach längerer Debatte über die Wahl einer Kommission von 10 Mitgliedern, welche die nötigen Vorschläge einer wiederholten Versammlung zu machen und dieselbe ein Schriftstück in Form einer Petition den verschiedenen Gemeinden an die kompetenten Behörden zur Unterschrift vorzulegen hat."

  
Antisemitische Vorgänge (1882): ein zweijähriges jüdisches Kind wird durch ein achtjähriges christliches Kind getötet  

Bebra Israelit 20091882.jpg (132732 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1882: "Aus Mitteldeutschland. In dem, in der Provinz Hessen-Nassau, an dem Knotenpunkte mehrerer Eisenbahnen gelegenen Dorfe Bebra hat in voriger Woche ein verlotterter achtjähriger Christenknabe das zweijährige Söhnchen eines jüdischen Einwohners an den Fluss gelockt und dasselbe dann hineingestoßen, sodass das Kind ertrank. Wie man sich erzählt, hätte dasselbe nach dem ersten Stoße sich wieder aufs Trockene gearbeitet gehabt, worauf der Bösewicht es aufs neue ins Wasser zurückgestoßen und so den Tod des armen Kindes herbeigeführt habe. Nach vollbrachter Tat lief der Missetäter zu seiner Mutter und erzählte ihr, was er soeben vollbracht habe. Diese riet ihm, über die Sache zu schweigen. Die Tat wurde aber dennoch ruchbar, und Mutter und Sohn befinden sich bereits in gefänglichem Gewahrsam. Der Knabe hat sicher Anlage, in der ‚Judenfrage’ nach dem vieldeutigen Ausdrucke ‚kühl bis ans Herz’ tätig zu sein. Da auch kindliche Ohren in dieser, von gewisser Seite absichtlich in Fluss erhaltenen Frage so manches gehässige Wort auffangen, so dürfte vielleicht auch dieser Fall aus das Konto der Hetzapostel gesetzt werden können. Die betreffenden Eltern und das Kind sind sicherlich sehr zu bedauern. Noch bedauerlicher aber wäre es in der Gegenwart gewesen, wenn ein Umgekehrtes stattgefunden, wenn ein Judenknabe ein Christenkind ins Wasser geworfen hätte! Wie leicht hätte man daraus eine Tisza-Eszlár* Angelegenheit gemacht!
Was überhaupt die Antisemitenbewegung betrifft, so täuscht man sich, wenn man glaubt, dass dieselbe im Absterben begriffen sei. Sie strebt vielmehr jetzt eine feste innere Organisation an…"
*
Anmerkung: Im ungarischen Tisza-Eszlár fand 1882 noch ein Ritualmordprozess statt.

 
Die jüdische Jugend veranstaltet einen großen Winterball (1929)  

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 29. November 1929: "Bebra. Man schreibt uns: Die jüdische Jugend Bebras veranstaltet am Sonnabend, dem 7. Dezember, in sämtlichen Räumen des Hotels 'Hessischer Hof' einen großen Winterball. Für den musikalischen Teil dieser Veranstaltung wurde die Kasseler Tanzkapelle 'Astra Jazz' verpflichtet. Allerlei Darbietungen werden den Abend umrahmen. Wir können der gesamten jüdischen Jugend den Besuch des Abends empfehlen, da es in Bebra bisher immer sehr gemütlich war. J.O."            

 
Versammlung der Jüdischen Jugendgemeinschaft Kassel in Bebra (1930)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. Mai 1930: "Jüdische Jugendgemeinschaft Kassel. Über 30 junge Menschen waren vergangenen Sonntag in Bebra versammelt und haben dort wieder den Anfang gemacht, zu werben und zu arbeiten im Sinne des Verbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands. Die Tagung wurde von Lehrer Katz (Kassel) mit einer Aussprache über praktische Zusammenarbeit im hiesigen Kreis eingeleitet und es wurde beschlossen, in den einzelnen Gruppen Arbeitsgemeinschaften nach dem Muster der Kasseler J.G.-Gruppe zu veranstalten. Der erste Abend soll immer in den einzelnen Gruppen von einigen Kasselanern geleitet werden. 
Am Nachmittag wurde eine kleine Fahrt gemacht. Katz berichtete nochmals über Verbandsarbeit, es ergab sich eine rege Diskussion, die dahin endete, dass alle bereit waren, jetzt recht rege für unseren Verband, d.h. weil unser Verband alles Jüdische bejaht, für unser Judentum zu arbeiten. 
Fechenbach sprach ausführlich über München, dem Tagungsort der diesjährigen Delegiertenversammlung und wird dort die Kasseler Gruppe vertreten. Es wurden einige Resolutionen gefasst, die dem Verband weitergeleitet wurden. K."  

 
Vortragsabend der Sinai-Loge Kassel in Bebra (1930)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 19. Dezember 1930:  "Bebra. Am 6. dieses Monats veranstaltete der Kultusausschuss der Sinai-Loge in Kassel für unsere Gemeinde einen Vortragsabend. In selbstloser Weise widmen sich Damen und Herren der Loge der Aufgabe, den jüdischen Gemeinden auf dem Lande Anregung und Erleben zu geben für die Auseinandersetzung mit jüdischem Denken und Fühlen. Das ist ihnen in unserer Gemeinde in vollem Maße gelungen. Während Herr Dessauer in kurzem, einleitendem Vortrage die Quellen, den Werdegang und die Besonderheiten des jüdischen Liedes in das Blickfeld und das Interesse der über 100 erschienenen Gemeindemitglieder stellte, verstand es Frau Dr. Gotthilfe, unterstützt durch Fräulein Müllers auf Inhalt und Melodie eingehende Begleitung, in ihrer überaus künstlerisch empfindenden Art die Zuhörer das jüdische Lied und die jüdische Melodie in ihrer besonderen, aus jüdischem Denken und jüdischer Not geborenen Eigenart erleben zu lassen. Um aus der Fülle nur einiges herauszugreifen, seien Wiegenlied und Jonney genannt. Der dankbare Beifall erzwang einige Zugaben, von denen besonders das herzige 'Heimkehr vom Feste', vertont von Leo Blech, die Hörer entzückte."         

   
Chanukka-Ball der Bebraer jüdischen Jugend (1931)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 6. November 1931:  "Bebra. Am Sonnabend, den 28. November, abends 8.30 Uhr, veranstaltet die Bebraer jüdische Jugend ihren diesjährigen 'Chanukah-Ball' im großen Saale des 'Hessischen Hofes'. Es wurde keine Mühe gescheut, allen Besuchern einige angenehme Stunden zu bereiten. Da es in Bebra stets sehr schön war und jeder auf seine Kosten kam, können wir allen jugendlichen Lesern diese Veranstaltung empfehlen. Der wirtschaftlichen Lage entsprechend, sind die Eintrittspreise sehr niedrig bemessen."            

  
76. Geburtstag von Joseph Oppenheim (1927)    

Bebra Israelit 17101927.jpg (11991 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1927: "Bebra, 23. Oktober (1927). Am Simchat Tora-Fest (= 19. Oktober 1927) konnte Joseph Oppenheim, dahier, in voller Rüstigkeit seinen 76. Geburtstag begehen."  

    
Zum Tod von Pinchas Seelig in Solz (1928)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. März 1928: "Solz. Hier starb der in weiten Kreisen bekannte Pinchas Seelig. Wie beliebt und angesehen er war, das zeigte sich, als man ihn zu Grabe trug. Wohl noch nie hat unser Dorf einen solchen Leichenzug gesehen. Von weit her waren Freunde und Verwandte gekommen. Vor dem Trauerhaus standen fast alle Einwohner des Dorfes, um den Toten noch einmal zu ehren. Der Bürgermeister von Trott zu Solz, der Pfarrer, die Lehrer, Rittergutspächter, Landwirte und Arbeiter, alle waren sie gekommen, um dem Entschlafenen auf seinem letzten Weg das Geleit zu geben. Die israelitische Gemeinde Sontra wollte ihren Leichenwagen zur Verfügung stellen, doch ein Landwirt in Solz ließ es sich nicht nehmen, den toten Freund zu Grabe zu fahren. Der ehemalige Kultusminister von Trott zu Solz ehrte den Verstorbenen durch Übersendung eines Blumenstraußes."              

 
70. Geburtstag von Meier Rothfeld (1928)
  

Bebra Israelit 15111928.jpg (11371 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928: "Bebra, 4. November (1928). Seinen 70. Geburtstag beging gestern Herr Meier Rothfeld dahier."   


Zum 75. Geburtstag von Berta Oppenheim geb. Meyerhoff (1929)  

Bebra Israelit 28021929.jpg (16992 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Bebra, 20. Februar (1929). Ihren 75. Geburtstag beging in größter Rüstigkeit und geistiger Frische Frau Berta Oppenheim geb. Meyerhoff dahier."     

   
60-jähriges Bestehen des Hotels Fackenheim in Bebra (1929)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. November 1929: "Bebra. Am 3. November feierte das weitbekannte Hotel Fackenheim in Bebra sein 60-jähriges Bestehen. Zahlreiche Glückwünsche und ehrende Anerkennungen aus dem Kreise von Bekannten und Kunden zeugten von der Wertschätzung, deren sich das angesehene Haus erfreut. Der Wirteverein des Kreises Rotenburg a.F. ließ durch eine Abordnung seinem Ehrenmitgliede und langjährigen Schriftführer, Herrn J. Fackenheim, seine Wünsche mit einem Blumenangebinde übermitteln, zugleich ließ auch der Deutsche Gastwirts-Verband e.V. ein Diplom überreichen."             

   
Anstelle von Salomon Katz wurde Emil Apfel zum Gemeindeältesten ernannt (1930)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 21. Februar 1930: "Bebra. An Stelle des aus dem Amte ausgeschiedenen Gemeindeältesten Salomon Katz in Bebra wurde Herr Emil Apfel als solcher ernannt und bestätigt."              

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Das Hotel Fackenheim sucht eine Mitarbeiterin (1890)  

Bebra Israelit 28051890.jpg (59420 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1890: "Auf sofort suche ein ordentliches israelitisches Mädchen aus anständiger Familie zur Erlernung des Haushaltes und für die Küche. Bevorzugt werden Solche, die bereits Vorkenntnisse besitzen, denen neben guter, familiärer Behandlung eventuell auch eine kleine Vergütung gewährt wird. Offerten mit Photo oder persönlicher Vorstellung. Hotel Fackenheim, Bebra, Hessen-Nassau."   

   
Anzeige des Eisen- und Eisenwarengeschäfte M. L. Apfel (1902)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1902:  "Ein Lehrling 
mit guten Schulkenntnissen findet Stellung in meinem Samstags und Feiertagen geschlossenen Eisen- und Eisenwarengeschäft. 
M. L. Apfel, Bebra."         

  
Verlobungsanzeige für Martha Oppenheim und Manfred Emanuel (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 3. April 1924: 
"Martha Oppenheim - Manfred Emanuel
Verlobte. Bebra, März 1924".       

  
Hochzeitsanzeige für Julius Rothfeld und Else geb. Fackenheim (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 13. März 1924: "Julius Rothfels - Else Rothfels geb. Fackenheim. Trauung: Bebra, 12. März 1924".        

   
Anzeige des Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes von M. Abraham (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 20. März 1924: 
"Für mein Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft (Sonnabends geschlossen) suche ich zu Ostern einen Lehrling mit guten Schulkenntnissen. M. Abraham  Bebra (Reg.-Bez. Kassel)".     

   
Verlobungsanzeige von Julius David und Else Oppenheim (1938)   

Bebra Israelit 22091938.jpg (23454 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1938: "Wir haben uns verlobt: Else Oppenheim - Julius David. Bebra / New York City 779 Riverside Drive - Malsch / New York City  545 West, 158 Street. September 1938."

    
Hinweis auf Jakob Oppenheim (1874 in Bebra, gest. 1947 in Cleveland/Ohio)  
 
Jakob Oppenheim ist 1874 in Bebra geboren und kam 1905 nach Tübingen. er war verheiratet mit Karoline Oppenheim geb. Seemann aus Aschbach. In Tübingen kamen die Kinder Heinz (1907) und Gertrud (1911) zur Welt. Jakob Oppenheim war einer der erfolgreichsten und angesehenste Kaufleute in Tübingen. Er führte seit 1906 das bisherige Damenkonfektions- und Aussteuergeschäft "Eduard Degginger u.Co." in der Neuen Straße 16. Er war 1914 bis 1925 Synagogenvorsteher in Tübingen sowie Gemeinde- und Stiftungspfleger der jüdischen Gemeinde. Weitere Geschichte der Familie siehe Seite https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Tübingen_Innenstadt.  Er starb 1947 in Cleveland/Ohio.  Für Jakob Oppenheim und seine Familie wurden in Tübingen "Stolpersteine" verlegt.
 
 
    
    

Zur Geschichte der Synagoge
          
   
Eine ältere Synagoge - vermutlich aus der Anfang des 19. Jahrhunderts - war vorhanden (auf dem "Sandrock'schen" Grundstück in der Nähe des Lindenplatzes). Beim Abbruch dieser alten Synagoge 1923 wurde vermutet, dass es sich beim Synagogengebäude ursprünglich um eine Scheune gehandelt hat, die in eine Synagoge umgebaut wurde. Jedenfalls handelte es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus, in dem sich auch ein Schulraum für 45 Kinder und eine Lehrerwohnung befanden. 1864 erfolgte eine Renovierung der Synagoge, bei der die traditionellen Schranken beziehungsweise Gitter der Frauenempore entfernt wurden, was auf scharfe Kritik in der orthodox-jüdischen Zeitschrift gestoßen ist:  
    
Renovierung der Synagoge und scharfe Kritik von Seiten der Zeitschrift "Der Israelit" (1865)  

Bebra Israelit 08021865.jpg (73425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1865: "Als Gegenstück hierzu muss ich nun die fast ebenso zahlreiche Gemeinde Bebra, im Kreise Rotenburg, anführen. Hier hält man es für Bildung und Aufklärung, wenn man alles Jüdische verlacht und verhöhnt. Demzufolge wurden bei der im vorigen Jahre stattgehabten Renovation der Synagoge die die Frauen-Galerie umgebenden Schranken abgerissen, und es ist wahrhaft empörend zu sehen, wie nun die Frauen mit den Männern im Gotteshause korrespondieren und kokettieren. .. Hoffen wir, dass bei der demnächstige Besetzung des Rabbinats zu Rotenburg auf einen Mann Rücksicht genommen werde, der nicht einreißen, sondern aufbauen kann und will! A.L."  

1923/24 wurde die alte Synagoge abgebrochen und an der Amalienstraße eine neue Synagoge erbaut. Großes Aufsehen erregte der Fund eines Skelettes unter dem Fußboden der alten Synagoge. Die Antisemiten werteten den Fund sofort als Spur eines Ritualmordes. Untersuchungen ergaben jedoch, dass der Tote bereits lange Zeit, möglicherweise schon über 100 Jahre oder sogar über mehrere Jahrhunderte an dieser Stelle begraben war.    
  
Gerichtliche Klärung des Skelettfundes im Bereich der Synagoge (1923)    

Bebra CV-Zeitung 06091923.jpg (252220 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitung des Central-Vereins) vom 6. September 1923: "Das Ende eines Ritualmordschwindels. Der Skelettfund in Bebra aufgeklärt. In Bebra wurde anlässlich des Umbaues der Synagoge bei den Ausschachtungsarbeiten am 14. Juni 1923 ein menschliches Skelett gefunden. Die judenfeindlichen Blätter haben sofort, wie auf geheime Verabredung, in sensationeller Aufmachung ‚das  Kindesskelett in der Synagoge’ benutzt, um das Gespenst eines Ritualmordes in deutschen Landen umgehen zu lassen. So hat das ‚Deutsche Wochenblatt’ vom 4. Juli an die in großen Lettern an der Spitze des Blattes gebrachte Nachricht folgenden Kommentar geknüpft: ‚Was wird aus dieser Untersuchung für ein Ergebnis entspringen? Es wird totgeschwiegen werden! Solange nicht eine völkische Regierung in alle diese geheimnisvollen Vorgänge mit starker Hand eingreift, werden wir vergebens auf Klarheit und Wahrheit hoffen.’ 
Der ‚Völkische Beobachter’ schreibt am gleichen Tage, es sei schade, dass man an dem Skelett eines so jungen Mädchens nicht nachweisen könne, ob es ein jüdisches oder ein christliches gewesen sei. 
Das Ergebnis der Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft liegt jetzt vor. Die Tageszeitungen in der Umgebung Bebras bringen folgende Zuschrift der Oberstaatsanwaltschaft in Kassel. Die Ermittlungen über das am 14. Juni 1923 bei dem Umbau der Synagoge gefundene Skelett eines Menschen haben folgendes ergeben. Es handelt sich um das Skelett eines etwa 30 Jahre alten Mannes, nicht um das Skelett eines etwa 5 Jahre alten Mädchens, wie gelegentlich in der Presse verbreitet wurde. Das Skelett lag etwa 30 cm unter dem Fußboden, der aus Tonplatten bestand, über welche weiter eine Holzdielung gelegt war. Die Knochenreste waren bereits im Zustand des Verfalls. Die Oberfläche der Knochen war nicht mehr glatt, sondern sehr rau und uneben, teilweise in fester Verbindung mit erdigen Bestandteilen. Mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des feuchten Lehmbodens, in dem die Knochenreste gefunden wurden und in dem der Verwesungsprozess um ein Vielfaches langsamer vor sich geht als in anderen Bodenarten und im Hinblick auf die Erfahrung über die Dauer der Verwesung von Knochenresten ist nach dem Gutachten des vernommenen Sachverständigen mit einer an Gewissheit grenzenden Wahrscheinlichkeit der Schluss gerechtfertigt, dass im vorliegenden Falle der Toten mindestens 100 Jahre, ja sogar noch viel länger und zwar vielleicht mehrere Jahrhunderte in der Erde gelegen haben muss. Mit Rücksicht auf die heute noch am Hinterkopfe des Schädels und oben nachweisbaren Schädelverletzungen kommt offenbar ein gewaltsamer Tod in Frage.
Durch Vernehmungen der ältesten eingesessenen Ortseinwohner in Bebra steht fest, dass ihnen aus eigenem Wissen oder aus der Erwählung noch älterer Ortseinwohner über das Verschwinden einer Person in oder im Umkreise von Bebra nichts bekannt geworden ist. Das Erinnerungsvermögen dieser Leute im Alter von 77, 83 und 87 Jahren geht bis auf die Zeit von mindestens 65 bis 75 Jahren zurück. Nach ihrer Bekundung hat sich die Synagoge immer in demselben veralteten Zustande befunden. Ob die Synagoge früher als Scheune gedient habe, hat sich nicht mit Bestimmtheit feststellen lassen. Nach Auskunft des zuständigen Katasteramtes ist der älteste Nachweis für das Vorhandensein der Synagoge auf 2. September 1892 datiert. Ein über die bauliche Einrichtung des jetzt abgebrochenen Gebäudes vernommener Bauunternehmer hält es mit Rücksicht auf die Balkenlage für möglich, dass das Gebäude früher als Scheune diente.
Von welcher Person das vorgefundene Skelett stammt, hat sich nicht feststellen lassen, ebenso auch nicht, ob ein Mord oder Totschlag vorlag und wer als Täter in Frage kommt. Anhaltspunkt zu weiterer Strafverfolgung sind demnach nicht gegeben und ebenso wenig ein Anlass zur Beunruhigung der Bevölkerung.’
Wir haben diese Erklärung der Oberstaatsanwaltschaft auch dem ‚Deutschen Wochenblatt’ und dem ‚Völkischen Beobachter’ zugesandt und sind überzeugt, dass sie den wahren Tatbestand ihren Lesern nicht vorenthalten werden." 

In der neuen Synagoge gab 74 Männer- und 33 Frauenplätze. Beim Bau handelte es sich um einen aus gebranntem Ziegelmauerwerk erstellten eingeschossigen Massivbau mit Satteldach. Gottesdienste fanden bis 1938 in dem Gebäude statt.  
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge - in Bebra bereits in der Nacht vom 7. auf den 8. November - durch auswärtige SS- und einheimische SA-Männer geschändet; die Inneneinrichtung völlig zerstört. 
 
Das Synagogengebäude blieb erhalten, wurde jedoch in den 1960er-Jahren im Zusammenhang mit Maßnahmen der "Stadtsanierung" abgebrochen. Das Grundstück wurde in den 1970er-Jahren neu mit einem Wohn-, Geschäfts- und Ärztehaus überbaut. Eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Synagoge wurde angebracht. Zusätzlich befindet sich hier eine Gedenktafel mit Namen zur Erinnerung an die aus Bebra in der NS-Zeit umgekommenen jüdischen Personen.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeAmalienstraße 4.      
   
   
Fotos
(Quelle: Fotos Mitte und rechts aus Arnsberg Bilder S. 19)  

Das Synagogengebäude       
Bebra Synagoge 110.jpg (37113 Byte) Bebra Synagoge 100.jpg (80813 Byte) Bebra Synagoge 101.jpg (81842 Byte)
 Einweihung der Synagoge 1924, 
Quelle: siehe unten bei focus-online
Aufnahme des Synagogengebäudes 
aus den 1950er-Jahren
Innenaufnahme der Synagoge mit Blick zum
 Toraschrein (Inschrift: "Erkenne, vor wem du
 stehst" und "Schaddaj" für den Gottesnamen.
      
        Foto oben in etwas höherer Auflösung    Foto oben in etwas höherer Auflösung 
     
     
Gedenken an die zerstörte Synagoge im Bereich des ehemaligen Synagogengrundstückes
  
(Fotos: Elisabeth Böhrer, Aufnahmedatum: 31.8.2008)
  
Bebra Synagoge 111.jpg (105845 Byte) Bebra Synagoge 112.jpg (92925 Byte)
Der heutige Rathausplatz (früher Beginn der Amalienstraße) mit einer Ziegelsteinmauer, 
an der die Gedenktafel für die ehemalige Synagoge angebracht ist mit der Inschrift:  
"Zum Gedenken an die ehemalige Synagoge der jüdischen Kulturgemeinde Bebra. 
Bebra, im Dezember 1984. Stadt Bebra".*  
Ungefährer Standort der Synagoge heute; 
die Adresse Amalienstraße 4 gibt es heute
 nicht mehr, da die heutige Amalienstraße 
mit Gebäude Nr. 6 beginnt.
   

*Anmerkung: der Begriff Kulturgemeinde ist falsch, korrekt wäre: "Kultusgemeinde Bebra". Nach Auskunft von Ortskundigen war die Tafel ursprünglich am sogenannten Ärztehaus angebracht. 

 
Synagogengrundstück und Gedenktafel
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2009)  
     
Bebra Synagoge 271.jpg (93692 Byte) Bebra Synagoge 270.jpg (83372 Byte) Bebra Synagoge 274.jpg (97013 Byte)
Blick auf die Ziegelsteinmauer, an der 
sich die Gedenktafel befindet  
Die Gedenktafel - 
Text siehe oben  
Ehemaliges Synagogengrundstück 
(wie oben beschrieben)  

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Januar/Februar 2009: Ausstellung in den Bebraer Berufsschulen  
Artikel von Jan Baetz vom 28. Januar 2009 in: HNA-Online (Artikel):    
Fotos gegen das Vergessen - Ausstellung zu NS-Terror in der Provinz - Bilder auch aus Bebra und Rotenburg 
Bebra.
Kahlgeschorene Frauen am Pranger, verwüstete Friedhöfe, Plakate mit judenfeindliche Parolen, zur Deportation aufgereihte Menschen. Die Schwarzweiß-Fotografien der Ausstellung "Vor aller Augen" sprechen eine deutliche Sprache. In den Bebraer Berufsschulen sind die beklemmenden Zeugnisse nationalsozialistischen Terrors in der Provinz bis Samstag, 14. Februar, zu sehen. Werner Schnitzlein von der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit freut sich, dass das Kapitel der Aufarbeitung nicht abgeschlossen ist..."   
   
Erinnerungen an die jüdische Gemeinde im jüdischen Museum "Mikwe" in Rotenburg an der Fulda  
Bebra Stadt RMus 010.jpg (71741 Byte)Links: Erinnerungen an die jüdische Gemeinde in Bebra im jüdischen Museum "Mikwe - Rotenburg an der Fulda".  
(Foto: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2009)  
  
Mai 2010: Stadtrundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte   
Artikel von Stefan Düsterhöft in der "Hessischen Allgemeinen" vom 27.5.2010 (Artikel): "Beim Stadtrundgang informierten sich 50 Interessierte über jüdisches Leben in Bebra. Sie waren integriert. 
Bebra.
Eine Synagoge an der Amalienstraße, Geschäfte an der Nürnberger Straße oder ein Badehaus am Bach Bebra: Vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten war die jüdische Gemeinde in Bebra fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Jüdische Familien lebten und arbeiteten nicht nur in der Stadt. Sie waren Mitglied im Radsportverein oder in der Feuerwehr, sie kickten im Fußballverein - sie waren integriert..." 
Weitere Informationen über die jüdische Geschichte Bebras im Internet: www.hassia-judaica.de."      
   
November 2018: Der Gemeinderat stimmt für die Verlegung von "Stolpersteinen" 
Artikel von Clements Herwig in der "Hersfelder Zeitung" vom November 2018: "Mehrheit für SPD-Antrag. Stolpersteine nun auch für Bebra
Bebra
. In Bebra sollen Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden. Die Mehrheit der Stadtverordneten stimmte dem SPD-Antrag zu.
Die Sozialdemokraten hatten in der jüngsten Sitzung auf eine namentliche Abstimmung der Parlamentarier bestanden. Es hatte bereits mehrfach Versuche gegeben, die Erinnerungssteine an die Opfer der NS-Zeit in Bebra einzuführen. 'Wir haben noch nie so viele unterstützende E-Mails zu einem Antrag erhalten wie in diesem Fall', sagte SPD-Fraktionsvize Christina Kindler. Ziel sei es, die Verlegung von Stolpersteinen auf eine breite bürgerliche Basis zu stellen. Dafür sollen nun alle Akteure an einen Tisch gebracht werden. Der ökumenische Arbeitskreis, die Bürgerinitiative der Stadt Bebra und die Kirchengemeinden hätten bereits Interesse signalisiert. Wichtig sei, dass eine Organisation die Koordination übernimmt. Jeder Bürger kann für 120 Euro eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen. Kosten für die Stadt entstünden daher nicht, so Kindler. Gegen Stolpersteine hatte sich vor allem die CDU ausgesprochen: Die Stadt Bebra habe mit der 2013 auf dem Rathausplatz angebrachten Gedenktafel bereits einen würdigen Ort des Erinnerns, der für jedermann zugänglich sei, so Martin Windolf (CDU). Das habe sich gerade bei der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen gezeigt. 'Über Pflastersteine sind wohl schon genug Stiefel marschiert', schloss Windolf. Es sei wichtig, neben der Gedenktafel weitere, dezentrale Denkmäler zu haben, sagte Kindler: 'Sie tragen die Erinnerung in den Alltag der Menschen.' In Nachbarstädten wie Rotenburg gebe es schon lange Stolpersteine. Wichtig sei auch, die lebenden Nachfahren der Opfer zu kontaktieren, Einverständnis einzuholen und zur Verlegung einzuladen. Eine Anfrage der Nachfahren einer jüdischen Familie liege bereits vor. Geschlossen mit Ja (17) stimmten die Fraktionen von SPD und Gemeinsam. Gegenstimmen (12) kamen von CDU und FDP, Enthaltungen (3) von CDU, FWG und BFB." 
Link zum Artikel  
 
Februar 2019: Initiative zur Verlegung von "Stolpersteinen" in Bebra 
Artikel von Clemens Herwig in der "Hersfelder Zeitung" vom 17. Februar 2019: "Stolpersteine sollen an Opfer der NS-Zeit erinnern. Porträt: Eine Familie, zwei Leben - Die Süsskinds flüchteten 1936 aus Bebra
Bebra. Die Familie Süsskind aus Bebra ist auf unterschiedliche Weise Opfer der NS-Zeit geworden. Stolpersteine sollen daran erinnern. Ein Info-Treffen findet am 26. Februar statt. Als die Nachricht kommt, dass nach langem Anlauf auch in Bebra Stolpersteine verlegt werden, ist für Gidon Süsskind und seine Familie ein Wunder geschehen. 'Wir dachten, das klappt nie', sagt der Enkel von Betty und Samuel Levi und Urenkel von Sophie Frank – Juden aus Bebra, die das Terrorregime der Nationalsozialisten nicht überlebt haben. Sie werden zu den Ersten gehören, an deren Leben und Tod mit einem Stolperstein vor ihrem letzten Wohnort in Bebra erinnert wird. Wer verstehen will, warum eine Entscheidung des Bebraer Stadtparlaments so wichtig für ihre Nachkommen ist, eine Großfamilie, die in der Stadt Herzlia etwa 15 Kilometer nördlich von Tel Aviv lebt, muss verstehen, was selbst die gelungene Flucht aus Nazi-Deutschland bei dieser Familie und ihrer Geschichte angerichtet hat.
Darüber spricht man nicht. 'Mein Mann und ich sind seit 44 Jahren verheiratet. Als ich ihn kennenlernte, sagte er nur: Ich habe keine Großeltern.' Nava Süsskind ist eine zierliche Frau mit grauem kurzen Haar und einer ruhigen Stimme, aber gerade beugt sie sich so weit vor, dass sie den gesamten Handybildschirm ausfüllt, der das Videotelefonat aus Israel überträgt. Was sie mit eindringlichen Worten zusammenfasst, ist vielen deutschen Familien bekannt: Man spricht nicht darüber, was passiert ist – vor allem nicht darüber, was in den Jahren 1933 bis 1945 passiert ist. Traudel Levi und Karl Siegfried Süsskind fliehen 1936 über Italien gemeinsam nach Israel – damals noch ein Teil Palästinas. Beide sind jung, Mitte zwanzig, sie bauen sich ein zweites Leben auf, heiraten, bekommen Kinder: Gidon, seine Schwester, seinen Bruder. Und sie bauen eine Mauer auf. Zu ihrem alten Leben in einem Deutschland, in dem sie nicht länger erwünscht sind. Zu Bebra. Gidons Großeltern und Sophie Frank bleiben dort zurück – sie wollen ihre Heimat nicht verlassen, glauben daran, dass alles wieder besser wird. Als sie ihren Fehler erkennen, ist es zu spät. 'So sehr es meine Eltern auch versuchten, sie bekamen keine Einreisegenehmigung für sie', sagt ihr Enkel. Die Großeltern sterben in Deutschland: Samuel Levi an einer Lungenkrankheit, seine Frau Betty 1942 nach der Deportation im Konzentrationslager Lublin-Majdanek in Polen. Gidons Urgroßmutter Sophie Frank nimmt sich kurz nach den Novemberpogromen 1938 das Leben. 'So lange meine Eltern lebten, war das ein schwieriges Thema', sagt der 68-jährige Gidon Süsskind. 'Wenn meine Großeltern zur Sprache kamen, hatte meine Mutter Tränen in den Augen.' Er wächst mit der deutschen Sprache und Kultur auf, 'sie sind Teil meines Lebens', wie er sagt – doch die Familie in Deutschland wird zum Tabu. 'Es war schwierig für sie, zu diesen Wunden zurückzukehren', sagt Nava über die Eltern ihres Mannes, 'zurück zu ihren blutenden Herzen.'
Die letzten Briefe verbrannt. Vor seinem Tod im Alter von 93 Jahren – fast 60 Jahre davon arbeitet er als Kinderarzt – verbrennt Gidons Vater die letzten Briefe aus der einstigen Heimat und nimmt das Gefühl, seinen Eltern nicht geholfen zu haben, mit ins Grab, wie seine Schwiegertochter vermutet. Der Wendepunkt kommt im Jahr 2015, Gidon Süsskind ist mittlerweile selbst fünffacher Großvater – er nennt es einen Sieg über den Holocaust: 'Wir sind immer noch hier.' Die Familie in Israel bekommt Post aus Heuchelheim, Germany. Die Gemeinde im Kreis Gießen will Stolpersteine verlegen, auch Gidons Großeltern väterlicherseits gehören zu den Opfern, an die erinnert werden soll. 'Die Vergangenheit hat uns eingeholt, auf sehr starke und emotionale Weise', sagt der 68-Jährige. Die Mauer in der Familiengeschichte, die seit der Flucht aus Deutschland bestanden hat – sie bröckelt. 'Dahinter gab es Menschen, ihre Leben, ein Haus, Fotos', erinnert sich Nava Süsskind, 'als diese Mauer einmal niedergerissen war, konnten wir das nicht mehr ignorieren. Es ist unsere Pflicht, ihnen zu Gedenken.' Ein Jahr später reisen die Süsskinds mit ihren Kindern nach Deutschland, zur Verlegung in Heuchelheim. 300 Menschen nehmen an der Zeremonie teil. Für die Süsskinds ist es ein Abschluss – die Großeltern aus Heuchelheim starben im Vernichtungslager Sobibor, Gräber gibt es nicht – aber auch ein Anfang. In Heuchelheim entstehen Freundschaften, die bis heute halten. 'Wir sind einer Generation begegnet, die sehr viel mit uns zusammen bedauert', sagt Nava. 2016 ist auch das Jahr, in dem die Süsskinds nach Bebra kommen, um dem Familienzweig von Traudel Levi nachzuspüren. Sie besuchen das Haus der Großeltern in der Apothekenstraße (das mittlerweile einem Neubau des VR-Bankvereins gewichen ist). 'Um zu sehen, 'wo sie gelebt haben, von wo sie geholt wurden', sagt Gidon. Es gibt ein Bild, eine Delegation der Stadt mit der Familie auf den Treppenstufen vor dem Eingang. Das Thema Stolpersteine kommt auf. 'Wir waren enttäuscht über das klare Nein', sagt der Israeli. 'Uns wurde erklärt, dass das in Bebra anders läuft, mit einer Gedenktafel.' Dafür hat Gidon Verständnis, auch für Kritik an den Stolpersteinen. 'Ich sehe es nur nicht so', sagt er im gut 4000 Kilometer entfernten Israel und zuckt mit den Achseln.
Kuckucksuhr aus Bebra mitgebracht. Im Hintergrund schlägt eine Kuckucksuhr zur vollen Stunde. Seine Mutter hat sie damals aus Bebra mitgebracht, ein mehr als 100 Jahre altes Kunstwerk aus Holz. Handbemalt. 'Niemand sollte von seiner eigenen Geschichte abgeschnitten sein', sagt Gidon Süsskind. Das wünscht er sich, besonders für seine Kinder. Wenn die ersten Stolpersteine in Bebra verlegt werden – wenn die Namen von Betty und Traudel Levi und von Sophie Frank vor dem Haus in der Apothekenstraße einen Platz im Asphalt finden – werden die Süsskinds da sein. Er reicht das Handy weiter, Nava möchte etwas sagen. Es ist ihr wichtig, es ist der Moment, in dem sie den Bildschirm ausfüllt. 'Wir kommen nicht, um anzuklagen', sagt sie. 'Wir wollen die Chance nutzen, wieder ein wir zu werden.' Sekundenlang blickt sie in die Kamera, ohne ein Wort zu sagen. Kämpft mit den Tränen. Bis sich ihr Mann verabschiedet und auflegt.
Bebra und die Stolpersteine. Erst mit einer Abstimmung im Stadtparlament Ende des vergangenen Jahres wurden die Pläne konkret, auch in Bebra Stolpersteine verlegen zu lassen. Der Kontakt zu Künstler Gunter Demnig ist hergestellt, ab dem 10. Juli soll es 17 Stolpersteine an sieben Orten in der Eisenbahnerstadt geben. Ein Blick auf die Vorgeschichte, die Nachbarstädte und den aktuellen Stand des Stolperstein-Projekts:
Die Abstimmung. 'Wir haben noch nie so viele unterstützende E-Mails zu einem Antrag erhalten wie in diesem Fall', sagte SPD-Fraktionsvize Christina Kindler bei ihrer Rede im Bebraer Parlament. Der Antrag hatte Erfolg, die Mehrheit sprach sich im November für die Verlegung von Stolpersteinen aus. Gegenstimmen gab es vor allem von der CDU: Die Stadt Bebra habe mit der 2013 auf dem Rathausplatz angebrachten Gedenktafel bereits einen würdigen Ort des Erinnerns, der für jedermann zugänglich sei. Die Abstimmung im Parlament: Mit Ja (17) stimmten die Fraktionen von SPD und Gemeinsam. Gegenstimmen (12) kamen von CDU und FDP, Enthaltungen (3) von CDU, FWG und BFB.
Die Nachbarn. In den Nachbarstädten Rotenburg (55 Messingtafeln) und Bad Hersfeld (74) gibt es seit 2010 Stolpersteine – ohne Abstimmung in den Parlamenten, die Entscheidungen fielen jeweils im Magistrat.
Der Blick ins Archiv. Als in Rotenburg im Mai 2010 die ersten Gedenk-Messingplatten verlegt wurden, gab es im Kreis nur an wenigen Orten Stolpersteine. Ein jüdischer Gast der Feier kommentierte: 'Ich befürchte, dass selbst heute Gemeinden wie Bebra noch nicht bereit dafür sind.' Ein Leserbrief greift die Aussage eine Woche später auf: 'Als Zugezogener habe ich schon häufiger solche Einschätzungen über die Vergangenheitsbewältigung in Bebra gehört', schrieb Gerhard Schneider-Rose. Und weiter: 'Ich gehe davon aus, dass die Einschätzung nicht stimmt.' Dr. Heinrich Nuhn, Kurator des Jüdischen Museums in Rotenburg, erinnert sich: 'Das hat damals für eine Diskussion in Bebra gesorgt.' Die Eisenbahnerstadt sei einmal Vorreiter bei der Erinnerungsarbeit gewesen: So habe etwa Bürgermeister August-Wilhelm Mende in den 70er-Jahren Verbindung zu geflohenen jüdischen Bebranern in Israel aufgenommen.
Der aktuelle Stand. Die Fäden für die Verlegung der Stolperstein hält die Bürgerinitiative Zukunft für Bebra in der Hand, unterstützt von der Stadtverwaltung. Die Brüder-Grimm-Gesamtschule und die Beruflichen Schulen hätten bereits Hilfe zugesagt, die Bereitschaft zur Übernahme einer Patenschaft für einen Stolperstein sei groß. Weitere Paten werden dennoch gesucht. Am 26. Februar soll es eine Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus, Grüner Weg 2, in Bebra geben. Geplant ist zudem ein kurzer Vortrag von Dr. Heinrich Nuhn.
Kontakt: Bürgerinitiative Bebra, Vorsitzender Gerhard Schneider-Rose, Telefon 0 66 22/32 11."
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August 2019: Besuch von Nachkommen der Familie Süßkind in Heuchelheim anlässlich der Verlegung von "Stolpersteinen" in Bebra     
Artikel von Rüdiger Soßdorf im "Gießener Anzeiger" vom 12. August 2019: "Stolpersteine sind keine Schlusssteine
Heuchelheim (so)
. Nicht rückwärtsgewandt, sondern mit Blick nach vorn wolle man einander begegnen. Das versprachen sich Mitglieder der Familie Süßkind und Heuchelheimer Bürger bei ihren ersten Begegnungen vor drei Jahren. Ganz so, wie es Dr. Karl Süßkind und sein Freund, der frühere Heuchelheimer Bürgermeister Otto Bepler, für die Nachfahren gewünscht hatten. Die Zusage trägt: Im Juli weilten Gidon und Nava Süßkind aus Herzlia/Israel einmal mehr am unteren Bieberbach. Mit ihnen waren rund 20 weitere Angehörige der Familie nach Deutschland gekommen. Kinder und Enkel sind dabei, die Urenkel von Karl Süßkind, der mit seiner Frau Traudel vor bald 80 Jahren auf der Flucht vor den Nazis seine Heuchelheimer Heimat gen Israel verließ. Gerade die Begegnungen dieser Nachgeborenen mit Gleichaltrigen macht Mut, lässt optimistisch nach vorn blicken.
Weiterer Anlass der neuerlichen Deutschland-Visite: Das Verlegen von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig in Bebra, der Heimatstadt von Karl Süßkinds Frau. Da wurde noch einmal thematisiert, was man einander bereits in Heuchelheim versprach, als im Juni 2016 Stolpersteine für Süßkinds verlegt wurden: "Stolpersteine sind keine Schlusssteine." Ganz im Gegenteil sollen sie Denk-Prozesse anstoßen. Zudem wird ein weiterer Ansatz verfolgt, um Diskussionen anzuregen: Im Heuchelheimer Heimatmuseum im einstigen Kinzenbacher Bahnhof sollen Spuren einstigen jüdischen Lebens in Heuchelheim dokumentiert werden. Das haben Gidon Süßkind und Gerhard Kreiling, der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatmuseum im Kulturring, verabredet. Gesucht werden nicht nur Dokumente und Fotos, sondern darüber hinaus weitere Gegenstände, die an die Heuchelheimer jüdischen Glaubens erinnern. Jüdisches Leben gehört für mehr als 200 Jahre zur Heuchelheimer Geschichte, sagt Gerhard Kreiling. Wie hilfreich diese Arbeit sein kann, um Diskussionen anzustoßen und eine Kultur der Auseinandersetzung zu bereichern, die sich aus der Vergangenheit speist, aber bis heute ungebrochen aktuell ist, das hat sich anderorts durchaus gezeigt: So ist Kreiling im Austausch mit Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg/Fulda. Nuhn hat dort eine solche Arbeit bereits geleistet. Wer zur geplanten Sammlung in Heuchelheim etwas beisteuern kann, ist gebeten, sich an Gerhard Kreiling zu wenden: heimatmuseum@gakreiling.de."
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Oktober 2021: Verlegung von weiteren "Stolpersteinen" in Bebra  
Artikel von Carolin Eberth und Clemens Herwig in der "Hessischen Allgemeinen" hna.de (Lokalausgabe) vom 7. Oktober 2021: "Angehörige aus Israel waren Gäste der Aktion
Weitere Stolpersteine in Bebra erinnern an jüdische Opfer des NS-Regimes

Den jüdischen Opfern einen Namen geben und an Menschen erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert worden sind – das ist der Sinn der zweiten Stolpersteinverlegung in Bebra.
Bebra - Geprägt von gefühlvollen Momenten, Tränen, bewegenden Worten und Gesten fand die Zeremonie der Stolpersteinverlegung am Mittwochmorgen in der Bebraer Innenstadt statt. Musikalisch begleitet wurde sie von Elisabeth Fläming. Familie Süsskind – Nachkommen von Juden aus Bebra, die die Zeit des Nationalsozialismus nicht überlebt haben – war extra zu viert aus Tel Aviv angereist. 'Es ist ein hochemotionaler und wichtiger Moment für uns, hier zu stehen, wo bis vor kurzem noch das Haus unserer Mutter Traudel und unseren Großeltern Betty und Samuel Levi stand', sagte Gidon Süsskind an der Apothekenstraße 10. Süsskinds Vorfahren lebten in Bebra und führten ein Geschäft, bis sich der Antisemitismus in ganz Deutschland ausbreitete. Die Eltern flohen nach Israel, das dunkle Kapitel Deutschland verschwand hinter einer Mauer in der Familiengeschichte – die auch dank der Stolpersteinverlegungen in Heuchelheim bei Gießen und in Bebra vor zwei Jahren zu bröckeln begann (wir berichteten). Insgesamt wurden in Bebra weitere 20 der von Künstler Gunter Demning gestalteten Stolpersteine verlegt, die 'Passanten zum Anhalten und Gedenken einladen und so die Opfer vor dem Vergessen bewahren sollen', wie es Bürgermeister Stefan Knoche bei der Zeremonie beschrieb.
Begleitet wurde die Verlegung von der Klasse 10c der Brüder-Grimm-Gesamtschule. Die Schüler hatten sich unter der Leitung von Lehrerin Ann-Christin Allendorf und mithilfe des Heimathistorikers Dr. Heinrich Nuhn etwa drei Wochen lang intensiv im Geschichtsunterricht mit den Verbrechen der Nationalsozialisten an jüdischen Bürgern aus Bebra beschäftigt. Die Klasse hatte für die Feierlichkeit Texte und Rollenspiele vorbereitet. Wirklich bewusst dürfte den Schülern das von ihnen recherchierte Leid im Gespräch mit den Süsskinds geworden sein. Die Israelis besuchten die Klasse am Vortag der Stolpersteinverlegung, Schulsozialpädagogin Christina Kindler hatte den Kontakt hergestellt. 'Es ist etwas ganz anderes, wenn der Zeitzeugenbericht ein Gesicht bekommt – oder in diesem Fall drei', sagte die stellvertretende Schulleiterin Maike Gille bei der Begrüßung der Brüder Dan und Gidon Süsskind sowie Gidons Ehefrau Nava.
Die Gäste antworteten offen auf die Fragen der Jugendlichen und schilderten ihre Familiengeschichte – mal auf Englisch, mal auf Deutsch, oft eindringlich und ohne die Schüler zu schonen. 'Kommen Sie gerne zur Stolpersteinverlegung nach Bebra?', lautete eine dieser Fragen. 'Das ist vielleicht nicht das richtige Wort, wir kommen mit gemischten Gefühlen', sagte Dan Süsskind. 'Wir spüren Verwandten nach, denen das Leben genommen wurde. Wir wollen fühlen, wie sie gelebt haben.' Und die Frau seines Bruders ergänzte: 'Es ist wie eine Beerdigung für uns. Wir haben sonst keinen Ort zum Trauern.' Ohne die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie wären die Süsskinds wie vor zwei Jahren mit der 21-köpfigen Familie samt Kindern und Enkeln angereist.
Mit Sorge betrachten die Israelis die politische Entwicklung in Deutschland. 'Populismus ist etwas furchtbares', so Gidon Süsskind über die AfD, die erneut im Bundestag vertreten sein wird. Die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen. 'Und es gibt Variationen, die ebenso gefährlich sind', warnen die Nachfahren von Juden, die das NS-Regime nicht überlebt haben.
Neben der Familie Levi erinnern in Bebra nun auch Stolpersteine an die Familien Emanuel (Hersfelder Straße 7), Abraham/Fackenheim, Katz, Röschen Oppenheim, Fulda/Oppenheim (alle in der Nürnberger Straße) sowie die Familie Ruth Neuhaus (Amalienstraße 3). Oder, wie es Bürgermeister Knoche in Anlehnung an ein jüdisches Sprichwort sagte: 'Wirklich tot sind nur jene, an die sich niemand erinnert.'"
Link zum Artikel    

    

    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Bebra  
bulletFotos zur jüdischen Geschichte in Bebra bei focus-online   mit Zeitzeugenberichten  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Bebra (interner Link)    
bulletSeiten zur jüdischen Geschichte in Bebra auch bei www.hassia-judaica.de  
bulletWebsite https://jinh.lima-city.de/index.htm unter " Genealogien jüdischer Familien in Nordhessen" finden sich hier die Stammbäume der Familien Stern und Oppenheim (Forschung Volker Biehl)     
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Bebra 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Bebra mit Orten der Umgebung  
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Bebra sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):   
Die Personenstandsregister zu Bebra enthalten auch Angaben zu Personen aus Breitenbach, Diemerode, Iba, Imshausen, Ronshausen und Weiterode   
HHStAW 365,63    Geburtsregister der Juden von Bebra  1827 - 1923  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2719762          
HHStAW 365,61    Sterberegister der Juden von Bebra  1827 - 1939   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2573910     
HHStAW 365,62    Trauregister der Juden von Bebra  1829 - 1890    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2083505      
    
Zu Iba sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,466  Trauregister der Juden von Iba  1827 - 1886; enthält auch Angaben zu Personen aus Baumbach, Ronshausen und Solz  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3926566   
HHStAW 365,465   Geburtsregister der Juden von Iba  1827 - 1889; enthält auch Angaben zu Personen aus Baumbach, Imshausen, Ronshausen und Solz    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289880    
HHStAW 365,467   Sterberegister der Juden von Iba  1828 - 1885; enthält auch Angaben zu Personen aus Imshausen, Ronshausen und Solz    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2719779      
   
Zu Weiterode sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,808  Geburtsregister der Juden von Weiterode  1850 - 1862    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5319784     
HHStAW 365,809  Sterberegister der Juden von Weiterode  1850 - 1875   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4101099        

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 56-57. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 19. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 38.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 42 (keine neuen Informationen zum Stand 1988) 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 57-58. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 392-393.
bulletQuelle für 1585 wird angegeben in A. Baumann: Die Neckarsulmer Juden S. 48 Anm. 163.  

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Bebra  Hesse-Nassau. Numbering 111 (8 % of the total) in 1861, the Jewish community had members in neigboring Iba (27) and Weiterode (19). After Worldwar I, it was affiliated with the rabbinate of Kassel. The synagogue, reconstructed in 1924, was attacked by a mob on Kristallnacht (9-10 Novembver 1938), its interior being destroyed. A jewish woman was raped in the pogrom. Of the 166 Jews registered after 1933, 29 emigrated and 109 moved elsewhere (some emigrating) by the end of 1939. At least 22 are known to have perished in the Holocaust.  
     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020