Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht "Synagogen im Kreis Marburg-Biedenkopf"
Elmshausen mit
Buchenau (Gemeinde Dautphetal, Kreis
Marburg-Biedenkopf)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Elmshausen und Buchenau
In Elmshausen und Buchenau bestand zeitweise eine
kleine gemeinsame jüdische Gemeinde. Ihre Entstehung geht in die Zeit Anfang
des 19. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1809 ein Jude namens Elias in
Elmshausen genannt, der zur jüdischen Gemeinde in Gladenbach
gehörte. 1859 konnte eine eigenständige jüdische Gemeinde Elmshausen /
Buchenau gegründet werden. Zum Gemeindevorsteher wurde Meier Isenberg bestimmt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Elmshausen 1830 30 jüdische Einwohner (von insgesamt 156
Einwohnern), 1845 fünf jüdische Familien, 1859 sieben Familien mit 34
Personen; in Buchenau 1859 drei jüdische Familien mit 14 Personen. Die
Familien lebten durchweg vom Handel mit Viel, Spezerei- und Ellenwaren.
Im Gründungsjahr der Gemeinde 1859 werden in Elmshausen die
folgenden Familien genannt: Moses Isenberg, Salomon Sundheim, Jakob Lehmann,
Meier Isenberg, Jakob Markus, Heyum Lehmann, Caroline Lehmann, in Buchenau
Samuel Isenberg, Löser Isenberg und Liebmann Isenberg.
An Einrichtungen hatten die jüdischen Familien zeitweise einen eigenen
Betraum in einem der jüdischen Häuser. Die jüdischen Kinder erhielten einige
Jahre durch einen eigenen Religionslehrer ihren Religionsunterricht. So war nach
1859 zeitweise der polnische Lehrer Levi Lakowski angestellt, auch 1873 wird
noch ein jüdischer Lehrer genannt. Ein eigener Friedhof
war in Elmshausen für die in Elmshausen und Buchenau lebenden jüdischen
Familien vorhanden.
Die Gemeinde entwickelte sich nicht weiter, da einige Familien (Familien
Sundheim und Lehmann) alsbald aus Elmshausen verzogen. Nachdem auch kein
Religionslehrer mehr bezahlt werden konnte, schlossen sich die Familien am Ort
der Gemeinde in Wetter an.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gab es noch eine jüdische Familie
in Elmshausen und drei in Buchenau.
1933 lebten in Elmshausen Levi Isenberg und seine Frau Rebecka
geb. Stern, die eine
Gastwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung betrieben. Levi Isenberg starb 1936 bei
seinem Sohn Moritz in Buchenau; seine Frau starb 1940 in Frankfurt.
In Buchenau gab es noch drei jüdische Familien: der
Viehhändler Juda Isenberg mit seiner Frau Pauline, die ein kleines
Gemischtwarengeschäft betrieben, die ledigen Geschwister Jakob, Jettchen und
Berta Isenberg (Kinder von Levi Isenberg [1858-1929] und Sprinzchen/Sophie geb.
Wertheim [1851-1919], die gemeinsam eine Gastwirtschaft mit Viehhandlung innehatten sowie den
Gemischtwarenhändler Moritz Isenberg mit Frau und zwei Kindern.
Auf Grund der zunehmenden Repressalien, der Entrechtung und der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts verzog Familie Moritz Isenberg nach Marburg und wollte
von dort nach Brasilien emigrieren, was jedoch nicht mehr möglich war. Juda Isenberg
und seine Frau konnten 1939 zu ihrer Tochter nach Detroit emigrieren.
Am 5. September 1939 kam es in Buchenau zu schweren Ausschreitungen gegen
die noch am Ort lebenden Geschwister Isenberg, an denen überwiegend Jugendliche
beteiligt waren. Das Haus der Isenbergs (ehemals an der Neuen Landstraße neben
dem Hotel "Nassauer Hof") wurde mit Steinen beworfen, Jakob und Berta Isenberg
aus ihrem Haus geholt, schwer misshandelt und fast zu Tode geprügelt. Jakob
Isenberg konnte sich schwer verletzt auf dem Dachboden im Haus verstecken. Berta
Isenberg blieb auf der Straße liegen, bis der Ortsbürgermeister mit Begleitern
eintrafn. Die Schwerverletzten wurden ins Marburger Elisabethenkrankenhaus
gebracht; nach ihrer Entlassung litten sie unter den Folgeschäden der
Misshandlungen. Sie lebten nun bei einer Bekannten in Marburg. Jakob Isenberg
starb 1941 in Frankfurt. Berta und Jettchen wurden 1942 von Marburg aus
deportiert.
Von den in Elmshausen geborenen und/oder längere
Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen
(Angaben nach den Listen von Yad Vashem,
Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Johanna
(Jane) Isenberg (1871), Margot Bella Isenberg (1921), Moritz Isenberg (1890),
Siegfried Isenberg (1907), Terz (Tery) Isenberg geb. David (1867), Bertha Kadden
geb. Isenberg (1895), Selma Lehmann (1892), Lisette Weishaupt geb. Weinberg
(1876).
Von den in Buchenau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Dina Dreyfuss geb.
Isenberg (1898), Bertha Isenberg (1888) Flora Isenberg geb. Katten (1891),
Jettchen Isenberg (1882), Karl Isenberg (1856), Leopold Isenberg (1881), Margot
Bella Isenberg (1921), Moritz Isenberg (1890).
Hinweis: es kommt in einzelnen Listen zu Verwechslungen mit Buchenau
(Kreis Fulda).
Fotos
Bei J.
Runzheimer s. Lit. finden sich einige Fotos aus der
Geschichte der
jüdischen Familien in Elmshausen und Buchenau. |
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg II,483.
|
| Renate Westmeier: Zur Geschichte
der Juden in Buchenau und Elmshausen: in: Buchenau an der Lahn. 1992 |
| Jürgen
Runzheimer: Abgemeldet zur Auswanderung. Die Geschichte der Juden im
ehemaligen Landkreis Biedenkopf. Bd. I Biedenkopf 1992. Bd. II 1999
(Beiträge zur Geschichte des Hinterlandes Bd. III und Bd. VII.
Hinterländer Geschichtsverein e.V.). |
| Klaus-Peter Friedrich: Der Judenpogrom vom 5.
September 1939 in Buchenau an der Lahn. In: Zeitschrift für
Geschichtswissenschaft 63 2015 S. 633-646.
|
| ders.: Die Geschwister Isenberg, Opfer des Judenpogroms
in Buchenau im September 1939 (eingestellt
als pdf-Datei).
Der Beitrag ist aus dem Sammelband: Klaus-Peter Friedrich (Hg.), Von der
Ausgrenzung zur Deportation in Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Neue Beiträge zur Verfolgung und Ermordung von Juden und Sinti im
Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch der Universitätsstadt Marburg, des
Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Geschichtswerkstatt. Rathaus-Vlg
Marburg 2017, S. 353-360 mit Endnoten 525f.
|
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|