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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Hoffenheim
(Stadt Sinsheim, Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
(oben: Siegel der Israelitischen Gemeinde Hoffenheim. Aus: L. Streib s. Lit. S.
6)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton
Kraichgau gehörenden und im Besitz der Familie von Gemmingen-Hornberg
befindlichen Hoffenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 15./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden
1471 (Jud Benedit von Hoffenheim), dann wieder seit 1717 Juden am Ort genannt. 1720 sind sechs, 1735 elf jüdische
Familien am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner wie folgt: 1806 106 jüdische Einwohner, 1809 25 Familien, 1825
200 jüdische Einwohner (14,5 % von insgesamt 1.384 Einwohnern), Höchstzahl
1839/42 mit 227 Personen (15 Prozent der Ortsbevölkerung), 1875 157
jüdische Einwohner (10,5 % von 1.490), 1895 152 (10,4 % von 1.461), 1900 117
(7,7 % von 1.519), 1910 82 (5,4 % von 1.528). Als 1809 die jüdischen Familien feste
Familiennamen annehmen mussten, wählten
sie hierfür die Namen: Dreifus, Gumbel, Heumann, Keller, Kulb, Oppenheimer,
Reis, Rosenfeld, Rosenheim, Rothschild, Scheurer, Schloss, Ullmann und
Westheimer. Ihren Lebensunterhalt
verdienten die jüdischen Einwohner zunächst fast ausschließlich mit Vieh- und
Getreidehandel und mit Geldverleih. Im 19. Jahrhundert spielten sie im
wirtschaftlichen Leben des Ortes eine große Rolle und eröffneten zahlreiche
Gewerbebetriebe und Handlungen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Elementarschule (von 1840 bis zur Aufhebung der Konfessionsschulen in Baden
1876 gab es in Hoffen eine
jüdische und eine evangelische Schule), dann Religionsschule sowie ein
rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof
in Waibstadt, seit der Eröffnung des jüdischen
Friedhofes in Sinsheim vor allem auch dort beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Elementarlehrer beziehungsweise Religionslehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Zeitweise gab es auch zwei Personen in dieser
Gemeinde für die genannten Aufgabenbereiche (vgl. unten die Ausschreibungen von
1889 und 1892: nur Vorsänger- und Schächterstelle; damals war von 1885 bis
1901 als jüdischer Hauptlehrer in Hoffenheim Salomon Seligmann tätig, mehr zu
ihm auf der Seite zu Müllheim). 1905 wird "Lehrer und
Kantor" M. Schiff genannt; inzwischen waren die Aufgabenbereiche in einer
Person verbunden (in der Anzeige von 1898 ist nur von "Kantor M.
Schiff" die Rede.
1827 wurde die
Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Sinsheim zugeteilt.
Auf
dem Kriegerdenkmal im Friedhof finden
sich die Namen der drei jüdischen Kriegsteilnehmer des Krieges 1870/71 und die
Namen der beiden jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Hoffenheim:
Gefreiter Julius Reis (geb. 30.9.1896 in Hoffenheim, vor 1914 in Heilbronn
wohnhaft, gef. 8.6.1918) und Aron Rosenfeld (geb. 10.8.1895 in Hoffenheim, vor
1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 13.8.1916).
Um 1925, als noch 60 jüdische
Gemeindeglieder gezählt wurden (3,8 % von insgesamt etwa 1.600 Einwohnern),
gehörten dem Gemeindevorstand an: Max Ledermann, B. Heumann, H.
Friedmann. Als Lehrer, Kantor und Schochet war E. Bär tätig. Er erteilte den
damals drei (1932: sechs) schulpflichtigen jüdischen Kindern
Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es: den Israelitischen
Männerverein (Ziel: Unterstützung in Krankheitsfällen), den Israelitischen
Frauen-Krankenverein (Ziel: Unterstützung in Krankheitsfällen), den
Israelitischen Unterstützungsverein sowie im Blick auf die Synagoge den Binjan
Bes-Hakneses (Verschönerungsverein). 1932 gehörten dem Gemeindevorstand an:
weiterhin Max Ledermann (1. Vorsitzender) und H. Friedmann (3. Vorsitzender),
sowie neu Gustav Reis als 2. Vorsitzender. Inzwischen war Lehrer und Kantor
Siegbert Silbermann.
Bis nach 1933 gab es im
Besitz jüdischer Familien zwei Viehhandlungen, eine Metzgerei, eine
Getreide-, Mehl-, Futter- und Samengroßhandlung sowie zwei Manufakturwarengeschäfte.
1933 lebten noch 40 jüdische
Personen in Hoffenheim. Einem Teil von ihnen gelang noch die Auswanderung.
Mehrere sind in andere Orte verzogen und teilweise von dort deportiert worden.
Über die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 s.u. bei der
Synagogengeschichte.
Von den in Hoffenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): David Daube (1871),
Johanna Eberhard geb. Heumann (1878), Sophie Ellenbogen geb. Würzweiler (1862), Karoline Falk (1876), Karoline
Günther geb. Rosenfeld (1885), Max Günther (1888), Karolina (Karoline) Heller
geb. Rosenfeld (1888), Babette Heumann (1882),
Hermann Heumann (1882), Ida Heumann geb. Dreyfuss (1882), Siegmund Heumann
(1881), Paula Hirsch geb. Heumann (1885), Celestine Kahn (1881), Eugen Keller (1895),
Regine Keller geb. Leyser
(1892), Rosa Kirchheimer geb. Würzweiler (1866), Eugen Ledermann (1897), Gertrud(e) Ledermann geb.
Eberhardt (1913), Max
Ledermann (1874), Pauline Ledermann geb. Walter (1872), Mina Loeb geb. Ledermann
(1901), Emilie Löwenstein geb. Heumann (1882), Alma Mayer geb. Lazar (1911), Helmut
Hermann Mayer (1920), Karl Mayer (1894),
Moritz Mayer (1896), Mathilde Maier geb. Wertheimer (1898), Jette (Henriette)
Moritz geb. Rosenfeld (1859), Babette Neumann (1882), Julie Neumann
(1878), Natalie Ottenheimer geb. Würzweiler (1860), Auguste Reichenberg geb.
Heumann (1880), Hermann Reis (1869), Johanna Rennert geb. Ledermann (1879), (1899),
Johanna Rosenfeld (1867), Karl Rosenfeld (1890), Klara Rosenfeld (1892), Josef Scherer
(1906), Pauline (Paula) Schwarz geb. Würzweiler (1864), Israel Julius
Winzweiler (1859).
Auf dem
Gemeindefriedhof befindet
sich eine Gedenktafel für die Opfer
des Nationalsozialismus (mit Menora und Kreuzen).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1837 / 1889 und
1892
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1837 S. 765 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Erledigte Stelle.
Bei der israelitischen Gemeinde zu Hoffenheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 75 Gulden nebst freier Kost und
Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen
verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden.
Sinsheim, den 20. August 1837. Großherzogliche
Bezirks-Synagoge." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1889:
"Auskündigung einer Vorsänger- und Schächterstelle.
Heidelberg, 3. April 1889. Heidelberg, 3. April 1889. Die Vorsänger-
und Schächterstelle in Hoffenheim bei Sinsheim, mit welcher ein
fester Gehalt von 600 Mark, freie Wohnung und Nebeneinkommen verbunden
ist, soll auf 1. Mai laufenden Jahres neu besetzt werden. Tüchtige, gut
empfohlene Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Meldungen
baldigst gelangen lassen an die
Bezirks-Synagoge, Heidelberg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1892:
"Ankündigung einer Vorsänger- & Schächterstelle. Die
Vorsänger- und Schächterstelle bei der israelitischen Gemeinde Hoffenheim,
Amts Sinsheim, mit welcher ein fester Gehalt von 500 Mark freue Wohnung
und ein Nebeneinkommen von etwa 900 Mark verbunden ist, ist alsbald nue zu
besetzen. Bewerbungen, welche mit beglaubigten Zeugnisabschriften versehen
sein sollen, sind an den Synagogenrat in Hoffenheim zu richten.
Heidelberg, 8. August 1892. Die Bezirks-Synagoge Sinsheim." |
Fahndung nach Lehrer Ferdinand Wormser (1835)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1835 S. 107 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Fahndung.
Bei dem wegen Diebstahls sowohl hierorts als auch zu Zweibrücken in
Untersuchung befangenen, unten signalisierten Ferdinand Wormser,
israelitischer Lehrer aus Hoffenheim, Amts Sinsheim, haben sich
folgende, diebstahlsverdächtige Gegenstände vorgefunden, als:
1) Ein Felleisen.
2) Eine weißporzellane mit Silber beschlagene Tabakspfeife.
3) Eine hölzerne Tabakspfeife, beide mit kurzen Röhren.
4) Zwei Foulardhalstücher.
5) Ein Päckchen Stahlfedern.
6) Zwei goldene Ringe und ein Ring von Bronze.
7) Zwei Dutzend Vorstecknadeln. Der oder die Eigentümer dieser bei
der königlich bayerischen Generalstaatsprokuratur in Zweibrücken in
gerichtlichem Verwahr befindlichen Gegenstände sind zur Zeit unbekannt,
weshalb wir sowohl die Großherzoglichen Polizeibehörden zur
geeigneten Fahndung, als auch das Publikum zur Anzeige und Geltendmachung
allesfallsiger Eigentums-Ansprüche hierauf aufmerksam machen.
Mosbach, den 20. Januar 1835. Großherzoglich badisches Bezirksamt.
Signalement des Ferdinand Wormser.
Alter 30 Jahre, Größe 5' 6", Körpergestalt kräftig, Nase lang,
Gesichtsfarbe frisch und roth. Haare rötlich. Die Kleidung bestand in
einem grauen Überhemd und gelben Hosen." |
Ordensauszeichnung für Religionslehrer Mayer Friedmann
aus Anlass der Vermählung des Erbgroßherzogs mit der Prinzessin Hilda von
Nassau (1885)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. Oktober 1885: "Aus Baden, 5. Oktober (1885).
Anlässlich der Vermählung unseres Erbgroßherzogs mit der Prinzessin
Hilda von Nassau wurden von Großherzog Friedrich viele Beförderungen
vollzogen und eine Reihe von Ordensauszeichnungen und Medaillen verliehen.
Von unserem Landesfürsten erwartet niemand anderes, als dass dabei nach
höchster Gerechtigkeit und echter Humanität verfahren wurde. Als
besonders bemerkenswert erscheint uns aber, in der amtlichen Liste
folgenden Namen zu begegnen: Befordert wurde zum Regierungsrat der
Regierungsassessor Dr. David Meyer beim Verwaltungshof. (Derselbe ist auch
Mitglied des Großherzoglichen Oberrats der Israeliten). Ausgezeichnet
wurden: Oberrat Benjamin Willstätter in Karlsruhe
mit dem Eichenlaub zum innehabenden Ritterkreuz erster Klasse des
Zähringer Löwenordens; der Vorsitzende des Synagogenrates in Mannheim,
David Feist Aberle, mit dem Ritterkreuz zweiter Klasse des Zähringer
Löwenordens; der israelitische Religionslehrer David Keller in Ittlingen
mit der kleinen goldenen Verdienstmedaille. Erwägt man, dass vor wenigen
Monaten auch dem israelitischen Hauptlehrer Samuel Heimberger in Königsbach
die kleine goldene Verdienstmedaille, im vorigen Jahre dem Bezirksrabbiner
Dr. Sondheimer in Heidelberg das
Ritterkreuz erster Klasse des Zähringer Löwenordens, und dem
israelitischen Hauptlehrer Mayer Friedmann in Hoffenheim gleichfalls
die kleine goldene Verdienstmedaille verliehen wurde, so sehen wir neben
anderen auf weltlichen Gebieten wirkenden Glaubensgenossen in kurzer Zeit
eine stattliche Zahl von Männern dekoriert, welche durchaus oder in
hervorragender Weise auf jüdisch-religiösem Gebiete zu wirken berufen
sind. Diese Wahrnehmung wird innerhalb unseres Landes ermutigend und
fördernd wirken auf alle, welche in erster Reihe für die Pflege der
religiösen Interessen der Gesamtheit einzutreten haben, ohne Zweifel aber
wird sie auch in weiteren Kreisen als erfreuliche und erhebende Tatsache
begrüßt werden.
Von dem erbgroßherzoglichen Paare sind unter vielen Deputationen auch
Vertreter der badischen israelitischen Religionsgenossenschaft, nämlich
die Herren Oberrat Willstätter, Dr. Mayer, Stadtrabbiner Dr. Schwarz und
Stadtrat Bielefeld in Karlsruhe, zur Beglückwünschung huldvollst
empfangen worden". |
Anzeige von Kantor B. Hummel (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1890:
"Die
Juden Englands und die antisemitische Bewegung Deutschlands mit
Schlußwort (neu) 2.-
Gesänge von S. Sulzer,
Dudaim. 3.-
dto., Katz und Waldbott (2. Teil.
Neujahr) 1.-- B. Hummel, Kantor, Hoffenheim (Baden)."
|
Anzeige von Kantor M. Schiff (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898:
"Etrogim, Lulawim, Hadasim liefert billigst
M. Schiff, Kantor, Hoffenheim (Baden), zur Zeit Hotel schwarzer Adler,
Triest". |
Zu den einzelnen Begriffen siehe die
Wikipedia-Artikel zu: Etrog,
Lulaw, Hadas (= Chadas,
Myrtenzweig) |
Einzelne
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ortspolizeiliche Vorschrift, das Schächten betreffend
(1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1890: "Hoffenheim,
26. November (1890). Soeben wird nachstehende ortspolizeiliche Vorschrift,
das Schächten betreffend, bekannt gegeben und beeile ich mich, Ihnen
hiervon Mitteilung zu machen.
'Die rituelle Schlachtmethode, das Schächten im Bezirk Sinsheim
betreffend:
§ 1. Das Niederlegen größerer, nicht vorher betäubter Schlachttiere
(Ochsen, Kühe, Kalbinnen, Rinder, Farren) behufs Vornehmen der rituellen
Schlachtung (Schächten) muss rasch und sicher ohne Beschädigung und Qual
des Schlachttieres erfolgen.
Es ist verboten, das Tier an dem Kopf und Hals allein in die Höhe zu
ziehen.
§ 2. Falls das Niederlegen der größeren Tiere durch Winden oder
ähnliche Vorrichtungen bewerkstelligt wird, müssen die Winden, sowie die
gebrauchten Seele haltbar sein und letztere stets geschmeidig gehalten
werden.
§ 3. Während des Niederlegens muss der Kopf des Tieres gehörig
unterstützt und geführt werden, damit ein Aufschlagen desselben an den
Fußboden und ein Bruch der Hörner vermieden wird.
§ 4. Das Schächter darf nur durch erprobte Schächter ausgeführt
werden. Bei dem Niederlegen der Tiere hat der Schächter zugegen zu sein,
damit die Schächtung unmittelbar darauf vorgenommen werden kann.
Die Schächtung selbst muss rasch und sicher ausgeführt
werden.
§ 5. Nicht nur während des Schächtaktes selbst, sondern auch während
der ganzen Dauer der nach dem Halsschnitt eintretenden Muskelkrämpfe muss
der Kopf der Schlachttiere festgelegt werden.
§ 6. Kleinere Schlachttiere dürfen behufs Vornehmen der Schächtung
nicht an den Hinterfüßen aufgehängt werden.
§ 7. Das Blut der nach israelitischem Ritus geschlachteten Tiere darf
nicht von dem Boden aufgenommen und zur Wurstbereitung verwendet
werden.
§ 8. Zuwiderhandelnde werden, sofern nicht der Tatbestand des § 360,
Ziffer 13 gegeben ist, auf Grund des 95 P.-Str.-Ges.-B. an Geld bis zu 20
Mark und im Falle der Uneinbringlichkeit mit Haft bestraft." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Beisetzung der bei einem Eisenbahnunglück umgekommenen
Jacob und Karl Rosenfeld (1882)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1882: "Heidelberg,
8. Juni (1882). Donnerstag, den 1. Juni fand dahier von dem akademischen
Krankenhause aus die Bestattung der bei der großen Eisenbahn-Katastrophe
in der Nähe der hiesigen Stadt verunglückten Israeliten statt. Es waren
dies zwei hoffnungsreiche junge Leute aus Hoffenheim in Baden, Jacob und
Carl Rosenfeld, die Söhne zweier Brüder, die in dem genannten Dorfe
einen lebhaften Handel betreiben. Die beiden Jünglinge waren in Mannheim
in Kondition und hatten an dem für sie so verhängnisvollen Tage eine
freundschaftliche Zusammenkunft mit einem Anverwandten aus Karlsruhe, zu
welchem Zwecke sie sich nach Heidelberg begaben. Nach mehreren recht vergnügten
Stunden trennten sie sich erst in später Abendzeit; der Zug brauste von
dannen und nach wenig Augenblicken waren sie ein Opfer des Todes.
Herr Rabbiner Dr. Sondheim von hier gab am Grabe der Dahingeschiedenen dem
Schmerze den gerechten Ausdruck, indem er seiner Rede die Worte des
Königs David zu Grunde legte, die er sprach, als er vor Schaul (Saul)
entfloh, und die da lauten. (hebräisch und deutsch:) 'Kaum
ein Schritt ist zwischen mir und dem Tode.' (1. Samuel 20,3). Nachdem er
anlehnend an diesen Ausspruch des königlichen Sängers die Nichtigkeit
und Hinfälligkeit des menschlichen Lebens geschildert, entrollte er auch
ein Lebensbild der so früh Verblichenen, die sich durch treue
Pflichterfüllung und echt kindlicher Liebe so wacker ausgezeichnet haben.
Die Rede machte einen gewaltigen Eindruck, der an und für sich schon
durch die Traurigkeit des Ereignisses hervorgerufen wurde. Kein Auge blieb
tränenleer. Möge der Himmel auch die Eltern und Geschwister der so
schnell Dahingerafften trösten und ihnen beistehen in der für sie so
schweren Prüfung des Lebens. Sch." |
Zum Tod des aus Hoffenheim stammenden Hermann Daube
(gest. in Frankfurt 1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1900
(abgekürzt zitiert): "15. Adar (= 14. Februar 1900). Eingeleitet
durch ein Zitat aus dem Talmudtraktat Schekalim über die Bedeutung
der menschlichen Taten als die Denksteine der Frommen.
Wenn auch nach dem Heimgang eines wahren Frommen es nicht der
Denksteine bedarf, um seine Worte, seine Taten uns zu vergegenwärtigen,
damit wir sein Gedächtnis in uns wach erhalten, so kommen doch Fälle
vor, bei welchen wir Worte reden müssen, um dem Schmerze Ausdruck zu
verleihen, dass ein solcher Frommer durch den unerforschlichen
Beschluss von Gott in der Blüte seiner Jahre entrissen wurde
seinen Verwandten, seinen Freunden, allen denjenigen, welche es mit der
heiligen Sache unseres Judentums ernst meinen. Und ein solcher Fall liegt
heute vor, welcher einen großen Teil der Gemeinde der Israelitischen
Religionsgesellschaft in Trauer versetzt hat.
Hermann Daube aus Hoffenheim, wurde im 36. Jahre seines Lebens uns
entrissen, betrauert von den vielen Freunden, welche ihm nahe standen,
welche schmerzerfüllt hingeeilt, um dem reinen Körper dieses
edlen Menschen das letzte Geleit zu geben.
Daube - er ruhe in Frieden - war stets ... ein Mann, welcher im
Haus wie auf der Reise seinen geschäftlichen Pflichten in reichem Maße
erfüllt und stets dem Worte unserer Weisen - gut es es, das Lernen der
Tora mit einem respektvollen Umgang zu verbinden -
entsprach.
Von ihm können und müssen wir sagen: 'Süß ist der Schlaf des
Ackerbauers, er esse wenig oder viel' (Prediger 5,11). Ob er von dieser
Welt viel oder wenig genossen, wenn er auch nur allzu früh uns
verlassen musste - er hat seine Lebensaufgabe erfüllt, seine Hälfte
des Schekels (2. Mose 30,11) geleistet. Deshalb wird er auf den
Flügeln der Schechina den Lohn seines frommen Erden-Wandels
genießen. Uns aber möge Gott beistehen, dass in Zukunft nur
Freude bei uns einkehre und der Tod für immer vernichtet werde in
unseren Tagen. Amen." |
Goldene Hochzeit von Michael Rosenfeld und seiner Frau
(1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Februar
1905: "Hoffenheim in Baden, 31. Januar. Von einer erhebenden und
ergreifenden Feier habe ich Ihnen zu berichten. Am letzten Schabbos
feierten dahier die Michael Rosenfeld'schen Eheleute die goldene Hochzeit,
aus welchem Anlass denselben große Ehrungen zuteil wurden. Mittags
erschienen im Hause des Jubelpaares der Großherzogliche Oberamtmann von
Sinsheim und überreichte im Auftrage des Großherzogs und der
Großherzogin Höchstderselben Bildnis; zwei prachtvolle in Goldrahmen
gehaltene, naturgetreue Bilder. Dem ersteren schlossen sich an der
Bürgermeister und der Gemeinderat in Corpore, der Vorstand der
Synagogengemeinde nebst den Synagogenräten, der israelitische Lehrer und
der evangelische Geistliche. Nach einem Hoch auf den Kaiser und einem
solchen auf den Großherzog wurde auch ein Toast von Herrn Pfarrer
Gräbener auf die Jubilare ausgebracht. Sichtlich ergriffen war das von
einer Kinder- und Enkelschar umgebene goldene Hochzeitspaar.
Ihren Abschluss fand die schöne Feier im Gotteshause, wo Herr
Lehrer und Kantor Schiff in einer mit vielem Beifall aufgenommenen Rede noch
die Jubilare feierte. Für die der Gemeinde aus Anlass dieses seltenen
Fester von dem Sohne, Herrn Albert Rosenfeld, Vorstand der israelitischen
Gemeinde in Bühl, überreichten
Geschenke, ein prächtiges Toramäntelchen und eine schöne Schulchandecke
(= Decke für das Vorlesepult in der Synagoge), dankte unser Vorstand,
Herr Moses Reis, sowie Herr Lehrer Schiff.
Mit dem neuen Mäntelchen wurde die von Herrn A. Heumann I am Schabbos
Rausch-chaudesch Schwat (der 1. Schwat = 7. Januar 1905 war zugleich
ein Schabbat) gespendete Torarolle geschmückt.
Möge es unserer Gemeinde vergönnt sein, noch viele solcher Freudentage
in ihrer Mitte begehen zu können." |
Zum Tod von Rosa Reis (1907)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1907:
"Hoffenheim (Baden), 19. November (1907). Ganz jäh wurde uns
dieser Tage die seit wenigen Monaten verwitwete Frau Rosa Reis durch
den Tod entrissen. Sie hat in ihrer lauteren Frömmigkeit und
Gottergebenheit die ihr zugewiesenen Pflichten stets treulich erfüllt und
mit ausgezeichneter Selbstlosigkeit den Anforderungen, die das Leben an
sie stellte, entsprochen. Die Pflichttreue, die sie in allen Lebenslagen bewährte,
gewann auch auf den Werdegang ihrer Kinder nachhaltigen Einfluss. Durch
diese Tugenden erwarb sie sich die Hochachtung ihres Bekanntenkreises, die
beim Leichenbegängnis durch eine ungewöhnlich starke Beteiligung zum
Ausdruck kam." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Moses Reis (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22.. Juni 1911: "Hoffenheim,
7. Juni (1911). Einen schweren Verlust erlitt die hiesige jüdische
Gemeinde durch den plötzlichen Heimgang ihres Vorstandes, Herrn Moses
Reis, der dem Synagogenrat seit 24 Jahren angehörte und seit 14
Jahren als Synagogenratsvorsteher an der Spitze stand. Welch Ansehen der
Verstorbene genoss und welcher Beliebtheit er sich erfreute, bewies der
große Leichenzug, der am Monat, den 6. dieses Monats seiner Bahre
folgte.
An der Bahre schilderte Herr Bezirksrabbiner Dr. Pinkuß aus Heidelberg,
den Verstorbenen als einen echten Jehudi, einen treu sorgenden
Familienvater, einen wahren Parneß (Gemeindevorsteher), der in Ruhe und Sanftmut
seine Gemeinde leitete und den Schalom in derselben förderte. Es sprachen
außerdem die Herren Lehrer Gold im Namen der Gemeinde und des
Männerkrankenvereins, dessen Aufsichtsrat der Verstorbene seit
Jahrzehnten angehörte, und Herr Hauptlehrer Reis aus Mannheim, ein
Verwandter des Verewigten, namens der Familie. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Nathan Heumann (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Februar 1913:
"In Hoffenheim bei Heidelberg wurde der im Alter von 94 Jahren
verstorbene Herr Nathan Heumann unter großen Ehrungen seitens der
Militärvereine zu Grabe getragen. Er war der älteste Veteran im
Großherzogtum Baden und war stets rüstig bis in die letzte Zeit seines
Lebens, das durch einen Unfall beendigt wurde." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige für Nathan
Gutmann und Inge geb. Gunther (1944)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 10. März 1944:
"Nathan Gutmann - Inge Gutmann née Günther.
Married
March 4, 1944.
(formerly Leutershausen,
Nürnberg) (formerly Hoffenheim b. Heidelberg).
35 Hillside Avenue, New York City." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Brief an Isaak (Judas) Gumbel aus Heidelberg
(1833)
|
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Der Brief wurde aus Heidelberg
am 26. Januar 1833 an Isaak (Judas) Gumbel in Hoffenheim verschickt. Bei
Isaac Judas Gumbel handelt es sich um den damaligen Vorsteher der
jüdischen Gemeinde in Hoffenheim (vgl. Bericht zur Geschichte der
Synagoge unten). Beim Brief handelt es sich um eine Gerichtssache, eine
Einforderung von Außenständen mit Setzung einer Frist gegen Friedrich
Melker in Meckesheim. |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Bernhard Westheimer aus Hoffenheim (1830-1889)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn
|
Grabstein für
"My beloved husband and our dear father
Bernhard Westheimer
Born in Hoffenheim, Baden
April 20th 1830
Died January 8th 1889". |
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Hoffenheim
geborenen Bernhard Keller |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Bernhard Keller
(geb. 13. März 1876 in Hoffenheim), Kaufmann |
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Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Nachdem 1720 bereits sechs jüdische Familien am Ort waren, dürfte ein Betsaal
eingerichtet worden sein. Um 1750 wurde eine Synagoge erbaut, in
der sich auch die Lehrerwohnung befand. Im 19. Jahrhundert wurden mehrfach
Renovierungen des Gebäudes vorgenommen. Im Sommer 1833 klagte die Gemeinde nach
einem Bericht des damaligen Vorstehers Isaac Judas Gumbel über den
Mangel an Raum und "größte Unordnung" bei den Gottesdiensten in der
Synagoge. Man sah den Grund vor allem in den bis dahin noch vorhandenen, einzeln
stehenden, beweglichen Betpulten. Sie würden unverhältnismäßig viel Platz
wegnehmen, sodass es für die zahlreich nachrückenden jungen Männer der
Gemeinde "äußerst schwer oder gar unmöglich wird", einen solchen
Platz zu erhalten. Die Mehrheit der Gemeinde sprach sich für die Anschaffung
fester Bänke aus. Nur vier der ältesten Männer waren dagegen. Vorsteher
Gumbel sah den Grund freilich nur in einer "blinden Anhänglichkeit ans
Alte" und in einer "Abneigung gegen den wahren Fortschritt". 1834
wurden die Bänke für die Synagoge angeschafft.
Neubau einer Mikwe (rituelles Bad) sowie Anschaffung von Subsellien (Bänken)
für die Synagoge (1834) |
Anzeige
in der "Karlsruher Zeitung" vom 2. April 1834: "Hoffenheim.
(Versteigerung). Montag, den 14. April dieses Jahres, Nachmittags 1 Uhr,
wird auf dem Rathause dahier die Erbauung eines neuen Bades für die
israelitischen Frauen, sowie die Einrichtung von Subsellien in die Synagoge,
statt der bisherigen Stühle, in öffentliche Versteigerung gebracht.
Die Steigerungsliebhaber werden mit dem Bemerken eingeladen, dass sämtliche
Arbeiten nur an Einen Übernehmer abgegeben werden, der sich über die
Fähigkeit, eine Kaution von 600 fl. zu stellen, auszuweisen hat.
Vorläufig wird bemerkt, dass der Übernehmer alle Materialien selbst stellen
muss, und dass der desfallsige Überschlag fürs Badgebäude 558 fl. 27 1/2 Kr.
beträgt; für die Subsellien in die Synagoge liegt kein Überschlag vor.
Plan, Überschlag und die nähern Steigerungsbedingungen können jeden
Nachmittag auf dem Rathause dahier eingesehen werden.
Hoffenheim, den 22. März 1834. Das Bürgermeisteramt. Welcker.
vdt. Stephan". |
1865 ist das Synagogengebäude umfassend renoviert worden. Am 13. Juli
1865 wurden die Arbeiten auf dem Rathaus der Gemeinde öffentlich versteigert.
Sie waren veranschlagt auf 993 Gulden, wovon es sich vor allem um
Schreinerarbeiten (432 Gulden), Tüncherarbeiten (171 Gulden) und Maurerarbeiten
(135 Gulden) handelte. Genauere Berichte zu den durchgeführten Reparaturen
liegen nicht vor. Von der Synagoge wurde bislang weder ein Foto noch ein Plan
gefunden. Immerhin liegt inzwischen eine Zeichnung vor, die ein Hoffenheimer Bürger
1990 aus seiner Erinnerung erstellt hat. Im Grundbuch 1927 liegt als
Baubeschreibung das Hauses auf dem insgesamt 5,98 ar großen Grundstück Nr. 92
vor: "zweistöckige Synagoge mit Wohnung und Balkenkeller" dazu ein
Badhaus.
Aus der Geschichte der Synagoge könnte man u.a. auf den Bericht der Goldenen
Hochzeit des Michael Rosenfeld'schen Ehepaares von 1905 hinweisen (siehe oben),
in dem neben der Feier in der Synagoge u.a. von der Stiftung einer neuen
Torarolle von A. Heumann sowie einem Toramantel und einer Schulchandecke (Decke
für das Vorlesepult) die Rede ist.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge auf Befehl des SA-Obersturmführers
von Waibstadt von Hoffenheimer SA-Leuten demoliert, teilweise zerstört. Schon
drei Jahre zuvor hatte in Hoffenheim der Ortsgruppenleiter zusammen mit dem
Lehrer und dem Ratsschreiber einen nächtlichen Überfall auf die Synagoge
durchgeführt. Damals hatte der evangelische Pfarrer den Vorfall noch am Sonntag
darauf von der Kanzel herab gegeißelt, im November 1938 war dies nicht mehr möglich.
Zunächst nahmen sich die SA-Leute den großen Kronleuchter der Synagoge vor,
der heruntergeschlagen wurde. Dann wurden die Scheiben des Gebäudes
eingeschlagen und schließlich das Gotteshaus abgetragen. Anzünden konnte man
es nicht, da rundherum Wohnhäuser standen. Die Balken und das Inventar trug man
zum Ortsausgang in Richtung Sinsheim und zündete sie an. Erst nach mehreren
vergeblichen Versuchen fingen auch die Tora-Rollen Feuer. Wenig später wurde
die Synagogenruine abgebrochen.
Das Synagogengrundstück (Flurstück 92, Neue Straße 2a) wurde mit einem Wohn-
und Geschäftshaus neu überbaut.
Fotos / Plan
Darstellungen / Plan:
Historische Fotos sind nicht
bekannt,
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia
Judaica",
E-Mail-Adresse siehe
Eingangsseite |
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Plan von Hoffenheim, Bereich Neue Straße.
Unter Nr. 92 ist
das Gebäude der
Synagoge eingetragen |
Die Synagoge in Hoffenheim,
1990 aus dem
Gedächtnis gezeichnet von Klaus Koch-Benamar
(Quelle: Raymes/Mayer
s.Lit. S. 37) |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Foto um 1985
(Foto: Hahn) |
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Gedenktafeln "Den Opfern des Nationalsozialismus"
im (allgemeinen) Friedhof Hoffenheim |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar
2009: Über
den Film "Menchem und Fred" (Deutschland/Israel
2009)
Website zum Film: http://www.menachem-und-fred.de/
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Artikel zum Film von Holger Kreitling
in "Die Welt" vom 11. Februar 2009 (Artikel):
"Hoffenheim und die dunkle Seite der Familie Hopp. 1938 wurden
Menachem Mayer und Fred Raymes aus ihrem Haus vertrieben - von Emil Hopp,
Vater der Milliardärs und TSG-Hoffenheim-Sponsors Dietmar Hopp. Ein Film
dokumentiert das Schicksal der Brüder..." |
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Oktober
2010: Zentrale Gedenkveranstaltung im
Kraichgau: 70 Jahre Gurs |
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links: Einladung
und Programm der Veranstaltung
am 20. Oktober 2010 in 74889 Sinsheim-Hoffenheim,
(Martina Keppler, Verein Jüdisches Leben Kraichgau e.V.) |
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Oktober
2010: Aufstellung eines Gedenksteines
zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs |
Artikel (gekürzt) in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 22. Oktober
2010 (Artikel): "'Wir stehen hier gegen das Vergessen'.
Sinsheim-Hoffenheim. (hh) Die Enthüllung eines Gedenksteins für 18 jüdische Mitbürger aus Hoffenheim, die am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs (Südfrankreich) deportiert wurden, war ein wesentlicher Teil der zentralen Veranstaltung im Kraichgau zum Gedenken an die schrecklichen Ereignisse vor 70 Jahren..." |
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März 2019:
Schwierige Erinnerung an die
Ereignisse bei der Synagogenzerstörung in Hoffenheim |
Artikel von Michael
Wuliger in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 14. März 2019: "Die Legende
vom unschuldigen Nazi. Wie SAP-Gründer Dietmar Hopp versucht, seinen Vater
zu entschuldigen...
Kein anderes Land der Welt, darauf weist man hierzulande oft und gerne stolz
hin, hat sich so intensiv mit den dunklen Seiten seiner Geschichte
auseinandergesetzt wie Deutschland. In der Tat: Die Schoa ist in
Wissenschaft, Erziehung, Politik, Kultur und Medien der Bundesrepublik ein
ständiges Thema. Die Spitzen von Staat und Gesellschaft mahnen immer wieder
zur Erinnerung, ob beim Holocaust-Gedenken im Bundestag am 27. Januar oder
aktuell zur 'Woche der Brüderlichkeit'. Auch fast 75 Jahre nach dem
Völkermord erscheinen neue Bücher über den Holocaust und werden heftig
diskutiert, wie zuletzt Takis Würgers Roman Stella. Kaum ein Tag vergeht,
ohne dass vor Wohnhäusern Stolpersteine zum Gedächtnis an deportierte und
ermordete frühere Bewohner verlegt werden. Mehr Erinnerung geht kaum.
SA-TRUPPFÜHRER Schade nur, dass das Gedenken in den Köpfen und Herzen
der Bürger nicht wirklich anzukommen scheint. Jedenfalls nicht, wenn es um
die eigene Familiengeschichte geht. Dietmar Hopp, Gründer des
Softwarekonzerns SAP, hat der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung' ein
Interview gegeben. Darin ging es auch um seinen Vater. Emil Hopp war
SA-Truppführer in Hoffenheim. Unter seinem Kommando zerstörten im November
1938 die örtlichen Nazis die Synagoge der badischen Kleinstadt. Die meisten
Hoffenheimer Juden wurden später deportiert und ermordet.
Der Täter als Opfer. Es ist die alte Leier. Dietmar Hopp kennt
natürlich diesen Teil der väterlichen Biografie. Und selbstverständlich
distanziert er sich davon. 'Was er getan hat, ist zu verurteilen', erklärte
der Unternehmer der FAS. Hätte er es nur bei diesem einen Satz belassen.
Stattdessen schob er sofort eine Art Relativierung nach: 'Auch wenn niemand
dabei gestorben ist.' War also nicht so schlimm. Ein Fall von minder
schwerer Schuld, sozusagen. Und weil Dietmar Hopp gerade schon dabei war,
folgten gleich noch die mildernden Umstände. 'Mein Vater war Lehrer. Als er
1938 den Auftrag bekam, die Synagoge in Hoffenheim zu zerstören, hatte er
schon drei Kinder, meine älteren Geschwister. Hätte er es nicht gemacht,
wäre er entlassen worden, und seine Familie wäre einer hoffnungslosen Zeit
entgegengegangen.'
Dietmar Hopp kennt die hässlichen Fakten. Doch er versucht, sie
wegzureden. Der Täter als Opfer. Es ist die alte Leier: Wir haben nur
mitgemacht, weil wir sonst selbst dran gewesen wären. Dabei ist die Legende
vom 'Befehlsnotstand', der brave Deutsche gegen ihren Willen nötigte, Juden
zu verfolgen, historisch längst widerlegt. Sie waren nicht gezwungen. Sie
machten es aus eigenem Antrieb. Im Fall Emil Hopp nachweislich: Bereits
1935, drei Jahre vor der Pogromnacht, war der SA-Sturmführer mit seinen
braunen Kameraden in die Hoffenheimer Synagoge eingedrungen, um den dort
lebenden Synagogendiener zu verprügeln. Dietmar Hopp kennt die hässlichen
Fakten. Doch er versucht, sie wegzureden. Damit steht er nicht allein. Wenn
es um ihre Mütter, ihre Väter geht, hört man von Millionen anderen Deutschen
Ähnliches. Faule Ausreden sind immer bequemer als die unangenehme Wahrheit.
Nicht nur in der Familie Hopp."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 135-137. |
| Germania Judaica III,1 S. 570-571. |
| Ludwig Streib: Die Israelitische Gemeinde in
Hoffenheim. 1918 bis 1945. Seminararbeit im Rahmen eines
Diakoniewissenschaftlichen-Kirchengeschichtlichen Seminars an der
Universität Heidelberg. 1989. 106 Seiten. Zahlr. Abbildungen. |
| Heinrich Neu: Aus der Vergangenheit von Hoffenheim. 1953. S.
134-136. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 305-307. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
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| Frederick
Raymes (Manfred Mayer)/Menachem (Heinz) Mayer: Aus Hoffenheim deportiert.
Der Weg zweier jüdischer Brüder. Hg. vom Heimatverein Hoffenheim. Verlag
Regionalkultur Heidelberg - Ubstadt-Weiher - Basel 2005.
Zu diesem Buch: Zwei Brüder (Manfred und Heinz Mayer), in Hoffenheim
geboren, wurden mit ihrer Familie 1940 nach Frankreich ins Lager Gurs
deportiert. Die Eltern kamen anschließend nach Rivesaltes, von wo sie zwei
Jahre später nach Auschwitz transportiert und ermordet wurden. Die zwei
Brüder wurden durch eine jüdische Organisation und Quäker in
französische und Schweizer Waisenhäuser gebracht. Schließlich wurden sie
getrennt.
Nach dem Krieg ging Fred, der ältere Bruder, in die Vereinigten Staaten.
Der jüngere Bruder, Menachem (Heinz), kam nach Israel. Beide studierten und
waren beruflich erfolgreich. Viele Jahre gab es fast keinen Kontakt zwischen
den Brüdern, bis sie das Bedürfnis verspürten, über ihre Erfahrungen zu
reden, besonders mit ihren Enkeln. Sie erneuerten ihre Beziehung zueinander
und schrieben zusammen diese ergreifende Geschichte ihrer Kindheit.
Dies ist eine der bewegendsten Biografien, die in den letzten Jahren
erschienen sind. Die ungewöhnliche Erzählweise, die Gespräche zwischen
den Brüdern als Versuch die Jahre der Trennung zu überbrücken, ihr Appell
an die Enkel und darin an unser aller Enkel, wird die Leserinnen und Leser
nicht ungerührt lassen.
Links: Artikel zur Buchvorstellung (Rhein-Neckar-Zeitung vom 8.
September 2005) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hoffenheim Baden.
Jews were only permitted to settle after 1715 and numbered 11 families by 1755.
A Jewish elementary school was opened in 1840, with the Jewish population
reaching a peak of 227 in 1842 (about 15 % of the total). Thereafter it declined
steadily to 40 in 1933. Persecution commenced at the outset of Nazi rule.
Sixteen Jews left in 1933-39, 11 emigrating from Germany. On Kristallnacht
(9-10 November 1938) the synagogue was heavily damaged- The last 15 Jews were
deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940; another seven were
deported to the camps after seeking refuge in other German cities. Of thouse who
perished, 14 met their end in Auschwitz.
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