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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Kappel (Stadt Bad Buchau,
Kreis Biberach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version see Bad Buchau)
In dem bis 1803 dem Stift Buchau zugehörigen Ort Kappel
bestand eine jüdische Gemeinde von 1793 (erste Aufnahme von 12 jüdischen
Familien) bis 1873. Unter den ersten aufgenommenen jüdischen
Familienvorständen waren: Jos. J. Hechinger, Abr. Gabr. Bernheim, Max Moses
Erlanger, Isak H. S. Schmal, Veit Raf. Neuburger, Isak J. Essinger, Hirsch D.
Ullmann, Baruch Borger, Abr. Mos Moos.
Die jüdischen Bewohner Kappels hatten stets eine enge Verbindung zur Buchauer Gemeinde,
jedoch teilweise eigene Einrichtungen wie Synagoge (s.u.), jüdische
Schule und rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden in Buchau beigesetzt.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (neben dem Buchauer
Rabbiner) ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Seit 1834 war Leopold Hofheimer Lehrer in Kappel (gest. 1865).
Nach Hofheimers Tod übernahm 1865 bis 1866 Jakob Levi die Stelle (geb.
1845 in Mühlen, seit 1867 in Hechingen als Fabrikant tätig, Vater des
Reichstagsabgeordneten Dr. Paul Levi); nach ihm war bis bis Auflösung der
Schule 1867 Nathanael Forchheimer in Kappel tätig (geb. 1842 in Niederstetten, seit 1867 in
Pflaumloch usw.).
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um
1845 mit 163 Personen in 33 Familien erreicht. Die jüdischen Familien lebten in
fast durchweg sehr ärmlichen Verhältnissen und lebten vom Handel.
Nach 1850 setzte die Aus- und
Abwanderung der Juden aus Kappel ein. Die Auflösung der Gemeinde vollzog sich
fast ebenso schnell wie ihr Aufbau ein gutes halbes Jahrhundert zuvor. 1867
wurde die jüdische Schule aufgelöst, danach besuchten die jüdischen Kinder
aus Kappel die Schule in Buchau. Das jüdische Schulgebäude in Kappel wurde abgebrochen. 1873
wurde die jüdische Gemeinde Kappel aufgelöst (vgl. unten zum letzten
Gottesdienst); die hier noch lebenden jüdischen Personen gehörten nun zur
Buchauer Gemeinde. Bereits
kurz nach 1900 lebten keine jüdischen Personen mehr am Ort. Nur noch eine in
der Heil- und Pflegeanstalt Liebenau lebende jüdische Person hatte ihren
Wohnsitz bis zu ihrem Tod 1912 in Kappel.
Von den in Kappel geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Pauline Bernheim (1864).
Es werden im Gedenkbuch noch drei weitere Namen genannt, doch ist der Bezug auf
Kappel nach Meinung des Webmasters unsicher.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Über den Vorsänger und Lehrer Leopold Hofheimer
Leopold Nathan Hofheimer ist am 14. Februar 1810 in Laupheim als
Sohn des Hoffaktors David Hirsch Hofheimer und der Helene geb. Hirschfeld
geboren. Er studierte 1828 bis 1830 am Esslinger Lehrerseminar und erhielt seine
erste Stelle als Vorsänger-Amtsverweser und Religionslehrer in Ludwigsburg.
Durch eine Krankheitszeit verlor er 1834 die Stelle in Ludwigsburg. Seit
November 1834 war er in Buchau als "Schulrevisor" tätig, seit März
1835 in Kappel als provisorischer Vorsänger- und Religionslehrer, von 1840 bis
1865 Elementarlehrer ebd. Er war verheiratet mit Fanny geb. Landauer, mit der er
vier Kinder hatte, von denen zwei 1863 an Typhus erkrankten und starben. Leopold
Hofheimer starb am 2. März 1865 in Kappel und wurde in Buchau beigesetzt.
Auszeichnung der christlichen Schulbehörde für
Lehrer Hofheimer (1847)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. September 1847: "Aus Württemberg, Ende August
(1847). Dem wackern israelitischen Lehrer Hofheimer in Kappel ist
jüngst eine gewiss beispiellose Auszeichnung geworden. Dass Israeliten
schon den philosophischen, medizinischen, juridischen Preis an
Universitäten gewonnen haben, ist bekannt, allein dass eine von einer christlichen
Behörde gestellte Religionsfrage von einem Israeliten, und ganz
auf israelitischem Standpunkt bearbeitet, als des ersten Preises
unter acht Konkurrenten würdig erachtet worden, möchte noch nicht
vorgekommen sein. In katholischen Gegenden stehen hierzulande die
israelitischen Lehrer unter der katholischen Oberschulbehörde. Diese
hatte folgende Preisaufgabe gestellt: 'worauf gründet sich die
Anforderung: aller Unterricht in der Volksschule sei religiös? und in
welcher Weise soll der Volksschullehrer dieser Forderung
entsprechen?'" |
Beiträge von Lehrer Hofheimer in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" (1849)
Anmerkung: Die Beiträge werden nicht ausgeschrieben; zum Lesen bitte
Textabbildungen anklicken
Rechts: Artikel in der
"Allgemeinen Zeitung des
Judentums"
vom 20. August 1849 |
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Rechts: Artikel in der
"Allgemeinen Zeitung des
Judentums"
vom 27. August 1849 |
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Leopold Hofheimer als Verfasser des Buches "Das
Gebet - ein Atemholen der Seele" (1856)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Januar
1856: "Kappel bei Buchau am Federsee. Soeben ist in der J. G.
Sprandel'schen Buchdruckerei in Stuttgart, im Verlag des Verfassers
erschienen und bei demselben zu haben: Das Gebet - ein Atemholen der
Seele, oder: Abhandlung über das Gebet im Allgemeinen und besonders:
wie Kinder hierzu anzuleiten sind, nebst einem Anhange von etwa 300 Schul-
und Kindergebeten für die verschiedensten Verhältnisse des Lebens etc.
zum Schul- und häuslichen Gebrauche bearbeitet von Leopold N.
Hofheimer, israelitischer Schullehrer und Vorsänger in Kappel bei
Buchau im Königreich Württemberg (Verfasser der Preisschrift über die religiöse
Grundlage beim Volksunterricht etc.). 8. brosch. 12 Bogen. Preis des
Ganzen 10 Ngr., der Gebetssammlung besonders 6 Ngr., Es könnten über
dieses Werkchen, zu dessen Bearbeitung der Verfasser mehrseitig
aufgefordert wurde, Zeugnisse bewährter Sachkenner angeführt werden, die
es im Manuskripte durchgesehen und für würdig befunden haben; allein er
will dasselbe, da es einem Bedürfnisse unserer Zeit abhelfen soll,, sich
selbst empfehlen lassen, und findet für Jugendfreunde, Eltern, Lehrer, Schulvorstände
und Gönner der Schule nur noch zu bemerken für nötig, dass sie hier
manches neue Gebet für Gesunden und Kranken treffen werden, welches sie
interessieren dürfte. Da der Preis des Ganzen, wie der Gebetssammlung
insbesondere äußerst billigt gestellt ist, so werden Briefe und Gelder
franco erbeten." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Mai 1856:
"Um vielen Anfragen zu begegnen, zeige ich hiermit an, dass die 1.
Auflage meines größeren Gebetbuchs: Das Gebet ein Atemholen der Seele,
bereits vergriffen ist und dass ich nur dann eine zweite Auflage
erscheinen lasse, wenn bedeutendere Vorausbestellungen eingehen; dagegen
habe ich von meinem kleinen Werke: Das bedeutende Kind, das ich pro
Exemplare broschiert à 18 Kreuzer verkaufe und von welchem u.a. Herr
Rabbiner Stein in Frankfurt am Main in seinem Israelitischen Volkslehrer
(Februar 1853 S. 52) sagt, 'dass es eine der besten Sammlungen sei, die
wir besitzen, ein herrlicher Strauß von mannigfaltigen Blumen, deren
lieblicher Duft zur Höhe emporsteigt' etc., noch einen ziemlichen Vorrat,
sowie von meiner gekrönten Preisschrift über die religiöse Grundlage
beim Volksunterricht (broschiert à 36 Kreuzer) und sind diese Schriften
entweder gegen Nachnahme direkt von mir zu beziehen oder bei Herrn Buchhändler
J. Heß in Ellwangen (Württemberg) zu haben.
Kappel bei Buchau
(Württemberg), den 1. Mai 1856. L. Hofheimer, Lehrer." |
Zum Tod von Lehrer und Vorbeter Leopold Hofheimer
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1865:
"Buchau am Federsee. Vor wenigen Wochen starb im benachbarten Kappel
der an Geist und Körper seit 1 1/2 Jahren schwer leidende israelitische
Schullehrer und Vorsänger Hofheimer. In beredter Weise hat der Rabbiner
Weimann über Maleachi 2,3 den Verblichenen als Mensch, als Lehrer, als
Gottesdiener, als Hirte, Gatte und Vater geschildert und schließlich
seinen Wohltätern die gebührende Anerkennung gezollt. Dem Redner selbst
gebührte wohl der allgemeinste Dank, da er für den Verblichenen während
der langen Krankheit wöchentlich zweimal unentgeltlich den Unterricht in
der Religion und im Hebräischen erteilte und sich durch kein Unwetter
hatte abhalten lassen, diese Pflicht der Menschenliebe an Lehrer und
Schüler zu erfüllen. Herr Weimann zeichnet sich damit vorteilhaft vor
manchem seiner Kollegen im Lande aus..." |
Die Predigt von Rabbiner Weimann zur Beerdigung von
Lehrer Leopold Hofheimer wird veröffentlicht (1865)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. April 1865: "Der treue Lehrer. Rede bei der Beerdigung
des Leopold Hofheimer, Schulmeisters und Vorsängers in Kappel
am 3. März 1865 von Rabbiner Weimann in Buchau. Vertrauen
auf Gott und König. Predigt zum Geburtstagsfeste des jetzigen Königs von
Württemberg am 6. März 1865 von Rabbiner Weimann in Buchau.
Zwei des Gegenstandes würdige Predigten, die in schönes, schwungreicher
Sprache erweisen, dass der Redner aus dem Herzen spricht, und umso eher
das Herz zu treffen versteht."
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Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Vorbereitungen zum Pessachfest (Artikel von dem aus Kappel stammenden David
Wallersteiner von 1932)
Anmerkung: David Wallersteiner ist 1854 in Kappel als Sohn von David
Wallersteiner geboren; er war später in Ansbach
als Kantor und Schochet tätig; 1934 konnte er - bereits 80 Jahre alt - mit
seiner Familie nach Erez Jisrael emigrieren. Der Enkel Josef Wallersteiner war
bereits 1933 emigriert. David Wallersteiner ist 1938 gestorben.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1932: "Aus meinen
Kindertagen. Von David Wallersteiner in Ansbach. (Einer größeren
Schilderung entnommen.)
… Gleich nach Purim wurde ein großer Raum im Gemeindehaus (wohl eine
Seltenheit), das jüdische Gemeindewaschhaus, ausgeräumt, frisch ausgeweißt,
die Bodensteine gerötelt, dann die Mazzenmaschine, die damals noch mit
Handbetrieb eingerichtet war, mit den nur zur Mazzotbereitung nötigen Geräten
aufgestellt. Ein langer Tisch, auf den die Maschine den dünnen Teig
brachte, war mit Zink belegt. Alles half zusammen, damit der Teig
schnellstens in den Ofen kam und nicht zur Gärung kommen konnte. Der
Backofen, der ausschließlich nur zum Mazzenbacken diente, ward vorher
instand gesetzt. Dass wir Kinder bei diesen Vorbereitungen unsere
Neugierde zu befriedigen suchten, werdet Ihr begreifen. Jede Hausfrau nahm
von ihrem zu verbackenden Mehl eine kleine Handvoll und gab es in ein an
der Wand hängendes neues Leinensäckchen, und wenn das allgemeine Backen
vorüber war, ward aus diesem Mehl von den Frauen der Eruw
gemacht, sie verzierten ihn mit dem Mogen Dovid (Davidstern) und mit dem
Stupfeleisen, mit dem man auch die Mazzot
schäl Mizwa für die beiden Sedernächte als Kohen
Levi weIsrael bezeichnete (sc. drei Mazzen am Sedertisch repräsentieren
Priester, Leviten und Israel), wurden ringsherum Rosen gestochen. Diesen
Eruw legte man am Erew Pessach
(Vortag zum Pessachfest; am Tag des Sederabends) auf den Almemor und nach Mincha wurde Eruwei Chazerot
damit gemacht. Von den großen Freuden, die wir empfanden, wenn wir dem Bäcker,
auf rein gewaschenen Händen den ausgestochenen, gestupfelten, dünnen
Mazzotteig hinreichen durften, könnte Ihr heutigen Kinder Euch keinen
Begriff mehr machen, nachdem das Herstellen der Mazzot jetzt fabrikmäßig
geschieht und die Kinder deshalb nicht mehr mithelfen können.
Acht Tage vor Pessach fuhren wir Knaben mit einem Handwägelchen vor jedes
jüdische Haus und riefen ‚Chomezholz!’ (d.i. das Holz für das
Chomezfeuer) und das gespendete Holz brachten wir einstweilen in einem
Schopf unter. Am Vorabend des Erew Pessach halfen wir getreulich und
voller Freuden Chomezbateln, hielten die Kerze, eine große Feder aus
einem Gänseflügel und einem Löffel, in welchem das kleine Chomez (d.i.
der letzte Rest Gesäuertes, das vor Pessach verbrannt wird) mit der Feder
eingestrichen wurde; außerdem kam noch der vom vergangenen Jahr
aufbewahrte Afikaumen (= Afikomen, Rest einer der Mazzen des Sedertisches),
ein Stück Brot oder Berches und die gebrauchte Hafdolo-Kerze hinzu. Alles
zusammen wurde in einen Lappen, in Papier oder auch in ein Schächtelchen
eingebunden und bis zum Verbrennen an einen sicheren Ort gelegt, dass
nicht Mäuse etwas davon verschleppen konnten. Ein besonderer Reiz war es,
wenn wir an Erev Pesach schon sehr früh erwachten und die frischen
Gardinen sahen, welche die Mutter noch in der Nacht aufgesteckt hatte; die
ganze Wohnung atmete schon echte Jom-tow-Stimmung (Feiertagsstimmung).
Erev Pesach morgens ging man schon früher als sonst in die Synagoge,
nachher versammelten wir uns wieder, fuhren das aufbewahrte Holz in den
Schulhof, dort bauten wir einen Holzstoß auf und legten das aus jedem
Haus gebrachte Chomez darauf. Um halb 10 Uhr zündeten wir den Holzstoß
an, das gab ein hell-loderndes Feuer. Um 10 Uhr kamen die Männer um …
zu sagen. Wir bildeten uns auf unsere Geschäftigkeit nicht wenig ein,
freuten uns aber auch herzlich, wenn die Männer uns lobten, dass wir ein
so schönes Feuer zusammengebracht hätten. Die Asche kehrten wir fein säuberlich
zusammen und trugen sie in einem Blechgefäß in den Bach. Auf Pessach
bekamen wir neue Kleider, Schule und Mützen, die wir schon Erev Pesach
nachmittags anziehen durften und die wir gegenseitig mit Stolz
betrachteten. Wenn diese Schau vorüber war, gingen wir spazieren, suchten
Veilchen und wenn wir welche fanden, banden wir sie zu Sträußchen für
den Sedertisch". |
Dokumente zu einzelnen Personen
Druck der Trauerrede für den Mohel Lazarus Wallersteiner
(1808-1871)
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Rechts: Grabstein für Lazarus
Wallersteiner im Friedhof Buchau mit Symbolen: Buch, Messer, Schofar |
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Links: Titel der "Rede am Sarge
des Lazarus Wallersteiner von Kappel, gehalten am 13. November 1871 von
Rabbiner Weimann. Ellwangen. Druck von L. Weil" (erhalten von Menahem
Shahem, Israel). Abgedruckt war im Druck der Trauerrede auch das Porträt
des Verstorbenen. Lazarus Wallersteiner ist am 9. Dezember 1808 geboren
und am 11. November 1871 in Kappel gestorben. Seine Grabinschrift auf dem Friedhof
in Buchau lautet: "Ein Vater, Gatte ruht allhier, Des Hauses,
der Gemeinde Zier, Führt Viele ein in Abrahams Bund, That
Waisen Vaterliebe kund; Betend oft für seine Brüder,
Mitleidsvoll, rechtschaffen, bieder, Ruht nun von Kindern tief
beweint, Bis Wiedersehen sie vereint". |
Zur Geschichte der Synagoge
Das jüdische Wohngebiet lag im
Viertel zwischen den heutigen Straßen Kirchstraße, Riedlinger Straße und auf
dem Burren. In einem im Zusammenhang mit der Aufnahme der jüdischen
Familien in Kappel 1793 mit der israelitischen Gemeinde in Buchau
unterzeichneten Vertrag wurden Vereinbarungen getroffen über eine
gemeinschaftliche Benützung von Synagoge, Rabbiner, Vorsänger, Friedhof u.a.m.
Wenige Jahre nach ihrer Niederlassung beschlossen die Juden in Kappel jedoch den
Bau einer eigenen Synagoge am Ort. Eine hierfür geplante Kollekte wurde von der
stiftischen Regierung 1796 wärmstens empfohlen. Israel Borger organisierte
diese Kollekte, die in 28 jüdischen Gemeinden Süddeutschlands durchgeführt
wurde. Den Bauauftrag erhielten 1801
Maurermeister Baader und Zimmermeister Kleinheinz aus Kappel. In wenigen Monaten
erbauten sie die Synagoge, bei der es sich um ein schlichtes, aber durch seine
hohen Rundbogenfenster durchaus würdig aussehendes Gebäude gehandelt hat. Nach
der uns überlieferten Darstellung hat es auch die umliegenden zweistockigen jüdischen
Wohnhäuser überragt. Bei der Einweihung der Synagoge durch Rabbiner Maier Wolf
1802 war auch die Fürstäbtissin anwesend. Der Buchauer Rabbiner wurde
verpflichtet, einmal monatlich in der Synagoge Kappel zu predigen und die
Samstag-Nachmittags-Gottesdienste abzuhalten. Nachdem die 1839 eingeweihte
Buchauer Synagoge ein Glockenspiel erhalten hatte, wünschten sich einige Juden
der Kappeler Gemeinde nach einem Bericht vom April 1843 auch ein solches für
ihre Synagoge. Die Kosten von 100 Gulden sollten aus dem Überschuss des
Synagogenfonds bestritten werden. Zur Ausführung kam dieser Plan jedoch nicht.
Neben der Synagoge wurde für den seit 1802 zum Vorsänger
und Lehrer angestellten Elias Landauer aus Hohenems eine einstöckige Wohnung
erbaut. Vermutlich dieses Gebäude hat man 1840 zur Schule vergrößert. Möglicherweise
stand das Schulhaus auch an der Riedlinger Straße. Bis 1835 hatten die jüdischen
Kinder von Kappel die christliche Schule in Buchau besucht, seitdem bestand die
neu eingerichtete israelitische Konfessionsschule in Kappel. Trotz dieser eigenen Einrichtungen blieb die enge Beziehung
mit Buchau bestehen. Die Gemeinden hatten weiterhin einen gemeinsamen "Kirchenvorstand"
und denselben Rabbiner.
Foto / Plan
Historische Darstellungen:
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Plan von Kappel von 1822 mit
eingezeichnetem jüdischem
Wohnviertel
und Synagoge (Quelle: J. Mohn,
Kappel S. 167) |
Die Synagoge in Kappel (Zeichnung);
Quelle: Jüdische
Gotteshäuser
und Friedhöfe in Württemberg.
1932 S. 90.
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Chanukka-Leuchter des 18.
Jahrhunderts
aus der Synagoge in Kappel, bis zur Zerstörung
im November
1938 in der Synagoge Buchau
(Quelle: Mayenberger) |
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Verschiedene
Zeichnungen und
Dokumente von David Wallersteiner
(Zeichnungen
entstanden um 1875/1880;
aus dem
Besitz des Urenkels Menahem
Shaham, Israel). |
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"Meine Heimat
in Kappel - von mir
gezeichnet. D. Wallersteiner" |
Die Synagoge
in
Kappel |
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Die
Synagoge in Kappel |
Toraschrein der
Synagoge in Kappel -
gezeichnet 1879 |
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Hebräisches
Gebet, früher in der Synagoge in Kappel "El Melech joschew al kise..." |
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Notiz
im "Briefkasten" der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. September 1928: "D.W.
(= David Wallersteiner) in Ansbach. Wir
nehmen und geben gern zur Kenntnis, dass in
Ihrer - leider nicht mehr
existierenden - Heimatgemeinde Kappel in Württemberg,
feststehender Gebrauch (Minhag) war, am Rosch Haschana
(Neujahr), der auf Schabbat
fiel, nicht auf die Knie zu fallen, am Jom
Kippur dagegen ja." |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S.
31ff. |
| Joseph Mohn: Kappel – das Dorf über dem Federsee, 1971.
S. 166-171. |
| Hans Garbelmann: Die jüdische Gemeinde in Kappel, in: Rosch Haschana 5728
(1968) S. 26-27. |
| Charlotte Mayenberger: Moritz Vierfelder. Leben und Schicksal eines
Buchauer Juden. (= Landkreis Biberach. Geschichte und Kultur. Band 4). Bad
Buchau 2000 (Foto des Chanukka-Leuchters S. 60). |
| weitere Literatur siehe Bad Buchau. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
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