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im Elsass"
Kuttolsheim (Küttolsheim, Dep.
Bas-Rhin, Alsace, Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Kuttolsheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. 1784 wurden elf jüdische Familien mit zusammen
63 Personen am Ort gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 90 jüdische Einwohner, 1846 150, 1861 140, 1870 157, 1893 110 (in 23
Familien), 1910 54.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(israelitische Elementarschule/Volksschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen
Friedhof in Rosenwiler / Rosenweiler beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war. Zeitweise gab es für die Ämter des Lehrers und Kantors auch
zwei Personen. Als Lehrer werden genannt: um 1879/81 A. Mayer-Eppstein
(bzw. nur Eppstein genannt), um 1887 M. Schwab, um 1889 A. Levy, um 1892/93 E.
Wahl. Als Kantor wird genannt: um 1887/93 B. Fränkel. An der
israelitischen Elementarschule wurden 1893 23 Kinder unterrichtet.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Kuttolsheim zeitweise Sitz eines
Rabbinates, bis dieses im April 1832 nach
Wintzenheim-Kochersberg verlegt wurde. Letzter Bezirksrabbiner in
Kuttolsheim war David Lehmann (geb. 1804 in Straßburg, gest. 1878 in
Wintzenheim-Kochersberg). Lehmann war als Rabbiner zuständig für Quatzenheim,
Wintzenheim-Kochersberg, Osthoffen und Schaffhouse-sur-Zorn.
Später gehörte die Gemeinde zum Rabbinat Wintzenheim-Quatzenheim,
ab 1910 zum Rabbinat Westhoffen, ab 1920 zu Rabbinat
Obernai.
An jüdischen Vereinen werden genannt: eine Chewrat Bikkur Cholim
(Krankenbesuchsverein, um 1894/95 unter Leitung von G. May).
Gemeindevorsteher war um 1887/89 R. Levy, um 1893 bildeten den Vorstand
B. Meyer, S. Longini, H. Rorphüro (Rorphuro).
Die israelitische Elementarschule wurde bereits vor 1909 auf Grund stark
gesunkener Schülerzahlen geschlossen.
1936 lebten noch 27 jüdische Personen in Kuttolsheim. Diejenigen,
die in den folgenden Jahren nicht den Ort verlassen konnten, wurden unter der
deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Kuttolsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Clemence Heymann
(1872), Blanche Levy geb. Lorch (1899), Caroline Levy (1873), Elie Levy (1937),
Julien Levy (1920), Nathan Levy (1869, s.u.), Rachel Levy (1883), Rose Levy geb. Meyer
(1885), Anna May (), Berthe Mayer (1912), Mina Weiller (1877).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ergebnis einer Spendensammlung unter den jüdischen
Frauen (Challah-Geld, 1879)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1879: "Küttolsheim.
Durch Lehrer Eppstein, Challah-Geld von nachfolgenden Frauen: Celine
Bernheim 6.90, Julie Pioso 1, Witwe G. Bernheim 1.04, Fr. M. Bernheim 1, Fr.
K. Bernheim 1.24, Fr. J. Bernheim 2, Fr. R. Longini 1, Fr. S. Londini 0.86,
Fr. R. Levy 0.58, Fr. M. Pioso 0.60, Fr. L. Pioso 0.60, Fr. H. Rorphüro
0.36, Fr. J. Weil I. 1.80, Fr. J. Weil II. 0.25, Frl. M. Weil 0.60, Fr. B.
Pompet 0.50, Fr. B. Mayer 1, Fr. Eppstein 1, Fr. A. Marx 0.50, Fr. B.
Fränkel 1.37, zus. 24.20 M." |
Ergebnis einer Spendensammlung unter jüdischen Frauen (Challah-Geld
aus Küttolsheim und Winzenheim)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1888: "Küttolsheim.
Durch Lehrer A. Mayer-Eppstein, Challoh-Geld von nachgenannten Frauen: Aus
Küttolsheim: Celine Bernheim 2.67, Frida Eppstein 2.08, Kariline Fränkel
0.40, Julie Bernheim 1, Witwe Lehmann Rabb. 0.80, Henriette Levy 0.80, Eva
Longini 1, Paula Longini 0.50, Franziska Levy 0.30, Elise Mayer 1, Lea Marx
0.48, Jeanette Pioso 2, Sara Piosoo 1, Sara Pompet 2, Julie Pompet 0.50,
Karoline Rorphüro 0.56, Kneidel Weill 1.20, Henriette Weil 0.20, Rachel Weil
0.50, Ungenannte 4, zus. 23,79 M. - Aus Winzenheim: Babette Hänel 1,
Friederike Landauer 1.30, Babette Weil-Lehmann 0.24, Henriette Weil 2.09,
Babette Landauer 0.60, Babette Weil-Mohr 1, Rosalie Levy 1.46, Babette Klein
0.16, Jeanette Weil 0.30, Josephine Blum 0.40, zus. 8.68 M. Gesamtsumme abz.
Porto 32.17 M., wovon 25 M. für die R. 2,3 und 9." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Dr. S. Bernheim aus Küttolsheim ist einer der
Hauptleiter der Lungenheilstätten-Bewegung
Anmerkung: es handelt sich um Samuel Bernheim (geb. 21.9.1855 in Kuttolsheim,
gest. Juli 1915), Informationen siehe
https://data.bnf.fr/de/10520256/samuel_bernheim/
Sein Buch "La Tuberculose Et La Medication Sreosotee..."
https://www.amazon.de/Tuberculose-Medication-Creosotee-Samuel-Bernheim/dp/1273238451
Artikel
in der "Neuen jüdischen Presse" vom 27. Oktober 1905: "Paris. Hier
wurde durch den Präsidenten der Republik die zwölfte Heilstätte für
Lungenkranke eröffnet. Der Präsident wurde von Herrn Dr. S. Bernheim
(gebürtig aus Küttolsheim im Elsass), einem der Hauptleiter der
Lungenheilstätten-Bewegung, empfangen." |
Hinweis: Rabbiner Nathan Eugène Lévy (geb. 1869 in Kuttolsheim) war ein
Enkel des o.g. Rabbiners David Lehmann. Er war Rabbiner in Remiremont, Rouen und
Paris und wurde 1943 in Auschwitz ermordet.
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Bitte um Spenden für Witwe Jacob und ihre Tochter in
Winzenheim (1881)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1881: "Aufruf! In
unserer Schwestergemeinde Winzenheim wohnt eine alte Frau, Witwe Jakob mit
ihrer Tochter, und ist erstere schon drei Jahre gelähmt, so dass sie
beständig das Bett hüten muss. Ihre Tochter verdiente nun noch im vorigen
Jahre so viel, dass sie, neben unseren Gaben, die kranke Mutter erhalten
konnte. Seit einem halben Jahre bedarf nun auch die Tochter der Pflege, da
sie krank ist und unsere Kräfte reichen leider nicht mehr dahin, die Armen
genügend zu unterstützen; es werden daher edeldenkende Menschen dringend
gebeten, ihre Gaben diesen Armen zuwenden zu wollen.
A. Mayer-Eppstein, Lehrer in Küttolsheim, Post Quatzenheim im
Elsass.
Nachbemerkung:. Wir sind gerne bereit, gaben in Empfang zu nehmen und weiter
zu befördern. Die Expedition des 'Israelit'." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im 18. Jahrhundert war eine erste Synagoge oder ein
Betraum vorhanden.
1822 wurde eine (neue) Synagoge erbaut. 1843 musste sie renoviert
werden. Ende des 19. Jahrhunderts waren umfassende Reparaturen notwendig. Die
Gemeinde konnte jedoch die erforderlichen Mittel nicht aufbringen. Wie lange
noch regelmäßig Gottesdienste auf Grund der zurückgehenden Zahl der
jüdischen Einwohner abgehalten werden konnten, ist nicht bekannt. In der Zeit
der deutschen Besatzung wurde das Gebäude 1940 schwer beschädigt.
Da der Einsturz des Gebäudes drohte, wurde es 1957 abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge:
unbekannt (Hinweise bitte an den Webmaster der "Alemannia
Judaica")
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Kuttolsheim vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 41.90.
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n.e.
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