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"Synagogen im Kreis Groß-Gerau"
Leeheim (Gemeinde
Riedstadt, Kreis Gross-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Ludwig
Jung / Heimat- und Geschichtsverein
Leeheim)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Leeheim bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1935/38. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Eintragungen über Geburten, Trauungen und Sterbefälle liegen seit
etwa 1790 vor. Nach 1800 nahm die Trauungen Rabbiner Callmann Israel
Mengenburg vor. Er stammte aus Gelnhausen, war einige Zeit Rabbiner in Bingen
und von 1799 bis 1833 Rabbiner in Darmstadt. Auch
in der Folgezeit gehörte die jüdische Gemeinde Leeheim zum Rabbinat Darmstadt
(seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
zum orthodoxen Rabbinat Darmstadt II).
An Einrichtungen waren zumindest eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, eventuell
auch eine Mikwe vorhanden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in
Groß Gerau beigesetzt. Für die Besorgung ihrer religiösen Aufgaben hatte die
jüdische Gemeinde Leeheim zeitweise einen eigenen Vorbeter und Religionslehrer
angestellt (siehe Ausschreibung von 1861 unten).
Im Laufe des 19. Jahrhunderts
blieb die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder relativ gering: 1828 41 jüdische
Einwohner, 1861 45 (4,3 % von insgesamt 1.036 Einwohnern), 1871 40, 1880 16
(1,4 % von insgesamt 1.098), 1900 28 (2,3 % von 1.189), 1910 23 (1,9 % von
1.215).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Gustav
Regenstein (geb. 29.8.1893 in Leeheim, gef. 18.4.1917) und Ludwig Sternfels.
Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal der Gemeinde an der Kirche sowie auf
dem Gefallenendenkmal im jüdischen Friedhof
Groß-Gerau.
Um 1925, als noch 27 Personen der
jüdischen Gemeinde angehörten (2,25 % der Gesamtbevölkerung von etwa 1.200
Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Elias Kornsand, Josef
Regenstein und Julius Sternfels (diese waren auch noch 1932
Gemeindevorsteher). Die Gemeinde hatte inzwischen keinen eigenen jüdischen Lehrer
mehr. Die 1924/25 sechs jüdischen Kinder erhielten Religionsunterricht durch den
Lehrer Jakob Strauß aus Griesheim. Im Schuljahr 1931/32 gab es noch zwei
schulpflichtige jüdische Kinder. Inzwischen war die Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder auf 21 zurückgegangen.
Nach 1933 sind innerhalb weniger Jahre alle jüdischen Familien (1933: noch
etwa
20 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien in die USA emigriert. Es handelte sich um die vier Familien von Karl
Regenstein, Julius Sternfels, Sally Moses und Elias Kornsand. Im Mai 1939
verließ die letzte jüdische Familie Leeheim.
Von den in Leeheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Werner Moses (1924),
Lazarus Nauheim (1870), Moritz Regenstein (1898), Elisabeth Spies (1888), Samuel
Sternfels (1891).
Im November 2017 wurden in Leeheim "Stolpersteine"
verlegt: vor dem Haus Kirchstraße 13 für Samuel und Hedwig Moses sowie deren
Kinder Hertha und Erich (Samuel Moses war Inhaber eines kleinen
Kolonialwarengeschäftes und eines Viehhandels; die Familie emigrierte 1937 nach
New York); vor dem Haus Hauptstraße 50 für Sally und Bertha Löwenthal sowie
deren Kinder Kurt und Edith (Sally Löwenthal war als Kriegsbeschädigter 1935
gestorben, seine Frau und die Kinder emigrierten nach seinem Tod nach New
York).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1861
/1868
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit vom 11. Dezember
1861:
"Vakante Lehrerstelle. Die israelitische Gemeinde zu Leeheim bei
Groß-Gerau (Großherzogtum Hessen) wünscht zu Neujahr einen Vorsänger und
Religionslehrer zu engagieren. Fester Gehalt nebst völlig freier Station 120
Gulden. Anmeldungen an den Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1868:
"In der israelitischen Gemeinde zu Leeheim (Großherzogtum Hessen)
ist die Stelle eines Religionslehrers vakant. Ansprüche nicht groß.
Meldungen an den Vorsteher. B. Streng." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine kleine Synagoge war vorhanden beziehungsweise in einem
Gebäude an der Hauptstraße/Ecke Klappergasse 1 eingerichtet. Dieses
Gebäude wurde im 18. Jahrhundert erbaut und stand als Wohnhaus seit 1794 im
Besitz von Johannes Hofmann. 1839 übernahm es die politische Gemeinde Leeheim. 1855
kam es in den Besitz der jüdischen Gemeinde in Leeheim, die darin einen Betsaal
beziehungsweise eine Synagoge einrichtete.
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um
1935 wurden die Ritualien
der Synagoge in die Synagoge nach Groß Gerau
gebracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden.
Das Gebäude
der Synagoge in Leeheim kam 1940 in den Besitz einer nichtjüdischen Familie und
wurde von dieser zu einem Wohnhaus umgebaut. Das Gebäude wurde im März 1945
durch Kriegseinwirkung völlig zerstört. Der Eigentumer konnte das
Grundstück nach 1945 nicht wieder bebauen, da die gesetzlichen Bestimmungen
damals eine weitere Nutzung des früheren jüdischen Eigentums nicht erlaubten.
1948 kam das Grundstück wieder in den Besitz der politischen Gemeinde Leeheim,
die es 1949 der Molkereigenossenschaft Groß Gerau übergab (1968
Milchversorgung Groß-Gerau). Auf dem Grundstück wurde die Milchabnahmestelle
der Gemeinde erbaut. 1987 wurde die Milchabnahmestelle geschlossen. Das
Grundstück wurde neu bebaut (heute mit kleiner Gastwirtschaft).
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße / Ecke
Klappergasse 1
Plan / Fotos
(Quelle: Heimat- und Geschichtsverein Leeheim; Fotos 2007: Hahn,
Aufnahmedatum 6. Juli 2007)
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Plan der Hauptstraße von
Leeheim,
markiert ist das Grundstück der Synagoge |
Die Hauptstraße in Leeheim,
links an der
Einfahrt zur Klappergasse die Synagoge |
Das Synagogengebäude |
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Die Hauptstraße
in Leeheim
2007 |
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Ähnliche Ansicht
wie oben Mitte |
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Das auf dem
Synagogengrundstück
errichtete Gebäude |
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Ansicht von der Hauptstraße |
Ansicht von der Klappergasse |
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Gefallenendenkmal bei der
Kirche |
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Eintragung von Ludwig
Sternfels |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Hinweis: Im Blick auf die Erinnerungsarbeit in Riedstadt engagiert sich die PROJEKTGRUPPE DES FÖRDERVEREINS JÜDISCHE GESCHICHTE UND KULTUR IM KREIS GROSS-GERAU (FJGK).
Wer sich für die Mitarbeit in der Projektgruppe interessiert, kann bei einem der Treffen vorbeikommen. Außerdem werden weiter Sponsoren gesucht, die sich finanziell an dem Projekt beteiligen möchten. Dies ist beispielsweise durch die Übernahme einer Patenschaft für einen Stolperstein möglich, wofür ein Betrag von 120 Euro zu zahlen ist.
Für weitere Auskünfte steht der Vorsitzende des Fördervereins, Walter Ullrich (Ringstraße 50, 65468 Trebur-Geinsheim, Telefon 06147- 83 61, E-Mail:
walter.ullrich@freenet.de) zur Verfügung. |
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November 2017:
In Leeheim und Crumstadt
werden "Stolpersteine" verlegt |
Artikel von Anke Mosch in der "Bürstädter
Zeitung" (Echo-online)vom 13. November 2017: "Riedstadt - Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt
LEEHEIM/CRUMSTADT - Als sich am Freitagnachmittag eine große Menschenmenge mit Regenschirmen vor dem Haus auf der Kirchstraße 13 zur ersten Stolpersteinverlegung in
Leeheim einfindet, gibt es immerhin längere Pausen in dem steten Nieselregen dieses grauverhangenen Herbsttages. Das war in der ersten Tageshälfte noch anders, doch das ist nicht der Grund, warum Walter Ullrich die vormittägliche Verlegung in
Crumstadt in ganz besonderer Erinnerung
haben wird.
Wiedersehen mit dem Geburtshaus des Vaters.
Den Menschen auf der Kirchstraße erzählt der Vorsitzende des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, dass um die 20 Familienangehörige der jüdischen Familie Mayerfeld zu diesem Anlass aus England nach Crumstadt gekommen waren, darunter auch viele Kinder. Und wie Moshe Mayerfeld mit tränenerstickter Stimme in einer kleinen Ansprache gesagt habe, wie viel es ihm bedeute, vor dem Haus zu stehen, in dem seine Großeltern gelebt hätten und sein Vater geboren sei. Ein sehr eindrücklicher Moment, erklärte Ullrich und bekannte:
'Wir machen das jetzt schon so viele Jahre und doch bewegt es mich immer wieder aufs Neue.' In der Walter-Rathenau-Straße 23 hatten Moshes Urgroßeltern Ferdinand und Katharina Mayerfeld eine Mehl- und Getreidehandlung betrieben. Ihr jüngster Sohn Sali heiratete 1932 Helene Heidingsfeld aus Frankfurt. In Crumstadt wurden 1933 und 1935 ihre Söhne Martin und Bernhard geboren, bevor die junge Familie 1938 vor dem Naziterror in die USA auswanderte. Erst 1940 folgten auch Katharina und Ferdinand. Salis Enkel Eli und Moshe sind heute Rabbis in Detroit und London.
Nach der Verlegung der sechs Stolpersteine für die Familie Mayerfeld in Crumstadt folgte am Nachmittag die erste Gedenkveranstaltung dieser Art für die Opfer des Nationalsozialismus in
Leeheim. Vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Familie Moses auf der Kirchstraße 13 setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig unter musikalischer Begleitung der Riedstädter Musikwerkstatt vier Betonquader mit den Namen von Samuel und Hedwig Moses sowie ihrer Kinder Hertha und Erich in den Bürgersteig ein.
'Mit diesen Gedenksteinen geben wir den Opfern ein Stück Identität zurück und erinnern an die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die Schulfreunden und Nachbarn aus dem Ort geschehen ist', erklärte Bürgermeister Marcus Kretschmann (CDU).
Mit Blick auf die vielen Menschen auf der Kirchstraße zeigte er sich froh über die große Beteiligung und Unterstützung aus der Bevölkerung. Schüler der Martin-Niemöller-Schule erinnerten in Kurzbiografien an das Schicksal von Samuel und Hedwig Moses, die ein kleines Kolonialwarengeschäft und einen Viehhandel betrieben hatten, bevor sie ihr seit 100 Jahren im jüdischen Besitz befindliches Haus verkaufen und 1937 mit ihren Kindern nach New York fliehen mussten.
Die letzten vier Gedenksteine an diesem Tag wurden vor dem Haus auf der Hauptstraße 50 in Erinnerung an Sally Löwenthal, seine Frau Berta und ihre Kinder Kurt und Edith gesetzt. Sally Löwenthal war seit dem Ersten Weltkrieg
'schwerbeschädigt' und starb 1935 mit 40 Jahren. Nach seinem Tod flüchtete seine Frau mit den Kindern zu ihrem Bruder Max nach New York, wo Berta nur wenige Monate nach der Ankunft starb. In dem Haus auf der Hauptstraße hatten die Löwenthals einen Laden betrieben, später diente es der NSDAP als Gemeindeverwaltung. Im Krieg wurde es schwer beschädigt und brannte aus.
Link zum Artikel: Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt (Bürstädter Zeitung, 13.11.2017)
bzw. Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt (Main-Spitze, 13.11.2017) |
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Dezember 2017/Mai
2018: Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Leeheim ist für Mai 2018
geplant |
Pressemitteilung der Stadt Riedstadt vom 17.
Dezember 2017: "Weitere Stolpersteine in Leeheim. Achte Verlegung in Riedstadt für 14. Mai 2018 geplant
Die Projektgruppe zur Organisation der Stolpersteinverlegungen in Riedstadt hat bei ihrem jüngsten Treffen den nächsten Verlegungstermin besprochen. Am Montag, 14. Mai 2018 wird der Künstler Gunter Demnig erneut nach Riedstadt kommen, um mit seinen kleinen Denkmalen an die Schicksale von Opfern der deutschen Nazi-Herrschaft zu erinnern...
Schon seit 2014 werden solche Stolpersteine in Riedstadt verlegt. Die Stadtverordnetenversammlung hatte im Jahr 2012 mit großer Mehrheit die Beteiligung der Stadt beschlossen und dem Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau die Organisation und Koordination übertragen.
Mit der Verlegung im Mai nächsten Jahres wird die Aktion für den Stadtteil Leeheim abgeschlossen. Weitere Verlegungen werden danach in Erfelden stattfinden. Den Aktiven der Projektgruppe ist genau wie dem Künstler Gunter Demnig besonders wichtig, dass zu jedem Stein bzw. zu jeder Familie ein möglichst umfassend dokumentiertes und beweisbares Lebensschicksal erforscht wird.
Interessierte sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen und können sich beim Vereinsvorsitzenden Walter Ullrich melden. Gesucht werden aber vor allem auch weitere Sponsoren der Aktion. Wer die wertvolle Erinnerungsarbeit unterstützen möchte, kann entweder einen beliebig hohen Betrag spenden oder auch gleich eine Patenschaft für einen der Steine übernehmen. Dafür ist einmalig ein Betrag von 120 Euro zu zahlen. Die Kunstaktion ist als gemeinnützig anerkannt, so dass der Förderverein entsprechende Spendenbescheinigungen ausstellen darf.
Die Patenschaften für die Stolpersteine in Leeheim sind bereits komplett. Für weitere Auskünfte dazu steht der Vorsitzende des Fördervereins, Walter Ullrich (Ringstraße 50, 65468 Trebur-Geinsheim, Telefon 06147 8361, E-Mail: walter.ullrich(at)freenet.de) gerne zur Verfügung.
"
Link
zur Pressemitteilung |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 484-485. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 170-171. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 227. |
| Die
jüdischen Familien in Leeheim. Aufsatz aus den Leeheimer Blättern (auf
Unterseite zugänglich) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Leeheim Hesse. Established
around 1780, the community numbered 45 (4 % of the total) in 1861. All the Jews
left by May 1939, some emigrating to the U.S.
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