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Norden (Kreis
Aurich, Ostfriesland)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Almut
Holler, Norden)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Norden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Nach Emden (um 1530) ließen sich
vermutlich um 1550 auch in Norden Juden nieder, denn seit 1569 ist der jüdische
Friedhof bezeugt, der bis heute besteht. Der älteste erhaltene Schutzbrief in
Ostfriesland aus dem Jahr 1591 ist für Jud Meyer in Norden und seine Familie
ausgestellt. Die Norder Juden lebten zunächst vor allem vom Geldverleih, vom
Handel mit gebrauchten Waren (insbesondere Kleider), vom Viehhandel und vom
Schlachten. Es war ihnen verboten, in den den Gilden vorbehaltenen Berufszweigen
tätig zu sein.
Nach ersten unruhigen Anfängen konnten Juden in Norden in relativer Ruhe und
Beständigkeit leben. 1618 gab es sechs jüdische Haushalte in der Stadt. Bis
1645 stieg die Zahl auf 12, bis 1680 auf 18 Haushalte an (1660 etwa 100
Personen). 1645 lebten zwei jüdische Familien im eigenen Haus, die übrigen
zehn zur Miete. Unter den Juden gab es damals vier Schlachter, einen Kleinhändler
und einen Tabakhändler.
1749 wurden 44 jüdische Familien in Norden gezählt. Da die preußische
Regierung, die seit 1744 die Herrschaft in Ostfriesland übernommen hatte, die
Zahl der jüdischen Haushalte auf 16 reduzieren wollte, gab es in den folgenden
Jahrzehnten zunächst keine weitere Zunahme. Die jüdischen Familien lebten
weiterhin in wirtschaftlich einfachen bis armseligen Verhältnissen. Zu den
Handelsgütern gehörten nun neben den gebrauchten Waren wie Kleidern vor allem
Korn, Wachs, Honig, Tee, Alteisen, Zinn, Kupfer, Tabak, Federn und Porzellan.
Bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wird ein hauptamtlicher Lehrer in
der Gemeinde genannt.
Im 19. und im frühen 20. Jahrhundert erreichte die Gemeinde ihre Blütezeit.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1804
193 jüdische Einwohner (von insgesamt 3.532 Einwohnern), 1829 219 (von 5.727),
1861 Höchstzahl 329 (5,3 % von insgesamt 6.199 Einwohnern), 1871 309 (von
6.070), 1895 252 (von 6.794), 1905 286 (von 6.717).
Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in Marienhafe,
Upgant-Schott und seit 1863 die in Hage
(vorher zu Dornum
gehörig) lebenden jüdischen Personen (Marienhafe 1861 25, 1867 32, 1885 22,
1905 28, 1932 25; Upgant-Schott 1871 4, 1885 6, 1895 3, 1905 8, 1925 8; Hage
1861 13, 1871 22, 1895 9, 1905 12, 1925 0, 1932 6 jüdische Einwohner).
Auch die auf der Insel Norderney
lebenden jüdischen Personen gehörten als Filialgemeinde zur Gemeinde in
Norden.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), das jüdische
Gemeindezentrum, eine jüdische Schule (Israelitische Elementarschule in
einem Schulhaus nahe der Synagoge, Neubau von 1871 (Synagogenweg 4), ein
rituelles Bad (1895 renoviert, siehe Bericht unten) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts (bereits vor 1855) zwei Lehrer angestellt. Einer war in der
jüdischen Schule als Hauptlehrer (Oberlehrer) tätig, der andere war als
zweiter Lehrer an dieser Schule sowie in der Gemeinde als Vorbeter/Kantor und
Schochet tätig (siehe Ausschreibungen der Stellen unten). 1855 wird neben dem
damaligen Oberlehrer Emanuel als Vorsänger ein Moses Friedberg
genannt (siehe unten Bericht zum 50-jährigen Synagogenjubiläum). In den
folgenden Jahrzehnten waren als Lehrer insbesondere tätig: Samuel Baruch
Flersheimer (seit 1856 im Amt, unterrichtete 1874 auch an der städtischen
Gewerbeschule), Mendel Wieluner, der 1883 sein 25-jähriges Amtsjubiläum
in Norden feiern konnte (siehe Bericht unten, er starb 1884), Abraham Levy
(Hauptlehrer von 1882 bis 1916), Ferdinand Israel (1885 bis 1891
zweiter Lehrer und Kantor), Manasse Schweitzer (1891 bis 1894 zweiter
Lehrer), Simon Cossen (1894 bis 1897 zweiter Lehrer), Isaak Klein
(von 1897 bis 1919 zweiter Lehrer, danach von 1919 bis 1939 Hauptlehrer).
Zeitweise hatte die Gemeinde neben den Lehrern eine weitere Person angestellt
(Synagogendiener, Hilfsschochet, Schuldiener, siehe Ausschreibung der Stelle
unten von 1895). Die Gemeinde gehörte zum Landrabbinat in Emden.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moses H. Altgenug
(geb. 23.6.1891 in Norden, gef. 6.9.1916), Wolf Löwenstein (geb. 21.3.1880 in
Norden, gef. 25.3.1917), Iwan Schönthal (geb. 1.10.1889 in Norden, gef.
10.8.1917), Moses von der Wall (geb. 17.3.1881 in Norden, gef. 4.5.1916), Selig
von der Wall (geb. 9.12.1877 in Norden, gef. 6.12.1917), Erich Weinberg (geb.
21.1.1896 in Norden, gef. 3.6.1918), Erich Weinberg (geb. 21.1.1896 in Norden,
gef. 3.6.1918) und Rudolf Weinberg (geb. 30.7.1892 in Norden, gef. 24.10.1918).
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde 231 Personen gehörten (von
insgesamt 11.025 Einwohnern), war der Synagogenvorsteher (1. Vors.) Heymann von
der Wall, die weiteren Vorsteher (Ausschussmitglieder) der Gemeinde Aron
Cossen, Samuel W. Wolff und Adolf Weinberg. Der Repräsentanz gehörten
an: A. A. Cossen, S. H. Wolff, Meyer Aschendorff, Julius Löwenstein, E. Wolff
und Israel Lemmersmann. Als Lehrer und Kantor/Prediger war weiterhin der bereits
genannte Isaak Klein angestellt, als Schochet und Synagogendiener Hermann Holländer.
Lehrer Klein unterrichtete an der Israelitischen Volksschule 13 Kinder und
erteilte auch den Religionsunterricht an den höheren Schulen. An jüdischen Vereinen
gab es u.a. die Kranken- und Beerdigungsbrüderschaft (gegründet 1750;
1924 unter Leitung von Samuel W. Wolff mit 75 Mitgliedern, 1932 unter Leitung
von Carl Wolff; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
Bestattungswesen), die Jüdische Armenpflege (Spendenkasse) (1924/32
unter Verwaltung von Adolf Weinberg; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger), der Israelitische Frauenverein e.V. (gegründet 1800;
1924/32 unter Leitung von Anna Aschendorff, der Frau von Meyer Aschendorff mit
70 Mitgliedern, Verwaltung und Beirat: Adolf Weinberg; Ziel und Arbeitsgebiet:
Unterstützung Hilfsbedürftiger und Krankenpflege), den Versorgungsverein
(Spendenkasse) bzw. Jüdische Wanderfürsorge (1924/32 unter
Verwaltung von Julius Netheim; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung von
Durchwanderern), den Talmud Toraverein (Jugendverein) (1924/32 unter
Leitung von Jacob Aschendorff junior mit 10 Mitgliedern). 1932 gehörten
dem Vorstand vier Mitglieder an: Meyer Aschendorff (1. Vors.), A. A. Cossen (2.
Vors.), Carl Wolff (3. Vors.) und ein weiteres Gemeindemitglied. Der Repräsentanz
gehörten 6 Mitglieder an. Als Kantor und Lehrer war weiterhin Isaak Klein tätig.
Im Schuljahr 1931/32 unterrichtete er 10 Kinder an der jüdischen Volksschule.
In den 1920er-Jahren gab es unter den Norder Juden noch über 30 Viehhändler
und 14 Schlachter. Andere waren in anderen Berufen tätig. Es gab je zwei
Kommissionäre und Buchhalter, einen Bürstenmacher, drei Lederfabrikanten, 19
Kaufleute und sieben Händler, darunter zwei Altwarenhändler, ein Getreidehändler,
ein Produktenhändler, ein Eisenhändler und ein Pferdehändler. Schon vor dem
Ersten Weltkrieg hatte sich ein jüdischer Zahnarzt in Norden niedergelassen.
1933 lebten noch 204 jüdische Personen in Norden (25 in Marienhafe,
6 in Hage). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder
auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung
und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Schon 1933 wurden
mehrere jüdische Einwohner in "Schutzhaft" genommen, weil sie vor der
Machtübernahme ihre politische Gegnerschaft zum Nationalsozialismus zum
Ausdruck gebracht hatten. Die jüdische Schule wurde am 1. April 1934
aufgehoben, Lehrer Klein zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Ab Juni 1934
konnte er die Schule als eine private jüdische Elementarschule weiterführen"
(1927: 10 Schüler). Bis November 1938 hatten 70 jüdische Personen Norden
verlassen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt
(siehe unten); Lehrer Klein und die übrigen Gemeindemitglieder, auch Frauen und
alte Leute wurden am 10. November für mehrere Stunden in das städtische
Schlachthaus eingesperrt, von SA-Männern wurden sie in die Viehboxen gedrängt.
Anschließend sind Verhöre durchgeführt worden. Während dieser Stunden wurden
die jüdischen Wohnungen durchsucht, wobei das Bargeld beschlagnahmt und viel
anderes gestohlen wurde. Im Verlauf des Tages wurden die Frauen und die älteren
Männer wieder freigelassen. Die meisten Männer kamen für mehrere Monate in
das KZ Sachsenhausen. Nach ihrer Rückkehr im Dezember 1938 und Januar 1939
entschlossen sich viele der Familien zum Wegzug oder - soweit noch möglich -
zur Flucht durch Auswanderung. Im Mai 1939 emigrierte Lehrer Klein nach Palästina.
Anfang September 1939 lebten noch 80 jüdische Personen in der Stadt. Auf Grund
einer Anordnung des Gestapo Wilhelmshaven mussten sie und alle anderen in
Ostfriesland lebenden Juden "aus militärischen Gründen" bis zum 1.
April 1940 in andere Gegenden Deutschlands ziehen. Zwischen Februar und Mai 1940
verließen 74 Norder Juden die Stadt, viele von ihnen verzogen nach Berlin. Von
ihnen ist nur noch vier die Auswanderung gelungen.
Von den in Norden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Altgenug
(1904), Bertha Altgenug geb. Levy (1875), Carl Altgenug (1877), Fränzel (Franzel)
Altgenug (1929), Gustav Altgenug (1914), Hermann Altgenug (1924), Irene Altgenug
(1924), Jakob Altgenug (1900), Johanna Altgenug geb. Emanuel (1901), Joseph
Altgenug (1889), Karl Altgenug (1863), Lazarus Altgenug (1869), Levi Altgenug
(1890), Lina Altgenug (1865), Robert Altgenug (1912), Samson (Sigmund) Altgenug
(1890), Sophie Altgenug (1896), Waldemar Altgenug (1909), Bella Aschendorff
(1880), Anna Aschendorff geb. Sichel (1880), Elise Aschendorff geb. Aschendorff
(1877), Anna van der Berg (1896), Amalie van Cleef geb. Katz (1867), Marx Cohen
geb. Altgenug (1904), Eduard Cossen (1899), Hans Cossen (1935), Röschen Cossen
(1873), Susanne Cossen geb. de Löwe (1903), Werner Cossen (1932), Baruch
Emanuel (1865), Henny (Henriette) Fränkel geb. Wolff (1882), Bertha Friede geb.
Altgenug (1856), Herbert Gerson (1923), Sophie Gerson geb. Schulenklopper
(1893), Louis Goldschmidt (1866), Rahel Goldschmidt geb. Hirschberg (1902),
Martha Grünberg geb. Schönthal (1895), Lini Haas geb. Schönthal (1904), Hans
Heijmann (1899), Hulda Herzberg geb. Hartog (1895), Friedrike Hes geb. Polsner
(1866), Hermann Heymann (1882), Jette Heymann geb. Lemmersmann (1864), Samuel
Heymann (1854), Röschen Hirschfeld geb. Weinthal (1884), Ernestine Husch geb.
Salomon (1880), Margarete Jacobsohn geb. de Löwe (1894), Erwin Klaber (1934),
Helene (Leni) Klaber geb. Leib (1906), Moritz Klaber (1905), Hannchen de Klein
(1865), Hermann Adolf Koppel (1882), Joseph Aaron Koppel (1882), Frieda
Lemmersmann geb. Oljenick (1870), Martha Lemmersmann (1878), Emma Löffler geb.
Weinthal (1880), Selma de Löwe geb. Löwenbach (1875), Curt Löwenstein (1908),
Martha Löwenstein (1867), Sara Löwenstein geb. Scherbel (1877), Berta Marchand
geb. Lemmersmann (1885), Frieda Meyer geb. Behr (1903), Gerda Meyer geb. Samson
(1913), Frieda Michel geb. Wolff (1884, "Stolperstein" in Mannheim siehe
unten), Anna Netheim geb. Levy (1883), Julius
(Louis) Netheim (1883), Katharina Pels geb. Schönthal (1884), Josef Posner
(1862), Rosa Rose geb. von der Wall (1875), Martha Rosenberg geb. Schulenklopper
(1888), Engeline Rosenstamm (1863), Riekchen Rothschild geb. Weinthal (1878),
Hannchen Samson geb. Wolff (1900), Heinrich Samson (1879), Johanna Samson geb.
Koppel (1867), Paula Samson geb. Lazarus (1884), Alfred Schönthal (1900),
Auguste Schönthal geb. Weinberg (1862), Frieda Schönthal geb. Wolff (1888),
Friedrich Schönthal (1901), Goldine Schönthal geb. Löwenstein (1877), Helmut
Schönthal (1931), Joseph Schönthal (1900), Julius Schönthal (1887), Karl Schönthal
(1933), Ludwig Schönthal (1906), Marga Schönthal (1928), Martin S. Schönthal
(1888), Nathan Schönthal (1861), Recha Schönthal (1921), Rosa Schönthal geb.
Altgenug (1873), Siegfried Schönthal (1931), Siegmund Schönthal (1902), Simon
Schönthal (1857), Simon Adolf Schönthal (1923), Willy Wolf Schönthal (1926),
Bertha Schulenklopper (1891), David Schulenklopper (1865), Gerson Gustav (Gossel)
Schulenklopper (1887), Hermann Schulenklopper (1890), Isaak Schulenklopper
(1872), Jakob Schulenklopper (1873), Sara Schulenklopper (1869), Simon
Schulenklopper (1871), Willy Schweitzer (1891), Karoline Speier geb. Katz
(1866), Sally Speier (1867), Hedwig Stahl geb. Goldschmidt (1880), Simon Stahl
(1872), Käte Stein geb. Löwenstein (1913), Jette Valk geb. Cossen (1897), Else
Verständig geb. Aschendorf (1911), Moritz Verständig (1936), Helene Vogelsang
geb. Altgenug (1890), Mirjam de Vries geb. Schulenklopper (1874), Eva Walden
geb. von der Wall (1890), Else von der Wall (1892), Erika von der Wall (1915),
Herta von der Wall (1912), Joseph von der Wall (1889), Julius von der Wall
(1876), Sophie von der Wall (1883), Therese von der Wall (1879), Berta
Wangenheim geb. Altgenug (1910), Rosalie Weinberg geb. Markus (1875), Julie
Weinthal (1871), Lazarus Weinthal (1871), Carl (Karl) Wolff (1881, siehe
Todesanzeige von 1945 unten), Gerda Wolff (1935),
Goldine Wolff geb. von der Wall (1873), Jacob Wolff (1900), Marianne Wolff geb.
Rosenstamm (1868), Rahel Rosa Wolff geb. de Löwe (1868), Rosalie Wolff geb.
Schulenklopper (1902), Samuel Wolff (1870), Rose Wolffs geb. Stahl (1890),
Frieda Zuidema geb. Schulenklopper (1894).
Nach 1945 sind nur drei frühere jüdische Gemeindeglieder für kurze
Zeit nach Norden zurückgekehrt. Es kam nicht mehr zur Bildung einer jüdischen
Gemeinde.
Aus Marienhafe sind umgekommen: Rosa (Rosette) Eichenwald geb. Schönthal
(1867), Bertha Isaac (1866), Ida Katzenberg geb. Schönthal (1905), Adolf Schönthal
(1900), Bernhard Schönthal (1873), Charlotte Schönthal (1899), Nathan M. Schönthal
(1868), Siegmund Schönthal (1896), Simon Schönthal (1857), Lina Selig geb. Schönthal
(1895), Louis Watermann (1891), Jenni (Jenny) Weinberg geb. Schönthal (1896),
Gustav Wolff (1902), Margarete Wolff geb. Schönthal (1899), Rolf Bernhard Wolff
(1938), Rosetta Wolff geb. Schönthal (1863).
Aus Upgant-Schott sind umgekommen: Dina Ruth Pinto (1926), Sophie Pinto
geb. Schönthal (1898), Goldine Schönthal geb. von der Wall (1867), Käte Schönthal
(1910), Sara Schönthal (1904).
Aus Hage sind umgekommen: Isaak Heymann (1885), Israel Heymann (1880),
Marta Isaak geb. Schönthal (1889), Greta (Gretchen) Rosenberg geb. Schönthal
(1898), Auguste Schönthal geb. Weinberg (1862), Joseph Schönthal (1900),
Moritz Karl Schönthal (1897), Eva Wolffs (1872).
Die aus Norderney umgekommenen Personen sind auf der dortigen
Seite genannt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stellen des Lehrers/ Vorbeters/ Schochet 1842 /
1853 / 1884 / 1891 / 1896
Anmerkung: wie aus den Ausschreibungstexten hervorgeht, hatte der
Lehrer der Gemeinde neben seinen religiösen Aufgaben in der Gemeinde
(Vorbeter/Kantor und Schochet) in der zweiklassigen Elementarschule das Amt des
zweiten Elementarlehrers inne.
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Mai 1842:
"Die israelitische Gemeinde zu Norden in Ostfriesland sucht
zum nächsten Semester einen gut qualifizierten Vorsänger und Schächter.
Ein wissenschaftlich gebildeter Mann, der auch namentlich durch deutsche
Lehrvorträge in der Synagoge wohltätig wirken könnte, würde den Vorzug
erhalten! Mit dieser Stelle ist ein jährliches Einkommen von
mindestens 250 Talern, eine freue Dienstwohnung und eine Lieferung von
Feuerung verbunden.
Reflektierende melden sich in portofreien Briefen nebst Anlegung ihrer
Atteste, bei dem unterzeichneten Vorstande.
Norden, den 12. Mai 1842. Der vorgedachte
Gemeinde-Vorstand H. Schulenberg. D.H. Goldstein."
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. April 1853:
"Durch Berufung unseres früheren Gemeindelehrers nach Frankfurt am
Main ist diese Stelle vakant geworden, und soll dieselbe baldmöglichst
wieder besetzt werden. Hierauf Reflektierende wollen sich durch portofreie
Briefe anhero wenden.
Norden, den 21. März 1853. Der Schulvorstand M. Bargebuhr."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1884:
"Durch plötzlichen Tod des bisherigen Inhabers ist in hiesiger
Gemeinde die Stelle des Vorbeters, Baal-Kore und Schächter, der an der
zweiklassigen Elementarschule auch zweiter Lehrer sein muss, erledigt.
Gehalt 900 Mark nebst freier Dienstwohnung. Einnahme aus Schechita Mark
500 bis 600. Dienstalterszulage aus dem Provinzialfond in Aussicht.
Musikalisch gebildete, religiöse Bewerber, die den
Synagogenchor einzuüben befähigt sind und gute Stimme haben, wollen
ihre Meldungen nebst Zeugnissen unter Beifügung eines kurzen Lebenslaufs
bis spätestens 28. dieses Monats an uns gelangen lassen.
Norden (in Ostfriesland), 9. November 1884. Der Vorstand der
Synagogengemeinde." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1891:
"Die hiesige Kantor-, zweite Elementarlehrer-, Sekretariats-
und Schochetstelle ist vakant und soll baldmöglichst wieder
besetzt werden. Bewerber müssen mit guter Stimme begabt, musikalisch
gebildet und im Stande sein, einen geschulten Synagogenchor zu leiten. Das
fixe Gehalt beträgt 940 Mark, neben freier Wohnung und einer
Schechita-Einnahme von ca. 5-600 Mark p.a. Es wird bemerkt, dass die
hiesige Schule eine öffentliche ist und der Gewählte daher definitiv
angestellt wird. Meldungen mit Zeugnissen sind dem unterzeichneten
Vorstand bis zum 15. März dieses Jahres einzusenden.
Reisekosten werden den Probekandidaten vergütet.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Norden (Pr.
Hannover)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1896: "Die
an der hiesigen öffentlichen, zweiklassigen Volksschule erledigte
zweite Lehrerstelle, mit welcher das Amt eines Kantors und Schochets
verbunden ist, soll baldigst neu besetzt werden. Das Einkommen beträgt
1.500 Mark nebst freier Wohnung und Nebeneinnahmen.
Nur musikalisch gebildete Bewerber, die mit einem Chor vorbeten und
denselben auch leiten können, wollen ihr Gesuch nebst Zeugnissen bis 15.
Januar einsenden. Den Probekandidaten werden Reisespesen
vergütet.
Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Norden: A. Koppel."
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Ausschreibungen der Stelle des Synagogendieners,
Hilfsschochet und Schuldieners (1895 / 1898)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. August 1895: "In der hiesigen Gemeinde wird zum 1. Mai 1896 die Stelle
eines Synagogendieners, der gleichzeitig Hilfsschochet und
Schuldiener zu sein hat, vakant. Das Gesamteinkommen beträgt bei freier
Wohnung 800 Mark p.a. (pro Jahr). Geeignete verheiratete und
reichsangehörige Bewerber, die das 40. Lebensjahr noch nicht
überschritten, wollen ihre Meldungen mit Zeugnisabschriften baldigst an
den Unterzeichneten einsehen. Einem strebsamen Mann ist durch Betrieb
eines Nebengeschäftes - Schlachterei ausgenommen - Gelegenheit geboten,
sein Einkommen zu vergrößern.
Der Vorstand der Synagogengemeinde Norden. H. v.d. Wall,
Vorsitzender." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1898:
"Die hiesige Stelle des Synagogen- und Schuldieners, der auch Hilfsschochet
sein muss, soll baldigst besetzt werden. Das Diensteinkommen beträgt 710
Mark Fixum, nicht unbeträchtliche Nebeneinnahmen, sowie freie Wohnung.
Auch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, sich durch
Nebenbeschäftigung etwas zu verdienen. Verheiratete Bewerber werden
bevorzugt. Meldungen sind baldigst zu richten an den Unterzeichneten.
Der Vorstand der Synagogengemeinde Norden: H. v. d.
Wall." |
25-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer M. Wieluner
(1883)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juni
1883: "Aus Norden (Hannover) wird uns geschrieben. Am 2.
dieses Monats feierte der Lehrer der hiesigen israelitischen Gemeinde,
Herr M. Wieluner, sein 25jähriges Amtsjubiläum in dieser
Gemeinde, unter reger Beteiligung von nah und fern. Kostbare Geschenke
wurden dem Jubilar gewidmet, so von der Gemeinde ein schöner, silberner
Pokal. Vom Magistrate erhielt er ein ehrenvolles Glückwunschschreiben, so
auch vom Landrabbiner Dr. Buchholz in Emden. Möge der Jubilar seine
segensreiche Wirksamkeit noch lange fortsetzen." |
25-jähriges Amtsjubiläum von Hauptlehrer Abraham Levy (seit
1882 in Norden) (1898)
Lehrer Abraham Levy war Hauptlehrer an der israelitischen Schule von 1882 bis
1916.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai
1898: "Norden, 17. Mai (1898). Sonntag, der 15. dieses Monats
war für uns ein Freudentag. An diesem Tage konnte unser hochverehrter
Herr Hauptlehrer Levy auf eine 25jährige Amtstätigkeit zurückblicken.
Sechszehn Jahre derselben entfallen auf seine Wirksamkeit in hiesiger
Gemeinde. Wir alle mussten uns unwillkürlich der Worte erinnern, die
einst Herr Levy in seiner Gastprobepredigt so treffend anführte: 'Und
du sollst sie (sc. Gottes Worte) einschärfen deinen Kindern und davon
reden, wenn du sitzest in deinem Hause und wenn du gehest auf dem Wege,
und wenn du dich hinlegst, und wenn du aufstehst' (5. Mose 6,7).
Treu hat Herr Levy gehalten, was er versprach. Kein Wunder also, dass sich
Groß und Klein anschickte, diesen Tag festlich zu begehen. Derselbe wurde
durch eine Schulfeier eingeleitet, welche unter Mitwirkung sämtlicher
Schüler und Schülerinnen in aufopfernder Weise von unserem verehrten
zweiten Lehrer und Kantor, Herrn Klein, in sinniger Weise arrangiert
worden war.
Sodann erschien das Vorstands- und Ausschusskollegium der Gemeinde in der
Wohnung des Jubilars, um denselben zu beglückwünschen.
Bei dieser Gelegenheit ergriff der Schulvorsteher Herr A. Koppel das Wort,
um die Verdienste des Herrn Levy in der Schule zu feiern und überreichte
im Namen der Gemeinde eine Ehrengabe. Herr H. v.d. Wall, zur Zeit
Vorsitzender des Vorstandes, warf einen Rückblick auf das gesamte Wirken
des Jubilars. Anknüpfend an die Haphtorah des vorhergehenden Sabbats,
Kap. 17, Verse 7 und 8 aus Jeremia, entledigte sich der Genannte seiner
Aufgabe in formvollendeter Weise.
Neben den zahlreichen Gratulanten sei hier noch der Deputation der
Lehrerkonferenz für Emden - Oldenburg Erwähnung getan, die Nachmittag
erschien, um Herrn Levy, der zur Zeit Vorsitzender genannten Vereines ist,
die Glückwünsche und ein Angebinde nebst einer kostbar ausgestatteten
Adresse namens der Lehrer der Bezirke Emden - Oldenburg zu
überreichen.
Erwähnt sei noch, dass der Herr Jubilar von dem Landrabbiner Dr. Löb zu
Emden - sein Licht leuchte - mit dem 'Chowertitel' ausgezeichnet
und vom hiesigen Magistrat mit einem Anerkennungsschreiben beehrt wurden
ist.
Möge auch ferner an dem Jubilar sich das Wort erfüllen: 'Der
Gerechte, Palmen gleich blüht er, wie die Zeder auf Libanon schießt er
empor' (Psalm 92,13)." |
Neujahrswünsche von Lehrer Isaak Klein (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1898:
"Allen Freunden und Bekannten wünscht herzlichst
gute Einschreibung und Besiegelung
Lehrer I. Klein, Norden." |
25-jähriges Ortsjubiläum von Hauptlehrer Abraham Levy
(1907)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Mai
1907: "Norden. Hauptlehrer Levy feierte unter
allgemeiner Beteiligung der Gemeindemitglieder den Tag, an dem er vor 25
Jahren in den Dienst der hiesigen jüdischen Gemeinde
trat." |
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Simon Cossen
in Weener (1931, 1894 bis 1896 zweiter Lehrer in Norden)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1931:
"Ems, 26. August (1931). Am 1. Oktober begeht Kollege S. Cossen, Weener
- Ems, das 40-jährige Dienstjubiläum als Chason und Schochet,
früher in seiner Heimatgemeinde Norden, seit fast 35 Jahren in
Weener-Ems.
Wir wünschen dem Kollegen, der sich allgemeiner Beliebtheit erfreut,
weiter Gesundheit und erfolgreiche Tätigkeit zum Wohle seiner
Gemeinde." |
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Isaak Klein (1922, seit
1897 Lehrer in Norden)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni
1922: "Norden (Ostfriesland), 8. Juni (1922). Der 4. Siwan war
ein Freuden- und Festtag für unsere Gemeinde. Es galt dem
hochgeschätzten, verehrten und weit über die Grenzen des hiesigen
Bezirks hinaus bekannten Lehrer und Führer unserer Gemeinde, Herrn Klein,
an seinem Ehrentage - 25 Jahre in Norden - Liebe und Dankbarkeit zu
beweisen. Im Laufe des Tages stellten sich Gratulanten aus allen Kreisen
der Stadt ein, insbesondere Herr Staatsrat Jom Freyter, mit dem der
Jubilar als einer der führenden Männer in der hiesigen demokratischen
Partei in inniger Freundschaft nahezu 2 Jahrzehnte unermüdlich gemeinsam
für Wahrheit, Recht und Freiheit gearbeitet hat. Der Vorsitzende des
Vorstandes und des Repräsentantenkollegiums der Gemeinde, Herr A.A.
Cossen, feierte in herzlichen Worten die Eigenschaften und Verdienste des
Jubilars und überreichte ihm ein namhaftes Ehrengeschenk von der Gemeinde
als äußeres Zeichen der Anerkennung und Dankbarkeit. Mit dem Vorstand
und der Gemeindevertretung hatten sich gemeinsam der Herr Landrabbiner
Blum und eine Deputation von der Gemeinde Emden eingefunden, um die
Glückwünsche und Grüße der größten Gemeinde unseres Bezirks, der
Vereine, deren Vorstandsmitglied der Jubilar ist (Asyl, Waisenverein,
Agudas Jisroel, Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens)
zu überbringen und ihm insbesondere zu danken für das mannhafte und
erfolgreiche Auftreten für das gesamte Judentum in der ganzen hiesigen
Nordwestecke im allgemeinen und für das gesetzestreue Judentum im
besonderen. Herr Landrabbiner Blum verlieh Herrn Klein durch Überreichung
einer Urkunde den Chower-Titel. Unter den zahlreichen schriftlichen und
drahtlichen Glückwünschen waren ehrenvolle Schreiben der Anerkennung des
Lehrervereins, Frauenvereins, des Landrabbiners von Oldenburg, Herrn Dr.
de Haas, der Agudas Jisroel, des Zentralvereins, dessen Syndikus der
Jubilar ist u.a.m. Abends fand ein Festkommers, veranstaltet von den
ehemaligen und jetzigen Schülern im großen Saale des 'Deutschen Hauses'
statt. Auch dieser Festsaal war mit Blumen prächtig geschmückt und der
Jubilar wurde beim Eintreten vom Synagogenchor, dessen Dirigent er ist,
mit einem Psalm begrüßt. Der Festredner des Abends, Herr Zahnarzt Dr.
Weinberg, sprach im Namen der ehemaligen Schüler und Schülerinnen in
herrlichen Worten aus, was in dieser weihevollen Stunde die Herzen der
Versammlung bewegte. Ihnen schlossen sich die herzlichen Ansprachen der
Herren Vorsteher J. Pels - Emden, Landrabbiner Blum und Karseboom - Emden
an. Ein prachtvoller Klubsessel, viele andere Angebinde vom Jugendbund
u.a. zeigten, wie man allerseits dem Gefeierten Liebe und Dankbarkeit
entgegenzubringen sich bemühte. Der Vorsitzende der
Agudas-Jisroel-Jugendgruppe (Talmud-Thora-Verein), einer
Lieblingsschöpfung des Jubilars, sprach in kurzen Worten das Gelöbnis
ferner treuer Gefolgschaft aus. Ein Orchester, in der Hauptsache aus den
Mitgliedern des Talmud-Thora-Vereins bestehend, würzte unter Leitung des Stadtkapellmeisters,
Herrn Gottschalk, das Fest mit musikalischem Genusse. Der
Männergesangverein 'Arion' trug einige Lieder vor und zollte ihm ehrende
Worte der Anerkennung durch seinen Sprecher. Ein lebendes Bild von den
ehemaligen und jetzigen Schülern dargestellt (Eltern und Kinder), bildete
einen würdigen Abschluss des ersten Teiles. Dann dankte der Jubilar mit
beredten und herzlichen Worten allen, die ihm heute und allezeit Liebe und
Vertrauen geschenkt. Viele Vorträge, Gesänge und Einzelleistungen
hielten die Festversammlung bis in die späte Nacht in Harmonie und
festlicher Stimmung beisammen. Möge Gott unserem allverehrten
Führer, Lehrer und Kämpfer die Kraft und frische verleihen, noch ferner
zu wirken wir bisher, zum Segen der Gemeinde, des Gesamtjudentums und der
Menschheit. (Alles Gute) bis 100 Jahre". |
Prediger und Lehrer Klein wird in verschiedene Ämter /
Ehrenämter gewählt (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1934:
"Norden (Ostfriesland), 11. März (1934). Unser allverehrter,
weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus bekannter Prediger und
Lehrer Klein wurde in Anerkennung der überaus großen Verdienste,
welche er sich um das Wohl unserer Gemeinde in nahezu 40-jähriger
Dienstzeit erworben hat, in den Vorstand der Gemeinde und damit zum ersten
Vorsitzenden der 'Kranken- und Beerdigungsbrüderschaft e.V.' gewählt.
Herr Klein hat in diesem Jahre den Vorsitz in der hiesigen
Gemeindeverwaltung übernommen". |
Aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Schwierigkeiten mit einem antijüdisch eingestellten
Pastor der Umgebung (gemeint Pastor Gerhard Kryno Stip in Osteel, 1839)
Anmerkung: Pastor Gerhard Kryno Stip war von 1835 bis 1839 in Osteel tätig.
"Er war wegen seiner Fähigkeiten, seiner strengen Bindung an die Bibel und
seinem erbaulichen Predigen nach Ostfriesland gewählt worden und entfaltete
über den Bereich der Gemeinde hinaus Aufsehen erregende Wirksamkeit. Es kam zu
einer Erweckungsbewegung, die aber seine Tätigkeit in Osteel nicht lange
überdauerte. Er war später ein wichtiger Vertreter der damaligen
Kirchenliedreform" (zitiert aus einem Beitrag
von Peter Seidel über Osteel).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. August
1839: "Norden (Ostfriesland), I. August (1839). Es fällt dem Friedfertigen und Friedengewohnten schwer, anklagend in die Öffentlichkeit zu treten. Es fällt ihm umso schwerer, da dies nur aus dem Bewusstsein heraus geschehen kann, dass sein Frieden gestört worden, dass man sich hineingedrängt als Feind in seine Ruhe, nicht um besserer Zwecke willen, sondern um die Bande zu zerreißen, die sich um die Menschen auch verschiedenen Glaubens zu schlingen begonnen.
Wir Juden leben hier seit lange mit unseren Mitbürgern im schönsten Einklang, im besten
Einverständnis. Ja, wir gestehen es gern, dass wir von unseren christlichen Mitbürgern mit
Wohltaten überhäuft wurden, weil – es für beide rühmlich ist, da es Zeugnis
gibt, dass wir uns derselben auch würdig gemacht haben. Diese Eintracht aber weckte den Verdruss eines lutherischen Predigers, Namens
Stip, welcher in dem eine Stunde von hier gelegenen Dorfe Osteel
Seelsorger ist, sie ward ihm, dem unverständigen Eiferer, zum Ärgernis, und er beschloss, sie zu trüben, wenn nicht zu vernichten. Er hielt in
Norden und in Pilsum Predigten, worin er nicht nur die größte Verachtung für unseren Glauben und unsere Personen darlegte, sondern, immer vom
'Beten für uns' sprechend, dennoch so verfuhr, dass, namentlich denen, welche seine mystische und verworrene Sprache nicht zu durchschauen vermögen, Gehässigkeit, die bis zu
Taten ginge, in das Herz gelegt werden. Diese Predigten übergab er nun auch dem Drucke, und widmete sie den christlichen Gemeinden in Norden und Pilsum, um ihnen rechten Eingang zu verschaffen. Ich lege Ihnen ein Exemplar bei, damit sie sich selbst überzeugen, wenn Sie ein solches Beispiel der Intoleranz
und Menschenverachtung in unserer Zeit nicht für möglich hielten.
Kein Jude wird es schmähen können, wenn ein Prediger seinen Glauben für den alleinrechten anpreist, und von dessen Vortrefflichkeit zu
seinen Zuhörern spricht. Wir selbst sind von der Wahrhaftigkeit unserer Religion so durchdrungen, dass wir darum – Juden bleiben, so beschwerlich dies an manchen Orten auch sei. Dies aber finden Sie in diesen Predigten, namentlich in den beiden ersten nicht. Eine solche wilde, unbegrenzte Schmähung unserer Religion, eine solche Bezeichnung derselben als teuflische Ausgeburt kann nicht gerechtfertigt werden. Solche Ausbrüche dabei gegen die Juden selbst würden in dem Munde des rohesten Menschen zum eigenen Schandfleck werden. Ja, lassen Sie mich einige derselben anführen, damit der Unwille, der meine Brust durchwebt, entschuldigt sei. S. 12 heißt es:
'Das Volk der Selbstgerechten (und dieses nannte er eben und immerfort die Juden) ist ein Volk, da kein Rat inne ist, und ist kein Verstand in ihnen; obwohl nicht eben Kinder an Bosheit, bleiben sie Kinder am Verständnis. Aus der
Wurzel ihres Stammes ist bis heute noch nicht ein Zweig hervorgebrochen, auf welchem geruhet hätte der
Geist des Herrn, der Geist der Weisheit ff.' – 'Der Herr hat einen Schwindelgeist unter sie
ausgegossen' – S. 19. 'Du hörest die Selbstgerechten eifern um Gott, Tugend, Pflicht. Eine Staubwolke von
Redensarten erhebt sich aus ihrem Munde und Weihrauch streuen sich gegenseitig die, so auf Mosis
Stühlen sitzen.' – S. 15. 'Sie gehen mit Lügen um und haben falsche Zungen im Halse und sind Erzbösewichter
ff.' Wohl, mein lieber Herr Pastor, Sie sagen zwar öfter, man solle beten für uns, aber vergessen Sie nicht, dass Sie mit dem
'Schwerte' beginnen, dass Sie sagen: 'mit den Menschen kein Friede!' dass Sie sagen,
'Lasst uns denn streiten in beiden Kirchen (luther. und reform.) wider einen
Feind!' (das sind die Juden) und öfter – wir vergessen das nicht und Ihre
Zuhörer leider! Nicht, die wohl Ihre Auslegungen und Windungen rund rum (man verzeihe diesen Ausdruck, da ja auch der Herr Pastor von
'Fidibus' spricht -) vergessen, aber nicht Ihre Schlagwörter.
Und was bringt denn den Herrn Stip so mächtig gegen uns auf? Es ist der Mangel an Glauben an den Stifter der christlichen Religion – und nebenbei auch nicht an Herrn Stip. Dieser Stip gehört der theologischen Schule an, welche das
Verdienst der guten Werke bis auf den Grund leugnet, und damit natürlich das Unverdienst der schlechten Werke auch: denn wenn mir das Gute kein Verdienst, bringt mir das Schlechte auch kein Unverdienst, keine Schuld. Diese Schule lässt sich gegen
das Judentum zweierlei Fälschungen zu Schulden kommen, und beiden huldigt unser Stip gern und vielfach. Die erste, sie insinuirt, dass wir nur nur unsere Guten Werke selig zu werden glaubten und nennt uns darum die Selbstgerechten. Jeder Jude weiß, dass dies grundfalsch. Keine Kirche ist von der Sündhaftigkeit des Menschen, von der Unzulänglichkeit des menschlichen Thuns mehr durchdrungen, als das
Judentum. In keiner Kirche finden mehr Bußgebete, Bußtage ff. statt, in keiner wird die Gnade Gottes mehr und
demütiger angerufen, als in der unsrigen. Der Herr Stip merkt sich z. B. folgende Worte, mit denen wir unser Morgengebet beginnen:
'Herr aller Welten, nicht auf unsre Gerechtigkeit vertrauend, beten wir demütig
vor dir, sondern auf deine grenzenlose Barmherzigkeit. Was sind wir? Was unser Leben? Was unsre Gnade? Was unsre Gerechtigkeit? Was unsre Hülfe? Was unsre Kraft? Was unsre Stärke? Was sollen wir sprechen vor dir, ewiger unser Gott und Gott unsrer Väter? Sind nicht alle Helden wie Nichts vor dir? Und die Männer des Ruhmes als wären sie nicht? Und die Weisen wie ohne Erkenntnis? Und die Verständigen wie ohne Vernunft? Denn die Menge ihrer
Taten sind nichtig, und die Tage ihres Lebens eitel vor dir!' Und die solches beten, nennt Herr Stip
'Selbstgerechte?' Wir könnten leicht aus unzähligen Stellen der heiligen Schrift, unsrer Propheten und späteren Lehrer erweisen, dass dies die
Grundsätze des ganzen Judentums sind. |
Wohl aufgemerkt, meine Herren, wir hoffen selig zu werden nicht durch
unsere eigenen Werke: sondern durch die unendliche Barmherzigkeit Gottes, die wir in tausend Psalmen feiern, und welche wir für so unendlich und so wahrhaft göttlich
anerkennen, dass sie hinlänglich ist, um die Geschöpfe, die sie geschaffen, wieder zurück zu bringen zu sich, ohne
Dazwischenkunft. Das ist der Unterschied des Judentums, und kein anderer!
Die zweite Fälschung, die man sich gegen das Judentum erlaubt, ist diese, die unser Gottesheld auch S. 37 ausspricht:
'Nicht eine Sekunde deines Lebens muss ohne Liebe zu Gott, und zwar Liebe von ganzem
Herzen ff. gelebt sein, nicht ein einzig Mal musst du deinen Nächsten minder geliebt haben, als dich selber, nicht ein böser Gedanke, nicht eine böse Luft, nicht ein
unnützes Wort müssen dir zur Last fallen können: oder, du bist –
verflucht.' Fehlgeschlossen! Sagen Sie: - 'oder du hast gesündigt' – dann haben Sie den Grundsatz des
Judentums! 'Kehre nur einen Tag vor deinem Tode um, und du kannst die Gnade Gottes noch
erwarten,' sagen unsere Weisen. 'Wenn der Frevler, sagt Ezechiel, sich kehret von seiner Sünde, und übet Recht und Gerechtigkeit – in den Satzungen des Lebens wandelt, so dass er kein Unrecht übet: So soll er leben, nicht sterben. (Sie wissen doch, was das im
biblischen Sinne heißt?) All seiner Sünden, womit er gesündigt, soll ihm nicht gedacht werden; Recht und Gerechtigkeit hat er geübet, leben soll
er.' Und kennen Sie nicht den herrlichen Spruch Mosis: 'Erkenne in deinem Herzen, dass nur wie der Vater seinen Sohn züchtigt, so
züchtigt der Ewige dein Gott dich!' (5. Mose 8, 5). Wo also unterliegt das
Judentum dem Fluche um eines Augenblicks, einer bösen Tat wegen? Wissen Sie nicht, dass der Versöhnungstag eingesetzt und vom
Judentume streng beobachtet wird, um als Mittel zu dienen dem wahrhaft Reuigen, mit seinem Gotte versöhnt und rein zu werden? Von dem aber
unsere Weisen sagen: 'Wer da spricht: Ich will sündigen, der Versöhnungstag
versöhnt’s – den versöhnt er nicht.' (Joma 85). – Übrigens muss ja Herr Stip auch wissen, dass das herrliche Wort:
'Ganz nahe ist dir das Wort, in einem Munde und in deinem Herzen, dass du es
tuest' welches Paulus Römer 10, 5 ff. braucht, aus 5 Buch Mose 30, 11-14 genommen ist. –
So viel, oder vielmehr so wenig zur Verteidigung unseres Glaubens, um kurz die Fälschungen aufzudecken, die man sich gegen ihn erlaubte. Was unsre Personen betrifft, so schweige ich davon, und erwidere dem Manne nur mit Verachtung. Ja, mein lieber Herr
Stip, Sie haben ihre Kanzel missbraucht, Sie haben sie zu einem Orte des Skandals und der Lästerung gemacht, Sie haben sich auf derselben der größten Injurien und
grässlichsten Schimpfworten schuldig gemacht, aber – auf wen dies fällt, das ist nun klar! Gebe nur Gott, dass es den Hämischen und Lästerern nicht gelinge, in Wirklichkeit unsern Frieden zu stören, aus unsrer Ruhe uns aufzuschrecken, und die herzen unserer Mitbürger uns abwendig zu machen. Übrigens muss es Herr Stipp sich gefallen lassen, dass die Zeit des Mittelalters vorüber ist, so ungern er es sehen mag." |
Der "Bund der Landwirte" nimmt keine
Juden auf (1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 9. Februar 1894: "In der am 24. in Norden
stattgefundenen Hauptversammlung des Bundes der Landwirte ist die
Aufnahme von Juden zur Sprache gebracht und erledigt worden. Der
Vorsitzende, Gutsbesitzer Georgs, gab die Erklärung ab, dass in
geeigneter Weise der Austritt der Juden veranlasst sei. Diese Erklärung
wurde 'mit großem Beifall' aufgenommen." |
Die Mikwe (rituelles Bad) ist renoviert worden (1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai
1895: "Norderney. Für viele Besucher unsere Seebades
dürfte es von Interesse sein zu erfahren, dass in Folge Einwirkens des
Landrabbiners Dr. Löb in Emden die Mikwoh der Synagogengemeinde Norden,
zu welcher die Juden in Norderney gehören, einer gründlichen Renovation
unterzogen wurde, sodass dieselbe jetzt einen dezenten Eindruck
macht." |
Plan des Baus eines Waisenhauses (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September
1907: "Norden, 24. August (1909). Der israelitische Verein zur
Unterstützung und Erziehung armer, verwaister Kinder 'Esrath Jessomim' (=
Hilfe für die Waisen) im Landrabbinatsbezirk Emden hat in einer
vorgestern stattgehabten Versammlung beschlossen, die Errichtung des seit
Jahren geplanten eigenen Waisenhauses nunmehr in Angriff zu nehmen.
Früher war der Beschluss herbeigeführt worden, erst dann mit dem Bau zu
beginnen, wenn das Vereinsvermögen die Summe von 100.000 Mark erreicht
hätte. Das am Schlusse des 18. Geschäftsjahres 98.163,31 Mark betragende
Vermögen hat inzwischen diese vorgeschriebene Summe überschritten. Zur
Ausführung gelangt der Bau auf einem 4802 Quadratmeter großen und im
letzten Rechenschaftsbericht mit 10.749 Mark bewerteten Grundstück nach
einem von dem Architekten Friedheim aus Hamburg entworfenen
Projekt." |
Ein Bauplatz für ein neues Schulgebäude wird erworben
(1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August
1909: "Norden, 28. Juli (1909). Die israelitische
Gemeinde kaufte einen Bauplatz an der Deichstraße, um darauf ein neues
Schulgebäude zu bauen." |
Neuwahl des Synagogenvorstandes (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November
1929: Norden, 5. November (1929). Bei den Gemeindewahlen in
der hiesigen Gemeinde wurde als Synagogenvorsteher gewählt: Herr M.
Aschendorf; als Ausschussmitglieder die Herren: Max Klein
(Schuhgroßhandlung) und S. Wolff. Als Rechnungsführer wurde Herr A.
Weinberg gewählt." |
Wohltätigkeitskonzert der Jüdischen Winterhilfe
Norden (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar
1937: "Norden, 24. Januar (1937). Die Jüdische Winterhilfe
Norden veranstaltete heute Nachmittag ein Wohltätigkeitskonzert zum
Besten des Jüdischen Winterhilfswerkes, Norden. Der Einladung waren fast
sämtliche Gemeindemitglieder gefolgt. Auch Gäste aus den
Nachbargemeinden hatten sich eingestellt. Die Veranstaltung wurde
hauptsächlich von dem Quartett des Synagogenchors bestritten. Die Solis
des Kantor Klaber wurden begleitet und umrahmt von einem fein
eingespielten Streichtrio. Die von Herzen kommende und zu Herzen gehende
Ansprache hielt der Synagogenvorsteher, Herr Meyer Aschendorff. Einen
sinnigen Prolog sprach der Schüler Siegbert Schönthal. Sämtliche
Vorträge wurden mit feinem musikalischem Verständnis zu Gehör
gebracht." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
25-jähriges Amtsjubiläum des Synagogenvorstehers
Herrn Schulen (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar
1886: "Norden, 3. Januar (1886). In der hiesigen
Synagogengemeinde wurde gestern das 25-jährige Amtsjubiläum des
Synagogenvorstehers Herrn Schulen gefeiert. Schon am Vorabend des Festes
brachte der Synagogengesangverein, dessen Ehrenmitglied der Jubilar ist,
demselben ein Ständchen, nach welchem der Vorsitzende des Vereins, Herr
Oberlehrer Levy, die Ansprache hielt. Am anderen tage begaben sich
Vorstand und Repräsentanten der Gemeinde mit den Beamten derselben in die
Wohnung des Jubilars, woselbst im Auftrage der Gemeinde durch den
obengenannten Herrn Oberlehrer Levy das Ehrengeschenk - ein silberner
Pokal - mit einer passenden Ansprache, welcher das Psalmwort: Danket
dem Herrn, denn er ist gütig etc. zu Grund lag, überreicht.
Auch der Kantor, Herr Israel, überrascht am Freitagabend den Jubilar
dadurch, dass er mit einem Solisten aus dem Chor: Zaddik katomor
jifroch usw. (der Gerechte - Palmen gleich - blüht er...) (von
Lewandowsky) beim Gottesdienste in vortrefflicher Weise sang.
Die eigentliche gottesdienstliche Feier fand gestern statt und war
gleichzeitig mit der erhebenden Feier des 25-jährigen
Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs und der
Gedächtnisfeier für Moses Mendelssohn verbunden. Nicht unerwähnt
bleibe, dass auch der Herr Landrabbiner Dr. Buchholz - Emden - in einem
längeren Andachts- und Glückwunschschreiben an dem Feste teilnahm, in
welchem derselbe dem Jubilar mit dem Chower-Titel beehrte und
anordnete, dass der Jubilar zum ersten Male am gestrigen Sabbat mit diesem
Titel zur Tora gerufen werde. -
Möge dem Jubilar ein glücklicher Lebensabend beschrieben sein. S.W." |
25-jähriges Amtsjubiläum von Heymann von der Wall als
Synagogenvorsteher (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar
1912: "Norden. H. von der Wall blickte am 1. dieses
Monats auf seine 25-jährige Amtstätigkeit als Synagogenvorsteher
zurück.
Der Vorstand gratulierte unter Überreichung eines Ehrengeschenks, der
Synagogen-Gesangverein brachte ein Ständchen, Landrabbiner Dr. Lewinsky
verlieh den Chower-Titel, der Magistrat sprach in einem besonderen
Schreiben seine Anerkennung und Glückwünsche aus, ebenso der
Deutsch-Israelitische Gemeindebund." |
Samuel Wolff erhält das Kriegervereinsehrenkreuz
(1925)
Anmerkung: als 1885 in Norden und Norderney ein Vereine der Kriegsveteranen
gegründet wurden, waren unter den 120 Gründungsmitgliedern des
"Militärvereins für den Kreis Norden" mindestens fünf jüdische
Männer, darunter Samuel Wolff, der seitdem dem Vorstand des Vereins angehörte.
Bei seinem Begräbnis im Februar 1930 nahmen viele Vereinsmitglieder und
zahlreiche andere Bürger aus allen gesellschaftlichen Schichten teil.
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 14.
August 1925: "Nach Norden. Wir danken Ihnen für
die Mitteilung, dass Herrn Samuel Wolff in Norden
anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Militär- und Kriegervereins
das Kriegervereinsehrenkreuz zweiter Klasse verliehen worden ist.
Herr Wolff hat seinerzeit den Verein mitgegründet und gehört 40 Jahre
seinem Vorstand an. Herr Wolff ist auch seit langen Jahren Mitglied der
Ortsgruppe unseres Centralvereins und hat immer im Abwehrkampf kräftig
mitgewirkt." |
Herr Samuel Wolff ist nach 40 Jahren als
Gemeindevorsteher zurückgetreten (1929)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
11. Januar 1929: "Norden (Persönliches). Herr S. Wolff, der
fast 40 Jahre die Geschicke der jüdischen Gemeinde leitete und auch
während dieser Zeit als Vorsteher der Kranken- und
Beerdigungsbrüderschaft wie auch im Dienste des Friedhofswesens den
Gemeindeinteressen mit unermüdlichem Eifer diente, ist wegen seines hohen
Alters vom Amte des Gemeindevorstehers zurückgetreten. Die Gemeinde hat
ihren verdienten Führer durch ein Ehrengeschenk ausgezeichnet und ihm
einen Ehrensitz in der Synagoge zuerkannt". |
Heymann von der Wall und Samuel Wolff sind aus dem Amt
als Gemeindevorsteher zurückgetreten - Meyer Aschendorf und Karl Wolff folgen
nach (1929)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 25.
Januar 1929: "Norden (Persönliches). Nach 60- bzw.
40-jähriger Tätigkeit als Vorsteher der Gemeinde sind die Herren H. v.
d. Wall und S. Wolff aus ihrem Amte geschieden; an ihre Stelle sind die
Herren M. Aschendorf und Karl Wolff getreten. Landrabbiner Dr. Blum,
Emden, erkannte in seiner Festpredigt die Verdienste der Scheidenden an
und führte gleichzeitig die Neugewählten in ihre Ämter
ein." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorsteher Heymann von
der Wall (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April
1933: "Norden, 23. April (1933). Am Donnerstag, den
3. Nissan, starb im 89. Lebensjahre Heymann von der Wall, still und
gottergeben. 60 Jahre - davon den größten Teil als Vorsteher - hat er
der Gemeinde und dem gesamten Judentum in vorbildlicher Weise
gedient. Nicht ein Mann der Rede und des großen Wortes, war er ein Mann
der Tat. Unbeirrt und fest gegen jede Anfeindung und jeden Spott hat er
ohne Ansehen der Person und Rücksicht auf persönliche Vor- oder
Nachteile stets nur den Dienst Gottes und seiner Gemeinde im Auge gehabt. Still
und unauffällig wie sein ganzes Leben, war sein Abhang. Sein Heimgang
reißt eine Lücke, die vorerst nicht zu schließen ist. Ein letzter Rest
von unserem schönen alten Gemeindeleben ist mit ihm von uns geschieden.
Sein schriftlich niederlegten Vermächtnis, das von ihm verfasste Buch
'Vorschriften und Gebräuche für den Gottesdienst in der Synagoge zu
Norden' zeigt, wie sehr er um die Erhaltung des religiösen
Gemeinschaftslebens unserer Gemeinde übers Grab hinaus bedacht und
besorgt war. Dieses Buch, das seinen Namen bis in die entlegensten Ecken
Deutschlands getragen, es wird mehr sein als der Buchstabe eines
steinernen Denkmals. Jeder Gottesdienst, jeder Neumond, jeder Fest- und
Fasttag wird in uns sein Andenken, sein Wirken, sein Beten und Singen
wachrufen. Und - Gott sei es gedankt! - der Mahnruf seines Rufes an die
Jugend hat bereits Wurzeln geschlagen; schon keimt seine Saat, schon
reifen die jungen Früchte in seinem Sinne heran. Gott hat sein Sehnen und
Wünschen erfüllt und der Gemeinde neue, junge Kräfte gegeben, die noch
im Leben von ihm, der, ganz Autodidakt, stets an sich weitergearbeitet
hat, lernen konnten und nun imstande sind, die geheiligte Tradition in
seinem Sinn weiterzuführen.
In der Synagoge, wo er so oft als ehrenamtlicher Vorbeter gewirkt,
versammelte sich noch einmal die Gemeinde um die sterblichen Überreste
ihres verblichenen Führers. Der Chor des Talmud-Thora-Vereins, der in
Anerkennung der Verdienste des Verstorbenen um seine Förderung ihn zu
seinem Ehrenmitglied ernannt hatte, sang zunächst - seinem Wunsch gemäß
- die bei Gedenkfeiern für Verstorbene üblichen, so oft von ihm
selbst gesungenen Gesänge. Dann nahm Herr Lehrer Klein
Gelegenheit, um in bewegten Worten Abschied von dem treuen Freund und
Weggenossen zu nehmen. Mit dem Gelöbnis, seinem Beispiel nachzueifern,
verband er die Hoffnung, dass sein Wirken ein nachhaltiges und sein
Andenken ein gesegnetes sein möge. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Todesanzeige für den in Auschwitz ermordeten
Karl Wolff (1945)
Anzeige
in der deutsch-amerikanischen Zeitschrift "Der Aufbau" vom 2.
November 1945:
"Wir erhielten die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser
guter Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Karl Wolff (früher Norden in Ostfriesland)
im Herbst 1944 in Auschwitz den Nazi-Banditen zum Opfer gefallen
ist.
Hanna Wolf geb. Weinberg 127 Bicester Road, Aylesbury,
England.
Hans und Marta Haukin geb. Wolff 127 Bicester Road
Aylesbury, England
Bert und Hilde De Lowe geb. Wolff 1416- - 44th Avenue
Oakland, Calif.
Rudolf Wolff und Frau Itzkowitz Hous, Herzl Str. Cfar Sabva
Palestine
und 6 Enkelkinder". |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Konditors David Goldstein (1840)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. April
1840: "Indem ich einem verehrten Publikum anzeige, dass Königliche
Hochlöbliche Landdrostei zu Aurich mit die Haltung einer Garküche für
israelitische Badegäste, während der Badezeit auf der Insel Norderney zu
verstatten geruhte, bitte ich, dass diejenigen Israeliten, welche Koscher
zu speisen wünschen, gefälligst sich frühzeitig durch frankierte Briefe
bei mir melden wollen. In Erwartung solcher Meldungen, welche bald
erfolgen mögen, verspricht eine gute und reelle Behandlung.'
Norden in Ostfriesland. David Goldstein, Konditor." |
Anzeige von Heymann Rosenstamm
(1861)
Anmerkung: mit Rabbiner Zwi Hamburger ist Rabbiner Dr. Hermann Hamburger
gemeint, seit 1852 ostfriesischer Landesrabbiner mit Sitz in Emden.
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. Dezember 1861: "Cichorien.
Für Pessach mit Koscher-Zertifikat des Rabbiners Zwi Hamburger...
empfiehlt zu sehr soliden Preisen Heymann Rosenstamm in Norden
(Ostfriesland).
Bestellungen nach dem Auslande werden auf das Pünktlichste besorgt; es
wird jedoch um schleunige Zusendung der betreffenden Aufträge franko
ergebenst gebeten. D.O." |
Anzeige des Manufaktur- und Modewarengeschäftes Gebr.
Schulenklopper (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli
1900:
"Für unser Manufaktur- und Modewarengeschäft suchen per 1.
September respektive früher einen
Lehrling mit guter Schulbildung.
Gebrüder Schulenklopper, Norden." |
Anzeige der Frau von Sally Watermann in Marienhafe
(1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 31. Januar 1924: "Besseres
Kinderfräulein per sofort oder 1. Februar dieses Jahres für 3 kleine
Kinder gesucht. Das junge Mädchen muss sich mit in meinem
rituellen Haushalt betätigen (Familienanschluss). Dienstmädchen
vorhanden. Gefällige Offerten sind möglichst mit Bild zu richten an Frau
Sally Watermann, Marienhafe in Ostfriesland". |
Verlobungsanzeige von Sofie Weinberg und Josef H. Altgenug (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 13. März 1924:
"Sofie Weinberg - Josef H. Altgenug.
Verlobte.
Esens (Ostfriesland) - Norden
(Ostfriesland)". |
Verlobungsanzeige von Leni Leib und Moritz Klaber (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1929:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen -
Leni Leib - Moritz Klaber
- Verlobte.
Neumagen (Mosel) - Norden (Ostfriesland). Dezember 1929 / Chanukka 5890." |
Hochzeitsanzeige von Jacques Mayer und Gerda geb. Samson (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 22. Februar 1934:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen.
Jacques Mayer - Gerda Mayer geb. Samson. Vermählte.
Trauung 25. Februar 7 10. Adar 5694- Synagoge Norden.
Norden-Ostfriesland Hindenburgstraße 45 - Bruxelles - Frankfurt am Main.
Telegramm-Adresse Sesam Norden." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Norden
geborenen Röschen Hirschfeld geb. Weinthal |
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Kennkarte (Offenbach
1939) für Röschen Hirschfeld geb. Weinthal (geb. 24. Januar 1884
in Norden),
wohnhaft in Offenbach und Mainz, am 30. September 1942 deportiert ab
Darmstadt vermutlich
in das Vernichtungslager Treblinka, ermordet |
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Zur Geschichte der Synagoge
Bereits 1679 erwarb die jüdische Gemeinde ein Haus an
der nördlichen Judenlohne (heute Synagogenweg)/Ecke Neuer Weg, in dem sich die
"alte" Synagoge mit einer Mikwe befand; vielleicht wurde das
Gebäude zuvor bereits mietweise als Betsaal/Synagoge mit Mikwe genutzt.
1804 erweiterte die jüdische Gemeinde ihr Gemeindezentrum im Herzen der
Stadt und kaufte ein Grundstück an der südlichen Judenlohne, das seit 1752 die
jüdische Familie Bargerbuhr besessen hatte. Den Mittelpunkt bildete die
"neue" Synagoge, die noch im selben Jahr 1804 erbaut wurde und für
die der preußische König 100 Reichstaler bewilligte. Neben der Synagoge wurden ein weiteres Gebäude
mit einer Wohnung für den Lehrer/Vorsänger sowie einem Raum für
Gemeindeversammlungen, einem Sekretariat und - im Keller - einer Mikwe
(rituelles Bad) erstellt.
Der Baustil der Synagoge war dem der reformierten Kirche in Bargebur bei Norden
ähnlich. Der stattliche Bau aus rotem Backstein mit hohen Bogenfenstern trug
ein Walmbach. Die Inschrift im Bogen über dem Eingangsportal lautete:
"Betretet seine Tore mit Dank, seine Vorhöfe mit Lobgesang" (Psalm
100,4). In der Mitte las man das Baujahr, darüber auf einer Erinnerungstafel
die Namen der Vorsitzenden der Gemeinde und die Worte: "Lasse Dein
Angesicht auf Dein Heiligtum leuchten" (Daniel 9,7). Das Innere der
Synagoge war "portugiesisch" angelegt, mit dem Toraschrein im Osten,
der hochstehenden Bima in der Mitte und den Bänken für die Männer in
Längsrichtung an den Seitenwänden. Die großen Messing-Kronleuchter waren
verbreitete Ausstattung auch in Kirchen.
Aus der Geschichte der Synagoge erfährt man in der jüdischen Presse mehrfach
von den Feiern von Jubiläen, aber auch einmal von der Einweihung einer
Torarolle:
50-jähriges Jubiläum der
Synagogeneinweihung (1855)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Januar 1855: "Norden, Ende Dezember (1855). Am
Freitage, den 22. dieses Monats (1. Tewet) feierte die hiesige jüdische
Gemeinde ein seltenes Fest: das fünfzigjährige Jubiläum der
Synagogenweihe! Die Synagoge war von außen und innen herrlich
dekoriert mit Bogen, Girlanden, Kronen und glänzend beleuchtet. Von
außen am Eingange prangte in transparenter Beleuchtung die Inschrift in
hebräischer Sprache: Es ist ein Jubelfest, das fünfzigste Jahr! 'O Herr!
lasse dein Antlitz strahlen über diesen Tempel!' Über des Tempels
Pforten von innen stand die Inschrift aus Psalm 100 Vers 4.
Nachmittags 2 1/2 Uhr füllte sich der Tempel mit den festlich
geschmückten Andächtigen aller Konfessionen. Es wurden mehrere Psalmen,
teils vom Vorsänger Herrn Friedberg wacker vorgetragen, teils von
Vorsänger und Gemeinde in Responsen gesungen; das Dankgebet und die
sehr gehaltvolle Predigt wurde vom Oberlehrer Herrn Emanuel über
Jesaja 6,1-5 gehalten. Der Gottesdienst dauerte, den
Sabbat-Abend-Gottesdienst einschließend, bis 6 Uhr, und wird der
erbauende Eindruck im Herzen derer, welche der feierlichen Handlung
beigewohnt, noch lange wohltuend verbleiben." |
Einweihung einer neuen Torarolle (1889)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Januar
1889: "Bonn, 13. Januar (1889). Man schreibt uns aus Norden:
Am 4. vorigen Monats fand in der Synagoge zu Norden die Einweihung einer
neuen Torarolle statt, welche der dasige Synagogen-Gesangverein gespendet
hatte. Die gottesdienstliche Feier, welcher auch der hiesige Magistrat in
der dichtgefüllten festlich geschmückten Synagoge beiwohnte, war eine
überaus erhebende. Neben den herrlichen Gesängen verdient insbesondere
die eindrucksvolle einstündige Predigt des Herrn Landrabbiners Dr.
Buchholz aus Emden vollste Erwähnung. Dieselbe ist denn auch auf
vielseitigen Wunsch gedruckt worden." |
100-jähriges Jubiläum der Synagogeneinweihung (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November
1904: "Norden, 20. November (1904). Die hiesige Gemeinde, die
bedeutendste mitten (?) in Ostfriesland, feiert am 4. Dezember dieses
Jahres das Fest des hundertjährigen Bestehens der Synagoge. Nach den seit
langen Monaten getroffenen Vorbereitungen und dem nunmehr vorliegenden
Festprogramm, das ein äußerst reichhaltiges und gewähltes ist, dürfte
die Feier eine glänzende werden. K." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember
1904: "Norden. Die hiesige israelitische Gemeinde beging am 4.
Dezember die hundertjährige Jubelfeier der Synagoge". |
125-jährige Jubiläum der Synagogeneinweihung (1930)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 22. Januar
1930: "Norden. (Synagogen-Jubiläum). Die hiesige Gemeinde
konnte das 125-jährige Bestehen ihrer Synagoge festlich begehen. Von
einer größeren Veranstaltung war mit Rücksicht auf die wirtschaftliche
Lage Abstand genommen worden. In der mit Blumen geschmückten Synagoge
gedachte Landrabbiner Dr. Blum, Emden, in eindrucksvoller Rede der
Bedeutung des Tages." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Leute und
Nationalsozialisten niedergebrannt; die anwesende Feuerwehr beschränkte sich
auf den Schutz der Nachbargebäude. Die Synagogenruine wurde einem Norder
Altwarenhändler zur Beseitigung beziehungsweise Wiederverwertung der Überreste
übergeben.
Auf dem Grundstück der Synagoge in der Judenlohne (1946 in "Synagogenweg"
umbenannt), wurden nach dem Krieg Garagen erbaut.
1987 erwarb die Stadt Norden das Grundstück und errichtete dort, nachdem
bereits im September 1985 ein Grundmauerfragment der Synagoge wieder freigelegt
wurde, eine
Gedenkstätte, in deren Mittelpunkt ein Gedenkstein für die beim Novemberpogrom
niedergebrannte Synagoge steht. Die Gedenkstätte war vor allem auf Grund der
Initiative der "Ökumenischen Arbeitsgruppe Synagogenweg"
entstanden. Diese bemühte sich seit 1985 um die Einrichtung einer solchen
Gedenkstätte. Während einer "Woche der Begegnung" vom 16.-18. August
1987 wurde die Gedenkstätte in Anwesenheit ehemaliger Norder Juden und deren
Angehörigen eingeweiht.
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogenweg
1 (früher: Judenlohne
1)
Fotos
(Fotos von 1987: Hahn, Aufnahmedatum: 10.7.1987; Fotos von
2010: Hahn, Aufnahmedatum 2.8.2010)
Darstellung der Synagoge
auf dem
2000 erschienenen Buch von
Lina Gödeken: "Rund um die Synagoge
in Norden" |
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Judenlohne
mit Schule (links) und Synagoge (rechts). Aquarell von Horst Richter,
Norden.
Nach einer Rekonstruktionszeichnung von Theo Lorenz, Norden.
Mit
Korrekturen nach alten Fotos durch Lina Gödeken, Norden. |
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Erinnerung an die Synagoge:
ein Parochet
(Vorhang des Toraschreins) |
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Der Vorhang des
Toraschreines der früheren Synagoge in Norden wurde auf der
Titelseite
des Buches "Frisia Judaica" (s. Lit. 1988) abgebildet;
damals
(heute noch?) befand sich der Vorhang in Petach Tikwah in Israel. |
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1987: Das Synagogengrundstück
wird
als Gedenkstätte hergerichtet |
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An einer Ecke des
Grundstückes wurde im September 1985 ein
Grundmauerfragment der Synagoge
freigelegt |
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Das ehemalige,
1891 erbaute jüdische Lehrerhaus (Synagogenweg 3) mit Namen der Mitglieder von
Gemeindevorstand,
Gemeindeausschuss und Baukommission zur Zeit des Baus
der Häuser. Die Inschriften der Namen überstanden die NS-Zeit.
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Im
Lehrerhaus Synagogenweg 3 wurde Recha Freier (1892 - 1984) geboren, Tochter des Lehrers
Manasse Schweitzer. Mit ihrer Familie lebte sie bis 1897 in Norden. Danach
übernahm ihr Vater eine Stelle in einer Kleinstadt in Niederschlesien.
Sie war die Begründerin der Jugend-Alijah, durch die Tausende von Kindern
und Jugendlichen aus Deutschland gerettet wurden. Seit 2009 ist an ihrem
Geburtshaus eine Gedenktafel angebracht.
Weitere Informationen zu Recha Freier siehe Wikipedia-Artikel
zu Recha Freier.
Foto links aus einem Artikel über Recha Freier in der Website
von irgun-jeckes.com |
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Die Gedenkstätte auf dem
Synagogengrundstück im Sommer 2010 |
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Blick über die
Gedenkstätte |
Sichtbar
gemacht mit Hinweistafel: Grundmauerfragment der 1804
erbauten und im November 1938 zerstörten Synagoge.
Das Fragment wurde im September 1985 wieder freigelegt. |
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Gedenkstein
mit Inschrift: "Zum Gedenken an die Synagoge der jüdischen Gemeinde
zu Norden, frevelhaft zerstört am 9. November 1938, und an unsere
jüdischen Mitbürger, die eines gewaltsamen Todes sterben mussten oder
vertrieben wurden. (Hebräisch und deutsch:) Sie steckten in Brand
dein Heiligtum, entweihten zu Boden die Wohnung deines Namens. Ps.
74,7". |
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Bestehende
Gebäude der früheren jüdischen Gemeinde am "Synagogenweg" |
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Altes
Straßenschild
"Synagogenweg" |
Gebäude
Synagogenweg 2: Wohnung des
Synagogendieners und Gemeindesekretariat |
Gebäude
Synagogenweg 3:
das Lehrerhaus |
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Eingang zum
Gebäude
Synagogenweg 3 |
Namen
der Mitglieder von Gemeindevorstand, Gemeindeausschuss und Baukommission
aus der Zeit des Hausbaus; dazu Gedenkinschrift für Recha Freyer (rechts) |
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Namen
der Mitglieder des Gemeindevorstandes; rechts
Ausschnittvergrößerung
des linken Fotos |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Die bereits oben genannte "Ökumenische
Arbeitsgruppe Synagogenweg Norden" besteht seit 1985. Ihre
Mitglieder sind Vertreter und Vertreterinnen verschiedener Norder
Kirchengemeinden, Schulen und Privatpersonen. Sie wurde gegründet von
Lina und Hans-Gerhard Gödeken. Die Erinnerung an die 400-jährige
Geschichte der jüdischen Gemeinde und an die jüdischen Familien wach zu
halten und Kontakt zu Überlebenden und ihren Nachfahren zu pflegen, ist
ein Arbeitsziel. Folgende Projekte sind in den vergangenen Jahren
verwirklicht worden: |
1987:
Die Errichtung einer Gedenkstätte am Platz der Synagoge (s.o.) |
1987:
Erste "Woche der Begegnung" im Beisein von überlebenden
Norder Juden und vielen Angehörigen. |
1990: Es
wurde ein Sammelgrabstein auf dem jüdischen Friedhof errichtet. |
2005:
Für die ermordeten Juden aus dem Bereich der Norder Synagogengemeinde
wurde ein Mahnmal auf dem jüdischen Friedhof errichtet. |
Jährlich am 9. November
richtet die Arbeitsgruppe mit Unterstützung der Kirchengemeinden an der
Gedenkstätte am Platz der Synagoge eine Gedenkfeier aus. |
Ein
aktuelles, noch nicht abgeschlossenes Projekt ist die "Aktion
Stolpersteine": am 17. Juli 2009 konnten in Norden die ersten 14
Stolpersteine zur Erinnerung an ermordete Norder Juden verlegt werden, und
zwar für Mitglieder der Familien Samson (Neuer Weg 70), Schönthal
(Heringstraße 21) und Wolff (Brückstraße 7). Die Arbeitsgruppe
Synagogenweg hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass mit der Zeit für alle
der in den Tod getriebenen jüdischen Personen aus Norden
"Stolpersteine" verlegt werden können.
(Links: Titelblatt des von der Ökumenischen Arbeitsgruppe
herausgegebenen flyers zur Stolpersteinaktion in Norden) |
Pressebericht: |
Juli 2009:
In Norden werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel von Bernd-Volker Brahms in der
"Ostfriesenzeitung" vom 11. Juli 2007 (Teil des
Artikels):
In Norden werden 14 Stolpersteine verlegt.
Erstmals kommt der Künstler Gunter Demnig mit seinem Projekt nach Ostfriesland. Die Tafeln sollen künftig an jüdische Einwohner erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus umgebracht worden sind.
Norden - "Es gab gewisse Vorbehalte", sagt Walter Demandt von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Synagogenweg in Norden. Die Gruppe arbeitet bereits seit Jahren die Geschichte der jüdischen Gemeinde auf und hat nun den Kölner Künstler Gunter Demnig nach Norden geholt, damit er dort sogenannte Stolpersteine verlegt - es sind die ersten in Ostfriesland.
'Es gibt fast keinen Winkel mehr, wo ich noch keine Steine verlegt habe', sagte Demnig gegenüber der OZ. Seit 1996 hat er insgesamt mehr als 20.000 Messing-Steine in Deutschland und mittlerweile auch in Ländern wie Österreich, Tschechien und der Ukraine verlegt. Die ersten Steine hat er in Berlin-Kreuzberg noch illegal in den Bürgersteig eingelassen, später erhielt er mehrere Auszeichnungen für sein Mahnmal und Kunstprojekt, wie er es selbst bezeichnet.
'Einige bei uns hatten Bedenken, weil die Menschen schließlich über die Stolpersteine einfach
weglaufen', so Walter Demandt. Als sich allerdings der Norder Holocaust-Überlebende Heinz E. Samson, der als 18-Jähriger im Jahre 1939 nach England fliehen konnte, für die Verlegung von Stolpersteinen für seine ermordeten Eltern sowie seiner Schwester stark machte, schloss sich der Norder Arbeitskreis an. An drei Stellen in der Stadt werden insgesamt 14 Messingsteine verlegt. Dem Prinzip des Künstlers folgend werden die Steine vor dem Wohnhaus der Menschen platziert, in dem diese zuletzt freigewählt gewohnt haben..." |
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Hinweis: Im Blick auf die Verlegung
weiterer "Stolpersteine" werden Paten gesucht. Für 95
€ kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines
Stolpersteins übernehmen. Informationen über die verfolgten und
getöteten Norder Juden stellt die Arbeitsgruppe zur Verfügung. Außerdem
werden auch "Putzpaten" gesucht, d.h. die einzelnen
Messingplatten müssen hin und wieder gereinigt werden. Bei Interesse
bitte an die nachstehende Adresse wenden: Ökumenische
Arbeitsgruppe Synagogenweg Norden c/o Walter Demandt
Zuckerpolderstraße 54 26506 Norden. |
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April 2010:
33 weitere "Stolpersteine" werden
verlegt |
Artikel in der "Emder Zeitung" vom
13. April 2010 (Artikel):
"Heute werden in Norden 33 'Stolpersteine' verlegt
Norden. Die vorbildliche Aktion von Schülern des Wirtschaftsgymnasium an der Norder Conerus-Schule hat Wirkung gezeigt. Nachdem bekannt wurde, dass die Klasse eine Patenschaft für die sogenannten Stolpersteine vor dem Gebäude übernommen hat und diese regelmäßig pflegt, meldeten sich auch andere künftige Paten.
Wir berichtet, hat der Kölner Künstler Gunter Demnig die Messingsteine hergestellt und verlegt. Die dort eingravierten Namen sollen an die Verfolgten und im Nationalsozialismus Ermordeten erinnern. Seit 1998 hat Demnig deutschlandweit rund 20 000 der kleinen Gedenktafeln in städtische Böden eingearbeitet. In Norden sind davon seit dem vergangenen Jahr 14 zu finden.
Heute wird Gunter Demnig 33 neue Stolpersteine in der Stadt verlegen. Er beginnt um 13 Uhr im Synagogenweg mit drei Steinen für die Familie Klaber, verlegt danach an sechs Stellen im Neuen Weg und an je einer Stelle in der Hering- und Uffenstraße. Morgen werden noch Steine an vier Stellen in der Sielstraße verlegt.
Heute Abend um 18 Uhr lädt die Ökumenische Arbeitsgruppe Synagogenweg dann zu einer kleinen Feier zum Gedenken an die Namensträger der Stolpersteine ein. Hier werden auch kurze biografische Angaben zu diesen Menschen vorgetragen. Am morgigen Mittwoch um 16 Uhr wird ein öffentlicher Rundgang zu allen neuen Orten mit Stolpersteinen stattfinden und an jedem kurz der Menschen gedacht. An vier Stellen in der ehemaligen Altstadt ist das Wohnhaus von damals nicht mehr vorhanden, hier werden die Steine dort eingelassen, wo es einmal gestanden hat.
Die Steine wurden von der Arbeitsgruppe in Auftrag gegeben. Zwei sind noch nicht finanziert, sie kosten jeweils 95 Euro. Wer Interesse hat, kann sich bei Almut Holler, unter Tel. 04931/74649, melden." |
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September 2010:
Buch eines Norder Juden im Internet ersteigert |
Artikel von Michaela Kruse in der "Ostfriesen-Zeitung" vom 25.
September 2010 (Artikel):
"Norden - Buch eines Norder Juden im Internet ersteigert
Arbeitskreis Synagogenweg freut sich über Werk des Vorstehers Heymann von der Wall. Die Schrift ist 1913 erschienen. Dr. Jörg Hagena bot bei E-Bay für das Werk. Die Gruppe möchte ein Archiv anlegen.
Norden - Es ermöglicht einen Blick zurück, in eine Zeit, die vergangen ist: Das Buch
'Vorschriften und Gebräuche für den Gottesdienst in der Synagoge zu
Norden' beschreibt genau, wie sich die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Norden an den verschiedenen Festtagen verhalten sollten. Der langjährige Synagogenvorsteher Heymann von der Wall hatte dies alles aufgeschrieben und 1913 herausgegeben. Jetzt ist zumindest ein Exemplar der Schrift wieder in Norden. Dr. Jörg Hagena ersteigerte es für den Arbeitskreis Synagogenweg.
Bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte Heymann von der Wall das Amt des Synagogenvorstehers versehen. Damals hatte er erklärt:
'Wenn ich nun auch mit Befriedigung auf die verflossene Amtszeit zurückblicke, so beschleicht mich aber - in Anbetracht dessen, dass ein großer Teil unserer Gemeindeglieder die Vorschriften und Gebräuche unserer Gebetsordnung nicht kennt - schon lange die bange Sorge, dass nach meinem dereinstigen Hinscheiden der Gottesdienst in unserer Gemeinde wegen Unkenntnis der genannten Vorschriften und Gebräuche sehr leiden könnte'.
So entschloss sich Heymann von der Wall, sie alle aufzuschreiben. Als er starb, schrieb die Zeitschrift
'Der Israelit' am 27. April 1933: 'Sein Heimgang reißt eine Lücke, die vorerst nicht zu schließen ist. Ein letzter Rest von unserem schönen alten Gemeindeleben ist mit ihm von uns
geschieden'. Der Arbeitskreis freut sich sehr über dieses Exemplar. 'Wir sind dankbar, wenn wir weitere Erinnerungsstücke, wie Fotos oder auch Erzählungen von der jüdischen Gemeinde,
erhalten', sagt Almut Holler. 'Wir wollen ein Archiv anlegen, bevor das Wissen über die jüdische Gemeinde in Norden
verschwindet.'" |
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Auf
den Spuren der jüdischen Geschichte in Norden - Rundgang durch die Stadt
Durch die ökumenische Arbeitsgruppe Norden
wurde ein Rundgang durch Norden zusammengestellt, auf dem vor allem auf Häuser
von Norder Juden in der Innenstadt aufmerksam gemacht wurde. Die Reihenfolge
entspricht einem Gang durch die Stadt und ist deshalb nicht nach Hausnummern
geordnet.
Quelle für die Darstellung des Rundganges und Informationen:
Publikation Erinnern - gedenken - hoffen s. Lit. S. 99-111; die mit ')
bezeichneten Fotos sind aus dieser Publikation; die anderen Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 2.8.2010).
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Synagogenweg 1 -
Platz der Synagoge
Auf dem Grundriss der 1938 zerstörten Synagoge wurde 1987 die
Gedenkstätte errichtet* |
Synagogenweg 4 - Jüdische
Schule
Die jüdischen Kinder besuchten die zweiklassige jüdische Volksschule der
Synagogengemeinde; Schüler weiterführender Schulen erhielten hier
Religionsunterricht* |
Synagogenweg 2 - Wohnung
des Synagogendieners und Gemeindesekretariat
In diesem Haus waren auch ein Gemeinderaum sowie das rituelle Bad (Mikwe)
im Keller* |
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Synagogenweg 3 - Lehrerhaus
Der zweite Lehrer der Gemeinde war oft
zugleich auch Kantor und Prediger* |
Synagogenweg 2
und 3
rechts und links der Haustüren wurden
beim Bau die Namen der
Mitglieder von
Gemeindevorstand, Gemeindeausschuss und
Baukommission in
die Steine eingeschrieben - die Inschriften
überstanden die NS-Zeit* |
Osterstraße
7/8 - Warenhaus Hartog
Kaufmann Hartog Schulenklopper nannte
sich später Hermann Hartog.
Nach seinem
Tod 1918 führte seine Witwe Sophie
geb. Stern (gest. 1937)
das Geschäft
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Neuer Weg 2 - Simon
Schulenklopper,
Manufakturwaren
Kaufmann Schulenklopper (gest. 1940) nannte
sein Geschäft "Die
Goldene 72" nach der
früheren Hausnummer 72* |
Neuer Weg 110 -
Geschäftshaus
mit Lehrerwohnung
Das Haus gehörte der jüdischen Gemeinde.
Im Obergeschoss wohnte einige
Jahre der
1916 verstorbene Hauptlehrer Abraham Levy* |
Neuer Weg 107a -
Kaufhaus Aron Hess
Kaufmann Aron Hess aus Papenburg ließ sich
um 1900 in Norden nieder
und eröffnete ein
Geschäfte in diesem Haus* |
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Neuer Weg 102 - Julius
Netheim, Getreide, Futter-, Düngemittel
Julius Netheim begründete den zweiten Landhandel in Norden; er war mit
der Tochter des Hauptlehrers Abraham Levy verheiratet* |
Neuer Weg 25 - Viehhändler
Karl Wolff
Viehhändler Karl Wolff wurde 1915 im Krieg als Soldat verwundet
entlassen. Er organisierte im Krieg die Fleischversorgung und die
Viehtransporte* |
Neuer Weg 87 - Joseph
Schulenklopper,
Manufakturwaren
J. Schulenklopper handelte mit Kleidung, Tisch- und Bettwäsche. Er und
seine Frau Hinriette geb. Schönthal verstorben 1927 und 1928 |
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Neuer Weg 70 /71 - Heinrich
Samson,
Vieh- und Getreidehandlung
Die Kornhandlung Samson war die bedeutendste in ganz Ostfriesland. Als
Großviehhändler hatte er auch eigene Ländereien und Weiden. |
Neuer Weg 49 -
Gebrüder Schulenklopper,
Manufakturwaren
David Schulenklopper war ein Bruder von
Hermann Hartog und Simon
Schulenklopper. Das Haus wurde
nach einem Brand 2000 durch einen Neubau
ersetzt. |
Neuer Weg 66 -
S.L. de Löwe,
Manufakturwaren
Samuel Levy de Löwe hatte das Mode-, Textil- und Bettwarengeschäft
gegründet, das seine Söhne Louis (gest. 1931) und Jacob (gest. 1933)
weiterführten. Jacobs Witwe Selma de Löwe führte es bis 1938 weiter. |
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Brückstraße 7 -
Viehhändler Samuel Wolff
Viehhändler Samuel Wolff führte als ältester der
fünf Söhne den
Viehhandel des Vaters weiter,
verbunden mit einer Landwirtschaft* |
Heringstraße 4 -
Packhaus der Fa. Aschendorff
Kaufmann Mayer Aschendorff handelte mit
Altwaren, Eisenwaren und
Rohprodukten* |
Heringstraße 2 -
Viehhändler Jacob Schönthal
Von den früheren jüdischen Häuser im
Bereich der Heringstraße,
Uffenstraße, Kirchstraße
und Sielstraße sind nur noch wenige vorhanden* |
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Große Neustraße 19 -
Erika Brotsch
geb. Weinberg, Heißmangel
Erika Britsch geb. Weinberg führte
einen Heißmangelbetrieb* |
Sielstraße 5 (früher 23)
- Wolff Altgenug,
Schlachterei
Im Gebäude befand sich eine Schlachterei,
dazu Einstellplätze für Kühe* |
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Hinweis: für die aus Norden stammende Frieda Michel geb. Wolff - Tochter
eines Pferdehändlers - wurde in Mannheim
in der Richard-Wagner-Straße 26 ein "Stolperstein" verlegt, siehe
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/stolperstein-otto-josef-und-frieda-michel,article-swr-12342.html
sowie
https://www.mannheim.de/de/tourismus-entdecken/stadtgeschichte/stolpersteine/verlegeorte/familie-michel.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Lina Gödeken: Die Frühzeit der Norder Juden (ca.
1550-1602). In: Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland
(Hg. von Herbert Reyer und Martin Tielke). Aurich 1988 (=
Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Bd. 67). S. 59-76. |
| dies.: Rund um die Synagoge in Norden: Die Geschichte der
Synagogengemeinde seit 1866. 592 Seiten. Erschienen Aurich 2000.
Das Buch ist seit 2005 vergriffen. |
| Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 1122-1139
(Abschnitt zu Norden / Norderney von Daniel Fraenkel).
Hier
finden sich S. 1139 zahlreiche weitere Literaturangaben. |
| Erinnern
- gedenken - hoffen. Unter dem Davidstern. Woche der Begegnung vom
19.-24. Juni 2005 in Norden. Hrsg. von der Ökumenischen Arbeitsgruppe
Synagogenweg Norden 2006. |
| Reise
ins jüdische Ostfriesland. Hrsg. von der Ostfriesischen Landschaft -
Kulturagentur Georgswall 1-5 26603 Aurich. Tel.
04941-179957 E-Mail:
kultur[et]ostfriesischelandschaft.de. Erschienen im Juli 2013. 67 S.
Kostenlos beziehbar.
Internet: www.ostfriesischelandschaft.de
"Reise ins jüdische Ostfriesland" ist ein gemeinsames Projekt im Rahmen des dritten kulturtouristischen Themenjahres
"Land der Entdeckungen 2013". Am 9. November 2013 jährte sich zum 75. Mal die Pogromnacht von 1938 in Deutschland. Dies haben 17 Einrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden zum Anlass genommen, sich unter dem Titel
"Reise ins jüdische Ostfriesland" zusammenzuschließen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschwand die jüdische Kultur im Vergleich zum übrigen Deutschland hier bemerkenswert schnell aus dem bis dahin gemeinsamen Alltagsleben von Juden und Nichtjuden.
"Reise ins jüdische Ostfriesland" will an das einst lebendige jüdische Leben in der Region erinnern.
Die Projekte zeigen in beeindruckender Weise, wie ein Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Allen jedoch geht es insbesondere darum, dem vielfältigen jüdischen Leben in Ostfriesland bis zur Shoah und darüber hinaus wieder ein Gesicht zu geben. Denn Erinnerung ist ein Weg zur Heilung und damit zur Versöhnung. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Norden
Hanover. In 1569, Jews established a community under the local ruler's
protection. They earned their living from trade in cattle, grain, and porcelain.
By 1660, there were 22 Jewish families in Norden and four in the outlying
village of Hage. With a population growing from 193 in 1902 to 362 in 1878, this
community was one of the largest in east Friesland. It dedicated a new synagogue
in 1804, employed a hazzan-shohet, and maintained a Jewish school until
1934. There were also philanthropic and burial socieaties, women's and youth
groups, and a synagogue choir. In June 1933, 204 Jews were registered in Norden.
On Kristallnacht (9-10 November 1938), SA troops launched a pogrom,
burning the synagogue and herding Jews into an abattoir. Most Jews left befor
Worldwar II. Fifty emigrated (24 to Holland; 13 to England; and four to
Palestine). The last 75 were expelled in 1940. At least 39 perished in Nazi
concentration camps.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|