Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"  
Zu den "Synagogen im Odenwaldkreis"  
   

Reichelsheim im Odenwald (Odenwaldkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim) 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Antisemitische Umtriebe Anfang der 1890er-Jahre
Weitere Berichte zum jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe (bzw. über sie) und Privatpersonen 
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)        
    
In Reichelsheim bestand eine zeitweise relativ große jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht auf die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Die Vorfahren einiger der Familien waren aus Wien (insbesondere der Familie Joseph), von wo die Juden 1670 vertrieben worden waren. Bereits im 18. Jahrhundert herrschten offenbar enge Geschäftsbeziehungen zwischen Juden und Christen, wogegen die Gräfliche Familie (Grafschaft Erbach) mit einschränkenden Gesetzesbestimmungen vorzugehen versuchte (u.a. mit dem 'Erbachischen Sabbatedikt' von 1770).  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 10 jüdische Familien, 1828 172 jüdische Einwohner, 1837 33 Familien mit etwa 180 Personen (davon 35 Schulkinder), 1861 249 (17,5 % von insgesamt 1.419 Einwohnern), 1871 260, 1880 248 (13,7 % von 1.804), 1895 202 (11,1 % von 1.801), 1910 148 (7,2 % von 2.067). 1809 nahmen die jüdischen Familien folgende Familiennamen an: Feist Joseph: Joseph, Moses Salomon: Maier, Mordechai Maier: Maier, David Josel Muhr: Muhr, Moses Löw: Loew, Feist David: David, Feist Eliasar: Loesermann, Hirsch Löw: Reichelsheimer, Feist Maier: Reichenberg, Maier Samuel: Samuel. Die jüdischen Familien Reichelsheim waren relativ wohlhabend. Um 1880 gab es unter den Haushaltsvorständen 29 Vieh- und Pferdehändler, 2 Fruchthändler sowie Makler, Kaufleute und Hausierer. Das Gebiet der Vieh- und Pferdehändler erstreckte sich von Reichelsheim über Waldmichelbach bis zum Neckar. Weiter gab es um 1880 drei jüdische Metzger sowie einen Matzenbäcker mit einer großen Bäckerei, in der bis 1936 jährlich durchschnittlich 30.000 kg Mazzoth hergestellt worden.       
    
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Elementar-, dann Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Die israelitische Elementarschule bestand von vor 1828 bis 1850. Danach wurde auf Wunsch der israelitischen Gemeinden die jüdische Schule mit der öffentlichen Volksschule verbunden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Als einer der ersten Elementarlehrer in Reichelsheim wir 1841 Moritz Vogel aus Niedersaulheim genannt, der damals 40 Kinder in der Gemeinde unterrichtete. Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II.  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde David David (geb. 24.10.1883 in Reichelsheim, gef. 29.6.1917), Max Herz (geb. 12.5.1897 in Berolzheim, gef. 30.9.1915), Theodor Joseph (), Moses Meyer (geb. 22.10.1876 in Reichelsheim, gef. 7.11.1916), Salomon Meyer (geb. 17.1.1884 in Reichelsheim, gef. 1.11.1918), Hermann Reichelsheimer (geb. 17.3.1870 in Reichelsheim, gef. 4.3.1917) und Leopold Selig (geb. 14.8.1881 in Reichelsheim, gef. 8.8.1916; siehe Berichte unten). Außerdem fiel Siegfried Marx (geb. 5.2.1897 in Reichelsheim, vor 1914 wohnhaft in Wachenbuchen, gef. 8.8.1917), Gefreiter Theodor Joseph (geb. 24.1.1892 in Reichelsheim, vor 1914 wohnhaft in Würzburg, gef. 20.8.1916). 
Hinweis: der Eintrag zu Siegfried Marx ist offenbar nicht richtig, denn Siegfried Marx ist am 6. Dezember 1960 in New York gestorben. Er war verheiratet mit Lina geb. Schönfeld (geb. 9. September 1896 in Dörnigheim, gest. 9. Dezember 1975 in New York; in den Verlustlisten des Ersten Weltkrieges in Wachenbuchen steht er lediglich als Unfallverletzter; die Angaben werden bestätigt durch Siegfrieds Tochter Doris und die Daten aus der Entschädigungsakte im HStA Wiesbaden; Hinweis des Vereins Brüder-Schönfeld-Forum, Maintal.
       
Um 1924, als noch 121 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (5,9 % von 2.050 Einwohnern), gehörten dem Synagogenvorstand die Herren L. David, Samuel und Selig an. Als Lehrer wirkte ein Herr Goldstein (bis 1927, siehe Bericht unten), als Rechner ein Herr Röder. Jüdischen Religionsunterricht erhielten damals 22 schulpflichtige Kinder (1932: 14 Kinder). An jüdischen Vereinen bestand der Israelitische Krankenverein (gegründet 1849, Ziel: Krankenunterstützung, 1932 11 Mitglieder unter Leitung von Josef Samuel), der Zweite Bruderschaftsverein (gegründet 1850; Ziele u.a. Darlehensgewährung an Mitglieder, 1932 11 Mitglieder und Leitung von Löser Joseph) und der Israelitische Frauenverein (Ziele: Krankenpflege und Unterstützung, 1924 20 Mitglieder, 1932 35 Mitglieder unter Leitung von Babette Joseph). 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde L. David, Julius Lob und Max David. Als Lehrer, Kantor und Schochet ist ein Herr Kraußhaar eingetragen.   
   
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 109 oder 115 Personen, das sind 5,6 % von 1.951 Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Einige Personen sind in dieser Zeit nach Reichelsheim von anderen Orten zugezogen. Insgesamt konnten aus Reichelsheim mindestens 49 Personen in die USA und 6 nach England emigrieren, einzelne auch in andere Länder. 1936 waren die Gemeindevorsteher Leopold David und Seligmann Meyer. Von 1935 bis 1938 brachte der jüdische Lehrer Richard Seif die noch sechs schulpflichtigen jüdischen Kinder aus Reichelsheim und die neun Kinder aus Fränkisch-Crumbach mit einem Auto in die jüdische Bezirksschule nach Höchst i.O. Richard Seif war einer der Lehrer dieser Bezirksschule. 
Anmerkung: Hinweis auf die "Liste der in Reichelsheim/Odw. bis 1939 ansässigen und nicht ausgewanderten Juden" (pdf-Datei der an den International Tracing Service vom Bürgermeisteramt Reichelsheim am 13.4.1962 mitgeteilten Liste mit 36 Namen aus Reichelsheim).

Beim Novemberpogrom 1938 im Laufe des Tages und des Abends am 10. November 1938 wurde die Synagoge durch einen SS-Sturmtrupp aus Bensheim unter Anführung des Erbprinzen Georg-Ludwig zu Erbach-Schönberg und der Gebrüder Riebel, SA-Mitglieder aus Reichelsheim, örtlichen NSDAP-Mitgliedern sowie Arbeitsdienstführern vom Reichsarbeitsdienstlager in Reichelsheim, im Innern zerstört. Zahlreiche jüdische Häuser wurden überfallen und verwüstet sowie jüdische Einwohner misshandelt. Von der Inbrandsetzung der Synagoge selbst, die im rückwärtigen Teil eines außer ihr noch Judenschule und Lehrerwohnung enthaltenen Gebäudes untergebracht war, wurde abgesehen, da sie durch ihren engen Zusammenhang mit Reichelsheimer Wohnhäusern eine allgemeine Brandgefahr hervorgerufen hätte. An der Plünderung und Verwüstung der jüdischen Häuser, die auch gegen Abend noch fortgeführt wurde, beteiligten sich auch Frauen und Kinder aus dem Ort. Besonders traf es die Häuser von Abraham Samuel, Louis Joseph, Familie Löb, Isidor Meyer und die Futtermittelhandlung David. 
   
Die 'Judenkartei' der Ortspolizeibehörde von Reichelsheim nennt zum 18. Dezember 1938 noch namentlich 78 jüdische Einwohner. Am 18.März 1942 wurden 12 jüdische Einwohner nach Darmstadt und dann am 25. März 1942 nach Piaski (Ghetto) / Polen deportiert und ermordet. Die letzten sieben jüdischen Einwohner wurden am 19.05.1942 nach Darmstadt und von dort am 27.09.1942 nach Theresienstadt (Ghetto) deportiert.  

Quellen:
1.) Urteil gegen den Landwirt Georg Ludwig Erbprinz zu Erbach-Schönberg, geb. am 1.1.1903 in Bad König i.O., "wohnhaft auf Schloss Hohenstein bei Reichenbach, verheiratet, nicht vorbestraft", zitiert nach: HStA Wiesbaden, Abt. 520 DZ Nr. 519384: Georg-Ludwig Fürst und Graf zu Erbach-Schönberg.
2.) Anklageschrift von Louis Joseph vom 13.4.1947. 
3.) Einwohnerbuch von Reichelsheim 1938, Übersicht über die NS-Organisationen im Ort. Hinweis: In Reichelsheim gab es keine SS, sondern nur den SA Sturm 22/186.
Im Urteil von 1948 des Landgerichts Darmstadt werden kein SS-Angehörige (nur namentliche SA-Angehörige) aus Reichelsheim genannt.
4.) Excel-Tabelle von Hans-Peter Trautmann mit Daten über jüdische Einwohner von Reichelsheim. Verzeichnis der Ortspolizeibehörde Reichelsheim i.O.       
        
Von den in Reichelsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Bach geb. David (1885), Emilie Bacharach geb. Mayer (1882), Erna Berenz geb. Meyer (1912), Adolf Wolf David (1883), David David (1886), Martha David geb. Meyer (1885), Irma Edelmann geb. Löb (1913), Jettchen Eichenberg (1859), Regina Eis geb. Meyer (1875), Emma Fürst geb. Joseph (1861), Helene Geisel geb. David (1879), Sophie Hirsch geb. Hahn (1901), Bette (Betty) Joseph geb. Hofmann (1896), Leo (Löb) Joseph (1872), Marx (Max) Joseph (1903), Meir Joseph (1866), Regina Josef (1878), Salomon Joseph (1883), Berta Kahn geb. Loeb (1883), Klara Kahn (1883), Adelheid Katz geb. Selig (1878), Berta Kohlhagen geb. Mayer (1871), Berta Kohn (1883), Bertha Loeb (1887), Hilda Loeb geb. Joseph (1884), Hildegard (Hilde) Loeb (1922), Joseph Loeb (1878), Julius Loeb (1886), Rosalie Loeb geb. Reichelsheimer (1891), Adelheid Marx geb. Joseph (1861), Herbert Marx (1903), Minna (Lina) Mayer (1872), Alice Meyer (1914), Betti Meyer geb. Rothschild (1886), Frieda Meyer geb. Oppenheimer (1875), Gustav Meyer (1879), Hugo Meyer (1885), Isidor Meyer (1879), Julius Meyer (1917), Manfred Meyer (1909), Blanda Meyer geb. Schwartz (1882), Seligmann Meyer (1874), Rosa Neu geb. Mayer (1904), Gustav Reichelsheimer (1892), Karoline Reichelsheimer geb. Meyer (1862), Selma Reichelsheimer geb. Joseph (1901), Justine Rosenstock geb. Maier (1871), Flora Rothschild (1879), Jenny Rothschild (1901), Joseph Salomon (1883), Abraham Samuel (1877), Isaak Samuel (1870), Joseph Samuel (1872), Lina Samuel (1887), Regina Samuel geb. Samuel (1877), Sophie Samuel geb. Strauss (1876), Thekla Samuel (1861), Mirjam Susanne Schott (1902), Paula Schott geb. Max (1875), Emma Schuster geb. Meyer (1873), Frieda Seif geb. Adler (1910), Golda Seif (1937), Jakob Seif (1934), Judith Seif (1938), Richard Seif (1910), Hermann Selig (1875), Irma Strauss geb. David (1875), Selma Süß-Schülein geb. Meyer (1908), Flora Weichsel geb. Mayer (1888), Rosa Wertheimer geb. Selig (1879), Juli Winkelstein geb. Meyer  (1878), Selma Wolf geb. Hahn (1891).  
    
Hinweis: der in einigen Listen genannte Ludwig Meyer (geb. 1920) wurde nach Auschwitz deportiert, hat aber überlebt und ist mit seiner Mutter Jettchen nach New York ausgewandert, so er als Bäcker gearbeitet hat (Hinweis von Hans-Peter Trautmann vom 18.10.2013)      
    
An insgesamt 42 aus Reichelsheim deportierte und ermordete Personen erinnern seit Frühjahr 2011 "Stolpersteine" am Ort (siehe Presseberichte unten).       
   
   
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1862 / 1870 / 1872 / 1899 / 1911 / 1920 / 1924   

Reichelsheim Israelit 29101862.jpg (79907 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1862: "Konkurrenzeröffnung. Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters bei der israelitischen Religionsgemeinde Reichelsheim, mit welcher ein fixer Gehalt von 350 Gulden jährlich, nebst freier Wohnung und etwa 180 Gulden Akzidenzien verbunden, ist erledigt. Konkurrenzfähige Bewerber werden aufgefordert, innerhalb 6 Wochen ihre Gesuche um Übertragung dieser Stelle bei unterzeichneter Behörde einzureichen. 
Lindenfels, am 18. Oktober 1862. Großherzogliches Kreisamt Lindenfeld. I.V.D.K.R. Mayer, Kr.-Ass."
 
Reichelsheim Israelit 16111870.jpg (49840 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1870: "Die israelitische Gemeinde Reichelsheim im Kreise Lindenfels, beabsichtigt einen Vorsänger, Religionslehrer und Schächter aufzunehmen, Gehalt an fixen 300 Gulden, nebst freier Wohnung und circa 200 Gulden Akzidenzien mit Einkommen des Friedhofs. Bewerber wollen sich alsbald bei dem unterzeichneten Vorstand melden. Reisekosten werden nicht vergütet. Die Stelle kann schon bis zum 1. Dezember dieses Jahres angetreten werden. 
Reichelsheim, 6. November 1870. Der Vorstand J.J. Meyer.
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1872: "Bis zum 1. Juni dieses Jahres ist die Vorsänger-, Religionslehrer- und Schächterstelle bei der israelitischen Gemeinde Reichelsheim im Kreise Lindenfels vakant. Reflektierende wollen sich deshalb alsbald an den unterzeichneten Vorstand wenden. Gehalt fix 300-350 Gulden, freie Wohnung, ca. 150 Gulden Akzidenzien und 15 Gulden für Heizung des Schullokals. Reisekosten werden nicht vergütet. Reichelsheim, 7. April 1872. Der Vorstand: S. J. Meyer."    
   
Reichelsheim Israelit 21081872.jpg (48285 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1872: "Die israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle bei der israelitischen Gemeinde zu Reichelsheim im Kreis Lindenfels ist sofort zu besetzen. Fixer Gehalt 400 Gulden nebst 150 Gulden Akzidenzien mit Einkommen des Friedhofs, wozu noch mehrere Gemeinden gehören. Reflektierende wollen sich bei dem unterzeichneten Vorstand baldigst melden, und ihre Zeugnisse einschicken. 
Reichelsheim, den 30. Juni 1872. Der Vorstand: Salomon Joseph Mayer."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898: "die hiesige israelitische Lehrer- und Vorbeterstelle ist bis zum 1. Januar 1899 zu besetzen, mit einem fixen Gehalt von 800 Mark, nebst 5- 600 Mark Nebeneinkünften bei freier Wohnung. Militärfrei Bedingung. Ausländer sind ausgeschlossen. Derjenige, welcher die Stelle erhält, bekommt Reisevergütung und muss ein jüdisches Seminar besucht haben. 
Reichelsheim, 28. August (1898). 
Der Vorstand: Joseph."      
 
Reichelsheim Israelit 05101899.jpg (63835 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1899: "Die hiesige israelitische Lehrer-, Vorbeter- und Schochetstelle ist bis zum 1. Januar 1900 zu besetzen. Fixer Gehalt 800 Mark, nebst 5-600 Mark Nebenverdienste und freie Wohnung. Bewerber müssen das jüdische Seminar besucht haben und müssen militärfrei sein. Junger verheirateter Mann ist bevorzugt. Nur dem Erwählten wird Reisevergütung gewährt. Die Stelle kann früher besetzt werden. Zeugnisse sind an den Vorstand zu richten. Ausländer sind ausgeschlossen. 
Der Vorstand: Joseph. Reichelsheim, Hessen."
 
Reichelsheim Israelit 08061911.jpg (40090 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1911: "Religionslehrer, Vorbeter und Schochet 
gesucht bis 1. August eventuell auch früher. Einkommen cirka Mark 1.800 nebst freier Wohnung. 
Anmeldungen an 
Gustav Meyer, Vorsteher, Reichelsheim im Odenwald, 7.5.1911."
 
Reichelsheim Israelit 15071920n.jpg (35427 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1920: "In der Gemeinde Reichelsheim im Odenwald ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters per sofort zu besetzen. Gehalt bei freier Wohnung 3.500 Mark, nebst ca. 2.000 Nebeneinkommen. Bewerbungen sind zu richten an den Vorstand David."
 
Reichelsheim Israelit 08051924.jpg (45343 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1924: "Gesucht für 15. Juni seminaristisch gebildeter Lehrer, Vorbeter und Schochet von der Israelitischen Gemeinde Reichelsheim im Odenwald. Meldungen an den Vorstand David."
   
Reichelsheim Israelit 28071927.jpg (40336 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1927: "'Wir suchen per 1. September dieses Jahres seminaristisch gebildeten Religionslehrer, Vorbeter und Schochet. 
Vorstand der Israelitischen Gemeinde, Reichelsheim im Odenwald. L. David."    

      
Lehrer J. Rothschild sucht eine Haushaltshilfe (1901)       

Reichelsheim Israelit 25021901.jpg (47390 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1901: Gesucht per sofort für kleinen Haushalt ein fleißiges Mädchen, das in der Küche und Hausarbeit bewandert ist. Lohn Mark 15 per Monat, sowie Zusicherung vieler Geschenke. Baldige Offerten an Lehrer J. Rothschild, Reichelsheim im Odenwald." 

       
Zum Tod von Lehrer Lublinski (1920)  

Reichelsheim Israelit 16091920.jpg (102587 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1920: "Aus Hessen. Vor einigen Wochen starb im Krankenhause zu Frankfurt im Alter von 68 Jahren unser lieber Kollege Lublinski von Reichelsheim im Odenwald. Da derselbe am Freitag (Erew Schabbat) in Frankfurt zur Beisetzung kam, konnten wir leider diesem wackeren Dulder die letzte Ehre nicht erweisen. Am frischen Quell heimatlicher Jeschiwot (Talmudschulen) schöpfte er seine reichen Talmudkenntnisse; im trauten Elternhause in echt-jüdischer Umgebung eignete er sich eine tiefsinnige Frömmigkeit an. Die Errungenschaften seiner Jugend blieben seine steten Begleiter. In geistreichen Vorträgen suchte er mit flammender Energie seine Gemeinden für das Judentum zu begeistern, mit sprudelnder Beredsamkeit erfreute er seine Freunde mit den herrlichen Perlen seiner talmudischen Weisheit. Tora war des teueren Verstorbenen Lebenselement, Tora war seine Erholung in den vielen stürmischen Stunden seines irdischen Wandels, Tora seine Erquickung während seiner Krankheit Leidenszeit. Im besseren Jenseits wird ihm reicher Lohn für sein treues Wirken und Streben zuteil werden. Gott möge die verlassene Witwe trösten und stärken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Lehrer Goldstein legt sein Amt nieder (1927) 

Reichelsheim iO Israelit 28071927.jpg (22776 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1927: "Reichelsheim im Odenwald, 26. Juli (1927). Nach 7jähriger Tätigkeit hat Herr Lehrer Goldstein sein Amt zum 1. September niedergelegt. Sein Schritt wird von seinen Freunden im Ort sehr bedauert."  

  
Lehrer Julius Goldstein wechselt von Reichelsheim nach Künzelsau (1928)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1928: "Stuttgart. Der Israelitische Oberrat hat die Stelle eines Religionslehrers in Künzelsau dem Lehrer Julius Goldstein, bisher in Reichelsheim im Odenwald übertragen."         

  
Über die Lehrerfamilie Richard Seif mit Frau Frieda Seif geb. Adler        

Aus der Website über das Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.    http://www.platz-der-vergessenen-kinder.de/?page=16            
Verheiratet mit dem Lehrer Richard Seif lebte Frieda Seif geb. Adler (geb. 12. April 1910 in Berlin; in der Geburtsanzeige unten ist die Rede von Freda Seif geb. Frank) nach 1934 (1. Sohn Jakob in Verden geboren) in Reichelsheim im Odenwald. Vermutlich in der Jüdischen Gemeinde angestellt wohnten sie in der zur Synagoge gehörenden Dienstwohnung, wo Frieda die Töchter Golda (1937) und Judit (1938) zur Welt brachte. 1935 wurden die jüdischen Schüler in Reichelsheim vom Unterricht an öffentlichen Schulen ausgeschlossen. Sowohl Lehrer als auch Schüler mussten mit dem Gemeindebus nach Höchst im Odenwald ausweichen und waren ständigen antisemitischen Überfällen ausgeliefert. Eine Mitschülerin, die die Shoah überlebte, berichtete später: 'Eines Tages … sahen wir in einiger Entfernung einen Lastwagen quer auf der Straße stehen. … Der Besitzer des Lastwagens stieg aus der Fahrerkabine aus und hatte eine Startkurbel in seiner Faust. Er kam auf uns zu und begann, ohne ein Wort zu sagen, die Fenster unseres Busses zu zerschlagen, hinter denen wir Kinder kauerten und zu schreien begannen.'
Während des Novemberprogroms 1938 wurde die Synagoge neben der Wohnung geplündert und in Brand gesetzt. Zahlreiche Häuser von Juden wurden unter Führung eines Trupps Bensheimer SS-Leuten verwüstet und die Bewohner misshandelt. Vor der Synagoge entfachten sie ein Feuer aus Gebetsbüchern und Thora-Rollen und ließen die jüdischen Einwohner darum tanzen. Richard Seif wurde vor ein fahrendes Auto gestoßen und entkam nur knapp dem Tod. Nachdem eine Ausreise ins niederländische Exil erfolglos blieb, flüchtete Frieda Seif mit ihrer Tochter Golda am 06.01.1939 nach Frankfurt. Sie fand dort Zuflucht im Heim 'Isenburg' und lebte dort zwei Jahre mit ihrer Tochter Golda. Richard folgte ihnen am 15.07.1939. Jakob ging mit seiner Schwester Judith zu Verwandten nach Bocholt. Kurze Zeit später kamen sie jedoch ins Kinderhaus nach Frankfurt. Nach der Schließung des Heims 'Isenburg' kam Golda ebenfalls ins Kinderhaus und Frieda lebte im Jüdischen Altersheim in der Wöhlerstraße 6 in Frankfurt. Sie arbeitete hier für ein voraussichtliches Jahreseinkommen von RM 468 inkl. freier Unterkunft und Verpflegung. Richard Seif wurde 1942 über französische Durchgangslager am 11.09.1942 ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort verliert sich seine Spur. Frieda Seif und ihre drei Kinder wurden am 15.09.1942 von Frankfurt aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Im an den 'Herrn Polizeipräsidenten in Frankfurt am Main' adressierten 'Verzeichnis der umgesiedelten Juden, betrifft: Wohnsitzverlegung von Juden nach Theresienstadt' waren Frieda und ihre Kinder unter den Nummern 968, 969, 970 und 971 aufgeführt (Diersch, Brigitte: Das kurze Leben der Doris Katz. Hessen – Holland – Sobibór. Erbach im Odenwald 2010, S. 29). Zwei Jahre später, am 12.10.1944, verschleppte man sie weiter nach Auschwitz, wo sie vermutlich direkt nach ihrer Ankunft selektiert und in den Gaskammern ermordet wurden (GbNI)..   

   
Geburtsanzeige einer Tochter von Lehrer Richard Seif und Frau Freda geb. Frank (1937)  

Reichelsheim Israelit 21011937.jpg (17623 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1937 unter "Familien-Nachrichten": 
"Geburten: Eine Tochter, Lehrer Richard Seif und Frau Freda geb. Frank, Reichelsheim im Odenwald."

    
    
Aus dem Revolutionsjahr 1848                                                                              

 Dokument zu den antisemitischen Ausschreitungen 
1848 in Reichelsheim 
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann, Reichelsheim)       
      Reichelsheim Dok 16091848a.jpg (121940 Byte) Reichelsheim Dok 16091848b.jpg (107365 Byte) 

Im Revolutionsjahr 1848 traten antisemitische Übergriffe unter anderem im Kraichgau und Odenwald auf. Die staatsbürgerliche Emanzipation der Juden gelang nach langer Diskussion erst 1849. Die fast völlige formalrechtliche Gleichstellung als Gemeindebürger 1862 mit einer 10-jährigen Übergangsfrist. Das oben abgebildete Schreiben vom 16. September 1848 der Großherzoglich Hessischen Regierungskommission des Regierungsbezirks Erbach an den Großherzoglichen Bürgermeister in Reichelsheim wurde angesichts der Übergriffe verfasst:
"Nr. R.C. 810 Erbach, am 16. September 1848
Betreffend: Störung der öffentlichen Ruhe zu Reichelsheim, insbesondere gegen das Eigenthum der dortigen Juden verübte Gewalttätigkeit
Die Großherzoglich Hessische Regierungs-Commission des Regierungsbezirks Erbach an Großherzoglichen Bürgermeister zu Reichelsheim
Es ist durchaus unzulässig, daß durch den Ortsdiener und Gendarmerie allein Feierabend geboten wird und mußten wir darauf bestehen, daß entweder die oder der Beigeordnete die Wirtshäuser zur Polizeistunde visitieren. Hätten Sie unsere Verfügung vom 10. des Monats den 11ten Abends befolgt, so würde der Ortsdiener vom Wirth Kling nicht aus der Stube geführt worden sein. Wie Ihnen bereits mündlich bemerkt worden ist, können wir nur bedauern, daß Sie nicht mit mehr Kraft und Entschiedenheit vorschreiten.
Hätten Sie sich bei dem Brief vom 6ten des Monats sogleich bei der ersten Anzeige mit der Anzeige Gendarmerie auf die Straße und in die Wirthshäuser begeben und zu beruhigen versucht, so würden möglicher
Weise die Juden nicht verfolgt worden sein. Wir geben Ihnen wegen dieses unstatthaften Verhaltens unser Mißfallen zu erkennen und erwarten, daß Sie eine
größere Energie entwickeln. 
Die Anlage Ihres Berichts vom 11. des Monats erhalten Sie hierbei zurück. Mit dem nächsten Boten sehen wir Ihrem Bericht entgegen, ob seither unsere Verfügung vom 10. des Monats gründlich Folge geleistet worden ist und ob die abendlichen Ruhestörungen durch Singen und Lärmen aufhören.
Unterschrift (unleserlich)   Riedinger
".                  

   
  
Antisemitische Umtriebe Anfang der 1890er-Jahre
Auftritt des Antisemiten Dr. Böckel in Reichelsheim und Eberbach und örtlicher Widerstand (1890)
 
Anmerkung: mit Eberbach ist der heutige Ortsteil von Reichelsheim gemeint.  

Eberbach Israelit 12061890.JPG (144707 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1890: "Aus dem Odenwald, 2. Juni (1890). In Reichelsheim ging es gestern sehr stürmisch zu. Der Antisemitenhäuptling Dr. Böckel war mit seinen Getreuen erschienen, um in dem 10 Minuten entfernten Eberbach eine Versammlung abzuhalten, aber auch Sozialisten, Nationalliberale und Deutschfreisinnige (unter ihnen Prof. Stengel von Marburg) waren gekommen. Als Herr Böckel mit Anhang eintraf, fand er den Saal vollständig von Gegnern besetzt, weshalb er sich ins Nebenzimmer zurückzog. Der nationalliberale Abgeordnete Hermann brachte es fertig, zu Worte zu kommen; er gab im Namen der nationalliberalen Fraktion der zweiten hessischen Kammer die Erklärung ab, dass die Beratungen der hessischen Kammer dargetan hätten, wie sie bemüht sein, den in Handel und Landwirtschaft sich offenbarenden Auswüchsen und Schäden entgegenzutreten, dass sie aber unmöglich billigen könne, wenn eine Bewegung wachgerufen würde, welche nicht mit dem Standpunkte der christlichen Religion, der Humanität, auch nicht mit dem Grundsatze der Gleichberechtigung aller Deutschen vor dem Gesetz vereinbar sei. Die Herren B. Cramer - Darmstadt, Prof. Stengel - Marburg, Phil. Müller - Darmstadt und Hänsler - Mannheim sprach dann unter allgemeinem Beifall über die - Judenfrage, allerdings nicht im Sinne von Böckel und Konsorten. Als Herr Böckel sich, ohne Lorbeeren geerntet zu haben, zurück nach Reichelsheim auf den Weg machte, wurde er von einer Anzahl junger Leute verfolgt und provoziert. In Reichelsheim versuchten diese, unter denen viele Israeliten gewesen sein sollen, Einlass in das Sälchen im 'Engel', wo Herr Böckel mit den Seinigen weilte. Der Einlass wurde natürlich verweigert, worauf es zu einer allgemeinen Keilerei kam, bei der auch Blut floss. Schließlich kam die Polizei und trieb die Menge auseinander. Ähnliche erbauliche Auftritte ereigneten sich, als Herr Böckel Abends abfuhr."  

    
Veranstaltung gegen Antisemiten auf der Burg Rodenstein (1890)  

Reichelsheim Israelit 07081890.jpg (121559 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1890: "Fränkisch-Crumbach i.O. Auf dem vom Odenwald-Club veranstalteten und am 20. vorigen Monats auf der Burg Rodenstein, bei Reichelsheim, stattgehabten Volksfeste, brachte der Landtagsabgeordnete und Oberbürgermeister, Herr Ohli von Darmstadt, Präsident des erwähnten Clubs, seine humanen und toleranten Gesinnungen, wie schön öfters bei derartigen Versammlungen, in zündenden Worten zum Ausdruck. – Herr Ohli, welcher in allen Bevölkerungsklassen eine hoch geachtete und beliebte Persönlichkeit ist, hob in seiner begeisternden, mit großem Beifalle aufgenommenen Rede nachdrücklichst hervor, dass er Antisemiten nicht zu Mitgliedern dieses Vereins wünsche, dass vielmehr Anhänger der verschiedenen politischen Parteien und Bekenner der jüdischen wie christlichen Konfession Aufnahme in denselben finden könnten. Auch betonte der Redner, dass er von Menschen, welche den Religions- und Klassenhass schüren, nichts wissen wolle. Er liebe alle Menschen, welcher politischen Partei und welchem Glaubensbekenntnis sie angehörten, wenn sie nur der Ehrlichkeit und Redlichkeit sich befleißigten und gute Patrioten seien. – Sicherlich haben diese herrlichen Worte bei der ganzen Versammlung und darüber hinaus eine tiefe und nachhaltige Wirkung hervorgerufen. – S. Levy, Lehrer."

 
Verurteilung von Antisemiten (1891)  

Reichelsheim Israelit 25061891.jpg (74617 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1891: "Fürth im Odenwald, 2. Juni. Heute wurde am hiesigen Schöffengericht folgende antisemitische Beleidigungsklage verhandelt: Der Handelsmann Lazarus David von Reichelsheim wurde von dem Land- und Gastwirt J. Hofmann aus Winterkasten öfters durch Hepp-Hepp-Rufe und verschiedene andere Beleidigungen beim Vorübergehen an dessen Hause belästigt. Der Beleidigte erhob hierauf bei großherzoglicher Staatsanwaltschaft Anzeige und der Beschuldigte wurde bei der heutigen Hauptverhandlung in eine Strafe von 21 Mark, eventuell 3 Tage Haft, sowie in die nicht unerheblichen Kosten des Verfahrens verurteilt. Außerdem wurde dem Kläger die einmalige Veröffentlichung des Urteils im ‚Erbacher Kreisblatt’ auf Kosten des Beschuldigten gestattet. Obwohl der Beklagte angab, er wollte den David nicht beleidigen, sondern er hätte ein Pferde (!), welches Hep-Hep heiße, und der Name seines früheren Pferde sei Nebukadnezar (!) gewesen, schenkte das Gericht demselben keinen Glauben und verurteilte ihn in die bereits erwähnte Strafe."

   
Antisemitische Auftritte (1893)  

Reichelsheim Israelit 23011893.jpg (93348 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1893: "Aus der Provinz Starkenburg. Wie bekannt, wüten die Antisemiten am meisten in Reichelsheim im Odenwalde. Doch zeigt sich auch hier eine Besserung. Bei der jüngst stattgehabten Kreistagswahl erhielt der durch seinen Antisemitismus wohlbekannte Apotheker Mayer nur 3 Stimmen. – In den jüngsten Tagen waren wieder einmal die Häuptlinge des Antisemitismus, die Herren Böckel, Hirscher und Roether hier zusammen, um über die im nächsten Jahre vorzunehmenden Wahlen zum hessischen Landtage – wobei die Antisemiten bekanntlich die seitherigen Abgeordneten vollständig beseitigen wollen, zu beraten. – Die 3 Burschen, welche unlängst wegen Misshandlung eines Israeliten von Fränkisch-Crumbach vom Schöffengericht Fürth im Odenwald zu 10, 8 und 6 Wochen Gefängnis verurteilt wurden, haben gegen dieses Urteil Revision eingelegt und kommt also die Angelegenheit in Darmstadt zur nochmaligen Verhandlung." 

   
Wahlkampf der Antisemiten (1893)  

Reichelsheim Israelit 15051893.jpg (70676 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1893: "Reichelsheim im Odenwald, 9. Mai. Der Wahlkampf in unserem Wahlkreise – Erbach-Bensheim – ist bereits eröffnet und zwar von der antisemitischen Partei. Dieselbe hielt am vergangenen Sonntag eine Versammlung in Waldmichelbach und eine in Siedelsbrunn ab. Als Redner traten auf die Herren Dr. Böckel – Marburg und Otto Hirschel – Frankfurt am Main, welche unter den bekannten Ausfällen gegen die Juden ihr Programm entwickelten und die Militärvorlage bekämpften. Ein freisinniger Herr aus Marburg trat in Waldmichelbach hauptsächlich dem antisemitischen Teile ihrer Reden entgegen und erntete bei der großen Mehrzahl der Erschienenen lebhaften Beifall. Herr Hirschel wurde von seinem Herrn und Meister als Reichstags-Kandidat für unseren Wahlkreis aufgestellt."

               
Unruhen im Revolutionsjahr 1848 

Reichelsheim AZJ 13031848.jpg (76334 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. März 1848: "Darmstadt, 28. Februar (1848)  (Köln. Zeit.). In dem fünf Stunden von hier entfernten Orte Reichelsheim, im hessischen Odenwald, sind am vorigen Donnerstag Unruhen aufgebrochen, in Folge deren, wie man hört, die dort wohnenden zahlreichen jüdischen Familien, gegen welche die Bewegung gerichtet war, sich geflüchtet und in die Umgegend zerstreut hätten. Veranlassung dazu gab die Abreise eines dasigen Auswanderers, der, mit Zurücklassung einer unberichtigten Schuld bei einem Israeliten, schon bis Mainz gekommen war, daselbst aber von seinem Gläubiger eingeholt, auf dessen Anrufen verhaftet und nach Reichelsheim zurückgebracht wurde. Seine gezwungene Rückkehr gab die Veranlassung zu der kleinen Emeute, deren Ausgang das eben gemeldete Ereignis war."  

   
Kritische Beurteilung der religiösen Verhältnisse in Reichelsheim aus konservativ-orthodoxer Sicht (1870)  

Reichelsheim Israelit 14091870a.jpg (79818 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1870: (zuvor Informationen über andere Michelstadt und andere Gemeinden, dann:) "...Michelstadt numerisch überleben, aber von ungleich geringerem Einfluss auf die Nachbargemeinden ist die circa 50 Familien zählende jüdische Gemeinde zu Reichelsheim. Auch hier sieht es recht traurig aus. Wie fast im ganzen Odenwalde, ist hier das Wenige, was noch von unseren Religionspflichten geübt wird, nichts als gelehrte Weisung der Menschen (?), und nicht zwei Familien hätten wir zu verzeichnen, die etwa davon eine Ausnahme machen. Ja in Reichelsheim ist es nicht nur Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit, die Zum Abfall verlocken, hier haben wir ganz unzweifelhafte Pröbchen von Reformbestrebungen, wie sie im Odenwalde bis jetzt unerhört waren. So hat sich der Lehrer der dortigen Gemeinde unlängst einen Mädchenchor zur Begleitung für den Freitagabendgottesdienst herangebildet; doch muss die Ausbildung keine sehr gediegene gewesen sein, dann als er sein erstes Debüt beging,
Reichelsheim Israelit 14091870b.jpg (307687 Byte)kamen solche Misstöne und anderweitige Störungen vor, dass in Folge dieser Misslichkeiten – nicht aber wegen der Sache selbst – der Vorstand sofort ein derbes Veto einlegte. Sonst ist hier Alles so, wie in den anderen Gemeinden des Odenwaldes. Die Alten halten noch an dem Wenigen fest, was sie von ihren Eltern ererbt haben; und die Jugend kehrt den Vorschriften der Tora verächtlich den Rücken. Tätigkeitsverbote am Schabbat und andere Verpflichtungen (?) sind ihr lästige Fesseln, die sie abwirft, sobald sie ‚hinaus’ kommt. Um aber der Wahrheit treu zu bleiben, können wir eine erfreuliche Erscheinung nicht unerwähnt lassen, die sich hier dem aufmerksamen Beobachter unwillkürlich aufdrängt. Während junge Leute von circa Jahren an und weiter sich, wie schon oben erwähnt, keine Gewissen daraus machen, den Sabbat zu entweihen, die Speisegesetze und noch viele anderen Satzungen unserer heiligen Religion zu übertreten, so finden wir bei der Jugend bis zum 18 Jahren einen erfreulichen Kontrast. Da ist noch jene jüdische Furcht, jene heilige Scheu vor der Sünde vorhanden, die wie ein Flammenschwert vor das Herz sich lagert, welche sich ihr eröffnet, um den Abfall und dem Treubruch den Weg zu versperren in dieses herrliche gottbewohnte Paradies. Von diesem Teile der Jugend begeht keiner mutwillig einen Verstoß gegen unsere Heilige Tora, es ist mit einem Worte ein ganz anderer, ein mehr jüdischer Geist in dieser Altersklasse. Woher kommt das? Nun das ist sehr einfach. In diesem Geiste ist das siebenjährige Leben und Wirken eines treuen Lehrers repräsentiert. Sieben Jahre hat hier ein gottbegeisterter, torabeflissener Lehrer durch Wort und Beispiel unablässig dahin gestrebt, gute Jehudim heranzubilden; und sein Bemühen ist ihm soweit gelungen, als es unter den beschränkten Verhältnissen einer Landegemeinde überhaupt möglich ist. Derselbe hat vor etwa ½ Jahre seinen Wirkungskreis nach Großzimmern verlegt und hat auch dort in dieser kurzen Zeit schon herrliche Resultate beim Jugendunterrichte erzielt. Ein solcher Mann ist in einer Gegend, wo das Judentum so verkommen ist wie im Odenwalde, eine besonders herrliche Erscheinung. Er wirkt, von seinem Unterrichte ganz abgesehen, durch das bloße Beispiel, als welches sein anspruchsloses, wahrhaft jüdisches Familienleben der ganzen Gemeinde dasteht, unvergleichlich mehr als alle seine modernen Herren Kollegen zusammen, mit ihren kalten geist- und herzlosen Predigten. Nur noch einen Lehrer haben wir im Odenwalde diesem an die Seite zu stellen, den der jüdischen Gemeinde Beerfelden. Es ist rührend zu sehen, wie dieser Mann von morgens bis abends jede freie Zeit dem Unterrichte der ihm anvertrauten Kinder widmet; die erlangten Resultate sind aber in der Tat auch nennenswert. Die erste Knabenabteilung lernt unter anderem Mischnajot Berachot Fünf Bücher Moses mit Raschi hebräische Grammatik und trägt gelegentlich in einer Chewra aus dem Menorat hamaor (= populäres religiös-ethisches Werk des mittelalterlichen Gelehrten Aboab d.A.) vor; die folgenden Klassen übersetzen die Tora mit Raschi, die Gebete etc. und die Mädchen übersetzen außer den Gebeten noch recht geläufig Psalmen und anderes mehr. In den Schulen der genannten Biedermänner stößt man nicht auf jene in dem unschuldigen Kindermunde so widerwärtig klingenden Phrasen über Gott, Religion und sonst metaphysische Begriffe, mit deren Denifierung unsere modernen Pfäfflein die teure Zeit in der Schule totzuschlagen lieben; hier ist die Schule noch das, was sie sein soll: ein Institut, in welchem das Kind Tora und Mizwot für das Leben lernt. Während diesen phrasenreichen Religionskünstlern das Wort unserer Weisen – seligen Andenkens – gilt: 'mich aber haben sie verlassen und meine Tora haben sie nicht beachtet' (Jeremia 16,11). Möchten sie doch, spricht Gott, die Erklärung meiner Eigenschaften, und dergleichen mehr auf sich berufen lassen, dafür aber meine Tora halten und halten lernen; - so möge jenen unverdrossenen Arbeitern im Weinberge Gottes, das ermutigende Prophetenwort 'Aber die Verständigen werden glänzen wie der Glanz des Himmels, und die, welche viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne, immer und ewig' ein neuer Sporn sein für ihren (Daniel 12) heiligen, schwierigen Lehrerberuf. Sie haben ja niemanden, der ihnen Mut und Trost zuspräche bei ihrer gottbewussten Lebenstätigkeit. Die Gemeindemitglieder können fast durchgehend solche Leistungen ihres Lehrers nicht beurteilen, weil ihnen das Verständnis der einzelnen Lehrfächer abgeht, und unser Rabbiner zu Darmstadt, der ignoriert solche Bestrebungen gänzlich. Warum sollte er auch nicht, sie machen ja die Pfründe nicht fetter. – Wir werden übrigens – so Gott will – noch auf diesen Punkt zurückkommen."   

   
Antisemitische Entscheidung des Bürgermeisters und des Kreisamtes (1906) 

Reichelsheim iO FrfIsrFambl 19101906.jpg (69262 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Oktober 1906: "Reichelsheim im Odenwald. Ein Vorfall, der zum energischen Protest auffordert, hat sich hier zugetragen. Den Einberufern des Simches-Thora-Balles (sc. Ball zum Fest 'Simchat Tora') erteilte der Bürgermeister die Genehmigung mit dem Hinzufügen: Nur für Juden. Die Einberufer erhoben sofort gegen diese Beschränkung beim Kreisamt in Erbach Beschwerde, hatten aber keinen Erfolg. Beim Beginn des Balles erschien die Gendarmerie und verwehrte den Nichtjuden den Eintritt.   
Es verlangt die Ehre der Reichelsheimer Juden, dass sie diese Angelegenheit bis zur letzten Instanz verfolgen."    

    
Treffen der Agudas Jisroel-Jugendgruppe (1935)  

Reichelsheim Israelit 17011935.jpg (100907 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1935: "Reichelsheim im Odenwald, 15. Januar (1935). Am vergangenen Sonntag fand hier in Anwesenheit von Vertretern der Frankfurter, Darmstädter und Groß-Bieberauer Gruppen die erste größere Zusammenkunft unserer kürzlich von Artur Neuhaus gegründeten Agudas Jisroel-Jugendgruppe statt. Als Vertreter ihrer Gruppen begrüßten Toni Schatz (Darmstadt), Ludwig Levi (Groß Bieberau) und Joseph Stiefel (Frankfurt Main) die zahlreich Erschienenen. Sally Storch (Frankfurt Main) hatte die Leitung des Nachmittags. Zunächst wurde eine Pirchimgruppe gegründet, die mit großer Freude sogleich mit einem Heimabend die Arbeit aufnahm. Sally Storch hielt danach vor den Jugendlichen eine begeisterte und begeisternde Rede über ‚Die Ziele der A.J.’. Die rege Diskussion bewies, dass alle den mitreißenden Ausführungen gefolgt waren und dass alle sich für die Sache einsetzen wollen. Die Rede wurde umrahmt von zwei an Ort und Stelle gelernten Liedern. Alsdann versammelte man sich zu einem gemütlichen Beisammensein, das von Humor und Ernst getragen war und den erlebnisreichen Nachmittag harmonisch abrundete zu echt-jüdischem Erlebnis. Wir danken vor allem unseren Frankfurter Chawerim Joseph Stiefel und Sally Storch für ihre erfolgreichen Bemühungen, die wir mit großer Begeisterung fortsetzen wollen."

      
"Maßnahmen gegen Juden" (1942)    
(Quelle: Archiv von Hans Peter Trautmann)    

Reichelsheim Dok 194201.png (420789 Byte)Zur Vorbereitung der Deportation der noch an den Orten befindlichen jüdischen Einwohner verschickte die Gestapo Anfang 1942 eine Umfrage betreffend: Maßnahmen gegen Juden: "Im Hinblick auf bevorstehende Maßnahmen gegen die Juden sind auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamts (Geheim) unverzüglich folgende Feststellungen zu treffen..". 
  
Am 18. März 1942 wurden aus Reichelsheim12 jüdische Einwohner nach Darmstadt und dann am 25. März 1942 nach Piaski (Ghetto) / Polen deportiert und ermordet. 
Vorher wurde dieser geheime Funkspruch der Gestapo Darmstadt an den Gendarmerie-Posten Reichelsheim übermittelt.         


    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde     
Hinweis auf Rabbiner Seligmann Meyer (1853-1925)  
 
Rabbiner Seligmann Meyer ist 1853 in Reichelsheim geboren. Er war von 1877 bis 1882 Redakteur der 'Jüdischen Presse'; 1884 gründete er die deutsch-israelitische Zeitung 'Die Laubhütte', die er bis zu seinem Tode redigierte. Von 1882 an war er Stadtrabbiner in Regensburg, ab 1897 orthodoxer Distriktsrabbiner. von 1918-1923 war er Vorsitzender der bayerischen Rabbinerkonferenz. Texte zu Rabbiner Seligmann Meyer auf der Textseite zur jüdischen Geschichte in Regensburg
    
    

Vermächtnis von Hermann David (1911)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Januar 1911: "Reichelsheim. Das hiesige Gemeindemitglied Hermann David vermachte den Armen der jüdischen Gemeinde 6.000 Mark."     

 
Über die Kriegsauszeichnungen jüdischer Soldaten und die Gefallenen des Ersten Weltkrieges    
Anmerkung: die nachfolgenden Mitteilungen sind dem "Evangelischen Heimatboten der Evangelischen Kirchengemeinde Reichelsheim" (!) entnommen; Übersendung der Artikel durch Hans-Peter Trautmann; Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Kirchengemeinde Reichelsheim.    

Reichelsheim 1WK 010.jpg (22210 Byte)Löb, Willi, Gefreiter, Kaufmann aus Reichelsheim, israelitisch, Infanterie-Regiment Nr. 87, 9. Komp., hat am 8. September 1916 das Eiserne Kreuz erhalten für das Überbringen von Meldungen als Gefechtsordonnanz durch feindliches Sperrfeuer."   
   
Reichelsheim 1WK 014.jpg (31413 Byte)Reichelsheimer, Hermann, Landsturmmann, Metzger zu Reichelsheim, israelitisch, verheiratet, Sohn des verstorbenen Metzgers Gottschalk Reichelsheimer, Infanterie-Regiment Nr. 97, 8. Komp., starb am 4. März 1917 infolge von Herzschwäche bei schwerem Bronchial-Asthma in einem Kriegs-Lazarett nach 14-tägiger Krankheit und wurde am 6. März 1917 auf einem Militärfriedhof beerdigt."  
 
Reichelsheim 1WK 016.jpg (42759 Byte)Meyer, Salomon, Kanonier, Viehhändler zu Reichelsheim, israelitisch, verheirateter Sohn des Viehhändlers Isaak Meyer IV., Feld-Artillerie-Regiment Nr. 61, leichte Munitionskolonne Nr. 946, erkrankte am 8. September 1918 und starb am 1. November 1918 an Paratyphus, Skorbut und akuter Bauchfellentzündung im Bayerischen Kriegslazarett Nr. 22 zu Couvin in Belgien. Er wurde auf dem dortigen Friedhof am 2. November 1918 beerdigt."  
  
Reichelsheim 1WK 017.jpg (59011 Byte)Samuel, Feist, israelitischer Landsturmmann aus Reichelsheim, Lehrer, verheiratet zu Hohensalza, Sohn des verstorbenen Viehhändlers Löser Samuel, geb. am 3. März 1875, gest. am 31. Oktober 1914.  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Dezember 1914: "Auf dem Felde der Ehre gefallen sind: Rabbinatskandidat Alfred Salomon, 22 Jahre alt, aus Berlin; Lehrer Feist Samuel aus Reichelsheim (im Odenwald), zuletzt in Hohensalza".        
  
Reichelsheim 1WK 018.jpg (59889 Byte)Herz, Max, israelitisch, Ersatzreserve aus Reichelsheim (geb. zu Berolzheim, Bayern), Fruchthändler, verheiratet, Sohn des Kaufmanns Hirsch Herz zu Berolzheim, geb. am 12. Mai 1879, gest. am 30. September 1915."
Reichelsheim 1WK 019.jpg (30002 Byte)Herz, Max, Ersatzreservist, Handelsmann zu Reichelsheim, israelitisch, verheiratet, war zu einem Landwehr-Infanterie-Regiment eingezogen, gefallen am 30. September 1915 in den schweren Kämpfen in der Campagne in der Gegend von Cernay. Sein Kompanieführer schrieb: 'Die Kompanie wird dem in treuer Pflichterfüllung auf dem Felde der Ehre Gebliebenen ein ehrendes Andenken bewahren."  
  
Reichelsheim 1WK 020.jpg (15404 Byte)Selig, Leopold, Landsturmrekrut, Handelsmann zu Reichelsheim, verheiratet, israelitisch, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 349, 10. Kompanie, gefallen am 8. August 1916 durch Granatschuss."   
   
Reichelsheim 1WK 021.jpg (27443 Byte)Meyer, Moses II., Musketier (Landsturmrekrut), Viehhändler zu Reichelsheim, verheiratet, israelitisch, Sohn des verstorbenen Viehhändler Mordche Meyer zu Reichelsheim, Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 254, 7. Kompanie, starb am 7. November 1916 an den Folgen der Ruhrkrankheit im Feldlazarett Nr. 405 und wurde am 9. November 1916 auf dem dortigen Heldenfriedhof beerdigt."   

        
85. Geburtstag von Fanny Löb geb. Sondheimer (1929)  

Reichelsheim Israelit 24121929.jpg (15481 Byte) Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1929: "Reichelsheim, 15. Dezember (1929). Am 25. Dezember feiert ihren 85. Geburtstag in geistiger Frische Frau Fanny Löb Wwe. geb. Sondheimer in Reichelsheim im Odenwald."

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe (bzw. über sie) und Privatpersonen  
Versteigerung der Reste der Eisenhandlung von Joseph Löser (1849)  
(Erhalten von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim) 

Anzeige in "Der Odenwälder" vom 20. November 1849. Versteigert wurden die Reste der Eisenhandlung von Joseph Löser.    

        
Klagesache gegen Pferdehändler Meier Feist Joseph in Reichelsheim (1856) 
(erhalten von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim)   

Anzeige im "Intelligenzblatt für den Kreis Lindenfels" Nr. 14 vom 4. April 1856: "Rimbach. Bekanntmachung. 
In Sachen des Großherzoglichen Bürgermeisters Johannes Rech II. von Mörlenbach, Klägers gegen Meier Feist Joseph in Reichelsheim, Beklagten, Pferdehandel betreffend.  
Mittwoch den 9. April, Mittags 12 Uhr, wird auf dem Büro des Großherzoglichen Ortsgerichts dahier ein schwarzes Wallachpferd an den Meistbietenden gegen gleich bare Zahlung öffentlich versteigert. 
Rimbach, den 1. April 1856. Der Vorsteher des Großherzoglichen Ortsgerichts Rimbach, Trautmann."   

   
Eintragungen der Firmen David in Reichelsheim (1879)   
(erhalten von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim)  

Reichelsheim 1879b.jpg (96478 Byte)Anzeige im "Erbacher Kreisblatt" vom 3. Januar 1880: "Bekanntmachung
In dem Firmenregister unterzeichneten Gerichts wurden heute folgende Einträge vollzogen:   
1) David Marx David von Reichelsheim betreibt unter eigener Firma einen Viehhandel im Kleinen;  
2) Feist David und Jonas David von Reichelsheim betreiben daselbst einen Frucht- und Mehlhandel unter der Firma: Feist und Jonas David.   
Jeder derselben ist befugt, diese Firma zu zeichnen, und haben sie ihrem Bruder David David Prokura erteilt. 
Fürth, den 23. Dezember 1879.   Großherzogliches Amtsgericht Fürth.  Cellarius.  
Lindenstruth, Gerichtsschreiber."       

    
Anzeige zum Vertrieb von Reichelsheimer Mazzoth in Frankfurt im Weltkriegsjahr (1917)  

Reichelsheim FrfIsrFambl 12011917.jpg (57059 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar 1917: "Hierdurch benachrichtige ich meine verehrte Kundschaft ergebenst, dass in diesem Jahr Mazzen und Mazzenmehl nur gegen Bezugscheine verabreicht werden. Bezugscheine können bei der israelitischen Gemeinde, Hochstrasse 12, in Empfang genommen und an meine unten stehende Adresse übermittelt werden. 
Levi, Ostendstrasse 3. Tel. H 8668. Vertreter von W. Joseph, Reichelsheim im Odenwald."    

  
Verlobungsanzeige für Gunda Stein und David Selig (1921)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Oktober 1921: 
"Gunda Stein - David Selig. Verlobte.  
Frankfurt am Main / Messelhausen - Frankfurt am Main / Reichelsheim im Odenwald
Zuhause: Sonntag, den 16. Oktober 1921, Schumannstraße 33".     

   
Anzeige von Martha Joseph (1925)  

Reichelsheim Israelit 15101925.jpg (26473 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1925: 
"Perfekte Köchin, 20 Jahre alt, sucht sofort 
Stellung

Offerten an Martha Joseph
Reichelsheim im Odenwald."  

    
80 Jahre Mazzenbäckerei W. Joseph (1927) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1927: "Reichelsheim im Odenwald. In diesen Tagen kann die Mazzenfabrik W. Joseph, Reichelsheim im Odenwald auf 80 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Mit den allerbescheidensten Mitteln, als Handbetrieb beginnend, hat sie der verstorbene Vater des jetzigen Inhabers zu einem Musterbetrieb emporgeführt, der schon bei seinem Tode 1914 zu den bedeutendsten Deutschlands und mit zu den führendsten Süddeutschlands zählen konnte. - Helle, hohe, luftige Arbeitsräume, modernste Maschinen elektrischen Betriebs, Backöfen neuester Systeme im Verein mit einem Stamm alter zuverlässiger Arbeiter gewählen heute unter Verwendung nur erstklassigen Materials die Herstellung eines Produktes, das nicht nur auf dem Pesachtisch gern genossen wird, sondern sich auch vor der Festzeit als Zugabe für den Frühstückstusch für Rekonvaleszenten großer Beliebtheit erfreut. Joseph's Fabrikate haben heute einen Siegeszug durch ganz Deutschland angetreten. Das Bemühen des jetzigen Inhabers ist darauf gerichtet, Betrieb und Fabrikat zur höchstmöglichen Vervollkommnung heranzuführen. Besonders betont sei noch, dass die Fabrik unter streng religiöser Aufsicht steht und daher auch orthodoxe Kreise ihren Bedarf ohne Bedenken decken können."  

   
Anzeige der Mazzenbäckerei W. Joseph (1933) 

Reichelsheim Israelit 02031933.jpg (61519 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1933: "W. Joseph G.m.b.H. Reichelsheim/Odenwald 
- unter Aufsicht Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt - 
empfiehlt Ia Mazzen in 1, 5 und 10 Pfund Packung. 
Mazzenmehl in plombiertem Beutel. Mizwos und -Schmuroh in Kartons bei billigster Berechnung. 
Versandt nach allen Plätzen, in Frankfurt am Main zu haben bei: Herrn B. Karpf, Sandweg 29  Herrn K. Oppenheimer, Allerheiligenstr. 49, Frau J. Kamnitzer, Schwanenstr. 4  Frau Johanna Strauss, Rechneigrabenstr. 12."  

   
   
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Henry Meyer aus Reichelsheim (gest. 1880)   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Reichelsheim NY Cyprus 1733.jpg (110064 Byte)   Grabstein für "Henry Meyer (Chaim Bar Jizchak), 
Born in Reichelsheim, Grossherzogtum Hessen. 
Died July 26th 1880 (= 18. Aw 5640), 
aged 54 Years".  

      
"Ediktalaufforderung"  anlässlich eines Konkurses des Anton Berg zu Fürth: Forderung der Brüder Feist Joseph zu Reichelsheim (1852) 
(aus der Sammlung von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim)   

Anzeige im "Intelligenzblatt für den Kreis Lindenfels" Nr. 13 vom 29. Oktober 1852. Die Anzeige enthält Angaben von genealogischem Interesse im Blick auf die Brüder bzw. deren Nachkommen/Erben von Meier Feist Joseph, Isaak Feist Joseph, Löser Feist Joseph sowie Eli Feist Joseph.
Zum Lesen der Anzeige bitte Abbildung anklicken.
        

     
Postkarte der Gebr. David über Ankauf von Getreide (1923)   
(erhalten von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim)    

  Es handelt sich um eine Postkarte mit einer Bestätigung über den Ankauf von Getreide vom Landwirt Konrad Jakob aus Ober-Ostern von den Gebrüdern David, Am Flutgraben 3, Reichelsheim, über 60.000 Mark von 1923. Inhaber des Geschäftes war Adolf Wolf David (geb. 26. September 1883 in Reichelsheim, 1942 deportiert und umgekommen (für tot erklärt).   
   

     
Briefbogen mit Schreiben des Pferdehändlers Nathan Meyer aus Bensheim nach Reichelsheim (1927) 
(erhalten von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim; Informationen auf Grund der Recherche von Hans Peter Trautmann)      

 Bensheim Meyer Nathan Dok 20a.jpg (54103 Byte)  Bensheim Meyer Nathan Dok 20.jpg (45332 Byte)   
Es handelt sich um ein Schreiben des Pferdehändlers Nathan Meyer an die Volksbank in Reichelsheim, abgeschickt am 14. August 1927 in Bensheim. Der andere genannte Bürge im Schreiben, Aron Meyer (1867-1936, beigesetzt im jüdischen Friedhof in Reichelsheim), wurde im Landesadressbuch der Provinz Starkenburg von 1905 als Pferdehändler, Heidelberger Str. 5 in Reichelsheim gelistet.      

   
Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt betreffs Anlage einer "Judenkartei" (1935)  

Reichelsheim Dok 1935.jpg (96027 Byte)Das Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt vom 23. August 1935 wurde an das Polizeiamt in Reichelsheim/Odenwald geschickt (aus dem Archiv von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim).
  
    

  
Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt betreffs Verwendung der aus jüdischem Besitz eingezogenen Rundfunkgeräten (1940)  

Das Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt vom 14. Februar 1940 wurde an den Landrat in Erbach geschickt, von hier aus in Abschrift an den Gendarmerie-Posten Reichelsheim (aus dem Archiv von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim). Es betraf die Verwendung der aus jüdischem Besitz eingezogenen Rundfunkgeräte. Genannt werden Rundfunkapparate, die aus dem Besitz stammten von: Ludwig Meyer, Beerfurther Str. 5, Julius Löb, Reichenberger Str. 6, Gustav Reichelsheimer, Bismarckstr. 17, Leo Josef, Reichenberger Str. 6, Louis Josef, damalige Adolf-Hitler-Str. 14, Emil Kahn in Mümling-Grumbach, damalige Adolf-Hitler-Str. 76, Mathilde Marx in Neustadt, damalige Adolf-Hitler-Str. und Moses Kempe in Neustadt, damalige Adolf-Hitler-Str. 
Anmerkung: Unterzeichnet wurde das Schreiben von Dr. jur. Humbert Achamer-Pifrader (geb. 21. November 1900 in Teplitz-Schönau als Hubert Victor Emanuel Pifrader,  Böhmen; gest. 25. April 1945 in Linz), österreichischer Jurist, Leiter der Gestapo Darmstadt (Dezember 1939 - Juni 1940), Oberregierungsrat, SS-Oberführer sowie von September 1942 bis September 1943 Kommandeur der Einsatzgruppe A.     

      
Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt betreffs "Kennzeichnung der Juden" (1941)  

Das Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Darmstadt vom 4. Oktober 1941 wurde an verschiedene Dienststellen geschickt (aus dem Archiv von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim). Es betraf die Polizeiverordnung über die "Kennzeichnung der Juden" vom 1. September 1941.
Anmerkung: Das Schreiben wurde unterzeichnet vom Leiter der Gestapo Darmstadt (Dienstsitz: Neues Palais am Wilhelminenplatz 1), Regierungsassessor dann Regierungsrat/ SS-Hauptsturmführer Günther Fentz (geb. 27.12.1911). SS-Nr.: 50.993. NSDAP-Nr.: 226.497.         

   
   
    
Zur Geschichte der Synagoge      
   
Zunächst dürfte ein Betraum in einem der jüdischen Häuser ausgereicht haben. Im Juli 1817 wurde eine Synagoge eingeweiht; die Festpredigt sollte Seckel Löb Wormser aus Michelstadt halten. 
  
1856 wurden größere Reparaturarbeiten vorgenommen. Die in der Ausschreibung der Arbeit-Versteigerung die größte Position Schreinerarbeiten betraf, wurde möglicherweise die gesamte Inneneinrichtung verändert. In dieser Zeit wurden in vielen Synagogen die bis dahin vorhandenen Betständer durch Bankreihen ersetzt. Dies könnte auch der Grund für die Arbeiten in der Synagoge in Reichelsheim gewesen sein.   
   
Reparaturarbeiten in der Synagoge (1856)  
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)     

Reichelsheim Anzeige 18071856.png (242960 Byte)Anzeige im "Intelligenzblatt für den Kreis Lindenfels Nr. 29 vom 18. Juli 1856": 
"(Reichelsheim). Arbeits-Versteigerung. 
Dienstag, den 22. Juli, Vormittags 10 Uhr sollen bei Herrn Gastwirt Volk zu Reichelsheim die mit der Herstellung der Synagoge zu Reichelsheim verbundenen Reparaturarbeiten, bestehend in: 
1) Maurerarbeit, veranschlagt zu 57 fl. 50 kr  2) Steinhauerarbeit, veranschlagt zu 58 fl 45 kr.  
3) Zimmerarbeit, veranschlagt zu 257 fl. 14 kr.  4) Schreinerarbeit, veranschlagt zu 541 fl. 41 kr.   
5) Weißbinderarbeit, veranschlagt zu 236 fl. 59 kr.  
unter den bei der Versteigerung bekannt gemacht werdenden Bedingungen an die Wenigstnehmenden öffentlich versteigert werden.  
Michelstadt, den 11. Juli 1856. Großherzogliches Kreisbauamt Erbach. Schredelseker*."   
*Konrad Schredelseker 1819-1858) war von 1852 bis 1858 Kreisbaumeister des Kreisbauamts Erbach in Michelstadt/Odenwald.  

1904 wurde die Synagoge umfassend renoviert. Die Arbeiten wurden zwischen Mai und August dieses Jahres unter der Leitung von Straßenmeister Böhm (Reichelsheim) durchgeführt. Dabei wurde das gesamte Innere der Synagoge neugestaltet sowie elektrisches Licht und eine neue Heizungsanlage eingerichtet. Spenden für die Renovierung kamen unter anderem von Simon Joseph, der in die Vereinigten Staaten ausgewandert war. Die Synagoge hatte nach der Renovierung etwa 100 Sitzplätze. Die Wiedereinweihung der Synagoge war am 26./27. August 1904.  Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht. 
  
Die Renovierung und Wiedereinweihung der Synagoge (1904) 
(Artikel erhalten von Hans Peter Trautmann, Reichelsheim)    

Reichelsheim Odenwald-Erbach-Kreisbl 16011904.jpg (139239 Byte) Anzeige im "Centralanzeiger für den Odenwald - Erbach-Kreisblatt" vom 16. Januar 1904: "Arbeits-Vergebung. 
Zur Instandstellung der Synagoge zu Reichelsheim sollen folgende Arbeiten auf dem Submissionswege vergeben werden: 
a) Schreinerarbeit (ca. 18 qm Holzbrüstung, 1 zweiflügelige Eingangstür, 86,5 qm Deckenschalung mit gestäbten Riemen, 20 qm Pitch-pine-Fußboden usw.  
b) Herstellung von Eichenparkett-Fußboden in Asphalt (ca. 26,0 qm), 
c) Weißbinderarbeit (ca. 220 qm Leimfarbeanstrich, 28 qm Deckenputz, 40 qm Wandputz, 650 qm Oelfarbeanstrich usw.). 
Bedingungen und Zeichnungen liegen bei Kreisstraßenmeister Böhm zu Reichelsheim, sowie bei dem israelitischen Lehrer Rothschild daselbst zur Einsicht offen, wo auch Angebotformulare gegen Erstattung von 10 Pfg. pro Seite abgegeben werden. 
Die Angebote sind verschlossen mit der Aufschrift: 'Angebot für Synagoge' bis Montag den 1. Februar laufenden Jahres, nachmittags 1 Uhr, bei Kreisstraßenmeister Böhm zu Reichelsheim i.O., einzureichen. Zuschlagsfrist: drei Wochen. Ausführung der Arbeiten: 25. Mai bis 7. August laufenden Jahres. 
Erbach, den 14. Januar 1904. Der Großherzogliche Kreisbauinspektor. Plitt."    
 
Reichelsheim Erbacher Kreisblatt 23081904.jpg (51609 Byte)Artikel im "Centralanzeiger für den Odenwald - Erbach-Kreisblatt" vom 23. August 1904: "Reichelsheim, 21. August (1904). Anlässlich der Renovierung der hiesigen Synagoge finden nächsten Freitag und Samstag in der israelitischen Gemeinde folgende Festlichkeiten statt. Freitag Abend um 6 1/4 Uhr Festgottesdienst, abends 8 1/2 Uhr Konzert im Gasthaus 'zum Löwen'. Samstag Vormittag 7 1/2 Uhr Gottesdienst mit Gesang und Predigt, nachmittags 4 Uhr Konzert und abends 8 Uhr Festball im Gasthaus 'zum Löwen'. Infolge zahlreicher Einladungen auswärtiger Glaubensgenossen und auch hiesiger Bürger wird der Besuch der Festlichkeiten voraussichtlich ein recht großer sein."      
 
Artikel im "Centralanzeiger für den Odenwald - Erbach-Kreisblatt" vom 30. August 1904: "Die anlässlich der Renovierung der hiesigen Synagoge stattgefundenen Festlichkeiten sind vorüber. Die israelitische Gemeinde hatte in Herrn Straßenmeister Böhm einen Bauleiter gefunden, der in dem gegebenen Rahmen wirklich sehr schönes leistete. Das Innere der Synagoge macht jetzt einen sehr freundlichen, aber auch recht würdigen Eindruck. Elektrisches Licht, sowie Heizungsanlage werden ebenfalls dazu beitragen, den Aufenthalt in der Synagoge angenehm zu machen."     

   
Außerhalb der Synagoge bestand noch ein privater Betsaal im Haus von Mosche Veitel, worin bis 1880 an jedem 4. Sabbat Mincha gebetet wurde.
   
Bereits 1922 wurden in der Synagoge die Fenster eingeworfen.  

Erinnerungen an die Synagoge in Reichelsheim 
Quelle: Reinhard Grünewald: Gegen das Vergessen - Juden in Reichelsheim. 1998 S. 52-56 (auszugsweise zitiert; vgl. unten Literaturliste).   
Wie ein Kind den Gottesdienst in der Synagoge zu Reichelsheim erlebte, erzählt Sidney Selig aus Jerusalem.
Kindheitserinnerungen eines alten Mannes: Gottesdienst in der Synagoge in Reichelsheim.

"Es ist lange her. Aber ich erinnere mich noch heute daran, nach so vielen Jahren. Ich war gerne bei meinen Verwandten in Reichelsheim. Sie nahmen mich am Sabbat mit in die Synagoge zum Gottesdienst. In Frankfurt, wo ich zu Hause war, war die Synagoge größer und prachtvoller. Dort habe ich auch Gottesdienst erlebt. Vielleicht vermischen sich meine Erinnerungen etwas. Aber das ist ja nicht so wichtig. 
Später war ich Kantor in einer jüdischen Gemeinde in New York. Kann sein, dass der Gottesdienstbesuch in Reichelsheim dazu beigetragen hat. 
Aber nun zur Synagoge und zum Gottesdienst in Reichelsheim. Wenn man die äußere Tür der Synagoge öffnete, um nach innen zu treten, sah man sofort vorn den Thora-Schrank. Davor hing das ewige Licht. Wenn man ihn öffnete, kam ein Vorhang zum Vorschein. In dem Thora-Schrank war Platz für zwei Thora-Rollen, in größeren Gemeinden auch mehr. Die Thora-Rolle war von einem Samtmäntelchen umhüllt, das mit schönen Ornamenten verziert war. Eine Brustplatte war zu sehen, und ein Zeiger war dabei. Oben war eine Krone mit zwei silbernen Glöckchen. Weil man unter keinen Umständen während des Gottesdienstes irgendeine Unterhaltung innesein darf, aber zur damaligen Zeit keinerlei Verordnungen in deutscher Sprache verlesen werden sollten, wurden die Glöckchen geläutet. Dann wusste jeder, dass die Thora kommt. Wenn die Gottesdienstbesucher zum Gottesdienst kamen, begrüßten sie sich herzlich. Jeder hatte seinen Platz in der Synagoge. Der Rabbiner saß vor der Gemeinde. Dann konnte ihn jeder sehen und wusste, wann er aufstehen oder sich wieder setzen sollte. 
Ich wartete immer gespannt darauf, bis der Thora-Schrein geöffnet wurde. Zuerst las der Vorsänger aus dem Gebetbuch vor, oder er sang Lobgesänge. Die Gemeinde betete und sang leise mit. An Feiertagen wurden zwei, an allgemeinen Sabbat-Tagen wurde nur eine Thora-Rolle aus dem Schrein herausgenommen. Sie wurde in feierlichem Umzug an den Gottesdienstbesuchern vorbei zum Vorlesepult getragen. Jeder musste dann zu ihren Ehren aufstehen und die Thora beim Vorbeigehen küssen. Alle Synagogenbesucher hatten am Sabbatmorgen eine besondere Bekleidung an. Über dem Rock war nur ein Tallith, d.h. ein Gebetsmantel, welcher an den vier Ecken Schaufäden hatte, die benutzt wurden, um die Thora zu küssen. (Man küsste die Schaufäden und berührte mit ihnen die Thora.) Auch bei einigen Gebeten wurden die Schaufäden geküsst, immer dann, wenn die Abschnitte vorgelesen wurden, für die das angeordnet war. 
In Reichelsheim war nicht an jedem Sabbat ein Rabbiner, da dieser verschiedene Ortschaften besuchen musste. Aber so viel ich mich besinnen kann, wurde an jedem Sabbat und natürlich auch an den Feiertagen eine Rede gehalten, die in Abwesenheit des Rabbiners vom Lehrer der Religionsschule vorgetragen wurde. Dieser war auch gleichzeitig Kantor (Vorsänger) und Schächter, hauptsächlich für Hühner und Gänse. Das Großvieh wurde von einem Schächter in Frankfurt geschächtet und dann nach Reichelsheim versandt. 
In der Synagoge in Reichelsheim war natürlich auch eine Empore für die Frauen. Obwohl sie sich nicht unten in der Synagoge am Gottesdienst beteiligen durften, nahmen sie doch aufmerksam an ihm teil und sangen und beteten innigst mit, besonders bei dem sogenannten Ausheben und Einheben der Thora-Rollen."   

  
Beim Novemberpogrom 1938 im Laufe des Tages und des Abends am 10. November 1938 wurde die Synagoge durch einen SS-Sturmtrupp aus Bensheim unter Anführung des Erbprinzen Georg-Ludwig zu Erbach-Schönberg und der Gebrüder Riebel, SA-Mitglieder aus Reichelsheim, örtlichen NSDAP-Mitgliedern sowie Arbeitsdienstführern vom Reichsarbeitsdienstlager in Reichelsheim, im Innern zerstört. Von der Inbrandsetzung der Synagoge selbst, die im rückwärtigen Teil eines außer ihr noch die jüdische Schule und die Lehrerwohnung enthaltenen Gebäudes untergebracht war, wurde abgesehen, da sie durch ihren engen Zusammenhang mit Reichelsheimer Wohnhäusern eine allgemeine Brandgefahr hervorgerufen hätte. Jüdische Einwohner wurden aus ihren Wohnungen zur Synagoge geholt, mussten sich die Hände reichen und um ein vor der Synagoge angezündetes Feuer herumtanzen. Im Feuer brannten Gebetbücher und Torarollen aus der Synagoge. 
   
1939
verkauften die jüdischen Gemeindevorstandsmitglieder Gustav Reichelsheimer, Seligmann Meyer und Julius Löb das geschändete und demolierte Synagogengebäude für 2.000 RM an die Ortsgemeinde. Wenig später wurde das Gebäude bis auf die Grundmauern abgebrochen und neu als ein Verwaltungsgebäude aufgebaut. 
  
Nach 1945: Das Gebäude mit den Mauern der ehemaligen Synagoge blieb zunächst - auch nach Klärung des Restitutionsverfahrens Anfang der 1950er-Jahre - im Besitz der Gemeinde Reichelsheim. Von 1949 bis 1954 war eine Zweigstelle der Sparkasse Erbach im Haus eingerichtet. Am 10. Dezember 1954 wurde die ehemalige Synagoge von der Gemeinde Reichelsheim an die Volksbank Reichelsheim verkauft, die das Gebäude zur Geschäftsstelle umbauen ließ. 1970 wurde in dem Gebäude ein Edeka-Lebensmittelmarkt, später ein Modegeschäft und noch verschiedene andere Geschäfte eingerichtet. 
   
Am 15. Juni 2017 wurde am Gebäude eine Gedenktafel angebracht. 
   
   
Adresse/Standort der SynagogeDarmstädter Str. 3.  
  
  
Fotos  

Historische Fotos des Synagogengebäudes
(Quelle der Fotos und Informationen:
 Hans Peter Trautmann, Reichelsheim) 
Reichelsheim Dok 21081912.jpg (194513 Byte) Reichelsheim Synagoge 1954.jpg (43456 Byte) Reichelsheim Synagoge 050.jpg (54456 Byte)
   Ansichtskarte - versandt am 21. August 1912 -
 mit der Synagoge ganz rechts 
(nur teilweise zu sehen) 
 
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge: Foto links
 als Zweigstelle der Sparkasse Erbach 1949-1954,
Foto rechts als Geschäftsstelle der 
Volksbank  Reichelsheim von 1954-1970  
      
 Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Sommer 2020
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 19.6.2020)
   
  Das Gebäude der ehemaligen Synagoge Darmstädter Straße 3 - auf dem Foto rechts ist an der
Seite des Gebäudes die 2017 angebrachte Gedenktafel zu sehen
     
   
 Mitte und rechts: das Synagogengebäude von der Seite und von hinten; links die Gedenktafel mit der Inschrift: "Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt. Ps. 26,8. Hier befand sich die Synagoge von Reichelsheim. Eingeweiht im Juli 1817 (Tamus/Av 5577) durch Seckel Löb Wormser aus Michelstadt, renoviert 1904. Am 10. Nov. 1938 zerstörten SA-Männer und Nationalsozialisten die gesamte Inneneinrichtung. Die politische Gemeinde übernahm danach das Gebäude und baute es um. Es steht heute auf den Mauern der alten Synagoge. Juni 2017 (14. Siwan 5777)."
     
Das Gebäude des rituellen Bades (Mikwe) 
(Quelle: Hans Peter Trautmann, Reichelsheim)  
Reichelsheim AK Mikwe 1930.jpg (50265 Byte) 
  Bildausschnitt aus einer Ansichtspostkarte mit Poststempel Reichelsheim (Odenwald) vom 9. März 1920. 
Kleines Gebäude in der Mitte: das rituelle Bad (Mikwe) an der Reichenberger Straße. 
     
     
Das "Stelzenhaus" in der Beerfurther Straße 5
(Beim Foto des Stelzenhauses links handelt 
es sich um eine Ansichtskarte von 1926)   
Reichelsheim Stelzenhaus 1926.jpg (94988 Byte)
 In der Beerfurther Straße 5 stand bis 1964 das sog. Stelzenhaus von Moses Meyer I (geb. 1879 Reichelsheim, umgekommen 1943 im Ghetto Theresienstadt) und seiner Frau Jettchen (Jenny) Meyer geb. Löwenstein (geb. 1878 in Lahr, Westerwald, gest. 1964 New York); neben einer Gedenktafel sind auch Stolpersteine verlegt.      
        
        
Gedenken an die 
jüdische Gemeinde
(Fotos: Hahn; die je linken Fotos wurden
am 17.8.2008, die je rechten Fotos wurden
am 19.6.2020 erstellt)
Reichelsheim Gedenken 173.jpg (116629 Byte)  Reichelsheim Gedenken 170.jpg (124746 Byte)
  Gedenktafel an der Umfassungsmauer des Reichelsheimer Kirchberges mit der Inschrift: 
"'Hüte dich und bewahre deine Seele gut, dass du die Geschichte nicht vergisst, die deine Augen
 gesehen haben, dein Leben lang und tue sie deinen Kindern kund. 5. Mose 4,9'. 
Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die Opfer der Gewaltherrschaft des 
Dritten Reiches wurden. Die Gemeinde Reichelsheim."
      
     
 Exemplarische "Stolpersteine" in Reichelsheim
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 19.6.2020)
   
   Stolpersteine Darmstädter Straße 3
(Synagogengebäude) für die Familie von
Richard Reif
und seiner Ehefrau Frieda 
 Stolperstein Bismarckstraße 13 für
Adelheid Marx
  
     
     
 Stolpersteine Bismarckstraße 15
für Joseph und Hilda Löb
 Stolpersteine Bismarckstraße 17 für
die Familie Reichelsheimer
 Stolpersteine Reichenberger Straße 6 für die
Familie der Jeanette Löb
     
 Weitere Informationen und Angaben zu weiteren in Reichelsheim verlegten Stolpersteinen siehe die Broschüre "Gegen das Vergessen - Stolpersteine in Reichelsheim" (pdf-Datei, online eingestellt, vgl. unten Literatur)    
     
     
     
      
Dokument von 1897 mit Unterschriften 
des damaligen jüdischen
 Gemeindevorstandes 
(Quelle: Hans-Peter Trautmann, Reichelsheim)
Reichelsheim Dok 189701.jpg (44037 Byte) Reichelsheim Dok 189701a.jpg (98710 Byte)
    

Schreiben des Vorstandes der jüdischen Gemeinde Reichelsheim vom 13.11.1897 an das Kreisamt in Erbach betr. einer Rückzahlung von Schulden der Witwe Joseph und Familie mit den Unterschriften von "Joseph   David II    Löb"   

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
   

April 2011: In Reichelsheim werden "Stolpersteine" verlegt   
Artikel von Kirsten Sundermann in "echo-online.de" vom 2. April 2011 (Artikel): "Nicht zum Stolpern, aber zum Innehalten. Erinnerungstafeln: Gunter Demnigs Gedenkinitiative für jüdische Mitbürger erreicht nun auch Reichelsheim. 
REICHELSHEIM
. Nun sind sie auch in Reichelsheim zu finden, die vom Kölner Konzeptkünstler Gunter Demnig ersonnenen und verbreiteten 'Stolpersteine'. Darunter sind kleine, in den Bürgersteig eingelassene Mahnmale zu verstehen, die vor Häusern eingesetzt werden, in denen vor ihrer Verfolgung und meist Ermordung durch Deutsche jüdische Mitbürger lebten. Auf einer Deckplatte aus Messing haben Bürger Name, Geburtsjahr, Zeit und Ort der Deportation und das weitere Schicksal des Gepeinigten eingravieren lassen..."   
   
Juni 2011: Die "Stolpersteine"-Verlegung in Reichelsheim ist abgeschlossen      
Artikel von Kirsten Sundermann in "echo-online.de" vom 3. Juni 2011 (Artikel, abgekürzt zitiert): "Stolpersteine: Demnigs Reichelsheimer Arbeit ist getan. In der Gemeinde erinnern nun 42 Gedenktafeln an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. 
REICHELSHEIM. So wie ihn mittlerweile viele kennen, zeigte sich Gunter Demnig diese Woche den Reichelsheimern ein zweites Mal: Angetan mit Schlapphut, Handschuhen und Knieschützern, war der Kölner in der Gersprenztalgemeinde unterwegs, um den Ende März begonnenen lokalen Teil seines Werk s zu vollenden. Denn Demnig hat Reichelsheim unter die mittlerweile 647 Städte und Ortschaften aufgenommen, in denen er seit 15 Jahren seine Stolpersteine verlegt. Von ihm gekennzeichnet werden damit Häuser, in denen Menschen lebten, die während des Naziregimes deportiert und ermordet wurden..."  
   
Mai/Juni 2017: Vor 200 Jahren: Einweihung der Synagoge in Reichelsheim - Veranstaltungen im Rahmen des Reformationsgedenkjahres    
"Begegnen, versöhnen, Zukunft eröffnen.  500. Reformationsgedenken - 200 Jahre Reichelsheimer Synagoge"   
Reichelsheim Ausstellung 2017a.jpg (91494 Byte)Im Reformationsgedenkjahr 2017 jährt sich auch die Einweihung der ehemals jüdischen Synagoge in Reichelsheim zum 200. Male. Dies nehmen die Veranstalter (siehe unten) zum Anlass, das 500. Reformationsgedenken zugleich als eine Erinnerung des jüdischen Erbes im Ort und der Wurzeln Israels im christlichen Glauben zu gestalten. Dazu gehört neben Veranstaltungen und Seminaren in Reichelsheim zum Reformationsgedenken auch eine Ausstellung über Synagogen von einst vom 15. Mai  – 25. Mai 2017 im Museum und den Foyers der Banken mit Bildern von Alexander Dettmar. Die Vernissage ist am 15. Mai 2017 um 16.00 Uhr. 
Weitere Informationen siehe den Handzettel Synagogen von einst (eingestellt als pdf-Datei). 
  
Am 15. Juni wird um 17.00 Uhr eine Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge unter Mitwirkung ehemaliger Reichelsheimer jüdischen Glaubens eingeweiht.
Die Veranstaltungen sind ein gemeinsames Engagement der Kirchen, der Offensive Junger Christen und der politischen Gemeinde Reichelsheim. Das Projekt wird von öffentlichen und privaten Sponsoren mitgetragen.

Weitere Informationen siehe unter www.ojc.de/veranstaltungen. Anfragen zu Führungen und Fragen zu den Veranstaltungen bitte an ralph.pechmann@ojc.de.     
 

      

      
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Reichelsheim  
bullet"Oral history" - Lebenserinnerungen von Helga Fultheim geb. Reichelsheimer (geb. 9. Juli 1926 in Reichelsheim)   https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn512055   

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 209-212.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988: kein Abschnitt zu Reichelsheim, da die Synagoge 1938 zerstört wurde.
bulletGerd Lode: Die Geschichte der Juden in Reichelsheim. In: Heimatbote. Gemeindeblatt für die Ev. Michaelsgemeinde Reichelsheim/Odw., November 1988.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S.  254-255. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 300-302.
bulletReinhard Grünewald: Aktionsgruppe Stolpersteine in Reichelsheim (Hrsg.): Gegen das Vergessen: Stolpersteine in Reichelsheim. 28 S. Eingestellt als pdf-Datei.    

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Reichelsheim Hesse.  Established in the 18th century, the community numbered 260 (about 16 % of the total) in 1871, thereafter declining. Its synagogue was dedicated in 1817. Anti-Jewish riots broke out during the 1848 revolution and many Jews had to take refuge in the forests. Nazi boycott measures were rigorously applied after March 1933. SS men from Bensheim organized a pogrom on Kristallnacht (9-10 November 1938) and destroyed the synagogue's interior. Jews were compelled to dance around blazing Torah scrolls, their homes were looted and destroyed, and Jewish men were sent to the Buchenwald concentration camp. Of the 109 Jews living there in 1933, at least 66 emigrated (mostly to the United States); others were deported in 1942.  
     
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge    

             

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020