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Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Sindelfingen
In Sindelfingen gab es zu keiner Zeit eine jüdische
Gemeinde. Nur wenige jüdische Personen lebten zeitweise in der Stadt. Bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts war keine Niederlassung jüdischer Personen
möglich.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bei den Volkszählungen einzelne,
vermutlich meist ortsanwesende und nicht ortsansässige jüdische Personen in
Sindelfingen festgestellt: keine Personen bei den Volkszählungen bin
einschließlich 1871; 1875 eine Person, 1880 drei Personen, 1885 eine Person,
dann erst wieder 1905 eine Person, 1925 vier, 1933 neun Personen.
In der Stadt trugen seit den 1860er-Jahren mehrere - auswärts lebende - jüdische
Fabrikanten wesentlich zur Industrialisierung bei. Es bestanden unter anderem
(Quelle: Beitrag von H. E. Specker s.Lit.):
- 1865 bis 1873 eine Niederlassung der Textilfabrik Steinhart, Herz & Co.
(Sitz in Göppingen),
- 1864 bis 1891 eine Filiale der Seidenfabrik Sigmund Sax (Sitz in
Stuttgart).
- 1864 bis 1883 eine Filiale der Korsettfabrik J.M. Ottenheimer und Söhne
(Sitz in Stuttgart) und
- 1898 bis 1910 die Mechanische Buntweberei Bachert und Eppstein.
1912 wird erstmals im Gewerbekataster in Sindelfingen der Rindviehhändler Elias
Ullmann (sen.) aus Haigerloch genannt. Er
hatte sich im Haus Lange Straße 14 (daher genannt "Judenstall") eingemietet (Haus
besteht nicht mehr, wurde abgebrochen und ähnlich wieder aufgebaut).
Zur Familie Ullmann:
Elias Ullmann (geb. 17. Mai 1862 in Haigerloch als Sohn von Seligmann
Salomon Ullmann und der Fanny geb. Fröhlich, gest. 16. Januar 1940 in
Haigerloch) war verheiratet mit Johanna (Hannchen) geb. Weil (geb. 4.
Oktober 1869 in Haigerloch als Tochter von Wolf Weil und der Isabella geb.
Bernheim). Die beiden hatten zwölf Kinder, von denen mehrere früh verstorben
sind:
Genealogie zur Familie (erstellt auf Grundlage von
Familienregister Haigerloch, pdf-Datei und
https://www.geni.com/people/Elias-Ullmann/6000000043291019435. dunkelblau
markierte Personen sind in der NS-Zeit umgekommen)
- Siegfried Ullmann
(geb. 9. November 1889), lebte später in Sindelfingen; war verheiratet mit
Lilly geb. Hess (geb. 11.
Februar 1893 in Malsch bei Wiesloch); beide
wurden am 1. Dezember 1941 ab Stuttgart nach Riga deportiert und ermordet.
- Wilhelm Ullmann (geb. 2. Dezember 1890 in Haigerloch), Ausbildung in der
Präparandenanstalt Brebach bei Saarbrücken, danach Lehrerseminar in Köln,
zunächst Lehrer in Oelde im Münsterland, Soldat im Ersten Weltkrieg mit
Auszeichnungen, schwer verwundet; von 1919 bis 1935 Lehrer, Prediger und Kantor
in Castrop-Rauxel, verheiratet mit Klara geb. Eichwald aus Castrop; 1935
bis Ende 1938 Lehrer in Gelsenkirchen, konnte 1939 über England in die USA
emigrieren, nannte sich nun William Georg Ullmann. 18 Jahre Vorsitzender der
jüdischen Gemeinde Harlan/Kentucky/USA, gest. 1970, siehe in der Seite
http://www.synagogengemeinde-castrop-iw.de/:
http://85.214.249.120/synagogengemeinde-castrop-iw/bilder/tafel7_40p.JPG;
Stolperstein in Castrop-Rauxel), Stolpersteine auch für seine Frau Klara und
für die Tochter Ingrid Ullmann-Judy (geb. 1927).
- Saly (Salli) Ullmann (geb. 20. Juni 1892 in Haigerloch),
verheiratet mit Frieda geb. Herrmann
(geb. 17. Dezember 1894 in
Tholey): zwei Töchter
Trude (geb. 1924,
1941 von Berlin nach Riga deportiert, jedoch gerettet und in die USA emigriert,
verheiratet mit Lewis R. Schloss, genealogische Informationen und Foto
https://www.geni.com/people/Trude-Schloss/6000000043290725122) und Erna
(geb. 1928 in Pforzheim); Salli war Inhaber
eines Eisen-, Baumaterial- und Ofengeschäftes in Pforzheim; im Oktober 1940
wurde die Familie deportiert nach Gurs/Südfrankreich, von dort wurden Saly und
Frieda 1942/43 nach Auschwitz deportiert, beide wurden ermordet; die Tochter
Erna wurde durch Nonnen gerettet; Stolperstein in Pforzheim vor der Schule von
Erna:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Stolperstein_Pforzheim_Erna_Ullmann.jpg
und
https://www.pforzheim.de/stadt/stadtgeschichte/gedenken/juedische-buerger.html?tx_glossary2_glossary%5Bletter%5D=U&cHash=affed8c19973cd6bd0deec402463248f
- Emil
genannt Louis Ullmann (geb. 23. März 1894 in
Haigerloch), verheiratet seit 24. Juni 1923 mit
Jette (Jettchen) geb. Levi (geb. 15.
Juli 1900 in Haigerloch als Tochter von Jakob (Maier) Levi und der Klara geb.
Levi): eine Tochter Margarethe (Grete, geb. 5. Mai 1924 in Haigerloch). War
zeitweise Viehhändler
in Sindelfingen. Die Familie lebte in Stuttgart und Haigerloch.Genealogische Informationen und Foto siehe
https://www.geni.com/people/Emil-Ullmann/6000000043290926472. Emil
Louis Ullmann, seine Frau Jette und Margarete wurden im Dezember 1941 in das
Ghetto Riga-Jungfernhof deportiert und ermordet. Tochter Margarete kam August
1944 noch in das KZ Stutthof und ist umgekommen.
- Bella Ullmann
(geb. 26. Dezember 1895), seit 20. August 1922 verheiratet mit ihrem
Cousin zweiten Grades Sigmund Ullmann
(geb. 6. August 1897 in Haigerloch als Sohn von Salomon/Seligmann Ullmann
und der Bella geb. Levi); beide verzogen nach Sindelfingen; Kinder:
Irene (geb. 23. März 1923 in
Stuttgart), Helmut (später John Helmuth, geb. 7. Juni 1926 in Sindelfingen,
vgl. Gedenkblatt für seine Mutter unten; gest. 2007 in England)
und Edith (geb. 31. Dezember
1928 in Sindelfingen). Familie Ullmann verzog 1935 nach Stuttgart und wohnte
hier in der Tübinger Straße 45. Sigmund und Bella sowie die Tochter Irene wurden 1942 ab
Stuttgart in das Ghetto Izbica deportiert; alle drei wurden ermordet. Tochter
Edith ist nach Frankreich emigriert und wurde ab Drancy am 11. September 1942
nach Auschwitz deportiert und ermordet. Genealogische Informationen und Foto
siehe
https://www.geni.com/people/Bella-Ullmann/6000000043293344045 sowie
https://www.geni.com/people/Sigmund-Ullmann/6000000043292199537
Siehe Website "Stolpersteine für Stuttgart": Über
Sigmund, Emil und Bella Ullmann und ihre Tochter Irene (ausführliche
Familiengeschichte)
Ein jüngerer Bruder von Sigmund war
Emil Ullmann
(geb. 4. Oktober 1899 in Haigerloch als Sohn von Salomon/Seligmann Ullmann und
der Bella geb. Levi): wohnte später in Sindelfingen, betrieb hier eine
Herrenschneiderei, war taubstumm; verzogen 1936 nach Stuttgart; deportiert am
26. April 1942 von Stuttgart nach Izbica und ermordet.
- Jakob Ullmann (geb. 2. März 1897, früh verstorben).
- Benno Ullmann (geb. 2. September 1898, früh verstorben).
- Rosa Ullmann (geb. 9. April 1900), verheiratet nach Frankfurt am
Main.
- Isak Ullmann (geb. 10. August 1901, früh verstorben).
- Simon Ullmann (geb. 21. Oktober 1902, früh verstorben)
- Fanny Ullmann (geb. 2. April 1907), verheiratet mit Julius
Leidecker (geb. 1897 in Frankfurt am Main), wohnt in Frankfurt am Main, 1938 in
die USA emigriert.
- Jettchen Ullmann (geb. 8. März 1910), nach Erinnerungen in
Sindelfingen "eine schöne dunkelblonde Frau, die Geliebte des Stadtarztes Dr.
Gußmann"; 1938 in die USA emigriert.
Vor 1917 werden als Inhaber der Viehhandlung in Sindelfingen "L. und S.
Ullmann" genannt. Von November 1919 bis 1. Juni 1922 wurde von Familie Ullmann
auch ein Handel mit Häuten und Fellen betrieben, vom 1. Dezember 1920 bis 1.
April 1923 betrieb Elias allein einen Nutzviehhandlung. Um 1923 zogen aus
Haigerloch das Ehepaar Sigmund Ullmann und seine
Frau Bella geb. Ullmann zu. Sigmund Ullmann
war gleichfalls als Viehhändler tätig. Das Ehepaar Ullmann kaufte in Böblingen das Wohn- und
Stallgebäude Obere Vorstadt 1 (Haus besteht nicht mehr, wurde zusammen mit
dem 1935 vom Sigmund Ullmann erkauften Haus Wurmbergstraße 4 Mitte der
1960er-Jahre abgebrochen und durch einen Sichtbetongroßbau ersetzt). Sigmund betrieb in der Folgezeit eine
Viehhandlung zusammen mit seinem Vetter und Schwager Siegfried Ullmann (Bruder
seiner Frau Bella). Als Teilhaber der Viehhandlung, die seit 1925 unter "Gebrüder
Ullmann, Viehhandlung" firmierte, werden Elias Ullmann jun.,
Salomon Ullmann (Vater von Sigmund) und Louis (Bruder von Bella) genannt. Im
Haus Obere Vorstadt 1 sind vermutlich auch Siegfried und Emil eingezogen.
Sigmund wohnte mit seiner Familie erst Gartenstraße 9, dann Grabenstraße 21 in
Miete. Zwischen
1923 und 1928 bekam das Ehepaar Sigmund und Bella Ullmann drei Kinder: Irene
(1923), Helmut (1926) und Edith (1928).
1933 lebten neun jüdische Personen in Sindelfingen: die achtköpfige Familie
Ullmann sowie die Frau eines nichtjüdischen Friseurs. Die acht Personen der
Familie Ullmann waren Sigmund und Bella mit ihren drei Kindern, Siegfried und
seine Frau Lilly, dazu Sigmunds taubstummer Bruder Emil, der die
Herrenschneiderei betrieb.
In der NS-Zeit versuchten die Ullmanns ihre Viehhandlung weiterzubetreiben,
solange es irgendwie möglich war. Ab 1937 wurde die Firma unter Mithilfe des
damaligen Bürgermeisters Karl Pfizer wirtschaftlich in den Ruin getrieben; am
30. August 1938 erlosch die Firma, ein Weiterbetrieb war nicht mehr
möglich. Bereits seit 1935 war die Familie nach Stuttgart gezogen, zumal
die Kinder in Sindelfingen keine öffentliche Schule mehr besuchen könnten. Die
Familie wohnte in der Tübinger Straße 34 im 3. Stock.
Am 26. April 1942 wurden Sigmund und Bella sowie ihre Tochter Irene und Sigmunds
taubstummer Bruder Emil nach Izbica bei Lublin deportiert. Hier verliert sich
ihre Spur. Ob die Deportierten schon in Izbica starben oder in einem der
Vernichtunslager Belzec oder Majdanek, ist nicht bekannt.
Von den in Sindelfingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bella Ullmann geb.
Ullmann (1895), Edith Ullmann (1928), Emil Ullmann (1894), Emil Louis Ullmann
(1899), Irene Ullmann (1923),
Lilli (Lily) Ullmann geb. Heß (1893), Siegfried Ullmann (1889), Sigmund Ullmann
(1897).
Unter den Sindelfinger Opfern der NS-Zeit wird auch der Stuttgarter Rechtsanwalt
Alfred Bach (geb. 5. März 1874 in Ulm) genannt, der 1935 im Krankenhaus an
Suizid starb.
Am Rathaus Sindelfinger erinnert eine Gedenktafel an die "Bürgerinnen und
Bürger, die unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft ermordet wurden".
Genannt werden Bella Ullmann, Emil Ullmann, Irene Ullmann, Lily Ullmann,
Siegfried Ullmann und Sigmund Ullmann.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Sindelfingen
Erinnerungen an den Viehhändler Ullmann
Geschichte vom pflichtbewussten Viehtreiber
(Quelle: Sindelfinger Geschichten. Anekdoten
und Erzählungen. Herrn Bürgermeister Oskar Reuff zum 60. Geburtstag. Gesammelt
von Oskar Reuff und Willi Stadler unter Mitarbeit von Dieter E. Hülle, ergänzt
durch Geschichten der Sammlungen von Dr. Fritz Heimberger und Stadtamtmann
Frohnmaier sowie einem Beitrag von Eugen Wolff.
"Der pflichtbewusste Viehtreiber.
Von dem Viehhändler Ullmann wurde wieder ein Transport Kühe, Rinder und
Kälber auf dem Bahnhof aus den großen Viehwagen ausgeladen. Die Tiere
wurden am Kopf mit dem Strick festgebunden und einzeln oder mit mehreren
zusammen von den Viehtreibern vom Bahnhof in den Stall westlich des
Markbrunnens geführt.
Einem Viehtreiber ist ein besonders rabiates Stück Jungvieh scheu
geworden und durchgegangen. Der Viehtreiber wollte mit aller Macht das
Rind halten und hat ja, wie es üblich war, den Strick um seine Hand
gewickelt gehabt, einschließlich dem Daumen. Das Ring war stärker und
ging auf und davon und hat dem Viehtreiber mit dem Strick den Daumen
herausgerissen.
Wie hart diese Burschen waren, lässt sich daran erkennen, dass der Mann
sein farbiges Taschentuch nahm, herumwickelte, vielleicht noch mit Urin
desinfizierte, seine Arbeit weiter verrichtete und von dem Zeitpunkt ab
nur noch einen Daumen hatte." |
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Fotos/Abbildungen
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Bella Ullmann mit ihren
Töchtern Irene (links)
und Edith (rechts) Anfang der 1930er-Jahre
(Quelle: stolpersteine-stuttgart.de) |
Stolpersteine in
Stuttgart (Tübinger Straße 45)
für Sigmund, Bella und Irene Ullmann
(Quelle: Wikimedia Commons) |
Siegfried Ullmann und
Lilly geb. Hess
(Quelle Yad Vashem / Gedenkblätter s.u.)
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Gedenkblätter
(Pages of Testimony) in der Gedenkstätte Yad Vashem Jerusalem (Quelle:
https://yvng.yadvashem.org/)
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Gedenkblätter für Sigmund
Ullmann und Bella geb. Ullmann
ausgefüllt vom Sohn Helmut Ullmann |
Gedenkblatt für Irene Ullmann
ausgefüllt vom Bruder Helmut Ullmann |
Gedenkblätter für Siegfried
und Lilly Ullmann,
ausgefüllt durch den Neffen Ernest J. Sicher |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Juni 2020:
Verlegung von "Stolpersteinen" ist geplant
|
Artikel
von Gerlinde Wicke-Naber in den "Stuttgarter Nachrichten" vom
30. Juni 2020:
"NS-Gedenken Stolpersteine für einstige Sindelfinger Bürger
Über alle Parteigrenzen hinweg wollen die Stadträte das Erinnern an die
Opfer der NS-Zeit intensivieren.
Sindelfingen - Mehr als 25 000 Stolpersteine in 25 Ländern gibt es
bereits. Jetzt sollen solche Erinnerungssteine an die Opfer des
Nationalsozialismus auch in Sindelfingen installiert werden. So fordert es
der Gemeinderat der Stadt in einem interfraktionellen Antrag. Unterschrieben
haben den Antrag Vertreter aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen und
Gruppen: CDU, Grüne, SPD, Freie Wähler, FDP und Linke. Finanziert werden
sollen die Steine, die jeweils an eine bestimmte Person erinnern, von Paten.
Jeder, der sich beteiligen möchte, kann einen Stein bezahlen: 120 Euro
kostet ein Gedenkstein. Ins Leben gerufen hat die Stolperstein-Initiative im
Jahr 2006 der Künstler Günter Demnig. In quadratische Messingtafeln schlägt
er mit Hand die Namen und Daten von Menschen ein, die während der NS-Zeit zu
Opfern wurden. Diese Steine werden in den Boden eingelassen, an Orten, zu
denen die betreffende Person einen Bezug hatte, beispielsweise an deren
ehemaligem Wohnhaus.
Auch in Böblingen, Holzgerlingen und Waldenbuch gibt es bereits
Stolpersteine Im Kreis Böblingen gibt es solche Stolpersteine bereits in
Böblingen, Holzgerlingen und Waldenbuch. In Sindelfingen existieren bisher
andere Denkmale, die an die Schicksale von Menschen erinnern, die in der
NS-Zeit drangsaliert worden sind: eine Tafel mit den Namen der ums Leben
gekommenen Menschen und ein Denkmal für die Familie Ullmann am Kaufhaus
Domo. Dort hatten die Viehhändler ihr Haus. 1937 wurde die mit Hilfe des
damaligen Bürgermeisters in den Ruin getrieben. 'Wir müssen aufpassen, dass
wir das Gedenken nicht doppeln', sagt der Sindelfinger Kulturamtschef Horst
Zecha. Grundsätzlich findet er die Stolpersteine 'eine sehr gute Forum der
Geschichtsvermittlung'. Er sagt: 'Man muss nicht extra zu einem Denkmal
gehen, sondern stolpert im Alltag darüber und kommt ins Nachdenken.' Vieles
habe man in Sindelfingen schon aufgearbeitet, sagt Zecha. So gab es bereits
vor 25 Jahren eine Kooperation des Goldberg-Gymnasiums mit dem Stadtarchiv.
Schüler arbeiteten die Geschichte jüdischer Bürger auf, die im
Nationalsozialismus vertrieben und deportiert worden waren. Doch seien auf
der Tafel am Rathaus nicht alle Namen vermerkt: 'Als wir die Tafel vor 25
Jahren angebracht haben, lebten noch viele der Angehörigen von Menschen, die
durch die Euthanasie umgekommen sind. Da haben wir bewusst vermieden, die
Namen aufzuschreiben.' Gedacht wird ihrer mit dem Satz: 'Zwölf Menschen
wurden als Behinderte getötet.' Doch nun sei viel Zeit vergangen, sagt Zecha.
Sollte die Idee der Stolpersteinverlegung umgesetzt werden, sei das die
Gelegenheit, auch namentlich an das Schicksal der Menschen zu erinnern.
Nur noch wenige Zeitzeugen leben. Die Idee der Stolpersteine gibt es
schon länger. Die Grünen hatten sie in ihrem letzten Kommunalwahlprogramm.
Nun hat sie der Jungstadtrat Maximilian Reinhardt von der FDP aufgegriffen.
'Bei Gesprächen mit älteren Kollegen war ich erstaunt, wie viel über die
Familien der NS-Opfer noch in der Stadt bekannt ist', sagt Reinhardt.
'Solange es noch Zeitzeugen gibt, die sich erinnern, müssen wir dies
nutzen.' Reinhardt wünscht sich Aktionen wie andernorts: 'Dort gibt es
einmal im Jahr eine große Putzaktion der Steine, das ist immer ein
besonderes Erlebnis.'"
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Links und Literatur
Links:
Literatur/Quelle:
 | Hans Eugen Specker: Die Ansiedlung der Firma
Daimler-Benz AG in Sindelfingen. Ein Beitrag zur Industriegeschichte der
Stadt. Sindelfinger Jahrbuch 1967 S. 322-355. |
 | Burr:
Schreiben betr. "Juden in Sindelfingen" vom 26. September 1985
(pdf-Datei, online eingestellt) |

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