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Synagogen im Kreis Fulda
Steinbach (Gemeinde
Burghaun, Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth
Sternberg-Siebert, Website
mit Seite
zu Steinbach
sowie Gerd Niedek, Steinbach)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Steinbach bestand eine kleine jüdische
Gemeinde im 18./19. Jahrhundert. Ihre Entstehung geht bis in die Zeit des 16.
Jahrhunderts zurück. 1574 werden der Jude "Fybus zu Steinbach"
sowie ein anderer, namentlich nicht bekannter Jude genannt. 1775 gab es vier jüdische
Familien am Ort.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert
wie
folgt: 1822 61 jüdische Einwohner (von insgesamt 833), 1832 71 (in 15
Haushaltungen), 1842 Höchstzahl von 79 jüdischen Einwohnern, 1852 44, 1861 41.
Als jüdische Familiennamen werden 1852 genannt: Stuokert (Stuckhardt),
Kaufmann, Stern, Braunschweiger, Levi, Rothschild, Goldschmidt und
Dessauer.
An Einrichtungen bestand eine Synagoge und eine Religionsschule (die
jüdischen Schüler besuchten zum allgemeinen Unterricht die christliche Schule,
doch soll einige Jahre sogar eine eigene Schule bestanden haben; ab 1872
besuchten die jüdischen Knaben den Turn- und die jüdischen Mädchen dem
Handarbeitsunterricht der christlichen Schule). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Burghaun beigesetzt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war ein
jüdischer Lehrer am Ort, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner
zurück. Die nach Auflösung der Gemeinde in Steinbach noch lebenden
jüdischen Einwohner wurden der Gemeinde in Burghaun
zugeteilt.
Nach 1880 verstärkte sich der Prozess der Abwanderung. Die letzte Beisetzung
einer jüdischen Person aus Steinbach auf dem jüdischen Friedhof in Burghaun war 1888 (Gitelche
Goldschmidt). 1892 verließ Moses Goldschmidt mit seiner Familie als letzte
Steinbach und zog nach Burghaun.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Jakob und Edel Braunschweiger (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1879: "Burghaun bei
Fulda. Vor kurzem, am 17. Tewet
ereignete sich in dem Dorfe Steinbach der seltene Fall, dass ein Ehepaar,
welches 51 Jahre zusammen sehr einige und glücklich gelebt und ein so
recht echt jüdisches Familienleben geführt, nun auch durch den Tod nicht
lange von einander getrennt blieben, denn die Frau – Frau
Edel – eine wackere Frau im buchstäblichen Sinne des Wortes ging
ihrem Mann – Herr Jakob
Braunschweiger – nur 8 Tage im Tode voran. Der Sohn der
Verblichenen, Herr Dr. Moses Braunschweiger – sein
Licht leuchte – in Würzburg, welchem es ahnte, dass in seinem
elterlichen Hause etwas voranginge, kam allher und traf die Mutter auf dem
Sterbebette, welche auch nach 2 Tagen verschied. Kaum waren die Trauertage
beendigt und Herr Dr. Braunschweiger wieder zu den Seinigen angelangt,
wurde derselbe auf ausdrücklichen letzten Wunsch des Vaters telegraphisch
allher berufen, auch ihm, der indessen heimgegangen, das letzte Geleit zu
geben. Herr Dr. Braunschweiger hielt jedes Mal bei der Beerdigung in
Gegenwart zahlreicher Anwesenden sehr ergreifende Reden, welche alle aufs
Tiefste gerührt. Derselbe schilderte besonders den so echt religiösen
Lebenswandel der Heimgegangenen, wie so fest die Verblichenen an den drei
ewigen Säulen (sc. Tora, Gottesdienst, Wohltätigkeit) hielten und
ihr Haus stets offen für die Bedürfnisse
der Armen gewesen.
Möge denn auch der gute Name, welchen beide bei allen Konfessionen ihres
Ortes hinterlassen, ihren Söhnen, Töchtern und Schwiegersöhnen zum
Troste gereichen. Ihre Seelen seien
eingebunden in den Bund des Lebens. S…"
|
Ergänzung: Reiner Strätz:
Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945 1989 Bd. I S. 104
erwähnt:
Dr. Moses Braunschweiger, geb. um 1840 in Steinbach bei Hünfeld,
Religionslehrer in Würzburg spätestens ab 1869, unterrichtete u.a. an
der jüdischen Volksschule und der Kreis-Realschule und anderen höheren
Schulen in Würzburg; Vorstandsmitglied des Israelitischen Lehrervereins
für das Königreich Bayern, Vorsitzender des Talmud-Tora-Vereins
Würzburg., gest. 19. März 1913 in Würzburg.
Von seinen Kindern ist zu nennen: Tochter Friederike (geb. 1871 in
Würzburg), die den späteren Rabbiner Dr. Ezechiel (Eduard) Goitein in Marienbad,
ab 1896 in Burgkunstadt (gest. 1914) heiratete; Sohn David (Dr. David Braunschweiger, geb. 1875 in
Würzburg) wurde Rabbiner in Rybnik Oberschlesien, gest. 1928 in Oppeln;
Sohn Alfred Braunschweiger (geb. 1878 in Würzburg) war führende
Persönlichkeit der jüdischen Gemeinde Würzburgs, Delegierter im
Exekutiv-Ausschuss des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden,
gest. 1933 in Würzburg; Sohn Jakob (Dr. Jakob Braunschweiger, geb.
1885 in Würzburg) wurde Versicherungsmathematiker in Düsseldorf (?);
Tochter Adele (geb. 1890 in Würzburg) heiratete nach Frankfurt.
Aus Steinbach stammte auch: Julius Braunschweiger, geb. 22. August
1871 in Steinbach bei Hünfeld, war Kaufmann und Fabrikant, zunächst in
Rottweil, von 1902 bis 1913 in Würzburg, seit Ende 1913 in Stuttgart
(Inhaber einer Herrenkleiderfabrik), wo er 1935 starb. |
Zum Tod des aus Steinbach stammenden Lehrers Meier
Rotschild (gest. 1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1896: "Treysa,
Bezirk Kassel. Am 10. August dieses Jahres starb dahier nach nur zweitägigem
Krankenlager der pensionierte Lehrer Meier Rothschild im Alter von 91
Jahren und 23 Tagen. – Geboren am 18. Juli 1805 zu Steinbach Kreis
Hünfeld,
als Sohn einfacher, aber sehr religiöser Eltern, widmete er sich von frühester
Jugend an dem Studium von unserer
heiligen Tora. Nachdem er sich längere Zeit in Fulda bei dem Rabbiner
und einem Privatgelehrten vorbereitet hatte, besuchte er die unter Leitung
des R. Hirsch Levi Kunreuther in Gelnhausen stehende Jeschiwa
und zwar mit einem solchen Erfolge, dass ihm sein Lehrer den Chower-Titel verlief. Nachdem er alsdann einige Jahre in Rhina Kreis
Hünfeld, als Privatlehrer gewirkt, trat er am 1. September 1831 bei der
hiesigen Gemeinde die Stelle eines Religionslehrers an; der Verstorbene
hat somit nahezu 65 Jahre in der hiesigen Stadt gelebt. – Im Jahre 1835
bestand Rothschild die Prüfung als Elementarlehrer und wurde daraufhin am
21. Dezember desselben Jahres an der inzwischen dahier errichteten öffentlichen
Schule als Elementarlehrer angestellt; diese Stelle hat er bis zu seiner
am 1. April 1886 erfolgten Pensionierung bekleidet. Doch nicht lange
sollte er sich der wohlverdienten Ruhe in körperlicher Rüstigkeit
erfreuen, da ihn ein Schlaganfall bald an den Rand des Grabes brachte;
zwar erholte er sich wieder, doch blieb er auf einer Seite vollständig
gelähmt. – Obgleich körperlich gebrochen, war er geistig so frisch,
dass er sich bis in die späte Nacht hinein mit dem Lernen unserer
heiligen Tora befassen konnte; desgleichen hatte er sich ein lebhaftes
Interesse für die Vorgänge in der Welt bewahrt und erfreute sich eines
sehr guten Gedächtnisses. – Rothschild war ein äußerst bescheidener
Mann, ein Lehrer voll Sanftmut und Geduld, ein gewissenhafter Beamter (und
zwar Lehrer, Vorsänger, Schochet und Beschneider), ein vorzüglicher
Jehudi, ein Mensch, dem Jeder gut war und dem Niemand gram sein konnte.
Welcher Liebe und Verehrung sich der Verstorbene zu erfreuen hatte, zeigte
sich bei der Feier seines 50jährigen Jubiläums (1885), seiner goldenen
Hochzeit (1888), seine 90-jährigen Geburtstages (1896) und bei seiner
Beerdigung. Bei derselben hielt Herr Provinzialrabbiner Dr. Munk aus Marburg, der langjährige Vorgesetzte des Verstorbenen, eine wohl
durchdachte, tief ergreifende Rede, während ihm sein Amtsnachfolger, Herr
Lehrer Oppenheim, Namens der anwesenden Lehrer recht herzliche Abschiedsgrüße
über das Grab hinaus nachrief. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
(die Informationen zum Standort konnten eingearbeitet
werden auf Grund der Auskünfte/Recherchen von Gerd Niedek, Steinbach, November
2012)
Die Synagoge in Steinbach (Betraum) befand sich im früheren Haus Nr. 62 auf dem
heutigen Grundstück Königstraße 38. Das Gebäude wurde bereits vor längerer Zeit
durch den ZImmermann Donatus Möller abgebrochen. Auf dem Grundstück des bis in
die 1960er-Jahre erhalten gebliebenen Synagogengebäudes wurde für ein
Zimmereigeschäft ein neues Wohnhaus und eine größere Scheune mit
Nebengebäude errichtet (siehe unten Fotos und Skizze).
Adresse/Standort der Synagoge / des Betsaales:
ehemaliges Haus Nr. 62 auf dem Grundstück Königstraße 38 (gegenüber dem
Straßenabzweig "Wallweg")
Fotos / Abbildungen
(Fotos und die Abbildung des Gemäldes erhalten von Gerd Niedek, Steinbach;
neue Fotos: Aufnahmedatum
8.11.2012)
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 104-105. |
| Elisabeth Sternberg-Siebert: Jüdisches Leben im
Hünfelder Land - Juden in Burghaun. Petersberg 2001. Auszüge
online. |
| dies.
(Neuauflage): Jüdisches Leben im Hünfelder Land: Juden in Burghaun.
Verlag Michael Imhof, Petersberg 2008. ISBN 978-3-932526-14-5 (2. erweitere
Auflage). 320 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. 22.00 € Weitere
Informationen auf pdf-Datei.
vgl. auch Website von
Elisabeth Sternberg-Siebert mit Seite
zu Steinbach. |
| Juden in Deutschland
und 1000 Jahre Judentum in Fulda.
hrsg. von Michael Imhof. Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Petersberg 2011.
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2
(D) 44,00 € CHF 62,90 (A) 45,25 €
Zu Steinbach Beitrag nach Elisabeth Sternberg-Siebert S. 360-361. |
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