Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sulzbach-Rosenberg (Kreis Amberg-Sulzbach) 
Der jüdische Friedhof  
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
 Siehe Seite zur Synagoge in Sulzbach-Rosenberg (interner Link) 
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes       
    
Nachdem sich seit 1666 Juden (erstmals seit dem Mittelalter) wieder eine jüdische Familien in Sulzbach niederlassen konnten, wurde ihnen 1667 von Herzog Christian August die Erlaubnis zur Anlage eines Friedhofes auf einem Grundstück in der sogenannten "Erzhülle" erteilt. Im Mai 1668 wurde mit der Beisetzung von Feustel Bloch - dem ersten Anfang 1666 in der Stadt aufgenommenen Juden - der Friedhof eingeweiht. Zur Beisetzung hatten der Rabbiner aus Schnaittach und einige Minjan-Männer (nötige Zehnzahl der jüdischen Männer zu einem Gottesdienst beziehungsweise zum Kaddisch-Sagen bei einer Lewaje = Beisetzung) freies Geleit durch das Pfalz-Sulzbachische Gebiet erhalten. 

Nachdem gegen Ende des 17. Jahrhunderts der um den Friedhof gezogene Holzzaun immer wieder demoliert worden war, wurde eine Steinmauer um den Friedhof gelegt. Im 19./20. Jahrhundert kam es immer wieder zu schweren Schäden durch den um den Friedhof betriebenen Bergbau der Maximilianhütte. Durch Erdbewegungen stürzte die Mauer ein und wurde zunächst wieder durch einen Holzzaun ersetzt. Erst 1992 ist eine neue, massive Einfriedungsmauer erstellt worden, die dem historischen Verlauf entspricht. Auf Grund eines Vertrages von 1882 zwischen der Maximilianhütte und dem damaligen Vorstand der jüdischen Gemeinde Sulzbach, wurde die Mauer durch die Maximilianhütte finanziert (vgl. zum Hintergrund den nachstehenden Artikel von 1927). Die Friedhofsfläche umfasst 21,50 ar.

Bei einer Friedhofsschändung 1972 wurden zahlreiche Grabsteine umgeworfen. 
 

 
Artikel zur Geschichte des Friedhofes           
    
Zur Beisetzung der Frau von Kantor Meier Godlenstag  (= Godlewsky, 1909) in Sulzbach 
Es handelt sich um Luise Godlensky (= Godlewsky) geb. Kleinbauer, Frau von Kantor und Religionslehrer Meier (Mayer) Godlewsky, der später in Cham wirkte. 

Neumarkt Israelit 14101909.JPG (70729 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1909: "Neumarkt, 12. Oktober (1909). Am 1. Oktober verschied dahier Frau Kantor Luise Godlenstag im 38. Lebensjahre. Die Beerdigung fand in Sulzbach statt. Am Bahnhofe in Neumarkt sprach Herr Distriktsrabbiner Dr. Weinberg – Sulzbürg herzliche Trostesworte und rühmte die Tugenden der Verstorbenen. Am Friedhof, der die Menschenmenge, die – aus allen Ständen und Konfessionen – herbeigeeilt war, nicht fassen konnte, sprach zunächst Herr Lehrer Stein – Sulzbach. Er zeigte in kernigen Worten, was die edle Entschlafene als Gattin, Tochter und Mutter ihren Angehörigen gewesen. Herr Lehrer Weil, der als Verweser in Neumarkt täglich in der Familie Godlenstag verkehrte, schilderte das innige Familienleben und sprach zugleich seinen Dank aus für die vielen Wohltaten, die Vielen die teure Verklärte erwiesen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
"Ein versunkener jüdischer Friedhof" (Artikel von 1927 von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg)    

Sulzbach BayrGZ 01011927.jpg (278553 Byte)Artikel aus der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. Januar 1927: "Ein versunkener jüdischer Friedhof" von Dr. Magnus Weinberg, Rabbiner in Neumarkt (Oberpfalz). Genau am 9. Januar 1666 wurde die israelitische Gemeinde in Sulzbach in der Oberpfalz, damals Residenzstadt des in der jüdischen Geschichte rühmlichst bekannten Herzog Christian August, gegründet. An diesem Tage erhielt Feustel Bloch, Vater des nachmaligen Druckers Moses Bloch, vom Herzog die Erlaubnis, sich in der Stadt als erster Jude anzusiedeln, 300 Jahre nachdem die frühere Gemeinde zur Zeit des schwarzen Todes der Vernichtung anheimgefallen war. Zu Anfang des Jahres 1668 hatte sich schon durch Zuzug eine kleine jüdische Gemeinschaft gebildet und F. Bloch erhielt die Erlaubnis, einen jüdischen Friedhof anzulegen. Im Mai bereits weihte er ihn mit seiner eigenen Person ein. Er kam als erster auf den Totenacker zu Begräbnis. Er hatte jedenfalls nicht voraussehen können, wie ungünstig die von ihm gewählte Lage des Friedhofes sein würde. Zunächst liegt dieser auf einer exponierten Stelle, die ihn frei allen Stürmen aussetzt. Hierdurch kommt es, dass alle älteren Steine verwittert sind und ihre  Aufschrift unleserlich wurde. Auch der Grabstein des Begründers ist dadurch nicht mehr festzustellen. Es kam aber hierzu noch ein schweres Verhängnis. Nur etwa 4 Kilometer entfernt befindet sich in Rosenberg der Hochofen der bekannten Maxhütte. Das Erz dieser Hütte wird dieser durch eine Drahtseilbahn zugeführt, welche über den Friedhof läuft, und zwar aus einem Bergwerk, das sich direkt unter dem Friedhof befindet. Man hat festgestellt, dass schon in früheren Jahrhunderten an derselben Stelle nachhaltig dort nach Erz gegraben, in den letzten Jahren in verstärktem Maße. War schon das Darüberführen der Drahtseilbahn eine nicht zu vermeidende Störung der Friedhofsruhe, so machten sich die Grabungen selbst bald in noch lästigerem Sinne bemerkbar. Es traten allmählich Bodensenkungen auf. Die Maxhütte übernahm die Verpflichtung, alle aus dem Bergwerksbetrieb sich etwa ergebenden Schädigungen wieder gutzumachen und hat sich diesen Verpflichtungen niemals entzogen. Seit dem Krieg erfolgte eine stärkere Inanspruchnahme des Bergwerks und die bisher nur kaum merklichen Oberflächenveränderungen entwickelten sich in erhöhtem Maße und begannen geradezu das ganze Landschaftsbild des Friedhofes und seiner Umgebung zu verändern. Der Boden senkte sich, hier weniger, dort mehr, aber konstant. Große Grabsteine fielen um und zersplitterten und zeigen an einzelnen Stellen das Bild eines Steinbruches. Das Wärterhaus verfiel und vor allem stürzte die starke massive Umfassungsmauer zusammen. Reparaturen derselben waren zwecklos, denn das Neuerstandene wurde sofort vom selben Schicksal erreicht. Es musste in provisorischer Form ein Lattenzaun errichtet werden, bis zu der Zeit, wo die Senkungen zum Stillstand kommen werden. Eine solche aber war in den letzten Jahren kaum zu erwarten, eher eine rapide Verschlimmerung, wenn nicht geradezu Katastrophe für den Friedhof. In schwerer Sorge für das Kommende trat der Kultusvorsteher Herr Leopold Prager in Sulzbach mit der Direktion der Maxhütte neuerdings in Verbindung. Auch diese verschloss sich nicht der Erkenntnis bevorstehender Gefahr und erklärte sich in hochherziger Weise bereit, der Gemeinde an anderer Stelle einen neuen Friedhof mit neuem gutem Zugangsweg auf ihre Kosten zu erstellen. Die Gemeinde war vor schwere Entschließungen gestellt. Sollte sie den alten ehrwürdigen Totenacker seinem Schicksal überlassen oder sollte sie einen neuen eröffnen und gegebenenfalls gar die Toten aus ihrer Ruhe stören und ihre Gebeine ausgraben, um sie neu zu bestatten? Beides schwere Entschließungen für eine, zumal nur noch aus wenigen Familien bestehende Gemeinde. Diesem verhängnisvollen Dilemma wurde nun durch ein Ereignis in jüngster Zeit ein Ende gemacht, das, so verhängnisvoll es für den Erzbetrieb an dieser Stelle ist, für den Friedhof als Glücksfall bezeichnet werden kann. In den unter dem Friedhof befindlichen Stollen ist Wasser eingebrochen. Der weitere Abbau desselben wurde daher eingestellt, wie die Direktion der Maxhütte mitteilt. Wenn nun auch noch voraussichtlich eine Zeitlang sich kleine Senkungen und Bodenverschiebungen zeigen können, so wird doch nach Verlauf von längstens 3 Jahren die Erdbewegung zum Stillstand gekommen sein und eine Konsolidierung des Oberflächenniveaus in Erscheinung treten. Dann kann auch wieder, mit Aussicht auf dauernden Erfolg, an die Ausbesserung der entstandenen Schäden und die Wiedererrichtung einer massiven Umfassungsmauer herangegangen werden."   

   
   
Lage des Friedhofes             
 
  
Der Friedhof liegt nördlich der Stadt, erreichbar über die Straße "Schießstätte" und dessen Fortsetzung: am Sportpark vorbei, noch ca. 400 m weiter nördlich, rechts des Weges. 

Die Lage des Friedhofes ist eingezeichnet im Stadtplan Sulzbach-Rosenberg - links anklicken und unter "Behörden und öffentliche Einrichtungen" weiter zu "Friedhof, israel." 

   
   
Fotos
 
(Historische Fotos von Theodor Harburger veröffentlicht in: Inventarisation  jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. Bd. 3 S. 716-718; 
Neuere Fotos: Jürgen Hanke, Kronach) 

Historische Fotos von Theodor Harburger von 1929    
Sulzbach Friedhof 092.jpg (116933 Byte) Sulzbach Friedhof 091.jpg (100665 Byte) Sulzbach Friedhof 090.jpg (98524 Byte)
Blick über den Friedhof; im Hintergrund 
ist der Holzzaun zu sehen, von dem der
 Friedhof lange umgeben war
Grabstein des Seckel, Sohn des 
Jakob Mordechai, 
gest. im Mai 1841
Grabstein der Malkah, Tochter 
des Nagid Josel, 
gest. im Mai 1841
      
Neuere Fotos    
Sulzbach-Rosenberg Friedhof 112.jpg (72697 Byte) Sulzbach-Rosenberg Friedhof 110.jpg (62731 Byte)  
Eingangstor  Hinweistafel   
     
Sulzbach-Rosenberg Friedhof 113.jpg (86752 Byte) Sulzbach-Rosenberg Friedhof 117.jpg (70935 Byte) Sulzbach-Rosenberg Friedhof 114.jpg (64805 Byte)
Teilansicht 
des Friedhofes  
Blick vom Friedhof 
zum Eingangstor 
Grabstein für Kaufmann 
Jakob Uhlfelder (1872-1905)
     
Sulzbach-Rosenberg Friedhof 115.jpg (54340 Byte) Sulzbach-Rosenberg Friedhof 111.jpg (58683 Byte) Sulzbach-Rosenberg Friedhof 116.jpg (57934 Byte)
Grabstein für Gertrud Knopf geb.
 Goldscheider, Frau des Kaufmannes 
Emil Knopf von Amberg (gest. 1894)
Grabstein für Ludwig Schwarz, 
Mitglied des Gemeindegremiums 
(gest. 1899)  
Grabstein für Luise Godlewsky 
geb. Kleinbauer 
(1872-1909)
     
Der Friedhof im Sommer 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.8.2007)
   
    Sulzbach Friedhof 210.jpg (100549 Byte) Sulzbach Friedhof 211.jpg (61156 Byte)
   Eingangstor mit Hinweistafel
  Sulzbach Friedhof 212.jpg (115838 Byte) Sulzbach Friedhof 213.jpg (95503 Byte)
   Blick vom Eingang auf eine Reihe der Gräber aus den 1930er-Jahren

   
    

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Sulzbach-Rosenberg 
Zur Seite über die Synagoge in Sulzbach-Rosenberg (interner Link)  

Literatur:  

Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 285-286.  
Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Sulzbach-Rosenberg. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 8. Jahrgang Nr. 60 vom Dezember 1993 S. 19.

    

                   
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Stand: 31. Januar 2013