Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Schmieheim (Gemeinde Kippenheim, Ortenaukreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton
Ortenau gehörenden und dabei unter verschiedenen Herrschaften geteilten Ort
Schmieheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Die Dorfordnung von 1624 nennt
erstmals Juden am Ort. 1707 werden vier, 1712 neun jüdische Familien in
Schmieheim genannt. Die Namen der vier jüdischen Familienväter von 1707 waren:
Löb Levi, Isac Schnurmann, Elias Schnurmann und Isac Dreyfuß. In den folgenden
Jahrzehnten nahm die Zahl der jüdischen Einwohner Schmieheims schnell zu. 1758 waren es bereits 28 jüdische
Familien, von denen zehn eigene Häuser besaßen. 1747 werden erstmals die
Familien Bloch und Baumann genannt. Ein "Judenschultheiß" wird 1769
genannt (Samuel Levie).
Seit etwa 1777 hatte die
Gemeinde ständig einen Rabbiner. 1827 wurde Schmieheim Sitz eines Bezirksrabbinates,
bis dieses 1893 nach Offenburg verlegt wurde. Das Rabbinat war seit 1867 im damals neu erbauten Schulhaus der Gemeinde (Kirchstraße 6).
An Rabbinern waren u.a. tätig: David Günzburger (kam um 1790 auf der
Flucht vor der Französischen Revolution von Bollweiler nach Schmieheim) und
sein Sohn Josle Günzburger (seit 1817), Kaufmann Roos aus Lichtenau (1847 bis
1875), Dr. Meyer Rawicz (1876 bis 1893).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809 57 jüdische Familien, 1825 325 jüdische Einwohner (36,4 % von
insgesamt 893 Einwohnern), 1852 491, Höchstzahl um 1864 mit 580 Personen (49
%), 1871 537, 1875 486 (45,3 % von 1.074), 1900 258 (29,3 % von 882), 1910 192
(23,7 % von 811).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (neben dem Gebäude der
jüdischen Schule, heutiges Wohnhaus Kirchstraße 8, das Bad wurde nach 1945
zugeschüttet) und einen Friedhof. Neben
dem Rabbiner war zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde ein Lehrer
angestellt, der teilweise zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war, doch
gab es hierfür in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch eine weitere
Person (s.u. Ausschreibung der Stelle des Vorsängers und Schochet von
1885).
Zur Schule: Bis 1828 besuchten die jüdischen Kinder die evangelische
Schule, danach gab es eine jüdische Volksschule. Ein jüdischer Elementarlehrer wurde
hierfür seit 1828 angestellt. Die Kinder wurden 1855 bis 1867 in sehr bescheidenen Räumlichkeiten des
Schlosses unterrichtet. 1867 wurde ein jüdisches Schulhaus (mit
Rabbinat und Lehrerwohnung) erbaut, das als Wohnhaus erhalten ist
(Kirchstraße 6). Als Lehrer werden genannt: Moses Richter aus Buchen
(1828-1830), Gideon Moos aus Tiengen (1830
bis 1832), Isac Löw Ballin aus Merchingen
(seit 1832; er unterrichtete 1837 58 Kinder), Benedict Rosenhain (Rosenhaim;
1842 bis 1849), Isak Billigheimer aus Adelsheim
(1849 bis 1854), Michael Gombrich aus Ettenheim
(seit 1854; er unterrichtete 1855 120 Kinder). Nach Auflösung der jüdischen
Konfessionsschule 1876 unterrichtete der jüdische Lehrer als zweiter
Hauptlehrer an der Simultanschule. Da die Zahl der jüdischen Kinder zurückging
(1905 noch 36), wurde die Hauptlehrerstelle aufgegeben und ein jüdischer
Unterlehrer angestellt. Lehrer Gombrich erhielt die Goldene Verdienstmedaille
und ist 1881 gestorben. Seit 1885 war Lehrer Abraham Bloch in der Gemeinde tätig (siehe
Bericht zu seinem 50. Amtsjubiläum 1930 unten); er ist nach der Deportation
umgekommen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Sigmund
Schnurmann, Nathan Grumbacher, Karl Schnurmann und Jakob Wachenheimer. Auf dem Gefallenendenkmal der Ortsgemeinde auf dem Kirchplatz wie auf dem Gefallenendenkmal des
jüdischen Friedhofs sind auch die vier jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Schmieheim verzeichnet.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde 148 Personen gehörten (18,6 % von
insgesamt 795 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Sandel Bloch, Leopold
Hofmann, Emil Bloch und Isidor Bloch. Damals war Abraham Bloch Kantor, J.
Zimmern Lehrer. 1932 war Gemeindevorsteher Emil Bloch. Als Kantor und Schochet
kam Lehrer G. Schwab aus Kippenheim regelmäßig in die Gemeinde. An jüdischen Vereinen
bestanden ein Kranken- und Frauenverein (1932 unter Leitung von Sara
Offenheim, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
Krankenpflege).
Noch 1933 gab es am Ort fünf Pferdehändler (in den Häusern Kirchstraße 3
und 14, Dorfstraße 5, 14 und 18) und vier Viehhändler (in den Häusern
Dorfstraße 14, Waldstraße 4, Schlossstraße 11 und 27). Dazu
waren unter anderem die folgenden Gewerbebetriebe in jüdischem Besitz: Stoffgeschäft Abraham Baumann
(Dorfstraße 2), Bäckerei Isidor Bloch (Kirchstraße 20), Likörfabrik Nathan Bloch (Schlossstraße
9), Zigarrengeschäft Viktor Dreyfuß (Waldstraße 15), Zigarrenfabrikant Jakob Dreyfuß (Schützenstraße
7), Mazzenbäckerei Leopold Hofmann (Schlossstraße 21), Drahtgeflecht- und Siebfabrik Leopold Hofmann (Schlossstraße
28), Manufakturwarengeschäft Offenheimer (Schlossstraße 39), Manufakturwarengeschäft Schnurmann
(Dorfstraße 52), Jüdische Gastwirtschaft "Zur Krone", Inh. David Schwab
(Dorfstraße 13), Kolonialwarengeschäft Rosa Wachenheimer (Waldstraße
13).
1933 lebten noch 120 jüdische Personen in Schmieheim. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
wurden die Synagoge und der Friedhof geschändet und verwüstet. Die jüdischen
Männer wurden verhaftet und für einige Wochen ins KZ Dachau
verschleppt.
1939 wurden noch 22 jüdische Einwohner gezählt. Am 22. Oktober 1940 wurden die
letzten 16 jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert.
Von den in Schmieheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Abraham Baumann
(1856), David Baumann (1892), Hanna Baumann (1935), Irma Baumann geb. Bloch
(1893), Karl Baumann (1891), Emilie (Emmy) Bergheimer geb. Bloch (1883), Sophie
Bergheimer (1885), Rosa Blankenstein geb. Bloch (1891), Abraham Bloch (1861),
Alexander Friedrich Bloch (1888), Betty Bloch geb. Baumann (1889), Isidor Bloch
(1883), Jakob Bloch (1889), Joseph Bloch (1870), Karl Bloch (1859), Lina Bloch
geb. Bloch (1888), Lydia Bloch (1898), Moritz Bloch (1879), Nathan Bloch (1878),
Norbert Bloch (1887), Paul Bloch (1907), Pauline Bloch (1888), Siegfried Bloch
(1881), Siegmund Bloch (1878), Sigmund Bloch (1867), Sigmund Bloch (1881), Sofie
Bloch geb. Wachenheimer (1898), Rosa Bodenheimer geb. Bloch (1862), Alice
Dreifuß (1910), Jakob Dreifuß (1882), Max Dreifuß (1859), Emanuel Dreifuß
(1882), Leopold Dreifuß (1875), Flora Dreyfuß geb. Bloch (1883), Ida Dreyfuß
geb. Bloch (1885), Samuel Sigmund Dreyfuß (1874), Emanuel Dreyfuss (1865),
Emanuel Dreyfuss (1877), Johanna Epstein geb. Schwab (1872), Lina Feibelmann
geb. Schwab (1884), Berta Fetterer (1880), Ida Fleischhacker geb. Weil (1891),
Babette Grumbacher (1856), Rosa Grumbacher (1882), Karoline Gudenberg geb. Bloch
(1892), Meier Günzburger (1854),
Berta Gutmann geb. Dreifuß (1873, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Betha Hauser geb. Dreifuß (1872), Adelheid
Hofmann geb. Fetterer (1873), Betty Hofmann (1912), Daniel Hofmann (1886), Deo
Hofmann (1907), Leopold Hofmann (1878), Paula (Pauline) Israel geb. Weil (1884,
"Stolperstein" in Wertheim, Maingasse 17),
Herbert Karger (1899), Ida Karger geb. Offenheimer (1899), Emil Kassewitz (1867,
siehe Kennkarte unten), Emilie Kassewitz (1877), Jakob Kassewitz (1901), Jeanette Kaufmann geb.
Dreyfuss (1863), Erna Levi geb. Dreyfuss (1898), Gertrud Levi (1923), Rosa Levi
geb. Dreyfuss (1884), Klara Levy geb. Kassewitz (1892), Leopold Levy (1878),
Moritz Lichtenauer (1869), Hedwig Maas geb. Weil (1889), Hermann Maas (1880),
Siegfried Maier (1897), Bella Meier (1887), Thekla Meier (1890), Selma
Oberländer geb. Lehmann (1895), Gustav Offenheimer (1857), Philipp Offenheimer
(1853), Sara Offenheimer geb. Dreifuß (1872), Klara Peritz geb. Bernheimer
(1873), Grete Präg geb. Schnurmann (1910), Leopold Roederer (1876), Elias
Schnurmann (1868), Elias Schnurmann (1880), Johanna Schnurmann (1860), Sophie
Schnurmann geb. Vollweiler (1874), Hannchen Schreiber geb. Grumbacher (1887),
David Schwab (1879), Hannchen Schwab geb. Dreyfuß (1872), Heinz Josef Schwab
(1921), Sara Schwab geb. Kassewitz (1888), Thekla Schwab (1886), Mina Stern geb.
Schnurmann (1878), Betty Strauss geb. Weil (1880), Ida Wachenheimer (1897), Max
Wachenheimer (1876), Alfred Weil (1880), Berta Weil geb. Kassewitz (1872), Berta
Weil geb. Schnurmann (1873), Frieda Weil (1886), Max Weil (1891), Bella (Rebekka Weil)
geb. Weil (1862), Siegfried Weil (1894), Sofie Weil geb. Bloch (1863), Toni Weil
(1888), Wilhelm Weil (1870), Lydia Zimmern
(1898).
Neben dem ehemaligen Synagogengebäude steht auf dem Gelände abgebrochener jüdischer Häuser seit 1998 ein evangelischer Kindergarten, der nach dem letzten jüdischen Kind Schmieheims
"Hanna-Baumann-Kindergarten" genannt wurde (Hanna Baumann, 1935
Schmieheim - 1941 erschossen nach der Deportation in Litauen; im Garten des Kindergartens wurde 2002 eine Friedenslinde zur Erinnerung an Hanna Baumann
gepflanzt).
Weitere Spuren der jüdischen Geschichte: Eines der schönsten Häuser Schmieheims ist bis heute das um die Jahrhundertwende vom jüdischen Fabrikanten Weyl errichtete Haus
Dorfstraße 40 ("Villa Weyl").
Hinter der Sparkassen-Filiale in der Dorfstraße findet sich der "Bernheim-Brunnen", der Ende der 1920er-Jahre den Namen des Schmieheimer Ehrenbürgers Isaak Wolf Bernheim erhielt
(geb. 1848 in Schmieheim, nach Amerika ausgewandert, spendete in den 1920er Jahren das Geld für die Installation von Wasserleitungen in ganz Schmieheim).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Zum Tod von Bezirksrabbiner Kaufmann Roos
(1875)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1875: "Schmieheim,
12. März (1875). Gestern, als den 11. dieses Monats, durchzog ein
überaus großer und unübersehbarer Leichenzug unser Dorf; er war das
letzte Geleite unseres unvergesslichen und würdigen Herrn
Bezirks-Rabbiners Roos, der in einem Alter von 69 Jahren und nach beinahe
40-jähriger Amtstätigkeit am 9. dieses Monats nach achttägiger
Krankheit starb; eine tiefbetrübte Witwe, die mit Recht eine wackere Frau
genannt werden darf, und fünf unmündige Kinder umstanden weinend und
händeringend den Sarg. Zum Leichenbegängnisse kam Herr Dr. Sondheimer,
Bezirks-Rabbiner in Heidelberg, und hielt am Sarge einen sehr
schwungvollen, von Herzen zu Herzen gehenden Vortrag; schilderte die guten
Eigenschaften nach den Sprüchen der Väter 2,13; Gebet hin und sehet,
welches der schlimmste Weg ist usw., die der würdige Entschlafene in
hohem Maße besaß; am Grabe erwähnte er abermals das Ersprießliche und
Gute, das er für Schule und Lehrer getan, worauf Hauptlehrer Mayer von Nonnenweier
seiner Trauer und Wehmut wie an dem Tag, an dem Abraham starb,
Ausdruck gab; fand aber auch Trost in den Versen von Daniel und Jesaja:
'Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes
bestehet ewiglich' (Jesaja 40,7) 'und die, welche viele zur
Gerechtigkeit führten, werden glänzen wie die Sterne, immer und ewig'
(Daniel 12,3).
Der Entschlafene war ein Mann, der die Kunst verstand, Strenge und Milde
zu vereinen; er war ein Mann, der die Differenzen im ganzen Bezirke zu
ordnen wusste. Sein Losungswort war 'Schalom'; er war von der
Beständigkeit Arons, daher war er auch allenthalten geliebt und
geehrt und daher der Verlust ein tiefer und allgemeiner.
Gott tröste die trauernde Familie, tröste den verwaisten Bezirk, in
Bezug auf den es heißt: sie sind wie eine Herde, die keinen Hirten
mehr haben. - Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".
|
|
Hinweis: Unter den Kindern von Kaufmann
Roos war der spätere Arzt Dr. med. Gottstark Elias Roos (geb. am 7.
Februar 1860 in Schmieheim als drittes Kind von Bezirksrabbiner Kaufmann
Roos und seiner (zweiten) Frau Zipora geb. Reis (Reiß); Gymnasium in
Mannheim; Studium der Medizin an der Universität Freiburg). Die Großeltern
mütterlicherseits waren Moses Reis (Reiß), Bezirksrabbiner in Breisach und
Babette geb. Burger. Die Großeltern väterlicherseits waren Samuel Roos in
Lichtenau und Breunle geb. Auerbacher.
Nach
https://www.ancestry.com/search/?name=Gottstark_Roos ist Dr. Roos
gestorben am 29. Februar 1916 in Scranton, Lackawanna County, Pennsylvania,
USA. Vgl. auch
https://www.findagrave.com/memorial/92017161/elias-gottstark-roos mit
Foto des Grabsteines (siehe Anlage) und Angaben zu den Ehepartnern.
|
Zur Besetzung der Rabbinatsstelle (1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September
1876: "Aus Baden. In Schmieheim ist die
Rabbinatsstelle zu besetzen; wie wir hören, hat ein Schüler des
Breslauer Seminars bereits dort gepredigt; es wäre im Interesse des
gesetzestreuen Judentums zu bedauern, wenn dieser Bezirk, der aus
religiösen Gemeinden besteht, der Juste-Milieu-Richtung
anheimfiele. Möge sich der Rabbinatsbezirk Schmieheim-Offenburg einen
Mann von echter, altjüdischer Gesinnung berufen, wenn er nicht dem
Indifferentismus zugeführt werden will. W." |
Fahnenweihe des Militärvereins mit Festrede von
Bezirksrabbiner Dr. Meyer Rawicz (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli
1885: "Schmieheim. (Baden), 30. Juni (12885). Am 28. Juni
feierte dahier der Militärverein das Fest der Fahnenweihe, an welchem an
40 Vereine von auswärts sich beteiligten. Bei dieser Gelegenheit wurde
ein Akt der Toleranz begangen, der von der großen Einigkeit zwischen den
verschiedenen Konfessionen ein beredtes Zeugnis ablegt. Unser
Bezirksrabbiner, Herr Dr. M. Rawitz, wurde mit der Festrede
betraut, und sich unsere Lokalblätter voll des Lobes über dessen
großartige und begeisternde Rede. E. in K." |
Publikation von Rabbiner Dr. Meyer Rawicz zum Traktat Rosch ha-Schanah
(1886)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März
1886: "In meinem Kommissions-Verlage erschien soeben:
Der Traktat Rosch ha-Schanah mit Berücksichtigung der meisten
Tosafot ins Deutsche übertragen von
Dr. M. Rawicz, Bezirks-Rabbiner in Schmieheim.
Preis Mark 3.
Von demselben Verfasser früher erschienen:
'Der Traktat Megillah ins Deutsche übertragen. Preis Mark
2.50. Frankfurt am Main. J. Kauffmann". |
Predigt für das Wochenfest von Rabbiner Dr. Meyer Rawicz (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai
1890: "Meine im VI. Jahrgang von Rahmer's Predigtmagazin
abgedruckte Predigt für das Schabuothfest ist bei mir separat zum Preise
von 50 Pf. zu haben.
Schmieheim (Baden).
Dr. B. Rawicz, Bezirksrabbiner." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle(n) des Lehrers, Vorsängers und Schächters (1847 /
1885)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 3. Februar 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die
Lehrstelle an der zur zweiten gesetzlichen Klasse gehörigen öffentlichen
israelitischen Schule in Schmieheim, Amtsbezirks Ettenheim, mit welcher
ein jährlicher Gehalt von 200 fl., nebst einer Dienstwohnung oder dem
gesetzlichen Wertanschlage für solche und einem Schulgelde von 48 kr.
für jedes Schulkind bei ungefähr 90 Schulkindern verbunden ist, ist zu
besetzen. Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert,
mit ihren Bewerbungsgesuchen, nach Maßgabe der Verordnung vom 7. Juli
1836, Regierungsblatt Nr. 38, unter Anfügung ihrer Aufnahmescheine und
der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, durch
die betreffende großherzogliche Bezirksschulvisitatur bei der
großherzlichen evangelischen Bezirksschulvisitatur Mahlberg, binnen 6
Wochen sich zu melden." |
Auf die Ausschreibung hin bewarb sich
erfolgreich Lehrer Benedikt Rosenhain (Rosenhaim) aus Tiengen (siehe
unten) |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1885:
"Zum 1. Januar 1886 ist in hiesiger Gemeinde die mit Schächterdienst
verbundene Vorsängerstelle zu besetzen.
Gehalt 1.000 Mark nebst freier Wohnung, Nebenverdienste 400 Mark.
Bewerber, welche befähigt sind, den Religionsunterricht zu erteilen,
werden bevorzugt. Meldungen sind bis 15. November dieses Jahres an den
Unterzeichneten zu richten. Reisekosten werden nicht vergütet.
Schmieheim (Baden), im September 1885. Großherzogliche Bezirkssynagoge. Dr.
M. Rawicz." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1885:
"Den Bewerbern um die hiesige Kantorstelle zur Nachricht, dass
dieselbe besetzt ist.
Abschriftliche Zeugnisse werden nicht zurückgesandt.
Schmieheim (Baden), 29. November 1885. Dr. M. Rawicz,
Bezirks-Rabbiner." |
Dem Schulkandidaten Isaak Löb Ballin wird die
Lehrerstelle in Schmieheim übertragen (1837)
Anmerkung: Isaak Löb Ballin (geb. um 1806 in Merchingen als Sohn des Abraham
Hirsch Ballin und der Johanna geb. Ettlinger) war Schullehrer in Schmieheim seit
1832. Er heiratete am 14. August 1839 in Schmieheim Sara geb. Levi (geb.
um 1815 in Bühl als Tochter von Benjamin Levi und der Jette geb. Levi). Die
beiden hatten zehn in Schmieheim geborene Kinder, von denen mindestens drei
früh verstorben sind. Isaak Löb Ballin starb am 28. Juli 1876 in Schmieheim.
Wie lange er in dieser Zeit Lehrer am Ort war, ist nicht bekannt. Seine Frau
starb in Schmieheim am 25. Oktober 1905.
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1837 S. 1112 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bekanntmachung.
Dem Schulkandidaten Ballin von Merchingen,
bisherigen Schulverwalter an der öffentlichen israelitischen Schule zu Schmieheim
im Oberrheinkreise, wurde diese Lehrstelle, und jene an der öffentlichen
israelitischen Schule zu Eichstetten,
im nämlichen Kreise, dem bisherigen Schulverwalter, Schulkandidaten
Moritz Mayer von da, definitiv übertragen.
Karlsruhe, den 21. November 1837. Großherzoglicher Oberrat der
Israeliten. Der Ministerial-Kommissär: Bekk". |
Hauptlehrer Benedikt Rosenhain in Tiengen wurde zum
Hauptlehrer in Schmieheim ernannt (1847)
Anmerkung: Benedikt Rosenhain (bzw. Rosenhaim) war verheiratet mit Maria geb.
Geismar. Zwei seiner Kinder sind aus dem Ortssippenbuch Schmieheim (S. 405)
bekannt: Karolina (geb. 25. Oktober 1847) und Jette (geb. 8. Februar
1849). 1849 wechselte Lehrer Rosenhain nach Rohrbach
bei Heidelberg (siehe unten).
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. September 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Durch
Ernennung des Hauptlehrers Rosenhain in Thiengen
zum Hauptlehrer an der öffentlichen israelitischen Schule in Schmieheim
ist die Lehrstelle an der zur zweiten gesetzlichen Klasse gehörigen
öffentlichen israelitischen Schule in Thiengen,
Amtsbezirks Waldshut, in Erledigung gekommen, mit welcher ein jährlicher
Gehalt von 20 fl., nebst einer Dienstwohnung oder dem gesetzlichen
Wertanschlage für solche und einem Schulgelde von 1 fl. für jedes
Schulkind bei ungefähr 30 Schulkindern verbunden ist.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Bewerbungsgesuchen nach Maßgabe der Verordnung vom 7. Juli 1836,
Regierungsblatt Nr. 38, unter Anfügung ihrer Aufnahmescheine und der
Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel durch die
betreffende großherzogliche Bezirksschulvisitatur bei der großherzlichen
Bezirksschulvisitatur Waldshut binnen 6 Wochen sich zu melden."
|
Lehrer Isack Billigheimer in Rohrbach und Lehrer
Benedikt Rosenhain in Schmieheim tauschen ihre Stelle (1849)
Anmerkung:
Lehrer Isaak Billigheimer war ein Sohn des Theodor
Billigheimer, Schutzbürger in Adelsheim
und der Mathilde geb. Isaak. Er war in 1. Ehe verheiratet mit Karolina geb.
Steinhardt (Tochter des Ascher Steinhardt in Dittigheim
und der Magdalena geb. Steinhardt; geb. um 1801 in Dittigheim,
gest. 26. Dezember 1849 in Schmieheim), mit der er eine Tochter Sara hatte (geb.
1849, gest. 1850). In 2. Ehe war er verheiratet mit Jette geb. Schnurmann, mit
der er zwei Kinder hatte: Hanna (1851) und Rosa (1853).
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 14. Juli 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Der zwischen dem Isack Billigheimer, Inhaber der mit dem
Vorsängerdienste verbundenen Hauptlehrerstelle an der öffentlichen
israelitischen Schule in Rohrbach bei Heidelberg
und dem Hauptlehrer an der öffentlichen israelitischen Schule in Schmieheim
Benedikt Rosenhain zustande gekommene Diensttauschvertrag hat die
diesseitige Genehmigung erhalten."
|
Hauptlehrer Michael Gombrich wechselt von
Ihringen nach Schmieheim und wird Nachfolger von Lehrer Isak Billigheimer (1854)
Anmerkung:
Lehrer Michael Gombrich ist als Sohn des Salomon Gombrich und der Fanny
geb. Wachenheimer um 1811 in Ettenheim
geboren. Er war in 1. Ehe verheiratet mit Sara geb. Blum (Tochter des Isaak
Blum, Handelsmann in Dürmenach und der
Marie geb. Kahn; geb. um 1808, gest. 1. Februar 1863), mit der er zwei Kinder
hatte: Regina (gest. 1862) und Hanna; in 2. Ehe war er verheiratet mit
Gottliebin geb. Valfer (Tochter des Götsch Valfer, Handelsmann in Diersburg,
und der Jeannette geb. Bruchsaler; geb. 9. Februar 1836 in Diersburg),
mit der er sechs Kinder hatte: Gustav Bernhard (1868), Jeanette (1869), Sigmund
(1871), Julius (1874), Karl (1876, gest. 1877), Mina (1878, gest. 1880). Lehrer
Michael Gombrich starb in Schmieheim am 27. Januar 1881.
Anzeige
im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis"
vom 5. Juli 1854 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): Dienst-Nachrichten.
Die durch Beförderung des israelitischen Hauptlehrers Isak
Billigheimer erledigte Hauptlehrerstelle an der israelitischen
Volksschule in Schmieheim ist dem Hauptlehrer Michael Gombrich in
Ihringen übertragen
worden." |
50-jähriges Amtsjubiläum von Kantor und Lehrer Abraham Bloch (1930)
Anmerkung: der aus dem elsässischen Westhoffen
stammende Lehrer Abraham Bloch wurde am 22. August 1942 aus Stuttgart nach
Theresienstadt deportiert, von hier aus am 29. September 1942 in das
Vernichtungslager Treblinka.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1930: "Schmieheim
(Baden), 14. Januar 1930. Seit 50 Jahren wirkt Herr Kantor und Lehrer
Bloch im Dienste seines Berufs. Seit 45 Jahren versieht er in hiesiger
Gemeinde sein Amt. Er genießt allgemein großes Vertrauen und
Entgegenkommen, sodass ihm seine Gemeinde vor einigen Tagen sein
50-jähriges Amtsjubiläum zu einem wahren Festtag gestaltete. Zahlreich
versammelten sich seine Gemeindemitglieder in der Synagoge, wo ein
Festgottesdienst abgehalten wurde. Herr Stadtrabbiner Dr. Schiff aus
Karlsruhe gab ein herrliches Bild von den Verdiensten, welche der verehrte
Jubilar sich im Dienste der Landessynagoge, im Dienste seiner Gemeinde und
nicht zuletzt im Dienste der Menschheit erworben hat. Seit 45 Jahren wirkt
er in hiesiger Gemeinde mit als Kantor. Er versteht es, wie wenige, in
bezaubernder Weise seine Zuhörer zu fesseln, in inniger Weise den Mittler
zwischen Gott und seiner Gemeinde zu
stellen.
In Anerkennung seiner Verdienste in der Landessynagoge, ließ ihm der
Oberrat der Israelitischen in Karlsruhe durch Herrn Bezirksältesten Weil
ein Ehrengeschenk, eine Ehrenurkunde mit einem Diplom überreichen. Seine
Kollegen waren ebenfalls zahlreich erschienen und feierten ihn in
herrlichen Gesängen. Seine Gemeinde und selbst seine Schüler
überreichten unter warmen Worten der Ehrerbietung und Wertschätzung
sinnige Geschenke. - Möge Gott dem Jubilar bis 100 Kraft
verleihen, um sein heiliges Amt bis 100 weiter ausüben zu können!
Sch." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Anzeige einer Schuldenliquidation von Faißt Blum
(1831)
Anzeige
im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis"
von 1831 S. 134 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bezirksamt
Ettenheim. (1) von Schmieheim (nicht: Scheueheim), an
den in die Gant erkannten Handelsjuden Faißt Blum auf Freitag, den
29. April dieses Jahres früh 8 Uhr vor dem Großherzoglichen badischen
Bezirksamt Ettenheim.
Zugleich wird ein Borg oder Nachlassvergleich versucht werden."
|
Eine Schulurkunde ging verloren (1842)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 23. Februar 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Ettenheim.
[Warnung]. Moses Levi, Schirmjude in Schmieheim, schuldete der Anna
Elisabetha Kampmann, Witwe in Straßburg, auf eine von Amtmann Storr
unterm 13. April 1789 ausgefertigte Obligation die Summe von 400 fl. Diese
Schuld, welche bis auf 100 fl. getilgt sein soll, hat sich auf den David
Levi Wachenheimer in Schmieheim verehrt, und wird nunmehr, da die
Schulurkunde verloren gegangen ist, gegen deren etwaigen Erwerb hiermit
öffentlich gewarnt.
Ettenheim, den 9. Februar 1842. Großherzogliches
Bezirksamt."
|
Fahndung nach dem Mörder von Löb Baumann aus
Schmieheim (1847)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 14. Juli 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Obrigkeitliche
Bekanntmachungen.
(1) Ettenheim. [Fahndung]. Der unten signalisierte Bursche,
dessen Name uns unbekannt ist, und den wir auch nur unvollständig
beschreiben können, ist der am 30. vorigen Monats, Mittags zwischen 11
und 12 Uhr, im Kippenheimer Gemeindewald vorgefallenen Ermordung des Israeliten
Löb Baumann von Schmieheim verdächtig.
Wir ersuchen daher die respektiven Amts- und Polizeibehörden auf diesen
Menschen zu fahnden und ihn im Betretungsfalle anher
einzuliefern.
Derselbe ist mittlerer Größe, von starkem Körperbau, hat ein volles
rundes Gesicht, trägt eine abgetragene etwas auf die Seite hängende
Schuldkappe, einen dunkelfarbigen Tschoben von aufgekratztem Barchet mit
einem niederstehenden Krägchen, dunkle abgenutzte Hosen mit hellen
breiten Streifen und Stiefel von Wichsleder nach dem Fuß gemacht, auch
soll er eine porzellanene Tabakspfeife, worauf sich ein großes Gemälde
befindet, nachtragen.
Ettenheim, den 6. Juli 1847. Großherzogliches
Bezirksamt." |
Zum Tod des langjährigen
Gemeindevorstehers und Beschneiders Josef Weil (1878)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1878: "Kippenheim
(Baden), Ende November (1878). Unsere Nachbargemeinde Schmieheim
hat in diesen Tagen einen ihrer besten Bürger zu Grabe getragen und ist
der Verlust durch den Hintritt dieses Mannes umso größer, als er
zugleich ein durch und durch gesetzestreuer Jude, dem die Tora
seine einzige Freude und die Erfüllung ihrer Gebote eine Lust war, und
der ohne Zögerung, ohne Wanken und Schwanken für sie in die Schranken
trat. Und Alles dies war er, nicht um sich damit einen Namen zu machen,
sondern bescheiden und zurückgezogen, einfach und ruhig lebte und wirkte
er für Gott. Es verdient darum Joseoh Weil von Schmieheim - das
ist der Name des uns so früh Entrissenen - in diesen Blättern verewigt
zu werden, um ihn den Mitlebenden als Beispiel und der Zukunft als
Musterbild vorzuhalten, umso mehr als unsere Zeit, namentlich aber unser
badisches Oberland nochgerade arm geworden ist an frommen Menschen
(anschei ämuna).
Joseph Weil führte lange, lange Jahre als Beschneider (Mohel)
unentgeltlich in den Bund Abrahams ein und war ihm da kein Wind und kein
Wetter zu ungünstig, es konnte ihn nichts abhalten, dieser Mizwa
obzuliegen. Den Reformplänen unserer aus der Frankel-Gräz'schen Schule
hervorgegangenen Rabbinen, rief er ein Halt zu und hielt dadurch uns frei
von modernem Tempelraub; denn das und nichts anderes ist das Abschaffen
von altehrwürdigen Gebeten. Ängstlich fragen wir uns, wer wird an die
Stelle Weil's treten? Sind umso ängstlicher, weil so viele, die sonst so
gerne gesetzestreue Juden sein wollen, angekränkelt sind von dem modernen
Verbesserungs-Schwindel; indem sie dadurch glauben, man hielte sie dann
für gebildet, wenn sie einstimmen in den Chorus der gegen das jüdische
Altertum Pietätlosen. Joseph Weil hinterlässt als Mensch und Jude einen
gleich guten Namen und haben seine Kinder, die im Geiste des Vaters leben,
damit sein bestes Erbe angetreten. Das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1879: "Aus
Baden. Ich habe Ihnen, geehrter Herr Redakteur, jüngst auf meiner
Geschäftsreise, von Kippenheim aus, über einen Verlust berichtet, den
die Gemeinde Schmieheim durch den Tod des seligen Weil erlitten und zu
meinem Bedauern wegen mangelhafter Information einige Ungenauigkeiten, die
ich heute zu berichtigen mich beeile, mitgeteilt. Zunächst habe ich
hervorzugeben vergessen, dass Weil - seligen Andenkens - lange
Jahre Vorsteher der Gemeinde war, welches Amt er mit der größten
Gewissenhaftigkeit und Interesselosigkeit zum Wohle der Gemeinde
verwaltete. Wenn ich aber davon sprach, dass er dem jetzigen Rabbiner,
einem Schüler des Breslauer Seminars, ein Halt beim Reformieren zurief,
so muss ich das, und mit Freuden tue ich es, einschränken; er hat, wie
ich jetzt sicher weiß, nur einmal, als man den Yakum Porkan
abschaffen wollte, Gelegenheit gehabt, in neuester Ära seine Festigkeit
zu erproben. Im Übrigen ist in Schmieheim noch Alles beim Alten und ist
auch volle Hoffnung vorhanden, dass es so bleibe. Ich bedauere also tief,
wenn ich durch jene Korrespondenz Jemandem sollte Unrecht getan haben; mit
Absicht war es nicht
geschehen." |
Zum Tod des 106-jährigen Witwe Lichtenauer (1882)
Anmerkung: es handelte sich um Guta Lichtenauer (Grabstein
im jüdischen Friedhof in Reihe 7 Nr. 43, Dokumentation MEMOR-Buch Schmieheim
Bd. 1 Seite 114)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1882: "Aus
dem badischen Oberland. Vor einigen Tagen wurde in Schmieheim eine
Witwe Lichtenauer beerdigt, welche das seltene Alter von 106 Jahren
erreichte. Dieselbe, welche sich bis wenige Tage vor ihrem Hinscheiden
stets einer vortrefflichen Gesundheit erfreute, wurde häufig ihres hohen
Alters wegen von vielen Personen der Umgegend, besonders von Lahr aus,
aufgesucht." |
Auszeichnung des Großherzoglichen Oberrates für den
Synagogenrat Salomon Rosenstiel (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Vom Großherzoglichen
Oberrat wurden folgenden Damen aus der Michel Weil-Stiftung Tugendpreise
von je 400 Mark verliehen: der Witwe von Maier Auerbacher in Kippenheim,
der Witwe von Religionslehrer Hermann Berg in Diersburg
und der Witwe von Siegmund Bloch in Gailingen.
Ferner wurden für zwei Witwen die Kosten der mehrwöchigen Unterbringung
je eines Kindes im Friedrich-Luisen-Hospiz
in Bad Dürrheim übernommen.
Bezirksältester Gabriel Karlsruher in Ittlingen
erhielt den Verdienstorden des Zähringer Löwen und Synagogenrat
Salomon Rosenstiel in Schmieheim das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen
in Gold." |
Auszeichnung für Rosa Wachenheimer Witwe (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. März 1914: "Aus Karlsruhe wird geschrieben: Der Oberrat
hat für das Jahr 1914 folgende Fanny Weil'sche Tugendpreise verliehen: im
Betrage von 500 Mark dem Hauptlehrer Jakob Wolfsbruck an der
Volksschule in Emmendingen; im
Betrage von 300 Mark der Frau Rosa Wachenheimer Witwe in Schmieheim,
der Frau Regine Seelig in Mannheim und der Frau Malchen
Kälbermann in Großeicholzheim."
|
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische
Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Bertha Martha Gutmann
geb. Dreifuss in Gurs
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Bertha Martha Gutmann (statt Guttmann) geb. Dreifuss,
geb. am 5. Juni 1867 in Schmieheim, später wohnhaft in Philippsburg,
am 22. Oktober 19409 nach Gurs deportiert, wo sie am 18. Dezember 1940
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Anzeige der Weinhandlung von Abraham
Hanover (1863)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. Oktober 1863: "Auf koschere Weine,
gekeltert unter Aufsicht und mit Zeugnis des Herrn Bezirksrabbiner Roos
dahier, empfiehlt sich für bevorstehenden Herbst zur Entgegennahme von
Aufträgen
Abr. Hanover in Schmieheim (Baden)." |
Anzeige des Gasthauses "Zur Krone" (1893)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1893:
"Schattenreiche Tannenwaldungen - 400 m. ü, M. - Großartige
Spaziergänge.
Koscher - Koscher. Luftkurort Schmieheim.
Station Kippenheim der badischen Hauptbahn.
Gasthaus 'zur Krone'. Streng rituell bei mäßigen Preisen. J.
L. Casewitz, Besitzer.
Referenzen: Bezirksrabbiner Dr. Wawitz, Schmieheim, Dr. J. Stern,
Kippenheim." |
Anzeigen des Bäckermeisters D. Hofmann (1902 / 1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August
1902: "Bäckergehilfe,
selbständig und zuverlässig, findet dauernde Beschäftigung
bei
D. Hofmann, Schmieheim in Baden." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Dezember 1902: "Bäcker gesucht.
Tüchtiger, selbständiger Bäcker findet gute dauernde Stellung
bei
D. Hofmann, Schmieheim (Baden)." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar
1903: "Bäcker gesucht!
Tüchtiger, selbständiger Bäcker findet gute dauernde Stellung
bei
D. Hofmann, Schmieheim (Baden)." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. August 1903:
"Tüchtiger, selbständiger Bäcker-Gehilfe findet sofortige
gute, dauernde Stellung bei
D. Hofmann, Schmieheim (Baden)." |
Verlobungs- und Heiratsanzeige von Josef Bodenheimer
und Herta geb. Bloch (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1933:
"Statt jeder besonderen Anzeige
Herta Bloch - Josef Bodenheimer - Verlobte.
Schmieheim (Baden) - Frankfurt am Main, Am Tiergarten 38 pt.
1. Marscheschwan 5694 (= 21. Oktober 1933)." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1933:
"Statt Karten:
Josef Bodenheimer - Herta Bodenheimer geb. Bloch. Vermählte.
Frankfurt am Main - Schmieheim.
Trauung: Frankfurt am Main, Hotel Ulmann, Montag den 25. Dezember 1933 1
Uhr." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarte
des in Schmieheim
geborenen Emil Kassewitz |
|
|
|
Kennkarte (Mainz 1939)
für Emil Seligmann Kassewitz (geb. 2. September 1867 in Schmieheim),
Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt
in das Ghetto
Theresienstadt, wo er am 11. Dezember 1942 umgekommen ist |
|
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Um 1715 war die Zahl der in
Schmieheim wohnenden Juden so groß, dass an die Einrichtung einer Synagoge bzw.
eines Betsaales gedacht werden konnte. In einem Dokument von 1720/21 wird
ein "Concessionsbrieff über die daselbsten (sc. in Schmieheim) erbaute Sinagog
vom 21. Marty (sc. März) 1720" genannt. Ein 1722 verstorbener Isaac Dreyfuß
hatte sich um die Erbauung der Synagoge verdient gemacht. Etwa 90 Jahre diente
diese erste Synagoge als Zentrum des Gottesdienstes und des Gebets, dann war sie
nach Beschreibungen von 1812 baufällig und für die in diesen Jahrzehnten stark
gewachsene Gemeinde zu klein geworden.
Die Gemeinde entschied sich 1812 zu einem Neubau,
was ihr damals auf Grund der verbreiteten Armut unter den jüdischen Familien
nicht leicht fiel. Auch war kein Baufonds vorhanden. Man begann Briefe mit der
Bitte um Unterstützung an die Behörden zu schreiben, was sich jedoch als sehr
mühsames Unternehmen herausstellte. Zahlreiche Briefe schrieb der jüdische
Gemeindevorsteher Hirschel Levi Manheimer allein aus dem Grund, um aus dem
Staats- und Gemeindewald günstiges oder gar kostenloses Bauholz zu erhalten. Im
Nachbarort Kippenheim hatte die jüdische Gemeinde 1793 kostenlos Holz zum
Synagogenbau erhalten. Der Leiter des Oberforstamtes in Schuttern meinte, dass
aus diesem Grund "der armen Judenschaft zu Schmieheim ein ähnliches Geschenk
sehr wohl zu gönnen wäre". Anders entschieden das Kreisdirektorium und das
Badische Finanzministerium, die die kostenlose Überlassung ablehnten und darauf
bestanden, dass die israelitische Gemeinde das Bauholz zu bezahlen habe. Die
Holzschuld belief sich auf 532 Gulden. Bis 1814 konnte die neue
Synagoge erbaut werden. Die Finanzierung der Baukosten wurde großenteils durch
die Versteigerung der Synagogenplätze vorgenommen. Dies führte allerdings zu
Streitigkeiten, da vier jüdische Männer mit ihren neuen Plätzen nicht
einverstanden waren und sich über den Gemeindevorsteher und den Rabbiner beim
Bezirksamt beklagten. Da freilich die Kläger als "unruhige streitsüchtige Köpfe"
bekannt waren, hat sich das Bezirksamt auf den Streit nicht eingelassen, sondern
die Neueinteilung für gültig erklärt. Gegenüber der alten Synagoge, in der
es bei zuletzt 35 vorhandenen Plätzen im Betsaal der Männer sehr eng zuging,
waren nun in der neuen Synagoge 62 Plätze vorhanden, zu denen man leicht
weitere dazustellen konnte.
Pläne über die
Sitzverteilung in der alten und neuen Synagoge
(Quelle: Schicksal und Geschichte... (s.Lit.) S. 128) |
|
|
Plan über die 35 vorhandenen
Sitze in der
alten Synagoge (bis 1812); vom Grundriss
her war sie
wesentlich kleiner als die
neue Synagoge (rechts). |
Plan über die 62 Plätze in
der Männersynagoge
der neuen Synagoge (ab 1814). Im Mittelpunkt
stand die
"Canzel" (Vorlesetisch), von wo
die Tora gelesen wurde |
1843 war eine gründliche Renovierung der Synagoge nötig.
Nach einer Beschreibung aus diesem Jahr war sie innen und außen in einem
"verwahrlosten Zustand". Durch die weiter stark gestiegene Zahl der
Gemeindeglieder waren vor allem eine innere Umgestaltung und eine Neueinteilung
der Plätze notwendig. Auf einer Gemeindeversammlung wurde beschlossen, im
Betsaal der Männer die Ständer (Betpulte) abzuschaffen und Bankreihen zu
erstellen. Zur Erweiterung des Frauenbereichs sollten auf beiden Seiten Emporen
eingebaut werden. Auch für die Schuljugend der Gemeinde sollte nun Platz in der
Synagoge geschaffen werden. Bislang seien die Jugendlichen nach einem Bericht des
Synagogenrates vom November 1843 an das Bezirksamt "sozusagen wie Schafe ohne
Hirte beim Gottesdienst in der Synagoge herumgeirrt". Die ganze Synagoge sollte
innen wie außen wesentlich verschönert werden. Zur Finanzierung war wiederum
an eine Versteigerung der Sitzplätze gedacht. Die Pläne für die Baumaßnahmen
wurden zwischen dem Bezirksbauinspektor Weber, dem Synagogenrat in Schmieheim
und Bezirksrabbiner Roos im Laufe des Jahres 1844 ausgearbeitet. Am 20. Februar
1845 konnten die auf 4.496 Gulden veranschlagten Arbeiten versteigert werden.
Schließlich wurden sie sehr günstig zu 3.247 Gulden vergeben. Nachdem schließlich
auch der Oberrat der Israeliten in Karlsruhe im April 1845 den Umbau genehmigte,
konnte er bis zum Sommer 1846 durchgeführt werden. Die Neueinweihung fand am 7.
oder 8. August 1846 statt.
Wie die erste Synagoge diente auch die zweite der jüdischen
Gemeinde in Schmieheim gut 90 Jahre lang als gottesdienstliches Zentrum. Im
Laufe dieser Jahrzehnte waren einige kleinere Reparaturen nötig. Von solchen
wird 1894 berichtet, als verschiedene Arbeiten zu baulichen
Instandsetzung der Synagoge notwendig waren. Auch 1910 war eine umfassende
Renovierung notwendig geworden, nach der eine Neueinweihung der Synagoge erfolgt
ist:
Die Synagoge wird nach der Renovierung
wieder eingeweiht (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Oktober 1910:
"In Schmieheim (Baden) ist die ganz neu renovierte Synagoge
unter besonderer Festlichkeit eingeweiht worden. Zwei aus Schmieheim
stammende Herren, Isak Wolf und Bernhard Bernheim in Louisville (Amerika),
haben in hochherziger Weise die Kosten des Baues
hergegeben." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung
der Synagoge am 10. November völlig zerstört. Angehörige der Gebietsführerschule
in Lahr unter Anführung des aus Schmieheim stammenden Otto Lerch brachen in die
Synagoge ein. Kronleuchter wurden von der Decke gerissen, die Fenster
zerschlagen, die Räume verwüstet, die sieben Torarollen wurden wie Teppiche
auf dem Boden ausgerollt und hinausgetragen. Einige hängte man als Schaustücke
in der Bahnstation Dinglingen auf. Das Torasilber wurde gestohlen. Eine
Inbrandsetzung der Synagoge wurde durch den damaligen Bürgermeister Huck
verhindert. Am Tag nach der Verwüstung der Synagoge organisierten der damalige
Pfarrer Schloer, Bürgermeister Huck und Fabrikant eine Bewachung des Dorfes, um
Plünderungen jüdischer Geschäfte zu verhindern.
Nach der Zerstörung der Synagoge 1938 war bis Oktober 1940
ein Betsaal im Tanzsaal des jüdischen
Gasthauses "Zur Krone" eingerichtet (Dorfstraße 13).
Am 23. Juni 1950 wurde die ehemalige Synagoge von
der Israelitischen Landesgemeinde Südbaden an einen örtlichen Industriebetrieb
verkauft, von dem das Gebäude anschließend zu einer Fabrik umgebaut wurde. An
der Südseite wurde eine Bürogebäude angebaut. In den 1990er Jahren wurde das
Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. 2001 wurden Teile einer Genisa im
ehemaligen Synagogengebäude gefunden (siehe Seite Projekte
von Uwe Schellinger). 2003/04 wurde es durch ein neues Dach und
neuen Verputz wiederum renoviert. Die von der Kirchstraße her zugängliche
Westfassade erinnert noch am meisten an die Vergangenheit als Synagoge
(Standort: Schlossstraße 41).
Fotos / Darstellungen:
Historische Fotos/Darstellungen:
|
|
|
Ansichtskarte von Schmieheim
um 1900 |
Vergrößerung aus der Ansichtskarte:
die Synagoge |
Innenaufnahme
der Synagoge |
|
|
|
|
|
|
Ansichtskarte mit zwei Abbildungen
der Synagoge (um 1930?) |
Vergrößerung:
der Eingangsbereich |
Vergrößerung aus der Karte links:
Innenaufnahme der Synagoge |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Foto um 1950
(Quelle: Gedenkbuch des
Hist. Vereins s.Lit. S.
138) |
|
|
Baumaßnahmen um 1950 am ehemaligen Synagogengebäude; die Baugrube für
das Bürogebäude
(siehe Foto unten) ist ausgehoben, wodurch sich die
Hälfte der südlichen Synagogenmauer gesenkt
hat (siehe Stützen auf
Foto). Dieser Teil der Mauer musste abgebrochen und neu aufgeführt
werden. |
|
|
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
|
|
|
Die zu einer Fabrik umgebaute
ehemalige Synagoge mit Bürogebäude
von ca.
1950 (siehe Foto oben) |
Bürogebäude von ca. 1950
vor dem Synagogengebäude
|
|
|
|
|
|
|
|
|
An der Westfassade sind die alten Fenster erhalten |
|
|
|
|
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 1.9.2003) |
|
|
|
Blick auf die ehemalige
Synagoge
nach Umbau zu einem Wohnhaus |
Blick auf die ehemalige Synagoge; rechts
der
Hanna-Baumann-Kindergarten der
Evangelischen Kirchengemeinde |
|
|
|
|
|
|
|
Die mit den alten
Fensterbögen erhaltene Westfassade |
Blick von Nordosten auf die
ehemalige Synagoge |
|
|
|
|
|
Das ehemalige jüdische
Schulhaus (Kirchstraße 6) |
|
|
|
|
Historische
Aufnahme
(um 1932)
|
Im Schulhaus
befanden sich auch
die Lehrerwohnung und (bis 1893)
auch das Rabbinat |
Eingang zur ehemaligen Schule |
|
|
|
|
|
|
Andernorts
entdeckt: Grabstein für
Jette Baumann aus Schmieheim im
jüdischen Friedhof in Freiburg |
|
|
Jette Baumann ist
am 23. September 1910 gestorben. Die hebräische Grabinschrift übersetzt
(nach Dokumentation von Ruben Frankenstein S. 55 Grab Nr. 100): "Hier
liegt begraben / Jached, Tochter des Jehuda / verschieden am Vorabend der
heiligen Schabbat / den 19. Elul und begraben / am Tage des 22. desselben
[5]670. / Ihre Seele sei eingebunden im Bündel der
Lebendigen." |
|
|
|
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Ein Kindergarten in Schmieheim
wurde nach dem letzten jüdischen Kind des Ortes benannt
Hanna
Sofie Baumann wurde am 31. März 1935 in Lahr geboren. Sie war das letzte aus
Schmieheim stammende jüdische Kind. Hannas Vater war der Kaufmann Karl
Baumann (geb. 1891). Er war der Sohn des Textilkaufmanns Abraham Baumann
(1856-1942, umgekommen in Theresienstadt) und dessen Frau Sophie (geb.
Bernheimer, 1866-1933). Beide Großeltern stammten aus jüdischen Familien
Schmieheims. Hannas Großeltern väterlicherseits wohnten neben dem Gasthaus
Linde (heute Dorfstraße 2). Dort hatte Hannas Großvater ein Stoffgeschäft.
In der NS-Zeit verlor er auf Grund der nationalsozialistischen Gesetze
endgültig sein Geschäft. Hannas Vater hatte nun in Schmieheim keine
Möglichkeit mehr, für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Im Herbst
1939 zog Hanna mit ihren Eltern nach Augsburg. Dort mieteten sie ein Zimmer
bei der jüdischen Familie Einstein in der Ulmer Straße 185. Warum Familie
Baumann gerade nach Augsburg zog, ist noch unbekannt. Am 15. November 1941
wurde Hanna mit ihren Eltern und anderen Augsburger Juden zunächst in das
Münchner Ghetto Milbertshofen verschleppt. Von dort aus wurden sie mit etwa
1000 anderen Männern, Frauen und Kindern in Richtung Riga (Lettland)
deportiert. Doch der Zug endete am 25.November 1941 im litauischen Kaunas.
Hanna wurde im Alter von sechs Jahren zusammen mit ihren Eltern und 2931
anderen Juden aus Deutschland erschossen.
Die evangelische Kirchengemeinde Schmieheim benannte einen ihrer
Kindergärten nach Hanna Baumann. |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 252-255. |
| Albert Köbele/Hans Scheer/Emil Ell: Ortssippenbuch
Schmieheim, Ortenaukreis/Baden. Grafenhausen bei Lahr/Baden 1979. |
| Schicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden
Ettenheim, Altdorf, Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier. Ein
Gedenkbuch. Hg. vom Historischen Verein für Mittelbaden e.V.,
Mitgliedergruppe Ettenheim. Ettenheim 1988. 1998². |
| Naftali Bar-Giora Bamberger: Der jüdische Friedhof
Schmieheim. Memor-Buch. Bd.1 und 2. 1999. |
| Günther Pommerening: Die Juden in Schmieheim.
Untersuchung zur Geschichte und Kultur der Judenheit in einer badischen
Landgemeinde. Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der
Philosophie der Universität Hamburg. Hamburg 1980. |
| Faltblatt "Hanna-Baumann-Kindergarten", hg. von
der Ev. Kirchengemeinde Schmieheim. 1998. |
| Günter Boll: Die Entstehung der jüdischen Gemeinde in
Schmieheim. In: Die Ortenau 79 1999 S. 643-646. |
| ders.: Die frühesten Bestattungen auf dem jüdischen
Friedhof von Schmieheim. In: Geroldsecker Land 39 1997 S. 24-35. |
| Matthias Kreplin: Rundgang durch das jüdische Schmieheim. 1999²
(im Internet unter www.evang-kirche-schmieheim.de) |
| Renate Kreplin/Uwe Schellinger: Die
Schmieheimer Genisa. In: Kippenheimer Chronik 2005. S. 98-99. |
| Monika Müller: Leben mit zwei verschiedenen Zeiten:
Die jüdischen Kalender aus dem Bestand der Schmieheimer Genisa. In: Die
Ortenau Bd. 86 2006 S. 269-286. |
| Georges M. Teitler: Vergangenheit und Gegenwart
zusammen bringen. Wie junge Amerikaner ihre Ahnen auf dem jüdischen
Friedhof in Schmieheim finden können. Erschien im Heft 99 2011 von Maajan -
die Quelle, der Schweizerischen Vereinigung für Jüdische Genealogie. Einstellt
als pdf-Datei. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schmieheim Baden. Jews are
mentioned in 1709 and numbered 80 by 1747. The nearby cemetery, opened in 1703,
was one of the most beautiful in south Baden and served many communities. The
prosperous 19th century community developed into one of the largest in Baden,
with 486 Jews (total 1,074) in 1875. In 1812, a new synagogue was built and in
1827, Schmieheim became the seat of the district rabbinate. Its last district
rabbi was the Reform-minded Dr. Viktor Meyer Rawisc, who translated part of the
Talmud into German and transferred the district rabbinate to Offenburg in 1893.
A Jewish elementary school was opened in the 1830s, numbering 120 students in
1855. At the turn of the century Jews continued to trade in cattle and opened a
number of factories (cigarettes, liquor, metal screening). Many of the young
acquired a higher education and left the village. In 1933, 121 Jews remained.
Most left after the disturbances of Kristallnacht (9-10 November 1938),
when the synagogue and Jewish homes were heavily damaged, the cemetery was
desecrated, and 28 men were taken to the Dachau concentration camp. In all, 32
emigrated while 61 moved to other German cities, 20 of them being deported to
the Gurs concentration camp along with 14 directly from Schmieheim on 22.
Octorber 1940. Half of them perished in Auschwitz. Altogether 44 Jews from
Schmieheim died in the camps.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|