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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Aldingen (Gemeinde Remseck, Landkreis
Ludwigsburg)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts den Herren von
Kaltental, danach zu Württemberg gehörenden Aldingen bestand eine jüdische
Gemeinde bis zu ihrer Auflösung 1872. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. Erstmals wurden mit Abraham und Maram Kahn 1729 Juden am
Ort aufgenommen. Bis 1776/77 erhöhte sich die Zahl der Juden auf fünf Familien
mit zusammen 32 Personen, 1806 waren es neun Familien.
Die höchste Zahl jüdischer
Einwohner wurde um 1850 mit 122 Personen erreicht. Die Familien lebten vom
Handel mit Vieh und Waren aller Art sowie von der Landwirtschaft.
Nach 1850
verzogen die innerhalb weniger Jahre die jüdischen Familien von Aldingen in die
Städte der Umgebung (Ludwigsburg, Stuttgart,
Cannstatt), sodass 1869 nur noch
27 jüdische Einwohner gezählt wurden. Drei Jahre später wurde die Gemeinde
aufgelöst. 1886 lebten keine Juden mehr am Ort.
Zur Geschichte des Betsaales/der Synagoge
Bereits im Schutzbrief von
1729 für Abraham und Maram Kahn war von der Ortsherrschaft erlaubt worden, dass
die aufgenommenen Juden ihre religiösen Gebräuche in vollem Umfang
praktizieren können: Gottesdienste halten, Beschneidungen vornehmen, Hochzeiten
feiern und Tiere schächten. Inwieweit es zu Gottesdiensten gekommen ist, ist
nicht überliefert. Doch ist möglich, dass beispielsweise zu den Festtagen auswärtige
Gäste in Aldingen waren. Falls die Kahns ein Betzimmer eingerichtet
hatten, war dies in ihrem Haus Kirchstraße 29 (früheres Pfarrhaus) unmittelbar
neben der Kirche. 1735 verzogen die Kahns allerdings nach Ludwigsburg.
Andere jüdische Familien wurden in Aldingen aufgenommen, unter anderem die
Familie des Isak Wormser, die im früheren Haus der Kahns wohnen konnte. 1747
erfährt man anlässlich einer Kirchenvisitation aus dem Bericht des Pfarrers,
dass die Juden oben in Wormsers Haus "ihre Stühle wie in einer Synagoge
haben, auch eine Menge fremder Juden am Schabbat darinnen zusammenkommen".
Ein Jahr später klagte der Pfarrer, dass in diesem Haus "neben anderen
synagogmäßigen Ceremonien, die Beschneidung in gedachtem Haus nicht nur der
allhier geborenen Judenknäblein, sondern auch anderer von auswärtigen Orten
her gebrachter Kinder, gehalten wurden". Auf diese Klagen hin erklärte
Isak Wormser jedoch in einem Verhör gegenüber dem Ludwigsburger Stadtvogt,
dass er höchstens zweimal im Jahr zehn Männer zusammenbringen könne, um
Gottesdienste zu feiern. Die Beschneidungen hätten immer in einer Kammer
stattgefunden, die zur Straße und nicht zur Kirche hingehe. Die herzogliche
Regierung in Stuttgart sah auf diese Vorfälle hin keinen Grund zu weiterem
Einschreiten. Der Aldinger Pfarrer gab jedoch nicht nach und zeigte im Herbst
1748 bei seinem Vorgesetzten (dem Ludwigsburger Dekan) an, dass der Jude
Callmann Seligmann in einem hiesigen Wirtshaus eine Laubhütte aufgeschlagen
habe. 1752 klagte der Pfarrer, dass Isaac Wormser die Judenschaft in Aldingen
vermehren wolle und auch eine "förmliche Synagoge" einrichten wolle.
1758 beschwerte er sich, das die jüdischen Riten in Aldingen Boden gewinnen könnten
und die Judenschaft ihre Feiertage im Herbst über vier Wochen lang feiern würde.
Viele Betteljuden, auch sieben bis acht jüdische Familien aus Stuttgart,
sowie Juden aus Fürth und anderen Orten seien nach Aldingen zu den Festen
gekommen.
Bis 1798 wurden in dem Haus in der Kirchstraße 29 die Gottesdienste der jüdischen
Familien gefeiert. In diesem Jahr erwarb Seligmann Isak das Haus Kirchstraße
15. 1799 ließ er an der rückwärtigen Seite einen Anbau aufführen und dort im
Dachstock einen 44 Quadratmeter großen Betsaal einrichten. Damals gab es
neun jüdische Familien am Ort. 1808 wurde berichtet, dass Gottesdienste an
jedem Schabbat und auch noch an andern Tagen der Woche gefeiert werden, wenn
mehr als zehn religionsmündige jüdische Männer anwesend seien. Mehrere
Jahrzehnte diente der Betsaal der jüdischen Gemeinde als Zentrum ihres religiösen
Lebens.
In den 1860er-Jahren kam allerdings immer häufiger die Zahl der zum
Gottesdiensten nötigen zehn Männer nicht mehr zusammen. 1872 wurde die jüdische
Gemeinde Aldingen aufgelöst, der Betsaal verkauft. Das Gebäude ist zwar an der
Rückseite des Gebäudes Kirchstraße 15 erhalten, wurde jedoch im Laufe der
Jahre stark umgebaut. Dabei wurde das ursprüngliche Walmdach entfernt.
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
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Neue Fotos werden noch erstellt
- über Zusendungen
freut sich der
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Das Haus Kirchstraße 15
(Quelle: Bickhoff-Böttcher u.a. s. Lit. S. 56) |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
 | Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern. 1966. S. 121. |
 | Nicole Bickhoff-Böttcher, Gertrud Bolay, Eduard Theiner: 200
Jahre jüdisches Leben in Hochberg und Aldingen. 1730-1930. Heimatkundliche
Schriftenreihe der Gemeinde Remseck am Neckar Band 10. 1990. |
 | Joachim Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg. 1998.
S. 36 u.ö. |
 | Informationen
zu der Aldinger - Cannstatter Familie Pappenheimer: Family
Sheet Salomon Pappenheimer of Oberdorf + Aldingen + Cannstatt, compiled by
Rolf Hofmann (pdf-Datei, interner Link) |

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