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in Hechingen
Zu weiteren Hechinger Seiten:
- Allgemeine Berichte sowie Berichte aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
- Berichte zu den Rabbinern,
Lehrern und weiteren Kultusbeamten der Gemeinde sowie Berichte zur
jüdischen Schule
- Berichte zu einzelnen Personen aus
der jüdischen Gemeinde (diese Seite)
- Seite zum jüdischen Friedhof in
Hechingen
Hechingen (Zollernalbkreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
im 19. und 20. Jahrhundert (bis nach 1933)
Hier: Berichte zu einzelnen Personen aus
der jüdischen Gemeinde
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Hechingen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am
2.8.2015.
Übersicht:
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Jakob Kaulla
(1810)
Artikel
in der Zeitschrift "Sulamit" Jahrgang 1810 S.
203: "Der rühmlichst-bekannte Österreichisch-Kaiserliche Rat,
Herr Jakob Kaula zu Hechingen in Schwaben, ist vor Kurzem zum
Leidwesen aller Edlen mit Tode abgegangen. Er war eine Zierde Israels, ein
Muster seltener Tugenden, edeldenkend und wohltätig, geachtet und geliebt
von allen, die ihn kannten! Möge ein wahrheitsliebender Menschenfreund
die Lebensgeschichte dieses Edlen durch diese Zeitschrift bekannt machen:
sie wird gewiss für jeden fühlenden Leser ein lebhaftes Interesse
haben." |
Handelsmann
Abraham Samuel von Hechingen erklärt sich für zahlungsfähig (1833)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1833 S. 295 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Gläubiger-Vorladung.
Der seit vielen Jahren sich dahier aufhaltende Handelsmann Abraham Samuel
von Hechingen, hat sich bei seiner Heimatbehörde, der Hochfürstlichen Hohenzollerischen
Justizkanzlei Hechingen, Zahlungsfähig erklärt.
Auf Antrag der Gläubiger des diesseitigen Staatsgebiets, und des
Schuldners, wurde im Einverständnis mit gedachten Stelle des
unterzeichneten Bezirksamt als besonderes Gantgericht rücksichtlich des
im diesseitigen Staatsgebiets befindlichen Aktiv-Vermögens und Gläubiger
begründet.
In Folge dieser Zuständigkeit ordnen wir für die Gläubiger des
diesseitigen Staatsgebiets zur Richtigstellung ihrer Forderungen,
Ernennung des Massepflegers und Gläubiger-Ausschlusses, und
allenfälliger Abschließung eines Borg- oder Nachlassvergleich, Tagfahrt
auf Donnerstag, den 18. April an, wobei dieselbe umso gewiefter in Person,
oder durch Bevollmächtigte zu erscheinen haben, als sie sonst mit ihrer
Forderung von der vorhandenen Masse ausgeschlossen, und in der weiteren
Beziehung aber als der Mehrheit der Erschienenen beitretend angesehen
werden. Meßkirch, den 26. März 1833. Großherzoglich
Badisches Fürstlich Fürstenbergisches Bezirksamt. Schwab."
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1833 S. 398 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Präclusiv-Bescheid. In Sachen der
Gläubiger des diesseitigen Staatsgebiets, gegen die in demselben
gelegenen Gantmasse des Handelsmannes Abraham Samuel von Hechingen,
Forderung betreffend, werden die Gläubiger, welche bei der heute
stattgehabten Schuldenliquidation ihre Forderungen nicht richtig gestellt
haben, von der diesseits vorhandene Masse ausgeschlossen.
Meßkirch, am 18. April 1833. Großherzlich Badisches Fürstlich
Fürstenbergisches Bezirksamt. Schwab." |
Über den Kammermusiker Julius Stern
(1846)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 24. August 1846: "Hechingen, 10. August (1846). In No. 28
dieser Zeitung wurde des Herrn Julius Stern, Komponisten in Berlin,
ehrenvoll erwähnt. Es ist mir angenehm, Ihnen ebenfalls eine ehrenvolle
Mitteilung von einem Glaubensgenossen gleichen Namens machen zu können.
Herr Julius Stern, Kammermusiker unseres durchlauchtigsten
Fürsten, ist als vorzüglicher Violinvirtuose rühmlichst bekannt. Mit
dem lebhaftesten Beifalle und der größten Auszeichnung spielte er auf
seinen Kunstreisen in Stuttgart, Darmstadt, Würzburg, München, Wien und
in anderen Städten. Die öffentlichen Blätter übersprudeln von
Lobeserhebungen über seine meisterhafte Fertigkeit und seinen
seelenvollen Vortrag. Selbst Berlioz, der strenge Kunstrichter in Paris,
sagte von ihm in dem Journal des Debats vom 20. August 1843 aus Anlass der
Beschreibung des von ihm dahier dirigierten Hofkonzertes: 'Le premier
violon, nommé Stern, est un virtuose d'un vrai talent.' Von Seiner
königlichen Hoheit de Herzoge Maximilian in Bayern, vor welchem er zu
spielen die Ehre hatte, erhielt er als einen Beweis von Anerkennung einen
herrlichen Pokal und für eine Höchstdemselben zugeeignete
Violinkomposition als Zeichen wohlwollender Wertschätzung die goldene
Medaille. Höchste Anerkennung hatte er sich auch von Seiten Ihrer
königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Sophie von Baden zu erfreuen,
welche ihm durch huldvolle Verleihung einer kostbaren Brillantnadel
betätigt wurde." |
Aus
der Geschichte der Familie Kaulla (Bericht von 1849)
Anmerkung: Schluss eines
Beitrages von Rabbiner Dr. Samuel Mayer (Hechingen) in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums": "Prag vor hundert
Jahren"; zitiert wird nur der letzte Teil des Beitrages, in dem
Personen aus der Familie Kaulla vorkommen; bei Interesse an den davor
stehenden Abschnitten: bitte Textabbildungen der oberen Zeile
anklicken. |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Dezember 1849: "Raphael zog bald nach Hechingen,
denn der Fürst Joseph von Sigmaringen war ein Freund der Jesuiten, und wollte
die Israeliten in Haigerloch, wo er residierte, zwangsweise zum Anhören
der Bekehrungspredigten in den Kirchen anhalten. Raphael bewirkte bei dem
FÜrsten Joseph Wilhelm von Hechingen den Erlass eines landesherrlichen
Schutzbriefes, wonach den Glaubensgenossen die Kaserne in der
Friedrichstraße bei Hechingen zur Bewohnung überlassen wurde, und zehn
Familien in der Stadt selbst wohnen durften. Landau's Segen ging in
Erfüllung. Zwar starb er im kräftigen Mannesalter, in Folge eines
unglücklichen Falles in Sigmaringen, aber Rebekka, seine Frau, erlebte
viele Freuden an ihren Kindern, denn ihre Tochter Kaulla hatte
einen großen Geschäftskreis, das edelste Herz und den frommsten Sinn.
Sie brachte die Familie, welche sich nach ihr benannte, und die Gemeinde,
welche immer zahlreicher wurde, zu Wohlstand und Ehre. Die Gäste und
Gelehrten wanderten aus allen Gegenden zu ihr, denn ihr Name wurde
gesegnet. Jakob Kaulla war nicht minder groß, er wurde ein Fürst in
Israel. Von vielen Höfen wurde ihm Anerkennung zuteil, und Franz II.
ernannte ihn zum k.k. Rate, in Erwägung seiner während des Reichskrieges
vielfach geleisteten Dienste und überhaupt der Verdienste, welche sich
das Handlungshaus Kaulla mit rühmlichem Eifer und mit patriotischer
Bereitwilligkeit zur Unterstützung der Reichsarmeen erworben hat.
-
Sechs und fünfzig Jahre waren in das Meer der Zeit dahin geflossen. Ein
neues Jahrhundert war erschienen. Da kam Rat Jakob Kaulla, der Sohn
Raphaels und Rebekkas, an den Weihetagen nach Prag in die Judenstadt, um
die Synagogen zu besuchen und milde Gaben zu spenden den Armen und
Dürftigen, den Witwen und Waisen, den Lehrern und Schülern. Da wurde ihm
die größte Ehre bezeigt, wie noch keinem berühmten Manne. Groß war das
Gedränge in den Gassen, denn Jedermann wollte ihn sehen und grüßen.
Alle Stadtdiener liefen vor ihm her, um ihm einen Weg durch die Volksmenge
zu bahnen. Vor den Synagogen versammelten sich die Ältesten und die
angesehensten der Gemeinde und so riefen: Baruch habba b'schem Adonai*).
Die Anwesenden aber erwiderten: Somachnu b'omrin beth Adonai nelech!²) In
der Meißelschule waren die Lade und der Tisch mit den Gewändern der
Festtage geschmückt, und der Vorsänger sprach einen für ihn und seine
Familie besonders abgefassten Segensspruch. Landau's Sohn, Rabbi Samuel,
und die übrigen Appellanten begleiteten ihn nach Hause und überreichten
ihm ein in achtungsvollen Ausdrücken abgefasstes Rabbinerdiplom. Die
Hauptleute der vier vereinigten Stadtviertel empfingen ihn ehrerbietig auf
dem Rathause und überreichten ihm ein Ehrengeschenk zum Zeichen der
Hochachtung und Erkenntlichkeit für die der Stadt erwiesenen Wohltaten.
Täglich besuchten ihn die kaiserlichen Räte und Generale, dass die
Bewohner der Judenstadt erstaunten und sich freuten über die beispiellose
Ehre, die einem Sohne Israels erzeigt wurde.
*) Gesegnet sei, der da kommt im Namen Gottes. Psalm 118,26.
²) Wir freuen uns, wenn man sagt: ins Haus Gottes wollen wir gehen. Psalm
122,1." |
Über Nanette Kaulla - die 1829 schönste Münchener Jüdin (geb. 1812 in
Hechingen, gest. 1877 in
München)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. Oktober 1926: |
25-jähriges Amtsjubiläum von Gemeindevorsteher / Präses Isaak D. Levi
(1873)
Anmerkung: bei dem im Abschnitt genannten Reichstagsabgeordneten Evelt
handelt es sich um August Evelt (geb. 1828 in Dorsten, gest. 1904 in Hechingen;
seit 1865 Ehrenbürger der Stadt Hechingen). Über dessen Leben und vielfältige
Verdienste siehe Wikipedia-Artikel
August Evelt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. August 1873: "Hechingen, im Juli (1873).
Herr Isaak D. Levi, welcher 1848 als Gemeindevorsteher, seit 1861
als Präses bis zum heutigen Tage dieses Ehrenamt versah, feierte am
Sonntage, dem 6. dieses Monats, sein fünfundzwanzigjähriges
Amtsjubiläum. Nachdem dem Herrn Jubilar von der Gemeinderepräsentanz ein
kostbarer silberner Pokal überreicht worden war, vereinigte ein solennes
Festmahl die Mehrzahl der Gemeindemitglieder, und die Spitzen der Lokal-
und Kreisbehörden.
Nachdem seitens mehrerer Redner hervorgehoben worden war, wie sich der
Herr Jubilar durch sein unparteiisches und uneigennütziges Wirken die
Anerkennung und den Dank der Gemeinde verdient habe, betonte Herr
Oberamtmann von Frank in schwungvoller Rede, wie der geistige und
materielle Aufschwung der israelitischen Gemeinde hauptsächlich seit
Einverleibung in den mächtigen preußischen Staat eingetreten sei, und
die Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt, als Herr Reichstagsabgeordneter
und Kreisgerichtsdirektor Evelt die noch in Aussicht stehende gemeindebürgerliche
Gleichstellung der hiesigen Israeliten in Anregung brachte, welche
höchst wahrscheinlich durch den demnächst in Wirksamkeit tretenden
Kommunallandtag ausgesprochen werden würde.*
Die gehobene Stimmung schuf noch manche erhebende Momente, bis das Fest zu
später Stunde endete. J. Jordan". |
Zum
Tod von Salomo Baisinger, Vater des Multimillionärs Nelson Morris in
Chicago (1888)
Anmerkung: Der Sohn Nelson Morris ist als Moritz Baisinger am 21. Januar 1838
in Hechingen geboren; über seine Lebensgeschichte informiert ein Beitrag von
Walter Roth "Nelson Morris and 'The Yards'" in "Chicago Jewish
History" Vol. 32 No. 2, Spring 2008 (online
als pdf-Datei zugänglich); Nelson Morris starb am 27. August 1907 in
Chicago.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. August 1888: "Aus Hechingen wird
geschrieben: Dieser Tage starb hier der Vater des vielfachen
Millionärs Nelson Morris in Chicago, Herr Salomo Baisinger, in
einem Alter von 83 Jahren. Als Kind armer Eltern hier geboren, hatte er
lange mit Missgeschick zu kämpfen, sodass er seine zahlreiche Familie nur
dürftig ernähren konnte, obwohl er sich ehrlich und redlich
durchzuschlagen suchte. Im Jahre 1852 schickte er seinen ältesten Sohn
Moritz, der damals 13 Jahre alt war, nach der neuen Welt. Doch hatte
dieser 10 volle Jahre nichts von sich hören lassen, denn es ging ihm
nicht nach Wunsch. Während des Sezessionskrieges aber wurde er auf einmal
in die Höhe gehoben und von da an gelang es ihm, durch seinen eigenen
Fleiß, durch Umsicht und Kühnheit eine Position zu erringen, die ihn in
den Kreis jener brachte, die man mit dem üblichen Ausdruck
'Eisenbahnkönig' zu bezeichnen pflegt. Sein Vermögen wird auf 50
Millionen und darüber geschätzt. Herr Nelson Morris war die Stütze und
der Versorger des Vaters und der Familie geworden. Letzterer besuchte
seinen reichen Sohn erst vor 9 Jahren noch als 74-jähriges Greis,
während Herr Morris hin und wieder seine deutsche Heimat aufsucht. Wie
verlautet, will derselbe anlässlich des Ablebens seines Vaters seiner
Vaterstadt Hechingen namhafte Stiftungen zu Gunsten der Armen, ohne
Unterschied der Konfession zuwenden." |
Fabrikant Adolf Baruch ist 30 Jahre im Gemeindevorstand tätig (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November
1891: "Hechingen. Die hiesige israelitische Gemeinde feierte
vorgestern die dreißigjährige Wirksamkeit ihres Gemeindevorstehers, des Fabrikanten
Adolf Baruch sen. in recht ehrender Weise. Dem Jubilar wurde ein
silberner Pokal überreicht und Oberamtmann Longard brachte ihm
namens des Königlichen Oberamtes und der Königlichen Regierung
Glückwünsche dar und betonte bei dieser Gelegenheit, besonders die
Verdienste des Gefeierten als Industrieller und humaner
Arbeitsgeber." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. November 1891: "Hechingen, 2. November (1891). Die
'Hohenzollerischen Blätter' schreiben: 'Ein seltenes Fest wurde gestern
von unseren israelitischen Mitbürgern gefeiert. Am 20. Oktober 1861 wurde
nämlich Herr Baruch sen. in den israelitischen Gemeindevorstand
gewählt, welchem er seitdem ununterbrochen angehörte. Fast ebenso lange
ist er auch Mitglied des Lokalschulvorstands; in beiden Körperschaften
führt er seit etwa 10 Jahren den Vorsitz. Obwohl sich Herr Baruch jedwede
festliche Begehung des 30-jährigen Gedenktags seines Wirkens für die
Gemeinde entschieden verbeten hatte, ließ es sich dieselbe nicht nehmen,
eine einfache, aber würdige Feier des Tages zu veranstalten. Um 11 Uhr
begaben sich die Vorstands- und Ausschussmitglieder mit dem Herrn
Oberamtmann Longard in die Wohnung des Jubilars. Auch einige
Gemeindemitglieder hatten sich angeschlossen. Dort hielt das älteste
Mitglied der Gemeindevertretung Herr Fabrikant Julius Levi eine
warm empfundene Ansprache, in welcher derselbe der segensreichen
Verdienste des Herrn Baruch gedachte, und überreichte im Namen der
Gemeinde eine kunstvoll ausgeführte Gedenktafel mit passender Inschrift
sowie einen silbernen Pokal mit Widmung. Herr Oberamtmann Longard brachte
dem Gefeierten im Namen des Oberamts und der Königlichen Regierung
Glückwünsche dar und betonte die Verdienste des Jubilars als Bürger und
Industrieller, besonders als humaner Arbeitgeber. Namens des Rabbinats,
der Schule und des Vorsteheramts sprach Herr Lehrer Levi den
gebührenden Dank und rückhaltlose Anerkennung für die mühevolle
30-jährige Tätigkeit für das Gedeihen der Gemeinde aus. Bei einem
darauf folgenden, von der Familie des Jubilars dargebotenen solennen
'Frühschoppen' wurde noch manch heiterer Trinkspruch ausgebracht. Des
Nachmittags machte die israelitische Schuljugend mit ihrem Lehrer einen
Ausflug nach Stetten, wo sich der Gefeierte und die übrigen
Vorstandsmitglieder mit ihren Familien einfanden.' Hinzufügen
wollen wir noch, dass Herr Baruch - Chef des bekannten Hauses B. Baruch
und Söhne in Hechingen - bereits 10 Jahre Mitglied der Zentralstelle für
Landwirtschaft und Gewerbe für die Hohenzollernschen Lande ist. Am 1.
Oktober ist er 60 Jahre alt geworden. Möge ihm noch eine lange Reihe von
Jahren beschieden sein!" |
Kaufmann Rosenthal muss sich gegen eine antisemitische
Beleidigung wehren - der jüdische Friedhof wird geschändet
(1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom April
1898: "In der Nr. 466 der 'Deutsch-sozialen Blätter' vom 22.
Juli vorigen Jahres war unter der Spitzmarke 'Jüdische Ritter des
Eisernen Kreuzes' ein Artikel veröffentlicht worden, welcher die
Behauptung enthielt, der jüdische Kaufmann Rosenthal aus Hechingen sei
bei dem Beginn der Schlacht von Gravelotte seinem verwundeten Hauptmann beigesprungen
und habe diesen aus dem Gefecht getragen, ohne sich weiter am Kampfe zu
beteiligen. Dafür habe er das Eiserne Kreuz erhalten, obgleich diese
Auszeichnung für Tapferkeit vor dem Feinde bestimmt sei, nicht für eine
sentimentale Anwandlung. Wegen dieses Artikels hatte Rosenthal Strafantrag
gestellt, welcher am 26. März dieses Jahres die Strafkammer II
beschäftigte. Angeklagt war der in Berlin wohnhafte, 34 Jahre alte
verantwortliche Redakteur der 'Deutsch-sozialen Blätter', Karl Heinrich
Friedrich Wilhelm Louis Hogrefe aus Rethmar bei Hannover. Der
Angeklagte gab zu seiner Entschuldigung an, dass der Einsender eine
vertrauenswerte Person sei und dass schon der 'Badische Volksbote' in
Heidelberg die Angelegenheit in gleichem Sinne erörtert habe. Über die
Tendenz der 'Deutsch-sozialen Blätter' befragt, gab der Angeklagte an,
dass sie antisemitisch seien und der Eigentümer der Reichstagsabgeordnete
Liebermann von Sonnenberg sei. Durch die eidlichen Aussagen der Zeugen
wurde festgestellt, dass Rosenthal vor Gravelotte als Einjähriger in
einem anderen Regiment, als in dem Artikel angegeben war, gedient, dass er
nicht den Hauptmann seiner Kompanie, sondern einen anderen Hauptmann aus
dem Gefecht getragen hat, und zwar, als die Kompanie zurückging und der
Hauptmann verwundet liegen blieb. Um ihn nicht in die Gewalt des Feindes
fallen zu lassen, hat er ihn angesichts des Feindes geholt und in eine
Vertiefung gebettet. Darauf hat er sich am Kampfe weiter beteiligt.
Das Eiserne Kreuz hat Rosenthal wegen Auszeichnung im Gefecht, nicht wegen
des Beistandes, den er dem Hauptmann geleistet, erhalten. Dass sich
Rosenthal vor dem Feinde ausgezeichnet hat, lässt sich daraus
ersehen. dass er nach dem Feldzuge das Qualifikationszeugnis zum Reserve-Offizier
wegen guter Führung vor dem Feinde erhalten hat. Auf Grund der
Beweisaufnahme verurteilte der Gerichtshof den bisher unbescholtenen
Angeklagten wegen öffentlicher Beleidigung zu einem Monat Gefängnis.
Der Tenor des Urteils ist in den 'Hohenzollerischen Blättern' und den
'Deutsch-sozialen Blättern' auf Kosten des Angeklagten bekannt zu geben.
Der Staatsanwalt plädierte für eine Geldstrafe, aber die
außerordentliche Schwere der Beleidigung und der gehässige Ton des
Artikels veranlassten die Erkennung einer Freiheitsstrafe, die auf einen
Monat bemessen wurde. - Bald nach dem Bekannt werden dieser Verurteilung
hat auf dem jüdischen Friedhofe zu Hechingen eine Zertrümmerung
zahlreicher Grabsteine stattgefunden, deren Urheber zur Zeit noch
unermittelt sind." |
Zum Tod von Moses Dreifuß (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März
1900: "Hechingen. Vor einigen Tagen starb hier der
älteste Einwohner, Moses Dreifuß, im Alter von 93 Jahren. Bis vor
Kurzem war der Verstorbene noch körperlich und geistig sehr
rüstig." |
Das Kultusministerium bereitet der Speiseanstalt der
Fa. Baruch und Söhne unsinnige Schwierigkeiten
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar
1901: "Hechingen, 3. Februar (1901). Die 'Koblenzer
Volkszeitung' berichtet: 'Die jüdische Firma Baruch und Söhne in
Hechingen (Hohenzollern) hat für ihre zum Teil weit von der Fabrik
entfernt wohnenden Arbeiter eine Speiseanstalt errichtet, welche von zwei
Schwestern aus dem Kloster Hegne bei Konstanz geleitet werden soll. Man
sollte glauben, dieser schöne Akt sozialer Fürsorge würde überall
freudig begrüßt werden. Im preußischen Kultusministerium aber scheint
man anderer Ansicht zu sein. Von dort ist nämlich der Bescheid ergangen,
die Genehmigung zur Eröffnung der Anstalt unter Leitung von Schwestern
müsse versagt werden, weil in der gedachten Anstalt neben
protestantischen auch katholischen Arbeitern Speisen verabreicht werden
sollten! Ist das nicht eine geradezu rührende Fürsorge für das geistige
Wohl der Betreffenden? Man denke nur, wie schwer gefährdet das religiöse
Bewusstein der protestantischen schaffte, von katholischen Schwestern
bereitete Suppe Arbeiter wäre, wenn sie eine mit jüdischem Gelde
verabreicht erhielten!'" |
Nach 30 Jahren legt die Vorsteherin des Frauenvereins
Jette Rosenthal ihr Amt nieder (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März
1902: "Hechingen, 14. März (1902). Nach
dreißigjähriger Wirksamkeit als Vorsteherin und Kassiererin des hiesigen
Frauenvereins legte Frau Jette Rosenthal ihr Amt nieder. Als
Zeichen des Dankes wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt. Frau Rosenthal war
stets unermüdlich tätig, in Werken von Wohltätigkeit, die sie
den Armen, Kranken, Toten und Trauernden erwies. Möge ihr edles Tun
Nachahmung finden und ihr ein schönes Alter beschieden
sein." |
Zum
Tod von Julie Philipp, Frau von Hermann Philipp (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Juni 1903: "Hechingen, 15. Mai (1903). Nach
mehrjährig schwerem Leiden wurde Frau Julie Philipp, Ehefrau des Herrn
Hermann Philipp hier, unter zahlreicher Beteiligung aller
Konfessionen, zu Grabe getragen.
Mit der Verblichenen ist eine Frau dahingegangen, die im wirklichen Sinne des Wortes fromm gewesen, eine Frau, deren Leben und wirken reich an
Wohltaten für Arme und Bedrängte war. Wie mancher herumirrende Fremdling
hat an ihrem Tisch sein Elend vergessen und ist unter ihrem freundlichen
Blicke wieder emporgestiegen zur Menschheit, die ihn von sich gestoßen
hatte. Die unerschöpfliche Quelle, woraus ihre Liebe floss, war die
Religion, welche ihr ganzes Herz erfüllte. Das letzte Werk der guten Frau
waren edle testamentarische Stiftungen.
Möge der nun in Gott Ruhenden die Erde leicht werden." |
Auszeichnung für den Gemeindevorsteher und Stadtverordneten Julius Levi
(1905)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. Juli 1905: "Herrn Julius Levi in Hechingen, der
sich als erster Vorstand der israelitischen Gemeinde, als Stadtverordneter
und als unermüdlicher Förderer der höheren Mädchen- und der
Frauenarbeitsschule große Verdienste erworben hat, wurde heute der
Kronenorden IV. Klasse verliehen." |
Doppeljubiläum der Firma Elias Moos (Stuttgart-Hamburg; Firma wurde 1837 in
Hechingen gegründet; 1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. September 1927: |
Zum
Tod von Dr. Paul Levi (geb. 1883 in Hechingen, gest. 1930 in Berlin)
Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel
"Paul Levi"
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 14. Februar 1930:
Der Artikel wurde noch nicht abgeschrieben - zum Lesen bitte
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85. Geburtstag von Gemeindevorsteher Jakob Levi (Vater von Dr. Paul Levi,
1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. März 1930: |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Jakob Levi (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Juni 1930: |
Zum Tod von Privatier Emil Löwenthal
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. September 1930: |
Zum Tod von Gertrude Bernheim geb. Kahn (stammte aus Baisingen,
1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 15. Oktober 1930: |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen von B. M. Roth (1859)
Anzeige in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1859: "Ein junger Mann,
der seine 3-jährige Lehrzeit als Buchbinder bestanden, sucht eine Stelle
als Geselle bei einem jüdischen Meister, dabei sieht er mehr auf gute
Behandlung als auf großen Lohn.
B. M. Roth in Hechingen, Hohenzollersche Lande." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1859: "Bei dem
Unterzeichneten sind wieder auf kommendes Sukkot-Feste Zedern, Etrogim
sowohl Korfuer, Koriskaner und Kalabreser, als auch grüne und trockene
Palmen, Lulawin zu den billigsten Preisen zu beziehen.
Derselbe verkauft auch eine sehr schön geschriebene Sefer Tora (Torarolle)
billigst.
Briefe mit Anfragen über Preise etc. werden nur franco angenommen.
B. M. Roth in Hechingen, Hohenzollersche
Lande." |
Werbung
für koschere Hechinger Würste (1874)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Dezember 1874: "Hechinger
Koschere Straßburger Würste sind stets zu haben und werden nach
auswärts versandt.
Hechingen Restauration zum Frohsinn".
|
Anzeige des Imkers Jacob Levi
(1896)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar
1896:
"Koscher.
Feinster Blüten-Schleuder-Honig aus eigener Imkerei das Pfund Mark 1.20.
An Wiederverkäufer nach Vereinbarung.
Jacob Levi. Hechingen." |
Anzeige der Metzgerei Joseph Levi
(1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März
1903: "Meine nach neuestem System eingerichtete,
altrenommierte Metzgerei und Wursterei beabsichtige ich mit oder
ohne Wohnung zu verpachten.
Joseph Levi, Metzger in Hechingen
(Hohenzollern)." |
Anzeige von Heinrich Levy (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März
1904: "Suche
für kräftiges Mädchen, 16 Jahre alt, Stelle.
Offerten erbeten. Heinrich Levy, Hechingen." |
Hochzeitsanzeige
von Otto Hofheimer und Lily geb. Marx (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 16. Juni 1924:
"Otto Hofheimer - Lily Hofheimer geb. Marx.
Vermählte.
Hechingen - Buttenhausen.
Juni 1924." |
Sonstiges
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Gustave Wolff aus Hechingen in New Orleans
(1837-1910)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für "Gustave Wolff.
Born in
Hohenzollern Hechingen
[Hohenzollen Hechinger]
Prussia
May 9, 1837
Died April 1910
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Einzelne
Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben und Privatpersonen
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries;
Erläuterungen auf Grund der Recherchen von P. K.
Müller)
Postkarte
von Firma Moos & Rosenthal (Hechingen)
nach Wien (1882) |
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Die Postkarte von Moos & Rosenthal wurde
versandt nach Wien am 10. Oktober 1882. Der rückseitige Text ist geschäftlich:
"Herrn Franz Schmitt, Wien; Wir fragen hiermit bei Ihnen an ob Sie momentan einen Posten braune Felle gehabter
Ware uns zustellen können und erwarten umgehende Nachricht.
Achtungsvoll - F. Moos & Rosenthal. Hechingen, den 10.10.82."
Beim Absender Moos & Rosenthal handelt es sich um eine Schuhfabrik - Schuhwarenfabrik,
auch "Hohenzollern´sche Schuhfabrik Moos & Rosenthal".
Im Schulportrait - Schulgeschichte - Höhere Schulen (Gymnasium, Bürgerschule,
Realschule) von 1775 - 1909 von Dr. Gunter Tietz findet sich unter dem Jahr 1899 der Hinweis, dass zum Unterrichtsprogramm der beiden
oberen Klassen auch Betriebsbesichtigungen der Hechinger Gewerbebetriebe gehörten,
unter anderem auch bei der Schäftefabrik Moos & Rosenthal.
Quellen: http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen0/firmadet3675.shtml
http://www.gymnasium-hechingen.de/?q=node/32
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Postkarte
an Hermann Moos,
neues Schloss in Hechingen (1905) |
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Die Postkarte wurde an Herrn Hermann
Moos, neues Schloss, p.a. Jul. Levi in Hechingen versandt am 21. April 1905 aus Antwerpen.
Sie wurde geschrieben anlässlich einer Reise nach Belgien von Willy Moos
(geb. 15. April 1887) an seine Eltern. In Belgien hielt sich sein Bruder Arthur
Moos auf (geb. 28. April 1885). Der Vater von Arthur und Willy Moos
und Adressat der Karte war Hermann Moos (geb. 26. Oktober 1852 in Hechingen,
verheiratet mit Josephine geb. Levy). Bei der mit einem Kuss bedachten Else könnte es sich um
Else Hofheimer (geb. 1. Februar 1893), Tochter von Heinrich Hofheimer
und Melanie geb. Levi handeln. Else war somit eine Tochter von Willy Moos' Cousine
Melanie Hofheimer. Melanie war die (am 20. Juni 1870 geborene) Tochter von
Ida Levi geb. Moos (eine Schwester von Hermann Moos) und Louis Levi.
Text der Karte: "Antwerpen, 21. IV. 05
Liebe Eltern! Gestern Nacht kam ich gut hier an und fand Arthur prächtig aussehend am Bahnhof vor.
Ich bin eben beim Kaffee und will mir Arthur jetzt Anvers zeigen. Wir wohnen sehr schön
und danke ich Euch liebe Eltern hierdurch für Eure Erlaubnis zu dieser Reise. Hoffentlich
geht es den Lieben in Hechingen recht gut und Ihr selbst ruht Euch ein wenig aus. Kuß an Else.
Euer treuer Sohn - Willy
M.L. (Meine Lieben) Mit dem lieben Willy freute mich ungemein und hatte derselbe eine gute Reise gehabt.
Wetter ist schön aber kalt und wollen wir uns Belgien gut anschauen. - Arthur
Herzliche Grüße Allen"
Quellen: http://www.geni.com/people/Hermann-Moos/6000000020342656202?through=6000000025879754409 |
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Rechnung
der Bunt-Weberei und Färberei B. Baruch (1912)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
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Die Rechnung |
Der Briefkopf |
Fabrik im Stadtteil
Friedrichstraße |
Fabrik in Hechingen |
Die Rechnung der
Firma B. Baruch & Söhne wurde von Hechingen am 9. März 1912 an Herrn
A. Wenige sr. in Friedrichroda
(Thüringen) verschickt. Versandt wurden durch die Bahn
Flanellstoffe. |
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