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in Burgpreppach
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des Bezirksrabbinates in
Burgpreppach
Burgpreppach
(Kreis Hassberge)
Texte/Berichte zur Geschichte der Israelitischen Präparandenschule "Talmud
Thora"
(Präparanden- und Bürgerschule / Handels- und Bürgerschule)
Die nachstehend wiedergegebenen Texte wurden in jüdischen Periodika
gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Neueste Einstellung am 20.7.2014.
Übersicht:
Anzeigen
Aufnahme in die Schule - Ausschreibungen 1915 - 1937
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1915: "Israelitische Präparandenschule
Burgpreppach.
Das Sommersemester beginnt - so Gott will - am 12. April. Gesuche um
Aufnahme für den Vorkurs sind unter Beifügung von Zeugnissen an den
Unterzeichneten zu richten. Distriktsrabbiner Dr. Cohn". |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1922: "Israelitische Präparanden-
und Bürgerschule Talmud Thora Burgpreppach (Unterfranken). Für den
nach Schweinfurt gewählten Lehrer unserer Anstalt suchen wir zum 1. mai
dieses Jahres einen streng frommen seminaristisch gebildeten Lehrer.
Herren, deren Frau oder Schwester das Internat übernimmt, bevorzugt.
Gehaltsverhältnisse in Angleichung an die staatlichen.
Die Vorstandschaft: Dr. Michalski.
Israelitische Präparanden- und Bürgerschulen (Talmud Tora)
Burgpreppach und Höchberg. Das
neue Schuljahr beginnt am 1. Mai 1922. Anmeldungen sind bis spätestens 1.
März an die unterzeichneten Schulvorstände einzureichen; dabei ist für
zugehende Präparanden zu beachten, dass die 1. und 3. Präparandenklasse
im kommenden Schuljahr nur in Burgpreppach, die 2. nur in Höchberg geführt
wird, für die Bürgerschulen an beiden Anstalten.
Für Höchberg: S. Steinhäuser, Hauptlehrer. Für Burgpreppach:
Dr. Michaelski, Distriktsrabbiner." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1925: "Für das neue
Schuljahr können noch einige Schüler in unser seit über 50 Jahren
bestens bewährtes Institut, sowohl zur Ausbildung für Präparandie, als
auch in unseren Handelskursen, sowie für unsere höhere Bürger- und
Volksschule aufgenommen werden. Streng religiöse Erziehung nach
modernsten Grundsätzen. Beste Verpflegung. Einige Freiplätze stehen noch
zur Verfügung. Die Talmud-Thora-Realschule, Burgpreppach." |
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Anzeige in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 9. Mai 1925: "Die
israelitische Präparanden- und Bürgerschule Talmud-Tora zu
Burgpreppach eröffnet am 23. April das Schuljahr und nimmt Schüler
vom 10. Lebensjahre ab an. Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums ist die
Zahl der Freiplätze vermehrt worden. Meldungen wolle man richten an den
Schulleiter." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1932: "Israelitische Handels-
und Bürgerschule 'TALMUD TORA' vormals Israelitische Präparandenschule,
gegründet 1875. Burgpreppach (Unterfranken). Das neue Schuljahr beginnt
am 7. April 1932. Unterrichtsstoff:
sämtliche hebräischen Fächer, Handelswissenschaften, Englisch und Französisch,
sowie Stenographie, Schreibmaschine, Turnen und Gartenbau. Der
Pensionspreis ist sehr mäßig gehalten. Aufnahme finden volks- und
fortbildungschulpflichtige Kinder. Anmeldungen und Anfragen sind zu
richten an den Vorstand, zu Händen von Herrn Bezirksrabbiner Dr. Ephraim,
Burgpreppach." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 29. März 1934:
"Talmud-Tora Bürgerschule Burgpreppach. Jüdische Schule auf dem
Lande
alle biblischen und talmudischen Fächer. Neuhebräisch, Englisch,
Französisch.
spez. Talmud-Tora Abteilung. Schulleiter Bezirksrabbiner
Munk." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1937: "Talmud-Tora-Schule
zu Burgpreppach.
(Private Bürgerschule des Talmud-Tora-Vereins) alle
biblischen und talmudischen Fächer, Englisch, Iwrith.
Beginn des
Schuljahres 7. April 1937.
Rechtzeitige Anmeldung bei der Schulleitung." |
Aus der Geschichte der Lehrer an der
Präparandenschule "Talmud Thora"
Ausschreibungen von Lehrerstellen 1876 / 1899 / 1922 / 1925 / 1937
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1876: "Die hiesige Talmud
Thora beabsichtigt noch einen Lehrer, der im Hebräischen und in den
Elementarfächern tüchtig sein soll mit einem Gehalte von 1.000 Mark zu
engagieren. Derselbe soll zugleich auch die Pension übernehmen. Geeignete
Persönlichkeiten wollen ihre Zeugnisse dem Unterzeichneten senden.
Burgpreppach im September 1876. A. Hirsch, Distrikts-Rabbiner." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1899: "An der
israelitischen Präparandenschule 'Talmud Thora' zu Burgpreppach ist
die Stelle eines dritten Präparandenlehrers sofort zu besetzen. Bewerber
wollen sich unter Einsendung von Zeugnisabschriften und unter Mitteilung
des Zeitpunktes, an welchem sie die Stelle eventuell antreten könnten,
baldigst an den unterzeichneten Vorstand wenden, der über
Anstellungsbedingungen usw. gerne Auskunft erteilen wird. Dr. Salomon
Bamberger, Distrikts-Rabbiner." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922: "Israelitische Präparanden-
und Bürgerschule Talmud Thora zu Burgpreppach. Streng frommem, jungem
Ehepaar bietet sich durch Übernahme eines Schülerpensionates
Existenzmöglichkeit. Wohnung mit Garten vorhanden. Zum 1. Mai dieses
Jahres suchen wir streng frommen Lehrer. Gegenwärtige Gehaltsverhältnisse:
Gruppe VII staatliche Besoldung. Die Vorstandschaft." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1925:
"Gesucht wird zum sofortigen Antritt ein Lehrer mit guten
Zeugnissen. Bevorzugt wird, wer englischen Anfangsunterricht übernehmen
kann. Dienstwohnung vorhanden. Besoldung nach staatlichen Sätzen.
Meldungen wolle man unverzüglich richten an Die Vorstandschaft der
Israelitischen Präparandie und Bürgerschule Talmud-Thora, Burgpreppach." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1937: "Wir suchen zum 1.
Januar 1938 einen Junglehrer, der englischen und neuhebräischen
Sprachunterricht erteilen kann. Bewerbungen mit Lebenslauf und
Zeugnisabschriften sofort erbeten.
Talmud-Tora-Schule zu Burgpreppach
(Private Bürgerschule des Talmud-Tora-Vereins)." |
Über den ersten Lehrer an der
Präparandenschule Heinrich Ehrmann
(1874-1885 an der Schule, gestorben 1931 in Friedberg)
Anmerkung: die beiden ersten Lehrer an der
Talmud-Tora-Schule waren (vgl. auch den 3. Jahresbericht 1877/78 unten) die
Lehrer Heinrich Ehrmann und Wolf Neumann.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1931: "Trauerfeier
für Lehrer Heinrich Ehrmann - das Gedenken an den Gerechten ist
zum Segen. Friedberg, 17.
September (1931). Eine Weihestunde mitten in den 'Tagen der Weihe' war
Mittwochabend in unserer hell beleuchteten und von einer andächtigen
Gemeinde angefüllten Synagoge dem Andenken Lehrer Ehrmanns gewidmet. Auch
Vertreter der Stadt, der Geistlichkeit beider Konfessionen, der
Lehrerschaft sowie auswärtige Delegationen nahmen an der Feier teil. Nach
dem Maariwgebet (Abendgebet) sang Herr Lehrer und Kantor Betmann aus Bad
Nauheim das "der Mensch - wie Gras sind seine Tage"
(Psalm 103,15), worauf der für Friedberg zuständige Provinzialrabbiner
Dr. Sander aus Gießen in einer Gedenkrede ein Bild des Heimgegangenen in
seiner Bedeutung als Lehrer, Gelehrter und Mensch entwarf....
Es folgte eine zweite Gedenkrede des Herrn Lehrer Seelig, Friedberg,
der für den heimgegangenen Kollegen und Amtsvorgänger warme Töne der
Würdigung fand. Er nannte unter anderem all die Vereine und
Wohlfahrtseinrichtungen in Friedberg, die in Ehrmann ihren Freund und
Förderer verlieren.
Herr Ferdinand Krämer als erster Vorsitzender des Kultusvorstandes sprach
dem geistigen und unermüdlichen Führer den Dank der Gemeinde aus. In
besonders warmen und bewegten Worten brachte Herr Dr. Rosenthal zum
Ausdruck, was ihm Ehrmann als Lehrer gewesen ist, wie er es durch seine
Persönlichkeit und sein reiches Wissen verstanden hat, ihn und all seine
Schüler Glauben und Wissen als eine harmonische Einheit begreifen zu
lassen. Danken könne die Gemeinde ihrem Führer nur dadurch, dass sie die
Jugend in seinem Sinne an die Quellen der jüdischen Lehre hinführe. Herr
Leopold sprach den Dank der Mensa Academica aus, für die sich der
Heimgegangene sehr verdient gemacht hat. Herr Lehrer Kaufmann, Schotten,
sprach für den Hessischen Lehrerlandesverein und rühmte dabei, was
Ehrmann als Erster zur Organisierung der jüdischen Lehrer in Hessen getan
hat. Herr Lehrer Hirschberg, Frankfurt am Main überbrachte die letzten
Grüße des Bundes gesetzestreuer Lehrer in Deutschland, dessen Vorstand
der Heimgegangene angehörte, und schilderte dabei an Hand eines Satzes im
Kohelet, wie er dienend das jüdische Erziehungsideal - als
Religionslehrer nur - zur Herrschaft brachte. Herr Emil Rosenthal
überbrachte die Grüße der Nachbargemeinde Bad
Nauheim. Zuletzt sprach Herr Redakteur Schachnowitz, Frankfurt am Main
für einen Kreis Frankfurter Freunde und die Redaktion des Israelit, der
Ehrmann als langjähriger Schriftleiter der Pädagogischen Beilage sehr
nahestand. Er zeichnet die Persönlichkeit und das Wirken Ehrmanns als Schabbat
- im Sinne von Schira (Gesang), Beracha (Segen) und Tefila
(Gebet). Mit einem Gesang des Herrn Lehrer Selig nahm die in ihrer
Schlichtheit äußerst wirkungsvolle Feier ihr harmonisches Ende. Die
Gemeinde hatte sich noch einmal das Bild des Mannes, der sie durch ein
halbes Jahrhundert betreut hat, vor die Seele geführt. Nun gilt es, sein
Andenken in Tat |
und
Handlung, in Gemeinde und Haus, in Ehren zu halten.
Über die Persönlichkeit und den Werdegang Ehrmanns - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen - wird uns zu unserem Nachrufe in
jüngster Nummer aus Lehrerkreisen noch folgendes mitgeteilt.
Herr Heinrich Ehrmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - ist
in Poppenlauer (Unterfranken)
geboren und von dem seligen Rabbiner Abraham Hirsch - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen - , der ebenfalls von Poppenlauer
stammt, veranlasst worden, sich dem Lehrerberufe zu widmen, für den er
sich im Seminar zu Würzburg vorbereitete. Nach besonderer Prüfung wollte
er eine Stelle in Westhofen übernehmen. Auf Zureden von Rabbiner
Hirsch trat er jedoch als erster Lehrer (1874) in die neugegründete
Präparandenanstalt 'Talmud Tora' in Burgpreppach ein, der er seine ganze
Kraft widmete. Er unterrichtete zunächst 2 Klassen und war täglich von
früh 7 Uhr bis abends 10 Uhr für die Anstalt tätig, indem er zu dem
Unterricht und der Beaufsichtigung der Schule noch die Stelle eines
Sekretärs ausübte. Er kannte schon damals keine Rücksicht auf seine
eigene Person und arbeitete sich so herunter, dass der Arzt ihm dringend
riet, eine andere Stelle zu suchen. Dabei nahm er noch seine Mutter und
eine Schwester zu sich und sorgte für sie bis zu ihrem Ableben in
rührendster Weise. Seine würdige Gattin geb. Pfeiffer war eine Tochter
des Burgpreppacher Volksschullehrers Pfeiffer. Von Burgpreppach siedelte
er später (1885) nach Friedberg
über. Er nahm regelmäßig am Gomoro-Schiur des seligen Rabbiners
Markus Horowitz teil, lernte aber auch an noch manchen anderen Stellen.
Seine Selbstlosigkeit war ohnegleichen. Der edle Mensch opferte Kraft und
Geld, wo es galt, jemandem zu helfen. Man könnte unzählige Beispiele
erzählen, die zeigen, welch großer Mensch hier betrauert wird. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
25-jähriges
Dienstjubiläum des Lehrers an der Präparandenschule Wolf Neumann (seit 1876 an
der Schule; Bericht von 1901)
Foto
links: Lehrer Wolf Neumann (1832-1908) - Foto erhalten im Juli 2011 von
seiner Urenkelin Fredel Fruhman |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1901: "Burgpreppach,
17. Oktober (1901). Mit dem Beginne des neuen Schuljahres, das in dieser
Woche mit einer Ansprache des Vorstandes, des Herrn Distrikt-Rabbiners Dr.
A. Cohn an die versammelten Schüler eröffnet wurde, waren 25 Jahre
verflossen, seit dem Tage, an welchem der älteste Lehrer an der hiesigen
Präparandenschule Talmud Thora, Herr Wolf Neumann, durch den Begründer
derselben, Herrn Rabbiner Hirsch seligen Andenkens, an dieselbe berufen
wurde. Nahezu 600 Schüler, die heute selbst bereits als Lehrer oder in
einem anderen Berufe eine segensreiche Wirksamkeit entfalten, wurden durch
Herrn Neumann in diesen Jahren nicht nur unterrichtet, sondern fast alle
haben während der Zeit ihres Aufenthaltes an der Präparandenschule auch
in seinem Hause gewöhnt und somit auch außerhalb der Schule seine
Erziehung genossen. Als Herr Rabbiner Hirsch seligen Andenkens sich
in den letzten Jahren genötigt sah, seine Tätigkeit an der Schule
einzuschränken, führte Herr Neumann die Geschäfte der Vorstandschaft,
die er auch später bis zur Neubesetzung des erledigten Rabbinats
wiederholt übernahm. Zu allen Zeiten aber hat, wie Herr Rabbiner Dr. Cohn
in seiner Ansprache, in der er die Verdienste des Jubilars nach Gebühr
würdigte, hervorhob, derselbe den Satz betätigt 'Wo es keine Weisheit
gibt, gibt es keine Gottesfurcht, und wo es keine Gottesfurcht gibt, gibt
es keine Weisheit' und seinen Schülern somit als Muster eines, für
die heilige Tora begeisterten, von Pflichteifer erfüllten Lehrers
vorangeleuchtet. Zu dem Eröffnungsakte, der sich naturgemäß dieses Mal
ganz besonders feierlich gestaltete, hatten sich außer den Schülern die
Lehrer mit ihren Damen, die Familie des Herrn Lehrer Neumann und die
Mitglieder der Verwaltung eingefunden, in deren letzteren Namen Herr
Rabbiner Dr. Cohn im Anschluss an seine Ansprache ein Ehrengeschenk mit
einer die Verdienste des Jubilars hervorhebenden Adresse
überreichte.
Darauf sprach Herr Lehrer Ochsenmann, ein früherer Schuler der Anstalt,
im Namen der ehemaligen Schüler Herrn Neumann seine Glückwünsche aus,
worauf dieser selbst, durch die ihm gewordenen Ehrungen, wie er betonte,
tief gerührt, für dieselben dankte und hervorhob, dass, wenn es ihm
gelungen sei, in den 25 Jahren manches Ersprießliche zu leisten, er das
gewiss nur dem Umstande zu verdanken habe, dass im stets das Beispiel des
unvergesslichen Rabbiners Hirsch seligen Andenkens, der ihn hierher
berufen habe, voranleuchtete, das ihm auch in Zukunft stets Leitstern
bleiben werde.
Möge es Herrn Neumann und der Schule vergönnt sein, dass der Jubilar
noch lange in ungeschwächter Schaffensfreude an derselbe zu deren
weiterem Gedeihen wirken könne." |
Anmerkung: nach Strätz Biographisches
Handbuch Würzburger Juden Bd. I S. 377 war Wolf Neumann verheiratet mit
Sophie geb. Friedmann. Ihre Tochter Fanny (geb. 1899 in Burgpreppach)
heiratete 1928 Max Massenbacher aus Burghaslach
(siehe mehr auf der Seite zu Burghaslach). |
Das
Grab des 1908 verstorbenen Lehrers Wolf Neumann befindet sich im
jüdischen Friedhof in Burgpreppach.
Siehe dort weitere In- formationen. Bericht zu seinem Tod weiter unten. |
Die
Israelitische Präparandenschule "Talmud-Thora" im Jahr 1902
Aus
dem "Statistischen Amtshandbuch für den Regierungsbezirk Unterfranken
und Aschaffenburg" (Würzburg 1902) S. 122: "Israelitische
Präparandenschule 'Talmud-Thora' in Burgpreppach.
Dieselbe bezweckt, israelitische Jünglinge für den Beruf eines Lehrers
vorzubereiten. Die Anstalt umfasst 3 Kurse. Nach bestandener
Schlussprüfung treten die Schüler in die israelitische
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg oder in ein anderes israelitisches
Seminar, mitunter auch in ein königliches Schullehrer-Seminar über.
Anzahl der Zöglinge: 62.
Vorstand: Dr. Naphtali Kohn, Distriktsrabbiner.
Präparandenlehrer: W. Neumann, Jos. Braunold, K. Ochsenmann.
Musiklehrer: St. Deißenberger, S. Staab." |
Ausschreibung der Lehrerstelle
(1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1904: "Israelitische
Präparandenschule zu Burgpreppach. Infolge Berufung des bisherigen
Inhabers der Stelle an die Realschule der Israelitischen
Religionsgesellschaft zu Frankfurt am Main ist zum Beginn des
Sommer-Semesters die Stelle eines Präparandenlehrers an unserer
Schule neu zu besetzen. Reflektanten wollen sich baldigst mit dem
unterzeichneten Vorstand in Verbindung setzen.
Distriktsrabbiner Dr. Naphtali Cohn." |
Lehrer Adler wird zum Lehrer an die Präparandenschule
Burgpreppach berufen (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1904:
"Georgensgmünd, 18. März (1904). Unser Herr Lehrer Adler ist
zum Lehrer in der Präparanden-Schule
(Talmud-Thora) in Burgpreppach berufen und bereits von der
königlichen Regierung bestätigt worden. Da er es verstanden hat, durch
treue Pflichterfüllung und leutseliges Wesen sich die ungeteilte
Wertschätzung der ganzen Gemeinde zu erringen, so wird das Scheiden
dieses strebsamen Beamten von hier allgemein bedauert. Sei erfolgreich
und betreibe die Sache der Wahrheit". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1904: "Burgpreppach.
Als Nachfolger des an die Realschule der Israelitischen
Religionsgesellschaft zu Frankfurt am Main berufenen Herrn K.
Ochsenmann ist, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, Herr Salomon
Adler, zur Zeit in Georgensgmünd, zum Lehrer an der Israelitischen
Präparandenschule zu Burgpreppach gewählt worden. Die Wahl hat bereits
die Bestätigung der Königlichen Kreisregierung zu Würzburg erhalten.
Herr Adler ist gleich seinem Vorgänger ein ehemaliger Schüler der
Burgpreppacher Schule." |
Zum Tod von Lehrer J. Braunold (seit 1897 an der
Schule, Bericht von 1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1907: "Burgpreppach,
10. November (1907). Vor kurzem wurde Herr J. Braunold, Lehrer an der
hiesigen Präparandenschule, zu Grabe getragen. Die Anstalt, an der der
Verblichene 10 Jahre wirkte, verliert in ihm einen mit seltenen
Geisteseigenschaften ausgestatteten Lehrer. Treu und pflichteifrig im
Berufe, verband er mit einem glänzenden Wissen eine große
Bescheidenheit, die ihn seine eigene Persönlichkeit stets vor den anderen
zurückstellen hieß. In seiner freundlichen Weise stand er den jungen
Kollegen immer gerne mit Rat und Tat väterlich zur Seite. Den Schülern,
die er durch seinen anregenden und interessanten Unterricht zu fesseln
wusste, war er stets das vollkommenste Muster eines guten Jehudi. Groß
ist die Zahl derer, denen er das Gotteswort vermittelte und die er hat
bilden helfen zu tüchtigen Menschen und gesetzestreuen Juden. Sein
Unterricht zeitigte treffliche Erfolge; dafür wurde ihm noch im letzten
Jahre seiner Tätigkeit die Anerkennung der hohen Königlichen Regierung
zuteil. Die Gemeinde Burgpreppach betrauert in ihm ein Mitglied, das ihre
Interessen stets warm vertreten und gefördert hat. Er wusste sich die
Zuneigung aller zu erwerben, die zu ihm in engere Beziehung traten. Unser
ganzer Ort trauert denn auch um den trefflichen Mann. Eine große Schar
von Freunden der Verstorbenen war herbeigeeilt, um ihm die letzte Ehre zu
erweisen. Am Trauerhause hielt Herr Rabbiner Dr. Cohn als Direktor der
Präparandenschule und als Vertreter des Kuratoriums ein Hesped
(Trauerrede), in dem er ein treues Bild von der von Pflichteifer
erfüllten Persönlichkeit des Heimgegangenen entwarf. Im Namen des
Lehrerkollegiums und als Vertreter des Vorstandes des Israelitischen
Bayerischen Lehrervereins, dessen Mitglied der Verstorbene war, widmete
Herr Lehrer Neumann dem Dahingeschiedenen einen warmen Nachruf. Er
beklagte den frühen Heimgang des Studienfreundes und Kollegen, der auf
der Höhe des Lebens dahingerafft wurde. Am Grabe sprachen Lehrer Matthes
- Ditterswind im Namen des Bezirkslehrervereins Burgpreppach,
Herr Lehrer Ottensoser in Vertretung der israelitischen Kultusgemeinde und Herr Lehrer Zeilberger, zur Zeit Burgpreppach, als ehemaliger Schüler des
Heimgegangenen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Todesanzeige für die Lehrerwitwe
Rosa Braunold geb. Mayer (1925)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1925: "Am 20. Tammus
(12. Juli) verschied nach langem, schwerem Leiden im 66. Lebensjahre
unsere liebe Mutter Frau Rosa Braunold geb. Mayer, Lehrerswitwe.
Die Überführung nach Burgpreppach fand am Dienstag, 22. Tammus statt.
Schweinfurt, Mainz, Fulda, Berlin, Wiesenfeld. Im Namen der Kinder.
Lehrer A. Berlinger und Frau geb. Braunold." |
Zum Tod von
Oberlehrer Wolf Neumann (seit 1876 Lehrer an der Schule; Bericht 1908)
Hinweis: Foto von Lehrer Wolf Neumann siehe oben im Bericht von
1901.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1908: "Burgpreppach,
21. Oktober (1908). Gestern Vormittag verstarb dahier der weit bekannte
und allbeliebte Oberlehrer Neumann der israelitischen Präparandenschule
Burgpreppach, der genanntem Institut nahezu 30 Jahre als Lehrer und
Oberlehrer vorstand und sich allgemeiner Hochachtung und Beliebtheit
erfreute. - Wir behalten uns eine eingehendere Würdigung dieses
verdienten Lehrers für die nächste Nummer vor." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1908: "Das
Andenken des Gerechten ist zum Segen. Burgpreppach, 2. November
(1908). Noch nicht hat das Jahr seinen Lauf vollendet, in dem ein
bewährter Lehrer, Herr Präparandenlehrer Braunold - seligen Andenkens
- die Augen zum ewigen Schlaf geschlossen und schon wiederum hat der
unerbittliche Tod eine schwere Lücke in den Lehrkörper der
Talmud-Toraschule Burgpreppach gerissen. Herr Präparandenoberlehrer Wolf
Neumann - seligen Andenkens - erlag nach kurzem, aber schwerem
Krankenlager einem tückischen, körperlichen Leiden, das seit Jahresfrist
seine Gesundheit unterwühlt hatte. In ihm verliert die Präparandenschule
Burgpreppach einen ihrer treuesten Lehrer, der in uneigennütziger Weise
fast vier Jahrzehnte mit großem Erfolge an derselben gewirkt hat. War der
Verstorbene doch noch einer von den Lehrern, die an der Wiege der Anstalt
gestanden, und bis zu seinem Lebensende galt sein Denken und Streben der
Schule, die er mitbegründen geholfen. Hunderte von Lehrern, die nun in
allen Gauen unseres Vaterlandes wirken, saßen einst zu den Füßen des
großen Lehrers und lauschten begierig seinen Worten. Vor allem war sein
Streben darauf gerichtet, die ihm anvertraute Jugend für unsere
Heilige Tora zu begeistern; ihm war es nicht nur darum zu tun, seinen Schülern
Kenntnisse mitzuteilen, er suchte sie nach dem Worte unserer Weisen: nicht
das Lernen ist die Hauptsache, sondern das Tun zur Betätigung und
Ausübung des Gelernten anzueifern. Er war aber nciht nur bedeutend als
Lehrer, sondern er war auch groß und edel als Mensch; so erwarb er sich
in allen kreisen der Bevölkerung, in denen er verkehrte, zahlreiche
Freunde und Verehrer. Von seiner großen Beliebtheit zeugt auch die rege
Beteiligung der Gesamtbevölkerung des hiesigen Ortes gelegentlich seiner
Beerdigung; aber auch von weither strömten Bekannte und Verwandte,
Freunde, Kollegen und Schüler, um dem teueren Entschlafenen die letzte
Ehre zu erweisen. vor dem Trauerhause hielt Herr Distriktsrabbiner Dr.
Cohn einen tief empfundenen Nachruf, in dem er die Verdienste des
Verstorbenen um Schule und Gemeinde schilderte. Hernach ergriff Herr
Distriktrabbiner Dr. Stein - Schweinfurt
das Wort, um dem Verewigten den Dank des Kuratoriums der Talmud-Toraschule
auszusprechen. Am Grabe sprachen noch Herr Lehrer Ottensoser namens der
israelitischen Kultusgemeinde, Herr Lehrer Goldstein - Heidingsfeld
im Auftrage des israelitischen Lehrervereins, dessen Mitbegründer der
Heimgegangene gewesen, Herr Seminarlehrer Stoll - Würzburg für die
Verwandten, Herr Präparandenlehrer Uhlfelder im Namen des
Lehrerkollegiums der Präparandenschule Burgpreppach, Herr Dr. Bamberger -
Nürnberg gab als ehemaliger Schüler des Entschlafenen der Liebe und
Verehrung Ausdruck, die sich der Verblichene im Herzen seiner Schüler
erworben. Auch Vertreter christlicher Vereine hielten ehrende Nachrufe.
Nun ist seine sterbliche Hülle der Erde übergeben; der Talmud-Toraschule
Burgpreppach und dem großen Kreise seiner Verehrer wird er unvergesslich
bleiben. Das Andenken des Gerechten ist zum Segen!" |
Über Lehrer Jonathan Uhlfelder (bis 1909 an der
Schule; Berichte anlässlich seines Todes in Nürnberg 1928)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Dezember 1928:
"Jonathan Uhlfelder. Nürnberg. Wer den erschütternden Eindruck
wiedergeben will, den der plötzliche Tod von Jonathan Uhlfelder seligen
Andenkens hinterließ, kann es nicht bezeichnender tun als mit den Worten
der Heiligen Schrift: 'Die Stadt war verstört!' Nach einem leichten
Unwohlsein, ohne Ahnung von dem, was ihm bevorstand, aber auch ohne
Schmerz, mitten aus seinem Schaffen und Planen heraus wurde er seiner
Familie, seiner Schule, dem Kreise der Kollegen und Freunde
entrissen.
Jonathan Uhlfelder gehörte zu den stillen, gütigen Menschen, die aus
einem reichen Innenleben schöpfend, in treuer Pflichterfüllung ihre Welt
sehen. Sein Leben war ausgefüllt von der zärtlichsten Fürsorge für die
Seinen und von dem unablässigen Bemühen, das Wohl der ihm Anvertrauten
zu fördern und sicher zu stellen. Daneben war er voll des regesten
Interesses für die materielle und geistige Hebung seines Standes, für
das Wohl und Wehe seiner Kollegen, für das Glück seiner Freunde. Mit
Recht rühmte ihm der 2. Vorstand des Vereins an der Bahre nach, wie er in
der für die Religionslehrer schlimmsten Zeit, in den traurigen Jahren
ihrer Rechtlosigkeit und einer völlig ungesicherten Existenz seinen
Kollegen die Treue hielt, obwohl er selbst als staatlich angestellter Volksschullehrer
dieser Sorgen enthoben war.
Uhlfelders berufliches Wirken führte ihn von Burgsinn
und Bechhofen, wo er als
Religionslehrer Anstellung gefunden hatte, an die Präparandenschule nach
Burgpreppach und nach einer erfolgreichen Tätigkeit an derselben in den
Volksschuldienst
nach Heidenheim (Mittelfranken). Vor fünf Jahren wurde er an die
Volksschule der Adaß Israel in Nürnberg berufen.
Schon als junger Lehrer hatte er die ernste, verantwortungsvolle Arbeit
des Volksschullehrers erstrebt. Seine Tätigkeit im Dienste der
Lehrerausbildung wie später an der Volksschule zeugten von seinem
rastlosen Streben nach eigener Vervollkommnung, wie von seinem reinen
Bemühen, die ihm anvertraute Jugend zu fördern. Es lag in seiner
einfachen, selbstlosen, jedem Wichtigtun abholden Art, wenn dieses Streben
nicht immer nach seiner ganzen Weite erkannt wurde.
Herr Rabbiner Dr. Klein widmete dem allzu früh Vollendeten einen tief
empfundenen Nachruf, indem er, an ein Wort des Midrasch anknüpfend, rühmte,
wie Uhlfelder stets der Mahnung der Weisen gerecht wurde, sein Gewand zu
jeder Zeit weiß zu erhalten, das Gewand der Lauterkeit im Wandel und der
Treue zu Gott. Mit Wärme schilderte er dann den Verblichenen als Gatte,
Vater und Bruder. Für den bayerischen Volkschullehrerverein und für den
Verein israelitischer Lehrer in Bayern überbrachte Herr Hauptlehrer Dr.
Bamberger letzte Grüße und das Gelöbnis unverbrüchlicher tatbreiter
Treue; namens des Lehrerkollegiums der israelitischen Volksschule der
Adaß nahm Herr Oberlehrer Heß schmerzbewegten Abschied; ferner widmete
Herr Oberstudienrat Dr. Tachauer als Vertreter der Adaß Israel, Herr Rechtsanwalt
Feilchenfeld für die Maimonides Loge und Herr Dr. Löb im Namen der
Elternschaft der jüdischen Volksschule dem Verewigten Worte des Gedenkens
und des Dankes.
Ein zahlreiches Trauergefolge, darunter auch Herr Stadtschulrat Eder,
begleiteten Uhlfelder zur letzten Ruhe. Viele Amtsbrüder waren zum Teil -
trotz des Freitags - weither gekommen, um ihre Anteilnahme zu bezeugen.
Ein Unglück, das so jähr hereinbrechend ein trautes Familienglück
zerstört, wird immer erschütternd wirken, doch darüber hinaus werden
alle, die den bescheidenen, jedermann gut gesinnten und allem
Äußerlichen widerstrebenden Manne näher kannten, seinen Heimgang als
einen schweren Verluste beklagen. J. Blum (Nürnberg). |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928: "Nürnberg,
30. November (1928). Am 21. dieses Monats verschied nach kurzer Krankheit
unerwartet Hauptlehrer Jonathan Uhlfelder. Sein Tod erweckte in weiten
Kreisen der hiesigen Gemeinde tiefste Teilnahme. Uhlfelder stammte aus
einer Familie, in der der Lehrerberuf traditionell ist. Nach erfolgreicher
Tätigkeit in Burgsinn, an der Präparandenschule in
Burgpreppach und an
der Volksschule in Heidenheim wurde er an die hiesige jüdische
Volksschule berufen, an der er 6 1/2 Jahre wirkte.
Uhlfelders stilles bescheidenes Wesen liebte es nicht, in der
Öffentlichkeit sich bemerkbar zu machen. Aber alle, die in engeren
Verkehr zu ihm traten, wussten seine Geradheit und Schlichtheit, sein
reges Interesse an Berufs- und anderen Fragen, sein pädagogisches Wissen
und Geschick zu schätzen. Die Bestattung fand am 23. dieses Monats unter
großer Beteiligung statt. Am Grabe rühmte Herr Rabbiner Dr. Klein des
Heimgegangenen Persönlichkeit als Familienvater und Erzieher, Herr Prof.
Dr. Tachauer sprach den Dank der Adaß Israel für seine ersprießliche
Tätigkeit an der Schule aus, Herr Oberlehrer Heß nahm im Namen des
Lehrerkollegiums Abschied von dem treuen Freund und Kollegen, Herr
Hauptlehrer Dr. Bamberger, der im Auftrag des bayrischen und jüdischen
Lehrervereins sprach, hob seine Treue zu den Berufsorganisationen hervor,
Herr Dr. Feilchenfeld dankte für die Maimonides-Loge und Herr Dr. Löb im
Namen der Eltern. Möge der Allgütige der schwer geprüften Familie
beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Über den im Ersten Weltkrieg gefallenen Lehrer Aron Hirschmann
(1918)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. September
1918: "Burgpreppach. Aron Hirschmann, Lehrer an der
israelitischen Präparandenschule, fiel als Leutnant im
Westen." |
Zum Tod des Lehrers Jakob Lichtenstädter (Lehrer an der
Präparandenschule 1883-1886, gest. 1936)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni 1936: "Vereinsmitteilungen.
Vor einigen Wochen verstarb in Hamburg, wo er seit 1886 tätig war, unser
Vereinsmitglied Lehrer Jakob Lichtenstädter im Alter von 75 Jahren.
Unseren älteren Kollegen wird der Verstorbene als Lehrer der Präparandenschule
Burgpreppach, wo er von 1883 bis 1886 wirkte, in guter Erinnerung sein.
Unserem Vereine hielt er auch in Hamburg die Treue. Stets war er ein
vorbildlicher, eifriger Mitarbeiter und lieber Kollege. Wir werden ihm ein
treues Gedenken bewahren." |
Über Lehrer Max Gutmann (geb. 1876 in Kleinsteinach, Lehrer in Burgpreppach
seit 1908, gest. 1926)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
7. Oktober 1926: "Präparandenlehrer Max Gutmann. Am ersten
Abend des Rosch-Haschonoh, dessen Festtagsliturgie in erschütternder
Weise die Gebundenheit des Menschenschicksals an den göttlichen
Richterspruch uns zum Bewusstsein bringt, hauchte Max Gutmann seine edle
Seele aus. Am zweiten Tage des Rosch-Haschonoh wurde, was sterblich an ihm
war, auf dem Beis hachajim (Friedhof) zu Fulda der Erde übergehen.
Mit Max Gutmann ist ein frommer Jude, ein ideal gesinnter Lehrer, ein
guter Mensch ins Grab gesunken. Geboren im Jahre 1876 in Kleinsteinach
und aufgewachsen in einem von tiefem religiösem Ernst durchwehtem
Elternhause, wurde Gutmann schon in früher Jugend auf das alte jüdische
Ideal eines Lehrers hingewiesen. Die in bayerischen Lehrerkreisen
bekannten und geschätzten Jugendbildner, Lehrer Sichel s.A. (Kleinsteinach)
und Lehrer Eschwege (Thüngen) waren
die geistigen Führer seiner Jugend. Die Präparandenschule
zu Höchberg und das Jüdische Lehrerseminar zu Würzburg zählten
Gutmann mit zu ihren strebsamsten Absolventen. Seine Laufbahn als
jüdischer Lehrer begann der junge Kollege in mehreren kleinen Gemeinden
Unterfrankens, dann folgte er einem Rufe an die höhere Mädchenschule
nach Hamburg. Seine reichen pädagogischen Erfahrungen, die er in
5jähriger Tätigkeit in Hamburg sich erwarb und als Hörer an der
dortigen Hochschule erweiterte, konnte er als Lehrer an der
Präparandenschule zu Burgpreppach vom Jahre 1908 an als Nachfolger des
verewigten Hauptlehrers Neumann s.A. in reichem Maße verwerten. In
17jähriger Tätigkeit als Lehrerbildner hat sich Gutmann durch treue
Hingabe die Dankbarkeit von Hunderten seiner Schüler, die Anerkennung und
Achtung seiner Kollegen an der Schule und des Bezirks, sowie den Dank der
Verwaltung und Leitung seiner Schule erworben. Fast untragbar erschien
zeitweise das Maß der Arbeit, das in der Kriegs-, besonders aber in der Inflationszeit
als Pflegevater, als Hausverwalter und als Lehrer auf seinen Schultern
lastete. War er doch zuletzt fast der einzige und alleinige Träger der
gesamten Schul- und Internatsaufgaben, welche aus dem Betrieb der zur
Bürgerschule umgewandelten Burgpreppacher Anstalt erwuchsen. Seine
Körperkraft, welche den großen Anstrengungen des ihm im letzten
Jahrzehnt gestellten Aufgabenkreises nicht mehr gewachsen war, brach unter
der Last zusammen, musste umso eher zusammenbrechen, als unerquickliche
Verhältnisse an der Schule durch seelische Aufregungen seine ohnehin
schon geschwächte Gesundheit stark beeinträchtigen. Obgleich erst am
Ende der vierziger Jahre stehen, musste Gutmann jede weitere
Berufstätigkeit aufgeben. Aber gerade jetzt musste er noch einmal die
Tragik des jüdischen Lehrerstandes erfahren. Es zeigte sich, dass trotz
der in Bayern gegebenen Versorgungsmöglichkeit für seine Ruhestands- und
Hinterbliebenenbezüge nur unzulänglich gesorgt war. Dem Eintreten seiner
Kollegen im Bayerischen Lehrerverein ist es noch in letzter Stunde dank
der Fürsorgetätigkeit des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden
in Verbindung mit den Opfern aus der Hilfskasse des Lehrervereins und aus
der Kasse der Burgpreppacher Schule gelungen, die Ruhestandsversorgung im
Rahmen der einmal gegebenen Verhältnisse noch einigermaßen befriedigend
zu lösen. Aber nicht lange sollte Gutmann der Ruhe sich erfreuen. Nach
etwas mehr als einjährigem Ruhestand machte ein Schlaganfall seinem leben
ein Ende. An seinem Grabe trauert eine junge Witwe mit fünf Waisen. Möge
es gelingen, die Hinterbliebenen für Not und Sorge zu bewahren. Wie sich
der verewigte Jugendbildner in Hunderten von Herzen dankbarer Schüler ein
Denkmal bleibender pietätvoller Verehrung gesetzt hat, wird sein Andenken
in den Kreisen seiner Kollegen, die ihn als einen aufrechten Mann und
freuen Freund schätzten, in liebevoller Erinnerung fortleben. Das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen! J.St." |
Über Rabbiner/Lehrer Fritz Nußbaum (geb. 1902 in Maßbach, umgekommen
nach Deportation 1942)
Jahresberichte
der Schule (beziehungsweise des Talmud-Tora-Vereins)
2.
Jahresbericht (1875/1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1876: "Aus
Unterfranken. Der Talmud-Thora-Verein in Burgpreppach gibt soeben seinen
zweiten Rechenschaftsbericht aus. Wenn wir bei der Beurteilung einer für
das Gemeinwohl bestimmten Institution drei Hauptfaktoren als Maßstab
anlegen, nämlich die Ziele, die sie sich gestellt, die Leistungen, die
dieselbe erzielt, und die Aufnahme, die diese Institution von Seiten des
Publikums gefunden, so müssen wir beim Durchlesen des erwähnten
Rechenschaftsberichtes mit freudiger Genugtuung erfüllt werden und die Überzeugung
gewinnen, dass der Verein sehr viel Ersprießliches leistet. Die Ziele des
Talmud-Thora-Vereins sind, jungen Leuten, die sich dem Lehrfache oder dem
Kaufmannstande widmen, die für ihren zukünftigen beruf notwendige
gediegene Vorbildung in der deutschen, französischen und englischen
Sprache und in allen nötigen Wissensgegenständen beizubringen und ihnen
aber zugleich und hauptsächlich eine solch gründliche religiöse Bildung
zu verschaffen, die sie nicht nur befähigt, selbständig aus dem reichen
Borne der jüdischen der jüdischen Literatur zu schöpfen, sondern die
auch zugleich auf ihren Charakter derart bestimmend einzuwirken sicht,
dass aus ihnen dereinst echte von aufrichtiger Gottesfurcht durchdrungene
Jehudim werden. Für die Erfüllung dieses großen und erhabenen Zieles
hat der Verein im abgelaufenen Jahre in sehr anerkennenswerter Weise
gewirkt. In der Talmud-Tora-Schule wurden im verflossenen Sommer 35 auswärtige
Zöglinge aus den verschiedensten Gegenden Bayerns und des Auslandes
unterrichtet. Der Rechenschafts-Bericht sagt uns, dass diejenigen Zöglinge,
die sich dem Lehrfache widmen, die von einem königlichen Seminar-Direktor
geleitete Kurs-Prüfung mit recht gutem Erfolge bestanden haben und dass
ferner in diesem Jahre der erste sich dem Geschäftsfache widmende Zögling,
nachdem derselbe die Schule zwei Jahre besucht, entlassen wurde, und dass
derselbe befähigt ist, eine schwierige Abhandlung des Talmud recht gut zu
begreifen. Wenn derartige Resultate nur möglich sind bei großem Eifer
und bei einer begeisterten Hingebung, wie sie den Vorständen dieses
Vereins und namentlich dem nie ermüdenden Leiter derselben, dem Herrn
Rabbiner Hirsch eigen sind, so muss andererseits auch anerkannt werden,
dass der Verein den richtigen Boden zu seiner Wirksamkeit gefunden hat.
Von allen Seiten wird demselben das reichste und edelste Wohlwollen
entgegengebracht und reichliche und kräftige Unterstützung gewährt. Seitdem
vor zwei Jahren ein Aufruf erlassen worden, sind an Spenden 10.710 Mark 96
Pfennig eingegangen. Dieselben wurden teilweise zur Bezahlung des
angeschafften Hauses, auf das jetzt nur noch 2.400 Mark abzutragen sind,
und teilweise zur Honorierung eines eigens für die Talmud-Thora
angestellten Lehrers verwendet. Wir wünschen dem schönen und edlen
vereine auch ferner glückliches Gedeihen." |
3.
Jahresbericht (1876/1877)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1878: "Aus Bayern. Der
Talmud-Tora-Verein in Burgpreppach versendet soeben einen
Rechenschaftsbericht über das abgelaufene Jahr. Die Mitteilungen, die wir
demselben entnehmen, sind im hohen Grade erfreulich.
Es sind kaum 3 Jahre
her, seitdem vom Vorstande des erwähnten Vereins ein Aufruf erlassen
wurde, in welchem eine Förderung der Vereinszwecke und besonders um
Unterstützung für die Reorganisation der seit langen Jahren zu
Burgpreppach bestehenden Talmud-Thora-Schule gebeten wurde. Der
allseitigen Teilnahme, die dieser Aufruf gefunden hat, ganz besonders aber
dem unermüdlichen Eifer des Direktors Herrn Rabbiner Hirsch, der eine
seltene Tätigkeit dieser Sache widmet und mit einer bewunderungswürdigen
Begeisterung für dieselbe wirkt, ist es zu danken, dass heute in
Burgpreppach eine Talmud-Thora-Schule blüht, die 53 Schüler zählt und
die als eine Musterschule dieser Art gelten kann.
Der Rechenschaftsbericht bezeichnet als Zweck der Anstalt eine
gediegene Ausbildung der ihr anvertrauten Zöglinge nicht nur in allen
deutschen Unterrichtsgegenständen, wie sie an einer gehobenen Schule
unterrichtet werden, in der französischen und englischen Sprache, sondern
ganz besonders eine Erzielung von gründlichem jüdischem Wissen und
spricht die Hoffnung aus, dass dadurch in erster Linie Lehrer
herangebildet werden, die mit ausreichender Vorbildung in das
Lehrerseminar übertreten und dadurch umso sicherer Berufstüchtigkeit und
allseitige Bildung erlangen können, und dass zweitens auch diejenigen
sich in der Talmud-Thora-Schule befindenden jungen Leute, die sich dem
Kaufmannsstande widmen, sich nicht nur umfassende Vorkenntnisse für ihren
zukünftigen Beruf aneignen, sondern auch im Jüdischen soviel erlernen,
dass sie befähigt werden in den Quellen der jüdischen Literatur
weiterforschen zu können. Von unschätzbarem Werte aber ist, was der
Rechenschaftsbericht mit besonderer Vorliebe betont (wir kennen diese
Anstalt und bestätigen dies daher umso freudiger) die Erzielung echt-jüdischer
Gesinnung, die wahre Gottesfurcht, die in dieser Anstalt herrscht, und die
Begeisterung, die in derselben für unsere Heilige Tora geweckt wird. –
Außer dem Direktor wirken an der Schule zwei
Lehrer, die Herren Ehrmann und Neumann. – Die Einnahmen des
Talmud-Thora-Vereins betragen bis jetzt an Spenden 14.157 Mark 12 Pfennig.
Die Ausgaben inklusive einer noch auf dem Hause der Talmud-Thora haftenden
Hypothek 13.689 Mark 97 Pfennig, sodass ein Überschuss von 467 Mark 15
Pfennig vorhanden ist. Außerdem wurde an regelmäßigen Jahresbeiträgen
der Vereinsmitglieder (ein jährlicher Beitrag von 6 Mark erwirkt die
Mitgliedschaft) in verflossenem Jahre eingenommen 1.315 Mark, womit
teilweise die Lehrergehalte gezahlt wurden, da nur von Kindern sehr
reicher Eltern ein Schulgeld erhoben wird. – In dem Maße, wie die
Wirksamkeit des Vereins sich erweitert, vergrößern sich natürlich auch
die Bedürfnisse. Dieselben werden in der nächsten Zeit ganz besonders
groß sein, da ein Umbau der Schullokale nötig ist.
Möchten daher diese Zeilen für manchen wohltätigen
Glaubensgenossen eine Veranlassung sein, eine so äußerst nützliche
Institution, die die Förderung der heiligsten Interessen des Judentums
bezweckt, zu unterstützen. – Wir aber wünschen dem Talmud-Tora-Verein
Glück und ferneres Gedeihen."
|
Bericht des Schulleiters, Bezirksrabbiner Abraham Hirsch (Oktober 1879)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1879: "Burgpreppach
(Bayern). Der Unterzeichnete als Präsident des Vorstandes des hiesigen
Talmud-Thora-Vereins, als Gründer und Leiter desselben erachtet sich für
verpflichtet, den Mitgliedern dieses Vereins, den zahlreichen Gönnern und
edlen Freunden dieses Unternehmens hierdurch mitzuteilen, dass es nun
endlich gelungen ist, nachdem viele Schwierigkeiten, die hindernd in den
Weg getreten, beseitigt worden sind, in Anerkennung des besagten Vereins
von dem Königlichen Bezirksgerichte in Schweinfurt zu erlangen. Es wird
nun der Grundbesitz des Vereins, der in 2 Häusern besteht, die einen Wert
von mehr als 25.000 Mark haben, nunmehr auf dessen Namen eingetragen
werden, und kann jetzt in jeder Weise eine größere Tätigkeit entfaltet
werden. Der Vorstand hat daher den Beschluss gefasst, ein Anlehen von
5.000 bis 6.000 Mark bei einer Bank auf Annuitäten aufzunehmen, um mit
dieser Summe alle noch vorhandenen Schulden und notwendigen Ausgaben zu
berichtigen, welche teils von einer Hypothek, die noch auf dem früher
schon akquirierten Hause haftet, teils von dem im vorigen Jahre begonnenen
und in diesem Jahre vollendeten Neubau eines in jeder Beziehung vollkommen
entsprechenden Unterrichtslokals herrühren, damit von jetzt an und weiter
alle Beiträge, Spenden etc., nachdem das Honorar der Lehrer entrichtet,
der Unterstützung von würdigen, unbemittelten Zöglingen gewidmet werden
können. Die Anstalt, die sich einer Frequenz von mehr als 60 Zöglingen
aus allen Gegenden Deutschlands erfreut, die jedenfalls die besuchteste
derartigen israelitischer Schulen in unserem Vaterland ist, war zu unserem
großen und innigen Bedauern durch die beschränkten Mittel, über die sie
disponierte, sehr häufig in der traurigen Lage, Gesuche um Aufnahme von
braven, gut empfohlenen Eltern, von mittellosen Witwen und total
verlassenen Waisen zurückweisen zu müssen. Um dieser Kalamität zu
beseitigen, um unseren engen Wirkungskreis zu erweitern, um kräftiger
dazu beitragen zu können, dass der noch immer große Mangel an tüchtigen |
und
charakterfesten Lehrern rasch aufhört und die vielen vakanten Elementar-
und Religionslehrerstellen bald besetzt werden, erlauben wir uns die
bisherigen Mitglieder des Talmud-Tora-Vereins, die würdigen Freunde und Gönner
dieses Unternehmens zu bitten, uns für die Folge des Wohlwollens und die
edle Opferbereitwilligkeit, die sie bisher uns gewidmet, ungeschwächt
erhalten zu wollen, und an alle teuren Brüder und Schwestern, die wahre
und opferbereitwillige Sympathien hegen für die Förderung solcher
Anstalten, deren Tendenz ist, Religiosität, Wissenschaft und Bildung zu
verbreiten, die aber bisher unserer Anstalt ferne standen, richten wir das
dringende Ersuchen: tragen Sie nach Kräften ihr Scherflein dazu bei, dass
ein Unternehmen, das seine Existenz nur den erhabensten und heiligsten
Motiven verdankt, das nur nach allgemeiner Verbreitung der größten und
edelsten Güte strebt, so situiert werde, dass es den Kreis seines Wirkens
stets erweitern könne. Wir haben auch Ursache mit den bisher erzielten
Resultaten zufrieden sein zu dürfen. So haben 8 von unseren Zöglingen,
die sich teils in der Vorbereitungsklasse und teils im ersten Seminarkurs
der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg befinden, nach einem vor Kurzem
erhaltenen Berichte, 3 ihre Jahresprüfung mit Note I und 5 mit der Note
II bestanden. Herr Rabbiner Dr. Plato, Direktor des jüdischen Seminars für
Rheinland und Westfalen ließ vor wenigen Wochen durch ein Mitglied des
Kuratoriums des erwähnten Seminars, das einen Anverwandten zu seiner
Ausbildung hierher brachte uns mitteilen, er sei mit 3 Zöglingen unserer
Anstalt, die dort ihre Fortbildung erhalten, in jeder Weise sehr
zufriedne. Herr Distrikts-Rabbiner J. Adler in Kitzingen, der vorige Woche
1 ½ Tage lang in allen hebräischen Disziplinen eine sehr eingehende Prüfung
mit allen Klassen vorgenommen, versicherte uns, dass er mit den Leistungen
in jeder Beziehung sehr zufrieden sei.
Unsere
Herren Kollegen und die Kultusvorstände, die uns so oft Knaben aus ihren
Distrikten und bezüglichen Gemeinden zur Aufnahme und besonderer Berücksichtigung
empfohlen, müssen wir darauf aufmerksam machen, dass wir nur dann ihre
Intentionen erfüllen können, wenn sie sich mit allem Eifer bemühen, für
eine kräftige und allseitige Unterstützung unserer Anstalt zu agitieren.
Wir sind von der erhebenden Überzeugung beseelt, dass bei dem überall
lebhaft pulsierenden Wolltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen ihre Bemühungen
für einen solchen Zweck sich bald des erwünschten Erfolges rühmen können.
A. Hirsch, Distrikts-Rabbiner."
|
4. Jahresbericht (1878/1879)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1879: "Burgpreppach.
Dem vierten Rechenschaftsbericht der Talmud-Thora-Schule zu Burgpreppach für
das Jahr 1878 entnehmen wir:
Ein Aufruf, mit welchem wir uns um Unterstützung zur Erbauung
eines neuen Schulgebäudes bittend an unsere Brüder und Schwestern
gewandt, fand allenthalben trotz der so äußerst ungünstigen Zeitverhältnisse
günstige Aufnahme und man beeiferte sich in vielen Gemeinden, nach Kräften
ein Scherflein zu der sofortigen Ausführung dieses Gebäudes, das für
die Erhaltung unserer Anstalt zur Notwendigkeit geworden, beizutragen.
So ist es mit der Hilfe des Allgütigen gelungen, in verhältnismäßig
sehr kurzer Zeit ein neues Unterrichtslokal nach einem Plane, der auf der
Königlichen Regierung selbst entworfen wurde, errichten zu lassen. Wir
besitzen nun sehr gesunde, helle, freundliche und geräumige Schulzimmer,
die sowohl in technischer als auch in hygienischer Beziehung allen
Anforderungen vollkommen Rechnung tragen, Schulzimmer, die für mehr als
100 Zöglinge Raum bieten, die unserer Tätigkeit keine so enge Grenze
mehr stecken, die uns erlauben, sobald wir über die erforderlichen Mittel
disponieren, einer noch weit größeren Anzahl von lernbegierigen Jünglingen
Aufnahme zu gewährten.
Überdies besitzt das erwähnte Haus noch 8 recht hübsche Zimmer,
die teils zur Wohnung eines Lehrers, teils als Logis für Zögling dienen.
Wir sind nun in der angenehmen Lage, dass wir einer sehr großen Anzahl
der Zöglinge, die sich zu ihrer Ausbildung hier befinden, Logis in den
beiden Häusern, welche dem Talmud-Thora-Vereine gehören, anweisen können.
Wir sind nun nicht mehr den vielen und lästigen Unannehmlichkeiten
ausgesetzt, die ein ununterbrochener Wechsel der Wohnungen verursacht.
Es wurde in dem verflossenen Jahre unsere Anstalt von mehr als 50 Zöglingen
aus den verschiedensten Gegenden unseres Vaterlandes besucht, 11 derselben
haben die Präparanden-Prüfung des 1. Kurses gemacht, 6 jene für den 2.
Kursus und sind von den erwähnten Schülern 5 in die Lehrer- |
bildungsanstalt
in Würzburg und 1 in das jüdische Seminar für die Rheinprovinz in Köln
eingetreten. Obwohl eine hübsche
Anzahl unserer Zöglinge reich oder gut bemittelt sind, so befinden sich
unter denselben doch viele, deren Eltern über sehr geringe Mittel
disponieren, die daher kräftig unterstützt werden müssen, auch solche,
die vollkommen mittellos sind, für deren Existenz wir ganz und gar zu
sorgen haben. Einige dieser Knaben sind Waisen, stehen ganz hilflos und
verlassen da. Solchen unglücklichen, doppelt bedauernswürdigen Jünglingen
durch eine kräftige Unterstützung zu einer würdigen Ausbildung
behilflich zu sein, ist eine hochherzige Handlung, die von dem Vater der
Witwen und Waisen reichlich belohnt wird.
In der jüngsten Zeit sind ganz besonders sehr zahlreiche Gesuche
um Aufnahme in unsere Anstalt von würdigen, unbemittelten Eltern, von
hilflosen Witwen und von vollkommen verlassenen Waisen an uns gerichtet
worden.
Da wir aber früher schon, um die Aufnahme verschiedener, armer Zöglinge
zu ermöglichen, uns verpflichtet haben, privatim für deren Existenz
sorgen zu wollen, und da es uns kaum gelungen ist durch die kräftige
Unterstützung unserer Freunde und Bekannten, sowohl in der hiesigen
Gemeinde, als auch außerhalb, diese schwierigen Verbindlichkeiten erfüllen
zu können, indem wir noch eine ziemliche Schuldenlast, die auf diese
Weise entstanden ist, zu berichtigen haben, so waren wir zu unserem großen
Bedauern vorläufig gezwungen, diese Bitten zurückweisen zu müssen.
Die Einnahmen betrugen 10.235 Mark, die Ausgaben 14.168 Mark."
|
7.
Jahresbericht (1881/1882)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1882: "Burgpreppach.
Dem siebenten Rechenschafts-Bericht der Talmud-Tora-Schule zu Burgpreppach
für das Jahr 1881/82 entnehmen wir:
Wir haben mit dem Beginne des
verflossenen Schuljahres einen 3. Schulsaal, der zu diesem Zwecke neu
eingerichtet wurde, benützt. Allen Anforderungen, die in technischer
Beziehung an solche Anstalten gestellt werden können, und in welcher
Beziehung die hohe bayerische Regierung in edler Sorgfalt für das
physische und intellektuelle Wohl unserer Jugend sehr rigorös ist, wurde
in geeigneter Weise Rechnung getragen, wie dies von dieser Behörde
selbstrühmend anerkannt wurde. Nachdem wir nun mehr als 30.000 Mark auf
Herstellung der notwendigen Gebäude und auf entsprechende Einrichtung
verwendet, so werden wir in dieser Beziehung hoffentlich für eine Reihe
von Jahren Ruhe erhalten und werden der Subvention hilfloser Knaben und
verlassener Waisen eine umso größere Beachtung schenken können. Es ist
hierin in erfreulicher Weise auch in diesem Jahre schon ein Fortschritt zu
verzeichnen. Wir haben diesem Zwecke die Summe von 860 Mark zugewiesen.
Wir konnten nicht nur die früher übernommenen Verpflichtungen erfüllen,
sondern noch neue übernehmen, ja sogar auf warme Empfehlung der Hohen
Herren Rabbinen Dr. Klein in Libau und Dr. Rülf in Memel einem
talentvollen, russischen Waisenknaben Aufnahme gewähren. Wir sind mit
demselben in jeder Weise so weit recht zufrieden und konstatieren gerne,
dass er zu guten Hoffnungen berechtigt.
Die
Frequenz der Anstalt hat sich wieder gehoben. Während des Jahres wurde
dieselbe von 68 Zöglingen besucht. Einige Schüler wurden zum Austritt
veranlasst, weil sie so gering talentiert sind und nach der Überzeugung
des Lehrerkollegiums nicht erreichen können, tüchtige Lehrer zu werden
und wir prinzipiell das Judentum mit unqualifizierten nicht bereichern
wollen.
Am 5. Juni
dieses Jahres wurde die Anstalt mit dem Besuche des Kreisschulinspektors
Herrn Erbshäuser beehrt, welcher nach genauer Besichtigung der
Unterrichtssäle und Schlafzimmer, dem Unterrichte in den 3 Kursen
beiwohnte, die schriftlichen |
Arbeiten
und die Quartalsaufgaben einer genauen Durchsicht unterwarf. Dem Vorstande
der Anstalt gegenüber äußerte sich derselbe, nachdem er seine
vollkommene Zufriedenheit über die geeigneten Lokalitäten ausgesprochen,
er habe sich überzeugt, dass sich die hiesige Präparandenschule einer
sorgfältigen und guten Leitung erfreue. In dem diesbezüglichen Referate
an die hohe königliche Regierung, welches der Vorstandschaft zur
Kenntnisnahme übersandt wurde, wurde der besagten Befriedigung in
folgender Weise Ausdruck verliehen:
'Die Unterrichts-, Aufenthalts- und Schlafräume sind durch
mehrere in den jüngsten Jahren ausgeführt Neubauten, zu denen die Pläne
schulaufsichtlich genehmigt wurden, so erweitert, dass sie allen billigen
Anforderungen Genüge leisten.' 'Höchst
erfreulich ist der Geist der Ordnung und Reinlichkeit, der seinen Einzug
in die Anstaltsräume gehalten hat'. 'Auch das Aussehen der Zöglinge
zeugt von Ordnungssinn und Gesundheit.' 'Ich konnte überall
wahrnehmen, dass sowohl von Seite der Lehrer als der Schüler mit Ernst
und Eifer gearbeitet wird.'
12
Schüler des 3. Kursus haben an der Aufnahmeprüfung in die israelitische
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg unter der Leitung des Herrn
Seminar-Direktors Huber teilgenommen und sämtliche dieselben bestanden.
Wegen Mangel an Raum soll aber nur 10 von den Erwähnten Aufnahme gewährt
werden. Einige der übrigen des 3. Kurses beabsichtigen, in das
israelitische Seminar zu Köln nach den Feiertagen einzutreten, die
anderen sich in einem Simultan-Seminar fortzubilden.
Es wird den Mitgliedern des Talmud-Tora-Vereins sowohl als den
vielen Gönnern der Anstalt von hohem Interesse sein, zu vernehmen, dass
in der kurzen Zeit des Bestandes dieser Schule, in dem Zeitraum von 7
Jahren nämlich, 176 Zöglinge, inklusive der in der Anstalt
verbleibenden, ihre Ausbildung in derselben erhalten haben. 25 wirken
bereits als Lehrer und Erzieher in den verschiedenen Gemeinden
Deutschlands und haben wir sowohl von Kultusvorständen, als auch von würdigen
Mitgliedern der betreffenden Gemeinden schön häufig recht erfreuliche
Berichte über die ersprießliche Tätigkeit und über den Charakter
dieser noch jugendlichen Lehrer erhalten. 27 befinden sich noch in
diversen Seminarien behufs ihrer weiteren Ausbildung. 3 befinden sich in
einem Gymnasium behufs ihrer weiteren Ausbildung als Rabbiner. 45 haben
noch in der Anstalt, exklusive der zahlreich Angemeldeten zu verbleiben
und 76 haben sich dem geschäftlichen Leben oder verschiedenen handwerken
gewidmet. Viele von den letzteren sind mit der Absicht in die Anstalt
eingetreten, sich für den Lehrerberuf vorzubereiten, konnten jedoch den
hohen Ansprüchen, die jetzt an denselben gestellt werden, nicht
entsprechen und waren genötigt, einen anderen Beruf zu ergreifen.
Wir glauben nun zu der Behauptung berechtigt zu sein, dass wir mit
aller Energie und Konsequenz uns beeifern, das Versprechen, welches wir
dem Judentum bei Gründung unserer Anstalt erteilt, nämlich alles, was in
unseren schwachen Kräften liegt, aufbieten wollen, um dem allgemein so
bitter empfundenen großen Mangel an tüchtigen, charakterfesten jüdischen
Lehrern abzuhelfen, so rasch als möglich erfüllten. Wir werden uns wohl
nicht gegen die Bescheidenheit vergehen, wenn wir hinzufügen, dass wir
schon dazu beigetragen haben, dass dieser für die religiöse und
sittliche Ausbildung der israelitischen Jugend so schädliche Mangel schon
bedeutend sich reduziert hat, besonders in Süddeutschland, indem hier
durch die Kontrolle, welche der Staat ausübt, dem jüdischen Lehrer auch
eine sichere und festere Existenz begründet wird. Wir können mit
Zuversicht erwarten, dass in nur noch wenigen Jahren der Lehrermangel
vollkommen beseitigt sein wird. Es werden selbst die kleineren Gemeinden
in die angenehme Lage kommen, von befähigten, tüchtigen und gehörig
ausgebildeten Lehrkräften ihre Kinder unterrichtet und erzogen zu sehen.
Es muss rühmend hervorgehoben werden, dass diese durch die traurigen
Erfahrungen der jüngsten Dezennien den Wert eines solchen Unterrichts würdigen
gelernt haben und dass sie, um diesen ihren Kindern zu verschaffen und für
die Dauer zu erhalten, Opfer bringen, welche in ihrer außergewöhnlichen
Größe nicht harmonieren mit den Mitteln, über welche sie disponieren.
Es wird diese große Änderung sicher bald ihren heilsamen Einfluss auf
Norddeutschland, wo diese Missstände mit dem jüdischen Lehrerstande noch
mehr im Argen liegen, als im Süden, ausüben. Die furchtbare Unwissenheit
in religiösen Angelegenheiten, der schreckliche Mangel an wahrer
Religiosität, der einen großen Teil unserer Glaubensgenossen
beherrschende Indifferentismus, sowie verschiedene andere Untugenden, die
leider in jüdischen Kreisen tiefe Wurzeln geschlagen haben, deren Wirkung
wir in der Gegenwart so traurig empfinden, diese können alle nur durch
die richtige, würdige Erziehung, durch geeigneten, gewissenhaften
Unterricht vermindert und nach und nach beseitigt werden.
Da wir nun aus den edelsten Absichten so für die allgemeine
Verbreitung der heiligsten Nationalgüter Israels eintreten, da wie überdies
Gelegenheit bieten, die Humanität, das lautere, jüdische, allgemein
anerkannte Gemiluth Chesed (Wohltätigkeit) in seiner würdigsten
Weise und noch zum Frommen der ganzen Nation zu betätigen, so richten wir
hiermit an unsere unermüdeten, edlen Förderer das innigst |
ergebene
Ersuchen, uns auch für die Folge das Wohlwollen, welches sie uns bisher
in kräftiger Weise verliehen, widmen und im Kreise ihrer Freunde und
Bekannten Propaganda im Interesse des Judentums für unsere Anstalt machen
zu wollen. So wird edle Religiosität im Verein mit gründlichem Wissen,
mit wahrer Bildung, in enger Verbindung mit allen idealen Bestrebungen
immer weitere Verbreitung finden, von allen Menschen die gerechte
Anerkennung und Würdigung erhalten und bald Gemeingut der jüdischen
Nation werden.
Die Einnahmen betrugen 8.379 Mark, die Ausgaben 6.964 Mark." |
8.
Jahresbericht (1882/1883)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1884: "Burgpreppach. Dem
achten Rechenschaftsbericht der Talmud-Thora-Schule zu Burgpreppach für
das Jahr 1882/83 entnehmen wir:
Mit freudiger Genugtuung können wir auf
das verflossene Schuljahr zurückblicken, denn dasselbe brachte unserer
Anstalt reiche Erfolge, sowohl äußere als auch innere. Es gereicht uns
zu großer Befriedigung, konstatieren zu können, dass die diesjährigen
Spenden die des Vorjahres um ein Bedeutendes übersteigen, trotzdem die
Ansprüche, die an die Wohltätigkeitsliebe unserer Glaubensgenossen
gestellt werden, sich mit jedem Tage mehren. Die Anstalt hat sich nicht
nur alle früheren Freunde und Gönner erhalten, sondern sich noch viele
neue dazu erworben.
Infolge
der reicheren Zuflüsse konnten wir eine größere Anzahl armer oder wenig
bemittelter Zöglinge unterstützen und hauptsächlich diese Tatsache erfüllt
uns mit großem Vergnügen. Die auf diesen Zweck verwendete Summe hat sich
gegen das Vorjahr fast verdoppelt.
Die
Anmeldungen und Bitten um Aufnahme laufen so zahlreich ein, dass sie unmöglich
alle berücksichtigt werden können. Dieselben kommen nicht nur aus allen
Gegenden unseres deutschen Vaterlandes, sondern auch aus außerdeutschen Ländern,
ein Beweis, dass sich der Ruf der Anstalt immer mehr ausbreitet.
Da nur wenige der eintretenden Schüler diejenigen Vorkenntnisse
besitzen, die wir verlangen müssen, eine Vereinigung derselben mit denen
des I. Kurses immer mit großen Nachteilen verbunden ist, so entschlossen
wir uns, dieselben zu einem Vorkurs zu vereinigen und ihnen einen
getrennten Unterricht angedeihen zu lassen.
Es wurde im Laufe des Jahres eine ziemlich bedeutende
Summe für die Anschaffung von Lehrmitteln verwendet. Käfer-,
Schmetterlings- und Mineraliensammlungen, Gräser- und
Cryptogamen-Herbarien, Modelle des Auges, des Ohres, des Herzens, des
menschlichen Schädels, Tierskelette, Wandkarten und kolorierte Bilder für
Naturgeschichte wurden angeschafft. Wir werden auch fortan jährlich eine
entsprechende Summe für die Ergänzung der vorhandenen Lehrmittel
einsetzen.
Acht
unserer Schüler beteiligen sich an der diesjährigen Aufnahmeprüfung an
der israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Von denselben
wurden nur 5, die mit Note II bestanden aufgenommen. Wir halten diese
Rigorosität bei der Aufnahme ebenfalls für einen glücklichen
Fortschritt in dem israelitischen Schulwesen Bayerns. Es werden nicht mehr
so leicht nur notdürftig ausgebildete Lehrer, die dem Lehrerstande gewöhnlich
nicht zum Ruhme gereichen, das Seminar verlassen. Die ungeprüften, nicht
seminaristisch gebildeten Lehrer dagegen werden hoffentlich bald durch tüchtige,
gut ausgebildete Lehrkräfte ersetzt werden.
Die Einnahmen betrugen 9.374 Mark, die bis auf 635 Mark verausgabt
wurden." |
11. Jahresbericht (1885/1886)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit' vom 21. Februar 1887: "Burgpreppach. Dem
elften Rechenschaftsbericht über die Talmud-Tora-Schule zu Burgpreppach für
das Jahr 1885/86 entnehmen wir:
Die Verwaltung der hiesigen
Talmud-Tora-Schule ist lange mit sich darüber zu Rate gegangen, ob sie
auch in diesem Jahre, in welchem die Anstalt ihres eigentlichen Führers
und Leiters beraubt war, einen Jahresbericht veröffentlichen soll oder
nicht. Sie hat sich für das erste entschieden und zwar aus folgenden Gründen.
Zunächst glaubt sie dass die edlen Glaubensbrüder, die der Anstalt nach
wie vor ihre tätige Teilnahme zugewendet haben, gerade für die Zeit, in
welcher der Anstalt der eigentliche Leiter fehlte, ein umso größeres
Recht haben, über das Tun und Lassen, Wirken und Schaffen in derselben
Aufschluss zu verlangen und zu erhalten; dann soll durch die Darlegung der
inneren und äußeren Verhältnisse der Anstalt während jener traurigen
prüfungsreichen zeit von neuem die Wahrheit bekräftigt werden, dass
Gottes gnädiger Beistand selbst unter den ungünstigsten Zeiten und Verhältnissen
niemals einem Werke fehlt, das in reinster Absicht unternommen, in edlem
Sinne aufgeführt und in gottgefälligem Geiste verwaltet worden ist. Es
soll dies einerseits ein ehrendes Zeugnis sein für diejenigen, die ihre
tatkräftigen Sympathien unserer Anstalt auch in diesem Jahre zugewendet
haben, wie es andererseits den Beweis soll erbringen, ob wir dieser
Sympathien auch würdig gewesen sind. letzteres dürfte dann das Vertrauen
auf fernere hochherzige Teilnahme und Unterstützung als nicht unbegründet
erscheinen lassen.
Bei
der Wiederbesetzung des Rabbinats musste selbstverständlich das Bestreben
der leitenden kreise darauf gerichtet sein, einen Mann zu gewinnen, dessen
Vergangenheit nicht allein die Forterhaltung des religiösen Geistes und
Lebens in den ihm unterstellten Distriktsgemeinden verbürgt, sondern der
auch die Kraft und den Willen hat, mit dem Aufgebote aller seiner Fähigkeit
und geistigen Machtmittel für die Forterhaltung unserer Talmud-Thora
einzutreten. Die Regierung, die unsere Anstalt seit ihrem Bestehen die wärmste
Fürsorge widmet, unterstützte auch ihrerseits die Verwirklichung unserer
Absichten dadurch, dass sie in der Ausschreibung der
Distriktsrabbinerstelle geeigneten Bewerbern die Übertragung der
Vorstandschaft der Präparandenschule in Aussicht stellte. Die Wahl der
Distriktsgemeinden fiel auf Herrn Dr. Hermann Deutsch aus Frauenkirchen,
damals Religionslehrer in Frankfurt am Main, den auch die Regierung bestätigte
und vermittelst hoher Regierungsentschließung vom 21. Oktober dieses
Jahres mit der Vorstandschaft der Präparandenschule, deren provisorische
Leitung mit Beginn des vorigen Wintersemesters von der Regierung dem
Lehrer Herrn Wolf Neumann übertragen worden war, betraute. -
Was die inneren Verhältnisse unserer Anstalt im verflossenen
Schuljahre betrifft, so können wir nur Angenehmes und Erfreuliches darüber
berichten. Fünf Zöglinge des 3. Kurses beteiligen sich an der Aufnahmeprüfung
der israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg und bestanden mit
gutem Erfolge: drei andere des 2. und einer des 3. Kurses haben Aufnahme
im Lehrerseminare zu Köln am Rhein gefunden; ein Zögling des 1. Kurses
konnte in die 3. Klasse der Lateinschule in Schweinfurt eintreten. Mehrere
andere haben sich, ausgerüstet mit den für das Leben nötigen
allgemeinen und religiösen Kenntnissen, einer nützlichen gewerblichen Tätigkeit
zugewendet.
Am 13.
Juli beehrte der Regierungsrat Herr Kreisschulreferent Lermann die Schule
mit seinem Besuche. In dem diesbezüglichen berichte der Regierung wurde
der Stand der Schule als ein geordneter und befriedigender bezeichnet. Dem
neuen Leiter bleibt es vorbehalten, die infolge jener Visitation von der
Regierung ergangenen Anordnungen und Entschließungen nach Möglichkeit
zur Ausführung zu bringen, sowie auch dem Verlangen nach Erweiterung und
mehr methodischer Behandlung des Unterrichts in jüdischer Geschichte
durch Übernahme dieses Faches zu entsprechen.
Die Verwaltung ist auch in diesem Jahre bemüht gewesen, die
technischen Lehrmittel der Anstalt zu erweitern und zu vervollkommnen. Von
wohltätigem Einflusse auf den gymnastischen Unterricht
verspricht der neu erworbene, der Anstalt gegenüberliegende, große
Turnplatz zu werden, welcher, ausgestattet mit den nötigen Geräten
baldigst seiner Bestimmung übergeben werden wird.
|
Durch die
hingebungsvolle Bereitwilligkeit der Anstaltslehrer wird es uns mit dem
Beginne des neuen Schuljahres möglich erden, außer den für die Präparandenschulen
des Königreichs Bayern vorgeschriebenen Unterrichtsgegenständen auch
solchen, die für das kaufmännische Leben von besonderer Wichtigkeit
sind, Aufnahme in den Unterrichtsplan – wenn auch nur in fakultativer
Weise und außerhalb der für den obligaten Unterricht festgesetzten
Stunden – zu gewähren. Hierzu wurden wir hauptsächlich durch die
Wahrnehmung veranlasst, dass mehrere Schuler nach dem Verlassen unserer
Schule sich nicht dem Lehrfache, sondern einem kaufmännischen oder
gewerblichen Berufe widmeten oder deshalb mit den für diesen Beruf nötigen
Fachkenntnissen ausgerüstet zu sein wünscht. Vom religiösen
Gesichtspunkte aus kann uns diese Wahrnehmung nur freuen. Das 'Lernen'
wieder zum Selbstzwecke zu machen ist das erhabene Ziel, dem Anstalten,
die auf religiöser Grundlage sich aufbauen, zustreben müssen. Dieses
sollte auch an unserer Anstalt dadurch zum Ausdrucke gebracht werden, dass
ihre Stifter sie 'Talmud-Thora' nannten, die Kenntnis der Thora also
als Mittel und Zweck zugleich hinstellten. Nicht um die Erreichung eines
außer der Anstalt liegenden Nutzens willen sollte Unterricht in den
Religionsquellen erteilt werden, sondern des Gewinnes und Nutzens wegen,
der in diesem Unterrichte selbst schon liegt. Und wenn ja die Erreichung
irgendeines Zweckes sich mit dem Besuche der Anstalt verbindet, so sollte
der sein, sich die Befähigung zu holen, die gewonnene religiöse
Erkenntnis weiter zu tragen, zu verbreiten und im praktischen leben durch
fromme Gesinnung und Handlungsweise zur Darstellung zu bringen. Die religiöse
Bildung und Führung des Geschäftsmannes aber sind eindrucksvoller und
vorbildlicher, als die des in seinem berufe tätigen Lehrers. Möge darum
der Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder zu religiösen und gebildeten Geschäftsleuten
zu erziehen, immer mehr Nachahmung finden; darin liegt die Hauptbürgschaft
für die Forterhaltung des religiösen Geistes und Lebens innerhalb des
Judentums. -
Die
Erfahrungen des abgelaufenen prüfungsreichen Jahres haben uns in dem
Vertrauen bestärkt, dass das der Anstalt bisher bewiesene Interesse ihr
auch in Zukunft ungeschmälert erhalten bleiben und es derselben ermöglichen
werde, das angestrebte Ziel, Tora und Wissen zu verbreiten, immer würdiger
und vollkommener zu erreichen.
Die Einnahmen betrugen 10.196 Mark, die bis
auf 3.245 Mark verausgabt wurden.
Am 19. Kislew (16. Dezember), an dem Todestages des verstorbenen Gründer
der Anstalt, versammelte, einer alten, frommen Sitte gemäß, der
derzeitige Leiter, Herr Distriktsrabbiner Dr. Deutsch, die Mitglieder der
israelitischen Kultusgemeinden des Distrikts, sowie die Lehrer und Schüler
der Anstalt in die hiesige Synagoge behufs Abhaltung eines feierlichen
Gottesdienstes. Die hieran sich anschließende Gedenkrede, die ein Bild
der segensreichen Tätigkeit des Verstorbenen, seines Wirkens und Schaffens
um die Anstalt in getreuer Darstellung entfaltete, ist dem Jahresberichte
auf Wunsch der Verwaltung beigedruckt; sie soll den zahlreichen Freunden
und Verehrern des Verewigten, sowie den dankbaren Schülern der Anstalt
ein Erinnerungsblatt sein."
|
12. Jahresbericht
(1886/1887)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1887: "Burgpreppach. Dem
zwölften Rechenschafts-Bericht über die Talmud-Thora-Schule zu
Burgpreppach für das Jahr 1886/87 entnehmen wir:
Die Freunde und Gönner
der Anstalt werden mit Freude und Genugtuung die Tatsache vernehmen, dass
die Schule im abgelaufenen Jahre nicht allein den ihr zugewiesenen
Standpunkt mit Erfolg behauptet hat, sondern dass es ihr auch gelungen
ist, denselben wie in materieller so auch in ideeller Beziehung zu
erweitern und zu befestigen. Sie hat sich nicht allein darauf beschränkt,
ihre Zöglinge für den Lehrerberuf vorzubereiten und ihnen das hierzu nötige
Wissensmaß zu übermitteln, sondern war auch – eingedenk des im vorjährigen
Rechenschaftsberichte gegebenen Versprechens – fortgesetzt bemüht, ihre
Zöglinge mit einem auch für andere Verhältnisse des bürgerlichen
Lebens möglichst hohen Grad intellektueller Durchbildung und sittlicher
Reife auszustatten. Das Ziel, das sie sich hierbei gesteckt, ist ein
ebenso hohes wie schwieriges. Denn je vielgestaltiger das Leben ist, in
welches die Jugend nach dem Verlassen der Schule tritt: je mannigfacher
und verschlungener die Verhältnisse sind, mit denen sie zu rechnen hat:
desto größer und schwieriger ist die Aufgabe, die der Schule und
Erziehung zufällt, sie für diese mannigfachen Verhältnisse zu rüsten
und vorzubereiten. Dazu tritt noch an unserer Schule als besondere Aufgabe
hinzu die Pflege und Förderung des religiösen Moments bei den ihr
anvertrauten Zöglingen; das Gottesbewusstsein im Herzen derjenigen, die
später als Lehrer an dem Fortbau des Menschen- und Volkslebens zu
arbeiten berufen sein werden, zu pflegen, sowie auch diejenigen, die sich
in ihr zum Eintritt in einen andere Beruf vorbereiten, der Gleichgültigkeit
gegen ihre Religion und Geschichte zu entreißen und für die Erkenntnis
und Verwirklichung des Religionsgesetzes heranzuziehen. Die Leitung ist es
sich keinen Augenblick unbewusst geblieben, dass in dem zuletzt Erwähnten
die Hauptaufgabe liegt, die der Anstalt vermöge ihres Gründungszweckes
zufällt, und dass das Maß des Wohlwollens, das ihr so viele Brüder und
Schwestern in so hochherziger Weise zuwenden, von dem Maße
ihrer
Leistungen auf diesem Gebiete, dem der religiösen Erziehung nämlich, abhängt,
und sie hat darum den größten Teil ihrer Anstrengungen und Bemühungen
nach dieser Richtung hin verwandt.
Eine weitere nennenswerte Berücksichtigung
ist dem Unterrichte in der jüdischen Geschichte im abgelaufenen
Schuljahre zuteil geworden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass eine genaue
Kenntnis dieses Unterrichtsfaches dem einstigen Religionslehrer dringend
Not tut und deshalb nicht früh genug angebahnt werden kann. Aber auch für
den religiös gebildeten Kaufmann ist die Kenntnis der Geschichte seines
Volksstammes in Rücksicht auf ihre Bedeutung für die sittliche und
moralische Stärkung und Festigung im Glauben von größter Wichtigkeit.
Von dem Unterrichte in der jüdischen Geschichte konnte der partielle
geographische Unterricht, der auf Palästina Bezug habende nämlich, nicht
getrennt werden. Schon der Vortrag in der Bibel kann nur selten
fruchtbringend sein, wenn der Schauplatz der Begebenheiten auf der Karte
nicht in Betracht gezogen wird. Die Geschichte erst und die Geschehnisse,
welche sie erzählt, können nur dann voll und ganz gewürdigt werden,
wenn die Stätten, welche der Schauplatz dieser Begebenheiten gewesen, den
Kindern wenigstens im Umrisse bekannt sind. Die elementare Kenntnis der
physischen und politischen Geographie Palästinas wurde deshalb in den
Unterrichtsplan aufgenommen.
Von den Schülern der Anstalt
haben sich 12 dem Lehrfache zugewendet, mehrere andere haben sich einem
kaufmännischen Berufe oder einer nützlichen gewerblichen Tätigkeit
gewidmet. Von ersteren haben 9 in der israelitischen Lehrerbildungsanstalt
zu Würzburg, 2 in der zu Köln am Rhein, 1 in dem Seminar zu Hannover
Aufnahme gesucht und gefunden.
Auch die finanziellen
Verhältnisse der Schule haben, Dank einer tatkräftigen Unterstützung,
einen wesentlichen Fortschritt gemacht, wodurch es möglich ward, die auf
dem Anstaltsgebäude lastende hypothekarische Schuld zurückzuzahlen, um
mit desto froherem Mute an die – wenn auch langsame, jedoch allmähliche
– Begründung eines Schulfonds gehen zu können. Unsere Freunde, von der
Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit unserer Bestrebungen überzeugt,
werden, wie sie uns bisher zu Seite gestanden, uns auch in Zukunft, in
welcher es sich um Sicherstellung des mit Erfolg begonnenen Werkes
handelt, ihre Beihilfe nicht versagen.
Der Zweck der
hier befördert wird, ist kein geringer; er betrifft die religiöse und
weltliche Ausbildung armer Kinder, die Erziehung und Heranbildung der
einstigen Jugendlehrer.
Die Einnahmen betrugen 16.483 Mark, die bis auf
4.468 Mark verausgabt wurden." |
15. Jahresbericht (1889/1890)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1891: "Burgpreppach. Dem fünfzehnten
Rechenschafts-Bericht über die Israelitische Präparanden-Schule 'Talmud-Thora'
zu Burgpreppach für das Jahr 1889-1890 entnehmen wir:
Zu den erfreulichsten und verheißungsvollsten Wandlungen, welche
im Laufe der letzten Jahrzehnte innerhalb der deutschen Judenheit sich
vollzogen haben, gehört unstreitig in erster Linie die Anerkennung des
Bedürfnisses einer gründlichen religiösen Erziehung der israelitischen
Jugend. Allmählich bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass religiöses Fühlen
und Empfinden kein unwesentlicher Faktor sei für die Gemütsbildung des
Menschen, und dass die Bildung des Geistes und des Charakters nur gewinne
durch eine auf Kenntnis der religiösen Urkunden des Judentums und seiner
Geschichte sich aufbauende religiöse Überzeugung und Übung. Soll aber
die in langsamem Werden begriffene Wandlung von wirksamer Dauer sein, so
bedarf es zunächst eines gründlich vorgebildeten Lehrerstandes, der,
ausgerüstet mit umfassender allgemeiner Bildung und Gesittung, auch in
der Wissenschaft des Judentums tiefer eingeweiht ist und die Pflichten und
Vorschriften der Religion, die er zu lehren hat, aus den Religionsquellen
selbst zu schöpfen im Stande ist. Eine solche Kenntnis der Religion kann
aber nicht in Anstalten mit 3-4-wöchentlichen Religionsstunden vermittelt
werden, dazu bedarf es vielmehr solcher Institute, in welchen der gesamte
Lehrplan und seine Einteilung zur Unterstützung des Religionsunterrichts
herangezogen werden kann. Macht ja die Erweiterung des vorschriftsmäßigen
Lehrstoffes, wie er bei der allgemeinen Zunahme des Wissens und des
Bildungsbedürfnisses für Lehrerpräparandien sich allmählich
ausgebildet hat, selbst für solche Schulen einen gründlichen religiösen
Unterricht ohnehin schwer genug. Kein Vernünftiger wird aber bestreiten
wollen, dass dem jüdischen Lehrer, der in kleineren Gemeinden die Stelle
des Rabbiners oft vertreten muss, eine religiöse Ausbildung, wie wir sie
eben gezeichnet haben, dringend Not tut. Diesem Bedürfnisse zu genügen,
ist unsere Schule seit Jahren bemüht, und wenn auch sonst der greifbare
Erfolg nicht immer der Maßstab ist, nach welchem das Edle und Gute
gemessen werden darf, so glauben wir doch in der erfreulichen Entwicklung
und in dem steten Wachstum, auf welche die Schule während ihres nunmehr
16-jährigen Bestehens zurückweisen kann, einen Beweis für die Würdigung
und Anerkennung ihrer Leistungen finden und Mut und Zuversicht für die
Zukunft schöpfen zu dürfen. Die Eingänge des abgelaufenen Jahres haben
uns nicht nur in den Stand gesetzt, allen an uns herantretenden
Anforderungen genügen, sondern auch den geringen Fonds der Schule
vermehren zu können, damit endlich auch unsere Lehrer, nachdem sie das Möglichste
geleistet, unbesorgt um des Daseins Not in die Zukunft zu blicken vermögen.
Auf diesen Segen hat ihr mühevolles Arbeiten wohl vollen und berechtigten
Anspruch.
Von
den Zöglingen der Anstalt sind im abgelaufenen Jahre 6 in die
israelitische Lehrerbildungsanstalt Würzburg, 3 in das israelitische
Lehrerseminar zu Köln am Rhein, 1 in das königliche Seminar zu Würzburg
und 1 in das jüdische Seminar zu Hannover nach bestandener Prüfung übergetreten.
Mehrere andere haben sich, ausgerüstet mit den für das Leben nötigen
allgemeinen und religiösen Kenntnissen, einer nützlichen gewerblichen Tätigkeit
zugewendet." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember
1890: "Die israelitische Präparanden-Schule 'Talmud-Thora' in
Burgpreppach veröffentlicht ihren fünfzehnten Jahresbericht. Die Anstalt
zählte im letzten Jahre 53 Schüler, von denen nach bestandener Prüfung
sechs in das israelitische Seminar zu Würzburg, drei in das israelitische
Seminar zu Köln, je einer in das königliche Seminar zu Würzburg und das
israelitische Seminar zu Hannover eingetreten
sind." |
17. Jahresbericht
von (1891/1892)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1892: "Aus Unterfranken. Es
dürfte sicherlich die Leser Ihres geschätzten Blattes interessieren, zu
erfahren, dass die Frage nach den für den Unterricht in der
israelitischen Religion eingeführten Lehrmitteln die Königlich
Bayerische Regierung bereits im Dezember vorigen Jahres im Zusammenhang
mit der geplanten Unterrichtsreform beschäftigt hat. Schon damals
ergingen an die Vorstände der höheren Unterrichtsanstalten in Bayern die
auf den betreffenden Unterrichtszweig bezüglichen Anfragen mit der
Aufforderung, die beim Unterrichte in der israelitischen Religion benützten
Lehrbücher vorzulegen. In dem soeben zur Ausgabe gelangenden Schulbericht
der israelitischen Lehrer-Präparandie zu Burgpreppach teilt der Vorstand
jener Schule, Herr Dr. Deutsch, hierüber das Folgende mit:
Am 16. Dezember richtete die königliche Regierung eine Anfrage an
uns bezüglich der für den Unterricht in der Religion eingeführten
Lehrmittel. Die Anfrage erledigten wir durch nachfolgenden Bericht,
welchem wir Exemplare der beim Religionsunterrichte benützten Lehrbücher
beifügten. Der Bericht lautete:
Auf zuletzt ergangene Aufforderungen hoher königlicher Regierung
teile ich gehorsamst mit, dass ein eigentliches, systematisch und
methodisch geordnetes Lehrbuch der israelitischen Religion in hiesiger Präparandenschule
nicht eingeführt ist, weil 1. keines der bisher erschienenen Lehrbücher
dieser Art dem Bedürfnisse für Schulpräparanden entspricht, und weil 2.
der eingehende Unterricht in den Quellenschriften der Religion, den wir
erteilen, es als überflüssig erscheinen lässt, die religiösen Lehren
noch nach einem systematisch geordneten Kompendium vorzutragen.
Die wichtigste religiöse Belehrung erfolgt beim biblischen
Unterricht, welcher in der Übersetzung des Pentateuch, der ersten und zum
Teil der späteren Propheten in der Ursprache besteht. Im Anschluss an
diesen Übersetzungsunterricht wird wie die Glaubens- und Sittenlehre
ebenso auch der größte Teil der sonstigen Pflichtgebote gelehrt, und es
liegt in dieser ältesten und sozusagen unmittelbarsten Art der religiösen
Unterweisung der doppelte Vorteil, dass 1. die Kinder das Hebräische,
dessen Kenntnis ihnen als künftige Lehrer unentbehrlich ist, gründlich
erlernen, und 2. dass sich ihnen die Lehren der Religion dadurch, dass der
Unterricht sie sowohl durch ästhetische wie linguistische Erklärung länger
festhalten muss, tiefer einprägen und Herz und Verstand für die
gewissenhafte Erfüllung wirksamer befruchten.
Außer dem Unterrichte in der Bibel ist als Anleitung für Kenntnis
der ritualen Gebräuche der Israeliten ausnahmslos in allen Kursen das
hebräisch geschriebene Werk Kizzar Schulchan Aruch (kurzgefasster
Leitfaden der schriftlichen und mündlichen Pflichtgebote) eingeführt, in
den oberen Kursen wird noch Stern, 'Die Vorschriften der Tora usw.',
welcher mit den religiösen Pflichtgeboten auch deren Grundbegriffe (meist
nach dem Werke 'Choreb' des S.R. Hirsch) mitteilt, benutzt. Von den
genannten Werken liegen Exemplare zur Ansicht bei.
Zur Repetition des biblischen und Erlernung des nachbiblischen jüdischen
Geschichtsunterrichts ist den Schülern der Leitfaden des Dr. D. Cassel
und die Geschichte des jüdischen Volkes von Dr. S. Bäck in die Hand
gegeben. Einen
Teil der ritualen und religionsgeschichtlichen Unterweisung bilden noch
die Durchnahme leichter Kapitel in Mischna und Talmud.'
Der Bericht wurde von Königlicher Regierung ohne Erinnerung zur
Kenntnis genommen.
Die oben mitgeteilte Tatsache sowohl, als auch die Antwort, mit
welcher Herr Dr. Deutsch der Aufforderung seiner vorgesetzten Behörde
begegnet ist, und welche in den Worten Dittes' gipfelt: 'Nicht aus
Katechismus und Bekenntnisschriften, sondern aus religiösen
Quellenschriften hat die Schule ihren Bildungsstoff zu entnehmen; denn sie
soll nicht das Abgeleitete, statt des Ursprünglichen, die erstarrte Form
statt des lebendigen Wesens bieten' – dürfte gewiss das Interesse
weiterer israelitischer Schulkreise in Anspruch nehmen."
|
18.
Jahresbericht (1892/1893)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1893: "Burgpreppach, 30.
November (1893). Dem soeben zur Ausgabe gelangenden Jahresbericht über
die Israelitische Präparandenschule 'Talmud Thora' zu Burgpreppach für
das Schuljahr 1892/93 entnehmen wir: Die außerordentliche Entwickelung,
welche alle Verhältnisse des geistigen, sittlichen und sozialen Lebens
der Menschheit in den letzten Jahrzehnten genommen haben, ließen die
Notwendigkeit einer Neugestaltung derjenigen Unterrichtsanstalten, welche
für diese Verhältnisse vorbereiten, immer mehr erkennen. Die Reform des
Unterrichts bildete darum im abgelaufenen Jahre einen wichtigen
Beratungsgegenstand der hierfür maßgebenden Faktoren. Auch die
Lehrerbildung, welche zuletzt durch die Bestimmungen des Normativs vom 29.
September 1866 geregelt worden ist, wurde eingehender Beratung einer vom königlichen
Staatsministerium hierfür einberufenen Kommission unterstellt. Die
Vorbildung der Schulamtskandidaten an der Präparandenschule soll
erweitert und vertieft werden. Unter den bestehenden Verhältnissen müsste
naturgemäß das eine das andere ausschließen. Denn je größer die Summe
von Kenntnissen ist, die der Schüler seinem Gedächtnisse einzuprägen
hat, umso geringer wird die intuitive Kraft des Geistes, die hierbei zur
Bewährung kommt, sein können; und je mehr Ausdehnung die Unterrichtsfächer
erhalten, umso weniger Zeit wird für die eigentliche Erziehung und
Bildung übrig bleiben. Uns ist es schon jetzt, bei der zeitlichen
Ausdehnung, die dem Musikunterricht im Rahmen des Lehrplanes gegeben
werden muss, nur sehr schwer möglich, dem religiösen Unterricht
diejenige Stellung zu erhalten, die er an unserer Schule bisher behauptet
hat, und aus welcher er nicht verdrängt werden darf, wenn die Schüler
als einstige Lehrer befähigt sein sollen, die Lehre ihres Bekenntnisses
mit Erfolg lehren und vertreten zu können. Die in der Kammer der
Abgeordneten bereits angekündigte Einführung eines vierten Präparandenkurses,
welche für den Beginn des Schuljahres 1894/95 in Aussicht genommen ist,
wird darum im allgemeinen, insbesondere aber für die von uns erstrebten
Ziele, sich nur dann als ersprießlich erweisen, wenn nach dem Grundsatze
multum non multa verfahren und an dem bisherigen Bestande des
Unterrichtsplanes festgehalten wird, sodass die verlängerte Bildungszeit
an der Präparandenschule bloß zum Zwecke der Vertiefung und einer
besseren Verteilung des Lehrstoffes wird nutzbar gemacht werden können.
Immerhin stellt die geplante Neueinrichtung uns vermehrte Ausgaben in persönlicher
und sachlicher Beziehung in Aussicht, die wir nur im Vertrauen auf die
Unterstützung der edlen Kräfte, welche unserm Bemühen bisher helfend
zur Seite gestanden, zu übernehmen den Mut finden können. Mögen unsere
teilnehmenden Freunde, welche die Entwicklung unserer Schule bisher mit
hilfsbereitem Sinne gefördert haben, uns ihre Zuwendungen in umso
reicherem Maße zufließen lassen, je größer und schwieriger die
Aufgaben sind, die wir in dem kommenden Jahre zu lösen haben werden.
Die steigende Frequenz an unserer Schule durch den Besuch solcher
Kinder, welche sich nicht für das |
Lehramt,
sondern für einen kaufmännischen oder gewerblichen Beruf weiterbilden
wollen, war für uns Veranlassung, für solche Kinder einige Abendstunden
für den Unterricht in kaufmännischem Rechnen und Aufsatz einzusetzen.
Wiederholt bereits ist an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, dass
unsere Unterrichtsökonomik, wiewohl sie mit den für Präparandenschulen
gegebenen Normen und Satzungen zu rechnen hat, dennoch stets darauf
gerichtet war, auch solchen Schülerkategorien Rechnung zu tragen, die für
einen kaufmännischen Beruf vorbildet sein und die für diesen Zweck
notwendigen Kenntnisse und moralischen Fähigkeiten sich aneignen wollen.
Der Kampf ums tägliche Brot, der heutzutage nur wenigen erspart bleibt,
erfordert von jedem ein tüchtiges Maß solider Kenntnisse und
Fertigkeiten für die Ausführung des erwählten Berufs und einen durch gründliche
Unterweisung gefestigten religiös-sittlichen Charakter, um unter den
Versuchungen des Erwerbslebens von der Rechtschaffenheit und Treue nicht
zu lassen. Mit Ausschluss der Musikfächer gibt der Präparandenschulunterricht
der in der Volksschule gewonnenen Grundlage der bürgerlichen
Allgemeinbildung die nötige Erweiterung und Vertiefung und ist besonders
geeignet, für das praktische Leben vorzubereiten; und die tiefere, nach
ethischen Gesichtspunkten geleitete Erziehung und religiöse Unterweisung,
die wir hier bieten, schaffen in den Kindern Überzeugungen von so festem
Grund und Boden, wie sie besonders der mitten im Weltgetriebe stehende
Kaufmann oder Gewerbetreibende zur standhaften Überwindung der
Lebensversuchungen nötig hat. man wende ja nicht ein, ein
Religionsunterricht, der an die urtextliche Behandlung der heiligen
Schrift sich anlehnt, sei für Schüler dieser Kategorie zu hoch. Verlangt
ja eine nutzbringende Teilnahme an dem Gottesdienste von jedem Israeliten
die Kenntnis der hebräischen Sprache als geweihtes Mittel der Erhebung
beim Gebet, auch wird das Kind eine klare Anschauung von der
Gedankenhoheit der heiligen Schrift nur dann zu empfangen vermögen, wenn
es dieselbe in der Ursprache zu lesen versteht. An der Hand des Urtextes
ist auch dem Lehrer ein Eingehen auf die einzelnen Glaubenslehren und
Religionsvorschriften leichter, als an der eines so genannten Leitfadens,
und auch der Schüler wird die vorgetragenen Lehren tiefer und bleibender
erfassen, wenn er sie durch das Mittel einer fremden Sprache sich erwerben
und erringen muss. Damit der auf diesem Wege gewonnene Reichtum an religiösen
Lehren und Anschauungen ein geordnetes Besitztum im Kopfe des Kindes
werde, wird die Befestigung und Wiederholung des aus den Religionsquellen
Gewonnenen an der Hand eines guten Leitfadens vorgenommen; doch bleibt das
Studium der heiligen Schrift und deren Erläuterung die Hauptquelle für
den Vortrag der Pflichten und Glaubenslehren an unserer Schule.
Die Erwählung des Vorstandes unserer Schule, des Dr. Deutsch, zum
Oberrabbiner von Altona und die Ablehnung dieser Stelle von Seiten
desselben war im abgelaufenen Jahre ein für unsere Vereinsverwaltung so
schwerwiegendes Ereignis, dass es wohl verdient durch geeignete
Beurkundung an dieser Stelle in der Erinnerung festgehalten zu werden. Die
Mitglieder der Verwaltung danken ihrem Vorsitzenden für diesen in
opferbereiter idealer Selbstlosigkeit gefassten Entschluss. Wolle ein
barmherziger Gott den Einsatz an Kraft und hehrer Begeisterung, die
freudig und gern auf irdische Vorteile und materiellen Gewinn verzichtet,
durch segensvoll Erfolge lohnen und dem zur Ehre seines Namens errichteten
Werke auch ferneres Gedeihen schenken.
Die Zahl der Schüler im abgelaufenen Jahre betrug 48. 7 Zöglinge
des Oberkurses erhielten die Reife für den Eintritt ins Seminar
zuerkannt. Die Einnahme und Ausgabe beziffern die Summe von Mark
16.699,65.
Die
Ergebnisse des abgelaufenen Jahres lassen wieder den gedeihlichen Fortgang
des aus winzigen Anfängen hervorgegangenen Instituts erkennen. Das Bemühen,
das Interesse wohltätiger Kreise auf unsere Bestrebungen zu lenken, ist
wieder von Erfolg begleitet gewesen. Mit Stolz und Freude werden alle
unsere Gönner, mit hohem Interesse die Freunde unserer Sache davon
Kenntnis nehmen, dass wir wieder einen tüchtigen Schritt nach vorwärts
zurückgelegt haben. Aber noch ist die Zeit des Kampfes und der Mühen
nicht vorüber. Noch sind unsere Mittel im Verhältnis zu der Größe der
Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, leider sehr beschränkte. Aber gleich
groß wie die uns gestellte Aufgabe ist unser Vertrauen auf deren glückliche
Lösung. Die unschätzbaren Kräfte, die uns bisher helfend und stützend
zur Seite gestanden, werden uns auch in Zukunft nicht verlassen, damit die
gute Sache gedeihe und weiteren nutzbringenden Fortgang nehme. 'Alles,
was zur Ehre Gottes unternommen und durchgeführt wird, hat Zukunft, Dauer
und Bestand.'
Möge
die Schule, aus der schon seit vielen Jahren der Segen des Wissens und der
Erkenntnis in so reichem Maße ausgegangen, sich auch fürder in der Fülle
ihrer wohltätigen Wirkungen zum Heil und Nutzen unseres Glaubens erweisen
können. |
21.
Rechenschaftsbericht über die Israelitische Präparanden-Schule (1895/96)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Februar 1897:
Der Text ist noch abzuschreiben |
24.
Rechenschaftsbericht über die Israelitische Präparandenschule (1898/1899)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. März
1900: "Burgpreppach, 8. März (1900). Der 24. Rechenschaftsbericht
über die Israelitische Präparanden-Schule ('Talmud-Thora') hier
macht die erfreuliche Mitteilung, dass die Frequenz der Anstalt wiederum
gewachsen ist. Von den Schülern des dritten Kurses traten im Frühjahr
fünf in das israelitische Seminar zu Ca (Kassel?) und im Herbst einer in
die Kölner Anstalt ein. Für den Unterrichtsbetrieb war das abgelaufene
Jahr insofern von besonderer Bedeutung, als mit dessen Anfang die neue
Lehrordnung vom 30. Juli 1898 in Wirksamkeit trat. Die finanzielle
Berichterstattung ist auch in diesem Jahre eine angenehme Pflicht; die
Anstalt konnte den wiederum gesteigerten Anforderungen an die Unterstützungstätigkeit
ihrer Kasse nachkommen und haben dabei - zum ersten Male seit dem Bestehen
der Anstalt - den Betrag von 3000 Mark überschritten. Außerdem hat sie
nach Tilgung der vom vorigen Jahre verbliebenen Bauschuld dem
Pensionsfonds einen Betrag von 1000 Mark zugeführt. Allerdings ist dieser
Fonds noch lange nicht imstande, selbständig seinem Zwecke zu dienen,
vielmehr müssen seine Pflichten einstweilen noch von der Hauptkasse
erfüllt werden. Der Vorstand der Präparandenschule ist Dr. Salomon
Bamberger, die Verwaltung des Talmud-Thora-Vereins besteht aus den Herren
Dr. S. Bamberger, Vorsitzender, M. G. Ullmann, Burgpreppach, M.
Neumann, Burgpreppach, H. Lippstädter, Aidhausen,
M. Reus, Lendershausen. Das
Lehrpersonal besteht aus den Herren: Distrikts-Rabbiner Dr. S. Bamberger,
Vorstand, W. Neumann, Jos. Braunold, Is. Bamberger, Präparandenlehrer,
St. Deißenberger, S. Staab, Musiklehrer. Die Einnahmen im laufenden Jahre
betrugen 20.028,18 Mk., die Ausgaben 16.487,82 Mark, das Vermögen
68.640,35 Mk." |
25.
Jahresbericht (1899/1900)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1901: "Aus Unterfranken. Die
wackere 'Israelitische Präparandenschule Talmud-Thora' zu
Burgpreppach versendet soeben ihren 25. Jahresbericht. Sie sieht von einer
öffentlichen Feier dieses silbernen Jubiläums ab, der allgemeinen Weise
ihre Huldigung versagend. Indessen entschädigt der Berichterstatter, der
inzwischen als Provinzialrabbiner nach Hanau berufene, verdienstvolle
Leiter der Anstalt während der letzten sechs Jahre, Herr Dr. Bamberger,
die Freunde und Gönner der Anstalt durch einen geschichtlichen Überblick
über die Entstehung, das Werden und Wachsen dieser zum Segen der
Gesamtheit gewordenen Lehranstalt.
Referent hörte einmal seinen unvergesslichen Lehrer, Rabbi Israel
Hildesheimer seligen Andenkens in einer feurigen, der Erziehung gewidmeten
Predigt das prophetische Wort des Jeremias (hebräisch und deutsch:) 'Sieh, ich helfe dir in der
Ferne' in geistreicher Weise in der Art deuten, dass der Allgütige
durch den Mund des Propheten darauf hinweisen wollte, dass die Früchte
der Erziehung erst in der Zukunft reifen, dass darum in diesem Beruf
ungeduldiges Erwarten, stürmisches Verlangen gerade im Interesse des
Fortschrittes und der gedeihlichen Entwicklung vermieden werden muss, das
Saatkorn wird schon aufgehen, die Frucht reifen. Gewiss kann die
Lehranstalt zu Burgpreppach jetzt nach 25 Jahren mit Befriedigung jedem
Unparteiischen das Urteil überlassen, ob das von dem selbstlosen, unermüdlichen
Begründer, Rabbiner Abraham Hirsch seligen Andenkens, in den Boden
gelegte Saatkorn eine Hilfe in der Ferne gezeitigt hat. Ihm, dem
Unvergesslichen, auf dessen Grund seine Nachfolger, die Herren Dr. Deutsch
und Dr. Bamberger, eifrig und gewissenhaft weiter gebaut haben, war es
leider nicht vergönnt, den immer weiter sich vervollkommnenden Ausbau der
Anstalt, ihren geistigen und materiellen Fortschritt, selbst zu schauen;
die Anstalt selber und ihre jetzigen Beamten laden ihre Freunde mit diesem
Bericht ein, die Verwirklichung des 'Siehe, ich helfe dir in der
Ferne', dieser in der Ferne erfolgten 'Hilfe' selbst zu
konstatieren.
Nicht nur,
dass die Anstalt von der stattlichen Zahl ihrer 550 Schüler ungefähr der
Hälfte eine gründliche Vorbildung für ihren künftigen heiligen
Lehrerberuf gegeben hat, sodass dieselben in die verschiedenen
Lehrerseminarien Deutschlands aufgenommen wurden und andauernd aufgenommen
werden, und nach erfolgter Absolvierung des vorgeschriebenen
seminaristischen Lehrganges als treue Wächter der Gemeinden und bewährte
Jugendbildner wirken, hat sie vielmehr in die Herzen einer ebenso großen
Anzahl von Jünglingen, die in anderen Lebensstellungen tätig sind, eine
echte Gottesfurcht zu pflanzen sich bemüht und in deren Seelen einen
Fonds von Torawissen zu senken verstanden, dessen Vorhandensein in unserer
an Torawissen armen Zeit in den einzelnen Gemeinden gewiss ebenso wohltätig
als heilsam empfunden wird, wie die Erfüllung der erstgenannten Aufgabe.
Das segensreiche Wirken der Anstalt wurde denn auch erkannt und
anerkannt. Das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wird, zeigt sich in dem
materiellen Wachsen der Mittel. So erfreulich die immerhin stattliche
Summe des vorhandenen Anstaltsvermögens indessen auch sein mag, es reicht
nicht aus, um noch harrende Aufgeben der Lösung zuzuführen. So ist eine
fast unabweisbare Notwendigkeit die durch hygienische Rücksichten
gebotene Neueinrichtung von Schlafsälen, der Ausbau, die Fundierung der
Lehrerpensionskasse, deren Verpflichtungen zurzeit noch durch die
Hauptkasse zu decken sind. Es
wird daher die Aufgabe des neu erwählten Distriktsrabbiners und
Schulvorstandes sein, das Interesse der bisherigen Freunde zu erhalten und
neue Freunde zu gewinnen; er wird sie für die treffliche Anstalt gewiss
finden.
Der
Bericht gedenkt in dankbarer Anerkennung des früh verstorbenen tüchtigen
Lehrers M. Laut seligen Andenkens und widmet den jetzt in anderen
Stellungen wirkenden früheren Lehrern der Schule herzliche Worte des
Dankes. Die Anstalt hat im Berichtsjahr die stattliche Anzahl von 59 Schülern
zu verzeichnen. Der Bericht bringt eine Übersicht über die Lehrbücher,
Lehrpensen, über den Bestand der Bibliothek und naturwissenschaftlichen
Lehrmittel, Beigaben, die gewiss vielseitiges Interesse in Anspruche
nehmen werden.
Der
finanzielle Teil schließt bei einem Kassebestand von Mark 2.506,50 und
einer Bankanlage von Mark 1.000, mit Mark 17.419,04 in Einnahme- und
Ausgabe-Konto ab. Als Unterstützung an bedürftige Zöglinge wurden im
Rechnungsjahr Mark 2.640,30 verausgabt. – Wir schließen mit dem
Wunsche, dass die Anstalt unter Gottes Schutz bei fortdauerndem Vertrauen
ihrer Freunde weiterhin nach Innen und Außen wachsen und gedeihen möge.
S." |
26.
Jahresbericht (1900/1901)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1902: "Burgpreppach. Dem
sechsundzwanzigsten Rechenschaftsbericht über die 'Israelitische Präparanden-Schule'
(Talmud-Thora) zu Burgpreppach, für das Jahr 1900 bis 1901 entnehmen wir:
Zu Beginn des Kalenderjahres sah sich der bisherige, um die Anstalt überaus
verdiente Leiter derselben, Herr Dr. Salomon Bamberger, in Folge seiner
Berufung zum Provinzialrabbiner in Hanau, genötigt, zugleich mit dem
hiesigen Rabbinate auch das von ihm verwaltete Schulamt niederzulegen. 5
½ Jahre hat die Leitung der Schule in seinen bewährten Händen gelegen,
und der Aufschwung, den dieselbe trotz der sehr gesteigerten
Anforderungen, die sich übrigens voraussichtlich in nächster Zeit noch
weiter steigern werden, auch in diesem Zeitraum genommen hat, zeigt zur
Genüge, mit welchem Geschick und welchen Erfolgen er seine enorme
Arbeitskraft in den Dienst der heiligen Sache zu stellen wusste. Aber
nicht nur in der äußeren Verwaltung hat sich seine hingebungsvolle Tätigkeit
glänzend bewährt. Gründe sehr materieller Natur verlangen von dem
Vorstande der Anstalt selbst eine ausgedehnte Unterrichtstätigkeit, und
wenn deshalb heute nach 26 Jahren derselbe Geist der Gottesfurcht in der
Anstalt lebt, mit dem sie dereinst ins Leben gerufen worden, und wenn die
Leistungen der Schule auch in jüngster Zeit wiederholt von berufensten
Seiten mit anerkennenden Worten gerühmt wurden, so ist auch das nicht zum
wenigsten dem Umstande zuzuschreiben, dass es Herrn Dr. Bamberger gleich
seinem Vorgänger gelungen ist, in schönstem Einklange mit den in dem
gleichen Streben unter ihm und mit ihm wirkenden Herren des
Lehrerkollegiums im Sinne des unvergesslichen Begründers der Schule
dessen Werk fortzuführen und auszugestalten. So darf denn Herr Dr.
Bamberger sicher sein, dass ihm die Dankbarkeit der Verwaltung, wie die
aller Freunde der Anstalt für alle Zeit erhalten bleiben wird. An dessen
Stelle ist Herr Rabbiner Dr. Naphtalie Cohn getreten.
Von den Schülern des dritten Kurses meldeten sich im Frühjahr
zwei zur Aufnahmeprüfung in das israelitische Seminar zu Kassel, die sie
gut bestanden. Von den acht in der Klasse verbliebenen Schülern traten
zwei in das israelitische Seminar zu Köln ein, während die sechs übrigen
sich der vorschriftsmäßigen Schlussprüfung unterzogen. Fünf dieser Schüler
fanden Aufnahme in die israelitische Lehrerbildungsanstalt zu Würzburg,
einer in das königliche Seminar zu Schwabach. Außerdem traten nach einjährigem
Besuche des zweiten Kurses ein Schüler in das Lehrer-Seminar zu
Karlsruhe, zwei in das israelitische Seminar zu Köln ein.
Der durchgearbeitete Lehrstoff entspricht nunmehr ganz der neuen
Lehrordnung vom 30. Juli 1898, wie auch die neu einzuführenden Lehrbücher
mittlerweile alle an die Stelle der alten getreten sind. Es soll auch in
diesem Jahre nicht unterlassen werden, die Eltern und Lehrer der bei uns
anzumeldenden Schüler, im eigenen Interesse dieser Schüler, wiederholt
darauf hinzuweisen, dass schon rechtzeitig darauf Bedacht genommen werden
möge, dass die Schüler mit den nötigen Vorkenntnissen bei uns
eintreten. Der eigentlich selbstverständliche, erst jüngst wiederum
ausgesprochene Satz, dass zur Vermeidung unnötiger Wiederholungen der
Lehrstoff des Seminars sich auf dem der Präparandenschule, der der Präparandenschule
auf dem der Volksschule aufbauen müsse, gilt natürlich auch für die
hebräischen Lehrfächer, ist aber in diesen noch nicht genügend durchgeführt.
Die beim Eintritt in unsere Schule erforderlichen Vorkenntnisse sind im
Allgemeinen aus der beigedruckten Übersicht der durchgenommenen Pensa zu
entnehmen. Andererseits sollte aber zum Beispiel von Schülern, die die
Volksschule absolviert haben, füglich auch erwartet werden, dass sie die
wichtigsten Gebete bereits übersetzen können. Es würde dann immer noch
der Präparandenschule, die ja in den Lehrern meistens zugleich die künftigen
Vorbeter ausbildet, die unendlich wichtige Aufgabe verbleiben, das Verständnis
der Gebete zu vertiefen, was mit dem rechten Erfolge nur dann geschehen
kann, wenn der Schüler über die Form vorher Herr ist. Bisher ist das oft
in so wenig genügender Weise der Fall, dass wir uns genötigt gesehen
haben, in dem inzwischen bereits begonnenen Schuljahr diesem wichtigen
Gegenstande auch im zwei-
|
ten Kurs
noch unsere Sorgfalt zuzuwenden. Dass es auch für den Musikunterricht von
Vorteil ist, wenn die Schüler bei ihrem Eintritt davon wenigstens schon
einen Begriff haben, ist ebenfalls früher wiederholt betont worden. Der
fakultative Unterricht in der Gabelsberger'schen Stenographie, der
infolge des Wechsels in der Vorstandschaft ausgesetzt werden musste, ist
mittlerweile wieder aufgenommen worden.
In materieller Hinsicht hatte die Schule sich auch im verflossenen
Jahre vielseitiger Förderung zu erfreuen. So haben wir dankbar der
Unterstützung zu gedenken, die das königliche Staatsministerium für
Kirchen- und Schulangelegenheiten wiederum für einige in Bayern
beheimatete Zöglinge wohlgeneigtest gewährt hat. Diesem, wie allen
verehrlichen Kultusverwaltungen, vereinen und Privaten, die unsere
Bestrebungen gefördert haben, gilt der innige Danke der Verwaltung. Wir
waren dadurch in der Lage, eine stattliche Summe zur Unterstützung von
bedürftigen Zöglingen zu verwenden und auch einen Betrag von 2.000 Mark
dem Pensionsfonds zuzuweisen. Jedoch sind die Anforderungen, die an uns in
dieser Hinsicht gestellt werden, fortwährend im Steigen begriffen. Gern möchten
wir den Schülern, die sich mit Eifer ihren Studien hingeben, die Unterstützungen
in der vollen Höhe bewilligen, in der sie von uns erbeten werden, und
andererseits ist sich die Verwaltung auch sehr wohl ihrer Pflichten gegenüber
den Herren Lehrern bewusst, die ihre volle Kraft der Schule widmen. Es
muss darum immer wieder die Bitte um reichliche Zuwendungen an alle
diejenigen wiederholt werden, die mit uns den Wunsch teilen, dass auch den
Söhnen der weniger Bemittelten eine ihren Fähigkeiten entsprechende
Ausbildung im Tora- und profanen Wissen, wie sie unsere Schule vermitteln
möchte, zuteil werden könne. Wenn uns unsere bisherigen Freunde treu
bleiben und auch in ihren Bekanntenkreisen uns neue gewinnen möchten,
dann wird es uns mit der göttlichen Hilfe gelingen, die Schule nicht nur
auf der Höhe zu erhalten, sondern ihr auch eine immer festere Grundlage
zu schaffen. |
27.
Jahresbericht (1901/1902)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1903: "Burgpreppach.
Die hiesige, israelitische Präparandenschule 'Talmud-Thora' hat
soeben mit dem Versand ihres Rechenschaftsberichtes für das Schuljahr
1901/02 begonnen. Nachdem zunächst des verdienstvollen Wirkens des ältesten
Lehrers der Anstalt, Herrn Wolf Neumann, der, wie seinerzeit von uns
berichtet wurde, im Oktober 1901 auf eine 25-jährige reich gesegnete Tätigkeit
an der Anstalt zurückblicken konnte, und der aus diesem Anlasse
veranstalteten Feier gedacht worden, wird mitgeteilt, dass im
Berichtsjahre 11 Schüler, nach Absolvierung der Präparandenschule, in
verschiedene preußische und bayerische Lehrerseminare entlassen werden
konnten, während 1 Schüler, protestantischen Bekenntnisses, der die
Schule durch alle drei Kurse besucht hat, in eine Baugewerkschule übergetreten
ist. Sämtliche 6 Schüler, die sich der am 6. und 7. August abgehaltenen
schriftlichen, und der am 28. desselbigen Monats, unter dem Vorsitze des königlichen
Regierungskommissärs, Herrn Kreisschulinspektor Dr. Weber, und in
Anwesenheit Seiner Ehrwürden des Herrn Distriktsrabbiners N. Bamberger
aus Würzburg abgehaltenen mündlichen Schlussprüfung zu unterziehen
hatten, haben dieselbe bestanden, zum Teil mit dem Erfolge, dass sie von
dem größten Teil der mündlichen Prüfung dispensiert werden konnten.
Vier von diesen Schülern sind in die israelitische Lehrerbildungsanstalt
zu Würzburg eingetreten, einer beabsichtigt, seine Studien in Halberstadt
fortzusetzen, während einer in dem königlichen Schullehrerseminar Würzburg
Aufnahme fand. Letzterer wurde auf ein von ihm eingereichtes Gesuch durch
das königliche bayerische Staatsministerium, auf Grund der an der Präparandenschule
mit Erfolg abgelegten Prüfung, von einer erneuten Aufnahmeprüfung
dispensiert, was mit Recht, wegen der prinzipiellen Bedeutung der Sache,
von der Vorstandschaft mit Freuden als ein neuer Erfolg der Schule begrüßt
wird. Ist ja damit die Gleichwertigkeit von deren Leistungen mit denen der
königlichen Präparandenanstalten, die im Prinzip schon durch die, auf
Grund einer früheren Regierungsentschließung, eingeführte Schlussprüfung
ausgesprochen war, auch de facto anerkannt worden. Ein dem Berichte
beigelegtes Zirkular gibt davon Kenntnis, dass die Schule auch fernerhin
Schülern, die in ein preußisches Seminar einzutreten beabsichtigen,
Gelegenheit geben wird, auch die nach den neuen preußischen Lehrplänen
erforderlichen, zum Teil gesteigerten Kenntnisse sich auf der Schule zu
erwerben, sodass es erfreulicherweise nicht nötig sein wird, dem einmal
früher von anderer Seite erteilten Rate, dass solche Schüler eine nichtjüdische
Präparandenschule besuchen sollen, Folge zu leisten, denn keinesfalls
kann der religiöse Sinn eines Schülers einer nichtjüdischen Anstalt,
selbst im nebenher erteilten jüdischen Unterricht, die gleiche Förderung
erfahren, wie auf einer jüdischen Anstalt, die, ohne in den profanen Fächern
Geringeres zu leisten, dem Unterrichte in der Thora eine entsprechende
Stellung zuweist. Der
Bericht gedenkt im Weiteren der mannigfachen Zuwendungen im verflossenen
Jahre. Zahlreiche Kultusverwaltungen, Stiftungen, Vereine und Private
haben es der Schule durch ihre Beiträge ermöglicht, zu einem günstigen
Abschlusse, auch in materieller Beziehung zu gelangen. Auch das königliche
bayerische Staatsministerium hat für einige in Bayern beheimatete Zöglinge
wiederum eine Unterstützung gewährt. Nichtsdestoweniger sieht sich die
Verwaltung auch in diesem Jahre genötigt, mit der innigen Bitte zu schließen,
dass die vielen Freunde der Anstalt treu bleiben, und den Kreis der Gönner
durch Anwerbung neuer Freunde vergrößern möchten. Denn die
Anforderungen, die an die Anstalt gestellt werden, sind fortdauernd sehr
große. Viele Väter von Söhnen, die die Neigung und die Fähigkeit in
sich fühlen, sich dem Lehrerberufe zu widmen, wenden sich an die
Verwaltung, durch ihre Vermögenslage gezwungen, mit der Bitte um Gewährung
von ganzen oder teilweisen Freiplätzen. Aus der Grabfelder Schulstiftung
können diese Wünsche nur teilweise erfüllt werden. Es ist deshalb wünschenswert,
dass die Beiträge so reichlich fließen, dass sie Unterstützungen
solcher Schüler möglichst hoch bemessen werden können. Außerdem muss
aber der Pensionsfonds, der jetzt 8.000 Mark beträgt, noch eine sehr
wesentliche Erhöhung erfahren, um lebenskräftig zu werden.
Das Gesamtvermögen beträgt 80.000 Mark. Die Schule wurde im
Berichtsjahre von 51 Schülern besucht." |
28. Jahresbericht (1902/1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1904: "Aus
Unterfranken. Die israelitische Präparandenschule 'Tamud-Thora' zu
Burgpreppach versendet in diesen Tagen ihren 28. Rechenschaftsbericht für
das Anstaltsjahr 1902/03. Der Berichterstatter, Vorstand der Schule,
Distriktsrabbiner Dr. N. Cohn, Burgpreppach, bemerkt einleitend sehr
richtig, dass, da in letzter Zeit die Frage der Ausbildung jüdischer
Lehrer so vielfaches Interesse erregte, auch vorliegender Bericht des
Lebens wert erachtet werden möge. Bezüglich der allgemeinen Lehrfächer
gilt für die 'Talmud-Thora' die gleiche Lehrordnung wie für die
staatlichen Präparandenschulen. Dass der Lehrstoff erfolgreich
durchgearbeitet wird, erhellt die Tatsache, dass bisher jedes Mal sämtliche
Teilnehmer an der unter Leitung eines Regierungskommissärs abgehaltenen
Schlussprüfung das Reifezeugnis zum Eintritt ins Seminar ausgestellt
werden konnte. Die beigedruckte Lehrstoffübersicht zeigt aber auch
deutlich, dass in den, für die Ausbildung jüdischer Lehrer so wichtigen
jüdisch-religiösen Lehrfächern Ersprießliches geleistet wird, und es lässt
sich ein ganz hübsches Maß jüdischen Wissens erlangen, wenn in den
folgenden drei Seminarjahren auf dieser Grundlage entsprechend weiter
gebaut wird.
Wohl zeigt
sich, wenn man die Jahresberichte von 25 Jahren zurück mit den heutigen
vergleicht, eine Einschränkung der Pensa; das hat zum Teil seinen Grund
in den erhöhten Anforderungen, die heute an die allgemeine Ausbildung des
jüdischen Lehrers gestellt werden, zum guten Teil aber auch darin, dass
die eintretenden Schüler weniger gut vorbereitet sind als früher. Was
hier in frühester Jugend versäumt wurde, ist bei der weiteren Ausbildung
hemmend. Der Lehrplan der 'Talmud-Thora' muss diesem Umstande Rechnung
tragen, einem Umstande, der aber nicht, wie |
es
so oft und gerne geschieht, ausschließlich dem Religionslehrer zur Last
gelegt werden darf, denn es ist auch das Haus zum großen Teile schuld
daran, wenn die Schule hier keinen Rückhalt findet. Jedenfalls können
die Schüler umso mehr gefördert werden, je besser sie vorbereitet sind.
Abgesehen über diese Klage über zuweilen mangelhafte Vorbereitung
für den Eintritt in die Anstalt erklärt der Vorstand die Pflicht der
Berichterstattung über das verflossene Schuljahr für eine angenehme.
Fleißige zielbewusste Arbeit bei Lehrern und Schülern ist von schönen
Erfolgen gekrönt worden. Das
Schuljahr wurde am 29. Oktober 1902 in üblicher Weise durch Ansprache und
Gesang eingeleitet und in gleicher Weise am 1. September 1903 geschlossen.
Die Gesundheitsverhältnisse waren bei Lehrer und Schülern die denkbar
besten. Der Vorstand war im Januar von der Hohen Königlichen Regierung
auf 14 Tagen beurlaubt, ein Anstaltslehrer musste leider wegen
Trauerfalles den Unterricht eine Woche aussetzen. Unterricht fiel jedoch
nicht aus, da die übrigen Lehrer in dankenswerter Weise vertretungsweise
die betreffenden Stunden übernahmen.
Am 8. November 1902 beehrten der Königliche Bezirksamtmann, Herr
Neubert von Hofheim, und der Königliche Bezirksarzt die Schule mit ihrem
Besuche, nahmen mit großem Interesse Einsicht von deren Einrichtungen und
Sammlungen und äußerten sich sehr anerkennend über das Gesehene.
Die allerhöchsten Geburts- und Namensfest wurden in der üblichen
Weise begangenen und die Festrede am 1. November in der Synagoge, am 12. März
in der Anstalt gehalten. Ein größerer Ausflug wurde im abgelaufenen
Jahre nicht unternommen, dagegen häufig Ausflüge und Spaziergänge in
die Umgegend gemacht. Die Schlussprüfung wurde in ihrem schriftlichen
Teil am 3. und 4. August, in ihrem mündlichen Teile am 20. desselben
Monats abgehalten. Sämtliche 5 Prüflinge bestanden, den meisten konnte
ein Teil der mündlichen Prüfung sogar erlassen werden. Diese 5
Absolventen traten alle in das jüdische Lehrerseminar zu Würzburg ein, während
2 Schüler des Oberkurses schon im Frühjahre in das israelitische Seminar
zu Kassel Aufnahme gefunden hatten. Als Regierungskommissar bei beredter
Prüfung war von der Königlichen Regierung in Würzburg der Vorstand des
dortigen Königlichen Schullehrerseminars, Königlicher Seminardirektor
Herr Königbauer entsandt worden; mit ihm war der Leiter des jüdischen
Seminars zu Würzburg, Herr Distriktsrabbiner Nathan Bamberger,
erschienen. Dem nunmehr in den Ruhestand getretenen Kreisschulinspektor
Herrn Dr. Weber, der früher stets als Regierungskommissär fungierte,
wird für stets bewiesenes Wohlwollen gedankt. Die Schule sah sich
veranlasst, ein durch Todesfall frei gewordenes, angrenzendes Grundstück
zu erwerben einerseits zum Zweck etwa notwendig werdender Erweiterung,
dann auch, um zu verhüten, dass durch andere Erwerber des Grundstückes
Betriebsstörende Anlagen, Werkstätten etc. dort errichtet würden. Der
Kostenaufwand von 1.500 Mark für diesen Zweck gestaltete natürlich den
Rechnungsabschluss weniger günstiger als in den Vorjahren, immerhin ist
er befriedigend.
Das Königliche
Bayerische Staatsministerium hat wiederum eine Unterstützung für einige
in Bayern beheimatete Schüler gewährt, zahlreiche Gemeinden, Vereine,
Stiftungen und Private haben ihr Wohlwollen bewiesen. Zwar hat die Summe
der Legate nicht die Höhe des Vorjahres erreicht, doch kann
erfreulicherweise mitgeteilt werden, dass ein, während des Jahres
dahingeschiedener Gönner letztwillig ein ansehnliches Kapital der Schule
vermachte, sodass die Zinsen den früheren jährlichen Beitrag wesentlich
übersteigen werden. Möge dies Beispiel Nachahmung finden, möge überhaupt
die Anstalt stets vom Wohlwollen unserer Freunde und Brüder getragen
werden, möge auch Gottes Segen stets auf ihr ruhen, auf dass sie ihre
hohe und heilige Aufgabe zu lösen vermöge: 'Männer heranzubilden, die
mit den erforderlichen Kenntnissen ausgestattet, als begeisterte Anhänger
ihres Glaubens und treue Söhne des Vaterlandes sich bemühen, zum Segen
der Gesamtweit zu wirken.'
Die Verwaltung des Talmud-Thora-Vereins besteht außer dem
Berichterstatter, Distrikts-Rabbiner Dr. Cohn, noch aus den Herren:
Ullmann und Neumann – Burgpreppach, Reus – Hofheim und Stern –
Aidhausen.
Als
Lehrer wirken außer dem Berichterstatter die Präparandenlehrer Neumann,
Braunold und Ochsenmann, sowie die Musiklehrer Deißenberger und Meisner.
An Stiftungen (Kapitalzuwendungen) gingen 900 Mark ein, Beiträge
und Spenden beliefen sich auf 8.770,64 Mark. Für Lehrergehälter und
Pensionen wurden ca. 7.000 Mark verausgabt. Der Pensionsfond, dem wieder
wie alljährlich 100 Mark überwiesen wurden, beziffert nun 9.000 Mark;
das Gesamtvermögen einschließlich des Pensionsfonds 81.145,18 Mark.
M."
|
29.
Jahresbericht (1903/1904)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familieblatt" vom 23. Dezember 1904: "Burgpreppach (Bayern). In dem soeben veröffentlichten 29.
Rechenschaftsbericht der hiesigen israelitischen Präparanden-Schule 'Talmud-Thora'
lesen wir:
Seit dem Erscheinen unseres jüngsten Jahresberichts hat die
Frage der Ausbildung der jüdischen Lehrer in den Religionsfächern in
Wort und Schrift wiederum vielfache Erörterung gefunden. Wir müssten den
uns zur Verfügung stehenden Raum weit überschreiten, wollten wir an
dieser Stelle auf diese in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzende Frage
im Allgemeinen näher eingehen. Es ist das in früheren Jahresberichten
wiederholt geschehen, und überdies hat die Schule in den 29 Jahren ihres
Bestehens gezeigt, wie sie mit schönstem Erfolge bestrebt war, die seit
ihrer Gründung unveränderten Prinzipien hochzuhalten und durchzuführen.
So wird es mit Gottes Hilfe auch weiter bleiben. In den allgemeinen Fächern
die gleiche Lehrordnung mit den staatlichen Präparandenschulen
innehaltend, werden wir im übrigen bemüht sein, unsere Schüler mit
einem möglichst umfassenden und gründlichen Wissen in den biblischen und
talmudischen Disziplinen auszustatten, um ihnen den erhabenen Lehrinhalt
des Judentums und damit zugleich die glühende Begeisterung für dasselbe
aus seinen Quellenschriften selber zu vermitteln. Damit tragen wir
zugleich, soweit es an uns ist, bei zur Hebung des Ansehens der künftigen
Lehrer; denn je größeres Wissen der jüdische Lehrer, zumal in dem ihm
eigensten Gebiete, aufzuweisen hat, umso gründlicher und erfolgreicher
wird der von ihm zu erteilende Unterricht sein, umso höher wird er aber
auch in der Achtung bei seiner Gemeinde und seinen Vorgesetzten stehen.
Diese Ausführungen über das Lehrziel unserer Schule mögen genügen,
und nur soweit bei den erwähnten Erörterungen auch unsere Schule in der
Öffentlichkeit genannt wurde, sei noch mit wenigen Worten auf dieselben
zurückgegriffen. Dass ein einheitlicher Lehrplan in den Religionsfächern
wenigstens für diejenigen Lehrerbildungsanstalten, die annähernd die
gleichen Forderungen für das Wissensmaß des ins Amt tretenden Lehrers
aufstellen, sehr wünschenswert wäre, ist auch von uns schon früher
betont worden; andererseits sei darauf hingewiesen, dass jener
Zusammenstellung der Bericht von 1901 zugrunde liegt, während aus neueren
Berichten ersichtlich ist, dass durch eine zweckmäßigere Verteilung, wie
sie sich aus der Erfahrung ergeben hat, der Stoff zum Teil erweitert
werden konnte.
Dass
aber die Biblische Geschichte in der Präparandenschule überhaupt nicht
mehr behandelt werden sollte, erscheint uns durchaus ungerechtfertigt.
Denn abgesehen davon, dass sich oft genug zeigt, dass die Kenntnis in
diesem Fache, trotzdem sie beim Eintritt in die Präparandenschule
vorausgesetzt werden sollte, viel zu wünschen übrig lässt, ist doch
eine Vertiefung und Erweiterung des auf der Volksschule Erlernten sehr
wohl möglich und auch angebracht. Allerdings kann – und, weil das bei
uns stets geschah, war Biblische Geschichte bisher nicht unter den
durchgearbeiteten Pensen mit aufgeführt – die Biblische Geschichte im
Anschluss an den Bibelunterricht, der den gesamten historischen Teil
umfassen soll, behandelt werden. Das für Mischna vorgeschlagene Pensum
erscheint zu gering, manches andere zu hoch gegriffen. Dem Grundsatze,
dass es weniger auf die Menge des Durchgenommenen, als darauf, wie es
behandelt wird, ankommt, huldigen auch wir.'"
|
30. Jahresbericht (1904/1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar
1906: "Burgpreppach. Der 30. Rechenschaftsbericht der
rühmlichst bekannten 'Israelitischen Präparanden-Schule 'Talmud-Thora'
veröffentlicht eine Entschließung der Regierung, erlassen nach einer
Visitation der Kreisschulreferenten Freiherr von Gumppenberg, die wir
folgt lautet:
'Die am 31. vorigen Monats durch einen Regierungskommissär vorgenommene
Besichtigung der israelitischen Präparandenanstalt in Burgpreppach hat
den erfreulichen Beweis geliefert, dass die Anstaltsleitung bestrebt ist,
nach allen Richtungen für das geistige und leibliche Wohl ihrer Zöglinge
zu sorgen und dass insbesondere Zucht und Ordnung, Reinlichkeit,
Pflichteifer und Wohlanständigkeit dort eine Stätte gefunden haben.
Namentlich befriedigte die gute Haltung der Zöglinge und deren
vortrefflicher Gesundheitszustand, die Fürsorge der Leitung für
Beschaffung der erforderlichen Lehrmittel und für Freilegung des Anwesens,
für Anlage eines Turnplatzes usw. ..."
Des weiteren ersehen wir aus dem Bericht, dass die Schule von 50 Schülern
besucht wurde und dass das Anstaltsvermögen Mark 93.500 (einschließlich
Mark 11.000 Pensionsfonds) beträgt." |
31.
Jahresbericht (1905/1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 4. Januar 1907: "Burgpreppach. Der 31. Bericht der Israelitischen
Präparanden-Schule verzeichnet eine Frequenz von 52 Schülern. Die
Anstalt hat ein Vermögen von 96.400 Mark. Ihre Einnahmen im
Rechnungsjahre 1905/06 beliefen sich auf 15.305 Mark und ihre Ausgaben auf
12.450 Mark (Lehrergehälter und Pension 7.642 Mark, Unteerstützungen an
bedürftige Schüler 2.340 Mark usw.). |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1907: "Die
israelitische Präparandenschule 'Talmud-Thora' in Burgpreppach. Der
Rechenschaftsbericht der Talmud-Thora-Schule in Burgpreppach für das
Schuljahr 1905/06 – es schließt bekanntlich in Bayern im Herbst ab –
liegt uns vor und wir wollen uns nicht damit begnügen, aus demselben
trockene Zahlen anzuführen, sondern wir wollen vor allem darauf
hinweisen, welch hohe sozialen Aufgaben unsere Präparandenschulen erfüllen.
Sie sind die Bildungsstätten unserer minderbemittelten Glaubensgenossen. 'Unterstützt die Söhne der
Armen, dass von ihnen ausgehe die Tora an Israel', das war der
Grundsatz, der den edlen Stifter der oben genannten Schule, den leider so
früh verstorbenen Rabbiner Abraham Hirsch – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – bei der Gründung leitete
und seine Nachfolger sind in seine Fußstapfen getreten und sehen es als
eine Hauptaufgabe an, den Besuch der Anstalt auch den Söhnen der armen
Eltern zu ermöglichen durch niedrigen Pensionspreis und durch direkte
Unterstützungen an bedürftige Schüler. Dafür wurden im Berichtsjahr
2.340 Mark aufgewandt und es wäre zu wünschen, dass der warme Appell,
den der verdienstvolle Leiter der Schule, Herr Distriktsrabbiner Dr.
Naftali Cohn insbesondere an die früheren Schüler der Anstalt richtet,
ihm zu diesem Zwecke größere Mittel zur Verfügung zu stellen, nicht
ungehört verhallen möchte.
Auf
die vorzüglichen Leistungen der Schule in den jüdischen Fächern wurde
schon bei früheren Gelegenheiten hingewiesen. So wurde beispielsweise im
2. Kurs in Talmud Traktat Bezah III, IV und V, im 3. (Ober)Kurs Traktat
Rosch haschonok, Folio 2a bis 25b durchgenommen.
Von den 10 Zöglingen des Oberkursus traten 5 in das Würzburger
Seminar, die übrigen in norddeutsche Seminare ein. Im Ganzen wurde die
Anstalt von 52 Schülern besucht. Sie
ist aber nicht ausschließlich eine Präparandenschule, sie bereitet für
jeden praktischen Beruf mindestens ebenso gut vor, wie etwa eine gehobene
Bürgerschule, denn sie gewährt, wie ein Blick auf das Pensenverzeichnis
beweist, eine durchaus harmonische Ausbildung und im bürgerlichen
Rechnen, Schön- und Rechtschreiben, Fächer, die für den angehenden
Kaufmann besonders wichtig sind, übertrifft sie viele andere Schulen.
Französisch und Stenographie fehlen nicht und Musik (Gesang,
Harmonielehre, Violine und Klavier) wird recht gründlich betrieben.
Dabei herrscht in den Präparandenschulen ein vorzüglicher Geist:
Fleiß und zielbewusstes Streben erfüllen Lehrer und Schüler und
Erziehungsnieten gehören hier zu den Seltenheiten, denn auch der zur Lässigkeit
Neigende wird mitgerissen.
Möge
die Talmud-Thora-Schule sich auch fernerhin das Wohlwollen weiter Kreise
bewahren und zu den bisherigen Gönnern neue hinzugewinnen." |
31. Jahresbericht der Israelitischen Präparandenschule
(1907)
32.
Jahresbericht (1906/1907)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Januar 1908: "Burgpreppach. Israelitische Präparanden-Schule. – Der 32.
Rechenschaftsbericht verzeichnet die Zahl der Schüler am Anfang des
Schuljahres mit 36 und bei Beendigung desselben mit 39. Dem
Lehrerkollegium trat Herr Jonathan Uhlfelder aus Weisendorf (Oberfranken),
zuletzt in Bechhofen, bei; dagegen verlor das Kollegium nach Schluss des
Schuljahres Herrn J. Braunold durch den Tod. Der Tod des letzteren hat dem
Kuratorium der Anstalt schwere Sorgen aufgebürdet, denn die Ausgaben
werden um die Witwen- und Waisengelder für die hinterbliebene Familie
vermehrt, - und der Pensionsfonds beträgt nur 14.000 Mark."
|
Kurze Mitteilung zum 42. Jahresbericht 1917
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. März 1918: "Burgpreppach. Die Israelitische Präparandenschule verausgabte in ihrem
letzten Berichtsjahre 13.151 Mark für Lehrergehälter und Pensionen, und
3.373 Mark für Unterstützungen an bedürftige Schüler. Die Zahl der Schüler
betrug 46." |
44.
Jahresbericht (1919/1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1920: "Burgpreppach. Die
Israelitische Präparanden- und Bürgerschule versendet ihren 44.
Jahresbericht, demzufolge die Anstalt im Berichtsjahr von 68 Schülern
besucht wurde. Die Pläne, die im vorigen Bericht angedeutet wurden, sind
in die Tat umgesetzt worden.
Der Thora- und Talmudunterricht wurde
erweitert und vertieft. 2 Aufnahmen zeigen die Schüler beim
Talmudunterricht, über dessen überaus intensives Lernen die Übersicht
der Pensen und die Schulaufgaben Aufschluss geben. Das Erfassen und
Erlernen der jüdischen Wissenschaften in weitestem Umfange, die sanfte,
aber starke Gewöhnung an religiöse Pflichterfüllung in der
Anstaltserziehung, sind der gemeinsame Unterbau der Präparandie und der
neu angegliederten Bürgerschule. Auf dieser Grundlage bildet der Lehrplan
der Präparandie die künftigen Lehrer, die der Bürgerschule nach
gleichfalls von der Regierung genehmigter Anordnung die zukünftigen
Handels- und Gewerbetreiben vor. Alle Elementarkenntnisse, Fremdsprachen,
Musik, Staatsbürgerkunde, Handelslehre, Bürgerliches und Kaufmännisches
Rechnen, Korrespondenz, Buchführung, Stenographie, Maschinenschreiben,
Ackerbau und Handfertigkeitsunterricht, sind die vielseitigen Lehrzweige
dieses Lehrplanes, über die der Bericht genaueres mitteilt, besonders die
Unterweisung im Ackerbau und in der Handfertigkeit die die vielerörterte
Berufsumschichtung anzubahnen bestimmt sein sollen, werden durch
Photographien veranschaulicht. Das harmonische Ineinandergreifen des jüdischen
und profanen Unterrichts beleuchtet in hervorragender Weise die Mitteilung
des Berichts, dass nach Durchnahme des Mischna-Traktates 'Sanhedrion'
im deutschen Unterricht ein Aufsatzthema gegeben wurde: 'Eine
Gerichtssitzung in Alt-Israel', dass die Vorschriften des Traktates zur
Aufgabe stellten. Eine Bearbeitung dieses Themas war so anschaulich, dass
sie in den Blättern der Agudas Jisroel, Jugendorganisation Februarheft
1920 veröffentlicht und aus diesem in das Hamburger Familienblatt Nr. 17
übernommen wurde.
Dank
der kräftigen Kost und waldreichen Gegend war der Gesundheitszustand der
Schüler ein sehr guter. So gibt der Bericht ein übersichtliches Bild von
dem regen und geistigen Leben dieses jüdischen Erziehungswerkes. Es dürfte
daher die Bitte des Berichtes um ungeminderte Förderung der Anstalt
(Israelitische Präparandenschule Burgpreppach, Postscheckkonto 4565 Nürnberg),
zu der die ungeheuren Aufgaben – trotz aller pekuniären Schwierigkeiten
wurden die Gehälter der Anstaltslehrer denen der staatlichen
Volksschullehrer angeglichen, werden viele unbemittelte Schüler mit
Subventionen und Stipendien bedacht – bei allen Freunden der Jugend
unseres Volkes weitgehendste Berücksichtigung finden." |
45.
Jahresbericht (1920/1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1921: "Burgpreppach, 1.
März (1921). Der 45. Jahresbericht der unter Leitung des Herrn
Distriktrabbiner Dr. Michalski stehenden Präparanden- und Bürgerschule 'Talmud-Thora' Burgpreppach für das Jahr 1920 teilt mit, dass im
Berichtsjahre die Schule von 60 Schülern besucht war. Lerngruppen,
zusammengestellt aus Schülern mit gleichen Vorkenntnissen und Anlagen,
traten auch im Berichtsjahr in den jüdischen Disziplinen an Stelle der
Klasseneinteilung und überbrückten die Unterschiede der Vorbildung. Aus
der Mitte der Schüler bildete sich ein Lernverein, der des Abends sich zu
gemeinsamen Sonderschiurim (Sonder-Lernstunden) zusammenfand. Auch waren
die Schüler im Sommer bei den allsabbatlichen Tehillimvorträgen zugegen.
Das praktische Studium der Tefillin, soweit es für die Schüler
erlernbar, das Schwärzen und Knüpfen der beiden Knoten wurde im
Berichtsjahr neu eingeführt. Für letzte wurden von Herrn Lehrer Berlinger
Zeichnungen angefertigt, die das Knüpfen der Knoten in den einzelnen
Phasen zeigen. Interessenten stehen die Zeichnungen, soweit noch Vorrat,
zur Verfügung. Der Handelsunterricht wurde in drei Abteilungen für Anfänger
und Fortgeschrittene erteilt und setzte die im vorigen Berichtsjahr
angegebenen Pensen in einfach und doppelter Buchführung, kaufmännischem
Rechnen, Handels- und Wechsellehre, Stenographie und Maschinenschreiben
fort.
Auch in diesem
Berichtsjahr erhielten die Schüler von den Kultusgemeinden München und Nürnberg,
von der Oppenheimer-, der Artur Sondheimerschen Stiftung, der Freien
Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums in Frankfurt am
Main, von der Grabfelder Judenlandschaftsstiftung und der Verwaltung des
Talmud Thora-Vereins in Burgpreppach Präbenden. Der Bericht schließt mit
einem Appell an die jüdische Öffentlichkeit, der Anstalt weiter zu
gedenken." |
47.
Jahresbericht (1922/1923)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1923: "Burgpreppach, 1.
Juli (1923). Die Israelitische Präparanden- und Bürgerschule 'Talmud-Thora'
zu Burgpreppach versendet ihren 47. Jahresbericht. In der Schule wurden im
Berichtsjahr 60 Knaben in der Präparandie für den Lehrerberuf
vorgebildet und in der Bürgerschule mit den Kenntnissen des allgemeinen
Wissens und besonders der Handelskunde vertraut gemacht. Am Schluss des
Schuljahres fand eine mehrtägige schriftliche und mündliche Prüfung
statt, die alle Schüler bestanden. Die Zukunft der Anstalt macht den
Leitern schwere Sorge und sie bitten alle diejenigen, die früher 5 Mark
als Beitrag gesandt, annähernd den jetzigen Wert der früheren Spende zu
senden und nicht zu verschütten 'den Brunnen, den Geistesfürsten
begraben, den sich erworben haben die Hochherzigsten im Volke, dem
Gesetztragenden zur Stütze werdend.' (IV. Buch Mose 21,18 nach der Erklärung
des Wilnaer Gaon. Siehe auch 'Israelit' Nr. 25 dieses Jahres.). |
Aus der Geschichte der Talmud-Tora-Schule / Israelitischen Präparanden-
und Bürgerschule / Israelitische Handels- und Bürgerschule (ab 1931)
Purimspiel der Schüler (1884)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1884: "Eingesandt. Aus
Unterfranken. Am zweiten Purim-Abende wurde von den Zöglingen der
Israelitischen Präparandenschule in Burgpreppach unter Leitung ihrer
Herren Lehrer ein Purimspiel in Form einer theatralischen Posse aufgeführt,
deren Durchführung in allen Stücken allgemein als äußerst gelungen
bezeichnet wurde. Bühneneinrichtung, Dekoration, Wahl des Stückes,
Vortrag – nichts ließ zu wünschen übrig. Wir sagen nun auf diesem
Wege dem allverehrten Leiter der Anstalt, Herrn Rabbiner Hirsch, den
geehrter Herrn Lehrern, sowie den mitwirkenden Schülern herzlichen Dank für
den uns bereiteten, genussreichen Abend, der gewiss den zahlreichen
Zuschauern noch lange im Gedächtnisse bleiben wird." |
Gründung des Vereins Doresch Tow in Baisingen (1889) -
württembergischer Unterstützungsverein für die Ausbildung in
Burgpreppach
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1889: "Baisingen.
Die Herren Moses Kahn, Hermann Marx, Isaac Kahn, Hirsch Kahn in Baisingen,
Veit Kahn in Cannstatt und Heinrich
Herz in Hall haben einen Verein 'Doresch
Tow' gegründet, um die Ausbildung eines jüdisch religiös gebildeten
Lehrerstandes (innerhalb Württemberg) für das Königreich Württemberg
zu erstreben.
Zu diesem Zwecke sollen Württemberg Kinder, die sich dem Lehrerfache
widmen wollen und die durch Lust und Liebe, durch Begabung und Leistungsfähigkeit,
durch Moralität und sittlichen Ernst sich dazu qualifizieren, aus den
Mitteln der Vereins materiell unterstützt werden.
Die Unterstützung findet nur dann statt, wenn die Zöglinge zu
ihrer Ausbildung eine solche Anstalt (Präparandie und Seminar) besuchen,
in welcher gründliches jüdisches Wissen, echte Religiosität in
Verbindung mit wahrer, allgemeiner Bildung gelehrt und anerzogen wird.
Da eine solche Lehranstalt in Württemberg vorerst nicht besteht, so sind
die Zöglinge, welche aus Mitteln des Vereins unterstützt sein wollen,
gehalten, ihre Vorbildung an der israelitischen Präparandenschule zu Burgpreppach
in Bayern, welche den Charakter der Öffentlichkeit hat und die
bekanntermaßen ihre Zöglinge in der oben bezeichneten Weise erzieht, zu
genießen.
Wir wünschen dem Verein das beste Gedeihen; sein Streben wird dazu
beitragen, in religiöser Beziehung einen bessern Geist in die Württemberger
Judenheit zu bringen." |
Über die Aktivitäten des Vereins Doresch Tow
(1891)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Baisingen in Württemberg,
15. März (1891). Der hiesige Verein Doresch
Tow hat sich zur Aufgabe gemacht, Knaben, die sich als
Elementar-Lehrer für Württemberg heranbilden wollen, durch ansehnliche
Unterstützung zu veranlassen, dass sie hierzu die Präparandie
Burgpreppach und das Seminar Köln oder Würzburg wählen, wo sie
nebst dem profanen auch das jüdische Wissen besser als in dem württembergischen
Seminar (sc. Esslingen) lernen und als gute Jehudim
herangezogen werden. Wenn man bedenkt, wie in unserem Württemberg unsere
heilige Religion im Zerfall ist, dagegen erwägt, wie schon ein einziger
echt religiöser Lehrer hunderte von Kindern streng religiöse erziehen
kann, so dürfte jeder, dem unsere Religion gleichgültig ist, diesem
Verein beitreten. Beitrittserklärungen, wozu wir auch Nichtwürttemberger
dringend einladen, sind mit Angabe eines beliebigen jährlichen Beitrags
an den Doresch Tow Verein in Baisingen in Württemberg zu richten." |
Über
die Aufführungen der Schüler der Präparandenschule am Purimabend und grundsätzliche
Überlegungen hierzu (1890)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1890: "Burgpreppach, 6.
März (1890). Ein Bild friedlichen und einträchtigen Zusammenlebens der
drei verschiedenen Konfessionen angehörigen Bürger unseres Ortes und
seiner Umgebung bilden alljährlich die theatralischen und musikalischen
Aufführungen, welche die Zöglinge der hiesigen israelitischen Präparandenschule
am Purimabend zu veranstalten pflegen. Zu dieser erscheinen nicht nur die
Beamten und Familien des Ortes und der Umgebung, ohne Rücksicht auf Stand
und Glauben, sondern auch die Geistlichen beider Konfessionen, sowie der
der Nachbarorte. Mit richtigem Takt verhindert es die Leitung, dass Stücke
zur Aufführung gelangen, in welchen jüdische Karikaturen, bestimmt die
altjüdische Sitte und Sprechweise lächerlich zu machen, vorkommen; wir
meinen, derartige Zoten, die leider in vielen Kreisen noch zu sehr üblich
sind, sollten überhaupt unterbleiben, auf dass nicht ehrwürdige Sitten
und Gebräuche, die mit Gemüt und Verständnis aufgefasst sein wollen,
zum Gegenstande lächerlicher Gaukeleien herabgewürdigt werden. Wir
wissen der Leitung hierfür besonderen Dank, dass sie die Kinder vor
derartigen Verstößen gegen den Geschmack und die gute Sitte stets zu
bewahren weiß. Es gibt doch wahrhaftig unschuldigen Humoresken genug, als
das ewige Wiederkäuen von 'Schalet' und Ähnlichem. Als einst
geistvolle Talmudjünger die Lehrweise der Gemara in Witzsprühender
Parodie umzugestalten sich vermaßen, welches Produkt in geradezu
unbegreiflichem Missverständnis des Zulässigen und Schicklichen noch
immer als Talmud Schachorim in
zahllosen Auflagen von polnischen Druckern verbreitet wird, soll der
unsterbliche Chasam Sofer jene Schüler von sich gejagt haben, wiewohl die
Urheber der geistsprühenden satirischen Arbeit die Sache sicher von der
unschuldigsten Seite aufgefasst haben. Die Gegenstände unserer Literatur,
sowie die von unserer Religion bedingten Bräuche und Überlieferungen
sind von zu heiligem Ernst, als dass es gestattet werden könnte, sie als
Folie zur Erregung der Lachmuskeln zu benützen. – Doch kehren wir nach
dieser, durch mehrfache unliebsame Wahrnehmungen uns diktierte
Abschweifung zu den gewählten und musterhaften Aufführungen unserer Präparandenschüler
zurück. Da war alles so schön, so gemütvoll und bezaubernd, dass wir,
wenn wir auch den strengsten, prüfenden Maßstab anlegen wollten, nur rückhaltlos
zu loben vermöchten. Dieses Empfinden beherrscht auch das gesamte
anwesende jüdische wie nichtjüdische Publikum, und es erregte lebhafte
Zustimmung und Befriedigung, als gegen Schluss der Vorstellungen sich der
in weitesten Kreis hochgeschätzte Herr Pfarrer Schwenk aus Leutzendorf
erhob und in anerkennenden Worten für die Leistungen der Schule in seinem
und seiner Kollegen Namen der Vorstandschaft Dank und Lob für die
gebotenen Genüsse spendete. Seinen Worten schlossen sich die Herren
Pfarrer Meißner und Benkert an. Der Vorstand, Herr Distriktsrabbiner Dr.
Deutsch, erwiderte schön und angemessen am Schlusse seiner Rede den
Wunsch aussprechend, 'dass die harmonische Zusammenstimmung wie sie in
diesen Gesängen und Liedern, sowie in diesem schönen geselligen Kreise
zutage getreten, stets und immer alle Bürger des Ortes und des
Vaterlandes erfüllen möge, den Einzelnen zum Segen, der Gesamtheit zum
Heil!' Möchte dieser Wunsch sich im weitesten Ausmaße erfüllen!" |
Der
Burgpreppacher Abschluss berechtigt zur Aufnahme in allen bayerischen
Schullehrerseminaren (1891)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1891: "Aus Unterfranken,
20. Juni (1891). Die von allerhöchster Stelle angeregte
Unterrichtsreform, welche jetzt den Gegenstand ernstester vorbereitender
Erwägungen der hervorragendsten Schulmänner Preußens ausmacht, hat
bekanntlich in Bayern seit Anfang dieses Jahres bereits ihre teilweise
praktische Verwirklichung gefunden. Die Reformen erstrecken sich sowohl
auf das höhere, als auch auf das mittlere Schulwesen, einschließlich der
Seminarien und Lehrpräparandien. Zu den Neuerungen, welche die letztere
Kategorie von Schulen betreffen, gehört die mit höchster Entschließung
vom 27. April 1891 ergangene Verfügung, wonach für Zöglinge, welche die
3 Kurse einer Präparandenschule mit Erfolg besucht haben, die bisher üblich
gewesene Seminaraufnahmeprüfung zu unterbleiben habe, wogegen ihr solche
Zöglinge unterworfen bleiben, die den ordnungsgemäßen Besuch einer öffentlichen
Präparandenschule nachzuweisen nicht imstande sind.'
Gleich nach Publizierung jenes Erlasses wandte sich Herr
Distrikts-Rabbiner Dr. Deutsch in Burgpreppach an die königliche
Regierung mit einer Eingabe des Inhalts, es möge gestattet sein, die in
jener Entschließung den staatlichen Präparanden gewährte Vergünstigung
auch auf diejenigen israelitischen Zöglinge auszudehnen, die ihre
Ausbildung in den der staatlichen Aufsicht unterstellten und nach dem
staatlichen Normativ geleiteten und eingerichteten israelitischen Lehrerpräparandien
empfangen haben, worauf mittels genereller Entschließung von 15. Juni Z.
11735 die Eröffnung zurückfolgte, 'dass auch für die Aufnahme der in
den beiden israelitischen Präparandenschulen zu Burgpreppach und Höchberg
vorgebildeten israelitischen Schulamtszögling bis auf Weiteres die
Bestimmungen zu gelten haben, die mit höchster Ministerialentschließung
vom 27. April für die bayerischen staatlichen Schullehrerseminarien
bekannt gemacht worden sind. Eine Aufnahmeprüfung habe nur noch für
solche israelitischen Schulamtszöglinge stattzufinden, welche weder eine
bayerisch-staatliche Präparandenanstalt, noch eine der beiden Präparandenschulen
zu Burgpreppach und Höchberg vollständig absolviert haben.
Eine schönere Anerkennung ihres Wertes hätte diesen, auch von der
jüdischen Gesamtheit mit Recht gewürdigten Schulen nicht zuteil werden können,
als sie in der oben angeführten Entschließung hoher königlicher
Regierung angegeben ist. Möchten die zahlreichen Gönner derselben hierin
einen neuen Ansporn zu fortgesetzter tatkräftiger Unterstützung jener
Anstalten erblicken!" |
Kurze Berichte (Januar / Oktober 1892)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1892: "Burgpreppach,
30. Dezember (1892). Die hiesige israelitische Präparandenschule 'Talmud-Thora',
an welcher außer dem Vorstande, Herrn Dr. H. Deutsch, noch 5 Lehrkräfte
wirken, war im abgelaufenen Jahre von 45 Zöglingen, wovon 20 aus Bayern,
25 Nichtbayern, unter letzteren je 1 aus Jerusalem, Ungarn, Schlesien und
3 aus dem Elsass, besucht. Die Spenden und Jahresbeiträge beliefen sich
auf 11.624 Mark, die Einnahmen und Ausgaben beziffern sich 16.214. Die Königlich
bayerische Staatsregierung leistete einen Zuschuss für arme Zöglinge." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Oktober 1892: "Burgpreppach,
26. September (1892). Die israelitische Präparandenschule 'Talmud
Thora' dahier war in dem abgelaufenen Schuljahre 1891/92 von 46 Zöglingen
besucht, welche sich auf 3 Kurse verteilen. Von den Schülern sind 26 aus
Bayern, 9 aus Preußen, 5 aus Württemberg und je 2 aus Sachsen-Meiningen,
Hessen-Darmstadt und den Reichslanden. Gewiss ein Beweis, dass die hiesige
Anstalt auch außerhalb Bayerns sich eines guten Rufes erfreut. Außer dem
Vorstande, Herrn Distriktsrabbiner Dr. Deutsch, wirken noch 5 Lehrkräfte,
hierunter 3 Präparanden- und 2 Volksschullehrer, letztere für den
Unterricht in der Musik an der Schule." |
Die
israelitischen Präparandenschulen Burgpreppach und Höchberg sind den
nichtjüdischen Präparandenschulen gleichgestellt (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1898: "Burgpreppach,
30. Ab (= 18. August 1898). Vor Jahresfrist... (Text noch nicht
abgeschrieben) |
Bericht
über die Schlussprüfung an der Talmud-Thora-Schule im Januar 1898 (1898)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. August 1903: |
Anzeige
der "Grabfelder Schulstiftung" (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Oktober 1902: |
Vergleich
der Ausbildungen in den Präparandenschulen Burgpreppach, Höchberg und Münster
sowie in den Seminaren Köln, Münster und Würzburg (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April
1904: |
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Allgemeiner Bericht über die drei Lehrerbildungsanstalten im Kreis Unterfranken
(1911)
Es handelt sich um die zwei Präparandenschulen in
Burgpreppach und Höchberg sowie das Lehrerseminar in Würzburg.
In der nachfolgenden Darstellung wird u.a. ein ausführlicher Vergleich der
Lehrinhalte der Präparandenschulen vorgenommen.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1911: "Die 3
Lehrerbildungsanstalten im Kreise Unterfranken. Die beiden Präparandenschulen
zu Burgpreppach und Höchberg und das Seminar zu Würzburg, auf verhältnismäßig
engem Raume zusammengedrängt, haben eine weit über den Rahmen des
Kreises und Königreiches hinausreichende Bedeutung. Die beiden Präparandenschulen
sind die einzigen selbständigen derartigen Anstalten im ganzen Reiche.
Sie sind zwar in erster Linie auf die bayerischen Anforderungen für den
Übertritt in das Würzburger Seminar zugeschnitten, liefern aber auch
alljährlich Schülermaterial für andere Seminarien, besonders insofern
ein immerhin beträchtlicher Teil ihrer Schüler Nichtbayern sind und in
die heimatlichen Seminarien eintreten; das Würzburger Seminar aber, die
einzige orthodoxe derartige Anstalt in ganz Süddeutschland, hat schon die
fernsten Gegenden, weit über Bayern und selbst Deutschland hinaus, mit
Lehrern versorgt. Die Jahresberichte dieser Anstalt dürfen darum ein ganz
besonders reges Interesse bei der großen Öffentlichkeit erwarten. Wenn
trotzdem gar mancher die Berichte nur flüchtig durchblättert, sich
vielleicht damit begnügt, seinen Namen in der Spenderliste gefunden zu
haben, so mag die Ursache darin liegen, dass jedem solchen Berichte in
seiner Knappheit und Kürze eine gewisse Trockenheit anhaftet. Und doch könnte
ein solcher Bericht so viel und so mancherlei erzählen, wenn er gründlich
und mit Interesse gelesen würde und gar viel Ungesagtes ließe sich aus
dem Gesagten erschließen. Versuchen wir darum einmal, gleichsam zwischen
den Zeilen zu lesen und anstatt trockener Rekapitulation der
Berichtsangaben eine lebensvolle Darstellung des Ringens und Schaffens,
des Strebens und der Erfolge zu geben. Nicht aber charakterlose Lobhudelei
soll es sein, nein, ehrliche Überzeugung komme zum Ausdruck und wo hie
und da eine Änderung gewünscht wird, ist dies nur dem Streben
entsprungen, der guten Sache zu dienen. Und schon eingangs sei hier
hervorgehoben, dass wohl manche der zu gebenden Anregungen vorerst nur
frommer Wunsch bleiben wird, weil sich materielle Schwierigkeiten in den
Weg stellen, weil die Anstalten alle nicht genügend pekuniär fundiert
sind, teilweise mit Defizit arbeiten müssen, weil die große jüdische Öffentlichkeit,
für die doch die Anstalten einzig und allein arbeiten, ihre diesbezügliche
moralische Verpflichtung nicht in vollem Maße erfüllt. Kann der
Berichterstatter einer Anstalt nicht in dieser Deutlichkeit sprechen, um
nicht auch noch seinen Spendern vor den Kopf zu stoßen, so ist es umso
mehr Pflicht der interessierten Presse, vor allem also auch der
Fachpresse, hier einmal ganz offen zu reden. Tagtäglich liest man von
Vermächtnissen und Stiftungen für Zwecke aller Art; für
Monumentalbrunnen und Denkmäler werden Tausende gespendet, nur an die
Lehrerbildungsanstalten, die doch fundamental sind für die Erhaltung des
ganzen Judentums, scheint niemand zu denken und ich kann hier absolut
keinen Unterschied machen zwischen den Glaubensbrüdern orthodoxer und
liberaler Richtung. Die orthodoxen Anstalten sind am ärmsten und
registrieren es schon als ein Ereignis, wenn ihnen einmal eine
Jahrzeitstiftung mit ganzen 300 Mark zugewiesen wird. Möge dieser Bericht
auch nach dieser Richtung anregend und bessernd wirken."
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Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1911 (Fortsetzung): "Die
Frequenz der Anstalten bewegt sich seit einer Reihe von Jahren in ziemlich
gleich bleibendem Rahmen, nur innerhalb der einzelnen Kurse zeigen sich
oft merkwürdige Zahlenunterschiede. Kleinere Jahrgänge werden dann durch
größere nachfolgende wieder ausgeglichen.
Im Bestand des Lehrkörpers weisen die Berichte der Präparandien Wechsel
und Veränderungen auf, am Seminar ist hinsichtlich der ordentlichen
Lehrer keine Veränderung eingetreten. Die Ziffern der Ausgabeposten für
Lehrerbesoldung zeigen erfreulicherweise steigende Tendenz. Die Kuratorien
verdienen hierfür volle Anerkennung, ebenso für die Schaffung von
Pensionskassen. Wünschenswert wäre volle Gleichstellung der Lehrpersonen
hinsichtlich ihrer Besoldungsverhältnisse mit den Lehrern der staatlichen
Anstalten. Dadurch würden auch diverse Unstimmigkeiten bezüglich der
Gehaltsverhältnisse beseitigt und Verstimmungen bei den ohne Grund stiefmütterlicher
Bedachten behoben, die Berufsfreudigkeit gemehrt. Für das Notwendigste,
den Nervus rerum, müsste natürlich wieder die jüdische Gesamtheit
eintreten. Einzelne Entwürfe der in Bayern angestrebten Revision der
Judengesetze |
wollen
auch die Obsorge für die Lehrerbildung als Aufgabe einer Zentralkasse
einbeziehen. Wenigstens hoffnungsvolle Aussichten für eine, so Gott will,
nicht zu ferne Zukunft.
Die Berichtsangaben über Schulfeiern, Ausflüge, Gesundheitsverhältnisse
etc. bewegen sich im Rahmen des Normalen und bedürfen hier keiner
besonderen Registrierung.
Umso wichtiger sind die Verzeichnisse der Lehrpensen. In den Profanfächern
sind die gesetzlichen Normen für die Lehrerbildung in Bayern maßgebend.
In den Religionsfächern ist eine entsprechende Stoffverteilung zwischen
Präparandenschule und Seminar auf mehreren gemeinsamen Konferenzen der
beteiligten Lehrkörper vor einigen Jahren beschlossen und seitdem durchführt
worden. Seit mehreren Jahren fanden keine solchen Besprechungen mehr
statt. Und doch wäre es vielleicht nicht unwichtig, solche wieder hie und
da abzuhalten.
Die Lehrstoffberichte zeigen im Großen und Ganzen bei beiden Präparandenschulen
ziemliche Übereinstimmung. Kleinere Abweichungen beweisen, dass bei aller
Uniformität doch der Individualität Rechnung getragen werden kann. Denn
für das Gesamtbild ist es wohl belanglos, ob hier die Mischnahtraktate
Bezah, Rosch-haschanah, Megillag, Berachoth, Suckah oder dort für Bezah
bei sonstiger Übereinstimmung Taanis gelernt wurden. Und doch mögen für
die Auswahl und Reihe ganz bestimmte Verhältnisse maßgebend gewesen
sein, Imponderabilien, die sich nur aus dem lebendigen Unterrichtsbetrieb
heraus erklären und verstehen lassen. Das deutlichste Bild der Leistungen
dürfte sich wohl ergeben, wenn jedes einzelne Lehrfach in seiner
Entwicklung durch alle 6 Bildungsjahre hindurch verfolgt wird. Wünschenswert
wäre, wenn auch aus den Berichten der Präparandensschulen die auf jedes
Fach entfallende Stundenzahl sich ersehen ließe; beim Seminarbericht ist
dies der Fall.
Im Pentateuchunterrichte wird im Verlauf der 3 Präparandenjahre
der ganze Pentateuch durchgearbeitet, außerdem noch die Wochensidrah
kursorisch. (Daß im Berichte Burgpreppach das 5. Buch Moses fehlt, dürfte
wohl nur Irrtum oder Druckfehler sein). Im 2. und 3. Kurs geht neben dem
Pentateuchübersetzen ein selbständiger Unterricht in Raschi einher. Das
Seminar setzt diesen Raschiunterricht fort, vertieft ihn durch besondere
Berücksichtigung der talmudischen und halachischen Begriffe und besonders
im Oberkurs durch Beiziehung anderer Kommentare, insbesondere Ramban. Das
Hauptgewicht wird weniger auf die Quantität als vielmehr auf Gründlichkeit
und Vielseitigkeit gelegt, namentlich im Interesse zu erzielender Selbständigkeit.
Neben dem Pentateuchunterrichte dienen in der Präparandenschule besondere
Stunden für 'Propheten' und 'Biblische Geschichte' der
Bibelkunde. Es werden die so genannten 'Ersten Propheten'
durchgearbeitet, einzelne Teile aus den Hagiographen behandelt und auf die
Geographie Palästinas besonderes Gewicht gelegt. Die Pensenverteilung in
Höchberg, je 2 Prophetenbücher auf ein Schuljahr, will uns mehr zusagen,
als die Burgpreppachs; doch mögen hier besondere Verhältnisse vielleicht
maßgebend gewesen sein. Sehr praktisch erscheint die für Höchberg
angegebene eingehende Behandlung der Textvergleichung von den Königsbüchern
und der Chronik. Dass Burgpreppach besonderen Werk auf die Durchnahme von
mischle legt, auch Wiederholung der biblischen Geschichte des Pentateuchs
für nötig erachtet, dürfte im Interesse der Schüler liegen, die sich
nicht dem Lehrberufe widmen. Im Seminar ist den Schülern Gelegenheit zu
solcher Wiederholung geboten, ja sie ist als Vorbereitung für die
Schulpraxis in der Religionsübungsschule eine von selbst gegebene
Notwendigkeit. Offiziell tritt im Seminar an Stelle der biblischen
Geschichte die so genannte jüdische Geschichte vom babylonischen Exil bis
zur Neuzeit, die durch alle Kurse in einer Hand liegt, wie überhaupt das
Seminar in der Hauptsache mit Fachunterricht arbeitet. Aus den Prophetenbüchern
wurde im Seminar das Buch Micha und alle Haftaroth im kombinierten I. und
II. Kurs durchgearbeitet, im Oberkurs Jesajas von Kap. 40 zu Ende. Neben
diesem buchmäßigen Nachweis ist jedoch zu betonen, dass viele andere
Gebiete der Bibel beigezogen wurden: Esra, Nehemiah, Daniel, Chronik im
Geschichtsunterricht, größere Partien aus Hiob, Psalmen, Prediger im
homiletischen Unterricht.
Burgpreppach führt neben dem Ritualunterricht, der gleichwie in Höchberg
diverse Abschnitte des Pflichtenlebens nach Chaiie, Odam und Kizzur
Schulchan Aruch bzw. Dasz Jehudis behandelt, noch besonders
Religionslehre, also systematischen Religionsunterricht auf. Wir halten
dies für durchaus wünschenswert und notwendig. Jedenfalls wird in Höchberg
beim Unterrichte in Gebetübersetzen der diesbezügliche Religionsstoff
mit eingeschlossen, denn im 3. Kurs, wo die Rubrik 'Gebete' fehlt,
sind als 'Religionslehre' verschiedene Kapitel aus Sterns
Religionsbuch angegeben. Die aramäischen Teile des Gebetbuches, die
Burgpreppach ebenfalls angibt, fehlen in Höchberg. Wir missen sie ungern.
Der Ritualunterricht im Seminar setzt in den Unterkursen den Gang nach
Chaiie Adam weiter, im Oberkurs wird Chochmath Odam benützt mit Auswahl
praktisch religiöser Gebiete: Miloh, Pidion Haben, Awelos; dazu kommen
die Schächtvorschriften nach Moreh lesovchim. Auch der 'Religionsunterricht' findet seine fortgesetzte Pflege, allerdings
mehr auf das religionsphilosophische Gebiet ausgedehnt. Übungen im |
Schiur-
und Predigtvortrag sind Prüfsteine für die gewonnenen Resultate.
Eingehende, allseitige Behandlung vieler Piutim dient in gleicher dem
Religionsunterricht wie der kantoralen Fertigkeit.
Die Pflege der kantoralen Bildung wird in neuerer Zeit mit besonderem
Nachdruck von Laien wie aus Lehrerkreisen gewünscht. Burgpreppach betont
im Vorwort zum berichte, dass es seit Jahren nach dieser Richtung tätig
ist, indem die Schüler des II. und III. Kurses ihre eigenen Gottesdienste
unter Aufsicht zweier Lehrer abhalten und dabei selbst als Vorbeter
funktionieren. In Höchberg scheint dies nicht der Fall zu sein.
Vielleicht bedarf es nur dieser Anregung, um auch hier ähnliches zur Einführung
gelangen zu lassen. Würzburg besitzt seine eigene Seminarsynagoge, in
welcher nur Seminaristen amtieren. Jeder Kurs hat eine Wochenstunde
Unterricht im Synagogengesang durch den Kantor der Synagogengemeinde. Der
Seminarvorstand nimmt allwöchentlich die Toravorlesung mit den
Seminaristen durch, die im Turnus 'laienen', wie er auch in einer
besonderen Wochenstunde Belehrung und praktische Anleitung über den
kulturell-synagogalen Teil des Lehrerberufes erteilt. Es sind in letzter
Zeit vielfach Wünsche nach Erweiterung und Verbesserung der kantoralen
Vorbildung laut geworden; die Leistungen der Lehrerbildungsanstalten
wurden nach ihren 'Früchten' oft als unzureichend bezeichnet. Es ist
hier nicht der Platz, darauf einzugehen. Nur das möge hervorgehoben
werden, dass bei Lehrern, die ihre Ausbildung in Würzburg empfingen, auch
stets festgestellt werden muss, ob sie das jüdische oder das katholische
Seminar besucht haben, denn auch dieses nimmt jüdische Kandidaten auf.
Die jüdische Grammatik war lange Jahre ein Schmerzenskind. Seit mehreren
Jahren zeigt ihr Betrieb nach Ausweis der Berichte erfreulicherweise ein
wissenschaftliches Gepräge mit systematischem Aufbau.
Für Mischnah kommen im 1. und 2. Präparandenkurs Traktate aus Seder Moed,
im 3. Kurse hauptsächlich aus Nesikin in Betracht. Das Seminar wählte für
den kombinierten 1. und 2. Kurs schwierigere Traktate aus Seraim, im
Oberkurs aus Noschim und Taharoth. Talmudstoff ist für den 1. Präparandenkurs
Berachoth, (ca. 10 Blatt) für den 2. Kurs in Höchberg Taanith, in
Burgpreppach Bezah, für den 3. Kurs dort Bezah, hier Suckah. Das Seminar
hat seit einigen Jahren die Kombination der zwei unteren Kurse aufgegeben;
jeder Einzelkurs hat 4 Talmudstunden pro Woche. Der 1. Kurs lernte ca. 15
Blatt aus Trakata Sabbath mit Raschi und Tossafot; auch im 2. Kurs wurde
Sabbath gelernt, allerdings andere Partien, ausgewählt hauptsächlich zum
Zwecke der Anleitung zum selbständigen lernen. Die Befähigung hierzu
wurde erzielt und damit die Zielaufgabe dieses Faches im Seminar erreicht.
Im Oberkurs wurde wie stets üblich aus Chullin gelernt in Rücksicht auf
die Schechitah-Funktion des Lehrers. Hier wurden neben Tossafot auch die
Rischonim berücksichtigt. Es sind also ganz hübsche Erfolge zu
verzeichnen. Ob es nicht praktisch und aneifernd wäre, nach
entsprechenden Vorübungen im 1. Präparandenkurs dann im 2. und 3. und
vielleicht auch im 1. Seminarkurs ein Traktat ganz durchzulernen, im 2.
Seminarkurs vielleicht Sugioh zu versuchen?"
|
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1911: "Die 3
Lehrerbildungsanstalten im kreise Unterfranken (Schluss). Zum Schlusse
noch ein Wort über die öffentlich rechtliche Stellung der drei
Anstalten. Die Präparandenschulen erfreuen sich einer gewissen Selbständigkeit.
Sie können im Rahmen der gesetzlichen beziehungsweise regierungsseitigen
Bestimmungen betreffs der Schüleraufnahme ihre Auswahl treffen und haben
auch ihre eigenen Schlussprüfungen. Die Prüfungsaufgaben für den
gesetzlichen Teil werden durch die Kreisregierung gestellt; bei der mündlichen
Prüfung präsidiert ein Regierungskommissär. Auf Grund guter
schriftlicher Leistungen können Schüler vom mündlichen Examen
dispensiert werden. Der Seminarvorstand wird zur mündlichen Prüfung in
den Religionsfächern beigezogen; ihm werden auch die schriftlichen
Religionsarbeiten der Prüfung vorgelegt. Das Bestehen der Prüfung
berechtigt zum Eintritt in das jüdische Seminar zu Würzburg. Zum
Eintritt in ein staatliches Seminar muss besondere ministerielle
Genehmigung von Fall zu Fall erholt werden. Die öffentlich-rechtliche
Stellung der Präparandie ist also nicht ungünstig.
Weniger erfreulich sind die Verhältnisse beim Seminar. Wie ersichtlich
hat es zunächst bezüglich der Schüleraufnahme absolut keinen Einfluss.
Die Beteiligung des Seminarvorstandes bei der mündlichen Prüfung ist für
Fälle der Dispensierung von dieser von selbst illusorisch. Die
staatlichen Präparandien werden alljährlich von dem zuständigen
Seminardirektor und einem Seminarlehrer einer eingehenden Visitation
unterzogen. Diese Visitation findet ja wohl bei den jüdischen Präparandien
auch statt, aber durch einen Regierungskommissar: das Seminar ist vollständig
ausgeschaltet. Nun gibt es zwar für diese Verhältnisse im staatlichen
Schulleben viele Analogien: Realschule und Oberrealschule, Progymnasium
und Gymnasium etc. Aber das jüdische Seminar hat auch absolut keinen
Einfluss bei der Seminarschlussprüfung, die an einem staatlichen Seminar
abgelegt werden muss und hier gelten die Seminaristen der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt vollständig als Extrauser. Das Seminar ist also in
dieser Beziehung nur eine Art Arbeitsmaschine mit vielen Pflichten und gar
keinen Rechten. Das ist ein ungesunder Zustand, der nach Abänderung
schreit. Das einzige jüdische Seminar in Bayern müsste seine eigene Prüfungsberichtigung
haben.
Es ist uns nicht unbekannt, dass seitens der Seminarleitung schon
wiederholt Schritte nach dieser Richtung unternommen worden sind, leider
ohne Erfolg. Bei aller Anerkennung der Tätigkeit des Seminars erfolgte
die Ablehnung 'aus prinzipiellen Gründen wegen der Konsequenzen'.
Diese 'Konsequenzen' sind die privaten klösterlichen
Lehrerinnenbildungsanstalten in Bayern. Nur übersieht man, dass es wohl
katholische und protestantische Seminare in Bayern gibt, dass also niemand
eine Privatanstalt zu besuchen braucht; wo aber ist das staatliche, jüdische
Seminar? Drei staatliche Anstalten, Würzburg, Schwabach und
Kaiserslautern, nehmen auch Juden auf. Das jüdische Seminar ist aber doch
aus der Erfahrung und Überzeugung entstanden, dass die staatlichen
Seminare wohl Lehrer, aber keine 'jüdischen' Lehrer in unserem Sinne
ausbilden können.
Die Seminarleitung wird, wenn sie mit Gesuchen an das Ministerium
herantritt, immer mehr oder weniger als 'Partei' angesehen werden. Es
gibt eine andere Instanz in Bayern, welche hier eingreifen sollte und könnte:
die Gesamtheit der bayrischen Rabbinen. Von der Notwendigkeit des Seminars
sind wohl alle überzeugt, ob sie nun orthodox oder liberal, ob sie
Revisionsfreunde oder Revisionsgegner sind. Mögen sie sich des Seminars
einmal annehmen, ihre Stimme dürfte kaum ungehört verhallen.
Allen 3 Anstalten, die oft unter so schwierigen Verhältnissen so Schönes
und Großes leisten aber ein herzliches 'guten
Gelingen'!" |
Kurzer Bericht (Januar 1912)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Januar 1912: "Burgpreppach. Die Israelitische Präparandenschule zählte in ihrem 36.
Schuljahre 37 Schüler. Durch das vorzeitige Hinscheiden von vier Lehrern,
hat die Anstalt große Lasten zu tragen; ihre Ausgaben im letzten
Berichtsjahre betrugen allein für Lehrergehälter und Pensionen 10.700
Mark. Es ist daher eine materielle Förderung der Anstalt seitens weiterer
Kreis dringend erforderlich."
|
Beginn des neuen Schuljahres bereits zum 15. Juli
1915
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1915: "Aus Bayern. An
den Israelitischen Präparandenschulen Burgpreppach und Höchberg hat zwar
zufolge einer königlichen Regierungs-Entschließung das neue Schuljahr
diesmal schon am 15. Juli begonnen. Nichtsdestoweniger werden, wie uns
mitgeteilt wird, Schüler, welche die rechtzeitige Anmeldung versäumt
haben, auch nach Beendigung der Ferien (3. Oktober) noch aufgenommen, wenn
sie die Vorbedingungen erfüllen und die Anmeldung bei dem betreffenden
Schulvorstande alsbald erfolgt." |
Mitteilung aus der Präparandenschule (1917)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familieblatt" vom 23. Februar 1917: "Burgpreppach. Die Israelitische Präparandenschule
'Talmud-Thora'
verausgabte u.a. in seinem letzten Rechnungsjahre 13.537 Mark für
Lehrergehälter und Pensionen, 3.400 Mark für Unterstützungen an bedürftige
Schüler. Die Schule wurde von 33 Schülern besucht."
|
Veränderungen im Lehrplan
(1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1921: "Burgpreppach,
1. Dezember (1921). Die Präparanden- und Bürgerschule Talmud-Thora hat
das Nachsehen der Tefilin und das Knüpfen der Tefilin-Knoten in ihren
Lehrplan aufgenommen. In Öffnen, Nachsehen und Schließen der Tefilin
werden die Befähigten und Gewissenhaften nach gründlichem Studium der
einschlägigen Vorschriften, um Knüpfen der Knoten alle Schüler
unterwiesen. Für dieses hat Herr Lehrer Berlinger Zeichnungen entworfen,
die das Entstehen der Knoten in den einzelnen Phasen veranschaulichen.
Interessenten werden diese auf Wunsch zur Kenntnisnahme zugesandt. Diesbezügliche
Mitteilungen sind an die Vorstandschaft zu richten." |
Ankündigung des 50.
Schuljubiläums (1925)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1925: "Die israelitische
Präparanden- und Bürgerschule Talmud-Thora zu Burgpreppach feiert mit
Beginn des nächsten Schuljahres ihr 50-jähriges Jubiläum. Dem Ernste
der Zeiten Rechnung tragend, will sie von allen Feierlichkeiten wie von
einer Festschrift absehen. Sie will in diesem Jubeljahr für einen möglichst
großen Teil der Jugend das verloren gegangene geistige Erbgut der Väter
wieder erwerben und zu diesem Zwecke den Lehrkörper vergrößern und die
Unterstützung der Schüler um wenigstens das Fünffache erhöhen. Dabei
sollen in erster Linie die Kinder des früheren Mittelstandes berücksichtigt
werden. Alle Freunde der Jugend rufen wir daher auf, uns bei dieser jüdischen
Wiederaufbauarbeit mitzuhelfen. Geldspenden zu senden an Die
Vorstandschaft. Postscheck-Konto: Nürnberg 4585."
|
Wiedereröffnung
der Talmud Thora-Schule (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 12. Juni 1930: "Burgpreppach, 20. Mai (1930). Dieser Tage
wurde die hiesige Talmut Thora-Schule wieder eröffnet. Vor etwa 50 Jahren
war es der fromme und hochgesinnte Rabbiner Abraham Hirsch - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen, der die Antstalt als Präparandenschule
ins Leben rief und mit großem Aufwand an Kraft, Zeit und Mitteln in
wenigen Jahren zu hoher Blüte brachte. Das Hauptziel, das er verfolgte,
war die Verbreitung gründlicher Torabildung und die Erziehung zu wahrer
Frömmigkeit. Aus allen Teilen Deutschlands kamen junge Menschen und zwar
nicht nur solche, die den Lehrerberuf ergreifen wollten, sondern auch
künftige Kaufleute, die durch die Ziele der Schule angelockt wurden. Die
Nachfolger des Gründers arbeiteten in seinem Geiste weiter. Die
Schülerzahl wuchs und verbreitete in allen Gauen Deutschlands den Ruhm
ihrer Bildungsstätte. Die wirtschaftliche Ungunst der letzten Jahre
bewirkte eine vorübergehende Schließung der Schule. Aber immer wieder
gelangten so viele Anmeldungen an den Vorstand, dass sich der derzeitige
Bezirksrabbiner, Herr Dr. Ephraim - sein Licht leuchte -
entschloss, die Tore der Schule wieder zu öffnen. Sie war einstweilen als
Bürger- und Handelsschule geführt worden, jedoch war von allem Anfang an
in Talmud Thora ihr Hauptzweck zu sehen.
Möge sie auch in Zukunft reichen Segen verbreiten und wie früher viele
Gönner finden, die sich durch Spenden und Stiftungen um die Erhaltung
dieser Stätte für Thorawissen und Erziehung zu bewusstem Judentum
verdient machen!" |
Die Präparandenschule "Talmud Thora" soll in eine Bürgerschule umgebildet werden
(1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1931: "Burgpreppach,
20. April (1931). Die Talmud Thora-Schule, die vor 53 Jahren von Rabbiner
a. Hirsch seligen Andenkens gegründet worden ist und seitdem als Präparandie
eine große Anzahl jüdischer Lehrer vorgebildet hat, ist den Zeitverhältnissen
gemäß zu einer Bürgerschule umgebildet worden. Sie soll jüdischen
Kindern und Jünglingen eine weitgehendere Ausbildung in den verschiedenen
Religionsfächern und auch in den Handelswissenschaften vermitteln. Die
Leitung liegt in den Händen des Bezirksrabbiners Dr. M. Ephraim, der auch
einen Teil des talmudischen Unterrichtes erteilt. Für die Sprach- und
Handelsfächer ist jetzt ein Handelslehrer angestellt worden.
Volksschulpflichtige Kinder besuchen die Israelitische Volksschule und
erhalten in der Talmud-Thora noch einen besonderen Ergänzungsunterricht.
Für billige und gute Pension sorgt der Anstaltsleiter durch Unterbringung
der Schüler bei guten Familien. Eltern, die ihre Kinder durch religiöse
und profane Unterweisung für das Leben vorbereiten lassen wollen, werden
es gewiss begrüßen, dass die Talmud Thora-Schule ihnen hierzu
Gelegenheit bietet. Die Schülerzahl ist denn auch im Ansteigen
begriffen." |
Eröffnung der "Handels-
und Bürgerschule" 1931 und Beschreibung der Gemeindeverhältnisse
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1931: "Burgpreppach, 7.
Mai (1931). Burgpreppach ist seit mehr denn hundert Jahren der Sitz eines
Bezirksrabbiners, es herrscht wirklich vorbildliches jüdisches
Gemeindeleben und echt jüdischer Gemeinschaftssinn. Es besteht eine
staatliche israelitische Volksschule, deren Räume nicht nur freundlich
gehalten, sondern auch modern eingerichtet sind. Daneben angebaut ist die
würdige, weihevoll stimmende alte Synagoge mit einem in Barock gehaltenen
Almemor und dem entzückenden Araun hakaudesch (Toraschrein). Im Rückgebäude
wurde erst vor kurzem die Mikwoh im neuesten Stil mit allem Komfort
renoviert, die Wohnung des Lehrers und Kantors in den oberen Stockwerken
des Schulhauses kann an Geräumigkeit und hinsichtlich ihrer fortgesetzten
Instandhaltung als Muster einer Dienstwohnung dienen.
Die Wiedereröffnung der Schule durch Herrn Rabbiner Dr. Ephraim
wurde veranlasst auf Wunsch prominenter Personen und Stellen, die aus
Gewissensgründen die strikte Einhaltung des Testaments des
Anstaltsstifters durch Wiederaufnahme des Schulbetriebs, sei es auch in
Form einer jüdischen Handels- und Bürgerschule, um den Schülern wie früher
in erster Linie Thora im Derech Erez zu vermitteln, verlangten.
Es war eine helle Freude für die Burgpreppacher, als der für die
Unterrichtserteilung in den jüdischen
und profanen Fächern gewonnene, ganz besonders geeignete Lehrer mit
seinen, wenn auch an Zahl noch geringen, Schülern in das schöne und geräumige,
luftige und lichterfüllte Anstaltsgebäude unter Leitung des würdigen
Rabbiners Dr. Ephraim einzogen.
Es konnten die überaus zahlreichen Anmeldungen von Schülern nicht alle
Berücksichtigung finden, weil für Stipendien oder kostenlose Aufnahme
die finanzielle Lage erst gehoben und gebessert werden muss. Gegen einen mäßigen
Verpflegungssatz von ca. Mark 65.- bis 75.- werden die Schüler in Privathäusern
so untergebracht, dass hinsichtlich Logis, Verpflegung und sorgsamer
Aufsicht das Elternhaus vollkommen ersetzt werden soll.
Die jüdischen Lehrfächer sind: Gründliche Kenntnis und volles Verständnis
der Gebete, Tenach (Bibel) mit Raschi, Poskim, Mischnah, Talmud; als
profane Lehrfächer gelten: Buchführung, Handelskorrespondenz, Kaufmännisches
Rechnen, Scheck- und Wechsellehre, Warenkunde, Wirtschaftsgeographie,
Handelskunde, Maschinenschrift, Stenographie, englische und französische
Sprache. Zur körperlichen Ertüchtigung ist im Lehrplan vorgesehen:
Turnen und Turnspiele auf eigenem schönen Turnplatz, beziehungsweise in
eigener Turnhalle, Gartenbau auf eigenem Grund und Boden.
Den weitaus größten Teil des jüdischen Unterrichts erteilt Herr
Rabbiner Dr. Ephraim. Die Anstalt übernimmt wie früher so auch künftighin
Jahrzeitsstiftungen (Kaddisch-Sagen, Brennen des Seelenlichtes, Lernen des
Schiur).
Für die noch verhältnismäßig geringe Zahl von Schülern wurde
vorläufig nur eine Lehrkraft neben dem zuständigen Rabbiner gewonnen, für
besondere Fächer sind ortsansässige und benachbarte Fachlehrer
nebenberuflich in Aussicht genommen. Sobald bei Vermehrung der Schülerzahl
es erforderlich erscheint, werden weitere Lehrer hauptberuflich
angestellt, für welche 3 zur Anstalt gehörende schöne Wohnhäuser zur
Verfügung stehen." |
Chanukkafeier Dezember 1931
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar
1932: "Burgpreppach, 15. Dezember (1931). Am Sonntag, den 6.
Dezember abends 7.30 Uhr, fand hier eine Chanukka-Feier der Israelitischen
Handels- und Bürgerschule Talmud-Tora statt. Die ganze hiesige Gemeinde
sowie viele Mitglieder der Nachbargemeinden Hofheim, Ermershausen, Königshofen
und Haßfurt nahmen an der Feier teil, die einen sehr schönen Verlauf
nahm. Nach einem von dem derzeitigen Lehrer der Handelsschule verfassten
Prolog folgte die Begrüßungsansprache des Bezirksrabbiners Dr. Ephraim,
der den Gästen für ihr Erscheinen und besonders den Damen und Herren den
Dank aussprach, die sich in aufopfernden Weise an den Vorbereitungen für
den Abend beteilt hatten. Nach einem Turner-Aufmarsch der
Talmud-Tora-Jugend ging die Aufführung der Chanukka-Spiele 'Chanukka-Männchen',
'Der kleine Held' sowie des Schwab'schen Dramas 'Der Sabbatzauber' über
die Bühne. Zwischendurch erfreute die Rezitation lustiger Gedichte und
der Vortrag von Couplets unter jeweilig passender Veränderung der Bühne
die Zuschauer. Auch der Talmud-Vortrag eines Schülers über Chanukka
passte sich harmonisch dem Rahmen des Programmes an, das nicht weniger als
14 Punkte aufwies. Die Kulissen waren von einem Schüler der Talmud-Tora
nach eigenen Ideen angefertigt worden, und die Aufführenden setzten sich
fast sämtlich aus Schülern der hiesigen Talmud Tora und Jüdischen
Volksschule zusammen.
In der Pause war für körperliche Erfrischung in jeder Weise Sorge
getragen und legten hierbei sämtliche Damen der hiesigen jüdischen
Gemeinde Zeugnis ihrer selbstlosen Gebefreudigkeit für unsere gute Sache
ab.
Alle Anwesenden waren voll des Lobes über die hervorragenden
Darbietungen der Schüler und die eindrucksvolle Mimik derselben und
konnten die in schweren Rollen vielfach gezeigte Intelligenz der Schüler
nicht genug bewundern. Man trennte sich spät abends hoch befriedigt und
mit Dank auf den Lippen für die Regieleiter und Festordner Herrn und Frau
Rabbiner, Dr. Ephraim, Herrn Lehrer Rosenfelder, Herrn Lehrer Seitz, Frau
Lina und Fräulein Mirjam Adler und Frau Meta Berney.
Auf vielseitigen Wunsch wurde die Feier am Samstag, den 12.
Dezember, abends wiederholt, wobei die hiesige nichtjüdische Öffentlichkeit
sowie die jüdische Gemeinde Kleinsteinach gut vertreten war.
Die Anwesenden ließen es sich nicht nehmen, die Talmud Tora durch reiche
Spenden zu erfreuen. Neben dem materiellen ist der ideelle
propagandistische Erfolg der Veranstaltung nicht hoch genug einzuschätzen." |
Bericht über die Schule (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1932: "Burgpreppach,
11. April (1932). Das erste Vollschuljahr unser Israelitischen Handels-
und Bürgerschule 'Talmud Tora' endete am 20. März 1932. Mit dem Ablauf
dieses Jahres hat diese Pflanzstätte jüdische und allgemeiner Bildung,
die der unvergessliche Rabbiner Abraham Hirsch – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – vor mehr als 50 Jahren ins Leben rief und der
ausgezeichneten Männer zum Segen des Judentums und der jüdischen Jugend
ihre Lebensarbeit gewidmet haben, von neuem ihre Existenzberechtigung und
Notwendigkeit bewiesen.
Es wurden folgende Fächer unterrichtet: Englisch, Französisch, sämtliche
Handelswissenschaften, Stenographie und Maschinenschreiben. Daneben kam
auch die landwirtschaftliche und sportliche Betätigung zu ihrem Reche.
Der Hauptwert wurde jedoch im Sinne des Gründers der 'Talmud Tora' auf
Ausbildung in allen Religionswissenschaften gelegt, und zeigte die Prüfung,
die vom 6.-13. März in allen jüdischen Fächern wie Pentateuch, Gebete,
biblische und jüdische Geschichte, Propheten, Michnah, Talmud usw. durch
den Leiter der Anstalt, Herrn Bezirksrabbiner Dr. Ephraim, hier,
stattfand, recht befriedigende Resultate.
Das neue Schuljahr begann am 4. April dieses Jahres. Erfreulicherweise
liegt eine größere Anzahl von Neuanmeldungen vor. Die 'Talmud Tora' in
Burgpreppach hat sich bisher um die Ausbildung von mehr als 1.000 Lehrern
und Kaufleuten verdient gemacht. Es soll auch in Zukunft das Bestreben der
Schüle sein, ihre Zöglinge zu aufrechten und kenntnisreichen Juden und
berufstätigen Menschen heranzubilden. Um weitesten Kreisen den Segen
einer besseren allgemeinen und jüdischen Bildung zukommen zu lassen, ist
der Pensionspreis so niedrig wie irgend möglich bemessen. Auf diese Weise
können auch minderbemittelte Schüler Aufnahme finden. Der Einfluss des
hiesigen streng gesetzestreuen Milieus in- und außerhalb der Schule, das
Fehlen zersetzender Großstadteinflusse, die persönliche Beaufsichtigung
eines jeden Schülers gewährleisten eine geschlossene jüdische Erziehung
und eine individuelle Behandlung der Schüler. Das Wiederaufleben einer jüdischen
Bildungsstätte auf dem so sehr bedrohten und doch für die Zukunft des
deutschen Judentums so wichtigen Landgebiet kann nur wärmstens begrüßt
werden." |
Beitrag
von Rabbiner Dr. Fritz Bloch (Aschaffenburg) über "Die Schule in
Burgpreppach" (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1933: "Die
Schule in Burgpreppach.
Aschaffenburg, 3. September (1933). Herr Rabbiner Dr. Bloch,
Aschaffenburg, schreibt uns: Die kurze Anzeige, dass die Handels- und
Bürgerschule 'Talmud-Thora' in Burgpreppach auch Schüler aufnimmt, die
sich ausschließlich dem Lernen widmen wollen, wäre der Beachtung aller
der Kreise würdig, denen die Sorge für die Erziehung unserer Jugend am
Herzen liegt. Es ist bereits in diesen Blättern (Leitartikel von Nr. 35)
darauf hingewiesen worden, dass beim planmäßigen Ausbau eines jüdischen
Schulnetzes neue Schultypen für die Vermittlung der eigentlichen höheren
jüdischen Bildung geschaffen werden müssten. Neben 'jüdischen
Fortbildungsschulen', die die Weiterführung und Vertiefung des jüdischen
Wissens für die schulentwachsene Jugend ermöglichen müssten, wäre das
Projekt einer 'neuen höheren jüdischen Schule' zur Ausführung zu
bringen. Diese 'deutsche Jeschiwah' aus erweiterter Volksschule und
Jeschiwah zusammengesetzt 'und von einer nicht am Hergebrachten hängenden
jüdischen Pädagogik zur organischen Einheit verschmolzen', wäre zur
'Schöpferin harmonisch durchgebildeter jüdischer Golusführer' berufen.
Es will scheinen, als ob in jener knappen Notiz eine Antwort auf diese
Forderungen erteilt wird. Zum ersten Mal wird hier der Versuch
unternommen, im Rahmen einer Schule eine Abteilung für 'nur jüdisch
Lernende' zu errichten. Auch ohne diese Neuerung wäre die Anstalt in
Burgpreppach prädestiniert, zu einem wichtigen Stützpunkt in unserem
Erziehungswerk zu werden. Hat sie doch auch bisher auf äußerliches
Berechtigungswesen verzichtet und sich die Heranbildung tüchtiger, gerade
denkender Baalebattim im Sinne der alten süddeutschen Tradition zur
Aufgabe gestellt. Es bedeutet eine Gnade der Vorsehung, dass eine solche
Schule trotz der bis vor kurzem herrschenden Einstellung der jüdischen
Gesellschaft alle Krisen überwinden konnte und uns so für diese Zeit
erhalten geblieben ist. Die idyllische Lage des Städtchens in der
lieblichen Landschaft Unterfrankens, fernab von den Ablenkungen der
Großstadt, bietet die ideale Vorbedingung für die Erziehung einer mit
der Natur verbundenen, nervenstarken Generation, die mutig die Goluslast
auf ihre jungen Schultern nehmen wird. Und dass die geistige, sittliche
und berufliche Ausbildung allen Anforderungen genügt, dafür bürgt die
ernste, zielbewusste Persönlichkeit des Leiters, der einen Ruf als
erfahrener Pädagoge genießt und umfassende jüdische Kenntnisse mit
vielseitigem Allgemeinwissen vereint. Die glückliche Verbindung von Thora
im Derech-erez lässt die Schule besonders in der heutigen Zeit als die
gegebene erscheinen und sie sollte überall da in Betracht gezogen werden,
wo Eltern nach einer opportunen Bildungsstätte für ihre Kinder Ausschau
halten. Der mäßige Pensionspreis wird sicherlich dazu beitragen, dass
sie sich zu einer 'Volksschule' im besten Sinne des Wortes entwickelt.
Auch der Umstand, dass auf dem Lande die Schulpflicht mit Beendigung der
7. Volksschulklasse erlischt, wird bei der heutigen Situation die Wahl von
Burgpreppach empfehlen. Die mit dem 8. Schuljahr einsetzende Verpflichtung
zum besuch der Fortbildungsschule beschränkt sich nur auf einen Tag in
der Woche, die übrige Zeit kann schon zur beruflichen Ausbildung oder
besser noch zur Erwerbung eines gründlichen jüdischen Wissens
ausgenützt werden.
Unter diesem Gesichtspunkt stellt die neu gegründete Abteilung eine
notwendige Ergänzung der Anstalt dar. Man scheint mit Absicht den Namen
'Jeschiwa' vermieden zu haben. Diese 'Abteilung für nur jüdisch
Lernende' soll ja keine Konkurrenz für die bestehenden Toralehranstalten
werden, sondern so recht eigentlich die schon lange schmerzlich entbehrte Vorbereitungsschule
für diese darstellen. Die Existenz einer solchen 'Mittelschule' würde
unseren Jeschiwoth und Seminaren erst die Legitimation von Hochschulen
verleihen; sie hätten es dann nicht mehr nötig, sich durch mangelhaft
vorgebildete Schüler zu belasten und in ihrem Prestige beeinträchtigen
zu lassen.
Wenn die Gründung in der wünschenswerten Weise in Anspruch genommen
wird, kann sie eine große Bedeutung für die kleinen Gemeinden Süddeutschlands
erlangen, die meist nur noch vom kümmerlichen Erbgut einer großen
Vergangenheit zehret; der frische Strom jüdischen Lebens, der von diesem
geistigen Kraftwerk nach allen Seiten hin ausstrahlen wird, könnte sie
aus ihrer dumpfen Enge und Resignation erlösen.
Vielleicht sollte man an die maßgebenden Kreise mit dem Vorschlag
herantreten, mit Rücksicht auf die notwendige Umschichtung dort
handwirtliche und landwirtschaftliche Ausbildungsstätten zu schaffen, die
sich in idealer Weise um dieses geistige Zentrum gruppieren
könnten.
Noch schwebt über den Gräbern der Großen von Burgpreppach ein
Tora-Geist. Wir wünschen, dass an deren einstiger Wirkungsstätte bald
neues, mit Tora-Geist erfülltes Leben
emporwachse." |
Chanukkafeier
Dezember 1933 (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1934: "Burgpreppach,
1. Januar (1934). Am Sonntag, den 17. Dezember, fand abends in den Räumen
der Talmud Tora-Schule eine Chanukkaveranstaltung der Schule statt.
Eine Reihe von Aufführungen und Musikdarbietungen gestalteten den Abend
zu einer gemütlichen und jüdischen Feierstunde. Mit großem Eifer und
glänzendem Erfolg haben die Lehrer der Talmud Tora-Schule und der
Israelitischen Volksschule den Schülern der Anstalten die Rollen
einstudiert. Der große Erfolg des Abends zeugte auch von ihrer guten
Regie und von der geschickten Auswahl der Darbietungen. Die zahlreichen
Gäste aus der Gemeinde und aus den Nachbargemeinden haben sich vom
schönen Willen und dem jüdischen Ton in unserer Talmud Tora-Schule
überzeugt. Wir wollen hoffen, dass diese Veranstaltung die Blicke weiter
Kreise des deutschen Judentums auf unsere im Leben der jüdischen Schulen
einzigartige Anstalt lenkt und die Eltern uns ihre Kinder
anvertrauen." |
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