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Höringhausen (Stadt
Waldeck, Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Höringhausen
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1704 gab es zwei Wohnhäuser in
jüdischen Besitz am Ort. Mitte des 18. Jahrhunderts sind mehrere Familien
zugezogen, sodass es 1783 24 jüdische Familien bzw. Haushaltungen am Ort gab.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1830 85 jüdische Einwohner, 1856 Höchstzahl von 152
jüdischen Einwohnern in 26 Familien; 1871 110 (14,2 % von insgesamt 772
Einwohnern), 1885 81 (in 18 Familien, 10,7 % von 757), 1895 66 (8,7 % von 752),
1905 59 (7,8 % von 756). Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten die jüdischen
Familien durchweg vom Vieh- und Kleinhandel in überwiegend armseligen Verhältnissen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(von 1869 bis ca. 1917 als jüdische Elementarschule, ansonsten
Religionsschule), ein rituelles Bad (1870 erneuert durch Marcus Lazarus, siehe
Bericht unten; Standort an der Alrafter Straße) sowie einen Friedhof.
Die Elementarschule (zunächst eine Privatschule, seit 1886 eine öffentliche
israelitische Elementarschule hatte 1871 26 Schüler, 1873 23 Schüler). Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte (siehe Ausschreibungen der Stelle
unten). Folgende Lehrer werden genannt: um 1860 Lehrer Rölf (oder Rülf?,
siehe Bericht
über eine Lehrerkonferenz in Gießen 1860), Benjamin Jaffa (um 1871/73),
Perez Perlstein (um 1885), die Lehrer Stern und Siegfried Oppenheim (aus Nentershausen,
Lehrer in Höringhausen 1909-12, danach in Wehrda und Rhina)
die zugleich an der allgemeinen Ortsschule unterrichteten). Die Gemeinde gehörte
zunächst zum Rabbinat Gießen, seit 1885 zum Provinzialrabbinat Marburg.
Prägende jüdische Persönlichkeit war im Gemeindeleben der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts und bis zu seinem Tod 1912 Abraham Bickhardt. Er war 60
Jahre lang Vorsteher der Gemeinde (vgl. Artikel unten zur goldenen Hochzeit von
ihm und seiner Frau Esther geb. Lion sowie zu seinem Tod).
Im Krieg 1870/71 nahm Markus Lazarus teil, der später den Kriegerverein
in Höringhausen begründete und auch die Vereinsfahne stiftete. Im Ersten
Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde zwei Söhne der Familie Adler:
Isaak Adler (geb. 4.12.1892 in Höringhausen, vor 1914 in Gemen wohnhaft, gef.
23.2.1918) und Moritz Adler (geb. 13.11.1896 in Höringhausen, gef. 25.9.1916).
Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal der Gemeinde (siehe Fotos unten).
Um 1924, als 28 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (3,4
von insgesamt 832 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher M. Löwenstein und B.
Katzenstein. 1932 waren die Gemeindevorsteher Hermann Katzenstein (1.
Vors.) und Benjamin Katzenstein (2. Vors.) Als Schatzmeister ist Isak Kohlhagen
eingetragen. Religionslehrer des im Schuljahr 1931/32 nur noch einen
schulpflichtigen Kindes war Lehrer Moritz Goldwein aus Korbach. Zum Zwecke der
Armenunterstützung hatte die Gemeinde die M.-Lazarus-Stiftung (Vorsitzender
Hermann Katzenstein).
Den jüdischen Familien gehörten mehrere Gewerbebetriebe und Handlungen,
u.a. die Blech- und Altwarenhandlung der Familie von Schafti Adler (Berghöfer
Straße), die Fell-, Leder- und Schuhhandlung von Hermann Katzenstein (Alrafter
Straße; Hermann Katzenstein starb am 12. Februar 1936 und wurde als letzter im
jüdischen Friedhof beigesetzt), der Kolonialwarenladen von Benjamin Katzenstein
(Berghöfer Straße), das Gasthaus von Karl Kohlhagen, das Tuchwarengeschäft
von Isaak Kohlhagen (Hauptstraße), der Tuch- und Handarbeitsladen von Menko Löwenstein,
der Spirituosenhandel von Familie Süßel (Alrafter Straße),
1933 lebten noch 22 jüdische Personen in Höringhausen (in fünf
Familien; 2,5 % von insgesamt 893). In den folgenden Jahren sind die meisten der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Letzter Gemeindevorsteher
war Menko Löwenstein. 1939 wurden noch vier jüdische Einwohner
gezählt.
Von den in Höringhausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Amalie
Adler geb. Hertz (1863), Schafti Adler (1856), Julius Bickhardt (1863), Johanna
Cahn geb. Kohlhagen (1877), Pauline
Danziger geb. Katzenstein (1880), Johanna Frankenthal geb. Adler (1854), Fanny
Katzenstein geb. Bickardt (1868), Siegfried Katzenstein (1886), Henriette
Kleeberg geb. Katzenstein (1874), Hedwig Kohlhagen geb. Katzenstein (1901),
Siegfried Kratzenstein (1876), Kathinka Lamm (1887), Erna Löwengrund geb. Löwenstern
(1893), Sara Löwenstein geb. Bacharach (1863), Paula Mathias geb. Katzenstein
(1887), Rosa Neuhof geb. Löwenstern (1891), Alfred Rosengarten (1906).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeines
Beitrag "Die Juden in Waldeck" (erschien
1929)
Anmerkung: Beitrag zur Geschichte der Juden in Bad
Arolsen, Bad Wildungen, Korbach,
Landau, Mengeringhausen,
Rhoden, Sachsenhausen,
Züschen sowie Eimelrod
und Höringhausen.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 12. April 1929: "Die Juden in
Waldeck. (Zum Ende des ehemaligen Fürstentums).
Wir entnehmen dem 'Israelitischen Familienblatt' nachstehenden
interessanten Artikel: Am 1. April fand in Arolsen
die feierliche Vereinigung des Freistaates Waldeck mit Preußen statt. Das
kleine Ländchen wird ein Bestandteil der Provinz Hessen-Nassau. Waldeck
zählt unter seinen 58.000 Einwohnern etwa 550 Juden. Aus dem Kreise der
Waldecker Juden der weiteren Welt bekannt geworden ist der Dichter
Heinrich Stieglitz. Seine Werke sind heute vergessen. Seine Frau
Charlotte aber entriss seinen Namen der Vergessenheit. Um ihn der
Schwermut seines Gemüts, das unter seiner dichterischen Schwäche litt,
zu entreißen, und in der Hoffnung, dass ein starker Schmerz heilend und
kräftigend auf sein Gemüt einwirken werde, gab sie sich den Freitod.
Diese Tat, die das damalige 'Junge Deutschland' aufwählte, wurde von
Gutzkow, dem Verfasser des 'Uriel Akosta', behandelt in seinem Roman: 'Walpurg,
die Zweiflerin'.
Die Anzahl der waldeckischen Juden hat sich seit der Freizügigkeit stetig
verringert. Sie wanderten aus, da sie anderwärts bessere
Verdienstmöglichkeiten hatten und nicht so sehr die Zurücksetzung
merkten wie in diesem engen Bezirk, auch durch Bildungsmöglichkeiten
entschädigt wurden. Das religiöse Leben war in Waldeck bis auf einige
Ausnahmen nie sehr rege. In der Hauptstadt Arolsen
konnte es sogar geschehen, dass vor hundert Jahren fast die ganze Gemeinde
dem Taufwasser zum Opfer fiel. Die Nachkommen der damaligen Juden gehören
heute zu den ersten Familien des Landes. Etwas regeres Leben blüht heute
in den beiden Gemeinden Wildungen
und Korbach, wo je ein Lehrer amtiert. Arolsen,
Mengeringhausen, Rhoden
und Sachsenhausen sind kleine
Gemeinden, die infolge ihrer geringen Seelenzahl nur mit großer Mühe
sabbatlichen Gottesdienst abhalten können. Religionsunterricht wird in
diesen Gemeinden nicht erteilt; falsche Sparsamkeit lässt es nicht zu.
Dieser Mangel an Verantwortungsgefühl ist wohl auch die Ursache, dass der
Korbacher Jakob Wittgenstein bei
seinem Tode 1890 sein gesamtes Vermögen von 600.000 Mark seiner
Vaterstadt vermachte, aber der Synagogengemeinde nur einige tausend Mark,
und ihr nicht einmal den geringsten Einfluss auf die Verwaltung des
errichteten Altersheims gestattete. Auch von dieser Familie sind einige
Glieder in der Welt, wenn auch getauft, zu Ansehen gelangt. Soll doch der
erste Bundespräsident von Österreich, Hainisch, von dieser
Familie abstammen. Ferner ist ein Wittgenstein der Begründer der
österreichischen Erzindustrie. Ein anderer, namens Paul, war, trotzdem er
nur den linken Arm hatte, ein so hervorragender Pianist, dass sogar
Richard Strauß für ihn Partituren schrieb. In Sachsenhausen
hat ein nach Amerika ausgewanderter Jude Bloch ein Schwesternheim
errichtet, aber die jüdische Gemeinde übergangen. Welchen Segen hätten
diese beiden Gemeinden mit diesen Legaten für alle Religionen stiften
können!
Die beiden Gemeinden Eimelrod und Höringhausen,
die zu dem nunmehrigen preußischen Verwaltungsgebiet Waldeck kommen,
gehörten bisher zu Hessen-Nassau. In beiden, besonders in
letzterer, |
herrschte
stets ein reges religiöses Leben. Beide bedürfen dringend der Hilfe,
damit ihre Synagogen nicht ganz zerfallen. Eimelrod
hat deshalb vom Landesverband einen sehr reichen Zuschuss erhalten.
Weshalb Höringhausen nicht bedacht wurde, fragt sich dort jeder.
Vielleicht hat der Landesverband doch noch ein Einsehen und hilft der
Gemeinde.
Über die Geschichte der Juden in Waldeck ist wenig bekannt. Die meisten
Nachrichten schlummern noch zerstreut in den Archiven. In früheren Zeiten
durften nur in den Orten Züschen und Landau
Juden wohnen. Die Hauptstadt besteht erst seit zwei Jahrhunderten. Sie ist
die Geburtsstadt des erwähnten Dichters Stieglitz, sowie der berühmten
Ärzte Marcus und Stieglitz. Auch die Nachkommen des Marcus gehören heute
dem Christentums an. In Korbach muss es
schon früh Juden gegeben haben. Darauf weist der Name eines alten Adelsgeschlechts
namens 'Judenhertzog'. 1480 erklärte das 'Freigericht unter der
Windmühle' zu Korbach einen Juden zu
Frankfurt, den Juden dieser Stadt und der Umgebung in die Acht. Sie
sollten mit ihm 'weder essen noch trinken, weder mit ihm gehen noch
stehen, weder mit ihm sprechen noch singen, nicht mit ihm kaufen noch
verkaufen, wuchern oder suchen, keinerlei Verhandlungen mit ihm haben,
weder heimlich noch offenbar, auch nicht mit ihm in die Schule, in die
Synagoge oder Tempel, überhaupt nicht mit ihm in ein Haus gehen.' Ebenso
tat der Freigraf zu Landau alle Juden zu Gelnhausen
in die Acht, 'nach rechtem altem Herkommen der kaiserlichen freien
heiligen und heimlichen Gerichte', weil sie ungehorsam gewesen
wären.
Auch früher schon waren die Juden mit den Femgerichten in Berührung
gekommen. 1738 durften sie nur in Züschen,
und etwas später auch in Arolsen
wohnen. 1788 war aber der Widerstand gegen die Juden so stark geworden,
dass der Fürst den Landständen versprechen musste, einem Juden nicht
eher einen neuen Schutzbrief zu geben, bis die Judenschaft im Lande bis
auf 20 ausgestorben sei. Auch der Judeneid kommt in dieser Zeit in Waldeck
vor. Trotz aller Beschränkungen haben sich die Juden doch in anderen
Orten Wohnrecht erhalten. An den Freiheitskriegen nahmen sie teil. Nachdem
schon 1804 der Leibzoll aufgehoben war, folgte 1814 das sogenannte
Organisationsedikt. In diesem wurden ihnen alle Rechte der übrigen
Staatsbürger zugebilligt. Als sie aber in Korbach
das Bürgerrecht verlangten, erhob sich seitens der Stadt und der
Bürgerschaft ein heftiger Widerstand. Der Fürst Georg Heinrich, ein
vorurteilsloser, gerecht denkender Herr, setzte aber ihre Aufnahme zu
Bürgern durch. Dieser Fürst gab ihnen auch im Jahre 1834 das
Judengesetz, das den etwas merkwürdig anmutenden Titel führt: 'Gesetz
über die Gemeinheiten der Juden'. Es gilt auch heute noch, denn es war in
Waldeck Regierungsgrundsatz, die Juden unbehelligt zu lassen, wenn auch
sie von der Regierung nichts verlangten. Das Gesetz ist aber von Segen
gewesen. Der Austritt aus der Gemeinde ist nur mit einem gleichzeitigen
Austritt aus der Religion möglich. Sonst muss jeder Waldecker Jude einer
Synagogengemeinde angehören. Ein Versuch der jüdischen Gemeinde Korbach,
der Regierung die Lasten der Lehrerbesoldung aufzubürden, scheiterte, da
die Regierung damals sogar mit militärischer Exekution
drohte.
Es ist daher den beiden Gemeinden nicht zu verdenken, wenn sie auf den
Anschluss an Preußen allerlei Hoffnungen setzen und hoffen, dass die
Lasten, die sie bisher allein getragen, etwas erleichtert werden. Mögen
sie in ihren Hoffnungen nicht enttäuscht werden. Max Gottlieb."
|
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1863 /
1864 / 1868 / 1878
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1863: "Die
israelitische Gemeinde dahier sucht einen Religionslehrer, der Gehalt beträgt
250 Gulden fix, freie Wohnung mit einem Garten von 500 Quadratklafter, im
Fall der Bewerbende Schochet ist, die Gefälle der Schechita und andere
Nebeneinkünfte. Nur nachweislich streng religiöse Bewerber finden Berücksichtigung;
nach Befinden später Gehaltserhöhung. Bewerber wollen sich in
Franko-Offerten mit Anfügung entsprechender Zeugnisse an uns
wenden.
Höringhausen bei Vöhl, Großherzogtum Hessen. Der israelitische
Vorstand: Abraham Bickhardt." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April 1864: "Konkurs.
Die Lehrer- und Vorbeterstelle in hiesiger Gemeinde ist noch unbesetzt.
Qualifizierte Bewerbe wollen sich unter portofreien Briefen oder persönlich
bei dem Unterzeichneten melden. – Der Gehalt ist bis zu 300 Gulden Fixum
neben freier Wohnung und Garten erhöht worden. Ist der Lehrer Schochet,
so wird ihm ein Nebeneinkommen von ca. 70 Gulden gesichert.
Höringhausen (bei Vöhl), den 1. April 1864. Der israelitische Vorstand. Abraham
Bickhardt." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1868: "Die israelitische
Gemeinde zu Höringhausen sucht einen Religionslehrer und Vorsänger,
welcher nicht allein im hebräischen, sondern auch im Deutschen gründlichen
Unterricht erteilen kann. Der fixe Gehalt beträgt 200 Taler Pr. Crt.,
freie Wohnung mit 500 Quadratklafter Garten; ist derselbe Schochet, so hat
er auch hierdurch ein nicht unbedeutendes Einkommen. Bewerber wollen
innerhalb 14 Tage a dato ihre Zeugnisse über Befähigung und streng
religiösen Lebenswandel einschicken." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1878: "Die hiesige
israelitische Gemeinde sucht einen Religionslehrer und Chasan (= Vorbeter),
der zugleich auch den Elementar-Unterricht zu erteilen hat. Der
fixe Gehalt beträgt nebst freier Wohnung mit einem Garten versehen von
500 Quadrat-Klafter Größe, vorerst 750-800 Mark; ist derselbe Schochet,
bringt auch diese Stelle ziemlich ein. Der Antritt kann bis zum 1. April
1879 geschehen. Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnissen an den
unterzeichneten Vorstand wenden. – Polen und Russen bleiben unberücksichtigt.
Höringshausen (Hessen-Darmstadt), am 24. November 1878.
Der israelitische Vorstand: Schulhof. Kratzenstein. Katzenstein." |
Hinweis auf den Lehrer Simon Adler (geb. 1860 in
Höringhausen, um 1895 wieder in Höringhausen, doch unklar, ob als Lehrer,
gest. 1910)
Simon Adler war Lehrer und Kantor.
Als solcher um 1890 in Antwerpen tätig, danach vorübergehend nach
Amerika ausgewandert, doch nach wenigen Jahren mit Frau Emma geb. Dahl und
den Kindern, darunter der 1890 geborene Eugène Adler, wieder nach
Deutschland zurückgekehrt. Um 1895 hielt sich Simon Adler in
Höringhausen auf, später in Harburg beziehungsweise Hamburg. Seine Frau
Emma geb. Dahl starb 1936 in Madrid.
Quelle: Website des Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität
Hamburg mit einer Seite
zu Eugène Adler. |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Marcus Lazarus finanziert den Bau einer neuen Mikwe
(1870)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1870: "Höringhausen,
6. November 1870. Herr Marcus Lazarus von hier hat auf eigene Kosten ein
neues Mikwa (rituelles Bad)
erbauten lassen und solches gestern (am Schabbat) Paraschat
Lech Lecha (Schabbat mit der Toralesung Lech Lecha = 1. Mose
12,1 - 17,27, das war Schabbat, 5. November 1870) der hiesigen Gemeinde
zum Geschenk überwiesen. Er hat sich durch diese Schenkung den Dank der
ganzen Gemeinde erworben." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Suche nach Lehrer Kolhagen aus Höringhausen, früher
Lehrer in Rhoden (1864)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. November 1864: "Der Lehrer Kolhagen aus Höringhausen
im Darmstädtischen, dermalen Lehrer in Rhoden
im Fürstentum Waldeck, dessen jetziger Aufenthaltsort mir unbekannt ist,
wird hiermit auf diesem Wege aufgefordert, seinen Verpflichtungen gegen
mich nachzukommen. Sollte derselbe dieser Aufforderung keine Folge
leisten, dann werde ich seine Briefe veröffentlichen.
Brilon in Westfalen. A. Friedländer." |
Goldene Hochzeit von Jacob und Sara
Löwenstein (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1896: "Höringhausen,
15. November (1896). Am neunten dieses Monats feierten das Ehepaar Jacob
und Sara Löwenstern, im Alter von 77 beziehungsweise 67 Jahren, ihre
'Goldene Hochzeit' in vollständiger Körper- und Geistesfrische. Die
Feier, welche im engsten Familienkreise vor sich ging, gestaltete sich zu
einer sehr schönen. Herr Lehrer Probe hielt eine ergreifende Rede, welche
sowohl von dem Jubelpaare, als auch von den anwesenden Gästen sich des
größten Beifalls zu erfreuen hatte. Außerdem haben Seine Majestät
Kaiser Wilhelm geruht, dem Jubelpaare eine Ehejubiläums-Medaille zu
verleihen, welche von Seiten des Herrn Pfarrers und des Herrn
Bürgermeisters übermittelt wurde." |
Goldene Hochzeit von Abraham Bickhardt und Esther geb.
Lion (1903)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Dezember 1903: "Höringhausen.
Am 28. Dezember werden mit Gottes Hilfe, Herr Abraham Bickhardt und Frau
Esther geb. Lion das Fest ihrer goldenen Hochzeit feiern. Der Jubiläumsbräutigam
ist 78 und die Jubelbraut 74 Jahre, und erfreuen sich beide noch einer
vollen Rüstigkeit. Die gesamte Gemeinde nimmt regen Anteil an der Feier,
denn Herr Bickhardt hat sich durch seine aufrichtige Religiosität und
seine unermüdliche Schaffensfreude, die Achtung und die Liebe seiner Mitbürger
erworben. Gott hat dieses echt jüdische Ehepaar mit Kindern gesegnet, die
treu in seinen Bahnen wandeln und im leben eine angesehene, geachtete
Stellung einnehmen; mögen Herr und Frau Bickhardt noch weiter den S’chus (Verdienst) ihres Tun genießen und in Gesundheit die
diamantene Hochzeit erleben!" |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1904: "Höringhausen
(Bezirk Kassel), 3. Januar (verspätet). Am 28. Dezember fand hier die
goldene Hochzeit des weithin bekannten Abraham Bickhardt’schen Ehepaares
unter großen Festlichkeiten statt. Um 10 Uhr überreichte der
Ortsvorstand im Namen Seiner Majestät die Ehejubiläumsmedaille, worauf
Herr Abraham Bickhardt eine Summe Geldes den Ortsarmen spendete. Nachdem
nun die Gemeindemitglieder ihre Glückwünsche dargebracht hatten, las der
jüngste Sohn des verehrten Jubelpaares, der in Gemeinschaft mit einem älteren
Bruder ein Engrosgeschäft in Frankfurt am Main besitzt, eine Unmenge
Depeschen vor. Bei Beginn des nun folgenden Essens hielt Herr Abraham
Bickhardt eine kurze Ansprache, in welcher er anknüpfend an die von
Seiner Majestät verliehene Medaille über die Münze Abraham’s sprach.
Nun erhob sich Herr Dr. Munk und feierte in glänzender Weise das
Jubelpaar. Redner bemerkte, dass die Worte des Jubilars (hebräisch und
deutsch:) ‚Worte sind, die wirklich aus dem innersten Herzen kamen und
ihre Wirkung auf die Herzen der Zuhörer nicht verfehlt hätten’. Dann führte
Herr Dr. Munk aus, dass der Jubilar bekannt sei als ‚Feststehender
in der Tora und in der (Gottes)furcht’ und seine Kinder in diesem
Sinne auch erzogen habe, dass diese alle ohne Ausnahme echte Kinder
Abrahams sind. Am Schlusse seiner Rede erteilte Herr Dr. Munk dem Jubilar
A. Bickhardt die Chower, eine
Auszeichnung, die Herr Dr. Munk während 27 Jahren nur zweimal verliehen
hat. Gerührt von dieser Auszeichnung dankte Herr Emil Bickhardt aus Straßburg
im Namen des Vaters. Hierauf feierte der Lehrer des hiesigen Ortes Herrn
A. Bickhardt als Gemeindemitglied, als Freund des Friedens, der Armen, der
bereit sei, nicht nur die Armen des engeren Heimatlandes mit seinen
Mitteln zu unterstützen, sondern sich an jeder Sammlung der
Glaubensgenossen im Osten beteilige. Wir schließen unseren Bericht, indem
wir dem verehrten Paare auch weiterhin einen vergnügten Lebensabend wünschen.
M.K." |
Herr Lazarus spendet für das Waisenhaus Eschwege
(1907)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1907: "Eschwege,
23. August (1907). Der am vorigen Monat in Höringhausen zu Grabe
getragene Herr Lazarus hat dem hiesigen israelitischen Waisenhaus 20.000
Mark letztwillig vermacht." |
Goldene Hochzeit von Elias Bickhardt und seiner Frau
(1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Höringhausen
(Kreis Frankenau), 15. November. Die Eheleute Elias Bickhardt dahier
feiern am 23. dieses Monats das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Es ist dies
in dieser kleinen Gemeinde das 6. derartige seltene Familienfest in einem
Zeitraum von 10 Jahren." |
Zum Tod von Abraham Bickhardt, 60 Jahre Vorsteher der
jüdischen Gemeinde (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar
1912: "Frankenau. Abermals ist ein Mann dahingegangen, den man seinem
hohen inneren Werte nach zu den Gedaulei
Jisroel (den Großen Israels) rechnen durfte; einer der immer seltener
werdenden Menschen, die Jehudim nicht allein dem Worte, sondern ihrem Tun
nach sind. Abraham Bickhardt aus Höringhausen ist im 87. Jahre
verschieden; nach ganz kurzen Leiden hatte er die Sechio,
am Eingang des heiligen Schabbes schmerzlos hinüberzuschlummern.
Wer den
Verstorbenen gekannt hatte, konnte sich wohl schwerlich dem Zauber dieser
fesselnden, nur selbstlose Güte ausstrahlenden Persönlichkeit entziehen.
Imponierend in seinem Äußeren wie in seinen geistigen und moralischen
Eigenschaften, zwang er Juden
wie Nichtjuden durch seine unbestechliche Ehrlichkeit und tadellose
Lebensführung rückhaltslose Bewunderung ab. Und welch’ ein Helfer, ja
oft welch’ ein Retter in der Not war er seinen Glaubensbrüdern; wie
schwand bei ihm jedes kleinliche Bedenken, wenn es galt, einem Mitbruder
Gutes zu erweisen! Wie manchem hat er in der Stille geholfen, ohne dass
jemals ein Mitglied seiner eigenen Familie durch ihn etwas davon erfuhr!
Über 60 Jahre stand er an der Spitze der jüdischen Gemeinde. Auch in der
politischen Gemeinde hatte er viele Jahre Ehrenämter inne, und seinem
Wirken ist es wohl am meisten zu verdanken, dass der jüdischen Gemeinde Höringhausen
der Stempel wahrer Orthodoxie aufgedrückt ist. Täglich hatte er, auch
als er noch mitten im Berufe stand, einige Stunden Zeit zum Lernen
gefunden, später, als er privatisierte, gab er sich fast vollständig dem
Torastudium hin. Er hat es als schönste Lebensaufgabe betrachtet, seine
Kinder, of mit Aufbietung großer pekuniärer Opfer, als streng fromme
Juden zu erziehen und hat mit dem Bewusststein, dieses Ziel erreicht zu
haben, ruhigen und reinen Gemütes seinem Ende entgegengesehen. Als er vor
über 8 Jahren mit seiner treuen Lebensgefährtin das Fest der goldenen
Hochzeit beging, wurde ihm von seiner Ehrwürden Rabbiner Dr. Munk –
Marburg die Chower verliehen, und wahrlich, keiner hat diese Auszeichnung
mehr verdient als er.
Herr Dr. Munk schilderte auch als Freund im
Trauerhause in beredten Worten die vielen Vorzüge des Verblichenen; er
verglich ihn mit unserem Stammvater Abraham, indem er, wie dieser die
Gastfreundschaft, besonders die gegen Arme, als edelste Pflicht erfasst
hatte und glücklich war, Hungrige an seinem Tische speisen zu können.
Wie am Halse unseres Stammvaters Abraham ein Edelstein leuchtete, so führte
der Redner in bewegten Worten aus, hätte auch am Halse des Verstorbenen
ein Edelstein geglänzt, denn jeder, der ihm nur einmal in das freundliche
Auge geblickt hatte, glaubte, die Schechinoh darin widergespiegelt zu
sehen.
Der Lehrer der jüdischen Gemeinde Frauenau, wohin er erst infolge
eines Leidens vor einigen Wochen zu einer seiner Töchter verzogen war,
schilderte ebenfalls in warmen Worten die trefflichen Eigenschaften des
Dahingegangenen, nicht minder tat dies der Lehrer aus Höringhausen, der
mit seiner Gemeinde vollzählig an der Bahre erschienen war. Er gedachte
schmerzlich der Lücke, die dieser Tod gerissen und sprach im Namen der
Gemeinde den Dank aus für alle Gute, was Abraham Bickhardt ihr erwiesen." |
Zum Tod von Esther Bíckhardt geb. Lion (1921)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. September
1921: "Frankenau
(Hessen). Eine Frau ist dahingegangen, deren Wirken hienieden weit über
den Rahmen des Alltäglichen ragte: Esther Bickhardt geb. Lion segnete
im 93. Lebensjahre das Zeitliche. Über 58 Jahre verband sie eine
harmonische Ehe mit dem vor 9 Jahren heimgegangenen Gatten, dem in allen
Kreisen hochgeachteten Abraham Bickhardt seligen Andenkens aus Höringhausen.
Durch den Tod dieser Frau hat nicht nur die Familie, sondern auch die
Gemeinden Höringhausen und Frankenau
ein schwerer Schlag getroffen. Aus einem frommen Hause stammend, als
Tochter einer weit und breit ob ihrer Frömmigkeit und edlen jüdischen
Tugenden verehrten Mutter, wandelte sie in gleichen
Bahnen.
Ihr Sinnen und Trachten ging dahin, ihrem Garten eine Esches kenegdau
(sc. verschrieben für Eser kenegdau wie im nachfolgenden
Abschnitt) und ihren Kindern ein Vorbild jüdischer Lebensart zu sein. In
ihrem Hause waltete und lebte jüdischer Geist, und in diesem Sinne suchte
sie ihre große Kinderschar, von der noch 8 ihren Verlust aufs tiefste
bedauern, zu erziehen. Wohltätigkeit zu üben und verschämten Armen in
diskreter Weise beizustehen, betrachtete sie neben der Ausübung von
Gastfreundschaft als ihre heiligste
Aufgabe." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "Frankenau
(Hessen), 7. September (1921). Frau Esther Bickhardt geb. Lion
segnete im 93. Lebensjahre das Zeitliche. Über 58 Jahre verband sie eine
harmonische Ehe mit dem vor 9 1/2 Jahren heimgegangenen Gatten, dem in
allen Kreisen hochgeachteten Abraham Bickhardt seligen Andenkens aus Höringhausen.
Durch den Tod dieser echtjüdischen Frau hat nicht nur ihre Familie,
sondern auch die Gemeinden Höringhausen und Frankenau
ein schwerer Schlag getroffen. Aus einem frommen Hause stammend, als
Tochter einer weit und breit ob ihrer Frömmigkeit und edlen jüdischen
Tugenden verehrten Mutter, wandelte sie in gleichen Bahnen. Ihr Sinnen und
Trachten ging dahin, ihrem Gatten eine Eser kenegdau (1. Mose 2,18:
'Hilfe, wie sie ihm zustehtHilfe, wie sie ihm zusteht') und ihren
Kindern ein Vorbild jüdischer Lebensart zu sein. In ihrem Hause waltete
und lebte jüdischer Geist und in diesem Sinne suchte sie ihre große
Kinderschar, von der noch acht ihren Verlust aufs Tiefste betrauern, zu
erziehen. Wohltätigkeit zu üben und verschämten Armen in diskreter
Weise beizustehen, betrachtete die Heimgegangene neben der Ausübung von
Gastfreundschaft, als ihre heiligste Aufgabe. Trotzdem die Lewajoh
(Beerdigung) Freitag Nachmittag stattfand, ließ es sich eine stattliche
Zahl von Verwandten und Freunden nicht nehmen, dieser herrlichen Frau das
letzte Geleit zu geben. Möge ihr Sechus (Verdienst) den Kindern,
Enkeln und Urenkeln beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1921: "Kassel,
19. September (1921). In Frankenau starb in hohem Alter von 83
Jahren, Frau Esther Bickhardt geb. Lion, die zeitlebens sich durch
ihren Wohltätigkeitssinn ausgezeichnet hatte. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Recha Adler und Bernhard
Kugelmann (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922: "Recha
Adler - Bernhard Kugelmann. Verlobte. Höringhausen Kreis Frankenberg
- Berlin Wilmersdorf - Badenschestraße 17. Rosch Chodesch Adar -
1. März 1922." |
Verlobungsanzeige von Lucie Adler und Abram Manuskowski
(1928)
Anzeige in
der Zeitung "Der Israelit" vom 4. April 1928: "Lucie Adler – Abram
Manuskowski – Verlobte.
Höringhausen (Bezirk Kassel) – Den Haag (Holland).
Den Haag – Wagenstraat 92 –
7. April 1928 / 17. Nissan 5688." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden. Eine erste Synagoge wurde 1792 erbaut. Sie
stand an der Ecke Hauptstraße 23/ Alrafter Straße Straße. Synagogenordnungen
wurden 1828 und 1843 erlassen. 1841 wurde durch den Großherzoglichen
Kreisrat festgestellt, dass das Gebäude baufällig und nicht mehr zu reparieren
war. Seit 1847 sammelten die jüdischen Familien Geld für den Neubau einer
Synagoge und nahmen Kollekten in den Provinzen Oberhessen und Starkenburg vor. 1851
musste die Synagoge auf Anweisung der Behörden geschlossen werden. Eine
Interimslösung wurde im Wohnhaus des Simon Freudenstein eingerichtet. 1852
wurde dieses Wohnhaus abgebrochen und auf dem Grundstück dieses Hauses 1854
eine neue Synagoge erbaut. Es handelte sich um ein jüdisches
Gemeindezentrum mit Synagoge, Schule und Lehrerwohnung.
Bei der Synagoge handelte es sich um einen aus rotem, behauenem Sandstein
erstellten Massivbau mit einem Satteldach entlang des Straßenzuges. Fenster und
Türen hatten charakteristische Rundbögen. Am Ostgiebel zeigte ein kleiner
vorgebauter Erker von außen den Standort des Toraschreines. Zur Straße hin gab
es eine Einfriedung durch einen Staketenzaun. Die Einweihung der Synagoge
wurde durch den Großherzoglichen Rabbiner Dr. Benedict Samuel Levi aus Gießen
vorgenommen.
In den 1920er-Jahren befand sich die Synagoge in einem baulich schlechten
Zustand (siehe Bericht oben unter "Allgemeines"). Ob sie noch einmal
renoviert werden konnte, ist nicht bekannt.
Auf Grund der nach 1933 stark
zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder konnten keine regelmäßigen
Gottesdienste mehr abgehalten werden. Das Synagogengebäude wurde 1937 an
die Raiffeisenbank verkauft. Dadurch entging es der Zerstörung beim
Novemberpogrom 1938. Die rituellen Gegenstände wurden nach Kassel verbracht.
Sie wurden beim Novemberpogrom 1938 zerstört.
Nach 1945 wurde das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien
verwendet. Danach war das Gebäude ein Lager der Raiffeisenbank. Bis Ende des
1950er-Jahre blieb es im Wesentlichen baulich unverändert. Erst dann wurde die
ehemalige Synagoge durch die Raiffeisenbank baulich stark verändert und äußerlich
als ehemaliges Gotteshaus unkenntlich gemacht (Veränderung der Fenster und Türöffnungen,
Verkürzung des Gebäudes um ein Drittel, um eine freie Hofeinfahrt zu
bekommen). Derzeit (2008) ist im Gebäude eine Zweigstelle der Waldecker
Bank, Korbach.
Anfang August 1989 kam mit dem Abbruch des bis dahin noch erhaltenen Gebäudeteiles
das Ende der ehemaligen Synagoge. Die Raiffeisenbank Freienhagen-Höringhausen
ließ auf dem Grundstück einen Neubau erstellen. Eine Gedenktafel mit
dem folgenden Text wurde angebracht: "Gedenktafel der 'Synagoge' Höringhausen.
Bis zu seiner Veräußerung an die Raiffeisenkasse Höringhausen im Jahre 1937
diente das im Jahre 1854 erbaute Gebäude der jüdischen Gemeinde als Synagoge
und Schule".
Adresse/Standort der Synagoge: neue
Synagoge von 1854: Hauptstraße 15; die alte Synagoge befand sich an der Ecke
Hauptstraße 23 / Ecke Alrafter Straße.
Fotos
(Quelle: Altaras s.Lit. 1988 S. 67; neuere Fotos und
Plan von
Günter Lorenz, Twistetal Ober-Waroldern, Webmaster von www.ober-waroldern.de,
Aufnahmen vom Herbst 2008)
Plan von Höringhausen mit
Eintragung der alten und neuen Synagoge |
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Rekonstruktion (neue
Synagoge)
und
Situation 1985 |
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Rekonstruktion der
Synagoge (mit dickem
Strich eingetragen: die Situation bis 1988) |
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Neubebauung des
Synagogengrundstückes seit 1989 |
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Das 1989 erstellte
Gebäude nach Abbruch der ehemaligen Synagoge |
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Gedenktafel |
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Das Denkmal für die
Gefallenen des Ersten Weltkrieges
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 31.3.2016) |
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Das Gefallenendenkmal
(Vorderseite) |
Rückseite |
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Name von Moritz Adler (gef.
25.9.1916) |
Name von Isaak
Adler (gefallen 23.2.1918) |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 378-379. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 67-68. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 66. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 222. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 454. |
| Anneliese Laartz: Juden in Höringhausen.
Vortragsmanuskript. Online
zugänglich. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hoeringhausen
(now part of Waldeck) Hesse-Nassau. Numbering 17 families in 1779, the
community rebuilt its synagogue in 1854 and grew to 110 (14 % of the total in
1871). Affiliated with the rabbinate of Marburg, it dwindled to 22 in 1933. Most
Jews had left by 1939; the four who remained were sent to death camps in
1942.
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