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Volkmarsen mit
Stadtteilem Ehringen und Külte (Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Volkmarsen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1818 120 jüdische Einwohner (4,8 % von insgesamt 2.504 Einwohnern), 1827
129 (4,6 % von 2.796), 1855 169, 1861 149 (5,5 % von 2.727), 1871 148 (6,0 % von
2.466; in etwa 40 Familien), 1885 118 (5,3 % von 2.246), 1895 89 (3,6 % von
2.491), 1905 79 (3,6 % von 2.220). Die bekanntesten jüdischen Familiennamen
waren im 19. Jahrhundert Alsberg, Hüneberg, Hamberg, Katzenstein, Lilienthal,
Meyerhoff und Rosenstock. Die jüdischen Haushaltsvorsteher waren als Vieh-,
Pferde- und Getreidehändler tätig. Einige von ihnen hatten ein Handwerk
erlernt.
Auch die in Ehringen lebenden wenigen
jüdischen Personen (1825 eine Familie) gehörten zur jüdischen Gemeinde
Volkmarsen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische
Elementarschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Die Israelitische Elementarschule bestand von 1837 bis 1912. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich
als Vorbeter und Schochet tätig war. Als Lehrer waren tätig: von 1832 bis
1866 Lehrer Herz Silberberg (siehe Bericht zu seinem Tod unten) und von 1866 bis 1909
Lehrer Joseph Wertheim (siehe Berichte unten; Wertheim unterrichtete um 1889
auch die jüdischen Kinder in Breuna). Nach Wertheim unterrichtete bis
Anfang 1915 (danach in Frankenberg)
Lehrer Ferdinand Stern, später Artur Auerbacher. Die Israelitische
Elementarschule war nach Weggang von Lehrer Wertheim in eine
Privatelementarschule umgewandelt worden (in den 1920er-Jahren nur noch
Religionsschule). Die Gemeinde gehörten mit den anderen jüdischen Gemeinden
des ehemaligen Kreises Wolfhagen zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in
Kassel.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde Unteroffizier Otto
Katzenstein geb. 2.11.1891 in Volkmarsen, gest. 8.5.1917 in Gefangenschaft),
Moritz Meyerhoff (geb. 10.10.1893 in Volkmarsen, gef. 20.3.1916), Theodor
Meyerhoff (geb. 28.11.1891 in Volkmarsen, gef. 21.7.1918), Leo Hamberg (geb.
30.5.1897 in Volkmarsen, gest. an der Kriegsverletzung 16.1.1920) und Albert
Rosenstock (geb. 3.7.1880), gef. 15.9.1919).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 53 Personen gehörten (2,3 % von insgesamt
2.330 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Salomon Hamberg (gestorben
1926 im Alter von 69 Jahren) und Albert Meyerhoff. Als Schochet kam
Gottlieb Eichholz (Niederelsungen) regelmäßig in die Gemeinde. Den
Religionsunterricht der damals noch zwei schulpflichtigen jüdischen Kindern
erteilte Lehrer Hermann Katzenstein aus Wolfhagen. An jüdischen Vereinen
gab es zwei Wohltätigkeitsvereine, den Männerarmenverein (Männerchewra;
1924/32 unter Leitung von Philipp Katzenstein, Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung
hilfsbedürftiger Männer) und den Frauenarmenverein (Frauenchewra,
1924/32 unter Leitung von Betty Katzenstein). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Albert Meyerhoff (1. Vors.) und M. Lichtenstein (2. Vors.).
Religionslehrer der jüdischen Kinder war weiterhin Hermann Katzenstein aus
Wolfhagen. Im Schuljahr 1931/32 hatte er fünf Kinder zu unterrichten.
1933 lebten noch 34 jüdische Personen in Volkmarsen (1,3 % von insgesamt
2.650 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Hauptsächliche
Auswanderungsziele waren die USA und Palästina. Nach dem Novemberpogrom 1938
wurden die in der Stadt verbliebenen jüdische Familien gezwungen, in das
Gebäude der jüdischen Schule in der Geilingstraße umzuziehen (Mitglieder der
Familien Isenberg, Lichtenstein, Rosenstock und Meyerhoff). Sie wurden im Juli
1942 abgeholt und über Kassel in die Vernichtungslager des Ostens
deportiert.
Von den in Volkmarsen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Baum geb.
Schwarz (1868), Rose (Roda) Bonnin geb. Schwarz (1869), Else Daltrop geb. Baruch
(1887), Minna Falk geb. Baruch (1885), Julie Frankenstein geb. Schwarz (1878),
Rosa Hattenbach geb. Katzenstein (1884), Margarete Heilbrunn geb. Meyerhoff
(1902), Frieda Hirschen geb. Schwarz (1882), Emilie Isenberg (1883), Selma
Joseph geb. Alsberg (1868), Herbert Levi (1931), Mathilde Levy geb. Wertheim
(1867), Inge Lichtenstein (1930), Käthe Lichtenstein geb. Frankenthal (1892),
Maich Meinhard Lichtenstein (1886), Albert (Abraham) Meyerhoff (1866), Betty
Meyerhoff geb. Oppenheim (1868), Frida Meyerhoff (1897), Lieselotte Michel
(1926), Rosa Erna Michel geb. Meyerhoff (1894), Jenny Nagel geb. Meyerhoff
(1889), Rosa Rosenstock (1882), Mathilde Schwarz
(1869).
Nach 1945 kehrte nur ein Mitglied der ehemaligen jüdischen Gemeinde nach
Deutschland zurück: Julius Meyerhoff, der 1937 nach Palästina emigriert war
und nach 1945 in Frankfurt am Main lebte.
Hinweis: Seit September 1934 war im
heutigen Volkmarser Stadtteil Külte ein
Vorbereitungslager / landwirtschaftliche Ausbildungsstätte (Hachschara)
vor allem für jüdische junge Erwachsene, die sich für die Auswanderung nach
Palästina vorbereiteten. Für eine abgeschlossene landwirtschaftliche
Ausbildung konnte man ein Zertifikat der britischen Regierung bekommen, das zur
Auswanderung nach Palästina berechtigte. In Hessen bestanden vier solche
Ausbildungsstätten: neben Külte in Grüsen
bei Gemünden an der Wohra, in Gehringshof bei Fulda und Lohnberghütte bei
Weilburg. In Külte stellte der jüdische Holzhändler Simon Strauß hierfür
sei Gelände am Külter Bahnhof kostenlos zur Verfügung. An Wochenenden wurde von Besuchern der SS-Führerschule im Grüßener Schloss
das Gebäude immer wieder stundenlang mit Steinen beworfen. Im August 1936 wurde
die Hachschara wieder aufgelöst.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Zum Tod von Lehrer Herz Silberberg (1866, war 34 Jahre als
jüdischer Lehrer in Volkmarsen tätig)
Anmerkung: Lehrer Herz Silberberg (Grabinschrift mit dem
religiösen Namen: Naftali ben Alexander Segal Silberberg) starb am 12. April
1866 im Alter von 55 (oder nach dem Artikel 57) Jahren und wurde im jüdischen
Friedhof Volkmarsen beigesetzt.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1866. Aus
Niederhessen. 18. April (1866). Wehe über die Verlorenen, die
nicht wieder gefunden werden. In diesen Klageruf wird Jeder, der den
braven Lehrer Silberberg zu Volkmarsen gekannt hat, und nun
erfährt, dass derselbe am 12. dieses Monats von dem Herrn aus diesem
Erdenleben abgerufen worden ist, mit mir einstimmen. Er war ein Lehrer,
desgleichen wir nur selten finden. Ein Mann von gediegenen Kenntnissen in
unsern heiligen Religionsschriften und allen weltlichen Wissenschaften,
wie sie unsere Zeit von einem tüchtigen Lehrer fordert, war er ein über
alles gewissenhafter Lehrer in Israel, und erhielte die besten Erfolge bei
seinen Schülern, die ihn liebten und verehrten, denn bei seinem
Unterrichte war Ernst mit Liebe gepaart, und bei seiner Behandlung der
Kinder gab sich überall kund, dass er nur die reinste Absicht habe, sie
zu guten und tüchtigen Menschen und Juden zu machen. Zur Handhabung der
Disziplin brauchte er seit Jahren keinen Stock oder andere dergleichen
körperliche Zuchtmittel; eine strenge Zensur genügte, seine Schüler zum
Eifer und Fleiß anzuspornen, und Ordnung und Sittlichkeit bei denselben
in und außer der Schule zu erhalten. Seinen Leistungen in der Schule, die
bei jeder öffentlichen Schulprüfung und Schulrevision durch den
christlichen Oberschulinspektor, sowie durch den Landrabbinen wahrzunehmen
waren - wurde auch von den vorgesetzten hohen Behörden die gebührende
Anerkennung durch Belobungsschreiben und Gratifikationen aus dem
Provinzialschulfond gezollt; was nicht minder von dem dabei anwesenden
Synagogengemeindevorstand aus der Gemeindekasse geschah. Aber nicht bloß
auf die Schuljugend, sondern auch auf alle Individuen seiner Gemeinde
strebte der brave Silberberg bei jeder sich darbietenden Gelegenheit
belehrend und anregend zu wirken, und suchte dies besonders durch die
öffentlichen Vorträge und Reden, die er an manchen Festtagen, oder bei
feierlichen Gelegenheiten hielt, zu erzielen; denn er war im wahren Sinne
des Wortes ein Gottesfürchtiger. Seine echte Religiosität, seine
gediegenen Kenntnisse, mit denen er ein wahrhaft bescheidenes und
freundliches Benehmen gegen Jedermann verband, neigten ihm die Herzen und
die Achtung aller derer zu, die mit ihm bekannt geworden; so Christen, als
Juden. Sein Dahinscheiden hat darum die Menge seiner zahlreichen Freunde
und Verehrer mit Trauer erfüllt, und Alle, denen es möglich war, nahmen
an seinem Leichenbegängnis den 15. dieses Monats, nachmittags 4 Uhr,
teil, das ein so großes war, dass der Leichenzug zwei Straßen füllte.
Man sah in demselben außer den Mitgliedern seiner Synagogengemeinde von
Jung bis Alt (die ja zumeist Schüler des Dahingeschiedenen waren) und gar
vielen Israeliten und Lehrern aus den Gemeinden der Umgegend, auch die
meisten Bürger der Stadt, von den angesehensten bis zu den Tagelöhnern
herab: der Bürgermeister, die Stadträte und andere angestellte Männer,
und an der Spitze derselben die katholischen und protestantischen Pfarrer
und Lehrer; alle erwiesen dem ihnen so werten Entschlafenen die letzte
Ehre. Der Lehrer Gutkind aus Wolfhagen hielt die Grabrede, in welcher er
unter anderem auch auf den Verlust hindeutete, der durch den Tod
Silberbergs in so manchen Kreisen und Verhältnissen, in denen derselbe
gelebt und gewirkt, empfunden werden wird. Silberberg war im Seminar zu
Kassel ausgebildet und wurde nach bestandener Prüfung von der
Kurfürstlichen Regierung als Lehrer für die Gemeinde Frankershausen
bestellt, und nach einer 1 1/2-jährigen Wirksamkeit an der Schule
daselbst, erhielt er die Lehrerstelle zu Volkmarsen, in welcher er bis zu
seinem Tode 34 Jahre lang mit einem von Gott gesegneten Erfolge wirkte. Er
wurde nur 57 Jahre alt und hinterlässt eine trauernde Witwe mit 7 zum
Teil erwachsenen Kindern, von denen 3 in Amerika sich befunden, und einer
seiner Söhne - seit 2 Jahren Zögling des Seminars zu Kassel - hat in den
letzten paar Monaten den Dienst seines Vaters versehen müssen. Das
jüngste Kind ist kaum 11 Jahre alt.
Alle echt religiösen, sowie alle wohltätigen Zwecke nach besten Kräften
zu fördern, war der Verewigte stets tätig. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens. 'Das Andenken des Frommen bleibt
zum Segen!' W." |
Zum Tod von Lehrer Tannenbaum in Wanfried mit nochmaligem Eingehen auf den Tod
seines Freundes Lehrer Herz Silberberg in Volkmarsen (1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1866: "Aus
Niederhessen, am 4. Juni (1866). Erst wenige Wochen sind verstrichen,
seitdem ich dem verewigten teuren Kollegen Silberberg zu Volkmarsen in
diesen Blättern (Nr. 18) ein Denkmal gesetzt und schon wieder tritt die
traurige Pflicht an mich heran, ein gleiches dem geschätzten - am 30.
vorigen Monats entschlummerten - Amtsbruder Tannenbaum zu Wanfried zu
stiften. Von dem so nahe aufeinander erfolgten Tod dieser beiden Freunde
könnte man in mehrfacher Beziehung die Worte Davids sagen: 'Die Geliebten
und Holden in ihrem Leben, auch in ihrem Tode sind sie nicht getrennt'
(2. Samuel 1,23). Sie waren von der Zeit ihres gleichzeitigen Besuches der
israelitischen Lehrerbildungsanstalt zu Kassel miteinander befreundet;
beiden waren von echtem Schrot und Korn, gediegen in Kenntnissen unserer
heiligen Tora und in den weltlichen Wissenschaften; beide gottesfürchtige
Männer..., echt-religiös und von ihrem heiligen Berufe als Lehrer in
Israel erfüllt; beide für die Schule rastlos tätig, welche
übermäßige Anstrengung vielleicht ihren frühen Tod (denn auch Tannenbaum
hat noch nicht das 60. Lebensjahr erreicht) teilweise herbeigeführt;
beide waren wegen ihrer Kenntnisse bei Juden und Christen geschätzt, und
in Folge ihres menschenfreundlichen bescheidenen Benehmens geliebt. Sie
gingen kurz nacheinander in die friedlichen Räume der Seligen ein, um mit
diesen von ihren Arbeiten auszurufen und die süßen Früchte ihrer Taten
zu genießen. 'Rühmet den Gerechten, denn ihm geht es gut, denn die
Frucht ihrer Werke werden sie essen' (Jesaja 3,10). Auch bei
Tannenbaums Leichenbegängnis, das am 1. dieses Monats - Gerade an dem
nämlichen Tage, an welchem vor zwei Jahren seine 25jährige
Amtstätigkeit in der Gemeinde Wanfried gefeiert wurde (siehe das Referat
über dieses Jubiläum im Jahrgang 1864 dieser geschätzten Zeitschrift) -
stattfand, zeigte sich eben dieselbe allgemeine Teilnahme an dem Heimgange
des treuen Lehrers, Freundes und trefflichen Mitbruders.
Tannenbaum, im Jahre 1807 zu Mansbach in der Provinz Fulda geboren,
bekleidete als angehender Jüngling schon - natürlich in alter Weise,
eine Privatlehrerstelle in der kleinen israelitischen Gemeinde Malsfeld
Kreis Melsungen. Er war dabei auf Vermehrung seiner Kenntnisse stets
bedacht, studierte fleißig die Bibel mit den gangbarsten Kommentaren,
sowie auch andere Schriften der rabbinischen Literatur; und um sich für
das damals gegründete israelitische Seminar zu Kassel vorzubereiten,
erhielt er auf sein Ansuchen von dem Pfarrer des Ortes, der dem liebenswürdigen,
ebenso lerneifrigen, als talentvollen Jüngling sehr gewogen war, einen
erweiterten Unterricht in den deutschen Fächern. Mit guten Kenntnissen
ausgerüstet, meldete er sich zur Aufnahme in das Kasseler Seminar, die
man ihm aber, weil diese Anstalt nur für Niederhessen und nicht auch für
die anderen 3 Provinzen Kurhessens, da sie nichts zu den Kosten derselben
beitragen, vorhanden, nicht gewährt hätte, wenn nicht der damalige
Oberlehrer Herr Rosenbach seligen Andenkens, der bei der
Rezeptionsprüfung die gediegenen Kenntnisse und die guten Anlagen
Tannebaums wahrgenommen, ihm die unentgeltliche Aufnahme bewirkt hätte.
In dieser Pflanzstätte bildete er sich zu einem tüchtigen Lehrer aus,
als welcher er, nachdem am Ende des dreijährigen Kursus bestandenen
Examen, für die israelitische Gemeinde Spangenberg von Kurfürstlicher Regierung
bestellt wurde. Nach neunjähriger erfolgreicher Amtswirksamkeit daselbst,
- während welcher Zeit er sich mit einer braven Jungfrau aus seiner
Gemeinde verheiratete, - wurde er in Folge seiner Bewerbung nach der Stadt
Wanfried versetzt, in welcher Gemeinde er 27 Jahre lang segensreich
wirkte, bis ihn der Herr abrief. Von seinen eklatanten Leistungen zeugen
die vielen Belobungsschreiben und Gratifikationen, die ihm in Folge der
Schulvisitationsberichte von den hohen Behörden geworden. Vom Herrn
Kreisrabbiner Wetzlar - sein Licht leuchte - zu Gudensberg wurde ihm, als
er noch Lehrer in Spangenberg war, der Chower-Titel verliehen. Bei
seiner |
Funktion
als Chasan (Vorsänger) wurden die Betenden durch seinen ebenso
andachts- als klangvollen Vortrag mit ihm zur Andacht gestimmt.
Von seinen 4 Söhnen haben 3 sich dem Berufe des Vaters gewidmet. Leider
sind 2 derselben kurze Zeit nach dem Eintritt ins Lehramt, der eine nach 1
1/2 - und der andere nach kaum einjähriger Dienstzeit aus dem Erdenleben
geschieden; nur einer noch fungiert als Lehrer im Königreich Hannover;
der vierte Sohn ist jetzt im Begriff, sich als Buchbinder zu etablieren,
und die einzige Tochter, einige und zwanzig Jahre alt, ist noch bei der
Mutter. Westheim." |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Joseph Wertheim (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1891: "Volkmarsen
(Hessen Nassau), 15. November (1891). Heute wurde das 25-jährige
Dienstjubiläum unseres hochverehrten Lehrers Joseph Wertheim durch die
Schüler und die Gemeinde festlich begangen, welche denselben außerdem
reichlich beschenkten. Das Fest begann mit einem feierlichen Schulakt. Während
des ganzen Tages erschienen die Gemeindemitglieder, ehemalige Schüler und
Schülerinnen des Ortes, selbst zahlreiche christliche Bürger, namentlich
die Spitzen der Stadt sowie mehrere Lehrer, Schüler und Fremde aus der
Umgegend. Abends fand im Schullokale eine gemeinsame Gemeindefeier statt;
Vorträge humoristischen und ernsten Inhaltes wechselten hier ab.
Möge es dem im kräftigsten Mannesalter stehenden Jubilar vergönnte
sein, auch dereinst im Kreise seiner lieben Familie und unserer Gemeinde
sein 50-jähriges Jubiläum in derselben Geistesfrische und Körperkraft
zu feiern." |
50-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Joseph Wertheim (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1908:
"Volkmarsen, 25. März (1908). Am 8. April feiert der allverehrte
Lehrer und Kantor unserer Gemeinde, Herr Joseph Wertheim, sein 50jähriges
Amtsjubiläum. Wie man hört, rüstet sich die Gemeinde, diesen Ehrentag
ihres pflichttreuen Beamten durch eine entsprechende Feier zu
begehen." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908: "Volkmarsen,
Regierungsbezirk Kassel, 20. April (1908). Eine Kundgebung herzlichster
Sympathie und Wertschätzung darf die 50jährige Jubiläumsfeier des Herrn
Lehrers Josef Wertheim, die am 8. April in unserer Gemeinde unter
Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft und der Spitzen der Behörden
begangen wurde, genannt werden. Der Bürgermeister mit den
Stadtverordneten, der katholische und evangelische Ortsgeistliche und der
Amtsgerichtsrat nahmen alle persönlich an der Jubelfeier teil. Gegen 11
Uhr erschien in der Wohnung des Jubilars in Begleitung des Königlichen
Ortsschulinspektors der königliche Kreisschulinspektor, Herr Metropolitan
Jakobi - Wolfhagen, der im Auftrage des dienstlich verhinderten Landrats
mit herzlich anerkennenden Worten, die von Seiner Majestät Allerhöchst
verliehene Auszeichnung, den Adler der Inhaber des Hohenzollernschen
Hausordens mit der Zahl 50 dem Jubilar überreicht. Hieran reihte sich der
Festgottesdienst, der in erhebend feierlicher Weise durch gesangliche
Vorträge der Herrn Oberkantor Witepski - Kassel und Lehrer Wertheim -
Hannoversch-Münden (Sohn des Jubilars) der Weihe stimmungsvollen Ausdruck
verlieh. Herr Landrabbiner Dr. Doktor- Kassel feierte in seiner Festrede
das verdienstvolle Wirken des Jubilars im Dienste der Gemeinde. Nach beendigtem
Gottesdienst begaben sich sämtliche Festteilnehmer im geschlossenen Zuge
in den Bielefeld'schen Saal, wo die offizielle Schulfeier stattfand und
die Vertreter der Behörden und verschiedenen Korporationen dem Jubilar
ihre Glückwünsche darbrachten. Auch viele Delegierte und Deputationen
aus Vereinen und Lehrerkreisen überbrachten Adressen und Ehrengaben. Tief
gerührt dankte der Jubilar für die vielen Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit,
die ihm entgegengebracht wurden. Ein solennes Mahl vereinigte nunmehr die
Festteilnehmer in gehobener Stimmung. Möge es dem Jubilar vergönnt sein,
sich noch eine lange Reihe von Jahren voller körperlicher und geistiger
Frische, und eines heiteren, sonnigen Lebensabends zu erfreuen." |
Goldene Hochzeit von Lehrer Joseph Wertheim und seiner
Frau Jettchen geb. Abt (1913)
Lehrer Wertheim zog nach der Pensionierung 1909 mit seiner
Frau nach Frankenberg, um hier den
Lebensabend bei seiner Tochter Helene und dem Schwiegersohn Salli Marx zu
verbringen. Salli und Helene Marx geb. Wertheim hatten im Juni 1904 geheiratet
und führten ein Textilgeschäft in der Bahnhofstraße. Nach ihrem Tod 1917 bzw.
1914 wurden Joseph Wertheim und seine Ehefrau nach Volkmarsen überführt
und auf dem dortigen jüdischen Friedhof bestattet (siehe Berichte unten),
vermutlich aus dem Grunde, weil Joseph Wertheim über 40 Jahre an der israelitischen
Schule in Volkmarsen unterrichtet hatte. Geboren war er 1839 in Gudensberg,
seine Frau Jettchen geb. Abt (geb. 1841) stammte aus Melsungen.
Salli und Helene Marx emigrierten Ende der 1930er Jahre nach Johannesburg, Südafrika.
(Angaben von Dr. Horst Hecker, Frankenberg)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September
1913: "Frankenberg (Kurhessen). Am 2. September feierte der
emeritierte israelitische Lehrer Joseph Wertheim mit seiner Gattin
Jettchen geb. Abt das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Beide erfreuen
sich noch einer besonderen körperlichen und auch geistigen
Frische.
Lehrer Wertheim ist eine in Lehrerkreisen sehr geschätzte Persönlichkeit.
Er kann auf eine fast 52-jährige segensreiche Amtstätigkeit
zurückblicken, wovon 8 Jahre auf Beiseförth
von 1858-1866 und 43 Jahre auf Volkmarsen von 1866-1909 entfallen. Bei
seinem Dienstaustritt wurde ihm der Adler der Inhaber des
Hohenzollern'schen Hausordens verliehen. Das Jubelpaar hat es verstanden,
durch sein loyales, menschenfreundliches Wesen sich die allgemeine
Wertschätzung zu erringen, was sich in geradezu hervorragender Weise bei
seinem 50-jährigen Amtsjubiläum gezeigt hat." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September
1913: "Frankenberg, 29. August (1913). Am 2. September feiern
der Lehrer a.D. Joseph Wertheim und Frau Jettchen geb. Abt das schöne
Fest der goldenen Hochzeit. Die Jubilare erfreuen sich der besten
körperlichen Rüstigkeit und geistigen Frische. Lehrer Wertheim stand 50
Jahre segensreich im kurhessischen öffentlichen Schuldienste; 7 Jahre in Beiseförth
und 43 Jahre in Volkmarsen. Unter großer Anteilnahme der
Bürgerschaft, der hessischen Lehrerschaft, auch zahlreicher Schüler und
Schülerinnen, die von nah und fern herbeigeeilt waren, wurde vor drei
Jahren in der Gemeinde Volkmarsen das 50-jährige Dienstjubiläum
feierlichst begangen: der König verlieh ihm den Adlerorden. Lehrer
Wertheim war auch Mitbegründer der hessischen
Lehrerkonferenz." |
Zum Tod von Jettchen Wertheim geb. Abt, Frau von Lehrer Joseph Wertheim (1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Dezember
1914: "Volkmarsen (Regierungsbezirk Kassel). Eine
verehrungswürdige Frau ist am 30. Cheschwon (es gab im Jahr
1914 nur den 29. Cheschwan = 18. November 1914) hier zu Grabe getragen
worden. Frau Jettchen Wertheim, geborene Abt, Ehefrau des Lehrers a.D.
Joseph Wertheim, an dessen Seite ihr 51 Jahre zu leben und als Esches-Chajil
(wackere Frau) zu wirken vergönnt gewesen war, wurde hier, wo sie 41
Jahre ihres Lebens verbracht hatte, zur ewigen Ruhe geleitet.
In Hannoversch-Münden, wo sie bei ihrem Sohne zu Besuch weilte, hat sie
plötzlich der Tod dem trauten Familienkreise entrissen. Dort gab Lehrer
Schwahm - Dransfeld der tiefen Trauer Ausdruck, die alle jetzt erfüllt,
die ihr im Leben nahe gestanden: ihr Mann, ihre Kinder und Enkel. Ihr Mann
über alles. Könnte man die Sorgen, die Mühen, die Liebestaten
nachrechnen, die sie dem Gatten geweiht hat, als sein Kamerad, sein Arzt,
als seine Priesterin, - die Endsumme würde Legion. Sie und ihr Mann, das
war eine Welt für sich, gefüllt, besonnt und bestrahlt von Vertrauen,
Liebe und Gebefreude. - Und dann kamen die Kinder und die Enkel, wie
dachte sie an sie - sann sie darauf, sie zu betreuen und zu erfreuen. So
ward ihr ihr Haus zum Schloss, ihr Mann zum Fürsten drin, ihre Kinder zu
Prinzen und Prinzessinnen, weil sie das Leben liebte und ihm gar Schönes
abzugewinnen verstand. Und wie strahlte sie allwöchentlich, wenn der
Schabbos einzog. 'Der liebe gut Schabbos' waren fast jedes Mal Worte, mit
denen sie ihre Kinder auf das köstliche Geschenk hinwies, das uns Gott
gegeben und jedem einschärfte, den Schabbos nie preiszugeben. So blieb
sie jung, auch im höheren Alter, stark und fest bis zum 73. Geburtstag,
der dem Todestag vorausgegangen.
Hier in Volkmarsen hatte man die Bahre ins Lehrerhaus gebracht, wo
Lehrer Rosenbaum, Zierenberg, der
Verklärten tief empfundene Abschiedsworte widmete.
Am Grab sprach sodann Lehrer Stern aus Volkmarsen und gedachte
nochmals der edlen Tugenden, des religiösen Sinnes und der vielen
Liebesgaben, die die Dahingeschiedene den Armen und Hungrigen gespendet.
Stirbt der Fromme, so stirbt er seinem Zeitalter, und eine wahrhaft Fromme
war sie, deren Andenken unvergesslich bleiben wird.
Das große Gefolge gab beredtes Zeugnis von der Liebe und Verehrung, deren
sich die Verstorbene in weiten Kreisen der Orts- und Nachbarbevölkerung
erfreute." |
|
links ähnlicher Artikel wie oben in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Dezember 1914. |
Zum Tod von Lehrer Josef Wertheim (1917)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Februar 1917:
"Volkmarsen, 2. Februar (1917). Am 24. vorigen Monats wurde
hier der Nestor der israelitischen Lehrerschaft der Provinz Hessen, unser
ehrwürdiger Lehrer Herr Josef Wertheim, im 78. Lebensjahre zu Grabe
getragen. Über 46 Jahre wirkte er segensreich in unserer Gemeinde und
vorher acht Jahre in Beiseförth.
Drei Generationen von Schülern hat er herangebildet und unserer Gemeinde
in Treue mit klugem Rat und allzeit bereiter Tat zur Verfügung gestanden.
Zu den Füßen von Rabbi Mordechai Wetzlar seligen Andenkens in Gudensberg
- seinem Geburtsort - hat er gelernt. Seine Kinder hat er im Verein mit
einer liebevollen, verständnisreichen Gattin zu wackeren Juden erzogen.
Was er in unserer Gemeinde geleistet, den Kleinen und den Großen, fünf
Jahrzehnte lang, das wird ihm nie vergessen werden. Einer seltenen Wertschätzung
und Verehrung erfreute sich der Heimgegangene in der gesamten
Bürgerschaft, die ihn anlässlich seines goldenen Jubiläums im Jahre
1908 in hohem Maße ehrte. Das bewies auch das große Trauergefolge. Auch
die Stadt beklagt einen der besten ihrer Männer. In den letzten Jahren
hatte er den Schmerz, die geliebte Gattin, einen erwachsenen Sohn, Lehrer
in Neustadt, und einen Schwiegersohn, Lehrer Levy in Dresden, zu
verlieren. Sein Gottvertrauen hielt ihn hoch und geistesfrisch bis in die
letzten Lebenstage. An seinem Grabe sprachen Lehrer Flörsheim
(Wolfshagen) namens der Verwandten Worte des Dankes und des Abschieds,
ferner Herr Gottfried Goldschmidt (Halberstadt) und zuletzt der Sohn Herr
Lehrer Wertheim aus Hannoversch-Münden. Januach beschalom - er ruhe in
Frieden." |
Bei dem im Text genannten Lehrer Wertheim
aus Hannoversch-Münden handelte es sich vermutlich um Lehrer Adolf
Wertheim. |
Die Tochter von Lehrer Josef Wertheim - Helene Marx
geb. Wertheim - feiert in Frankenberg
ihre Silberne Hochzeit (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 21. Juni 1929: "Frankenberg
a. Eder. Geschäfts- und Ehejubiläum. Am 14. Juni beging das
Manufaktur- und Modewarengeschäft von Salli Marx, Bahnhofstraße, das
Jubiläum seines 25-jährigen Bestehens. Aus kleinen Anfängen heraus hat
sich das im Jahre 1904 gegründete Geschäft ständig ausgedehnt und sind
die Geschäftsräume durch modernen Anbau erweitert und ausgestaltet zu
einem erstklassigen Geschäftshaus. Die Firma erfreut sich des besten
Rufes, Fleiß, streng reelle Geschäftsprinzipien gab die Richtlinien
hierzu. Mit dem Geschäftsjubiläum verbunden war auch das 25-jährige
Ehejubiläum des Inhabers Herrn Salli Marx und seiner wackeren Gattin
Helene geb. Wertheim, Tochter des althessischen Lehrer-Veteranen Joseph Wertheim
zu Volkmarsen. Leider konnte das Jubiläum nicht entsprechend gefeiert
werden, weil Herr Salli Marx einige Tage vorher von einem Auto überfahren
wurde und zur Zeit zu Marburg, Chirurgische Klinik, mit Arm- und Beinbruch
sich befindet." |
Lehrer Ferdinand Stern wechselt von Volkmarsen nach Frankenberg (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1915: "Frankenberg,
Hessisch-Nassau, 10. Januar (1915). Die Besetzung der hiesigen
israelitischen Lehrer und Vorsängerstelle ist durch den Herrn Lehrer F.
Stern, seither an der Privat-Elementarschule zu Volkmarsen, auf
Wunsch der hiesigen Synagogen-Gemeinde durch Königliche Regierung zu
Kassel bestätigt worden. - Letzten Dienstag wurde Herr Stern durch
den Kreisschulinspektor Herrn Pfarrer Koch dahier in sein Amt eingeführt.
Andern Tags, Mittwoch, übertrug Provinzialrabbiner Dr. Munk - Marburg, den
Religionsunterricht, welcher seit Pfingsten vorigen Jahres ausgesetzt
gewesen, während die Kinder am Elementarunterricht in der christlichen,
evangelischen Stadtschule teilgenommen, in Gegenwart sämtlicher
Religionsschüler an Herrn Stern. Beim Abendgottesdienst am selben Tage
wurde Herr Stern als Vorsänger vor versammelter Gemeinde
eingeführt." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über den Lehrer Max Hirsch - 1817/18 bei der Familie
Alsberg in Volkmarsen (Artikel von 1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 7. Januar 1927: aus dem Bericht über "Lehrermangel
in Kurhessen" ... "Im September 1817 bittet der jüdische
Einwohner Josua Moses Landauer aus Kassel den Kurfürsten, ihm die
Annahme eines auswärtigen Privatlehrers zum Unterricht seiner Söhne zu
gestatten. Königliche Hoheit möchte in Rücksicht auf seine besonderen
Verhältnisse eine Dispensation vom Gesetz eintreten lassen. Er werde es
sich angelegen sein lassen, von seinen Söhnen mehrere zu nützlichen
Professionisten zu erziehen.... Mehr Erfolg hatte Landauer mit
gleichem Gesuch vom Juni 1818. Er fand in dem Lehrer Max Hirsch aus
Trimbach in Unterelsass einen Helfer.
Dieser war ein Jahr im Hause der Familie Alsberg zu Volkmarsen,
'und hatte sich in jeder Hinsicht gut betragen und ihre Zufriedenheit im
vollkommensten Grade erworben.' Die Kommission fand einen anderen Ausweg.
Hirsch sei schon ein Jahr im Inlande 'und Landauer ist ein redlicher Mann,
hat eine zahlreiche Familie von acht Kindern und scheut trotz seiner
äußerst schwachen Vermögensverhältnisse keine Kosten, solche zu
künftigen brauchbaren Mitgliedern durch den nötigen Unterricht, wozu
auch die Religion gehöre, nachbereiten zu lassen'. So konnte Landauer
durch Erlaubnis des Kurfürsten vom 29.9.1818 seinen Kindern den Lehrer geben.
Die älteren Kasselaner kennen einen Sohn als Mechaniker, den anderen als
Buchbinder." |
Drillingsgeburt bei Familie Isenberg
1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1876: "Niedenstein.
In Volkmarsen, Regierungsbezirk Kassel, ist die Frau des Metzgers
S. Isenberg mit Drillingen, drei gesunden Knaben, am 14. vorigen Monats
niedergekommen. Vor ca. 1 1/2 Jahren ist dieselbe von Zwillingen entbunden
worden, die ebenfalls leben. Da die Familie Isenberg nicht mit irdischen
Gütern gesegnet, so könnte durch die Bekanntmachung in Ihrem
geschätzten Blatte wohl manche wohlhabende Frau bestimmt werden,
entsprechende Gaben an dieselbe gelangen zu
lassen." |
70. Geburtstag von Regine Meyerhoff geb. Neuhahn (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. November 1927: "Volkmarsen. Am 20.
November begeht Frau Regine Meyerhoff geb. Neuhahn, im Kreise ihrer
Kinder in seltener geistiger und körperlicher Frische ihren 70.
Geburtstag." |
Zum 88. Geburtstag von Feist Blumenberg (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1927: "Wolfhagen,
14. November (1927). Seinen 88. Geburtstag beging in bester Rüstigkeit
und Geistesfrische Herr Feist Blumenberg, der älteste Einwohner im nahen Volkmarsen,
der in der ganzen Gegend beliebt und geachtet
ist." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 11. November 1927: "Volkmarsen. Am 12.
November feiert Herr Feist Blumenberg, hier, seinen 88. Geburtstag.
Herr Blumenberg, der der älteste Einwohner Volkmarsens ist, ist bei allen
sehr beliebt und geachtet." |
85. Geburtstag von Dorothee Lieberg geb. Hüneberg
(1930 in Kassel)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. Juli 1930: "Dorothee Lieberg. Am
Montag, den 21. Juli, beging Frau Dorothee Lieberg die Feier ihres
85. Geburtstages. Die Jubilarin wurde am 21. Juli 1845 als Tochter des Kreisvorstehers
Heinemann Hüneberg in Volkmarsen geboren und erhielt ihre
Ausbildung in dem seinerzeit angesehenen Kasseler Pensionat Steinhardt. In
jugendlichem Alter vermählte sie sich mit Herrn Moritz Lieberg,
mit dem sie lange Jahre in glücklichster Ehe verbunden war. In seltener
geistiger und körperlicher Frische ist Frau Lieberg heute wie seit vielen
Jahren Oberhaupt ihrer Familie und Mittelpunkt eines zahlreichen
Freundeskreises, welcher sich gerne an ihren anregenden Erzählungen aus
alten Tagen erfreut. Möge unserer verehrten Mitbürgerin noch ein langes
gesegnetes Leben inmitten ihrer Kinder, Enkel und Urenkel beschieden
sein!" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Frl. M. Schwarz (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1901: "Ein
tüchtiges gewandtes gebildetes Fräulein, welches mit sämtlichen
häuslichen Pflichten vertraut, im Kochen, Backen und dergleichen durchaus
perfekt, sowie auch gleichzeitig in allen schönen Handarbeiten und
gesellschaftlich gründlich ausgebildet ist, sucht in einer
besseren Familie als Stütze, Gesellschafterin oder bei feineren Herrn als
Repräsentantin sofortiges Engagement. Briefe erbeten an
Frl. M. Schwarz, Volkmarsen bei Kassel." |
Anzeige von Tilly Schwarz (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1902:
"Junge, weltgewandte heitere Hausdame, äußerst tüchtig,
sucht selbstständiges Engagement. Einzelner Herr bevorzugt.
Tilly Schwarz, Volkmarsen bei Kassel." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Salomon Hamberg
(1926)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 6. März 1926:
"Volkmarsen. (Heimgang des Gemeindevorstehers). Unsere
Gemeinde beklagt den Heimgang ihres ersten Vorstehers Salomon Hamberg, der
im 69. Lebensjahre aus einem arbeitsreichen Wirken in die Ewigkeit abberufen
wurde. Der Gemeindeinteressen hat sich der Verewigte mit seltener Treue
und Hingabe angenommen, sodass sein Name mit der Geschichte der Gemeinde
unzertrennlich verbunden ist. Der Dank aller folgt ihm über das Grab
hinaus." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser
vorhanden.
Eine Synagoge konnte vermutlich noch vor der Mitte des 19.
Jahrhunderts erstellt werden. Erbaut wurde ein zweigeschossiges Fachwerkhaus
mit einem Satteldach.
In zwei Artikeln aus jüdischen Periodika erfährt man über
Einrichtungsgegenstände in der Synagoge:
Lehrer Joseph Wertheim sucht einen mehrarmigen Kronleuchter für
die Synagoge (1876)
Anmerkung: es ist nicht klar, ob Lehrer Wertheim den Kronleuchter für die
Synagoge in Volkmarsen gesucht hat, möglicherweise auch für eine Gemeinde in
der Umgebung.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1876:
"In einer kleinen Gemeinde wird ein mehrarmiger Kronenleuchter (Menorah)
zu kaufen gesucht und wird ein löblicher Vorstand, in dessen Gemeinde
vielleicht durch einen Synagogen-Neubau ein solcher Leuchter überzählig
geworden, höflichst gebeten, dem Unterzeichneten gefälligst davon
Nachricht geben zu wollen.
J. Wertheim, Lehrer zu Volkmarsen, Regierungsbezirk
Kassel." |
Beschneidungsbank aus der Synagoge in Volkmarsen
(Artikel von 1929)
Artikel in der Zeitschrift "Der Morgen"
von 1929 S. 18: "Beschneidungsbank aus der Synagoge Volkmarsen.
Die Bestimmung ergibt die Inschrift. Über dem linken Platz - der rechte
dient dem Gevatter zum Sitzen - stehen die Worte: 'dies ist der Thron des
Propheten Elijahu, dessen zum Guten gedacht sei!' Wie bei dem
Erinnerungsmahl an die Befreiung aus dem Diensthause Ägyptens ein Platz
am Tische freigehalten wird für den Propheten Elijahu, so wird auch hier
für jenen schicksalsschwangeren Moment, in dem über einem neuen Gliede
der alten Gemeinschaft das 'Gesegnet, der da kommt' gesprochen wird, in
ewiger Spannung auf den erbetenen Anbruch der Erlösung ein Platz
freigehalten für den ersehnten Vorläufer des Messias. Rechts und
darunter haben die Eltern, die die Bank stifteten, Namen und Jahr
angegeben; das Jahr chronogrammatisch verhüllt in dem frommen Spruch:
'die Gelübde des Herrn will ich erfüllen'. Die Auflösung ergibt 1791
oder 1821. Obwohl grade Hessen-Kassel eine Einfallspforte sowohl für den
englischen Klassizismus wie für die englische historische Gotik in
Deutschland ist (von denen beiden etwas in der Zeichnung drinsteckt), so
scheint mir doch die steife Schmächtigkeit der Formen das frühere Datum
für das Bänklein auszuschließen". |
Abbildung
links wie oben. |
Beim Novemberpogrom 1938 blieb das Synagogengebäude äußerlich
unbeschädigt. 1948 wurde das Gebäude von den Nachbesitzern zu einem
Wohnhaus umbauen. Dabei verschwanden die bisherigen Merkmale des
Synagogengebäudes. Eine Kuppel wurde angeblich entfernt und statt dessen eine
Dachgaube gesetzt. Das ehemalige Synagogengebäude ist bis zur Gegenwart, wenn
auch inzwischen mehrfach umgebaut und modernisiert, als Wohnhaus
erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Baustraße
11
Fotos
(sw-Fotos und Plan aus Altaras s.Lit.)
Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
(Januar 1985) |
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Blick auf das
Gebäude von Südosten |
Teil der Traufseite, vom
Hof gesehen |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge
(März 2016) |
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Das Vordergebäude Baustraße
11 |
Das Hintergebäude (wie
oben) |
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Plan des rituellen
Bades |
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Fotodokument aus der
jüdischen Geschichte
(Quelle: Encyclopedia of Jewish Life s.Lit.
Bd. III S. 536) |
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Ein Rind auf dem Weg zur
Schechita |
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Haus Kasseler
Straße 6: Domizil des Vereins "Rückblende - Gegen das
Vergessen" - Zentrum der Erinnerungsarbeit vor Ort |
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Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2009:
Ernst und Brigitte Klein
vom Verein "Rückblende - Gegen das Vergessen" erhalten den
Obermayer German Jewish History Award |
Artikel in hr-online.de vom 27. Januar 2009
(Artikel)
Wichtiger deutsch-jüdischer Geschichtspreis - Drei Nordhessen für Engagement ausgezeichnet
Der Holocaustgedenktag 2009 wird drei Nordhessen besonders stark im Gedächtnis bleiben: Im Bundestag erhalten Michael Dorhs aus
Hofgeismar und das Ehepaar Klein aus Volkmarsen den "Obermayer German Jewish History
Award", weil sie sich für den Erhalt der lokalen jüdischen Geschichte engagieren.
Der evangelische Theologe Michael Dorhs engagiert sich seit seinen Studienjahren gegen das Vergessen: Damals half er beim Aufbau einer Abteilung für jüdische Geschichte im Museum Hofgeismar. Nur 20 Bücher konnten gefunden werden. Dorhs schaltete weltweit Anzeigen, in denen er Holocaust-Überlebende und die Nachkommen ehemals jüdischer Bürger aus der Region Nordhessen bat, sich mit ihm in Verbindung zu setzen und ihre Geschichte zu erzählen.
Heute, nach fast 30 Jahren. liegen Dutzende von Artikeln und sieben Bücher zur lokalen jüdischen Geschichte vor, die Dorhs publiziert hat. "Ich möchte, dass deutsche Nichtjuden das Judentum als einen Teil und eine Wurzel unserer eigenen Religion, unserer Kultur wahrnehmen. Das ist nicht ihre Geschichte, es ist auch unsere Geschichte", so Dorhs (48). Neben der sorgfältig zusammengetragenen umfangreichen Sammlung von Daten, persönlichen Gegenständen, Fotos und Dokumenten hat Dorhs im Stadtmuseum Hofgeismar einen Raum eingerichtet, in dem eine große Zeittafel die Schicksale der ehemaligen jüdischen Bürger der Region dokumentiert.
Ernst und Brigitte Klein, Volkmarsen. Seit 1985 hat sich das Ehepaar Klein für den Aufbau von deutsch-jüdischen Beziehungen engagiert. Sie gründeten zusammen mit Interessierten den gemeinnützigen Verein "Rückblende – Gegen das Vergessen e.V." Die engagierten Bürger stellten den jüdischen Friedhof der Stadt wieder her und bauten ein Informationszentrum zur jüdischen Geschichte auf. Als Hauptaufgabe ihrer Arbeit sehen sie aber die Suche nach Angehörigen ehemaliger Volkmarser Juden an. Daraus haben sich schon enge Verbindungen ergeben. Seit 1996 besuchen jüdische Familien aus aller Welt, von Australien bis Israel, von Seattle bis New York auf Initiative des Vereins die nordhessische Stadt. Während dieser Begegnungswochen sind die Besucher privat untergebracht. Freundschaften sind entstanden und vor allem - Gesichten sind erzählt worden, die vorher keiner auch nur erahnte.
Heute hat der Verein mit seinen über 125 Mitglieder in 30 Orten der Region viel erreicht: Der Eingang des Volkmarser jüdischen Friedhofs, auf dem die Nationalsozialisten im Krieg 118 Grabsteine zerstört hatten, ist neu gestaltet, eine 18 Meter lange Gedenkmauer erinnert an die während der Shoah ums Leben gekommenen Juden.
Ernst und Brigitte Klein halfen bei Einrichtung einer Geschichtswerkstatt zum Thema der Volkmarser Juden, in der eine Ständige Ausstellung Dokumente und Geschichten von Überlebenden zeigt. Sie sind für ihre Arbeit schon geehrt worden: Im November 2008 erhielten beide die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und Ernst Klein das Verdienstkreuz am Bande.
Die Auszeichnung. Mit dem "German Jewish History Award" werden Deutsche geehrt, die aus eigener Initiative herausragende Beiträge zur Dokumentation jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland leisten. Die Auszeichnung trägt den Namen des jüdischen Geschäftsmannes Arthur Obermayer, dessen Eltern in den 30er Jahren aus Deutschland in die USA auswanderten. Mit seiner in den USA angesiedelten Stiftung will Obermayer das Ansehen der Deutschen im Ausland verbessern. Der Preis ist dotiert, über die Höhe macht die Obermayer-Foundation keine Angaben. An dem Festakt im Plenarsaal des Berliner Abgeordnetenhauses nimmt auch der Unternehmer und Präsident der Stiftung, Arthur Obermayer, teil.
Neben Michael Dorhs und dem Ehepaar Klein werden 2009 Hans-Dieter Arntz (Euskirchen), Klaus Dietermann (Netphen) und Bernhard Gelderblom (Hameln) ausgezeichnet. |
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November 2013:
Ehemalige jüdische Ritualbad (Mikwe) wurde in
Volkmarsen entdeckt |
Im Haus Steinweg 24 (Foto links, Foto vom 30.3.2016) wurde eine Mikwe aus der Zeit des 16./18. Jahrhunderts
entdeckt. Dazu Presseartikel:
Artikel vom 13. Dezember 2013 in der HNA.de: "Mit bloßen Händen
gegraben. Einzigartiges jüdisches Ritualbad in Volkmarsen entdeckt..."
Link
zum Artikel
Artikel von Ernst Klein: Die wiederentdeckte Mikwe in Volkmarsen, ein
einzigartiges Fund im Jahr 2013..."
Link
zum Artikel |
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Juli 2014:
Straßenbenennung nach Lucas Alsberg |
Im Juli 2014 wurde ein Geh- und Radweg auf dem alten Bahndamm als
"Lucas-Alsberg-Allee" benannt. Eine Hinweistafel
informiert über den früheren jüdischen Einwohner der Stadt: "Lucas
Samuel Alsberg lebte von 1782 bis 1845 als Kaufmann in Volkmarsen. Als im
Jahr 1814 durchziehende Truppen von der völlig verarmten Stadt 475
Reichstaler Verpflegungsgeld forderten und bei Nichtzahlung mit schwersten
Strafmassnahmen drohten, stellte Lucas Alsberg 500 Reichstaler aus seinem
Vermögen zur Verfügung und bewahrte so die Stadt vor der
Verwüstung". |
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Juni 2019:
Das Gustav-Hüneberg-Haus als
Dokumentationszentrum über jüdisches Leben in der Region wurde eröffnet
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Artikel von Armin Haß in der "Waldeckischen
Landeszeitung" vom 15. Juni 2019: "Gustav Hüneberg-Haus öffnet sich als
Dokumentationszentrum. In Volkmarsen Wissen über das jüdische Leben in der
Region vertiefen
Volkmarsen – Jüdisches Leben in der Region, die Verfolgung der Juden und
Begegnungen viele Jahre nach der Shoa werden im Gustav Hüneberg-Haus am
Steinweg Volkmarsen dargestellt. Die Fertigstellung wird mit zwei
Festveranstaltungen am 19. und 23. Juni in dem mittelalterlichen Gebäude
gefeiert.
'Eine Vision wird Wirklichkeit', schreibt der Vorstand des Vereins
'Rückblende - Gegen das Vergessen' in seiner Einladung an die Bürger.
Mithilfe von Eigenmitteln, Zuschüssen, großzügigen Spenden und Krediten ist
es gelungen, das Gebäude in der Altstadt zu erwerben und so umzugestalten,
dass es auf drei Etagen wechselnde Ausstellungen sowie die Gelegenheit zur
Forschung und zu Vorträgen zum Thema Jüdisches Leben bietet. Im Keller wird
die im wahrsten Sinne tiefe Verankerung des Judentums in der vom
Katholizismus geprägten Kugelsburgstadt bezeugt: Die Entdeckung des über 500
Jahre alten jüdischen Ritualbades (Mikwe) bot den Anlass für den Verein,
sich um den Erwerb des zum Verkauf stehenden Gebäudes zu bemühen. So bietet
sich die Möglichkeit für den Besuch der gut erhaltenen Mikwe und für das
'Eintauchen' in das jüdische Leben. Der neue Außenanstrich lässt das
verputzte Fachwerkgebäude aus der Häuserzeile des Steinwegs leuchten.
Hinten, von der Fischertrift her, bietet sich ein neuer Zugang mit
Parkmöglichkeit und der Anblick in ein grünes Idyll.
Das ist noch geplant. Innen wurde tüchtig saniert. Für das Lese-Café
ist noch ein Medienturm geplant, der über Bildschirm und Leinwand Bilder und
Videos über die Mikwe und die Ausstellungen im Obergeschoss zeigt und somit
auch Gehbehinderten einen Einblick ermöglicht. Inzwischen liegt schon die
Baugenehmigung für einen Aufzugsturm vor, über den zwei Obergeschosse
erschlossen werden können. Allein, es fehlt noch das Geld dafür. Immerhin
sind inzwischen 210 000 Euro für den Kauf und weitere 120 000 Euro für die
Sanierung und den Umbau aufgebracht worden. Hinter dem Verein Rückblende
stehen allein 200 Mitglieder aus dem Waldecker, Kasseler und Warburger Land.
In einem Vortrag der um 16.30 Uhr beginnenden Festveranstaltung am 19. Juni
wird Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, Kassel, unter dem Motto 'Ihre Stimmen
erhalten' aufzeigen, wie und wo in Nordhessen die Erinnerung an jüdisches
Leben bewahrt wird. Um 15.30 Uhr kann das Haus bereits besichtigt werden. Am
Sonntag, 23. Juni, wird um 11 Uhr die Journalistin Daniela Schadt, Berlin,
zu einer Ansprache erwartet. Die Lebensgefährtin des früheren
Bundespräsidentin Joachim Gauck war bereits im Januar 2017 zu Besuch in
Volkmarsen. Jüdisches Leben spiegelt sich anschließend in dem musikalischen
Teil des Festes wider: Dann wird das Ehepaar Renate und Roland Häusler
Lieder aus fünf Jahrhunderten vortragen. 'Musikalische Begegnungen' ist der
musikalische Beitrag von Renate Walprecht und Anne Petrossow betitelt.
Das Dokumentations- und Informationszentrum zur jüdischen Regionalgeschichte
im Mikwe-Haus wurde nach dem jüdischen Stadtverordneten Gustav Hüneberg
benannt. 1808 gehörte Volkmarsen zum Königreich Westphalen, wo Napoleons
Bruder Jerôme als König regierte. Er verfügte, dass alle Juden in seinem
Reich Nachnamen zugewiesen bekamen.
Der Namenspatron. Im Volkmarser Rathaus konnten sich die Juden ihre
Namen anders als anderswo selber aussuchen dürfen, wie
Rückblende-Vorsitzender Ernst Klein berichtet. In Listen von damals sei
nachzulesen, dass der Bürger Josef Jakob den Namen Hüneberg wählte,
abgeleitet von einem der Hügel bei Volkmarsen. Die Kaufmannsfamilie Hüneberg
habe den Turnverein mitgegründet und die Stadtpolitik mitgestaltet. Die
Familie habe lange in diesem Mikwe-Haus im Steinweg gewohnt. Erst Mitte der
1930-er Jahre fänden sich Unterlagen, die belegten, dass die Familie
angefeindet wurde. Angeblich sei es unerträglich, dass ein Jude mit Getreide
handele, wurde damals erklärt.
Anfeindungen. Die Bürger wünschten sich ein 'christliches
Getreidegeschäft', hieß es in einem amtlichen Schriftstück aus der
Nazi-Zeit, aus dem Klein zitierte. In Erinnerung an Gustav Hüneberg, der 17
Jahre Stadtverordneter von Volkmarsen war und 1931 auf dem jüdischen
Friedhof beigesetzt wurde, bekam das Zentrum seinen Namen. Das Gustav
Hüneberg-Haus kann jeden ersten und dritten Sonntag eines Monats von 14 bis
17 Uhr besichtigt werden. Termine für Gruppen können darüber hinaus bei
Ernst Klein, Vorsitzender des Vereins Rückblende, unter der Rufnummer
05693/469 vereinbart werden.
Helfer gesucht. Klein hofft, dass sich noch weitere Helfer melden,
die nach entsprechender Einweisung das Team der Museumsführer von acht bis
zehn Männern und Frauen ergänzen und damit die Arbeit unterstützen."
Link zum Artikel |
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Artikel von Armin Haß in der Waldeckischen
Landeszeitung vom 23. Juni 2019: "Gustav-Hüneberg-Haus eingeweiht.
Einzigartiges Denkmal in Volkmarsen spiegelt jüdisches Leben wider
Volkmarsen – Wir brauchen feste Orte der Erinnerung', betonte der
Kasseler Historiker Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar zur Eröffnung des
Bildungszentrums Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen über jüdisches Leben und
die Verfolgung und Ermordung der Juden in der NS-Zeit.
Die Stühle reichten für die Einweihungsfeier nicht aus: An zwei Tagen war
das vom Verein Rückblende erworbene und umgestaltete Wohnhaus mit der 500
Jahre alten Mikwe (jüdisches Ritualbad) Ziel von Besuchern und Ehrengästen.
Darunter auch die Lebensgefährtin des früheren Bundespräsidenten, Daniela
Schadt.
Hervorragende Voraussetzungen. Die historische und politische Bildung
in Hessen habe einen weiteren Standort erhalten, sagte Krause-Vilmar. Mitten
in Volkmarsen seien hervorragende Voraussetzungen für die Kultur der
Erinnerung geschaffen worden, 'die uns mahnt, gegen Verfolgung und Hass
einzutreten. Zudem werde ein Ort geschaffen, der Verfolgten oder ihren
Angehörigen die Rückkehr erleichtern könne. Es sei wichtig, die Stimmen der
gedemütigten und verfolgten Menschen dauerhaft wieder hörbar zu machen. Es
seien Nachbarn und angesehene Menschen gewesen, die die Nazis für immer
verstummen lassen wollten, indem sie zur Auswanderung zwangen, deportierten
und ermordeten, wie Krause-Vilmar deutlich machte. Auch wenn von einem Ende
der Zeitzeugen gesprochen werde, so gebe es doch die Erinnerungen an sie und
die Beziehungen auch zu den folgenden Generationen.
Wichtiges Etappenziel. 'Wir haben ein wichtiges Etappenziel
erreicht', sagte der Vorsitzendes des Vereins Rückblende, Ernst Klein. Er
bat die Politik, die Einrichtung dauerhaft zu unterstützen. Land, Landkreis,
Stadt und viele Spender hätten ermöglicht, das Haus mit dem jüdischen
Ritualbad zu erwerben und neu zu gestalten als Stätte der Begegnung und der
pädagogischen Arbeit mit Schülern.
Erinnerungsarbeit. Auch die Stadt Volkmarsen habe sich an jüdischem
Eigentum bereichert, sagte Klein ergänzend bei der gestrigen Einweihung.
Leider habe es zu wenige honorige Bürger gegeben, die den bedrängten Juden
geholfen hätten, erklärte er in Gegenwart unter anderem vom Ersten Stadtrat
Thomas Viesehon sowie der Landtagsabgeordneten Daniel May (Bündnis 90/Die
Grünen) und Claudia Papst-Dippel (AfD). Für die Juden aus der ehemaligen
Sowjetunion sei die Erinnerungsarbeit besonders wichtig, sagte Ilana Katz
von der Jüdischen Gemeinde in Kassel. Hier werde ein Zeichen der Solidarität
gesetzt. Klein und sein Verein hätten die Gemeinde unterstützt bei der
Schaffung einer neuen Synagoge in Kassel oder der Integration der jüdischen
Kontingentflüchtlinge aus der früheren UdSSR, die in Vokmarsen früher
Abiturkurse absolvierten. Juden hätten in Deutschland ein neues Zuhause
gefunden.
Das sind die Ziele. Der Verein Rückblende leiste für die Region
beispielhafte Arbeit, sagte Karl-Heinz Stadtler vom Förderverein der
Synagoge in Vöhl, der mit dem Volkmarser Verein verbunden ist. Es sei gerade
heuzutage wichtig, junge Menschen mit der Geschichte vertraut zu machen,
kritisches Denken, Offenheit und Toleranz zu fördern. Die lebendige
Schilderung der jüdischen Geschichte vor der NS-Zeit und der Verfolgung
unter der Nazi-Herrschaft berühre, sagte Bürgermeister Hartmut Linnekugel.
Volkmarsen sei einer von nur zirka 110 jüdischen Siedlungsorten im
mittelalterlichen Reich im Jahr 1238 gewesen.
"Ein Geschenk". Zu dieser Zeit, als die römisch-katholische Kirche
und der mit ihr verbundene Staat den Juden als feindlicher Religion
begegneten, sei in Volkmarsen der Grundstein für den Bau des jüdischen
Ritualbads gesetzt worden, das 500 Jahre später wieder entdeckt worden sei.
'So ein einzigartiges Kulturdenkmal mitten in unserer Stadt ist ein
Geschenk', sagte Linnekugel."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Volkmarsen |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Volkmarsen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,841 Verzeichnis der jüdischen Söhne in der
Synagogengemeinde in Volkmarsen mit Angabe von Geburtsdatum und
Beruf 1825 - 1825; Abschrift des Registers, angefertigt 1937 durch
das Vorsteheramt der Israeliten; enthält auch Angaben zu Ehringen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2719790
HHStAW 365,837 Geburtsregister der Juden von Volkmarsen
1825 - 1852; alphabetisches Namensverzeichnis zum Geburtsregister der
jüdischen Gemeinde in Volkmarsen, Abschrift des jüdischen
Geburtsregisters, angefertigt 1937 durch das Vorsteheramt der Israeliten;
enthält auch Angaben zu Ehringen https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030594
HHStAW 365,840 Sterberegister der Juden von Volkmarsen
1825 - 1874; alphabetisches Namensverzeichnis zum Sterberegister von
Volkmarsen; Abschrift des Sterberegisters der jüdsichen Gemeinde,
angefertigt 1937 durch das Vorsteheramt der Israeliten https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1510967
HHStAW 365,839 Trauregister der Juden von Volkmarsen
1825 - 1874; alphabetisches Namensverzeichnis zum Trauregister von
Volkmarsen, Trauregister der jüdischen Gemeinde Volkmarsen; enthält auch
Angaben zu Personen aus Ehringen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5319781
HHStAW 365,842 Gräberverzeichnis des
jüdischen Friedhofs in Volkmarsen, aufgenommen im Juli 1938 durch
Baruch Wormser aus Grebenstein, wohnhaft in Kassel 1845 - 1934;
enthält einen Bericht zur Geschichte des jüdischen Friedhofs in
Volkmarsen mit Situationsplan, hebräische und deutsche
Grabinschriften https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3926575
HHStAW 365,838 Geburtsregister der Juden von Volkmarsen 1853 -
1874: Abschrift des jüdischen Geburtsregisters, angefertigt 1937 durch
das Vorsteheramt der Israeliten; enthält auch Angaben zu Personen aus
Ehringen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5493931
|
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 329-331. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 70. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 68 (neue Informationen zum
rituellen Bad). |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007 S.
187-188. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 221. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 535-537. |
| Michael Winkelmann: Die Hachscharah in Külte. In:
Renate Knigge-Tesche/Axel Ulrich (Hrsg.): Verfolgung und
Widerstand in Hessen 1933-1945. Eichborn Verlag Frankfurt am Main 1996 S.
102-112. |
| Ernst Klein: Verschwundene Nachbarn - Verdrängte
Geschichte. Begleitbuch zur Dauerausstellung "Deutsch-jüdisches Leben
in unserer Region im Lauf der Jahrhunderte" in der Geschichtswerkstatt
Rückblende, Kasseler Straße 6 in Volkmarsen. ISBN 978-3-924259-11
17.50 €. |
| ders.:
"aber es ist besser als Butterbrot in D.". Lebenswege jüdischer
Kinder, Frauen und Männer aus Deutschland. Hrsg. Deutsch-Israelische
Gesellschaft e.V. Volkmarsen 2016. ISBN 978-3-981334-41-8.
Dazu Artikel in der "Waldeckischen Landeszeitung" vom 29.
November 2016 (Link
zum Artikel): "Neues Buch fasst Biografien von Überlebenden des Naziunrechts zusammen.
Unfassbare Lebensgeschichten.
Volkmarsen. Der seit drei Jahrzehnten engagierte Geschichtsforscher Ernst Klein hat ein neues Buch über die Lebenswege jüdischer Kinder, Frauen und Männer aus Vöhl, Volkmarsen und Kassel veröffentlicht.
Das 250 Seiten starke Werk enthält 40 Biografien von ehemals Verfolgten, mit denen Ernst Klein im Laufe seiner Recherchen für den Verein Rückblende - Gegen das Vergessen' Kontakt aufgenommen hat.
Sie erzählten ihm ihre Lebensgeschichte und er hielt sie fest - für die nächste Generation.
'Ich habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass sich unsere jüngere deutsche Geschichte am besten an junge Leute weitergeben lässt, wenn man die historischen Details an Personen und Orte festmachen kann.
Deshalb habe ich die Lebensgeschichten, die man mir erzählt hat,
aufgeschrieben.' Illustre Förderer Mit Familienfotos und Landkarten versehen, auf denen die unterschiedlichen Fluchtwege nachzuvollziehen sind, ist das neue Buch eine wertvolle Lektüre nicht nur für Schüler. Der ungewöhnliche Titel
'aber es ist besser als Butterbrot in D.' entstammt einem Briefzitat von Ilse Lichtenstein.
Sie war unmittelbar nach den Novemberpogromen 1938 nach Holland geflohen. In einem Brief schrieb sie ihrer Großmutter über die Lage und vermied es seitdem den Ländernamen Deutschland zu verwenden. Ernst Kleins Buchveröffentlichung wurde vom Auswärtigen Amt und der deutsch-jüdischen Gesellschaft finanziert. Anstelle eines Honorars erbat sich Klein eine genügend große Anzahl von Exemplaren, um sie an Schulen in der Region zu verschenken.
Eines der Vorworte stammt von dem israelischen Politiker Moshe Meron, der sich seinerzeit auch für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Staat Israel und Deutschland einsetzte. Ernst Klein wird am kommenden Sonntag, 4. Dezember, um 16 Uhr in den Räumen der Geschichtswerkstatt im Haus Dr. Bock an der Kasseler Straße aus seinem Buch lesen.
Das Buch wird gegen Spenden abgegeben. Die Einnahmen sind für ein Museumsprojekt bestimmt. Wer sich für das Buch interessiert, sollte sich per Mail an Ernst Klein wenden:
ErnstWKlein@web.de." |
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Ernst
Klein: Bernstein und Hüneberg. Fünf Jahrhunderte Deutsch-Jüdische
Familiengeschichte. 300 S. illustriert mit zahlreichen Bildern, Schriften
und Dokumenten. Januar 2021. 22 €. Erhältlich im Buchhandel unter ISBN
978-3-982134369 oder direkt beim Autor Ernst Klein:
www.ernstklein-volkmarsen.de.
Zu diesem Buch: In diesem Buch über die Familien Bernstein und Hüneberg
durchlebt der Leser eine Familiengeschichte, die im 16. Jahrhundert beginnt
und durch die Zeiten der Emanzipation der deutschen Juden über die
ereignisreichen Erlebnisse Otto Bernsteins im Ersten Weltkrieg, das
Leben in der Weimarer Republik, die Zeiten der nationalsozialistischen
Terrorherrschaft und die unbeschreibliche Leidenszeit im Ghetto
Theresienstadt bis nach Australien führt. Sein Sohn Bern Brent
erzählt im zweiten Teil seines Buches von seiner Kindheit in Berlin, der
Flucht nach England, der unfreiwiligen Verschiffung nach Australien zu
Beginn des Zweiten Weltkriegs und seinem erfolgreichen Neuanfang in der
neuen Heimat. Den Abschluss bilden die Berichte über die Besuche Bern Brents
und seiner Kinder und Enkel in Deutschland.
Herausgeber und Verfasser der ergänzenden Artikel und Kommentare: Ernst
Klein, Autor bzw. Herausgeber zahlreicher Publikationen. Schwerpunkt seiner
langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit: Erforschung und Dokumentation der
Geschichte jüdischer Familien in Nordhessen und Ostwestfalen. Gründer und
langjähriger Leiter des Dokumentations- und Informationszentrums zur
deutsch-jüdischen Regionalgeschichte in Volkmarsen/Nordhessen ('Gustav-Hüneberg-Haus').
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Volkmarsen
Hesse-Nassau. Established in the 17th century, the community, which maintained a
synagogue and an elementary school, numbered 169 (about 6 % of the total) in
1855. Affiliated with the Kassel rabbinate, it dwindled to 34 in 1933. The Jews
mostly emigrated, disposing of their synagogue in 1937; the last eight perished
after they were deported to the east in 1942.
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