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im Elsass"
Mackenheim
(Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Mackenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis in die
1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück
(vgl. das hohe Alter und die zentrale Bedeutung des bei Mackenheim gelegenen
jüdischen Friedhofes). 1579 lebten folgende jüdische Personen
(Familienvorstände oder Einzelpersonen) in Niedermackenheim: Jöslin,
der Sohn des Gottlieb von Türckheim; Isaac der Junge; Salomon
(als Pferdehändler genannt); Haymann (Chajim alias Haymann, 1580 bis
1583 in Artzenheim); Isaac; Abraham der Metzger Judt und Götzel.
Seit dem frühen 17. Jahrhundert lebten die jüdischen
Familien im nördlich der so genannten Mittelgasse, der heutigen Rue principale,
gelegenen Teil des Dorfes, der ein Allod des Bistum Straßburg war. Die
jüdischen Familien standen bis 1692 unter dem Schutz des Hochstiftes
Straßburg, nach dem Verkauf des Unterdorfes an die Eigentümer des Oberdorfes
unter der Zaberner Linie der Freiherren von Flachslanden.
Ein 1725 erstelltes Verzeichnis von sieben jüdischen Mackenheimer
Familienvätern nennt: Salomon Ach, Sissel Jacob, Meyer Joseph, Mennel Joseph,
Isaac Ach, Meyer Ach und Mennel Nathan. 1784 wurden 92 jüdische Einwohner in 17 Familien
gezählt. Die größte Familie war die Familie Ach: von den 92 Einwohnern
in 1784 trugen 36 den Familiennamen Ach.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1807 95 jüdische Einwohner, 1846 144, 1861 140 (?), 1870 131, 1900
94, 1903 80.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
meist zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war). Nach dem Beitrag von
Günter Boll über die Kantoren und Lehrer in Mackenheim (s.Lit.) wird 1784 als
Chasan Joel Lazare genannt. Nach 1801 sind als Vorbeter folgende Männer
bezeugt: Gabriel Lévy, Léopold Strauss, David Kahn, David Rosenberg und David
Wurmser, die zwischen 1825 und 1876 außerdem als hauptberufliche
Religionslehrer tätig waren sowie Abraham Mandel, Baruch Roos, Joseph Lévy,
Joel Levi, Abraham Sopher und Isaac Wurmser, die zwischen 1812 und 1874
gleichfalls als jüdische Lehrer in Erscheinung traten. 1904 wurde angesichts
der zurückgegangenen Zahl der jüdischen Einwohner in Mackenheim nur noch die Stelle eines Chasan
(Kantor, Vorbeter) ausgeschrieben (siehe Anzeige
unten). 1896/99 wird als Kantor Abraham Langer genannt, 1903 war Lehrer und
Kantor ein Herr Hirsch (unterrichtete 7 Kinder der Gemeinde). 1913 wird als
Kantor Camille Levy genannt. Er wechselte noch in diesem Jahr nach Le Thillot (Dep.
Vosges/Lothringen) und 1914 nach Orleans.
An jüdischen Vereinen gab es eine Chewra Kadischa
(Beerdigungsverein, 1905 unter Vorsitz von A. Weill) und eine Chewra Bikkur
cholim (Krankenbesuchsverein, 1906 unter Leitung von J. Roos).
Die Gemeinde hatte zu keiner Zeit einen eigenen Rabbiner; sie gehörte zum
Rabbinat Muttersholtz, das 1866 nach Selestat (Schlettstadt) verlegt
wurde.
An Gemeindevorstehern werden genannt: um 1890/95 Leopold Roos, um 1905 S.
Ach und L. Ach.
Im 19. Jahrhundert gab es in der jüdischen Gemeinde sowohl eine rituell
geführte Gaststätte wie auch eine Armenherberge (vgl. den Beitrag von Günter
Boll s.Lit.).
1936 wurden noch 26 jüdische Einwohner gezählt. Vier Jahre später (1940) wurden
unter der deutschen Besatzung
die bis dahin nicht ausgewanderten jüdischen Einwohner nach Südfrankreich
deportiert.
Von den in Mackenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Max Ach (1877), Caroline
Bloch (1881), Julienne Elkann geb. Weill (1897), Carmen Geismar geb. Roos (1905
oder 1914), Simone Hertz geb. Weill (1905), Ginter Luss (1931), Walter Luss
(1906), Joseph Marx (1889), Fernande Picard geb. Ach (1905), Jacques Schnerb
(1863), Leopold Schnerb (1850), Alfred Weil (1900), Edgard Weil (1875),
Henriette Weill geb. Roos (1880), Marguerite Weill (1901), Mathilde Weill geb.
Bloch (1870), .
Nach 1945 kehrten nur wenige der früheren jüdischen Einwohner nach
Mackenheim zurück. 1953 wurden vier jüdische Einwohner gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus
der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Vorbeterstelle (1904)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Oktober
1904: "Chasan
sucht die Kultusgemeinde Mackenheim im Elsass.
Das Einkommen beträgt über Mark 1000 bei freier Wohnung und Heizung.
Reflektanten wollen Offerte an den Vorstand
Herrn Leopold Ach, Mackenheim
im Elsass senden." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Benjamin Blum (1875)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1875: "Mackenheim
(Elsass). Vor kurzem hat sich da hier eine recht betrübendes Ereignis
zugetragen. Herr Benjamin Blum, der Mittwoch den 5. dieses Monats
sich verheiratete, fühlte sich gleich nach seiner Trauung unwohl und musste
sich zu Bett legen. Die Krankheit verschlimmert sich derart, dass er den
darauf folgenden Tag schon starb. Den Schrecken der Familie insbesondere der
jungen Witwe kann man sich leicht denken. Der Verstorbene, in religiöser
Beziehung von orthodoxer Gesinnung, war eine allgemein beliebte
Persönlichkeit, was sich auch bei seinem Leichtbegängnisse, an dem sich die
ganze Gemeinde, sowie auch viele Christen beteiligten, kund gab. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens. R. Cahn." " |
Zum 90. Geburtstag von Frau Ach geb. Kohn (1905)
Anmerkung: weitere Informationen zur Familie der Verstorbenen siehe auf der
Seite zu Westhofen.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Februar
1905: "Mackenheim im Elsass. Am 16. Januar beging Frau Ach
geb. Kohn ihren 90. Geburtstag. Die Jubilarin, Tochter des
Westhofener
Rabbiners Mordechai Hacohen seligen Andenkens, besitzt staunenswerte
Kenntnisse in Bibel und Talmud. Ihr Gesundheitszustand ist noch ein
derartig vorzüglicher, dass sie noch regelmäßig das Gotteshaus
besucht." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts erstellt. Eine
neue
Synagoge konnte 1866/67 erbaut werden.
Einweihung der Synagoge nach umfassender Renovierung
(1926)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 17. September 1926: "Mackenheim
(Synagogeneinweihung). Die Einweihung unserer neurestaurierten
Synagoge gestaltete sich zu einer schönen Kundgebung des israelitischen
Glaubenslebens. Vor einem auserwählten Auditorium, Notabilitäten aus Stadt
und Land, hielt Herr Rabbiner Doktor Uhry aus
Schlettstadt die eindrucksvolle
Festpredigt im reichgezierten Gotteshaus. Bekanntlich gehören die Israeliten
von Mackenheim (Kanton Markolsheim) zum Rabinat Schlettstadt. Ein
israelitischer Friedhof besteht hier seit mehreren 100 Jahren." |
Das Synagogengebäude wurde, nachdem es von
jüdischer Seite nicht mehr benutzt wurde, 1981 durch die Gemeinde Mackenheim
erworben. Das Gebäude dient heute als "Maison des Jeunes et de la
Culture". Über einer Zwischendecke, die auf der Höhe der Frauenempore
eingezogen wurde, befindet sich seit 1985 die Gemeindebibliothek.
Fotos
Ansichten von Mackenheim
mit
der Kirche und der Synagoge
(Foto links aus der
Sammlung von Günter Boll) |
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Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Ansichten
auf historischen Karten |
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Das Synagogengebäude vor
dem
Umbau zu einem Kulturzentrum
(Fotos um 1980; Quelle: Rothé /
Warschawski s.Lit. S. 93) |
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Außenansicht |
Innenansicht |
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Das
Synagogengebäude
im Frühjahr 2004
Fotos: Hahn: Aufnahmedatum 13.4.2004) |
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Südseite |
West- und Eingangsseite |
Ostseite der Synagoge |
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Blick zur Synagoge; im
Hintergrund
die Kirche des Ortes |
Portalinschrift aus 1. Mose
28,17: "Wie
ehrfurchtgebietend ist dieser Ort. Hier ist
nichts
anderes denn G"ttes Haus und hier ist
die Pforte des Himmels". |
Im Treppenhaus zur
früheren
Frauenempore
(auf dieser Ebene
heute ein Kindergarten) |
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Fotos von der Jahrestagung der
"Alemannia Judaica" am 7. Oktober 2007 in Mackenheim:
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Die
ehemalige Synagoge in Mackenheim |
Seitlicher Eingang
- früher
zur Frauenempore |
Portalinschrift
aus 1. Mose 28 |
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Gefallenendenkmal
mit
Davidstern und Kreuz,
dahinter das Rathaus |
Mittagessen
im Erdgeschoss der früheren Synagoge |
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Fundstücke aus der 1981 gefundenen Genisa der
ehemaligen Synagoge in Mackenheim (von links: kleiner Tallit -
Gebetsmantel / Schofar und Täschchen für die Tefillin / Toramantel,
hergestellt aus Rockstoff / Ausschnitt aus einem Torawimpel) (alle Fotos:
Günter Boll) |
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Oben: Mappa von Salomon
Wurmser,
dem 1864 geborenen Sohn des
Vorbeters und Lehrers David Wurmser |
"Mi
Scheberach" für Männer (oben) und für Frauen (unten) aus der
Mackenheimer
Genisa: "Mi Scheberach" ist der Anfang eines
Segensgebetes, das am Sabbat in
der Synagoge vorgetragen wird ("Er, der gesegnet
hat...") (Foto: Günter Boll) |
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Das Gebet
"Mi scheasa nissim lavoteinu" (= "Der unseren Vätern
Wunder bereitet hat...") auf
einer kolorierten Papptafel (Vorder- und Rückseite), dazu Beitrag
von Günter Boll
(auch die Fotos sind von G. Boll); beim Gebet "Mi scheasa nissim
lavoteinu" handelt es sich vermutlich um einen Einschub im
Morgengebet (Schacharit) am Schabbat
vor Rosch Chodesch (Monatsbeginn). |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Zur Geschichte der Juden und des Friedhofes in Mackenheim
Kr. Schlettstadt. In: Straßburger Israelitische Wochenschrift Nr. 7 1908 S.
4-5. |
| Josef Lüdaescher: Geschichte des Dorfes Mackenheim.
Straßburg 1922. |
| Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 35.93.
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| Informationsblatt (französisch) zur jüdischen Geschichte
und den Synagogen in Mackenheim und Marckolsheim (pdf-Datei)
"(Le patrimoine israélite de Marckolsheim &
Mackenheim") |
| Günter Boll: Dokumente zur Geschichte der Juden im
bischöflich-straßburgischen Amtsbezirk Marckolsheim (1578-1652). Dieser
Beitrag in online zugänglich (pdf-Datei). |
| ders.: Die jüdische Gemeinde von Mackenheim.
In: Mappot gesegnet, der da kommt. Hrsg. von Annette Weber, Evelyn
Friedlander und Fritz Armbruster. Osnabrück 1997. S. 22-27. |
| ders.: Nachkommen des Meir bar Josef von Mackenheim. In:
Maajan - Die Quelle. Zeitschrift für jüdische Familienforschung. Heft 54.
Zürich 2000. S. 1562-1563. |
| ders: Jüdische Gastwirte in
Mackenheim 1836-1888. Als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Die ersten Generationen der Mackenheimer Familie
Ach. Als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Nachkommen des Hirzel Ach von Bösenbiesen und des
Aron Ach von Marckolsheim. Als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Nachkommen des Jacob Nathan und der Reichel Bickert
von Mackenheim. Als pdf-Datei
eingestellt. |
| ders.: Kantoren und Lehrer der jüdischen Gemeinde in
Mackenheim 1784 - 1907. Als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: Benjamin Roos - Isaac Weil - Samuel Weil. Drei
Mackenheimer Schofarbläser. Als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.: "Mi scheasa nissim lavoteinu". Als
pdf-Datei eingestellt (vgl. bei den Fotos oben). |
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