Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mackenheim (Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge 
  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
In Mackenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück (vgl. das hohe Alter und die zentrale Bedeutung des bei Mackenheim gelegenen jüdischen Friedhofes). 1579 lebten folgende jüdische Personen (Familienvorstände oder Einzelpersonen) in Niedermackenheim: Jöslin, der Sohn des Gottlieb von Türckheim; Isaac der Junge; Salomon (als Pferdehändler genannt); Haymann (Chajim alias Haymann, 1580 bis 1583 in Artzenheim); Isaac; Abraham der Metzger Judt und Götzel.  
   
Seit dem frühen 17. Jahrhundert lebten die jüdischen Familien im nördlich der so genannten Mittelgasse, der heutigen Rue principale, gelegenen Teil des Dorfes, der ein Allod des Bistum Straßburg war. Die jüdischen Familien standen bis 1692 unter dem Schutz des Hochstiftes Straßburg, nach dem Verkauf des Unterdorfes an die Eigentümer des Oberdorfes unter der Zaberner Linie der Freiherren von Flachslanden.   
 
Ein 1725 erstelltes Verzeichnis von sieben jüdischen Mackenheimer Familienvätern nennt: Salomon Ach, Sissel Jacob, Meyer Joseph, Mennel Joseph, Isaac Ach, Meyer Ach und Mennel Nathan. 1784 wurden 92 jüdische Einwohner in 17 Familien gezählt. Die größte Familie war die Familie Ach: von den 92 Einwohnern in 1784 trugen 36 den Familiennamen Ach. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 95 jüdische Einwohner, 1846 144, 1861 140 (?), 1870 131, 1900 94, 1903 80. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der meist zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war). Nach dem Beitrag von Günter Boll über die Kantoren und Lehrer in Mackenheim (s.Lit.) wird 1784 als Chasan Joel Lazare genannt. Nach 1801 sind als Vorbeter folgende Männer bezeugt: Gabriel Lévy, Léopold Strauss, David Kahn, David Rosenberg und David Wurmser, die zwischen 1825 und 1876 außerdem als hauptberufliche Religionslehrer tätig waren sowie Abraham Mandel, Baruch Roos, Joseph Lévy, Joel Levi, Abraham Sopher und Isaac Wurmser, die zwischen 1812 und 1874 gleichfalls als jüdische Lehrer in Erscheinung traten. 1904 wurde angesichts der zurückgegangenen Zahl der jüdischen Einwohner in Mackenheim nur noch die Stelle eines Chasan (Kantor, Vorbeter) ausgeschrieben (siehe Anzeige unten). 1896/99 wird als Kantor Abraham Langer genannt, 1903 war Lehrer und Kantor ein Herr Hirsch (unterrichtete 7 Kinder der Gemeinde). 1913 wird als Kantor Camille Levy genannt. Er wechselte noch in diesem Jahr nach Le Thillot (Dep. Vosges/Lothringen) und 1914 nach Orleans.  
 
An jüdischen Vereinen gab es eine Chewra Kadischa (Beerdigungsverein, 1905 unter Vorsitz von A. Weill) und eine Chewra Bikkur cholim (Krankenbesuchsverein, 1906 unter Leitung von J. Roos).      
 
Die Gemeinde hatte zu keiner Zeit einen eigenen Rabbiner; sie gehörte zum Rabbinat Muttersholtz, das 1866 nach Selestat (Schlettstadt) verlegt wurde.  
 
An Gemeindevorstehern werden genannt: um 1890/95 Leopold Roos, um 1905 S. Ach und L. Ach.  
   
Im 19. Jahrhundert gab es in der jüdischen Gemeinde sowohl eine rituell geführte Gaststätte wie auch eine Armenherberge (vgl. den Beitrag von Günter Boll s.Lit.).  
  
1936 wurden noch 26 jüdische Einwohner gezählt. Vier Jahre später (1940) wurden unter der deutschen Besatzung die bis dahin nicht ausgewanderten jüdischen Einwohner nach Südfrankreich deportiert. 
 
Von den in Mackenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Max Ach (1877), Caroline Bloch (1881), Julienne Elkann geb. Weill (1897), Carmen Geismar geb. Roos (1905 oder 1914), Simone Hertz geb. Weill (1905), Ginter Luss (1931), Walter Luss (1906), Joseph Marx (1889), Fernande Picard geb. Ach (1905), Jacques Schnerb (1863), Leopold Schnerb (1850), Alfred Weil (1900), Edgard Weil (1875), Henriette Weill geb. Roos (1880), Marguerite Weill (1901), Mathilde Weill geb. Bloch (1870),  .      
 
Nach 1945 kehrten nur wenige der früheren jüdischen Einwohner nach Mackenheim zurück. 1953 wurden vier jüdische Einwohner gezählt.  
    
    
   
 
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Vorbeterstelle (1904)  

Mackenheim FrfIsrFambl 07101904.jpg (42951 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Oktober 1904: "Chasan  
sucht die Kultusgemeinde Mackenheim im Elsass. Das Einkommen beträgt über Mark 1000 bei freier Wohnung und Heizung. Reflektanten wollen Offerte an den Vorstand 
Herrn Leopold Ach, Mackenheim im Elsass senden."  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum Tod von Benjamin Blum (1875) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1875: "Mackenheim (Elsass). Vor kurzem hat sich da hier eine recht betrübendes Ereignis zugetragen. Herr Benjamin Blum, der Mittwoch den 5. dieses Monats sich verheiratete, fühlte sich gleich nach seiner Trauung unwohl und musste sich zu Bett legen. Die Krankheit verschlimmert sich derart, dass er den darauf folgenden Tag schon starb. Den Schrecken der Familie insbesondere der jungen Witwe kann man sich leicht denken. Der Verstorbene, in religiöser Beziehung von orthodoxer Gesinnung, war eine allgemein beliebte Persönlichkeit, was sich auch bei seinem Leichtbegängnisse, an dem sich die ganze Gemeinde, sowie auch viele Christen beteiligten, kund gab. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.  R. Cahn."     "   

  
Zum 90. Geburtstag von Frau Ach geb. Kohn (1905) 

Anmerkung: weitere Informationen zur Familie der Verstorbenen siehe auf der Seite zu Westhofen

Mackenheim FrfIsrFambl 03021905.jpg (38902 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Februar 1905: "Mackenheim im Elsass. Am 16. Januar beging Frau Ach geb. Kohn ihren 90. Geburtstag. Die Jubilarin, Tochter des Westhofener Rabbiners Mordechai Hacohen seligen Andenkens, besitzt staunenswerte Kenntnisse in Bibel und Talmud. Ihr Gesundheitszustand ist noch ein derartig vorzüglicher, dass sie noch regelmäßig das Gotteshaus besucht."   

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge               
   
Eine erste Synagoge wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts erstellt. Eine neue Synagoge konnte 1866/67 erbaut werden.
   
Einweihung der Synagoge nach umfassender Renovierung (1926)  

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 17. September 1926: "Mackenheim (Synagogeneinweihung). Die Einweihung unserer neurestaurierten Synagoge gestaltete sich zu einer schönen Kundgebung des israelitischen Glaubenslebens. Vor einem auserwählten Auditorium, Notabilitäten aus Stadt und Land, hielt Herr Rabbiner Doktor Uhry aus Schlettstadt die eindrucksvolle Festpredigt im reichgezierten Gotteshaus. Bekanntlich gehören die Israeliten von Mackenheim (Kanton Markolsheim) zum Rabinat Schlettstadt. Ein israelitischer Friedhof besteht hier seit mehreren 100 Jahren."   

  
Das Synagogengebäude wurde, nachdem es von jüdischer Seite nicht mehr benutzt wurde, 1981 durch die Gemeinde Mackenheim erworben. Das Gebäude dient heute als "Maison des Jeunes et de la Culture". Über einer Zwischendecke, die auf der Höhe der Frauenempore eingezogen wurde, befindet sich seit 1985 die Gemeindebibliothek.  
   
   

   
Fotos    

Ansichten von Mackenheim mit 
der Kirche und der Synagoge 
(Foto links aus der 
Sammlung von Günter Boll) 
Mackenheim Ort 160.jpg (124955 Byte)  Mackenheim Synagoge 190.jpg (28374 Byte) Mackenheim Synagoge 191.jpg (21158 Byte)
  Das Foto oben in hoher Auflösung    Ansichten auf historischen Karten
     
Das Synagogengebäude vor dem 
Umbau zu einem Kulturzentrum 
(Fotos um 1980; Quelle: Rothé /
 Warschawski s.Lit. S. 93)   
Mackenheim Synagoge 190.jpg (114118 Byte) Mackenheim Synagoge 191.jpg (127104 Byte)
   Außenansicht   Innenansicht
     
 Das Synagogengebäude 
im Frühjahr 2004 

Fotos: Hahn: Aufnahmedatum 13.4.2004)
   
Mackenheim Synagogue 104.jpg (48348 Byte) Mackenheim Synagogue 100.jpg (48734 Byte) Mackenheim Synagogue 102.jpg (49362 Byte)
Südseite  West- und Eingangsseite  Ostseite der Synagoge 
      
Mackenheim Synagogue 103.jpg (44567 Byte) Mackenheim Synagogue 101.jpg (45250 Byte) Mackenheim Synagogue 105.jpg (54762 Byte)
Blick zur Synagoge; im Hintergrund 
die Kirche des Ortes 
Portalinschrift aus 1. Mose 28,17: "Wie
 ehrfurchtgebietend ist dieser Ort. Hier ist 
nichts anderes denn G"ttes Haus und hier ist 
die Pforte des Himmels".
Im Treppenhaus zur 
früheren Frauenempore 
(auf dieser Ebene 
heute ein Kindergarten) 
  
     

   
Fotos von der Jahrestagung der "Alemannia Judaica" am 7. Oktober 2007 in Mackenheim:   

Mackenheim JT 2007 153.jpg (70956 Byte) Mackenheim JT 2007 159.jpg (70381 Byte) Mackenheim JT 2007 157.jpg (70679 Byte) Mackenheim JT 2007 158.jpg (81414 Byte)
Die ehemalige Synagoge in Mackenheim   Seitlicher Eingang - früher 
zur Frauenempore 
Portalinschrift 
aus 1. Mose 28 
   
     
Mackenheim JT 2007 160.jpg (76634 Byte) Mackenheim JT 2007 154.jpg (77333 Byte) Mackenheim JT 2007 156.jpg (75890 Byte) Mackenheim JT 2007 155.jpg (77699 Byte)
Gefallenendenkmal mit
 Davidstern und Kreuz, 
dahinter das Rathaus  
Mittagessen im Erdgeschoss der früheren Synagoge 
 
   
Breisach JT 2007 107.jpg (61652 Byte) Breisach JT 2007 108.jpg (69475 Byte) Breisach JT 2007 109.jpg (70412 Byte) Breisach JT 2007 110.jpg (65282 Byte)
Fundstücke aus der 1981 gefundenen Genisa der ehemaligen Synagoge in Mackenheim (von links: kleiner Tallit - Gebetsmantel / Schofar und Täschchen für die Tefillin / Toramantel, hergestellt aus Rockstoff / Ausschnitt aus einem Torawimpel) (alle Fotos: Günter Boll) 
 
   Mi scheberach Mackenheim 015.jpg (163324 Byte) 
Mappa Salomon Wurmser.jpg (99702 Byte)
Oben: Mappa von Salomon Wurmser, 
 dem 1864 geborenen Sohn des
 Vorbeters und Lehrers David Wurmser 
"Mi Scheberach" für Männer (oben) und für Frauen (unten) aus der Mackenheimer
 Genisa: "Mi Scheberach" ist der Anfang eines Segensgebetes, das am Sabbat in 
der Synagoge vorgetragen wird ("Er, der gesegnet hat...") (Foto: Günter Boll)  
    
  Mackenheim Genisa 076a.jpg (193406 Byte) Mackenheim Genisa 076.jpg (199252 Byte)
   Das Gebet "Mi scheasa nissim lavoteinu" (= "Der unseren Vätern Wunder bereitet hat...") auf
 einer kolorierten Papptafel (Vorder- und Rückseite), dazu Beitrag von Günter Boll  
(auch die Fotos sind von G. Boll); beim Gebet "Mi scheasa nissim lavoteinu" handelt es sich vermutlich um einen Einschub im Morgengebet (Schacharit) am Schabbat 
vor Rosch Chodesch (Monatsbeginn).  
    
 

 
   

Links und Literatur   

Links:  

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Mackenheim  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof Mackenheim (interner Link)  

Literatur:  

bulletZur Geschichte der Juden und des Friedhofes in Mackenheim Kr. Schlettstadt. In: Straßburger Israelitische Wochenschrift Nr. 7 1908 S. 4-5.  
bulletJosef Lüdaescher: Geschichte des Dorfes Mackenheim. Straßburg 1922.    
bulletAlsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S. 35.93. 
bulletInformationsblatt (französisch) zur jüdischen Geschichte und den Synagogen in Mackenheim und Marckolsheim (pdf-Datei)
"(Le patrimoine israélite de Marckolsheim & Mackenheim")  
bulletGünter Boll: Dokumente zur Geschichte der Juden im bischöflich-straßburgischen Amtsbezirk Marckolsheim (1578-1652). Dieser Beitrag in online zugänglich (pdf-Datei).    
bulletders.: Die jüdische Gemeinde von Mackenheim. In: Mappot  gesegnet, der da kommt. Hrsg. von Annette Weber, Evelyn Friedlander und Fritz Armbruster. Osnabrück 1997. S. 22-27. 
bulletders.: Nachkommen des Meir bar Josef von Mackenheim. In: Maajan - Die Quelle. Zeitschrift für jüdische Familienforschung. Heft 54. Zürich 2000. S. 1562-1563.  
bulletders:  Jüdische Gastwirte in Mackenheim 1836-1888. Als pdf-Datei eingestellt
bulletders.: Die ersten Generationen der Mackenheimer Familie Ach.  Als pdf-Datei eingestellt.    
bulletders.: Nachkommen des Hirzel Ach von Bösenbiesen und des Aron Ach von Marckolsheim. Als pdf-Datei eingestellt.  
bulletders.: Nachkommen des Jacob Nathan und der Reichel Bickert von Mackenheim.  Als pdf-Datei eingestellt
bulletders.: Kantoren und Lehrer der jüdischen Gemeinde in Mackenheim 1784 - 1907.  Als pdf-Datei eingestellt.     
bulletders.: Benjamin Roos - Isaac Weil - Samuel Weil. Drei Mackenheimer Schofarbläser. Als pdf-Datei eingestellt.    
bulletders.: "Mi scheasa nissim lavoteinu". Als pdf-Datei eingestellt (vgl. bei den Fotos oben).      

       

                   
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Stand: 30. Juni 2020