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Markt Mitwitz (VG
Mitwitz, Kreis Kronach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Hinweis (eingestellt September 2020): ein
virtueller Rundgang durch das "Zapfenhaus" in Mitwitz mit Mikwe und Laubhütte - erstellt von Konstantin Gayvoronski - ist möglich über
https://my.matterport.com/show/?m=uyKPTL5nguS).
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Mitwitz bestand eine jüdische Gemeinde bis 1877. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück (erste
Erwähnung von Juden am Ort 1588). Vor dem
Dreißigjährigen Krieg lebten bis zu sieben jüdische Familien am Ort. Im 17.
und in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts waren es drei bis vier Familien. Die
Spannungen zwischen der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung waren bis
ins 19. Jahrhundert hinein teilweise groß. Eines der ältesten über jüdische
Familien am Ort erhaltenen Dokumente berichtet davon, wie an Kirchweih 1619 die
Fenster der jüdischen Häuser eingeworfen wurden.
Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts liegen verschiedene Dokumente
zu jüdischen Einwohnern heute im Staatsarchiv Bamberg (Bestand STAB H II 13157
- ursprünglich Dokumente aus dem ehemaligen freiherrlichen Archiv derer von
Würtzburg als den damaligen Herren des Marktes Mitwitz;
Zusammenstellung von Rainer Domke): u.a. ein Wechselbrief des kaiserlichen
Notars J. Gg. Helweeg vom September 1718, in dem Jud Schmuel aus Mitwitz
genannt wird, der sich zur Zahlung von 12 Reichstalern verpflichtete; weiter ein
Ehevertrag vom Februar 1737, der unterzeichnet ist von Shlomo - Menachem bar
Meir Katz - Itzig - R(abbi?) Israel bar Yaakow; im selben Jahr 1737 wird Abraham
aus Redwitz genannt, der sich wegen einer Terminsache an einen Itzig von Mitwitz
wandte.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu,
sodass um 1800 17 jüdische Familien, um 1820 sogar 21 Familien am Ort
lebten. 1824 wurden 113 jüdische Einwohner gezählt, um 1840 wurde die
Höchstzahl mit 119 jüdischen Einwohnern erreicht (19,3 % von insgesamt 617
Einwohnern). Durch Aus- und Abwanderung ging die Zahl bereits bis 1852 auf
63 jüdische Einwohner zurück (10,4 % von 607), 1869 auf 36 (4,7 % von ca.
760).
Die jüdischen Familien lebten zunächst vor allem vom Viehhandel und vom
Geldverleih. Seit dem 18. Jahrhundert brachten es einige Juden zu
größerem Ansehen. So war der Mitwitzer Seligmann Alexander in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts als sachsen-meiningischer Hofjude tätig und
tätigte als solcher in größerem Stil Geldgeschäfte. In der napoleonischen
Zeit besorgte der jüdische Mitwitzer Joseph Freund umfangreiche
Heereslieferungen für die napoleonische Armee. Im 19. Jahrhundert lebten
die meisten Familien vom Handel mit Schnittwaren und vom Viehhandel: nach
einer Übersicht von 1823 gab es zehn Schnittwarenhändler (sieben in
"offenem Laden", drei als Hausierhändler), zehn Viehhändler, einen
Hopfenhändler, einen Eisenhändler, einige Lehrlinge und Gesellen in
verschiedenen Handwerken (Metzger, Schuhmacher, Schneider, Weber, Seifensieder),
vier waren in der Landwirtschaft tätig.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad (dazu Informationen unten, Beitrag von
Christian Porzelt). Die Toten der Gemeinde wurden zunächst
in Küps, im 19. Jahrhundert in Burgkunstadt
beigesetzt. Die jüdische Gemeinde war bis 1825 dem Distriktsrabbinat in Burgkunstadt,
danach dem in Redwitz zugeteilt. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorsänger und Schochet tätig war: 1809 - 1848 war
Seligmann Salomon Stern angestellt; in den folgenden Jahren werden genannt:
Salomon Felheim aus Bayreuth (1848), Lazarus Mai aus
Schwebheim (um 1855), David
Halle aus Heiligenstadt, Herrmann Ambrunn aus Bayreuth (um 1869). An der Religionsschule
der Gemeinde waren 1834 noch 30, um 1870 nur noch vier jüdische Kinder zu
unterrichten.
In den 1840er-Jahren begann die Aus- und Abwanderung der jüdischen Familien.
Einige wanderten nach Nordamerika aus, andere nach 1861 in die Stadt Coburg,
Lichtenfels, Bamberg, Nürnberg/Fürth und Frankfurt. Zwischen 1875 und 1877
verzogen vier der letzten fünf jüdischen Familien. Im Sommer 1877 wurde die
Gemeinde aufgelöst. Die letzte jüdische Familie am Ort wurde der Gemeinde in Kronach
zugewiesen.
Von den in Mitwitz geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fritz Bamberger (1862,
später in Lichtenfels), Klara Friedmann geb. Friedmann (1869, später in
Jena),
Max Friedmann (1876, später in Jena), Moriz Männlein (1874, später in
München).
In Mitwitz erinnert heute noch die Ludwig-A.-Freund-Straße an einen
ehemaligen jüdischen Wohltäter des Ortes, der durch zahlreiche gemeinnützige
Stiftungen in Erinnerung geblieben ist. Zunächst war sogar die Hauptstraße
nach ihm benannt, jetzt ist es noch eine Nebenstraße.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Schulgehilfe wird gesucht (1847)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30.August 1847: "Zur Beachtung für israelitische
Schullehrer!
Die hiesige israelitische Kultusgemeinde wünscht unverzüglich
einen Schulgehilfen für den berufsunfähig gewordenen
Religionselementarlehrer aufzunehmen. Derselbe hat nebst freier Wohnung,
Kost und Wäsche monatlich 4 Gulden zu beziehen, und kann außerdem auf
Nebeneinkünfte, wofür jedoch nicht garantiert wird, rechnen. Bewerber um
die Stelle wollen sich sofort unter frankierter Einsendung ihrer
Qualifikationszeugnisse an Unterzeichneten wenden.
Mitwitz im bayerischen Oberfranken, den 8. August 1847. A. H.
Freund, Vorstand". |
Lehrer Maier Grünblatt (Mitwitz) berichtet über
die Renovierung der Synagoge in Oberlangenstadt (1865)
In der Zeitschrift "Der Israelit" wurde am 13. September 1865 über
den Hergang berichtet: "Mitwitz (Oberfranken), den 23. August 1865: Dass
wir noch zu jeder Zeit liberale und edeldenkenden Menschen finden, möge
folgende Tatsache bezeugen. In Oberlangenstadt
k.B. Kronach in
Oberfranken besuchte vor einigen Tagen der dortige Freiherr von Künsberg die
Synagoge. Der israelitische Lehrer begleitete ihn, und zeigte ihm auf
ausdrückliches Verlangen die Gesetzrollen und verschiedene alte Bücher. Unter
letzteren befand sich auch eine alte Pergamentrolle, worauf ein Gebet für den
verstorbenen Freiherrn von Künsberg, den Großvater des jetzigen Herrn Barons,
geschrieben stand. Darüber höchst verwundert erklärte ihm Herr Lehrer K.,
dass dieses Gebet wöchentlich in der Synagoge verrichtet werde, da sich der
verstorbene Herr Baron bei der israelitischen Gemeinde dadurch unvergesslich
gemacht, dass er den Platz, worauf die jetzige Synagoge gebaut ist, nicht nur
unentgeltlich hergegeben, sondern dieselbe auch in jeder Beziehung unterstützt
hätte. Auf dieses hin äußerte sich der Herr Baron mit folgenden Worten: hat
mein Großvater dies Alles getan, so will auch ich Etwas für die Synagoge tun.
Sofort wurde auf dessen Befehl der Maurermeister herbeigerufen, der Riss
aufgezeichnet und die Synagoge, die ohnehin in mangelhaftem Zustande war, ist
jetzt in dem Stadium, neu restauriert zu werden. Möge der Herr diesem edlen
Menschenfreunde, sowie seinem ganzen hohen Hause seinen Segen tausendfach
verleihen und seine humane Tat vergelten; und mögen sich die Finsterlinge daran
ein Beispiel nehmen, dann wird jeder konfessionelle Unterschied und jeder
konfessionelle Hass in unserem geliebten Bayernlande schwinden.
Maier
Grünblatt, israelitischer Lehrer in Mitwitz." |
Ausschreibung der Stelle des jüdischen Lehrers (1865)
(erhalten von Christian Porzelt)
Anzeige
im "Würzburger Abendblatt" Nr. 2 vom 2. Januar 1866: "!!!
Lehrer-Gesuch.!!!
Die hiesige israelitische Lehrer-Stelle, verbunden mit
Religions-Unterrichts-, Vorsänger- und womöglich auch Schächterdienst,
kommt bis am 15. März in Erledigung. Bewerber wollen sich baldigst mit
Einsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden.
Mitwitz, den 24. Dezember 1865.
S. Fechheimer, Vorstand." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Rückgang der jüdischen Gemeindeglieder - Berichte 1883 /
1912
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1883:
"Altenkunstadt (Bayern), 6. Oktober (1883). Seit Jahren musste
es das Herz eines jeden Glaubensgenossen mit Wehmut erfüllen, wenn er die
einst großen und blühenden jüdischen Landgemeinden in unserer Gegend
sich auflösen sah. So hat sich die jüdische Gemeinde Redwitz, welche
einst 40 Mitglieder zählt und einen eigenen Rabbiner hatte, den gelehrten
Gutmann, welcher auch in der literarischen Welt durch seine in Geiger's
Zeitschrift veröffentlichten Aufsätze über die Leviratsehe einen Namen
sich erworben hatte, fast ganz aufgelöst. In Maineck, in Mitwitz,
Horb wohnt noch eine jüdische Familie. In Oberlangenstadt und
Küps ist
auch eine bedeutende Reduktion der Gemeindemitglieder eingetreten." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1912:
"Regensburg, 26. Juli (1912). Der hier erscheinenden
'Deutsch-Israelitische Zeitung' wird aus dem Frankenwalde geschrieben.
Auffallend ist der langsame, aber stetige Rückgang der jüdischen
Kultusgemeinden in unserer Gegend. Friesen, Redwitz, Mitwitz sind
schon vor längerer Zeit erloschen; Oberlangenstadt, das früher 30
Judenfamilien zählte, hat nur noch 6 solche. - In solchen Gemeinden
könnte mancher Israelite sich gut ernähren. Neu von auswärts Zuziehende
sollten sich nicht in den Städten anhäufen. Wenn sie sich in
Landgemeinden ansiedelten, würde auch das Judentum gewinnen, manche
schöne Synagoge könnte erhalten werden. Vielleicht zeigt sich der
Hilfsverein der Deutschen Juden auch einmal als Hilfsverein der Deutschen
Juden und gewährt solchen Ansiedlern Subvention zum Bau eines
Häuschens." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Erinnerung
an die in Mitwitz gegründete,
später in Lichtenfels florierende
Firma David Bamberger (1936) |
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Die
Rechnung der Firma David Bamberger mit dem dekorativen Briefkopf wurde am
6. März 1936 verschickt. Der Firmengründer David Bamberger ist 1811 in Mitwitz
geboren und wurde dort 1837 im Handelsregister als Lebküchner, 1845 als
Krämer und 1865 als Einzelhändler geführt. 1875 schickte er seine
Söhne Philipp und Fritz nach Lichtenfels,
um dort eine Niederlassung seines schon einige Zeit vorher gegründeten
Geschäftes zur Herstellung von Körben aus Palmwedeln aufzumachen. Sechs
Jahre später wurde das Mitwitzer Geschäft geschlossen; der Betrieb in Lichtenfels
florierte und wurde in wenigen Jahren zur größten Firma in der Stadt
(über 100 Mitarbeiter, dazu weitere etwa 100 in Heimarbeit) und eine der
größten Firmen in Europa für Materialien, die in der Korb- und
Möbelindustrie benötigt wurden. 1939 endete zwangsweise die
Firmengeschichte; die Firmeninhaber Alfred und Ludwig Bamberger flohen aus
NS-Deutschland. Fritz Bamberger, ein 1862 in Mitwitz geborener Sohn
des Firmengründers ist 1942 in Theresienstadt
umgekommen.
Siehe auch Wikipedia-Artikel vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Bamberger. |
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Max Friedmann aus Mitwitz in New Orleans (gest.
1867)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht.
Zum Andenken an
Max Friedman
aus Mitwitz Bayern starb am 30. Oct. 1867
im Alter von 28 Jahren.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens"". |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge konnte 1789 errichtet werden. In ihr war
neben dem Betsaal auch die jüdische Schule eingerichtet. Im Nebengebäude
befand sich ein 1838 neu erbautes rituelles Bad (nach anderen Informationen
befand sich das rituelle Bad in der Straße "Im grünen Tal").
Erwähnung der Synagoge 1840
Aus M. Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in
lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt. München 1840. S.
282: Genannt werden am Ort "117 Juden mit
Synagoge". |
Auf Grund des starken Rückganges der jüdischen Gemeindeglieder wurde die
Synagoge vermutlich mit Auflösung der jüdischen Gemeinde 1877 geschlossen. Vor seinem Wegzug von Mitwitz
verkaufte der letzte jüdische Einwohner David
Bamberger 1887 das Synagogengebäude für 1.200 Mark an eine
nichtjüdische Familie. Der Erlös kam der jüdischen Gemeinde in Kronach
zugute. Das Gebäude wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Auch ein
Lebensmittelgeschäft wurde eingerichtet. Das Gebäude ist erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Kirchstraße 10
Fotos
(Foto: Elisabeth Böhrer, Aufnahmedatum 8. Juni 2008)
Die ehemalige Synagoge
im Juni 2008 |
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Hinweis zur
Mikwe (rituelles Bad) in Mitwitz (von Christian
Porzelt)
In Mitwitz ist noch heute eine Mikwe im Anwesen "Am Grünen Tal
10", dem sogenannten "Zapfenhaus" erhalten. Es befindet sich noch weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand. Das
Untergeschoss besteht aus verputzten Sandstein, Fenster und Tür sind mit kanneliertem Sandstein
eingefasst. Das Obergeschoss besteht aus verschiefertem Fachwerk. Das äußerst sanierungsbedürftige Haus steht heute unter Denkmalschutz. Erbaut wurde das Haus 1730 von Sebastian Grempel, bevor es 1767 der aus
Friesen stammende jüdische Viehhändler Meyer Salomon erwarb. Vermutlich richtete dieser auch die bis heute erhaltene Mikwe im Keller ein. Diese Tauch diente wohl zunächst dem privaten Gebrauch. Ab 1823 nutzte die gesamte Mitwitzer Judenschaft das Tauchbad des Hauses, das mittlerweile Samuel Friedmann besaß.
Durch den Ritualbaderlass der Bayerischen Regierung, der unbeheizte Kellertauchen verbot, wurde 1828/29 in Mitwitz der Neubau einer Mikwe nötig. Deshalb entstand in einiger Entfernung zum Haus auf einem Grundstück, das die jüdische Gemeinde gekauft hatte, ein kleiner, quadratischer Bau, in dem eine neue Mikwe eingerichtet wurde. Diese Mikwe blieb etwa 40 Jahre in Gebrauch und wurde 1872, nachdem ein Großteil der Juden weggezogen war, abgerissen.
Wie in vielen alten Anwesen befindet sich im "Zapfenhaus" ein tonnengewölbter Sandsteinkeller. In den Keller gelangt man durch einen Vorraum, indem sich die Frauen aus- und anzogen. Die Höhe des Kellers beträgt ebenso wie die Breite 1,80 Meter, die Länge 5,30 Meter. In der Nordwestecke befindet sich das Tauchbecken mit einer Tiefe von 1,40 Meter. Die Breite beträgt 9,95 Meter und die Länge 2,25 Meter. Insgesamt sieben Steinstufen führen in das Becken, das bis heute noch mit klarstem Wasser gefüllt ist. Über dem Tauchbecken befindet sich eine kleine Wandnische, in der Platz für eine Lampe
war. Virtueller Rundgang durch das "Zapfenhaus" siehe: https://my.matterport.com/show/?m=uyKPTL5nguS. |
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Darstellung der Mikwe im
"Zapfenhaus"
(Quelle: S. Rudolph, s.Lit.)
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Das "Zapfenhaus" -
historisches Foto - mit der Familie Zapf, die
das Haus der jüdischen Familie Friedmann gekauft hat
(Foto um 1910; Quelle: Scan erhalten von Christian
Porzelt) |
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Flyer
: Das historische 'Zapfenhaus' in Mitwitz -
ein einzigartiges Denkmal soll erhalten werden
(eingestellt als pdf-Datei; aktualisiert Januar 2019;
rechts Bilddateien des Flyers) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni 2010:
Aus Anlass des 200. Geburtstages des Rabbiners
Leopold Stein im Kreis Kronach - Nachfahren veranstalten ein
Familientreffen -
Empfang im Rathaus Mitwitz (Geburtsort der Frau von Rabbiner Leopold
Stein) |
Abbildung
links: Rabbiner Dr. Leopold Stein (Quelle: Website www.leopoldstein.net)
Bericht von Rainer Domke (Küps) über das Familientreffen:
"…aus Anlass des 200.Geburtstags des Rabbiners Leopold Stein im
Kreis Kronach, vor allem in Mitwitz.
An die 20 Familienangehörige aus vier Erdteilen, speziell aus Deutschland selber, England, Israel, Südafrika und den USA wurden letzte Woche bei ihrem Tagesausflug in den
Kreisen Lichtenfels und Kronach im Mitwitzer Rathaus durch den 1.
Bürgermeister Laschka herzlich empfangen und begrüßt. Die Teilnehmer dieser
'reunion' zeigten sich davon äußerst angetan; ihre Namen sind durch den Eintrag in das Goldene Buch der Marktgemeinde dokumentiert. Begleitet und geführt wurde die Gruppe in Redwitz, Küps und Mitwitz von Gymnasiallehrer a.D. Rainer Domke (Küps), der die Initiatoren des Treffens, David und Sylvia Lewin aus London, sie eine Urururenkelin des bedeutenden Reformrabbiners zunächst am Obermain, nach 1844 in Frankfurt/M., seit Jahren in Sachen
Leopold Stein beriet, in den Archiven forschte und zur entsprechenden Website
www.leopoldstein.net mitbeigetragen hat.
Steins langjähriger Freund, gleichfalls ein jüdischer Theologe der reformerischen Richtung (bedeutet etwa die verstärkte Aufnahme der deutschen Sprache in den Gottesdienst, der auch durch Chorgesang und Orgel begleitet wird), Moses Gutmann aus
Redwitz, verheiratete im Mai 1839 in der
Oberlangenstädter Synagoge den 29-jährigen Rabbi Leopold Stein, geboren in
Burgpreppach, seit 4 Jahren in Burgkunstadt und
Altenkunstadt amtierend, mit der 19-jährigen Eleonore, Tochter des in
Mitwitz lebenden Vieh-, dann Hopfenhändlers Sandel – das ist die jiddische Form des Vornamens Alexander - Wertheimer, aus welcher Ehe
sieben Kinder das Erwachsenenalter erreichten. Demzufolge waren die vier Häuser der Wertheimer-Familie in
Mitwitz, wobei an zweien offenbar noch die alten schönen ornamentalen Türen existieren, bzw. auch zwei die entsprechenden Namenskürzel aufweisen, ein Hauptziel des gemeinsamen Rundgangs mit dem Bürgermeister in der Gemeinde. Das Geburtshaus Eleonores direkt neben der früheren Synagoge in der
Kirchstraße nennt denn auch im Türsturz SWM 1821 für den Erbauer Sandel Wertheimer
Mitwitz; ein ähnlicher findet sich auch am gut erhaltenen schönen Fachwerkhaus, welches S(alomon) W(ertheimer) 1818 für seinen Sohn Isaak errichten ließ – heute das Gasthaus
'Zum Steinernen Löwen', wo 'natürlich' die 'Großfamilie' zu Mittag hervorragend speiste.
Eine Teilnehmerin des 'Meetings' aus Connecticut ist sogar eine Nachkommin eines anderen
deutsch-jüdischen 'Mimetzers', nämlich von Leonhard Freund, dort auch 1838
geboren, welcher in New York mit Brüdern, später mit Söhnen, eine erfolgreiche Tabakimportfirma führte (sich dort
'Lawrence Friend' nannte); er war ein direkter Cousin des großen Sohnes, Wohltäters und Ehrenbürgers von
Mitwitz, Ludwig Abraham Freund, nach dem in seiner alten Heimat der Weg von der Kronacher
Straße zum Friedhof benannt ist. Die gesamte Freund-Familie stammt ursprünglich aus Redwitz, erstes Ziel an diesem Tag, von wo ein Joseph Seligmann – Familiennamen mussten die Juden erst zu Anfang des 19.
Jahrhunderts sich zulegen, Seligmann ist der Vatersname – 1754 nach M. umzog. Der Redwitzer Teil der
Familien nahm dort den Namen 'Wald' an, es existierte zeitweise eine größere Strumpfwarenfabrik. Eine Archivalie, die
Rainer Domke im Staatsarchiv Bamberg sich bei der Vorbereitung des Treffens vornahm, benennt besagten
Joseph Seligmann als Lieferanten von 'Brot, Heu und Stroh' für eine offenbar größere Anzahl dreier kaiserlicher Truppenformationen, die vor
Mitwitz 1759 während des Siebenjährigen Krieges lagerten. Überhaupt wurde das wirtschaftliche Leben, in erster Linie auf dem Gebiet des Handels, von
Mitwitz vor allem dann vor und nach 1800 wesentlich von den Juden mitgeprägt, die aber weiter bestehenden erheblichen oder lästigen Restriktionen/Diskriminierungen in persönlicher und/oder beruflicher Hinsicht aber führten seit den 30er und 40er Jahren des
19. Jahrhunderts dann rasch zur Abnahme des zunächst noch 20 % vor Ort ausmachenden jüdischen Bevölkerungsteiles durch Emigration, insbesondere eben in die Vereinigten Staaten (der berühmte
'American Dream' wie beim Vater des erwähnten Leonhard Freund), dann nach der endlich erfolgten freien Wohnorts-
beziehungsweise Berufswahl in Bayern / dem Deutschen Reich nach 1860/70 durch Wegzug in die größeren Städte, wo nun kleinere, wie etwa in Kronach oder Lichtenfels, oder größere jüdische Gemeinden wuchsen oder (wieder) erstanden – Beispiele Bamberg oder Nürnberg.
Zum Abschluss dieses alle beeindruckenden Tages wurden selbstverständlich der jüdische Friedhof am Ebnether Berg, wo eine ziemliche Anzahl
'Freund' und 'Wertheimer'-Gräber noch heute aufgefunden werden können, oder die als Veranstaltungsraum für kulturelle Ereignisse wieder würdig genutzte Synagoge von Altenkunstadt aufgesucht. Dass für manche der teilnehmenden Personen dieser Besuch in den drei Franken auf den Spuren der jüdischen Ahnen ein Anlass sein wird bald wiederzukommen scheint eine erfreuliche Folge der Familienvisite zu sein." |
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Auch auf der Website www.leopoldstein.net
findet sich ein Bericht
über das Familientreffen. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 217. |
| Klaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken
(1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. zu
Mitwitz S. 244-251. (mit weiteren Quellenangaben). |
| Siegfried Rudolph: Judentauchbäder in Mitwitz und
Küps. In: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach Bd. 18. 1990/91
S. 77-83. |
| Friedrich Bürger: Aus der Geschichte von Mitwitz.
1993. |
| ders.: Aus der Geschichte von Mitwitz. Bd. 2.
Heimatgeschichtliches Lesebuch. 2003. |
|
ders.:
"750 Seiten Mitwitz" - Heimatbuch. Erschien August 2012 in
einer Kleinstauflage von 40 Stück.
Ist/war angeboten
bei e-bay für 35,00 €. |
|
Heinz
Köhler: Aus der Geschichte der Juden in Mitwitz. Dokumentation. 52 S.
Erhältlich im Rathaus in Mitwitz (als Heft 5 €, mit festem Einband 9 €).
https://www.mitwitz.de/
E-Mail:
poststelle@vgem-mitwitz.de. |
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