Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Turckheim (Türkheim, Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
In dem 1312 zur Stadt erhobenen Turckheim (Türkheim) lassen sich Juden bereits im Mittelalter nachweisen. Als Ludwig der Bayer die Stadt 1330 König Johann von Böhmen versetzte, werden die Juden der Stadt ausdrücklich genannt. Die Judenverfolgung 1338 ("Armleder-Verfolgung) traf auch die Juden Turckheims, obwohl die Stadt im selben Jahr zu den Gründern eines Bundes gegen die "Armleder" gehörte. Die Stadt engagierte sich im Zusammenhang mit der "Landesrettung" von 1345, um Aufläufe gegen Christen und Juden zu unterdrücken. Während der Kämpfe zwischen Ludwig dem Bayern und Karl IV. erhob die Stadt auch Steuern von den jüdischen Einwohnern, obwohl sie königliche Kammerknechte waren. Die Verfolgung in der Pestzeit (1348/49) zerstörte das jüdische Leben in der Stadt.  
 
Die jüdischen Familien wohnten vor allem in der 1350 erstmals genannten "Judenstraße". 
 
Nach der Judenverfolgung in der Pestzeit lassen sich jüdische Einwohner wiederum nach 1374/75 in Turckheim feststellen. 1397 wurde ein Türkheimer Juden wegen angeblicher Brunnenvergiftung verhaftet - er gestand auf der Folter. 1410 wurde ein Türkheimer Jude durch einen Christen ermordet. 
  
Die Zahl der jüdischen Familien blieb in der Folgezeit überschaubar: Mitte des 15. Jahrhunderts (1454/55) werden acht jüdische Steuerzahler genannt. Die Juden der Stadt lebten vor allem vom Geldhandel. Einer von den 1454/55 genannten Juden (Schwiegersohn eines Aron) wird als Juden meister (Rabbiner?) bezeichnet. 
     
Zu restriktiven Bestimmungen kam es 1465: damals wurde unter anderem verordnet, dass die Juden der Stadt nur noch ein Haus bewohnen dürften; die übrigen sollten die Stadt verlassen. Auch wurde der Höchstzinssatz der jüdischen Geldhändler stark reglementiert und ein Ausgehverbot während christlicher Prozessionen erteilt. Ein Teil der Juden hat nach dieser Verordnungen wohl die Stadt verlassen. Beim Durchzug des Schweizer Heeres durch die Stadt (1476/77) flohen die Juden und andere Personen aus Türkheim und versteckten sich in Häusern der Stadt und Umgebung, wo sie jedoch verraten und den Schweizern ausgeliefert wurden. Nur ein hohes Lösegeld rettete die Flüchtlinge vor dem Schaffott. Wenig später wurden die Juden vom Rat der Stadt ausgewiesen. 
   
1508 werden wieder Juden in Türkheim genannt. 1521 sollten sie erneut ausgewiesen werden. Die ihnen zum Abzug gesetzte Frist von zunächst nur einem Jahr wurde jedoch mehrmals verlängert. Mitte des 16. Jahrhunderts (1540) waren sechs jüdische Familien in der Stadt; 1547 werden namentlich die Türkheimer Juden Aron, Getzel, Moses, Nathan und Juda genannt (siehe den Satzbrief vom 1547, Beitrag von G. Boll s.Lit.). 1570 verließen die jüdischen Familien die Stadt beziehungsweise wurden dazu gezwungen.            
    
    
Zur Gründung einer neuzeitlichen Gemeinde kam es wieder in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1784 wurden 42 jüdische Einwohner in zehn Familien gezählt.   
      
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1846 97 jüdische Einwohner, 1861 100, 1900 35, 1910 42.   
   
An Einrichtungen bestand zeitweise ein Betraum (s.u.). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Wintzenheim sauf Herrlisheim.    
    
1936 lebten noch 30 jüdische Personen in Turckheim. Unter der deutschen Besatzung wurden die letzten von ihnen 1940 nach Südfrankreich deportiert. .
  
Turckheim Gedenkblatt 080.jpg (136972 Byte)Von den in Turckheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lucien Geismar (1905), Marcel Geismar (1917), Sylvain Geismar (1906), Leon Kauffmann (geb. in Turckheim 1906, später in Villingen), Yvonne Weil geb. Geismar (geb. 1907 in Turckheim, lebte später in Niederbronn les-Bains). 
Links ein Gedenkblatt zum Schicksal von von Sylvain Geismar aus Turckheim (Quelle: Yad Vashem, Jerusalem)       
   
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Turckheim gefunden.       

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge (Haus des Betsaales)            
   
Ein separates Synagogengebäude bestand in Turckheim nicht. Der Betraum war in einem Gebäude der Stadt eingerichtet. Er wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt. Danach besuchten die Turckheimer Juden die Synagoge in Wintzenheim.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:   7 rue des Vignerons  (nach Angabe der Seite des Ministère de la culture)  
    
    
Fotos    

Die Synagoge in Turckheim 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.10.2013) 
Turckheim Synagogue 0100.jpg (189842 Byte)   Turckheim Synagogue 0101.jpg (122485 Byte)
  Gebäude der ehemaligen Synagoge in Turckheim   

    
    

Links und Literatur   

Links:   

Website der politischen Gemeinde Turckheim    
Französische Informationsseite zur Synagoge in Turckheim   
Informationen zur ehemaligen Synagoge in Turckheim in der Website des Ministère de la culture   

Literatur:  

Germania Judaica II,2 S. 837-838; III,2 S. 1490-1492 (mit zahlreichen weiteren Literaturangaben). 

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  

Günter Boll: "Juden Brieff" vom 5. Mai 1547. Quelle: Archives municipales de Turckheim: AA 19bis Juifs (1513-1573 et 1682-1744). 
Sowie: Stadtordnung von 1665. Quelle ebd. BB 1 Règlements municipaux (1627 et 1665). Beides als pdf-Datei online zugänglich
Hinweis: Günter Boll hat in den Archives municipales von Turckheim den zwischen der einstigen Reichsstadt Türkheim und dem Schtadlan der Juden in der unterelsässischen Landvogtei Hagenau, Josel von Rosheim, ausgehandelten und vom Unterlandvogt Heinrich VII. von Fleckenstein beurkundeten Satzbrief der Türkheimer Juden Aron, Getzel, Moses, Nathan und Juda vom 5. Mai 1547 kopiert. Das Ergebnis seiner Türkheimer Recherchen fand Eingang in seinen Aufsatz:
Günter Boll: Dokumente zur Geschichte der Juden in Vorderösterreich und im Fürstbistum Basel (1526 – 1578). In: Schau-ins-Land, Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins 116/1996, S. 19-44; ebd., S. 31-32 (Die Gemeine Jüdischeit zue Türckheim 1538 – 1567).
 

         
            

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 10. Oktober 2013