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im Elsass"
Thann
(Dep. Haut Rhin /Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In der in früheren Jahrhunderten habsburgischen Stadt Thann lebten Juden bereits im
Mittelalter.
Erstmals scheinen sich Ende des 13. Jahrhunderts einige Juden in der Stadt
niedergelassen zu haben. Einer von ihnen, Joeselin, ist um 1300 im Zusammenhang
mit Darlehensgeschäften genannt. 1334 erwarb er ein Haus in der Stadt. 1309
waren die Juden der Stadt von einer Judenverfolgung betroffen, die ihren Ausgang
vermutlich in Rufach nahm. Erneut hatten die Thanner Juden unter der
Armleder-Verfolgung 1338 und unter der Verfolgung während der Pestzeit 1348/49 zu
leiden. Eine "Judenstraße" wird um 1350 genannt, die im
nordöstlichen Teil der Stadt nahe der Stadtmauer lag. 1383 werden wieder Juden
in der Stadt genannt. 1473 waren es 3 jüdische Familien, die damals infolge der
damaligen Kriegszeiten so arm waren, dass sie keine Steuern bezahlen konnten.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit nach dem
Dreißigjährigen Krieg zurück.
Durch Zuzug von Juden aus Landgemeinden nahm
die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder im 19. Jahrhundert zu. 1807
wurden 254 jüdische Einwohner gezählt, 1849 357, 1861 357, 1900 187, 1910
150.
Anmerkung: zwischen diesen, aus Rothé / Warschawski s.Lit. S. 50
übernommenen Zahlen und den in der englischen Encyclopedia of Jewish Life s.u.
angegebenen Zahlen bestehen große Unterschiede. Möglicherweise beziehen sich
sich die höheren Zahlen der Encyclopedia auf die jüdischen Einwohner des
Arrondissements Thann.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war eine Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Seit 1858
war Thann Sitz eines Rabbinates. Zum Rabbinat Thann gehörten auch die
in Rougemont und Soppe-le-Bas lebenden jüdischen Personen.
Als Rabbiner in Thann waren u.a. tätig:
- 1858 bis 1873 Rabbiner Salomon Mook (geb. 1833 in Froeschwiller,
gest. 1898 in Mulhouse; war ab 1870 Militärseelsorger, ab 1873 Rabbiner in
Mulhouse).
- 1873 bis 1893 Rabbiner Joseph Moïse Wurmser (geb. 1830 in
Soultz, gest. 1893 in Thann; war seit 1857 Rabbiner in Blotzheim, ab 1864
Rabbiner in Bergheim, ab 1873 in Thann).
- 1893 bis 1915 und wieder nach 1928 Rabbiner Dr. Benjamin Meyer
(geb. 1867 in Schwindratzheim, Alsace, gest. 1934 in Straßburg; war 1889 bis
1893 zunächst Rabbiner in Lauterbourg).
1936 wurden noch 81 jüdische Einwohner gezählt. Vier Jahre später
wurden unter der deutschen Besatzung die hier noch befindlichen jüdischen
Personen nach
Südfrankreich deportiert.
Von den in Thann geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Armand
Bacharach (1889), Maurice Bloch (1881), Andre Brunschwig (1926), Caroline
Dreyfus geb. Levy
(1888), Jules Dreyfus (1871), Marie Friedler (1912), Leonie Levy (1860), Simone
Levy geb. Levy (1891), Jules Dreyfus (1871), Leon Fischer (1913), Gaston Meyer
(1907), Fernand Spira (1878), Nephy Spira (1874), Anne Vaserman (1900), Hanni
Weiss geb. Dreifuss
(1874), Isaac Wurmser (1860).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Über eine Auseinandersetzung zwischen dem Rabbiner und
der Verwaltungskommission der Gemeinde (1907)
Es finden sich in den überregionalen deutschsprachigen Periodika kaum Berichte
aus Thann. Nur über eine längere Auseinandersetzung zwischen Rabbiner und der
Verwaltungskommission der Gemeinde wird in der Zeitschrift "Der
Israelit" von 1907 berichtet:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1907:
"Thann (Elsass), 31. Oktober (1907). In der hiesigen israelitischen
Kultusgemeinde besteht, wie der 'Elsässer Kurier' berichtet, seit
längerer Zeit eine Reibung zwischen dem Rabbiner und der
Verwaltungskommission, sodass es sogar zu einer Auseinandersetzung in der
Synagoge kam, und ein Gemeindemitglied, das jetzt in einer Annonce der
Thanner Zeitung auch genannt wird, den Rabbiner wegen Störung des
Gottesdienstes beim Kultusminister verklagt wurde, während ein anderes
Klage beim Konsistorium erhob. Dieses hat aber auf Grund einer
französischen Ordonnanz die Verwaltungskommission aufgelöst, eine
Verfügung, gegen die das Kultusministerium wieder angerufen werden
soll." |
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Aus der Geschichte des Rabbinates
Rabbiner Mook aus Thann wird Nachfolger von Rabbiner S.
Dreyfuß in Mühlhausen (1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April
1873: "Mühlhausen (Elsass), im März (1873). Endlich ist der
hiesige Rabbinersitz, der so viele Jahre schon seit dem Tode des Rabbiners
S. Dreyfuß erledigt geblieben war, wieder besetzt worden, und zwar durch
Herrn Mook, bisher Rabbiner zu Thann." |
Zur Geschichte der Synagoge
1818 wurde eine Scheune zu einer Synagoge umgebaut. Die bis
heute in Thann bestehende und von maurischem Stil geprägte Synagoge wurde 1862 an Stelle
der älteren Synagoge
erbaut. Im Ersten Weltkrieg wurde sie durch deutsches Bombardement teilweise zerstört und
1924 wieder aufgebaut.
In der NS-Zeit wurde das Gebäude geplündert.
Nach
1945 wurde die Synagoge wieder restauriert, zuletzt 1975.
Adresse/Standort der Synagoge: 68800 Thann, Rue de l'Etang
Fotos
(die vier Fotos in der vierten und fünften Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 15.4.2004)
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Außenansichten
der schwer beschädigten Synagoge nach dem deutschen Bombardement der
Stadt im Ersten Weltkrieg |
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Innenansichten
der schwer beschädigten Synagoge
(Quelle: u.a. Jewish
Virtual Library und Edwardvictor.com) |
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Die Synagoge
in den 1980er-Jahren
(Quelle: Rothé / Warschawski
s.Lit. S. 183) |
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Außenansicht mit
Eingangsportal |
Innenansicht |
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Die Synagoge
im Frühjahr 2004 |
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Die Synagoge -
Seitenansicht |
Ostseite der Synagoge mit
Nische des Toraschreines |
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Die beeindruckende
Westfassade mit dem Eingangsbereich |
Innenaufnahme der Synagoge
Thann
(Foto: Photo Archives Communauté de
Thann; Quelle: hier
anklicken) |
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Verschiedene Fotos befinden
sich in der
Dokumentation des Ministère de la culture
(siehe Link
unten zur
Dokumentation des Ministère) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Germania Judaica II,2 S. 818; III,2 S. 1457-1458. |
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.
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Günter Boll: Rabbi Elchanan Elsass alias Daniel Salomon
von Thann. Online
zugänglich - als pdf-Datei eingestellt.
Der Beitrag handelt von dem Daniel Salomon (Salman) aus Breisach, der in den
1680er-Jahren nach Thann verzog und dort mindestens 30 Jahre lebte. Er und
Rabbiner Hirz Rheinau in Sulz verhandelten 1716 mit Baron Franz Melchior von
Schauenburg über die Abtretung eines Grundstückes zur Vergrößerung des jüdischen
Friedhofes in Jungholz. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Thann Haut-Rhin dist. The
Jewish community was established in the 19th century. The synagogue was founded
in 1862. By 1885 there were 630 Jews living in Thann dropping to 551 in 1895 and
451 in 1910. In 1924, the synagogue, destroyed during Worldwar I, was
reconstructed. In 1926 the community consisted of 224 Jews and of 201 in 1931.
On the eve of Worldwar II there were 81 Jews in Thann. All were expelled to the
south of France with the rest of Alsace-Lorraine Jews.
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