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Zeil am Main (Kreis
Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In der jahrhundertelang strategisch bedeutsam zwischen
den Territorien der Bistümer Würzburg und Bamberg am Main gelegenen Stadt Zeil
am Main (Stadtrechte seit 1379) bestand eine jüdische Gemeinde mit einigen
Unterbrechungen vom Mittelalter (14. Jahrhundert) bis 1920.
Bereits auf die Ansiedlung im Spätmittelalter dürften die Bezeichnungen "Judengasse"
und "Judenhof" (Speiersgasse 10) zurückgehen.
1813 wurden 31 jüdische Einwohner in Zeil gezählt. Bei der Erstellung
der Matrikellisten 1817 werden in Zeil auf insgesamt acht
Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit
neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Jandorf Marx Goldmann (Viehhandel),
Hesslein Jandorf Goldmann (Viehhandel), David Jandorf Goldmann (Viehhandel),
Jacob Jandorf Goldmann (Viehhandel), Isaak David Blumm (Viehhandel), Simon Marx
Rosenbusch (Viehhandel), Feist Salomon Silbermann (Viehhandel), Gerst Isaac
Blumm (Viehhandel).
Mitte des 19. Jahrhunderts lebten elf jüdische Familien mit zusammen ca.
70 Personen in der Stadt. Seit 1840/60 begann die Auswanderung
nach Nordamerika (mindestens 14 jüdische Personen aus Zeil am Main sind
zwischen 1840 und dem Ersten Weltkrieg ausgewandert) beziehungsweise die Abwanderung
in die größeren Städte. Die jüdischen Familien lebten vom Viehhandel, aber
auch von der Landwirtschaft oder einem Handwerk. Sie waren im 19. Jahrhundert im
gesellschaftlichen Leben der Stadt weitgehend integriert. Von besonderer
Bedeutung war die Kaufmannsfamilie Ullmann, die zuletzt im Gebäude der jetzigen
Ratsapotheke am Marktplatz lebten. Familienmitglieder verzogen von Zeil nach
Bamberg und Fürth.
Hinweis auf den Artikel über die Familie Goldmann aus
Zeil. Wolf Goldmann aus Zeil (geboren 1794 im Haus Kaulberg 6) ist aus seinem
Heimatort ca. 1820 nach Trappstadt
verzogen. Über die weitere Geschichte der Familie siehe bei Trappstadt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad (letzteres im
Keller des Synagogengebäudes).
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert
zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter
und Schächter tätig war. Als Lehrer in Zeil - von spätestens 1865 bis zu seinem
Tod 1880 - ist Jakob Dorfzaun bekannt (siehe unten). Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts war kein
eigener Lehrer mehr vorhanden. Damals und solange es noch schulpflichtige
jüdische Kinder in Zeil gab, wurden sie vom Haßfurter Lehrer Moritz
Hammelburger unterrichtet (erwähnt im Bericht
über ihn zu seinem Tod 1927).
Auf Grund des starken Rückganges der jüdischen Einwohner wurde die Gemeinde 1920
aufgelöst. Die hier noch lebenden jüdischen Personen wurden der Gemeinde in Haßfurt
angeschlossen.
Von den in Zeil geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Babette Goldmann (1888),
Frieda Goldmann geb. Silbermann (1881), Hermann Goldmann (1859), Julius Goldmann
(1882), Louis Goldmann (1876), Alfred Silbermann
(1883).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Über Lehrer Jakob Dorfzaun (Lehrer in
Zeil am Main von ca. 1865 bis zu seinem Tod 1880)
Anmerkung: Jakob Dorfzaun war der 1825 geborene Sohn von Hohna
Abraham Dorfzaun und seiner Frau Sara geb. Goldmann in
Rödelmaier. Weiteres zu dieser Familie,
aus der auch weitere Personen Lehrer wurden, auf der
Seite zu Rödelmaier. Jakob Dorfzaun
war - nach Angaben von E. Böhrer auf Grund von Recherchen im Staatsarchiv
Würzburg (jüdisches Standesregister Zeil am Main Nr.169) verheiratet mit Regina/Rachel geb. Schwarzenberger,
mit der mindestens vier Kinder hatte. Jakob Dorfzaun ist 1880 gestorben (siehe
Angabe unten), seine Frau Regina/Rachel 1885 (vgl. Grabstein unten).
- Elkan/Edmund (geb. 28. Januar 1867 in Zeil am Main).
- Babette (geb. 3. November 1868 in Zeil am Main; gest. 13. Februar
1873 und beigesetzt im jüdischen Friedhof
Kleinsteinach).
- Martin (geb. 1. August 1871 in Zeil am Main).
- Rebecca Sarle (geb. 12. Mai 1874 in Zeil am Main; gest. 4. Juli
1875 und beigesetzt im jüdischen Friedhof
Kleinsteinach).
Als weiterer Sohn wird
http://www.jewgenpedia.com/families/dorfzaun angegeben:
- Leopold
(Leo, geb. 1877, 1882 - wohl nach dem Tod des Vaters - in der Waisenanstalt Fürth
http://cahjp.nli.org.il/webfm_send/469 S. 6: heiratete später Frieda geb. Ullmann [eine
1883 geborene Tochter von Solomon Ullmann und Sara geb. Levi] und ist mir ihr in
die USA emigriert, wo sie mit ihren Kindern Julius Jacob [geb. 1904], Solomon [geb. 1905, gest. 1962] und Arthur Elkan [geb. 1911] in Pittsburg/USA
lebten; Leopold Dorfzaun starb in Pittsburg
1931, Frieda Dorfzaun ebd. 1963. Gräber
https://de.findagrave.com/memorial/172429919/leo-dorfzaun und
https://de.findagrave.com/memorial/127187438/frieda-dorfzaun).
- Kein Sohn von Jakob Dorfzaun kann gewesen sein der in
http://www.jewgenpedia.com/families/dorfzaun angegebene
Elkan (geb. 1883, der 1914 in Cleveland Eleanor/Ella geb. Benedict
heiratete [eine Tochter von Leopold Benedict und Sarah geb. Becker; keine
Kinder; Elkan starb in Cleveland 1930, seine Frau Ella ebd. 1937).
Jakob Dorfzaun ist drei Jahre vor der Geburt Elkans 1880 gestorben.
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In der Liste einer
Spendensammlung aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 8. März 1865: "Durch Jakob Dorfzaun, Religionslehrer
in Zeil ... gesammelt 5 fl. 24 kr." |
In der Liste
einer Spendensammlung aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 21. Juli 1875: "Zeil. Lehrer
Jakob Dorfzaun 1 fl. 45 kr. |
Nennung von
"Jacob Dorfzaun (gest. 1880) im "Rechenschafts-Bericht / Achawa, Verein
zur Unterstützung hilfsbedürftiger israel. Lehrer..." 13.
Rechenschaftsbericht 1880. |
Anmerkung:
Jakob Dorfzaun in Zeil findet sich in weiteren Spendenlisten zwischen 1865 und 1880 in der
Zeitschrift "Der Israelit" und der "Allgemeinen Zeitung des Judentums".
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Rechts Foto
des Grabsteines von Rachel Dorfzaun
im jüdischen Friedhof Kleinsteinach
Rachel Dorfzaun starb am 27. Oktober 1885. |
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Inschrift des
Grabsteines: "Hier ruht
die bescheidene Frau
Rachel Frau des
Lehrers (?) Dorfzaun
aus Zeil. Sie ist gestorben am Tag
3 (Dienstag) 18. Cheschwan 646
nach der kleinen Zählung
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die heute noch erhaltene ehemalige Synagoge wurde 1854
an der Stelle eines baufällig gewordenen älteren Bethauses erbaut, das im
Besitz eines jüdischen Händlers war. Nach der Auflösung der jüdischen
Gemeinde 1920 kamen die beiden Torarollen aus dem 18. Jahrhundert in die
Synagoge nach Haßfurt. Sie wurden beim Novemberpogrom 1938 zerstört.
Vgl. zum Synagogengebäude und zum früheren "Judenhof" (Speiersgasse 10) die
Liste der "Baudenkmäler in Zeil am Main":
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Zeil_am_Main (mit
Fotos).
Adresse/Standort der Synagoge: Speiersgasse 18/Ecke
Judengasse.
Fotos
(Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2007)
Erinnerungen an die
jüdische Geschichte |
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Die "Ansiedelung von
Juden im 14. Jahrhundert" wird
auch auf einer Tafel zur Geschichte
des Ortes genannt. |
Erinnerung an die jüdische
Geschichte:
die "Judengasse" |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge |
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Blick von der Judengasse
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Blick von der Speiergasse (die
ehemalige Synagoge
ist das Eckhaus links der Mitte) |
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Blick auf die Ostseite mit dem
Standort des
Toraschreines im Betsaal des Obergeschosses
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Inschrift:
"Ehemalige Synagoge, 1854 neu errichtet mit Ritualbad und Toraschrein
an der Ostseite.
Im 14. Jahrhunderts erstmals Juden in Zeil.
1920 Auflösung
der jüdischen Kultusgemeinde. Seitdem Privatbesitz". |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 138. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 279. |
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