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in Augsburg
Augsburg
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Augsburg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Letzte Einstellung:
19.4.2017.
Es konnten noch nicht alle Texte
ausgeschrieben werden. Zum Lesen in diesem Fall bitte die Textabbildung
anklicken.
Übersicht:
| Allgemeine
Beiträge zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde
- Beitrag
"Zur Geschichte der Juden in Augsburg" (mittelalterliche
Geschichte, 1926)
- Beitrag
von Dr. Ludwig Mayer über "Jüdisches Leben in Augsburg" (1928)
- Beitrag
von Dr. Ludwig Mayer über "Juden in Augsburg in alter und neuer
Zeit" (1937!)
- Über
das Siegel der Augsburger Juden aus dem Jahr 1298
- Erinnerung
an ein Gelöbnis der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde im Jahr 1308
(Artikel von 1908)
- Bauarbeiten
im Bereich des mittelalterlichen "Judenwalles" (1891) |
| Aus
der Geschichte des Rabbinates in Augsburg
- Ausschreibung
des Distrikts-Rabbinates in Augsburg (1862)
- Anzeige
von Distriktsrabbiner Dr. Hirschfeld (1864)
- Ausschreibung
der Stelle des Distriktsrabbiners (1874/75)
- Vortrag
von Rabbiner Dr. Heinrich Groß (1891)
- Zum Tod
von Rabbiner Dr. Heinrich Groß (1910)
- Beisetzung
von Rabbiner Dr. Heinrich Groß (1910)
- Das
Rabbinat in Augsburg wird mit Rabbiner Dr. Richard Grünfeld besetzt (1910)
- Über
den neuen Distriktsrabbiner Dr. Richard Grünfeld (1910)
- Rabbiner
Dr. Richard Grünfeld wird bei einem Autounfall in Berlin schwer verletzt
(1926)
- Postkarte
von Rabbiner Grünfeld und Frau an Hannah Stein (1928)
- Beitrag
von Rabbiner Dr. Ernst Jacob über die "Paulus-Forschung der letzten
Jahre" (1931)
- Beisetzung
von Rabbiner Dr. Richard Grünfeld (1931) |
| Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
und anderer Kultusbeamten sowie des Schulwesens
- Ausschreibungen
der Stelle eines Vorbeters für die Hohen Feiertage (1874 / 1884)
- Ausschreibungen
der Stelle eines Religionslehrers und zweiten Kantors (1889 / 1890)
- Kleine
Panne beim Vorbeterdienst in der Synagoge (1893)
- Ausschreibung
der Stelle eines Schochet und Religionslehrers (1895)
- 50.
Geburtstag von Oberkantor Wilhelm Heimann (1928)
- Zum
Israelitischen Religionsunterricht in Augsburg (1930)
- Zum
Tod von Samuel Steinfeld, Oberkantor in Augsburg seit 1895 (1933)
- Danksagung nach dem Tod des Bruders von Oberkantor Wilhelm Heimann
(1935)
- 40-jähriges
Ortsjubiläum von Lehrer Dr. Ernst Fränkl (1936) |
| Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
- 15
Jahre vor Erlaubnis einer Ansiedlung: Jüdische Kaufleute aus Buchau feiern
ein Festmahl zum 25. Jubiläumsfest des württ. Königs (1841)
- Augsburger
Bürger sind gegen eine weitere Aufnahme von Juden in der Stadt (1856)
- Erlaubnis
zur Bildung einer Kultusgemeinde (1861)
- Ein
Grundstück zur Anlage eines Friedhofes wird von der Stadt zur Verfügung
gestellt (1867)
- 50
Jahre Wiederaufnahme von Juden in Augsburg (1906)
- Verschiedene
Mitteilungen, den ausgebrochenen Krieg betreffend (1914)
- Einweihung
eines Gefallenendenkmals auf dem Israelitischen Friedhof (1920)
- Neubelebung
des jüdischen Jugendvereins (1928)
- Haushaltsplan
der Israelitischen Kultusgemeinde (1929)
- Mitgliederversammlung
des Israelitischen Frauenvereins (1929)
- Aus dem jüdischen
Gemeindeleben (1930)
- Haushaltsplan
der Israelitischen Kultusgemeinde (1931)
- Aus dem
jüdischen Gemeindeleben (1931)
- Bericht aus dem Gemeindeleben (März
1934)
- Über die Arbeit des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten (1934)
- Bericht aus dem Gemeindeleben (Mai
1935)
- Bericht aus dem Gemeindeleben
(Juni 1935)
- Verbot
der Stadtverwaltung für die Benutzung der städtischen Bäder durch
jüdische Einwohner (1935)
- Die Zahl
der Gemeindeglieder geht zurück (1936)
- Aus
dem jüdischen Gemeindeleben (im November 1936)
- Rückgang
der Zahl der Gemeindeglieder (1937)
- Umzug der Chaluzim (1937) |
| Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
- Bericht
über jüdische Konsularbeamte in Bayern, darunter Max Obermayer in
Augsburg (1880)
- Bei einem Unwetter
verunglücken Fabrikant Landauer und sein Schwiegervater
Jacob Wolff (1891)
- Zum
Tod des Bankiers und langjährigen Gemeindevorstehers S. Rosenbusch (1895)
- Zum Tod des königlichen
Notars, Justizrat Jacob Rosendahl
(1897)
- Zum
Tod der Bankierswitwe Jeanette Rosenbusch (1901)
- 80.
Geburtstag von Fabrikant Oswald Binswanger (1902)
- Goldene
Hochzeit von Heinrich Feist und Fanny geb. Obermeier (1903)
- Diamantene
Hochzeit des Elias Veit'schen Ehepaares (1902)
- 25-jähriges
Jubiläum von Justizrat Ludwig Bauer als Vorstand der Gemeinde (1905)
- Erster
Preis für Fritz Landauer an der Technischen Hochschule in München
(1906)
- Zum Tod von Dr.
Ludwig Kahn (1907)
- 60.
Geburtstag und 30-jähriges Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Justizrat
Ludwig Bauer (1910)
- Zum Tod von
Fabrikant Oswald Binswanger (1911)
- Die
Witwe von Kommerzienrat Heinrich Landauer errichtet eine
Wohltätigkeitsstiftung (1917)
- Todesanzeige
für Hermann Köster (1924)
- Zum
Tod von Kommerzienrat Hugo Landauer (1929)
- Ehrung
für den Kassier der Israelitischen Kultusgemeinde Max Schloss (1931)
- Zum Tod
von Therese Einstein geb. Erlanger (1931)
- Zum Tod von Prof.
Dr. Samuel Landauer (1937) |
| Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe
und Privatpersonen
- Verlobungsanzeige
von Meta Gunz und Bernhard Gumperz (1924)
- Verlobungsanzeige
für Hilde Reitlinger und Dr. Hermann Raff (1924)
- Hochzeitsanzeige
für Justin Maier und Beate geb. Wortsmann (1928)
- Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe in Augsburg (1930)
- Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe in Augsburg (1934)
- Hochzeitsanzeige für
Siegfried Polatschek und Anny
geb. Herrmann (1936) |
| Weitere
Dokumente zu Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz
- Postkarte
an die Fa. Wernecker & Farnbacher in Augsburg (1879)
- Karte
an die Firma Leiter & Neuburger in Augsburg aus Buttenwiesen (1881)
- Postkarte
an Gebr. Heymann in Augsburg (1884)
- Kartenbrief an Herrn
Obermayer & Cassel, Cigarrenimport, Fuggerhaus (1898)
- Postkarte
von Braumann & Günzburger an Felix Levy in Berlin (1907)
- Geschäftskarte
der Ledergroßhandlung Bacharach & Waitzfelder (1909)
- Werbe-Vignette
der Firma Jacob Waitzfelder, Leder-Lager en gros
- Kaufhaus
Georg Rosenberg in der Annastraße (Postkarte um 1910)
- Postkarte
an Heinrich Mendle in Augsburg (1914)
- Vignette
der Firma Wimpfheimer & Co. (Augsburg, um 1910/15)
- Modewarengeschäft
Max Ginsberger, Inh. Bernhard Loeb (Weberhaus, Ecke Untere Maximilianstraße)
(um 1915/20)
- Dampfbrennerei,
Likör- und Essigfabrik Jakob Binswanger & Cie. (Rechnung von 1915)
- Schirm-
und Taschengeschäft Jacob Oberdorfer in der Unteren Maximilianstraße,
1910-1920
- Ansichtskarte
der Karolinenstraße mit dem Kaufhaus A. Spanier (ca. 1915-1925)
- Briefumschlag
der Schuhwaren-Großhandlung Neuburger & Frank (1923)
- Postkarte
an Hermann Weil, Maschinenfabrik in Augsburg-Pfersee (1923)
- Kaufhaus
Schocken und Schuhgeschäft Polatschek (Postkarte Anfang der 1930er-Jahre)
- Ehemaliges
Warenhaus Landauer (Postkarte von 1941) |
| Weitere
Dokumente zu Privatpersonen
- Postkarte
an Rechtsanwalt Dr. Isaak Herzfelder in Augsburg (1878)
- 1919
von Hermann Baer (Oberdorf - Augsburg) nach Bopfingen verschickte Karte
- Karte
an Familie Moritz Rogger in Augsburg aus Bad Kissingen, versandt am
2. Juni 1922
- Karte an Betty Hamburger in
Nördlingen von Familie Rogger (Augsburg), geschrieben am 10. Mai 1937 |
Allgemeine
Beiträge zur jüdischen Geschichte in Augsburg
Beitrag
"Zur Geschichte der Juden in Augsburg" (mittelalterliche Geschichte;
1926)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 8. Februar 1926: "Zur Geschichte der Juden in Augsburg.
Anlässlich der Tagung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden
zu Augsburg am 21. und 22. Februar entnehmen wir nachfolgende
Schilderungen der von Rabbiner Dr. Grünfeld zur Einweihung der neuen
Synagoge in Augsburger herausgegebenen Festschrift. Die Zeichnungen sind
mit gütiger Erlaubnis von Herrn Prof. Ernst Liebermann (München) und dem
Bezirkslehrerverein Augsburg der von letzterem Verein herausgegebenen
Mappe "Augsburg" entnommen.
Die Anfänge der jüdischen Gemeinde Augsburg sind in tiefes Dunkel
gehüllt. Nur die Sage weiß zu berichten, dass schon vor der
Tempelzerstörung (70 n.Chr.G.), ja sogar schon vor Christi Geburt Juden
in Augsburg gewohnt haben. Der älteste urkundliche Bericht über die
Juden in Augsburg stammt erst aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, woraus
wohl zu schließen, dass einzelne Juden bereits in der 2. Hälfte des 12.
Jahrhunderts in Augsburg ansässig waren. Das wird uns auch von anderer
Seite bestätigt. Der um das Jahr 1200 in Regensburg lebende Rabbiner R.
Jehuda Hachasid (der Fromme), der, nebenher bemerkt, für die den
Hebräischen Unkundigen das Beten in der Landessprache empfiehlt, schreibt
in seinem Testamente: 'In Augsburg soll kein Rabbiner wohnen, da er
daselbst nicht lange leben wird' (vielleicht waren dort in rascher
Aufeinanderfolge einige Rabbiner gestorben), und weiter: 'In Augsburg soll
kein Kohen (Priester) wohnen, auch keiner, der Elieser heißt' (vielleicht
aus demselben abergläubischen Grunde) und endlich: 'Auch soll kein
Ehepaar nach Augsburg ziehen' (vielleicht aus der Befürchtung, dass eine
neue jüdische Gemeinde in Augsburg das Schicksal ihrer Vorgängerin
teilen könnte.).
Der erste. in der Urkunde von 1212 erwähnte Jude schreibt sich: Joseph
aus Augsburg. Aus den Jahren 1232 und 1242 sind nach überlieferten
Inschriften auf Grabdenkmälern noch die Namen Eljakim und Rabbi Baruch
erhalten. Über den Mystiker David von Augsburg wusste der gelehrte
Rabbiner und Forscher Dr. Heinrich Groß seligen Andenkens viel
Interessantes zu berichten. Um 1250 gab es hier bereits eine Judengemeinde
und schon im Jahre 1270 (nach jüdischen Quellen) eine Judenverfolgung.
Von einer Judengasse, einem Judenhaus, einem Judenfriedhof ist um dieselbe
Zeit die Rede.
Es ist wahrscheinlich, dass die Juden nicht unter einem gesetzlichen
Zwange, sondern freiwillig in einer Straße und sodann, zahlreicher
geworden, in einem Stadtviertel zusammenwohnten. Pflegten doch in den
mittelalterlichen Städten überhaupt Leute derselben gewerblichen,
sozialen oder kommerziellen Klasse bestimmte Straßen einzunehmen.
Das Judenviertel umfasste die Anwesen C 278-282 am Judenberg, dann die
Häuserreihe an der Nordseite der Weißen Gasse C 301-307, an der
Westseite der Pfladergasse C 308 bis 317, an der Südseite des Elias
Hollplatzes 318-327, an |
der
Ostseite des Unteren Hunoldsgraben 294-300 und and er Westseite des
Unteren Hunoldsgraben 282-293. Übrigens taucht der Name Judenberg erst im
Jahre 1404 in den Steuerbüchern auf, bis dahin hatte er 'Hegniberg'
geheißen. Bis zum Jahre 1806 führte die jetzige Karlstraße, die im
Mittelalter in etliche, ganz kleine Gässchen abgeteilt war, den Namen
'Judengasse', Die Anlegung dieser Gasse wurde den Juden von Kaiser Karl
IV. im Jahre 1335 ausdrücklich gestattet. Diese Straße war überhaupt
das eigentliche Judenviertel und wurde nächtlich oder an hohen
christlichen Feiertagen durch Tore abgeschlossen.
Das Judenhaus (domus Judaeorum) grenzte an die dem Domkapitel gehörige
Schuhmacherhalle (domus calciatorium). Im Judenviertel stand
selbstverständlich auch die Synagoge, der Judenfriedhof lag vor der Stadt
in der Nähe der Heilig-Kreuz-Kirche gegenüber der Richtstätte. Auch ein
Garten bei dem Judenkirchhof gehörte der Gemeinde.
Die Gemeinde war, so meint ein Geschichtsforscher, im 13. Jahrhundert
'entweder sehr klein oder sehr arm', wahrscheinlich aber klein und arg
zugleich. Das beweist das im Verhältnis zu anderen Städten geradezu
unglaublich geringfügige Schutzgeld, das die Juden an die Stadtgemeinde
zu entrichten hatten. Im Jahre 1290 muss es aber die Gemeinde schon zu
Wohlstand gebracht haben, da sie vom Rat der Stadt die Erlaubnis erbittet
und erhält, im Hause A 308 ein eigenes Badhaus (Badhus) zu errichten.
Damit hatte es freilich eine eigene Bewandtnis. Die Juden hatten sich beim
Rate beklagt, dass sie, ihre Kinder, ihr Gesind 'vil ungemacht' in den
öffentlichen Badeanstalten, die damals, wie jetzt die Kaffeehäuser,
Anstalten zur Unterhaltung und zum Vergnügen waren, von den mitbadenden
Christen zu erleiden hätten. Da wurde ihnen denn die Errichtung eines
eigenen Badhauses umso bereitwilliger gestattet, als das Fernbleiben der
Juden von den öffentlichen Badeanstalten den ureigensten Wünschen des
Rates entsprach.
Noch in demselben Jahre durften die Augsburger Juden auch ein eigenes
Tanzhaus (Tantzhaus) bauen. Es diente hauptsächlich zur Abhaltung von
Hochzeitsfesten, bei welchen es stets sehr hoch herging, und wird darum
anderswo ausdrücklich Hochzeitshaus oder Spielhaus genannt. In Augsburg, Rothenburg
o.d. Tauber u.a. hieß es aber Tanzhaus.
Außerdem besaß die Gemeinde einen Gemeindebackofen (Secki Isaak) der
Schalantjud 1372 (Verwalter des Backofens und wohl nicht, wie andere
meinen, von scholaren, Studenten) und eine eigene Fleischbank. Im
Steuerbuch von 1346 heißt es auch: 'Daz sint der Juden Gut: des ersten
verstuierent si die appotek für 100 Pfund den'. Wahrscheinlich war aber
nur das Haus, in welchem sich die Apotheke befand, im Besitze der
Juden.
Die genannten Gemeindehäuser, der Friedhof (in den Steuerbüchern 'der
Juden Comun', Gemeingut geheißen), die von Juden bewohnten Häuser der
Judengasse waren wirkliches Eigentum der Juden, was schon daraus zu
schließen, dass nach den einzelnen Austreibungen die Judenhäuser als
herrenloses Gut behandelt und von der Stadt als willkommene Beute
konfisziert wurden. Auch außerhalb des Judenviertels durften sie, wie aus
den Steuerbüchern hervorgeht, Häuser erwerben, (von Hailigerutztor ab
intra: domus Eberlin judei etc.), wenn auch nicht bewohnen, während den
Juden sonst fast überall die Erwerbung und der Besitz von Grundstücken
verboten waren.
Selbstverständlich waren die Augsburger Juden, trotzdem sie später
'Bürger' wurden ('noster judeus N.N., factus est civis', heißt es
im Bürgerbuch) und in den städtischen Büchern und Urkunden auch so
genannt wurden, und trotzdem man sie am Ende des 14. Jahrhunderts sogar
zur Erwerbung des Bürgerrechts zwang ('das niemen hie sizzen sol, er
hab dann burgerrecht empfangen' 1397), samt und sonders Schutzjuden.
'Bürger sein' bedeutet für den Juden 'unter dem Schutz, unter dem
Frieden der Stadt stehen'. Schon unter dem Umstand, dass man das
Bürgerrecht nur für die Zeit der Geltung des Judenschutzes, dass man es
auch für eine gewisse Zeit erwerben konnte (Michel von Ulm, der jude
ist unser burger worden ain Jahre usw,), charakterisiert zur
Genüge dies Bürgerrecht der Juden. Auswärtige Juden konnten aber das
Recht, vorübergehend hier zu wohnen, Warenlager zu halten (Aufenthaltsgeding)
nur dadurch erwerben, dass sie Bürger wurden. Man unterschied also Juden
mit Bürgerrechten und andere, 'die auf einem geding sitzen' und 'einen
Handbrief haben', also nur zeitweilig den Schutz der Stadt genossen
und anderswo 'Paktbürger' genannt wurden. Bei ihrem Wegzuge von Augsburg
waren sie darauf bedacht, sich für den Fall ihrer Rückkehr die
erworbenen Rechte zu erhalten und verpflichteten sich darum, auch während
ihrer Abwesenheit eine Art Schutzgeld bezahlen. Das Steuerbuch 1425
enthält darüber folgende Bemerkung: 'A.D. MCCC vicesimo sexto an
Aftermonat (Dienstag) nächst nach sant Michelstag ist josepp dem juden |
von
laugingen (Lauignen) sun (Sohn) durch einen raut (Rat) hie zu Augspurg
gegünnt worden, sich gen laugingen zü setzen und alle jahr 3 fl. herein
zu Stür (Steuer) zegeben, und wenne (wenn es) im (ihm) nitmer füglich
sey, zu laugingen zesitzen, das er dem hie wiederein gen augsburg ziehn
möge und das recht widerumb hab, als er sy dann vor gepept hant, die weyl
der hie was als andere juden on alles erkaufen usw.'.
Der Rat der Stadt nahm es mit der Pflicht, die Juden zu beschützen, meist
ernst, nicht blos im wohlverstandenen eigenen Interesse, sondern auch aus
einem gewissen Rechtlichkeitsgefühl. Stets wurden - nach dem Achtbuch -
die Personen aus der Stadt gewiesen, die einen Juden misshandelt,
geschlagen, getötet oder Unruhen gegen die Juden erragt hatten. Aber
irgendwelche aktive Bürgerrechte hatten die Schutzjuden nicht.
Es ist interessant, zu erfahren, wie sich das Institut des 'Judenschutzes'
herausgebildet hat. Die Juden waren Eigentum des Kaisers. Dieser konnte
über seinen Besitz - Leib und Leben ausgenommen - natürlich frei
verfügen, er durfte seinen Kammerknechten zu jeder Zeit außerordentliche
Steuern auferlegen, ein Recht, von welchem der weitgehendste Gebrauch
gemacht wurde, er konnte sie verkaufen, verschenken und verpfänden. Sehr
bezeichnend heißt es in einem kaiserlichen Dekret: 'Die Hälfte des
'Genusses' von den Juden ist an die Kammer abzugeben.' Das Recht,
Juden aufzunehmen und zu halten, wurde als Gnadengeschenk an die freien
Städte, an geistliche und weltliche Fürsten auf Zeit (10, 12, 20 Jahre)
verliehen. So kam es z.B., dass in Augsburg der Judenschutz bald in den
Händen des Bischofs, dessen oberster Beamter der Burggraf war, bald in
den Händen der Stadt lag, ja dass es Zeiten gab, da ein Teil der
Augsburger Juden dem Bischof, ein anderer Teil der Stadt unterstellt
waren. (Vielleicht ist darauf der Umstand zurückzuführen, dass die Juden
in zwei getrennten Straßenzügen, wovon der eine bis an die Bischofsstadt
reichte, wohnen). So kam es auch, dass die Kaiser für eine Schuld an
irgendeine Persönlichkeit dieser 'seine Juden', d.h. seine Ansprüche an
die Juden, verpfändete. Später, wohl nach 1348, hat sich neben dem
allgemeinen Schutz- und Abhängigkeitsverhältnis gegenüber dem Kaiser
auch ein solches dem Rate gegenüber entwickelt. An beide waren dann
Schutzgelder zu zahlen. Nach den Baumeisterrechnungen, (die Baumeister
waren ehrenamtliche Verwalter der städtischen Finanzen) waren es nicht
unbedeutende Summer, die die Stadt empfing; wir hören von 100, 300, 600
Pfr. Es ist darum verständlich, dass die Stadt im Jahre 1311 einige vom,
Kaiser gefangene Juden loskauft, um sie eben als Steuerobjekt nicht zu
verlieren. --
Über die rechtlichen und teilweise auch sozialen Verhältnisse der Juden
gibt das Stadtrecht von 1276 die nötigen Aufschlüsse. Bischof Hartmann,
durch vielfache, auch kriegerische Unternehmungen in Not geraten, musste
1270 allerlei 'Gerechtigkeiten' an den Rat der Stadt verkaufen, u.a. auch
den Judenschutz. Da wurden denn 1276 die Juden Gegenstand der städtischen
Gesetzgebung.
Die Juden bildeten demnach nicht bloß eine religiöse, sondern auch eine
selbständige politische Gemeinde. Sie waren also der städtischen
Obrigkeit nicht unterstellt und hatten auch die Gerichtsbarkeit über ihre
Angehörigen. Solche 'Eximierung' entsprach den Gewohnheiten des
Mittelalters überhaupt (auch in Bezug auf manche andere Stände), so auch
den eigenen Wünschen der Juden. Besonders die eigene Gerichtsbarkeit, die
man ihnen nach dem ehemals geltenden Grundsatze einräumte, 'dass jeder
nach seinem Volksrechte abgeurteilt werden solle', war sicherlich ganz und
gar nach ihrem Geschmacke. Die Gemeindevertretung bestand aus dem
Judenmeister und aus einem von den jüdischen Steuerzahlern gewählten
Rate von 12 Mitgliedern. In den Händen des Rats lag die eigentliche
Gemeindeverwaltung in die Verwaltung der Stiftungen, (welche Selgeret
hießen = Seelgeräte, Zuwendungen von Gaben, Diensten, Geräten 'um der
Seele willen'. Daher wurden auch manche Wohltätigkeitsanstalten
'Seelhäuser' genannt.) Der Rat vertrat die Gemeinde dem Reiche und der
Stadt gegenüber und führte das Amtssiegel. Auf dem Siegel der Augsburger
Gemeinde befand sich der zweiköpfige kaiserliche Adler und ein mit
Schnüren verzierter Judenhut. Die zweisprachige Umschrift lautet: 'S.
(Signum) Judeorum Augusta', und sodann hebräisch: 'Siegel der Augsburger
Juden'.
War die Synagoge der religiöse Mittelpunkt der Gemeinde, so bildete die
Judenschule den kommunalen; sie war Rathaus und Gerichtsgebäude zugleich.
Der Judenmeister galt als Judenrichter, die 12 Männer des Gemeinderats
fungierten bei Gerichtsverhandlungen als Schöffen. Natürlich erstreckte
sich die Kompetenz des jüdischen Gerichts nur auf die Streitigkeiten der
Juden untereinander, und Leibesstrafen konnte nur der Vogt
verfügen.
Bei Streitigkeiten zwischen Christ und Jud trat ein gemischtes Gericht aus
12 Christen und 12 Juden bestehend zusammen. |
Die
Verhandlung fand 'uff der juden schuele' statt, den Vorsitz führte der Vogt.
Nach der Majorität der abgegebenen Stimmen wurde das Urteil
festgestellt.
Diese schöne Bild der Rechtsgleichheit wurde indes durch manchen Zug
getrübt. Der Christ, der eigene Juden überführen wollte, brauchte dazu
einen christlichen und einen jüdischen Zeugen, während der Jude seine
Aussage nur durch christliche Zeugen bestätigen lassen
konnte.
Wahrhaft entehrend und demütigend waren aber erst die Formalitäten des
Judeneides. Während des ganzen Mittelalters und allerorten bemühte man
sich eifrigst, den Judeneid mit raffiniert hässlichen Formen
auszustatten. Hier in Augsburg war die Prozedur verhältnismäßig
gnädig. 'Erstlich soll der Jud auf ain Schweinhaut steen und sollen
die Buecher Mosy vor ihm ligen und soll die gerecht handt in dem Buche
ligen und der Christ im also vorsprechen nach jüdischer Art, der ihm den
Aydt gibt.' Auch fehlte in der Augsburger Eidesformel die
Hausforderung göttlicher Strafgerichte über den meineinigen, also gerade
jener Bestandteil, der für die Juden so überaus kränkend war. Für den
Eid, den gewöhnlich der Beklagte zu leisten hatte, und für den man dem
Juden 14 Tage frist gab. haben wir in Augsburg zwei verschiedene
Fassungen, die aus einer älteren (wohl hässlicheren) hervorgegangen zu
sein scheinen. Die eine lautet: Umb die inziht (Beschuldigung), als
mich der man N. geschuldigt haut, derselben Sache bin ich unschuldig mit
wortten, mit werchen (Werken), mit allen Sachen. Daz daz war si, des swer
(schwör') ich bei dem Gott, der hymel und etrich (Erdreich) geschaffen
haut und allein geschepft (geschaffen hat), des swer ich bei der e
(Gesetz), die Gott selber schraib mit siner hant und die gab dem herren
heren Moysen in monte Synay. Den ait, den ich gesworen haun, der ist waer
und reht, als waer mir helf diu hailig geschrift der fümf buoch heren
Moyses.' Die andere Fassung, die nur in lateinischer Sprache vorliegt,
stimmt inhaltlich mit der ersten überein. Für alle Fälle, wo die
Eidesleistung gefordert war, reichte die erwähnte Eidesformel nicht aus;
und so muss es wohl noch eine andere gegeben
haben.
Dass der Eid in der Synagoge abgenommen ward, beweist auch ein kleiner
durchlöcherter, im Achtbuch liegender Pergamentzettel, auf dem zu lesen,
dass im Jahre 1381 der damalige Judenmetzger Chiskijah, genannt
Hartmann - übrigens ohne Angabe von Gründen - geächtet wurde. Der
Bürgermeister Rapolt kommt am Freitag, 1. Adar mit Hartmann in die
Synagoge und lässt diesen dort vor den Gemeindevertretern nach jüdischer
Art schwören, dass H. sich innerhalb der nächsten 10 Jahre der Stadt
Augsburg und deren Umgebung innerhalb von 6 Bannmeilen nicht näheren
werde. Der Urkunde fehlen Unterschrift und Siegel. Warum sie abgeschnitten
wurden, ist nicht zu ermitteln.
Das Augsburger Stadtrecht behandelt, was bei ihrer Beschäftigung nicht
weiter verwunderlich st, sehr ausführlich der Juden Pfandrecht. Die Juden
pflegten sich nämlich, um sich gegen den Verlust des dargeliehenen Geldes
zu sichern, außerdem dem Schuldbrief noch ein Pfand vom Entleiher geben
zu lassen. Für alle in dieser Beziehung nur möglichen Differenzen
zwischen Christen und Juden sind Bestimmungen getroffen, Die
Rechtsprechung hat hier in de Händen des
Burggrafen.
Das Strafrecht behandelt die Juden ganz anders wie die Christen. Ein auf
frischer Tat ergriffener jüdischer Dieb wurde womöglich sofort dem
Gerichtet vorgeführt. Sollte ein Jude gehängt werden, so setzte man ihm
einen Judenhut mit brennendem Pech aufs Haupt. Wurde er gleichzeitig mit
einem Christen exekutiert, so hängte man ihn außerhalb des Galgens an
einem Balken auf, um ihn von dem Christen zu unterscheiden. Am
furchtbarsten wurden die Fleischesverbrechen zwischen Juden und Christen
bestraft. Die Überführten wurden lebendig verbrannt. Die Praxis wurde
später milder. So wurde im Jahre 1590 ein Jude, der sich vorübergehend
in Augsburg aufhalten durfte und mit einer Christin Ehebruch getrieben
hatte, 'nur' mit Peitschen ausgehauen. In einem anderen Falle wurde der
Jude Seligmann zu 20 fl. Geldstrafe verurteilt, die mitschuldige Christin
aber viel schwerer bestraft. 'Elia Meyerin soll man auf einen Karren
setzen, ihre 'Arme' blos lassen, ihr Haar zertun, kein Tuch auf dem Haupt
haben, ein Judenhütlein darauf setzen, also durch die Stadt und dann zur
Stadt hinausführen'. Das Achtbuch weiß von solchen Fällen noch
manches zu erzählen.
Der Übertritt eines Christen zum Judentum wurde schon 1246 mit dem Tode
bestraft und im Jahre 1265 R. Abraham, Sohn unseres Stammvaters Abraham
(hebräischer Name für einen Proselyten), welcher das Christentum
verlassen und sich zur jüdischen Religion bekannt hatte, grausam
gefoltert und am Freitag, Neumond Kislew verbrannt. Das Stadtrecht
brauchte daher diese 'Übung' nicht erst gesetzlich
festzulegen.
Die Augsburger Juden stammten zumeist aus den Nachbargebieten. Die
Steuerbücher und sonstige Urkunden führen als Heimat der Eingewanderten
auf die Dörfer und Städte: |
Aychach,
Biberach, Bischofsheim, Buren (Kaufbeuren), Burgau, Dillingen, Friedberg,
Frisingen, Graz (?), Günzburg, Harburg, Höchstetten, Jettingen,
Ingolstadt, Landsberg, Lauingen, Kufstein, Memmingen, Mindelheim,
Müllerstadt, München, Neuburg, Nördlingen, Nürnberg, Ottelsried,
Öttingen, Pappenheim, Rothenburg, Seyfriedsberg, Straßburg, Straubing,
Sulz, Ulm, Weißenhorn, Werd (Donauwörth), Wertingen, Zürich,
Zusmarshausen usw. - -
Hatten es die Juden, nachdem ihre, bisher stetigem Schwanken ausgesetzten
rechtlichen Verhältnisse durch das Augsburger Stadtrecht gesetzlich
geregelt worden waren, und durch ihre rege Beteiligung am Geld- und
Warenhandel in verhältnismäßig kurzer Zeit zu Wohlstand gebracht, so
wussten sie von ihm auch einen weisen Gebrauch zu
machen.
Im Jahre 1298 inszenierte der fränkische Edelmann Rindfleisch fast in
ganz Deutschland blutige Judenverfolgungen. Weil aber der Augsburger Rat,
anscheinend wider alles Erwarten, die auch in hiesiger Stadt herrschende
Erregung gegen de Juden niederhielt und die Juden in Schutz nahm, erboten
sich die Juden aus Dankbarkeit, vor ihrem Friedhof am heiligen Kreuztor
bis an den Graben innerhalb 4 Jahren eine Mauer zu bauen 'der stat ze
ehren und zu nuz und dem richen zu dienst'*, eine Mauer, 'so hoch und
so dick', wie die Vertreter der Stadt es nur wünschen mögen. Die Urkunde
darüber beginnt mit den Worten: 'Wir Benditte, Jüdlin sin sun,
Michel, Lambt, Aron sin bruder, Ostermann, Josef von Werde (Donauwörth),
Mosman sin sun, Josef von Biberach und sin tochtermann Mans, Libermänin
und ir sun Saelikman, Choewellin Fridebach, Josef von Mülerstat, Jäcklin
und diu gemain de juden in der stat ze Auspurch'. Die Juden hielten
ihr Wort: Das Stück der von den Juden errichteten Stadtmauer bekam den
Namen 'Judenpastey'. Und wenn die Judengemeinde im Jahre 1308 'gelopt',
für den ihr zu gewährenden Schutz der Stadt die bedeutende Summe von 500
Pfund zu bezahlen, so mag dabei die Erkenntlichkeit für bereits
gewährten Schutz schwer ins Gewicht gefallen sein.
Überhaupt muss um diese Zeit die Augsburger Judengemeinde großes Ansehen
genossen haben, da ihre Verhältnisse für andere Gemeinden vorbildlich
wurden. Die Gemeinden in München, Ingolstadt, Nördlingen, Zürich,
Schaffhausen, Winterthur usw. erhielten vom König Ludwig dem Bayern die
Privilegien der Augsburger
Juden." |
Beitrag
von Dr. Ludwig Mayer über "Jüdisches Leben in Augsburg" (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Juni 1928: "Jüdisches Leben in Augsburg. Von
Referendar Ludwig Mayer, Augsburg. Das moderne jüdische
Gemeinschaftsleben, wie es seit der Emanzipation sich
herauskristallisiert hat, trägt durchaus andere Merkmale, als dies noch
um das Jahr 1700 der Fall war. Im Ghetto war die Förderung jüdischen Lebens
in allen Zweigen des Daseins Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit.
Selbstverständlichkeit - weil der Ghettojude allein auf die jüdische
Gemeinschaft angewiesen war und nur in ihr sich behaupten konnte,
Notwendigkeit - weil diese Gemeinschaft den einzigen Gesellschaftskomplex
darstellte, auf dem er zu einer schöpferischen Entfaltung seiner Kräfte
gelangen konnte. Eine Spaltung in privates und öffentliches jüdisches
Sein war undenkbar, der Individualwille ging in dem der Gesamtheit auf,
der seinerseits rückströmend ersteren befruchtete. Die Betrachtung und
Bewertung der Intensität des damaligen jüdischen Lebens muss sich daher
auf die Totalität, auf alle Verzweigungen des Daseins der
damaligen jüdischen Menschen erstrecken.
Der Emanzipations- und als seine Folge der Assimilationsprozess haben die
engen Bande, die zwischen dem einzelnen Juden und der jüdischen
Gemeinschaft bestanden, wesentlich gelockert. Eine neue Umwelt tat sich
auf, vielfältige Beziehungen wirtschaftlicher, kultureller und
politischer Art verknüpfen heute den deutschen Juden mit der
nichtjüdischen Welt. Was früher unentrinnbares Schicksal war, die
Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinschaft, wird heute freie
Willensbestimmung, die eine abgestufte Skala von Intensitätsgraden
hinsichtlich der Beteiligung am jüdischen Leben zulässt. Wenn man diese
veränderte Sachlage berücksichtigt, wird man bei der Bewertung des
jüdischen Lebens der Gegenwart in der Pflege und Erhaltung der jüdischen
Komponente unseres Daseins das entscheidende Kriterium erkennen
müssen.
Unter den dargelegten Gesichtspunkten soll das jüdische Leen in Augsburg,
in Vergangenheit und Gegenwart, einer kurzen Betrachtung unterzogen
werden.
Die Geschichte der Juden in Augsburg (Anmerkung: Die folgenden
historischen Daten sind der ausgezeichneten Darstellung des Augsburger
Bezirksrabbiners Dr. Grünfeld: 'Ein Gang durch die Geschichte der Juden
in Augsburg', Augsburg 1917, entnommen) ist fast so alt und
wechselvoll wie die der Stadt selbst. Angeblich sollen schon in der
römischen Ansiedlung Augusta Vindelicorum Juden gewohnt haben. Die
frühesten urkundlichen Beweise für das Auftreten der Juden in
Augsburg stammen aus dem beginnenden dreizehnten Jahrhundert. Um das Jahr
1290 scheint die jüdische Gemeinde in Augsburg eine ziemliche Ausdehnung
und Bedeutung erlangt zu haben. Wir hören von einem reichen
vielgestalteten Gemeindeleben: Die Gemeinde besitzt neben der
Synagoge einen Judenfriedhof, ein Judenhaus (vermutlich das jüdische
Rathaus), ein eigenes Badhaus, Tanzhaus und andere gemeindliche
Einrichtungen. Der körperschaftliche Aufbau der Gemeindeorganisation
gipfelt in einer eigenen jüdischen Gemeindevertretung, bestehend aus
einem Judenmeister und zwölf gewählten Räten. Für Streitigkeiten
zwischen Juden war die Kompetenz eines jüdischen Gerichtshofes gegeben.
Auf ein hochstehendes und ausgebreitetes religiöses Leben weist das
Wirken einer Reihe von berühmten Rabbinern, darunter vorübergehend auch
dar Rabbi Meir von Rothenburg, hin.
Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts begann die Vertreibung der
Juden aus Augsburg, die sich dann in den Augsburg benachbarten Orten, wie
Kriegshaber, Steppach, Pfersee und Göggingen ansiedelten. Erst die zur
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts einsetzende Emanzipation der deutschen
Juden hat den dauernden Aufenthalt von Juden und damit die Bildung einer
jüdischen Gemeinde zum zweiten Male in Augsburg
ermöglicht.
Die israelitische Kultusgemeinde Augsburg, die zu den jüdischen
Großgemeinden zu rechnen ist, zählt heute etwa zwölfhundert Seelen. Ihr
religiöser Mittelpunkt ist die im Jahre 1917 eingeweiht Synagoge, ein in
künstlerischer Hinsicht sehr bemerkenswerter Bau, der unter den in
Augsburg gewiss reichlich vorhandenen architektonischen
Sehenswürdigkeiten einen hervorragenden Platz einnimmt. Ihrer religiösen
Einstellung nach steht die große Mehrzahl der Gemeinde auf liberalem
Boden, wobei der stete Zuzug aus kleineren Orten - eine für die
gegenwärtige soziologische Situation des deutschen Judentums
symptomatische Erscheinung - eine etwas konservative Färbung
aufweist.
Das Tätigkeitsgebiet der jüdischen Gemeinde in Augsburg erschöpft sich
heute - wie in zunehmendem Maße in den anderen jüdischen Großgemeinden
- nicht mehr allein in der Verwaltung von Kultusangelegenheiten. Die soziale
Arbeit, gerade nach den Erschütterungen, die Krieg und Inflation dem jüdischen
Mittelstand zufügten, ist heute ein integrierender Bestandteil der
Gemeindearbeit geworden, die in Augsburg von einer Wohlfahrtsstelle der
jüdischen Gemeinde als der Zentralstelle der Augsburger jüdischen
Wohlfahrtstätigkeit einheitlich geleitet wird. Zu ihrer Ergänzung wirken
im Geiste lebendiger jüdischer Religiosität, als Chewrah Kadischah, der
Israelitische Männer- und der Israelitische
Frauenverein.
Der Pflege und Verbreitung jüdischen Wissens dienen die von der Gemeinde
unterhaltene und ständig weiter im Ausbau begriffene Gemeindebibliothek,
sowie eine gut ausgestattete Lesehalle. Diese kulturellen Bestrebungen
finden ihre Resonanz in den alljährlich in den Wintermonaten von der
Gemeinde veranstalteten jüdischen Vorträgen, von denen die im letzten
Jahre gehaltenen der Herren Dr. Martin Buber, Rabbiner Dr. Baeck und Dr.
Ernst Simon (Frankfurt am Main) besondere Erwähnung verdienen.
Bei der Beurteilung jüdischen Lebens innerhalb einer Gemeinde darf das Vereinsleben
nicht übersehen werden. Gerade die jüdischen Vereine, denen heute in
weit höherem Maße gesellschaftsbildende Kräfte als der
Gemeindeorganisation als solcher zukommen, sind in ihrer Gesamtheit heute
ein wichtiger Faktor zur Verlebendigung des Gemeindelebens. In Augsburg
sind die hauptsächlichen deutsch-jüdischen Organisationen durch
Ortsgruppen vertreten, deren Arbeiten und Vorträge ein getreues Abbild
von den religiösen und politischen Strömungen im Judentum der Gegenwart
darstellen.
In einer der letzten Nummern dieser Zeitschrift (Anmerkung: 1928, Nr.7:
'Zur Einführung der 'Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung' in
Augsburg) war bereits ausgeführt, dass die Bestrebungen des Verbandes
Bayerischer Israelitischer Gemeinden auch in Augsburg |
lebhaftem
Interesse begegnen, das auch der Verband seinerseits zu würdigen
verstand, als er vor einigen Jahren in den Mauern Augsburgs eine
erfolgreiche Tagung abhielt. Dass die Bestrebungen, die auf die Schaffung
eines Gesamtverbandes der deutschen Juden hinzielen, sowie die Tendenzen
innerhalb der Weltjudenheit: Palästinaaufbau, Krimkolonisation,
Weltkonferenz für liberales Judentum - um nur einige der wichtigsten
Brennpunkte jüdischen Geschehens zu nennen - mit Anteilnahme verfolgt
werden, bedarf keiner näheren Ausführung.
Was die Zukunftsaufgaben der jüdischen Gemeinde und mithin die Zukunftsmöglichkeiten
jüdischen Lebens in Augsburg betrifft, so wird es in erster Linie
immer wieder darauf ankommen, gegenüber Abbröckelungstendenzen innerhalb
der Gemeinde eine einheitliche Front derer zu schaffen, die sich für ein
gesteigertes jüdisches Leben auch in zukünftigen Zeiten verantwortlich
fühlen. Zu dessen Verwirklichung bedarf es einer prinzipiellen Koordination
aller Institutionen und Vereinigungen, die an einem starb entwickelten
jüdischen Gemeinschaftsleben interessiert sind. Besonders die Pflege
eines wachen und tätigen jüdischen Geistes innerhalb der heranwachsenden
Jugend und die nachhaltige Unterstützung aller solcher
Bestrebungen muss eine der vornehmsten Aufgaben der Gemeinde sein. Es darf
in diesem Zusammenhang die erfreuliche Tatsache vermerkt werden, dass der
bisher nur mehr formell bestehende Jüdische Jugendverein im Herbst dieses
Jahres eine energische und umfassend Reaktivierung erfahren wird, um
wieder zu einem geistigen Mittelpunkt der gesamten jüdischen Jugend in
Augsburg zu werden.
Die jüdische Kultusgemeinde Augsburg hat im Vergleich zu den großen
Zentren des deutschen Judentums, dessen Nöte und Kämpfe auch die ihrigen
sind, gewiss eine mehr untergeordnete Bedeutung. Jedoch die numerische
Begrenztheit der Gemeindearbeit hinsichtlich der Mittel und des Raumes
braucht noch nicht eine solche des Lebens und des Geistes zur Folge haben.
Denn gerade dieser Sachverhalt wird einer Intensivierung der zu
bewältigenden Aufgaben in vielem recht förderlich sein. Auch an dem
jüdischen Leben in Augsburg, Gegenwart und Zukunft überblickend,
erfüllt sich die Wahrheit des Goetheschen Wortes:
Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, Wenn man ihn wohl zu pflegen
weiß!" |
Beitrag
von Dr. Ludwig Mayer über "Juden in Augsburg in alter und neuer Zeit"
(1937!)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. August 1937: |
|
|
Über
das Siegel der Augsburger Juden aus dem Jahr 1298
Abbildung
in der Zeitschrift "Menora" - Jahrgang 1928 Hefte
November/Dezember S. 668:
"Siegel der Augsburger Juden aus dem Jahre
1298". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 29. Januar 1842: "Ein
Siegel der Juden zu Augsburg vom Jahre 1298. Paul von Stetten
zitiert in seiner Geschichte von Augsburg (Anmerkung: erschienen 1743
Frankfurt und Leipzig) I S. 81 und 85 eine Urkunde vom Jahre 1298, in
welcher sich die in Augsburg wohnenden Juden aus Dankbarkeit dafür, dass
der Rat der Stadt sie bei den damaligen an vielen Orten Deutschlands
stattfindenden Judenverfolgungen (Anmerkung: auf die ich ein anderes
Mal noch zurückzukommen gedenke) kräftig geschützt hatte,
verpflichten: 'binnen vier Jahren auf ihre Kosten eine Mauer vor ihrem
Kirchhofe, von der Stadtmauer beim Heiligen Kreuz an bis an den
Stadt-Graben, in der Höhe und Dicke, wie ihnen selbige von den beiden Stadtpflegern
Hartmann Langenmantel und Conrad Lang angezeigt werden würde, zu
erbauten.' Diese Urkunde, die Stetten vor sich gehabt hat, die er aber nur
im Exzerpt mitteilte, ist besonders deshalb merkwürdig, weil ihr das
Siegel der damaligen Augsburger Juden angehängt war. Stetten hat dies
Siegel in seinem Buche S. 70 abdrucken lassen und ich teile es hier den
Lesern dieser Blätter mit:
...
Die Zeichnung stellt den zweiköpfigen kaiserlichen Adler dar, zwischen
dessen Köpfen sich ein runder Hut mit herabhängender doppelt befestigter
Schnur befindet.
Die Umschrift: - - Siegel der Augsburger Juden und S(IGILLUM).
JUDAEORUM IN AUGUSTAE. (ORBE?)." |
Erinnerung
an ein Gelöbnis der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde im Jahr 1308 (Artikel
von 1908)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Oktober
1908: |
Bauarbeiten im Bereich des mittelalterlichen
"Judenwalles" (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1891: "Augsburg,
24. April (1891). Gegenwärtig wird hier der sogenannte Judenwall,
doe nordwestliche Bastei der alten Stadtbefestigung, abgetragen, um einem
Gefängnisbau Platz zu machen. Beim Abbruch derartiger Objekte rechnet man
gewöhnlich darauf, irgendwelche Funde zu machen, die aber bis jetzt am
Judenwall noch ziemlich spärlich sind. Nur einige zersprungene
Steinkugeln und ein roh zugehauener Sandstein mit einer Inschrift wurden
ausgegraben. Dieser Stein aber ist von einigem Interesse, weil er in
unverkennbarem Zusammenhang mit der Geschichte des Walles steht. Er ist
nämlich ein israelitischer Grabstein mit hebräischer Inschrift, wie
solche in der Einfahrt und im Hofraum des Hauses Peutingerstraße D. 95,
in die Wände eingemauert, noch mehrfach erhalten sind. (Die Erhaltung
dieser Steine ist dem gelehrten Stadtschreiber Dr. Konrad Peutinger zu
verdanken, der am 28. Dezember 1547 im 82. Lebensjahre in diesem Hause
starb.) Nun wissen wir, dass an der Stelle des Judenwalles früher ein
israelitischer Begräbnisplatz war, welchem ohne Zweifel der gefundene
Stein entstammt. Von diesem jüdischen Begräbnisplatze, der schon im 13.
Jahrhundert bestand, hat ersichtlich auch der später dort errichtete Wall
seinen Namen bekommen. In den Jahren 1298-1302 erbauten die Juden auf
eigene Kosten die Stadtmauer an ihrem Begräbnisplatz, und zwar vom alten Zeuggässchen
an bis zur Wertachbrucker Mauer, wie die Chroniken schreiben, aus
Dankbarkeit für erhaltenen Schutz. Aber die Zeiten änderten sich und
1438 wurden alle Juden aus Augsburg ausgewiesen und zogen auch 1440 ab. An
dieses Ereignis knüpft sich eine interessante Episode der Augsburger
Geschichte. Die Augsburger bauten damals ein Rathaus und verwendeten dazu
kurzer Hand etwa 200 Grabsteine von dem nach Austreibung der Juden
entbehrlich gewordenen Begräbnisplatze als Baumaterial. Nun erregte, wie
'Fugger's Ehrenspiegel' (5. Buch Kapitel 10) meldet, der damalige
Rathausbau so allgemeines Aufsehen, dass man glaubte, die Augsburger
müssten durch Vertreibung der Juden sich beträchtlich bereichert haben.
Der kaiserliche Insiegelbewahrer von Mörsber brachte es deshalb beim
Kaiser dahin, dass in der kaiserlichen Kanzlei nachgeforscht wurde, ob den
Augsburgern das Privilegium erteilt worden sei, die dem kaiserlichen
Kammergericht unterstehenden Juden vertreiben zu dürfen. Da sich
hierüber nichts vorfand und auch der Augsburger Rat keine schriftliche
Erlaubnis vorzulegen vermochte, wurde die Sache dahin ausgeglichen, dass
die Augsburger dem Kaiser 12.000 Gulden Strafe zahlen mussten. Jeder der
200 Steine kam ihnen demnach auf 60 Gulden oder ca. 360 Mark zu stehen, da
der Gulden damals etwa 6 Mark jetzigen Geldes wert war. 1455 wurde der
Begräbnisplatz vollständig eingeebnet und zu den Festungswerken gezogen,
1518-1523 eine Bastei daselbst errichtet und dieselbe, die nur schlecht
aufgeworfen worden war, 1531 besser angelegt und zu einer wirklich Bastion
nach der italienischen Befestigungsmanier ausgebaut. Seine letzte
Gestaltung und Einrichtung hat der 'Judenwall' in den Jahren 1807 bis 1809
bekommen." |
Aus der Geschichte des Rabbinates in Augsburg
1861 wurde eine
selbständige Israelitische Kultusgemeinde in Augsburg gegründet. Bereits
im folgenden Jahr 1862 wurde der Sitz des Distriktrabbinates von Kriegshaber
nach Augsburg verlegt.
Ausschreibung
des Distrikt-Rabbinates in Augsburg (1862)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juli 1862:
"Das Distriktsrabbinat in Augsburg, zu welchem die nahe gelegenen
Kultusgemeinden Kriegshaber, Pfersee und
Steppach gehören, ist zu
besetzen. Die Stelle wird vorläufig in provisorischer Eigenschaft
vergeben. Damit ist - ohne Einrechnung herkömmlicher Gebühren - ein
fixer Jahresgehalt von Gulden 1.200 verbunden. Bewerbungen sind unter
Beilegung entsprechender Zeugnisse binnen zwei Monaten an den
unterzeichneten Ausschuss einzusenden. Am 25. Juni 1862. Der
Ausschuss der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg." |
Auf diese Ausschreibung bewarb sich erfolgreich
der liberale Rabbiner Dr. Jakob Heinrich Hirschfeld (aus Fünfkirchen;
Rabbiner in Augsburg von 1863 bis 1870). |
Die Rabbiner in
Augsburg waren im 19./20. Jahrhundert:
1863 - 1870 Dr. Jakob Heinrich Hirschfeld
1875 - 1910 Rabbiner Dr. Heinrich (Henoch Ben Elijahu) Groß
1910 - 1929 Rabbiner Richard (Jizchak Ben Elieser)
Grünfeld
1929 - 1938 Rabbiner Ernst Jacob |
Anzeige von
Distriktsrabbiner Dr. Hirschfeld
(1864)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1864: "Eltern,
die ihre Töchter an trefflichen Lehranstalten eine höhere Ausbildung
angedeihen zu lassen und Augsburg wegen seines gesunden Klima's
vorzuziehen geneigt sein dürften, erbietet sich eine Dame von höherem
Stande und höherer Bildung Mädchen nach zurückgelegtem 7. Lebensjahre
in ihrem Hause unter annehmbaren Bedingungen aufzunehmen. Nebst
häuslichem Komfort und der Beaufsichtigung und Leitung in Arbeiten der
Instituts-Aufgaben von Seite der Dame wird auf wahre Herzens- und
Geistesbildung hingestrebt werden. Der Religionsunterricht wird sowie die
öffentlichen Religionsschulen des Distriktes unter Überwachung und
Leitung Seiner Hochwürden des Herrn Distrikts-Rabbiners Dr. Hirschfeld
stehen; auch kann gegen besondere Vergütung Klavier- und Singunterricht
erteilt werden.
Reflektionen belieben sich zu wenden an Seine Hochwürden Herrn
Distrikts-Rabbiner Dr. Hirschfeld in Augsburg." |
Ausschreibung
der Stelle des Distriktsrabbiners (1874/75)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. Dezember 1874: "Bekanntmachung.
In Folge gefassten Beschlusses soll die hiesige Stelle eines
Distriktsrabbiners
wieder besetzt werden. Bewerber um dieselbe wollen ihre Gesuche, mit den
vorschriftsmäßigen Attesten begleitet, bis längstens 1. Februar
1875
an die unterfertigte Stelle einreichen, woselbst auch die erwünschten
weiteren Aufschlüsse erteilt werden.
Augsburg, den 3. Dezember 1874. Die Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde." |
Vortrag
von Rabbiner Dr. Heinrich Groß (1891)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. März 1891: "Augsburg, 2. März (1891). Auf
Anregung eines Teiles der Verwaltungen des hiesigen Gemeinde werden hier
in nächster Zeit drei Vorlesungen zur Förderung der Kenntnis
jüdischer Geschichte und Literatur stattfinden. Bei einem großen Teil
der Gemeinde fand diese Idee lebhafte Zustimmung. Vor recht zahlreichem
und aufmerksamem Publikum hielt heute Herr Rabbiner Dr. Groß den
ersten dieser Vorträge über das Thema 'Herodes der Große'. In klarer,
wohlgefügter Form, in wissenschaftlicher und zugleich
populär-interessanter Weise zeichnete der gelehrte Redner den Charakter
und die Taten des Fürsten und schloss mit einer sehr wirkungsvollen
Schilderung der Zeitverhältnisse. Zum Thema seines zweiten Vortrages
wählte Herr Dr. Groß: 'Olymp und Sinai'." |
Zum
Tod von Rabbiner Dr. Heinrich Groß (1910)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Februar 1910: "In Augsburg starb im Alter von 75
Jahren Rabbiner Dr. Groß. Der Verblichene stammte aus Ungarn, besuchte
das Breslauer Rabbinerseminar, war zuerst Rabbiner in Groß-Strehlitz und
seit 1875 Rabbiner in Augsburg. Neben seiner umfangreichen amtlichen
Tätigkeit war er auch auf wissenschaftlichem Gebiete ein gelehrter und
fleißiger Arbeiter. Sein Hauptwerk, die Gallia judaica, erschien in Paris
im Jahre 1897." |
Beisetzung
von Rabbiner Dr. Heinrich Groß (1910)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1910:
"Augsburg, 9. Februar (1910). Ein imposantes Trauergefolge
erwies am 2. dieses Monats den sterblichen Überresten des
Distrktsrabbiners Dr. Heinrich Groß die letzte Ehre. Alle
Gesellschaftskreise und Bevölkerungsschichten hatten Vertreter entsendet,
von nah und fern waren Amtskollegen, Freunde, ehemalige Schüler und
Glaubensgenossen erschienen, um dem Verewigten einen letzten Beweis ihrer
Liebe und Verehrung zu geben. Seitens der Stadtverwaltung nahmen
Oberbürgermeister Hofrat Wolfram, Bürgermeister Hofrat Gentner,
sowie viele Mitglieder der beiden Kollegien an der Beerdigung teil.
Besonders zahlreich war die Geistlichkeit beider Konfessionen vertreten.
So schritten unter anderem im Trauerzuge Monsignore Friesenegger und
Kirchenrat Hans. Auch die Rektoren mit den Lehrerkollegien der
Mittelschulen waren fast vollständig anwesend. Die
Beerdigungsfeierlichkeiten wurden vorgenommen durch Herrn Rabbiner Dr.
Werner - München. Derselbe gab, in ungemein herzenswarmer
geistreicher Rede, eine ergreifende Schilderung der Persönlichkeit des
Entschlafenen. Er war treu und frei, er war gläubig und duldsam.
Mit dem Gemüte eines Kindes vereinigte er den Scharfsinn des rastlos
tätigen Forschers. Trotzdem sein Denken in der Antike wurzelte, war er
ein moderner Mensch, der nicht achtlos an den Tagesfragen vorbeiging. Für
die Kultusgemeinde widmete Herr Justizrat Bauer dem Verschiedenen
einen tief empfundenen Nachruf. Herr Rabbiner Dr. Cohn - Ichenhausen
sprach namens der Freien Konferenz der bayerischen Rabbiner herzliche
Abschiedsworte. Nachdem der Sarg in die Gruft hinabgesenkt ward, ergriff
ein Neffe des Entschlafenen, Rabbiner Dr. Thieberger - Budweis, das
Wort, um namens des Verwandtenkreises dem unvergesslichen Toten Dank zu
sagen für all die unbegrenzte, nie versiegene Liebe und Güte, womit er
während seines langen, segensreichen Lebens alle seine Angehörigen
umfasste. Den Schluss der erhebenden Trauerfeier bildete ein herzlich
gehaltener Nachruf, den der Rektor von St. Anna, Oberstudienrat Dr. Preuß,
im Namen der Augsburger Mittelschulen dem treuen, unermüdlichen und
erfolgreichen Mitarbeiter widmete. Dem edlen Verklärten bleibt innerhalb
unserer Gemeinde ein treues Gedenken für alle Zukunft
gesichert." |
Das
Rabbinat in Augsburg wird mit Rabbiner Dr. Richard Grünfeld besetzt (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juni 1906: "In Augsburg ist die durch den Tod des Herrn
Rabbiner Dr. Groß vakant gewordene Stelle neu besetzt worden. Gewählt
ist Herr Rabbiner Dr. Grünfeld (Bingen),
ein Schüler des Breslauer Rabbinerseminars." |
Über den neuen Distriktsrabbiner Dr. Richard
Grünfeld (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 23. September 1910: "Augsburg. Unser neuer Distriktsrabbiner,
Dr. Richard Grünfeld, wurde 1863 in Kremsier (Mähren) geboren,
studierte in Breslau und war 20 Jahre lang Rabbiner in
Bingen.'" |
Rabbiner
Dr. Richard Grünfeld wird bei einem Autounfall in Berlin schwer verletzt
(1926)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 8. Januar 1926: "Berlin. (Unfall von Rabbiner Dr.
Grünfeld - Augsburg). Wie uns bekannt geworden ist, wurde hier der
Augsburger Rabbiner Herr Dr. Grünfeld am Silvesterabend von einem Auto
überfahren. Er hat von diesem Unfall mehrere komplizierte Arm- und
Beinbrüche davongetragen, befindet sich jedoch auf dem Wege der
Besserung. Auch wir wünschen unserem verehrten Gesinnungsfreund von
Herzen eine recht schnelle und vollständige Genesung." |
Weiteres Dokument:
Postkarte
von Rabbiner Grünfeld und Frau
an Hannah Stein (1928)
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) |
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Die Postkarte von Rabbiner Grünfeld und Frau an Hannah
Stein wurde aus Augsburg versandt am 23. August 1928. Absender der Karte waren Rabbiner Richard Grünfeld und seine Frau Cäcilie Lilli Grünfeld
geb. Stein. Empfängerin der Karte war die Nichte Hannah Stein, die sich wohl in dieser Zeit zu einem Lehrgang der
Hochschule für Leibesübungen in Stetten am kalten Markt aufhielt. Die Karte ist zum Großteil in Hebräisch
geschrieben, nur die letzten Zeilen sind ein Gruß von Cäcilie Lilli Grünfeld an ihre Nichte.
Rabbiner Richard Grünfeld und seine Frau Cäcilie Lilli Grünfeld, geborene Stein hatten
zwei Kinder. Eine Tochter Edith Rosalie und einen Sohn Paul. Rabbiner Richard Grünfeld und seine Frau Cäcilie Lilli Grünfeld liegen begraben auf dem
Augsburger jüdischen Friedhof im Stadtteil Hochfeld.
Text der Rückseite der Karte (Übersetzung von Izchak und Raaya Nadel): Augsburg 22.8.1928.
Meine liebe Hanneli. Mit großer Freude erhielt ich Deinen Brief, der sehr
angenehm war und auch die gute Mitteilung, dass Du gesund und froh bist und die Arbeit, die Du ausführen
musst, leicht ist und nach Deinem Willen. Wir sind vor 10 Tagen wieder zurück gekommen.
Edith und Theo werden nächste Woche - so Gott will - zu uns kommen. Paul wohnt immer noch
in Frankreich. Ich wünsche Dir Schalom von Tante und von Deinem Onkel Richard.
Ich grüße meine liebe Nichte Hanna auf herzlichste Tante Lilli
Quellen: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/spurensuche/content/medien-biografien/zoom/pop-up_bio_01.htm
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grabmal_Rabbiner_Richard_Gr%C3%BCnfeld_Augsburg_Hochfeld.JPG |
Beitrag von Rabbiner Dr. Ernst Jacob über die
"Paulus-Forschung der letzten Jahre" (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. November 1931: "Rabbiner Dr. Ernst Jacob (Augsburg)
über die Paulus-Forschung der letzten Jahre. Das soeben erschienene
reichhaltige Doppelheft der Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft
des Judentums (75. Jahrgang, Heft 9/10; Hinweis: kann gelesen werden
über www.compactmemory.de)
bringt u.a. einen Beitrag von Ernst Jacob: 'Neue Literatur über Paulus
und das Urchristentum.' Der Verfasser unterstreicht darin die zentrale
Bedeutung dieser Apostel-Gestalt für die jüdische Geschichte. Bei Paulus
und nicht in den Evangelien stellt sich am klarsten dar, was im
Christentum jüdisch, was unjüdisch ist. An erster Stelle würdigt Jacob
Albert Schweitzers großes theologisches Werk: Die Mystik des Apostels
Paulus (Tübingen, J.C.B. Mohr, 1930). 'Das Buch ist die Bekrönung der wissenschaftlichen
Lebensarbeit eines Mannes, der als Theologe, Orgelspieler,
Musikhistoriker, Arzt, Missionar und Kulturphilosoph gleich Hervorragendes
geleistet und mit seinem religiös-sozialen Liebeswerk im innersten Afrika
eine der reinsten aber auch problematischsten Verwirklichungen
christlicher Ethik versucht hat.' Es folgt eine tiefgehende Kritik
Schweitzers, ind er besonders die Erörterung über das Fehlen von
Sakramenten im Judentum von Wichtigkeit ist. 'Wenn alle diese Juden
Johannes der Täufer, Jesus, Paulus nach Schweitzer notwendig zu
Sakramenten kommen mussten, wie seltsam, dass die Beschneidung, der
Kiddusch, der Sederabend u.a. nie zu Sakramenten geworden sind, auch nicht
in Kreisen, die von gleich eschatologischer oder mystischer Glut erfasst
waren wie jene Männer.' (Der wahre Grund ist, dass im Judentum die
Entwicklung des religiösen Apparates zur Kirche gewaltsam unterbrochen
wurde). - Jacob besprocht dann noch den Artikel 'Paulus' von Bultmann im
4. Band des Handwörterbuchs 'Religion in Geschichte und Gegenwart'. Eine
Würdigung von vier modernen theologischen Spezialarbeiten über Paulus
schließt die besonders lehrreiche Übersicht ab." |
Beisetzung von Rabbiner Dr. Richard Grünfeld
(1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. November 1931: "Rabbiner Dr. Richard Grünfelds
Beerdigung. Der Heimgang des langjährigen, hochverdienten
Bezirksrabbiners i.R. Dr. Richard Grünfeld hat in der israelitischen
Gemeinde Augsburg und weit darüber hinaus, tiefe und herzliche Trauer
hervorgerufen. Die Verwaltung der Kultusgemeinde bot sofort nach
Eintreffen der Trauernachricht ein Ehrenbegräbnis an, um ihrem geliebten
Seelsorger seine letzte Ruhe in der Stadt zu bereiten, in der er so
segensreich gewirkt hat. Die Mitglieder der Verwaltung, Herr Kommerzienrat
Dann und Herr Max Schloß, holten am Sonntag, den 1. November, die
sterblichen Überreste Dr. Grünfelds aus Nürnberg ab. Eine ganze Anzahl
Gemeindemitglieder führen dem Toten bis Donauwörth und darüber hinaus
entgegen. Bei der Einfahrt in Augsburg wurde der Weg an der Synagoge
vorbei gewählt und dort zu einem kurzen, stillen Gedenken Halt
gemacht.
Die Beerdigung selbst erfolgte Montag, den 2. November, auf dem
israelitischen Friedhof an der Haunstetter Straße in Anwesenheit der
Familie, der Verwaltung der Kultusgemeinde Augsburg, des Präsidenten des
Verbandes Bayerischer israelitischer Gemeinden, von sieben Amtsbrüdern
des Verstorbenen, Vertretern der Stadt Augsburg und zahlreicher Behörden,
Abordnungen der Bezirksgemeinden, insbesondere der Kultusgemeinde
Memmingen und Binswangen, sowie anderer Körperschaften und einem
unübersehbaren Kreis von Leidtragenden. Bei der Trauerfeier sprachen
Bezirksrabbiner Dr. Ernst Jacob (Augsburg), Justizrat Dr. Eugen Strauß,
1. Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg,
Oberstlandesgerichtsrat Dr. Neumayer für den Verband bayerischer
israelitischer Gemeinden und die Nachbargemeinde München, Direktor
Wallach für die Schwäbische Loge, Rabbiner Dr. Baerwald (München) für
die Bayerische Rabbinerkonferenz und den Deutschen Rabbinerverband, Dr.
Mayer (Augsburg) für den israelitischen Jugendverein und die Schüler des
Verstorbenen, Rabbiner Dr. Freudenthal (Nürnberg) als der Freund und
Amtsbruder, der dem Verstorbenen am nächsten stand, für die Familie und
die Freunde. Der Bezirksrabbiner gab in seiner Rede auch der Trauer der
Gemeinde Bingen, der Bezirksgemeinden,
des Israelitischen Männervereins um sein Ehrenmitglied, des
Israelitischen Frauenvereins und der Beamten der Kultusgemeinde
Ausdruck.
Dr. Richard Grünfeld hat zwanzig Jahre lang in Bingen
und neunzehn Jahre in Augsburg gewirkt. In beiden Gemeinden war er bei der
Errichtung schöner, neuer Gotteshäuser mittätig und hat diesen die
Weihe geben dürfen. Er verfasste bei diesen Gelegenheiten
Geschichtsdarstellungen der Gemeinden Bingen
und Augsburg; er ist der Herausgeber des neuen Augsburger Gebetbuches. Im
Kriege hat er ein großes Hilfswerk aufgebaut, das auch vielen jüdischen
Kriegsgefangenen im Lager Lechfeld zugute kam; damals konnte er durch
seine freundschaftlichen Beziehungen zum neutralen Auslange vielen, die
wirklich hungerten, Brot geben und Nackte bekleiden. Er war durch seine
Güte, seinen Takt und seine Klugheit der verehrte geistige Führer und
Seelsorger seiner Gemeinden, der begeisternde Lehrer seiner Schüler, der
segensreich wirkende Förderer der israelitischen Wohlfahrtspflege, das
Vorbild einer tiefgläubigen Persönlichkeit. Das Andenken an den
liebenswerten Menschen, den Mann des Wortes, des Glaubens und Geistes, des
tätigen Lebens, wird in der Gemeinde Augsburg
fortleben." |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und anderer Kultusbeamten sowie des
Schulwesens
Ausschreibungen
der Stelle eines Vorbeters für die Hohen Feiertage (1874 / 1884)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1874:
"Vorbeter-Gesuch.
Für die bevorstehenden Feiertage (Neujahr und Versöhnungstag) suchen wir
zum Vorbeten für Schacharith und respektive Mincha eine Persönlichkeit,
welche diese Funktionen bereits versehen und eine angenehme Stimme
besitzt.
Offerten mit Zeugnissen über Fähigkeit und Charakter sind unter
Mitteilung des anzusprechenden Honorars im Laufe des Monats Juli
einzusenden an die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde in
Augsburg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1884: "Vorbeter
gesucht.
Für die kommenden hohen Feiertage (Neujahr und Versöhnungstag) wird
gegen gutes Honorar ein tüchtig geübter, mit guter Stimme versehener
Vorbeter gesucht. Musikalisch gebildete Bewerber werden
bevorzugt.
Offerten unter Beifügung von Zeugnissen und mit ausführlicher Angabe
über bisherige Tätigkeit sind baldigst zu richten an
die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde
Augsburg." |
Ausschreibungen
der Stelle eines Religionslehrers und zweiten Kantors (1889 / 1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1889:
"Ein jüngerer, geprüfter und tüchtiger Religionslehrer
fände in hiesiger Kultusgemeinde ein lohnendes Einkommen durch Erteilen
von Privatunterricht.
Die unterfertigte Verwaltung würde einen solchen, wenn musikalisch
gebildet und zum Vorsängerdienst befähigt, die Stelle eines zweiten
Kantors in widerruflicher Eigenschaft und mit einem Anfangsgehalte von
Mark 800.- übertragen.
Bevorzugt wird ein Mohel (Beschneider) oder eventuell derjenige,
welcher sich bereit erklärt, diese Funktion auf Kosten der hiesigen
Gemeinde erlernen zu wollen. Bewerber wollen Zeugnisabschriften sowie
genaue Mitteilung über bisherige Tätigkeit richten an die
Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg."
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Mai 1889:
dieselbe Ausschreibung wie in der Zeitschrift "Der Israelit".
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Februar 1890:
"In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines zweiten Kantors und
geprüften Religionslehrers in widerruflicher Weise zu besetzen.
Anfangsgehalt Mark 1.500.-. Dienstantritt spätestens am 1. Juli 1890. Mohel
(Beschneider) wird bevorzugt. Bewerber wollen mit Zeugnissen belegte
Gesuche unter Angabe bisheriger Tätigkeit richten an die
Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg."
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Kleine Panne beim Vorbeterdienst in der Synagoge
(1893)
Anmerkung: der Artikel wurde vermutlich von einem orthodox geprägten jüdischen
Gemeindeglied für die konservative Zeitschrift "Der Israelit"
verfasst. Vermutlich litt das Gemeindeglied sehr unter den liberal geprägten
Gemeindeverhältnissen in Augsburg.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1893: "Augsburg,
13. Februar (1893). Als heute früh um 7 1/2 der Gottesdienst beginnen
sollte, war keiner der beiden Herren Vorbeter anwesend.
Zum Glück waren zwei pensionierte Herren Lehrer in der Synagoge anwesend,
wovon der eine bis nach Tachnu vorbetete, während der andere Herr
das Toravorlesen und das Schlussgebet verrichtete.
Ob die Nichtanwesenheit der beiden Herren mit einem gestern Abend
stattgefundenen Balle, oder mit sonst etwas zusammenhängt, ließ sich
nicht feststellen, da die anwesenden Gemeindemitglieder keine Mitteilung
erhielten. Ein Indifferentismus in religiösen Sachen, wie er hier
existiert, ist nirgends anzutreffen. Wolle man die Missstände, die in
religiöser Beziehung dahier herrschen, alle aufzählen, so bedürfte man
dazu bedeutend mehr Raum, als im 'Israelit' zu Verfügung
steht." |
Ausschreibung
der Stelle eines Schochet und Religionslehrers (1895)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Oktober 1895:
"Die Stelle eines
Schochets und Religionslehrers
ist in hiesiger Gemeinde sofort zu besetzen. Das Einkommen beträgt Mark
2.000.- nebst freier Dienstwohnung. Bewerber, welche befähigt sind, auch
Aushilfe im Kantoratsdienste zu leisten, wollen ihre Gesuche mit
den nötigen Zeugnissen belegt, umgehend an die unterfertigte Verwaltung
einsenden. Israelitische Kultusverwaltung Augsburg."
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50.
Geburtstag von Oberkantor Wilhelm Heimann (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. Juli 1928: "Aus der Gemeinde Augsburg. Augsburg.
Am 1. August begeht Herr Oberkantor Wilhelm Heimann im Kreise seiner
Familie den fünfzigsten Geburtstag. Um der Bescheidenheit des schlichten
Mannes nicht nahe zu treten, muss es dem Schreiber dieser Zeilen versagt
bleiben, vom Menschen Heimann hier zu berichten. Ein Urteil hierüber
bleibe der großen Schar der ihm nahestehenden Freunde und Bekannten
vorbehalten. Die Gemeinde Augsburg hat einen glücklichen Gruff getan, als
sie für ihre neu erbaute imposante Synagoge eine weitere Kraft in
Oberkantor Heimann erwarb. Sie schützt in ihm nicht nur den
gottbegnadeten Sänger, sondern auch den würdigen Interpreten ihrer
Gefühle, Wünsche und Bitten beim öffentlichen Gebet, und die Kenner
sind sich noch nicht schlüssig darüber, ob sie dem herrlichen
Stimmmaterial oder dem kunstvollendeten Vortrag, dem Singen oder dem
'Sagen', dem Oberkantor oder dem Schliach Zibbur den Preis zuerkennen
müssen. Man muss schon weit nach dem Osten, dem Reservoir unserer
Größten auf dem Gebiete des Chasonus, greifen, um diesen Schmelz der
Stimme, diese Wärme und Innigkeit des Vortrags zu erleben, die die Hörer
in ihren Banne ziehen und zur Andacht zwingen. Möge der Jubilar noch
lange in Gesundheit und Glück uns erhalten bleiben." |
Zum
Israelitischen Religionsunterricht in Augsburg (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. April 1930: |
Zum
Tod von Samuel Steinfeld,
Oberkantor in Augsburg seit 1895 (1933)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1933: "Samuel Steinfeld - er ruhe in Frieden -.
Am 13. März (1933) verschied unser lieber Freund und Kollege, der wegen
seiner hohen geistigen Qualitäten und seiner Friedensliebe allgemein
geschätzte Oberkantor und Lehrer i.R. Samuel Steinfeld.
Samuel Steinfeld seligen Andenkens war am 6. Juli 1863 in Josbach
in Hessen geboren. Seine Ausbildung empfing er im Lehrerseminar in Köln
und genoss dann die Freuden und Leiden des jungen Lehrers in den Gemeinden
Meckenheim, Gailingen und Sinsheim
(Baden). Hier schloss er den Bund der Ehe mit einer
gleichhochstrebenden Frau. Aus der überaus glücklichen Ehe entsprossen
sieben Kinder.
Im Jahre 1890 wurde der Verblichene als zweiter Kantor nach Karlsruhe
berufen. Hier war ihm die Möglichkeit gegeben, auf dem Konservatorium
seinen sonoren Bariton schulen zu lassen, und es ist sicherlich dieser
ausgezeichneten Stimmbildung mit zuzuschreiben, dass der Sänger bis zum
Lebensende bewundernswert durchhalten konnte.
1895 wurde ihm von der Kultusgemeinde Augsburg unter 60 Bewerbern
die Stelle eines 1. Kantors und Lehrers übertragen. Er waltete hier bis
zur Erreichung der Altersgrenze in segensreichster Weise, im Nebenamt auch
als Schofarbläser, gewissenhafter Mohel und zuverlässiger Verwalter der
Armenkasse.
Dem gab am Tage der Beerdigung, die unter großer Anteilnahme der
Gesamtgemeinde in ehrenvollster Weise sich vollzog, Herr Bezirksrabbiner
Dr. Jakob, in tief gefühlten Worten Ausdruck. Unter ehrenden Worten
sprach sodann der erste Vorsitzende des Vorstandes, Herr Justizrat Dr. Strauß,
dem pflichttreuen Beamten den Dank und die Anerkennung der Verwaltung und
der Gesamtgemeinde aus und schloss mit der Versicherung, dass man hier
seiner stets in Ehren gedenken werde. Feierlich umrahmt waren die beiden
Nachrufe durch ein Quartett 'Enoch' von Lewandovsky und durch das 'El
mole Rachamim', tief empfunden und künstlerisch vollendet gesungen
vom Ortskollegen, Herrn Oberkantor Heimann.
Nach der Beerdigung gab im Trauerhause der langjährige Amtsgenosse Dr. E.
Fränkl in einem 'Lernen' der großen Trauer des engeren Freundeskreises
Ausdruck und versprach im Namen und im Auftrage der Standesorganisationen
(Jüdischer Lehrerverein für Bayern, Bezirkskonferenz Schwaben und
Allgemeiner deutscher Kantorenverband) dem treuen Kollegen Treue um Treue.
Möge von jedermann Gottesverehrung und Menschenliebe in gleicher
Vorbildlichkeit geübt werden! (hebräisch und deutsch:) 'Möge unser Ende
dem seinen gleichen!' Dr. E.F." |
Danksagung nach dem Tod des Bruders von Oberkantor Wilhelm Heimann
(1935)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April
1935: "Statt Karten.
Für die uns anlässlich des Heimganges unseres teuren Bruders und Schwagers
bekundete herzliche Anteilnahme sprechen wir hierdurch unseren innigsten
Dank aus.
Oberkantor Wilhelm Heimann und Frau. Augsburg im März
1935." |
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Anmerkungen zu Oberkantor
Wilhelm Heimann und seine Frau Johanna geb. Berg: Wilhelm Heimann
ist 1878 in Schwersens geboren und war zunächst Oberkantor in Bromberg,
von 1917 bis 1939 in Augsburg. Seine Frau Johanna geb. Berg ist
1885 geboren als Tochter von Louis Berg (Kaufhausinhaber in
Samotschin, Posen) und der Natalie geb. Sina. Die Eltern Louis und
Natalie Berg sind 1933 zur Familie ihrer Tochter nach Augsburg gezogen, wo
Louis Berg am 13. Mai 1935 verstorben ist, Natalie am 20. Februar 1939.
Das Grab auf dem Friedhof ist erhalten. |
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Das Kaufhaus von Louis
Berg
in Samotschin |
Grab von Louis und Natalie
Berg
im Augsburger jüdischen Friedhof 1963 |
Grab und Grabstein
für Louis und Natalie Berg im Augsburger jüdischen Friedhof 2015
mit der Gedenktafel für Angehörige der Familie, die in der Shoa
umgekommen sind. |
Eingestellt ist ein
Familienblatt von Rolf Hofmann: Family
Sheet Louis Berg of Samter (Posen) + Samotschin + Breslau + Augsburg
(pdf-Datei, hier auch weitere Informationen zu Oberkantor Wilhelm Heimann
und Familie) |
40-jähriges
Ortsjubiläum von Lehrer Dr. Ernst Fränkl (1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. Februar 1936: "Dr. Ernst Fränkl 40 Jahre Lehrer in
Augsburg.
Am 1. Februar war es unserem lieben Freunde Dr. Ernst Fränkl vergönnt,
sein 40-jähriges Dienstjubiläum als Lehrer in Augsburg zu feiern. Für
Dr. Fränkl war diese Dienstzeit eine Zeit des Erfolges, errungen durch
eigene Kraft; es waren Jahre des Aufstieges, erreicht durch
unaufhörliche, ernsteste Arbeit an sich. Der Jubilar hat allen Grund, mit
innerer Befriedigung auf sein Werk zurückzublicken; denn seine Arbeit war
nicht vergebens. Nicht nur Wissen vermittelte er seinen Schülern, sondern
er verstand es auch, religiöses Gefühl bei ihnen zu erwecken, weil er
selbst von aufrichtiger Religiosität erfüllt ist. Als guten Lehrer ist
ihm auch die Macht des Beispiels bekannt und so wirkt er durch gutes
Beispiel, durch Unermüdlichkeit, durch Pflichttreue und durch
vorbildliche Berufsauffassung auf Schüler und Erwachsene gleichmäßig
stark und anhaltend ein.
Wer so wirken kann, wie es dem Jubilar vergönnte ist, der ist ein wahrer
Lehrer. Dr. Fränkl hat offenbar die Grundbedingungen zu seinem Beruf als
Lehrer und Erzieher in die Wiege gelegt bekommen. Sein seliger Großvater
Aron Fränkl war, wie Kollege Rose in Altenstadt in seiner 1931 erschienen
Schrift 'geschichtliches der Israelitischen Kultusgemeinde Altenstadt'
nachweist, der erste vorschriftsmäßig vorgebildete Volksschullehrer der
israelitischen Volksschule in Altenstadt (laut Urkunde vom 11.10.1929
über die feierliche Installation des Lehrers Aron Fränkl an der
deutschen Judenschule zu Altenstadt durch das Distriktsschulinspektorat
Illertissen 'nach allerhöchster Verordnung'). 'Unser erster Sohn muss
Lehrer werden', das war der Lieblingswunsch des Vaters unseres Jubilars.
So durfte dieser den für seine seelische Einstellung allein zu voller
Beglückung führenden Lebensweg
beschreiten.
Dr. Ernst Fränkl wurde am 4. August 1874 in Altenstadt
geboren; nach dem Besuch der Talmud-Toraschule in Burgpreppach,
war er 1890-1893 in der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg,
die er 1893 mit gutem Erfolge absolvierte. Von 1893-1896 amtierte er in Georgensgmünd
und seit 1. Februar 1896 ununterbrochen in Augsburg. Im Jahre 1897 legte
er die Anstellungsprüfung in Augsburg ab, unterzog sich 1901-1904
philosophischen Studien in Augsburg, München, Zürich und Bern und
promovierte mit magna cum laude in Bern auf Grund der Dissertation: 'Über
Vorstellungselemente und Aufmerksamkeit, ein Beitrag zur experimentellen
Psychologie' (254 Seiten).
Im Jahre 1907 erhielt er die goldene Fortschrittsmedaille auf der
Ausstellung 'Das Kind', Wien, für hervorragende Leistungen auf
psychologischem Gebiete. Im Jahre 1929 wurde der jüdische Religionslehrer
Dr. Ernst Fränkl vom Rektor eines protestantischen Gymnasiums in Augsburg
während seines Urlaubs als Rektoratsvertretung
bestellt.
Dr. Ernst Fränkl nahm auch stets regen Anteil an der Arbeit unseres
Lehrervereins. Es bedeutete daher nur eine Anerkennung dieser Tatsache,
wenn ihn die Vereinsleitung anlässlich der 50-jährigen Jubiläumstagung
des Vereins zum Festredner bestimmte. Seit 1933 ist Freund Fränkl auch
Obmann unserer Schwäbischen Bezirkskonferenz.
So hat denn der Jubilar seine Arbeitskraft nicht nur seiner Gemeinde
geweiht, sondern er hat darüber hinaus treue Mitarbeit an vielen
gemeinnützigen Bestrebungen geleistet und überall befruchtend und
anregend gewirkt. Darum nehmen an seinem Jubelfeste nicht nur die
Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg teil, sondern auch
vor allem seine Berufsgenossen in Stadt und Land. Wir wünschen dem
Jubilar weiterhin gesunden Optimismus und Befriedigung in seinem Beruf und
seiner Arbeit." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
15
Jahre vor Erlaubnis einer Ansiedlung: Jüdische Kaufleute aus Buchau
feiern ein Festmahl zum 25. Jubiläumsfest des (württembergischen) Königs
(1841)
Anmerkung: 1841 war das 25-jährige Thronjubiläum von König Wilhelm I. von
Württemberg zu feiern.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Oktober 1841:
"Augsburg, 29. September (1841). Es ist bemerkenswert, und ein
Zeichen der Zeit, wie die Israeliten Deutschlands keine Gelegenheit
vorübergehen lassen, an den freudigen Ereignissen des Vaterlandes ihre
ungeheuchelte Teilnahme zu erkennen zu geben. Als am 29. September
israelitische Kaufleute aus Buchau am
Federsee zufällig in Augsburg zur Messe sein mussten, feierten sie,
20 an der Zahl, das 25. Jubiläumsfest ihres Königs, durch ein
Festmahl." |
Augsburger
Bürger sind gegen eine weitere Aufnahme von Juden in der Stadt (1856)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November
1856: "München, 8. November (1856). In Augsburg hat eine
Anzahl Bürger aus dem Umstande, dass mehrere Israeliten neuerlich um
Aufnahme und Konzessionierung als Großhändler nachgesucht haben und
diese Gesuche vom Magistrate begutachtet worden sind, Anlass genommen,
eine Anti-Juden-Adresse an die Königliche Regierung zu richten.
Der Schluss der Adresse lautet, nach dem Augsburger Anzeigenblatt: 'Wir
unterzeichnete Bürger Augsburgs erlauben uns die untertänigste Bitte,
dass den bemerkten Gesuchen die Zustimmung hoher Stelle versagt und
dadurch die Stadt Augsburg vor den Fortschritten einer Gefahr bewahrt und
gesichert werde, welche den größten und dringendsten beigezählt werden
darf, wie sie jemals bestanden hat.' -
(Was hat Augsburg von den Juden, denen es stets feindlich gesinnt war, zu
fürchten? Etwa, dass sie ihm aus dem langen Verfall seines einst so
blühenden Handels aufhelfen? Redaktion der Allgemeinen Zeitung des
Judentums.)" |
Erlaubnis zur Bildung einer Kultusgemeinde (1861)
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juli 1861:
"Augsburg, 3. Juli (1861). Die in hiesiger Gemeinde ansässigen
Israeliten haben vom Ministerium die Erlaubnis zur Bildung eines
Kultusgemeinde erhalten." |
Ein
Grundstück zur Anlage eines Friedhofes wird von der Stadt zur Verfügung
gestellt (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1867: |
50 Jahre Wiederaufnahme von Juden in Augsburg
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 2. November 1906: |
Verschiedene Mitteilungen, den ausgebrochenen Krieg betreffend (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. September 1914: "Augsburg, 18. September (1914).
Die hiesige Kultusgemeinde beteiligt sich in hervorragender Weise
am allgemeinen Liebeswerk, einmal durch namhafte Beiträge für
Kriegsfürsorge und Rotes Kreuz, dann aber auch durch persönliches
Mitwirken einer großen Anzahl Damen und Herren in den verschiedensten
Zweigen der Liebestätigkeit. Der zum Schutze der Stadt errichteten
Bürgerwehr sind 30 jüdische Mitbürger beigetreten, um auf diese Weise
der Stadt und dem Vaterland zu dienen. Erhebend waren die Ansprachen
unseres verehrten Rabbiners Herrn Dr. Grünfeld bei zwei
Bittgottesdiensten und anlässlich der Vereinigung unserer jungen
Soldaten, von denen 45 unser Gotteshaus mit füllen halfen. Leider muss
schon ein recht herber Verlust berichtet werden. Als erstes Kind unserer
Gemeinde ist Herr Rechtspraktikant Fritz Bissinger auf dem Felde
der Ehre gefallen. Allgemeine und aufrichtige Teilnahme wendet sich seinen
Angehörigen zu um den Verlust dieses prächtigen jungen Mannes, der zu
den schönsten Hoffnungen berechtigte. Er ruhe in
Frieden."
|
Einweihung
eines Gefallenendenkmals auf dem Israelitischen Friedhof (1920)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. August
1920: "Augsburg, 1. August (1920). Am Freitag, den
30. Juli (1920), wurde auf dem hiesigen
Israelitischen Friedhof in der Haunstetter Straße dem
Gemeindevorstand das Denkmal übergeben, welches zu Ehren der im
Kriege gefallenen Augsburger israelitischen Mitbürger von der
Gemeinde erstellt worden ist. Durch Herrn Architekt Julius Th.
Schweighart ist in sehr glücklicher Form die Anordnung getroffen
worden, dass auf dem Friedhof selbst gewissermaßen ein
Kriegerehrenfriedhof geschaffen wurde. Die Grabstätten der nach der
Heimat übergeführten Gefallenen, die in einer Ehrenreihe hier ihre
letzte Ruhe gefunden haben, wurden räumlich durch eine Hecke in einen
kleinen stimmungsvollen Innenhof zusammengefasst. In diesem fand auch das
Denkmal zu Ehren der sämtlichen 24 gefallenen Gemeindemitglieder
Aufstellung. Zwei kräftige Steinpfeiler bilden die Zugangspforte zu der
Anlage. Diese ist einheitlich aus Tuffstein hergestellt, nur die
Gedenktafeln sind aus Treuchtlinger Marmor. Der bildhauerische Schmuck ist
von Herrn Prof. Kindler (München), die Ausführung erfolgte durch Steinmetzmeister
Brenner in Göggingen, die Bronzeschrift stammt aus den Werkstätten
des bekannten Augsburger Meisters Rehle. Die Leitung der
Ausführung oblag unserem Augsburger Architekten Herrn Julius Th.
Schweighart. Durch eine einfach Gedenkfeier wurde das Denkmal seiner
Bestimmung übergeben. Es kann in seiner Schlichtheit als
Segenswürdigkeit Augsburgs bezeichnet werden." |
Neubelebung
des jüdischen Jugendvereins (1928)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
28. September 1928: "Augsburg (Neubelebung des jüdischen
Jugendvereins). Der jüdische Jugendverein Augsburg hat nach
mehrjähriger Pause seine Tätigkeit wieder aufgenommen. Der Verein hat es
sich zur Aufgabe gemacht, unter der jüdischen Jugend Augsburgs das Wissen
über jüdische Probleme und Persönlichkeiten zu fördern, um dadurch
charaktervolle Juden und aufrechte Menschen heranzubilden. In Verfolg
dieser Bestrebungen ist für das kommende Winterhalbjahr zunächst ein
Vortragszyklus geplant, der die Mitglieder mit den verschiedenen
politischen Richtungen im jungen deutschen Judentum vertraut machen soll.
(Es sind vorgesehen Vorträge von Landgerichtsrat Dr. Erich Hirschberg,
Oppeln, über: Die junge Generation im Centralverein, von Dr. Herbert
Förder, Berlin, über: Die junge Generation im Zionismus, von Rabbiner
Dr. Rülf, Bamberg, über: Idee und Arbeit des Verbandes der jüdischen
Jugendvereine Deutschlands.) Anschließend an diese Vorträge sollen
jeweils Ausspracheabende stattfinden, um Gelegenheit zum Austausch der
Meinungen zu bieten. Außerdem sind auch noch Vorträge vorgesehen, die an
Hand der Biographie bedeutender jüdischer Persönlichkeiten Einblicke in
das Werden und Wirken eines großen Menschen gewähren und gleichzeitig
die von solchen Persönlichkeiten ausgehenden geistesgeschichtlichen
Strömungen der Gegenwart berücksichtigen sollen.
Am 2. September fand die Eröffnungsfeier in Gestalt einer Morgenfeier
statt. Rabbiner Dr. Max Wiener - Berlin sprach über: 'Jüdische
Jugend und deutsches Judentum'. Die Jugend ist nicht zur Zeit der
Vorbereitung, sondern etwas in sich Abgeschlossenes. Sie hat eine ganz
andere Zweckhaftigkeit als die Alten: Sie gibt sich einen Zweck hin, der
nicht unmittelbar nötig ist, ist also ideal; der Sinn des Lebens kann
aber nur ideal sein. Die jüdischen Parteien haben zwar ideale Zwecke auf
ihre Fahnen geschrieben, aber ihre Parteigänger sehen in ihnen nur eine
Art Interessenverband. Wie viele heute nennen sich liberal, die nicht mehr
tun als dass sie die Riten nicht halten! Das ist eher Orthodoxie gemildert
durch große Bequemlichkeit. Das Große am Judentum ist, was die Alten
seine Seele genannt haben: seine Tatkraft. Sie kommt schon am 1.
Satz der Bibel zum Ausdruck: 'Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.' Kein
anderes Volk hat einen derartigen Satz geprägt, der einen so ungeheueren,
jede Vernunft übersteigenden Gedanken enthält. Die Gefahr für die
Orthodoxie ist die einer allmählichen Mechanisierung, die Gefahr für den
Liberalismus: Die Ungewissheit darüber, was erhalten werden soll. Nötig
ist auf jeden Fall, uns mit dem jüdischen Schicksal verwoben zu wissen,
die Vergangenheit und die jüdische Gemeinschaft zu bejahen. Es gibt ein
Judentum schlechthin, nicht zerspalten in politische und religiöse
Richtungen. Eine Versündigung gegen die Gedanken ist es aber, wenn wir
uns den Ostjuden verschließen, die wir ihnen vielleicht nur 2-3
Generationen voraus sind. Der Redner bezeichnete es als Aufgabe der
Jugend, den verschiedenen Problemen gegenüber sich nicht zu
verschließen. In einem Punkt sei die Jugend allerdings Vorbereitungszeit,
in dem des Lernens. Wissen und Lernen genüge zwar noch nicht, aber ohne
dies geht es überhaupt nicht.
Wir wollen hoffen, dass der Vortrag seinen Zweck, das Interesse an
jüdischen Dingen zu haben, erreicht hat." |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 2. Oktober 1928: |
Haushaltsplan
der Israelitischen Kultusgemeinde (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. April 1930: |
Mitgliederversammlung
des Israelitischen Frauenvereins (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. Mai 1929: |
Aus
dem jüdischen Gemeindeleben (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Dezember 1930: |
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Haushaltsplan
der Israelitischen Kultusgemeinde (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Februar 1931: |
Aus
dem jüdischen Gemeindeleben (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Mai 1931: |
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Bericht aus dem Gemeindeleben (März
1934)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1934: |
Über die Arbeit des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten (1934)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1934: "" |
Bericht aus dem Gemeindeleben (Mai 1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1935: |
Bericht aus dem Gemeindeleben (Juni
1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1935: |
Verbot
der Stadtverwaltung für die Benutzung der städtischen Bäder durch jüdische
Einwohner (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
25. Juli 1935: |
Die
Zahl der Gemeindeglieder geht zurück (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
27. August 1936: "Augsburg. Die Israelitische Kultusgemeinde Augsburg,
die im Jahre 1925 noch 1203, 1933 noch 1030 Seelen umfasste, hat sich
jetzt auf ca. 800 Personen vermindert. Im ersten Halbjahr 1936 sind keine
Geburten erfolgt. Es gab zwei Eheschließungen und fünf Todesfälle
sowie einen Austritt aus der Gemeinde." |
Aus
dem jüdischen Gemeindeleben (im November 1936)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Dezember 1936: |
Rückgang der Zahl der Gemeindeglieder (1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
18. März 1937: |
Umzug der Chaluzim
(1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. August 1937: |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Bericht
über jüdische Konsularbeamte in Bayern, darunter Max Obermayer in Augsburg
(1880)
Anmerkung: aus Augsburg wird Konsul Max Obermayer (sowohl für die
Vereinigten Staaten von Amerika wie auch für die Argentinische Republik)
genannt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. Januar 1880: "Fürth, 1. Januar (1880). Dieser Tage
starb im Alter von 93 1/2 Jahren Herr Joel Zirndorfer, Vater des
langjährigen begabten Mitarbeiters der Allgemeinen Zeitung des Judentums,
früheren Direktors des Seminars in Münster und jetzigen Rabbiners in
Detroit in Amerika, Herrn Dr. H. Zirndorfer. Der Verblichene war bis auf
die letzten Jahre körperlich und geistig rüstig und das älteste
Mitglied der hiesigen jüdischen Gemeinde.
Das bayerische Justizministerium hat ein Verzeichnis der sämtlichen,
im Königreich funktionierenden auswärtigen Konsularbeamten nach dem
Stande vom Monat Dezember 1879 veröffentlicht. Unter den Beamten zählen
folgende Glaubensgenossen: Für die Vereinigten Staaten von Amerika: in
Augsburg Herr Max Obermayer, Konsularagent; für die Argentinische Republik:
in Augsburg Herr Max Obermayer, Konsul; für Belgien: in München Herr
M. S. Hirsch, Konsul; in Nürnberg Herr Sigmund Neumark, Konsul; für
Frankreich: in Fürth Herr Isaac Offenbacher, Konsularagent; für
Portugal: in Nürnberg Herr Anton Buchmann, Konsul; für Sachsen: in
München Herr Maximilian Wilmersdörffer, Konsul; für Schweden und
Norwegen: in Nürnberg Herr Bernhard Lang, Konsul; für Württemberg: in
München Herr Joseph Freiherr von Hirsch, Konsul. Das Verzeichnis kann auf
Vollständigkeit insofern keinen Anspruch machen, als die Konfession der
außerhalb Bayerns wohnenden Konsularbeamten dem Schreiber dies nicht
bekannt ist und unter diesen noch mancher Israelit sich befinden könnte.
Ohne diese Annahme sind im Ganzen unter 28 Konsularbeamten, die
gegenwärtig funktionieren, 9 Konsularbeamte jüdischer Konfession, ein
sichtlicher Beweis von der hervorragenden Stellung der bayrischen
Israeliten in intellektueller Beziehung. Der Konsul S. Neumark in
Nürnberg erhielt dieser Tage von Seiner Hoheit dem Herzoge von
Sachsen-Coburg und Gotha das Prädikat
'Kommerzienrat'." |
Bei einem Unwetter
verunglücken Fabrikant Landauer und sein Schwiegervater
Jacob Wolff (1891)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. Juli 1891: "Augsburg, 27. Juni (1891). Ein
beklagenswerter Unglücksfall hat hier große Trauer hervorgerufen.
Es war gegen 7 Uhr abends, als ein Gewitter ausbrach, das nur kurze Zeit
währte, aber eine große Heftigkeit entwickelte und von einem wütenden
Orkan begleitet war. In den Anlagen der Stadt hat dieser vielen Schaden
angerichtet; das schlimmste Unheil verursachte er in denjenigen am
Gesundbrunnen. Dort hatten sich - einer alten Unvorsichtigkeit folgend -
zwei Herren zum Schutz gegen den Regen unter einen starken Baum gestellt.
Der eine war der hiesige Fabrikant Landauer, Inhaber der
mechanischen Weberei in der Vorstand Oberhausen, der andere sein
Schwiegervater Herr Jacob Wolff aus Frankfurt am Main, ein Mann von
72 Jahren, der bei ihm zu Besuch weilt. Plötzlich wurde der Baum von
einem besonders heftigen Windstoß gefasst und brach krachend um, mit
solcher Schnelligkeit, dass die beiden Herren sich nicht mehr retten
konnten. Der Baum traf die unten Stehenden, zerschmetterte Herrn Landauer
beide Beine und traf den greisen Herrn Wolff so unglücklich, dass er auf
der Stelle verstarb. In Folge telegraphischer Nachricht eilte einer der
Söhne des Verstorbenen, Herr Dr. A. Wolff aus Berlin herbei, welcher die
Leiche nach Darmstadt zur Beisetzung in der Familiengruft geleitete. Herr
Landauer liegt noch schwer verletzt danieder." |
Zum
Tod des Bankiers und langjährigen Gemeindevorstehers S. Rosenbusch (1895)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Mai
1895: "Augsburg, 21. Mai (1895). Der Begründer des
gleichnamigen Bankhauses, Herr S. Rosenbusch, wurde heute hier zu
Grabe getragen. Die angesehensten Bürger unserer Stadt und der größte
Teil der israelitischen Kultusgemeinde gaben ihm das letzte Geleite. Herr
Dr. Groß schilderte in überaus warmen Worten, wie der Verstorbene einer
der Begründer der hiesigen Gemeinde und viele Jahre hindurch ihr erster
Vorstand war, der mit Geschick und Verständnis seines Amtes waltete, wie
ihn auch die Stadtgemeinde durch Verleihung von Ehrenämtern auszeichnete,
wie er, hilfreich und gut, immer bereit war, Not zu lindern, und wie
endlich die Söhne das gemeinnützige Wirken des Vaters fortsetzen. Das
edle Wirken des Verstorbenen verdient auch in diesem Blatte als Muster
gerühmt zu werden." |
Zum
Tod des königlichen Notars, Justizrat Jacob Rosendahl (1897)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. Januar 1897: "Augsburg, 8. Januar (1897). Am 27.
vorigen Monats ist hier der Justizrat Jac. Rosendahl, königlicher
Notar, gestorben. Der Verstorbene entstammte einer alten religiösen
Familie in München, er war ein selten braver Sohn, Gatte und Bruder und
pflichtgetreuer Beamter, wie es auch Herr Rabbiner Dr. Groß in
Augsburg und der Vorstand der Notariatskammer bei der Beerdigung
hervorhoben. Der Heimgegangene verdiente es auch nach jeder Richtung hin.
Nachdem er die Universität besucht und bei Anwälten und Notaren die
Praxis durchgemacht hatte, war er eine Reihe von Jahren accessorisch beim
königlichen Stadtgerichte zu München und mehrere Jahre im
Gesetzgebungs-Ausschuss der Kammer der Abgeordneten, immer auf seine
Anstellung als Richter wartend. Als treuer Jude konnte er sie nicht
erreichen, was ihm vom Justizminister ziemlich deutlich gesagt wurde, der
ihm als Ersatz die Ernennung zum Notar in Donauwörth angeboten. Er nahm
dann nolens volens das Notariat an und wurde vor ca. 20 Jahren nach
Augsburg berufen, woselbst er durch seine Tätigkeit, Rechtlichkeit und
Leutseligkeit im Verlaufe der Jahre eine sehr große Praxis bekam; in die
Notariatskammer gewählt wurde er ferner schon vor ca. fünf Jahren,
während seine Tüchtigkeit und sein lauterer Charakter durch den Titel
Justizrat bestätigt wurden. Nun ruht er in ewigem Frieden. Ehre seinem
Andenken!" |
Zum Tod der Bankierswitwe Jeanette Rosenbusch
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1902:
"Augsburg, Ende Dezember (1901). Am Mittwoch, den 25.
Dezember, wurde dahier eine wahrhaft edle und tugendreiche Frau zur
letzten Ruhe bestattet, die Bankierswitwe Frau Jeanette Rosenbusch,
eine Frau, deren ganzes Leben und Wirken das herrlichste Abbild eines
bewundernswert reinen Charakters darstellt. Der Grab ihrer einfachen
Bescheidenheit ist wohl mit der Tatsache am besten bezeichnet, dass auf
letztwillige Verfügung hin jedes Lob in dem ihr gewidmeten Nachruf
unterbleiben musste. 'Doch', führte Herr Distriktsrabbiner Dr. Groß in
warm empfundenen und zu Herzen gehenden Worten aus, 'bedarf es an und für
sich am Sarge einer solch' edlen Frau keiner großen Lobeshymne, sie hat
sich durch ihre Taten selbst das schönste Denkmal gesetzt!' Welch'
seltene Frauengestalt mit Frau Jeanette Rosenbusch aus dieser Welt
geschieden, ist wohl augenscheinlich damit dargetan, dass drei Orden auf
dem Sarge sichtbar waren. Die edle Verblichene war ausgezeichnet worden im
Jahre 1872 mit der Kriegsdenkmünze von 1870-71 für Nichtkombattanten,
im Jahre 1896 mit dem Orden vom Roten Kreuze 3. Klasse und im Jahre 1899
mit der Kaiser Wilhelm-Medaille.
In dem großen Trauergefolge bemerkten wir die beiden Herren
Bürgermeister unserer Stadt mit verschiedenen Herren des
Gemeindekollegiums, Herrn Oberregierungsrat Schmid u.a.
'Möge die treue Dahingeschiedene vor dem Throne des Höchsten Entgelt
finden für all das Gute, das sie geübt und für all' die Liebe, die sie
betätigt'' Sie wird aber auch hier fortleben, nicht nur im Herzen ihrer
sie wahrhaft verehrenden Kinder und Verwandten, nein - es ist ihr auch das
ehrendste Andenken gesichert in den vielen Herzen derer, die ihren
vornehmen Charakter bewunderten. Sie ruhe in Frieden! F." |
80. Geburtstag von Fabrikant Oswald Binswanger (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1902: "Augsburg,
9. Februar (1902). (hebräisch und deutsch:) 'Unsere Lebenszeit währt
70 Jahre, wenn es hoch kommt 80.' (Psalm 90, Vers 10). Am vergangenen Heiligen
Schabbat war dem allgemein beliebten und hoch geehrten Mitglied
unserer Gemeinde, Herrn Fabrikanten Oswald Binswanger, durch Gottes Gnade
das hohe Glück beschieden, in seltener körperlicher und geistiger
Frische seinen 80. Geburtstag feiern zu können. Von allen Seiten wurden
dem Herrn Jubilar die ehrendsten Beweise treuer Verehrung und Liebe
gebracht, und wenn an dieser Stelle im besonderen des leutseligen und
bescheidenen Herrn gedacht wird, so geschieht dies deshalb, weil er die
Worte seines Gottes: (hebräisch und deutsch:) 'Andere sehen
ihren Gott in Wagen, wieder andere auf Rossen; wir aber - im Namen 'Gott'
gedenken wir unseres Gottes' (Psalm 20, Vers 8) - bis zur Stunde auf
das genaueste und sorgfältigste erfüllt. Denn die religiöse Pflicht
(hebräisch und deutsch:) der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes,
wird von dem Herrn Jubilar in geradezu musterhafter Weise betätigt. So
leuchten also in der Krone seines ausgezeichneten Charakters der
tief-religiöse Sinn, die treue Gottesfurcht und edle Menschenliebe als
glänzende und strahlende Perlen mächtig hervor. Mögen die zahlreichen heißen
Wünsche für die Gesundheit und das weitere Wohlergehen des heute noch
unermüdlichen und arbeitslustigen Herrn Jubilars durch den gütigen
Weltenlenker in Erfüllung gebracht werden, auf dass ihm bis 100 Jahre
der denkbar schönste Lebensabend beschieden ist, getreu dem Worte des
Psalmisten (hebräisch und deutsch:) 'Der Herr hütet Alle, die ihn
lieben!' F." |
Diamantene
Hochzeit des Elias Veit'schen Ehepaares (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. Oktober 1902: "Das Elias Veit'sche Ehepaar in Augsburg,
das am 17. August seine Diamantshochzeit feierte (vgl. Nr. 70 der
'Israelit' unter Augsburg"). |
Goldene Hochzeit von Heinrich Feist und Fanny geb. Obermeier
(1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 19. Juni 1903: "Augsburg, 9. Juni (1903). Das Fest der
goldenen Hochzeit feierten gestern die Rentierseheleute Heinrich und
Fanny Feist geb. Obermeier, in körperlicher und geistiger Rüstigkeit.
Aus diesem Anlass lief aus Bekanntenkreisen eine Unzahl von Gratulationen
und Blumenspenden bei dem Jubelpaar ein. An dem Gratulationsakt beteiligt
sich auch die Vorstandschaft der israelitischen Kultusgemeinde,
deren Vorstandsmitglied der Jubilar viele Jahre war. Er war ferner 26
Jahre lang Teilhaber der Firma Gebrüder Feist & M. Goetz bis zu
seinem Übertritt ins Privatleben. Die Jubilarin ist in der Vorstandschaft
des israelitischen Frauenvereins seit dessen
Gründung." |
25-jähriges Jubiläum von
Justizrat Ludwig Bauer als Vorstand
der Gemeinde (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 16. Juni 1905: "Augsburg. Am 7. Juni (1905) beging Herr
Justizrat Ludwig Bauer sein 25-jähriges Jubiläum als erster Vorstand der
hiesigen israelitischen Kultusgemeinde. Der sich eines hohen Ansehens und
allgemeiner Beliebtheit erfreuende Jubilar hatte sich in Rücksicht auf
den vor kurzem erfolgten Tod seines Bruders, des bekannten Wiener
Bankdirektors, jede Ehrung verbeten." |
Erster
Preis für Fritz Landauer an der Technischen Hochschule in München (1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Dezember
1906: "München. Bei den Preisbewerbungen der Technischen
Hochschule in München errangen 2 Juden erste Preise. Nämlich der
Lehramtskandidat Siegfried Rothenberg aus Nürnberg und der Student
Fritz Landauer aus Augsburg." |
Zum Tod
von Dr. Ludwig Kahn (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 7. Juni 1907: "München. Der praktische Arzt Dr. Ludwig
Kahn aus Augsburg, der aus der psychiatrischen Klinik entfloh, wurde
bei Trudering auf dem Geleise als Leiche aufgefunden." |
60.
Geburtstag und 30-jähriges Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Justizrat
Ludwig Bauer
(1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1910:
"Am 5. Februar feierte Herr Justizrat Bauer in Augsburg seinen
60. Geburtstag und gleichzeitig sein 30-jähriges Jubiläum als erster
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde in Augsburg. Dem Jubilar wurden
durch eine Deputation der Gemeindevertretung Glückwünsche ausgesprochen,
eine Adresse überreicht und eine goldene Ehrenmedaille, die zum erstenmal
für diesen Zweck geprägt wurde, ausgehändigt. Die Gemahlin des
Gefeierten wurde durch ein Blumenarrangement geehrt." |
Zum Tod
von Oswald Binswanger (1911)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Januar 1911:
"In Augsburg ist der Privatier Herr Oswald Binswanger
im Alter von 89 Jahren gestorben. Der Dahingeschiedene war ein treuer Sohn
seines Glaubens und genoss hohes Ansehen bei allen, die ihn kannten. Die
Armen und Bedrängten, ohne Unterschied der Konfession, verlieren in ihm
einen großen Wohltäter." |
Die
Witwe von Kommerzienrat Heinrich Landauer errichtet eine Wohltätigkeitsstiftung
(1917)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. März 1917:
"Die Witwe des Kommerzienrats Heinrich Landauer in Augsburg
hat auf Wunsch ihres verstorbenen Mannes dem Stadtmagistrat den Betrag von
30.000 Mark zur Errichtung eines Wohltätigkeitsstiftung übergeben: die
Renten sollen für würdige nichtkonskribierte Arme ohne Unterschied der
Konfession und des Geschlechts verwendet werden. Außerdem hat Landauer
einer größeren Zahl von Wohltätigkeitsvereinen und -anstalten Legate im
Gesamtbetrage von 5.300 Mark ausgeworfen." |
Todesanzeige
für Hermann Köster (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 1. Mai 1924: "Am 22. April entschlief sanft mein lieber Mann,
unser guter Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Hermann Köster im 65. Lebensjahre.
Saarbrücken, Augsburg, den 25. April 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Betty Köster geb. Schönberg Paul Köster Elfriede Jüngster
geb. Köster Hugo Jüngster". |
Zum
Tod von Kommerzienrat Hugo Landauer (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. April 1929: "Aus der Gemeinde Augsburg. Hugo Landauer.
Die Augsburger Israelitische Kultusgemeinde hat einen schweren Verlust
erlitten. Ihr zweiter Vorstand, Herr Hugo Landauer, ist nach schwerem
Leiden in seinem 62. Lebensjahr verschieden. Als würdiger Sohn des
langjährigen bewährten Synagogen-Kommissärs, Herrn Kommerzienrat
Heinrich Landauer, hat er allen jüdischen Angelegenheiten sein wärmstes
Interesse entgegengebracht. Es war herzerfrischend zu sehen, wie er sich
eingesetzt hat, wenn er erfuhr, dass seiner Glaubensgemeinschaft zu nahe
getreten worden war.
Den Traditionen seines Hauses folgend ist Herr Hugo Landauer am 1. Januar
1918 als zweiter Vorstand und Stiftungskassier in die Verwaltung eingetreten.
Schweren Kummer hat es ihm bereitet, dass die ansehnlichen
Stiftungsvermögen, die er zu verwalten hatte und die mündelsicher
angelegt sein mussten, infolge der Inflation dahinschwangen, und er hat
seine ganze Energie darauf verwandt, nach der Stabilisierung die früheren
Stifter oder deren Hinterbliebene zur Auffrischung der wertlos gewordenen
Stiftungen zu veranlassen.
Als sehr geschätztes Mitglied der Baukommission hat er seine reichen
praktischen Kenntnisse des Bauwesens freudigst in den Dienst der Gemeinde
gestellt, welche seinem bewährten Rat und seinem Wissen viel zu verdanken
hat. Seine ganze Persönlichkeit strahlte Wärme und Güte aus; er war von
strenger Rechtlichkeit und von vornehmem Charakter, die Armen hatten an
ihm einen wahren Freund und Berater und einen großzügigen
Wohltäter.
Bei der heute stattgefundenen Einäscherung, die dem schlichten Wesen des
Verstorbenen entsprechend, in aller Stille stattfinden sollte, würdigte
Rabbiner Dr. Grünfeld in warmen Worten die Persönlichkeit des
Entschlafenen.
Der 1. Vorstand, Justizrat Dr. Strauß, brachte den Dank der Gemeinde zum
Ausdruck, die den Verlust schwer empfindet.
Aus den schlichten Worten der Angestellten und Arbeiter sprach deutlich
die Liebe und Wertschätzung, die der Entschlafene auch in deren Kreisen
genossen hat. Die Israelitische Kultusgemeinde Augsburg verliert in Herrn
Hugo Landauer einen ihrer Besten. Sie wird ihm stets ein ehrendes Gedenken
bewahren." |
Ehrung
für den Kassier der Israelitischen Kultusgemeinde Max Schloss (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Februar 1931: "Ehrung für Max Schloß.
Augsburg, den 20. Januar 1931. Am Montag, dem 19. Januar, abends,
veranstaltete die Israelitische Kultusgemeinde Augsburg eine Festsitzung
ihrer Verwaltung und ihres Gemeindeausschusses zu Ehren des Herrn Max
Schloß, der auf eine fünfundzwanzigjährige Mitgliedschaft in der
Verwaltung und ehrenamtliche Tätigkeit als Gemeindekassier zurückblicken
kann. Dem Jubilar war bereits vorher ein silberner Pokal als Ehren- und
Gedächtnishabe überreicht worden. Auch das Bezirksrabbinat hatte seine
Verdienste mit einem herzlichen Glückwunschschreiben gewürdigt. In der
Festsitzung zeichnete der 1. Vorstand, Herr Justizrat Dr. Eugen Strauß,
die Persönlichkeit des Herrn Max Schloß und ihre Bedeutung für die
Gemeinde Augsburg. Herr Schloß sei der Repräsentant einer ganzen
Generation, in die der Tod schon manche Lücke gerissen habe; dieses
Geschlecht war durch jüdisches Gefühl und jüdisches Wissen
ausgezeichnet. Der Gefeierte sei ein Mann, bei dem Strenge und
Pflichttreue seinem warmen Herzen und seiner Verbundenheit mit den
Gemeindeinteressen erst ihr wahres Gesicht gäben. Die Gemeinde wünsche
Herrn Schloß noch lange in Rüstigkeit in ihrer Leitung zu sehen. Hierauf
wies Herr Kommerzienrat Dann auf die großen Aufgaben hin, an denen
Herr Schloß in diesen fünfundzwanzig Jahren mitgearbeitet hat, den Bau
der Synagoge, die Überleitung der Gemeindeverwaltung zum System des Steuereinzugs
durch das Finanzamt und zur Eingruppierung ihrer Beamten in feste
Besoldungsklassen, die Überwindung der schwierigen Lage in der
Inflationszeit. Der Redner schilderte auch die Verdienste des Herrn
Schloß um das Wohlfahrtsamt der Gemeinde und die Vertretung ihrer
Interessen bei städtischen und Staatsbehörden, sowie bei den
öffentlichen Kassen. Mit peinlicher Gewissenhaftigkeit und mit
hingebendem Fleiße widme er ihr allwöchentlich mehrere Tage Arbeit. Herr
Justizrat Dr. Teutsch sprach als Vorsitzender des
Gemeindeausschusses und wies darauf hin, was es heiße, fünfundzwanzig
Jahre lang die Mühseligkeiten eines Finanzministers auf sich zu nehmen,
besonders in schlechten Zeiten. Die beste Ehrung für Herrn Schloß
bestehe darin, dass die Gemeindevertretung gelobe, sich immer wie er in
den Dienst der Gemeinde zu stellen. Herr Schloß dankte tief
gerührt und gedachte in einem kurzen Rückblick mancher heiterer
Ereignisse in seiner Wirksamkeit und mancher getreuer Mitarbeiter, die er
in seinem dornenvollen, arbeitsreichen Amt gefunden hatte. Der Vorsitzende
schloss die Festsitzung mit herzlichen Wünschen für den Jubilar und
seine segensreiche Tätigkeit." |
Zum Tod von Therese Einstein geb. Erlanger
(1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. September 1931: "Aus der Gemeinde Augsburg. Eine Förderin
des Roten Kreuzes ist gestorben. Der Tod riss am 17. Juli dieses Jahres
Frau Therese Einstein geb. Erlanger, Inhaberin des Ludwigskreuzes und des
Verdienstkreuzes II. Klasse vom Roten Kreuz, in Augsburg-Kriegshaber nach
nur zweitägigem Kranksein im 51. Lebensjahr aus einem
aufopferungsreichen, verdienstvollen Leben. Am 19. Juli wurde die
sterbliche Hülle der Erde übergeben. Mitglieder des freiwilligen
Sanitätszuges 9 der Kolonne Augsburg bildeten am Grabe Spalier. Als
Vertreter der Augsburger Sanitätskolonne war Herr Gewerberat,
Abteilungsführer J. Wagner anwesend, ferner Vertretungen der Vorstands-
und Mitgliedschaften mehrerer Rot-Kreuz-Frauenvereine. Nach der Grabrede
von Herrn Bezirksrabbiner Dr. Jakob widmete die Vorsteherin vom
Grauenverein des Roten Kreuzes Augsburg, Frl. Rosa Bauer im Namen des
schwäbischen Kreisvereins vom Roten Kreuz der Verstorbenen einen Nachruf
und hob besonders hervor, dass die Verewigte mehrere Jahre vor dem
Weltkrieg den Frauen-Zweigverein der Stadtbezirke Kriegshaber und
Oberhausen mitgründete. Anschließend darauf rief Herr K. Schädle,
Zugführer-Stellvertreter des freiwilligen Sanitätszuges 9
(Augsburg-Kriegshaber) der Verstorbenen Worte des Dankes ins Grab; ein
edles Mutterherz habe aufgehört zu schlagen, nicht nur für die
eigene Familie, sondern auch für die große Gemeinschaft des Roten
Kreuzes und damit für die leidende Menschheit. Als leuchtendes Bild
edelster Nächstenliebe wird Frau Therese Einstein weiterleben in den
Herzen aller, die sie kannten." |
Zum
Tod von Prof. Dr. Samuel Landauer (1937)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Januar 1938: "Zum Heimgang von Prof. Dr.
S. Landauer - Augsburg. Am 18. Dezember 1937 starb im 92. Lebensjahr
nach schwerer Krankheit Herr Professor Dr. S. Landauer in Augsburg. Er ist
in Hürben (Krumbach) geboren, einer
Gemeinde, aus der dem bayerischen Judentum viele verdienstvolle Männer
erwachsen sind. Er war Oberbibliothekar und Professor für orientalische
Sprachwissenschaft an der Universität in Straßburg im
Elsass." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige
für Hilde Reitlinger und Dr. Hermann Raff (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" ( Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 3. Juli 1924:
"Hilde Reitlinger -
Dr. Hermann Raff. Verlobte.
Augsburg, Juni 1924." |
Verlobungsanzeige
von Meta Gunz und Bernhard Gumperz (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 13. September 1924:
"Statt Karten!
Meta Gunz - Bernhard Gumperz. Verlobte.
Fischach
Augsburg. September 1924." |
Hochzeitsanzeige
für Justin Maier und Beate geb. Wortsmann (1928)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 28. September 1928:
"Statt Karten!
Justin Maier - Beate Maier geb. Wortsmann.
Vermählte.
Augsburg, B 239 - Kulmbach.
Im September 1928". |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe in Augsburg (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 1. Oktober 1930.
Zum Lesen der Anzeigen bitte Textabbildung anklicken.
|
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe in Augsburg (1934)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April
1934:
Zum Lesen der Anzeigen bitte Textabbildung
anklicken. |
Hochzeitsanzeige für Siegfried Polatschek und Anny
geb. Herrmann (1936)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
August 1936:
"Statt Karten. Siegfried Polatschek - Anny Polatschek geb.
Herrmann. Vermählte.
Augsburg - Scheßlitz. Trauung: Sonntag, 16. August, 12 1/2 Uhr
Hauptsynagoge Bamberg.
Hochzeit: Weiße Taube, Bamberg". |
Weitere Dokumente
zu Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries, Erläuterungen
gleichfalls von Peter Karl Müller;
oben: Ansichten der Spinnerei und Weberei am Sparrenlech, Fa. Kahn &
Arnold in Augsburg; Quelle: Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg)
Postkarte
an die
Fa. Wernecker & Farnbacher
in Augsburg (1879) |
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Die am 28. Januar
1879 in Ansbach versandte Postkarte enthält eine Bestellung an die Herrn Wernecker und
Farnbacher in Augsburg. Das Unternehmen entstand nach G. Römer,
Schwäbische Juden S. 261 bereits 1829 und verkaufte auf Märkten Pfeifenartikel. Das Stammhaus der Firma
stand in Pfersee. 1907 errichtete die Firma in Augsburg in der Hermanstraße 11 einen modernen Geschäftsbau,
in dem neben Spielwaren und Holzwaren aus dem Erzgebirge auch alle Artikel der Kurz - und Galanteriewarenbranche
zu kaufen waren. Ab 1900 war Simon Farnbacher Alleininhaber. Später kamen die Söhne Otto und Fritz dazu, die
nach dem Tode Simon Farnbachers das Unternehmen alleine weiter führten. |
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Karte
an die Firma Leiter & Neuburger
in Augsburg aus Buttenwiesen (1881) |
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Die Postkarte
wurde von Wally Kratzer aus Buttenwiesen am 21. Mai 1881 nach Augsburg
geschickt. Sie bestellte drei schwarze Strohhüte, 3 m schottisches Band
und 6 m schwarze Cordel.
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Postkarte
an Gebr. Heymann
in Augsburg (1884) |
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Die Postkarte an die Gebrüder
Heymann in Augsburg wurde versandt aus Isny am 21. Juli 1884. Der Text ist geschäftlich und von Sigmund Heymann an seinen Bruder Benno Heymann geschrieben.
Zur Familien- und Geschäftsgeschichte: Eduard, Benno und Sigmund Heymann gründeten 1870
zunächst Großhandelsgeschäft für Schneidereiartikel Gebrüder Heymann,
später das Großhandelsgeschäft für Kleidungs-Futterstoffe in Augsburg.
1897 wird der Schwager von Sigmund Heymann, Albert Dann Teilhaber der Firma und übernimmt
das Geschäft nach Sigmund Heymann's Ableben 1905 (Sigmund starb an den Folgen einer
Blinddarmoperation). Er vergrößert das Angebot der Firma mit Kurz- und Manufakturwaren
und erweitert den Export in Länder wie die Schweiz, Österreich und die Balkanländer.
Clemy Heymann geb. Dann, engagiert sich nach dem Tod ihres Mannes im sozialen Bereich. Sie gründet die "Brockensammlung", ein Projekt, in dem Hausfrauen, zu Hause überflüssige, gut erhaltene Gegenstände abliefern können und die dann an bedürftige arme Leute
weitergegeben werden. Auch die "Hauspflege", die Familien in Fällen der erkrankten Hausfrau, eine kostengünstige, in Notfällen auch kostenlose
Vertretung vermittelt, wird von Clemy Heymann initiiert. Auch in der Kriegsfürsorge ist
sie tätig und jahrelang Vorsitzende des jüdischen Frauenvereins.
Bruder Albert Dann steht seiner Schwester mit seinem Engagement sich in Vereinen, der israelitischen Gemeinde als auch öffentlichen Ämtern
einzubringen in keinster Weise nach. Zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldet sich Albert Dann 46-jährig als Kriegsfreiwilliger. Er ist Beisitzer beim
Augsburger Arbeits- und Kaufmannsgericht, gehört der Kriegsgräberfürsorge an (Ehrenvorstandsmitglied) und ist über viele Jahre Synagogen - und
Friedhofsvorstand der israelischen Kultusgemeinde Augsburg. Er und seine Frau gehören dem Geselligkeitsverein Schießgraben an und haben ein
offenes gastfreundliches Haus, in dem sie auch hin und wieder, auch auf Wunsch der Stadt Augsburg, nicht unbekannte Gäste beherbergen, wie
Martin Buber, Käthe Kruse, Professor Klopfer (Direktor der Bauschule zu
Weimar). 1927 wird Albert Dann der Titel "Kommerzienrat" verliehen. Dies alles nimmt ein jähes Ende mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten. Nach dem Novemberpogrom 1938 wird Albert Dann mehrere Tage
inhaftiert. Er muss sein Haus verkaufen, alle Wertgegenstände abliefern, seine Firma aufgeben. Zuletzt bleibt ihm nur noch die Emigration mit seiner
Frau nach Palästina im März 1939.
Eduard, Benno und Sigmund Heymann sowie ihre Frauen liegen alle begraben auf dem
Jüdischen Friedhof Augsburg Haunstetter
Strasse. Der Grabstein von Benno Heymann und seiner Frau ist zu finden auf der
Seite http://www.alemannia-judaica.de/augsburg_friedhof.htm.
Quellen: Gernot Römer, - Schwäbische Juden, Leben und Leistungen aus zwei
Jahrhunderten. Seite 200-209.
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-FAMILY-NAME-INDEX.pdf
. |
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Kartenbrief
an Herrn Obermayer & Cassel,
Cigarrenimport, Fuggerhaus (1898) |
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Die Firma Obermayer & Cassel importierte Zigarren, war ein Großhandelsgeschäft und hatte eine Lotterieannahme. Als Adresse wird in der
Biografie von
Ilse Cassel auch das Fuggerhaus in der Maximilianstrasse angegeben, was sich mit der Anschrift des Kartenbriefes deckt.
Als Absender des Kartenbriefes ist der Name "Heinrich"
erkennbar, vermutlich Heinrich Obermayer, der Vater von Lisbeth
Obermayer (vgl. Biografie
von Lisbeth Obermayer ). Er wäre zur Zeit des Kartenbriefes 20 Jahre alt gewesen und schrieb
den Brief von Eschwege an seine Eltern in Augsburg.
Hans Cassel wurde 1895 in Augsburg geboren. Er war Teilhaber der Fa. E. Obermayer & Cassel.
Er starb 1957 oder 1958 in den USA. (vgl. Biografie
von Ilse Cassel ).
Der Absender Heinrich Obermayer wurde 1878 in Augsburg geboren und starb 1936 in
Augsburg (vgl. Biografie
von Lisbeth Obermayer). Im Text wird ein Louis Goldmann genannt, den Heinrich im Zug bedauerlicherweise erst später im Zug trifft, da dieser in einem anderen
Coupe reiste. Louis Goldmann könnte aus Eschwege stammen.
Der Inhalt des Kartenbriefes: "Liebe Eltern, lieber Ludwig.
Wohl und munter bin ich hier angekommen und hoffe Euch alle gleichfalls beim besten Wohlsein. Ich schätze dich liebe Mama, bei Ankunft dieses
Briefes zu Hause und bist Du hoffentlich gesund und munter zu Hause angekommen. In Frankfurt war es
wirklich so wunderschön und habe mich mit der lieben Mama ganz riesig gefreut. Schade, dass die Zeit so kurz war. Ich wäre so gerne noch ein paar Tage in Frankfurt geblieben. Auch war es schad, dass
Du lieber Papa und lieber Ludwig mit dem? goldigen? Hansel? nicht mit in Frankfurt
warst. Ich hätte mich ja so gefreut. Ich kenne ihn vom Landratsamt und soll
ich einfach ein schriftliches Gesuch zur Zurückstellung auf 4 Jahre einreichen. Ich kann mich dann stellen, wann ich will.
Herr Louis Goldmann fährt mit demselben Zug zurück wie ich. Ich traf ihn leider erst in Nieder???. Er war in einem anderen Coupe g???.
Es folgen ein paar schwer leserliche Grußworte und ganz unten abschließend der Name
Heinrich". |
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Postkarte
von Braumann & Günzburger
an Felix Levy in Berlin (1907) |
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Simson Braumann und Max Günzburger gründeten 1871 ein
Textilgeschäft. Später wurde daraus das Textilkaufhaus "BE-GE", das vom Perlachberg in ein
stattliches Haus Ecke Karolinen-/Karlstraße verlegt wurde. Nach G. Römer
("Schwäbische Juden" S. 132) war es eines der ältesten Textilgeschäfte Augsburg.
Das Geschäft war ab 1896 im Alleinbesitz der Familie Günzburger. Im Adressbuch Augsburg 1912 findet sich folgender Eintrag:
"Fa. Braumann & Günzburger, Posamentier-, Weiß- und Wollwarengeschäft, Inhaber Julius Max und Samuel Günzburger".
Weitere Informationen zu Julius Günzburger finden sich über http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/spurensuche/content/pop-up-biografien-guenzburger_thea.htm
Der zweite Firmengründer Simson Braumann ist am 22. März 1943 in Hainsfarth
geboren (Eltern: Nathan Braumann, 1802-1866 in Hainsfarth und Fanny
Braumann geb. Naumann, ca. 1811- 1882). Sein Grab (gest. am 13. November
1888) ist im jüdischen Friedhof Augsburg Haunstetter Strasse;
auch seine Frau Bertha geb. Löwenthal (geb. 10. April 1851, gest. 20.
Juni 1928) ist hier begraben (Informationen nach der Version 4 - Dez. 2011 des Gräberverzeichnisses Jüdischer
Friedhof Haunstetter Straße Augsburg Hochfeld).
Die Karte ist adressiert an Felix Levy in Berlin. Es geht dabei um eine Anforderung einer Auswahl an spezieller
Jackets. Zu Felix Levy vgl. http://109.123.214.108/de/victims/PERSON.ITI.498902. |
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Geschäftskarte
der Ledergroßhandlung
Bacharach & Waitzfelder (1909) |
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Die Geschäftskarte der
Ledergroßhandlung Bacharach & Waitzfelder wurde versandt nach Ottobeuren am 20. Mai 1909.
Bernhard Waitzfelder (geb. 1875 in Augsburg) war Teilhaber der Ledergroßhandlung Bacharach & Waitzfelder.
Anfang April 1942 wurde Bernhard Waitzfelder und seine Frau Karoline, geborene Levy nach Piaski in Polen
deportiert und gelten als verschollen. Max Bacharach, Kaufmann, war
gleichfalls Teilhaber der Firma Bacharach & Waitzfelder.
Im Adressbuch der Stadt Augsburg von 1912 findet sich nachfolgender Eintrag:
Bacharach & Waitzfelder, Lederlager (Inh. Max Bacharach und Bernhard Waitzfelder), Karlstr. D 79
Quellen: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/spurensuche/content/pop-up-biografien-waizfelder_elsa.htm
Adressbuch der Stadt Augsburg für das Jahr 1912: http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=34228&page=2 |
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Werbe-Vignette
der Firma Jacob Waitzfelder,
Leder-Lager en gros |
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Die Werbe-Vignette
stammt aus der Firma Jacob Waitzfelder und seinem Leder-Lager en
gros in Augsburg.
Jacob Waitzfelder wurde geboren in Mönchsdeggingen am 26. Oktober
1844 als Sohn von Bernhard Waitzfelder und Therese geb. Steinhardter. Er
war in 1. Ehe verheiratet mit Kathi geb. Löffler, geboren am 26. August 1849 in
Fellheim. Kathi Waitzfelder starb bereits am 26. Mai 1872 im Alter von 22 Jahren.
Jacob Waitzfelder heiratete in 2. Ehe Deborah geb. Oettinger, geboren am 10. November 1854 in
Thalmässing. Jacob Waitzfelder, Kathi
Waitzfelder geb. Löffler und Deborah Waitzfelder geb. Oettinger wurden
beigesetzt im jüdischen Friedhof Augsburg in der Haunstetter Strasse.
Quellen u.a.: http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-FAMILY-NAME-INDEX.pdf
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-NECROLOGY.pdf |
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Kaufhaus
Georg Rosenberg
in der Annastraße (Postkarte um 1910) |
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Blick in die
Annastraße in Augsburg mit dem Manufakturwarengeschäft Georg Rosenberg.
Kaufmann Georg Rosenberg (1867-1933) war verheiratet mit Clara geb.
Wertheimer. Der Sohn Paul Rosenberg (1901-1958) wurde Rechtsanwalt (1933
in "Schutzhaft" genommen; 1934 in die USA emigriert, wo er als
Vertreter und Packer seinen Lebensunterhalt bestritt); die Tochter
Elisabeth heiratete 1924 den Leipziger Kaufmann Samuel Siegel. Vgl.
Informationen auf einer Seite
des Hauses der Bayerischen Geschichte.
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Postkarte
an Heinrich Mendle
in Augsburg (1914) |
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Die Postkarte an Heinrich Mendle jr. in Augsburg
wurde versandt von Wildpoldsried am 24. September 1914.
Heinrich Mendle ist am 28. September 1856 in Fischach
geboren als Sohn von Joseph Mendle und Mina geb. Deller. Er war Handelsmann in Fischach - später in Augsburg
- und verheiratet mit Rudolfine geb. Ottenheimer, eine am 7.
Oktober 1857 in Jebenhausen
geborene Tochter von Isai Ottenheimer und Babette geb. Lauchheimer. Heinrich Mendle starb am 21. September 1933 im Alter von 76 Jahren. Rudolfine Mendle starb am 1. November 1925. Beide
wurden beigesetzt auf dem jüdischen Friedhof in
Augsburg.
Quellen: http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-FAMILY-NAME-INDEX.pdf. |
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Vignette
der Firma Wimpfheimer & Co.
(Augsburg, um 1910/15) |
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Es handelt sich eine Werbe-Vignette
(vermutlich um 1910/15), die damals Geschäfte zu Zwecken der Eigenwerbung an die Kunden
verschenkten. Das abgebildete stattliche Gebäude dürfte das Geschäftshaus
der Firma Wimpfheimer sein. Über die die Firma Wimpfheimer berichtet
Gernot Römer in einem Artikel
in der Augsburger Allgemeinen vom 22. Juli 2007. Demnach befand sich
die Tuchhandlung Wimpfheimer & Co. im Gebäude Bahnhofstraße 18 1/5
(später C & A Augsburg). Inhaber der Tuchhandlung war Hugo Steinfeld
(geb. am 20.11.1864). Dieser war verheiratet mit Lina geb. Heilbronner
(geb. am 3.12.1869). Das Ehepaar Steinfeld starb angesichts der drohenden
Deportation am 6. November 1941 an Suizid. Hugo und Lina Steinfeld wollten den Auswanderungsbemühungen der Tochter Hedwig und des Schwiegersohnes Dr. Paul Englaender nicht im Wege stehen.
Doch auch die Hoffnung des Zahnarztes Dr. Paul Englaender und seiner Frau Hedwig auf eine Auswanderung blieb unerfüllt.
Am 7. März 1943 kurz vor der Deportation nach Auschwitz sah auch das Ehepaar Englaender nur noch den Ausweg in den Freitod. |
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Modewarengeschäft
Max Ginsberger & Co.
(Weberhaus / Ecke
Untere Maximilianstraße) (um 1915/20) |
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Inhaber des
Modewarengeschäfts Max Ginsberger & Co. im Weberhaus in Augsburg war
zuletzt Bernhard Loeb (geb. 1893 in Augsburg, verheiratet mit Rosa
geb. Grünhut, zwei Kinder: Gertrud, geb. 1921 und Fritz, geb. 1925). Das
Modehaus hatte eine große Damenhutherstellung (vgl. Auslagen in den
Schaufenstern). Ende 1936 musste Bernhard Loeb sein Geschäft zwangsweise
verkaufen, da die Stadt eine Verlängerung des Mietvertrages für den
Laden verweigerte. Die ganze Familie wurde Anfang April 1942 ab München
in das Ghetto Piaski deportiert; alle vier Familienmitglieder wurden
ermordet. Weitere Informationen auf einer Seite
des Hauses der Bayerischen Geschichte.
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Dampfbrennerei,
Likör- und Essigfabrik
Jakob Binswanger & Cie.
(Rechnung von 1915) |
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Die Rechnung der
Dampfbrennerei usw. Jakob Binswanger & Cie. wurde am 17. Juni 1915 an
Max Herz (Kaufmann, später Bürgermeister) in Krumbach geschickt. Zur Firmengeschichte: 1863 zerstörte ein
Feuer die Destillerie der Familie Binswanger in Osterberg.
Danach Umsiedlung nach Augsburg, wo die Firma 75 Jahre (bis zur
erzwungenen "Arisierung" 1938) Bestand hatte.
Vgl. Link: Geschichte
der Familie Binswanger in Osterberg und Familienblatt von Rolf
Hofmann: Family
Sheet Oswald Binswanger of Osterberg + Augsburg (pdf-Datei)
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Geschäftskarte
der Brüder Landauer (1916) |
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Die Geschäftskarte der Brüder Landauer
Augsburg wurde versandt nach Rain am Lech am 3. Oktober 1916. Es handelt sich dabei um eine Kundenbenachrichtigung über den Zeitpunkt und die Art des Versands
der gekauften Ware.
vgl. Quellen: http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Kaufhaus-Landauer-lud-zur-Besichtigung-id9283236.html
http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=5955&tx_ttnews[backPid]=136&cHash=832aad2b6b |
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Schirm-
und Taschengeschäft
Jacob Oberdorfer in der
Unteren Maximilianstraße, 1910-1920 |
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Das
Geschäft von Jacob Oberdorfer wird genannt in einem
Artikel in der "Augsburger Allgemeinen" vom 15.7.2010: "Nur
die Häuser blieben" |
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Ansichtskarte
der Karolinenstraße
mit dem Kaufhaus A. Spanier
(ca. 1915-1925) |
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Zum Kaufhaus A. Spanier liegen bislang
nur wenige Informationen vor.
Am 25. Februar 1931 erlässt das Landgerichts Augsburg 2, Zivilkammer in einer nichtöffentlichen Sitzung eine Verfügung gegen den
National-Verlag GmbH in Augsburg, die dem National-Verlag bei Meidung einer Geldstrafe oder Haftstrafe bis zu 6 Monaten verbietet,
in der "Neuen Nationalzeitung" Veröffentlichungen folgendes Inhalts zu erlassen - "Kauft nicht bei Juden, unterstützt den deutschen Geschäftsmann".
Zu den hierzu Einspruch erhebenden 10 Firmen gehörte auch das Kaufhaus A. Spanier.
Quelle: Karl Filser/Hans Thieme (Hrsg.): Hakenkreuz und Zirbelnuss - Augsburg im Dritten
Reich. Augsburg 1983. Im Kapitel "Das Schicksal der Augsburger Juden"
S. 40. |
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Briefumschlag
der Schuhwaren-Großhandlung
Neuburger & Frank (1923) |
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Der Brief der Schuhwaren-Großhandlung Neuburger &
Frank, dessen Umschlag erhalten ist, wurde versandt nach Tuttlingen an die Schuhfabrik Gebrüder Henke & Co am 21. April 1923.
Gustav Neuburger ist geboren am 31. Januar 1870 in Augsburg als Sohn von Alexander Neuburger und Betty
geb. Binswanger. Er war Schuhhersteller und Mitinhaber der Schuhwaren-Großhandlung Neuburger & Frank in der Maximilianstraße C 8.
Er war verheiratet mit Josefine (Josy) geb. Lehmann, Tochter von Isak Lehmann von
Oberdorf am Ipf und seiner Frau Friederike
geb. Raff von Göppingen. Das Ehepaar hatte zwei Töchter:
Else Neuburger (geb. 27. August 1905) und Dora (Dorle) Neuburger (geb. 17. Februar 1912 in
Augsburg). Nach dem Tode von Gustav Neuburger am 13. Januar 1918 wurde seine Frau Josefine Neuburger Mitinhaberin der Schuh-Großhandlung.
Josefine Neuburger und ihre Tochter Else wurden 1942 in den Osten deportiert. Beide wurden für tot erklärt.
Dora Neuburger heiratete Dr. Karl Nikolaus Perlmutter. Das Ehepaar emigrierte 1938 in die USA.
Auch Josefine Neuburgers Mutter Friederike Lehmann wurde am 1. August 1942 von München nach Theresienstadt deportiert und starb dort bereits nach zweieinhalb Wochen.
Quellen: http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-NECROLOGY.pdf
(611)
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/spurensuche/content/content_biografien-liste-N.htm
(Dora und Else Neuburger) |
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Postkarte
an Hermann Weil,
Maschinenfabrik in
Augsburg-Pfersee (1923) |
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Der Adressat Hermann
Weil (geb. 1893 in Buchau) war mit seinem Bruder Siegfried
Teilhaber der "Motoren- und Maschinenfabrik Augsburg-Pfersee. Hermann Weil und seine Tochter
Edith Weil (Information
über Link) flohen 1938 in die Niederlande. Im Dezember 1943 oder Januar 1944
wurden beide von Amsterdam nach Auschwitz deportiert, wo sie am 28.Januar 1944 ermordet
wurden. Vgl. über Link: Die
Geschichte der Familie Siegfried Weil, Augsburg.
Die Karte selbst ist an die Frau von Hermann Weil geschrieben: Selma
Weil geb. Oberdorfer (geb. 1893 in Hainsfarth). Selma
Weil blieb 1938 in Augsburg bei ihrer Mutter. Ihre Adresse war 1939 die Halderstrasse 6, direkt
neben der Synagoge. In der Liste der ermordeten Juden Augsburgs findet sich der
3. September 1943 als eingetragener Deportationstag. Der Name ihrer bei Ihr lebenden Mutter
Karoline Oberdorfer geb. Steiner findet sich ebenfalls in der Liste der ermordeten
Juden Augsburgs mit dem eingetragenen Deportationstag 30. August 1942.
Die Absenderin der Karte ist Hedwig Gutmann geb. Steiner
(geb. 1874 in Steinhart). Sie war eine jüngere Schwester von Selmas Mutter und somit Selmas Tante. Auch
die Namen von Hedwig Gutmanns und Karoline Oberdorfer geb. Steiner finden
sich in den Listen der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland.
Link zu den "Jewish Birth
Records of Steinhart" von Rolf
Hofmann. |
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Kaufhaus
Schocken und
Schuhgeschäft Polatschek
(Postkarte Anfang der 1930er-Jahre) |
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Postkarte Anfang
der 1930er-Jahre mit dem Kaufhaus Schocken und (gegenüber) dem
Schuhgeschäft Polatschek (jeweils Ausschnittvergrößerungen aus der
Postkarte). Das Kaufhaus Schocken - 1901 in Zwickau gegründet - hatte
erst 1929 die Augsburger Filiale eröffnet. Es bestand bis zur erzwungenen
Aufgabe und "Arisierung" 1938. Gegen das Schuhgeschäft
Polatschek gab es bereits Anfang der 1930er-Jahre antijüdischen Aktionen.
Weitere Informationen zur Familie auf einer Seite
des Hauses der Bayerischen Geschichte.
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Ehemaliges
Warenhaus Landauer
(Postkarte von 1941) |
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Die am 4. Juni
1941 per Feldpost nach Oberndorf bei Donauwörth verschickte Postkarte
zeigt das Gebäude des ehemaligen Warenhauses Landauer (Ausschnitt
rechts), als es bereits mehrere Jahre zwangsweise arisiert worden war.
1906 hatte Hugo Landauer ein Geschäft mit Manufakturwaren in Augsburg
eröffnet, aus dem später das Kauf- und Warenhaus der Gebr. Landauer
wurde. Warengeschäfte der Fa. Landauer gab es in mehreren Städten, das
Stammhaus befand sich in Stuttgart; das Geschäft in Augsburg halt jedoch
als das bedeutendste.
Link: pdf-Datei
mit Foto vom Boykott des Warenhauses Landauer am 1. April 1933. |
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Weitere Dokumente zu
Privatpersonen
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
Karte
an Familie Moritz Rogger
in Augsburg aus Bad Kissingen,
versandt am 2. Juni 1922 |
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Die Karte wurde
von Amele Lion verschickt, die auf Grund ihrer Magenbeschwerden in
Bad Kissingen Besserung sucht. Sie hielt sich in Bad Kissingen in einer
Pension auf, "wo es nicht gar soviel Glaubensgenossen hat". Zu
Amele Lion konnten noch keine weiteren Informationen gefunden werden;
über Familie Moritz Rogger siehe weitere Informationen bei der
nächsten Karte.
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Karte
an Betty Hamburger
in Nördlingen von Familie Rogger
(Augsburg), geschrieben am
10. Mai 1937 |
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Es handelt sich um eine Karte aus dem
Schocken-Verlag: "Blick auf die Wassertürme beim Roten Tor" in
Augsburg. Empfängerin der Karte ist Betty Hamburger, geb. am
29. April 1889 in Nördlingen, ledig, seit 1939 in Pirmasens lebend, gest.
am 4. Januar 1940 in New York. Sie war wohl gesundheitlich angeschlagen, hatte Problem mit dem Magen.
Im Text der Karte finden sich Anspielungen auf ihren Gesundheitsstand.
Ihr Vater war Gabriel Hamburger aus Schopfloch
(gest. am 30. Dezember 1936 in Nördlingen), ihre Mutter war Nanni, geb.
Neustätter aus Sulzbürg. Letztere
konnte nach nach Amerika emigrieren, überlebte ihre Tochter um 9 Jahre
und starb am 19. Juli 1949 in New York. Absender der Karte sind
(siehe Unterschrift rechts) sind "die Rogger´s" in
Augsburg. Der Vater war Josef Rogger aus Mönchsdeggingen,
später in Nördlingen; Moritz
Rogger (Moses, geb. 25. Oktober 1879 in Nördlingen) heiratet an seinem 32.
Geburtstag im Jahr 1911 in München Karoline geb. Hummel (geb. 1881 in
München). Das Ehepaar Rogger wird von Augsburg aus in den Osten deportiert und in den Tod geschickt.
Empfängerin und Absender kannten sich vermutlich von der gemeinsamen Zeit
in Nördlingen. |
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