Zur Geschichte des Friedhofes (Text von Raimund Klingbeil, Eberbach)
Die Kommune Eberbach hat in den Jahren von 1833 bis 1835 den christlichen Friedhof
aus dem Areal der mittelalterlichen und heutigen katholischen Kirche an den östlichen Fuß des Ohrsberges verlegt. Die
jüdischen Verstorbenen der ursprünglich kurpfälzischen und dann badischen Gemeinden
Eberbach, Zwingenberg am Neckar und
zum Teil auch Strümpfelbrunn wurden früher im kurmainzischen und dann hessischen Hirschhorn
(Hessen) beigesetzt (1785 für Eberbach belegt); dafür fiel eine Steuer
("Totentaxe") von 1 fl. (Gulden) an.
In ihrer Blütezeit (1890–1910) hat die Israelitische Kultusgemeinde Eberbach oberhalb des
christlichen / kommunalen Friedhofs und des Ohrsbergwegs an einem Steilhang einen eigenen Friedhof angelegt (Flurstück 5063, Fläche
7,56 Ar), er war für 212 Grabstellen geplant und wurde von 1891 bis 1940 genutzt; die Beigesetzten kamen aus
Eberbach, Zwingenberg und Strümpfelbrunn, es sind allerdings nur
ca. 49 Gräber belegt. Die Zahl ergibt sich auf Grund des unten vorgenommenen
Vergleiches des Gräberverzeichnisses vom Ende der 1930er-Jahre mit der
Friedhofsdokumentation aus den 1990er-Jahren. Die letzte Beisetzung auf dem
Friedhof war vermutlich 1940 von Alfred Freudenberger (unten nach Dokumentation
Nr. 30, nicht im Gräberverzeichnis dokumentiert).
Der jüdische Friedhof wurde 1945 von der Stadt Eberbach in einen ordentlichen Zustand versetzt und gehört heute der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG), wird aber nicht mehr genutzt; er wird von der Stadt
gepflegt. Im Jahr 1991, dem Jahr des 100-jährigen Jubiläums, wurde ein Gedenkstein mit folgender Inschrift aufgestellt:
"Die Stadt Eberbach gedenkt ihrer jüdischen Bürger, die Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes
wurden."
Dokumentation des Friedhofes
Hinweis
auf online einsehbare Gräberverzeichnis der jüdischen Gemeinde Eberbach
und die Friedhofsdokumentation
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) ist ein - nur teilweise
lesbares Gräberverzeichnis - einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632
J 386 Bü. 163 Eberbach Gräberverzeichnis mschr. Kaum lesbar - 2
Ausdrucke http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442489
Dieses Gräberverzeichnis wurde vermutlich ca. 1938 erstellt, da die
Beisetzung von Julius David im Mai 1937 noch genannt ist, aber nicht mehr
die letzte Beisetzung von Alfred Freudenberger 1940 (unten nach
Dokumentation Nr. 30).
Vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg
wurde zwischen 1980 und 2000 eine Dokumentation der jüdischen
Grabsteine in Baden-Württemberg erstellt https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368
Zu Eberbach im Navigationsbaum links das "+" anklicken
und die Grabsteine aufrufen. Es sind 42 Grabsteine dokumentiert (die
Angaben sind oben kursiv bzw. mit Link
eingearbeitet).
Der jüdische Friedhof liegt oberhalb des kommunalen / christlichen Friedhofes
oberhalb des Ohrsbergweges
Lage des jüdischen Friedhofes Eberbach
(durch
Pfeil markiert) (Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)
Lage des jüdischen Friedhofes
in Eberbach auf dem dortigen Stadtplan:
oben anklicken und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen"
weiterklicken zu
"Friedhof, israel."
Link zu den Google-Maps (der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Fotos
Neuere Fotos
(Obere Fotozeile: Michael Ohmsen, Aufnahmen vom September 2010;
Fotos in hoher Auflösung siehe
über Link zur
Fotoseite von M. Ohmsen;
Fotos ab zweiter Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 22.10.2003)
Der Friedhof im Sommer 2010
Das Eingangstor
Blick auf den Friedhof
Gedenkstein
von 1991 für die "Opfer des
nationalsozialistischen Gewaltregimes"
Der Friedhof im Herbst 2003
Blick auf den Friedhof (der
Weg trennt
allgemeinen und jüdischen Friedhof)
Eingangstor
zum Friedhof
Teilansicht im
oberen Bereich
Teilansichten des
Friedhofes
Gedenktafel für die in
Auschwitz
ermordete Eugenie David
Schlecht restaurierter
Grabstein für
Selig Seligmann (1852-1925; oben Nr. 11/Nr. 9): die
hebräische Jahreszahl ist
an der
falschen Stelle eingefügt
Grab von Marie David geb.
Seeberger (oben Nr. 10 / Nr. 8)
(1863-1924) mit Gedenkstein für die in der
NS-Zeit ermordeten
Angehörigen Oskar,
Hedwig, Sophie, Binchen und Ludwig David
Grabstein für
Alfred
Freudenberger
(1884-1940)
Der vermutlich letzte vor 1945 auf dem Friedhof Beigesetzte.
Grabstein für Ehepaar
Jakob
Würzburger und
Mina geb. Dreifuss (oben Nr. 27/28 / Nr. 25)