Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Endingen (Kanton Aargau / CH) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

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bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur    

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
          
In den beiden Dörfern Endingen und Lengnau im Surbtal bestanden vom 17. bis 19. Jahrhundert die einzigen jüdischen Gemeinden im heutigen Gebiet der Schweiz, wo in dieser Zeit eine dauerhafte Niederlassung möglich war. Bis um 1800 gehörten diese Dörfer zur Markgrafschaft Baden (Schweiz), danach zum Kanton Aargau. In Lengnau werden Juden zum ersten Mal 1622, in Endingen 1678 genannt.    
    
Im Jahr 1634 wurden bereits zusammen 20 jüdische Familien in den Dörfern der Markgrafschaft gezählt. Bis um 1700 nahm die Zahl auf 35 Familien zu. Eine besonders enge Beziehung bestand in dieser Zeit zwischen den Gemeinden Endingen und Lengnau südlich des Rheins und den Gemeinden Tiengen und Stühlingen auf der nördlichen Seite des Rheins. So unterstanden diese Gemeinden bis um 1730/40 in der religiösen Aufsicht und der Rechtsprechung einem gemeinsamen Rabbiner, der in Stühlingen, Tiengen oder zeitweise auch in Endingen oder Lengnau gewohnt hat. Auch gab es zeitweise einen gemeinsamen Mohel (Beschneider). In einem Mohelbuch hat ein namentlich nicht bekannter Mohel zwischen 1701 und 1704 17 Beschneidungen in den Gemeinden Stühlingen, Tiengen, Lengnau, Endingen, Wangen und Donaueschingen eingetragen.  

 Der Erwerb von Boden und das Handwerk war den Juden auch hier bis zum 19. Jahrhundert verschlossen. So lebten sie vom Hausier-, Vieh- und Liegenschaftshandel. 1844 gab es alleine in Endingen 44 Viehhändler, in Lengnau 15. 1850 lebten noch zusammen 1.515 Juden in den beiden Dörfern. 

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Wegzug in die Städte stark zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg führte vor allem der nicht durch die Orte geführte Bahn der Surbtalbahn zu einem weiteren Wegzug der jüdischen Familien. 
  
1920 wurden noch 263 Juden in den beiden Dörfern gezählt, wenige Jahre später wurden beide Gemeinden aufgelöst. 
  
1980 lebten nur noch drei jüdische Familien in Endingen. 
  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Zunächst wurden die Gottesdienste der Gemeinde in Betsälen abgehalten, die man in gemieteten Häusern eingerichtet hatte. Der letzte Betsaal war 1754 in so schlechtem Zustand, dass das Haus nach einer Beschreibung von Johann Caspar Ulrich eher als "jüdischer Stall" denn als Synagoge bezeichnet werden müsse. Die Zeichnung von Ulrich zeigt einen - immerhin kunstvoll ausgestatteten - Betraum mit einem Tonnengewölbe. 1764 konnte eine erste Synagoge eingeweiht werden. Sie wird als kunstvoller Bau beschrieben, der den Entwurf der Synagoge von Randegg aus dem Jahr 1800 beeinflusst haben soll. Freilich erwies sich der Bau angesichts der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nochmals stark anwachsenden Endinger Gemeinde als zu klein, sodass 1850 bis 1852 eine neue Synagoge erbaut wurde. Der Entwurf stammte von Caspar Joseph Jeuch, der in München studiert hatte und später im badischen Bereich zahlreiche Profanbauten und einige Kirchen erstellte. Wie in Lengnau wurde auch in Endingen eine Bau mit einer dreiteiligen Fassade erstellt, bei der eine Kombination von Basilika- und Tempelfront ohne klassizistische Details verwendet wurde. Charakteristischer Unterschied gegenüber der Lengnauer Synagoge wurde der Treppengiebel über der Fassade. Die Synagoge fiel etwas größer als das Gotteshaus in der Nachbargemeinde aus. Die Gesamtkosten waren entsprechend etwas höher: 46 000 Franken waren für den Neubau notwendig. 
   
Über die Einweihung der Synagoge am 26. März 1852 liegt ein Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" (Ausgabe vom 17. Mai 1852) vor: 

Endingen AZJ 17051852a.jpg (176152 Byte)Ober-Endingen in der Schweiz. Die hiesige Gemeinde hat den Bau ihrer neuen Synagoge vollendet. Es ist ein herrlicher Tempel, möge er nur zur Erbauung und Erhebung der Gläubigen recht viel beitragen! Die Baukosten im Betrage von 20.000 Gulden wurden durch den Verkauf von 50 Doppelstühlen (Männer- und Weiberabteilung) und 12 Logenstühlen gedeckt, wobei sich noch ein Überschuss von 4.500 Gulden ergab. Dieses Resultat ist für die Gemeinde umso erfreulicher, als die Stühle meistens von Leuten aus dem Mittelstande angekauft wurden. – Die Einweihung des Tempels fand am 26. März statt. Das Fest war zwar ein bescheidenes, dennoch aber großartig. Der Tag harmonierte ganz mit der Stimmung der Leute. Ein freundlich heiterer Ernst malte sich auf allen Gesichtern. Besonders schön und rührend nahm sich der stille, sehr wohl geordnete, lange Zug der zahlreichen Gemeinde aus, an welche sich die Lengnauer Israeliten und viele christliche Honoratioren anschlossen. Der Ernst der älteren Männer, der sich ganz willig den disziplinarischen Anordnungen jüngerer Intelligenz führte, hatte etwas Imposant-Ergreifendes. Treffliche Musik (25 Mann), in ihrer Mehrzahl wohl gelungene, passende Gesänge, von einem zahlreichen, gemischten Chore ausgeführt, dessen Leiter Oberlehrer Bollag, verschönerten die Feier. Festprediger war Rabbiner Dreifuß von Lengnau, ein Mann, der durchaus auf moderne Bildung keinen Anspruch macht, bei dem aber ein guter Kern rabbinischer Gelehrsamkeit zu treffen ist. Ein freundliches Mahl im schönen Salon des Herrn Gustav Dreifuß, an dem viele christliche Honoratioren teilnahmen, schloss die Feier. Joviale, ungezwungene Heiterkeit und sinnige Toaste würzten dasselbe. Der Abgeordnete der hohen Regierung, Bezirksamtmann Frei, sprach von Vereinigung und Verbrüderung. (Bei dieser Gelegenheit verdient bemerkt zu werden, dass die hohe Regierung in einem sehr wohlwollenden Schreiben das Bedauern aussprach, dass sie durch Umstände verhindert sei auf die Einladung der Vorsteherschaft eine Abordnung aus ihrer Mitte zu schicken). Zwei Toaste führe ich wörtlich an, weil sich in ihnen die Gesinnung der dortigen so genannten Fortschrittspartei ausdrückt. Lehrer Dreifuß brachte folgenden Toast: "In unserm freundlichen Surbtale erheben sich in einfach würdigem Stile zwei schöne Tempel zur Verherrlichung des israelitischen Gottesdienstes. Von hoher Zinne desselben blickt ein altes
Endingen AZJ 17051852b1.jpg (195525 Byte)Sinnbild dem Vorübergehenden entgegen. Es ist das Sinnbild des Glaubens und der Liebe, der Wahrheit und des Rechts, das Sinnbild des Gesetzes, das Israel in der arabischen Wüste am Sinai vom Herrn in Empfang nahm. Nicht umsonst stellt Israel dieses Gesetz hoch. Es ist das einzige Kleinod, das dieses Volk aus seiner Vergangenheit aufbewahrt hat. Seine Heimat, seine Sprache, sein Boden und so vieles Andere ist für Israel verloren und der Zeit anheim gefallen. Das göttliche Gesetz allein ist unsterblich und unverwüstlich. Darum erhob es Israel als sein panier, um das sich seine Getreuen zu jeder Zeit scharten. Nicht Antiochus und nicht Hamman, nicht Fanatismus und Weltsinn vermochten diesem Volk sein Panier zu entreißen. Tod, Verfolgung und Verbannung in unendlich mannigfaltigen Formen und in den schrecklichsten Gestalten konnten Israel nicht von seinem Liebsten trennen. Über allen Stürmen erhaben wie die Zeder auf dem Libanon, also trotzte Israel mit seinem Gesetze allen Anfeindungen zweier Jahrtausende. Nun steht es da als das schönste Denkmal, das sich je ein Volk setzen konnte. Es ist das Symbol des Gesetzes sehr sinnig von dem Meister des Baues über dem Symbole der Zeit angebracht, um damit anzuzeigen, dass das Gesetz ewig und unabänderlich erhaben steht über dem Wechsel der Zeiten. Doch dürfte das in unserem Tempel angebrachte Sinnbild der Zeit noch eine andere Deutung haben, nicht minder sinnig und wichtig. Wenn auch die Religion über der Zeit erhaben steht, so sind wir Menschen dennoch von der Zeit abhängig. Das Sinnbild der Zeit mahn uns ernst an diese Veränderlichkeit, an diese Beweglichkeit. Darum sollen auch wir nicht starr festhalten an den Formen; sondern hören sollen wir auf den Ruf und sehen auf die Zeichen der Zeit. Israel ist der Greis, der da sitzet am Strome der Zeit und diesen Strom seit Jahrtausenden dahinfließen sieht. Völker sah es entstehen und vergehen. Von Osten nach Westen, von Pol zu Pol zog es hin und wechselte Sprache und Sitte, je nachdem die Not es erheischte. – Die Geschichte Israels hat nicht wie die anderer alter Völker ihren Kulminationspunkt schon erreicht; sondern sie ist eine Geschichte steter Fortentwicklung, denn so wenig der Zeiger stille steht, so wenig stand Israel still; in dieser Beziehung ist die israelitische Geschichte eine Parallele der allgemein menschlichen, - In der Unerschütterlichkeit und dem Festhalten am Wesen einerseits und in der Fügsamkeit an das Notwendige, dem Fortschreiten in der Form, in diesen beiden Hauptmomenten liegen die charakteristischen Merkmale der israelitischen Geschichte.
Endingen AZJ 17051852b2.jpg (239956 Byte)Besser kann ein israelitischer Tempel seine Sinnbilder nicht wählen als sie auf der Fassade der beiden Synagogen im Surbtale angebracht sind. – Das Sinnbild der Treue im Glauben und des Fortschrittes in der Form. Der Fortdauer und dem Fortleben dessen, was diese Symbole andeuten mein Lebehoch!". 
Stud.med. Bloch brachte folgenden Toast: "Meine Herren! Männer haben in diesen feierlichen Momenten Worte des Ernstes an Sie gerichtet, erwarten Sie nicht, dass der Jüngling, welcher seinen Gefühlen Worte zu leihen versucht, anders als im Ernste zu Ihnen sprechen werde, denn die Zeiten sind ernst. Glauben Sie nicht, dass die Bewegungen in unserm Vaterlande und um dasselbe bloß ein krampfhaftes Zucken seien. Nein, in all diesen Bestrebungen liegt der Charakter unseres Jahrhunderts, liegt der Sinn unseres Zeitgeistes. Dieses Drängen und Treiben deutet auf einen gemeinsamen Mittelpunkt loszusteuern. Dieser Zentralisationspunkt aller Nationen ist Humanität und Toleranz. – Es frägt sich nun, ob das Judentum solchen welterschütternden Ideen gegenüber kalt und gleichgültig bleiben oder ob es tatlustig und lebenskräftig in das Rad der Zeit nach Vermögen eingreifen soll. Es frägt sich, soll das Judentum immer der Greis bleiben, der am Strome der Zeit und ungerührt das Treiben der Völker an sich vorbeiziehen sieht. Sollen wir immer an den Wasserbächen Babels sitzen und trauern über die verlorene Vergangenheit, die uns nicht mehr zurückkehrt, oder sollen wir uns verjüngen in dem ewigen Quell der Geschichte und als Neugeborene die Zukunft für uns in Anspruch nehmen? Sie sind wohl alle mit mir einverstanden, dass die letztere Aufgabe eine weit erhabenere und weit fruchtbarere sei. Und hat nicht schon die Jugend zu der hier ausgesprochenen Idee, wenn auch sich selbst unbewusst, sich bekannt? Hat sie nicht diese Idee bereits symbolisch verkörpert? Auf Eurer Fahne, die mit ihren goldenen Buchstaben heute so lustig, in dem Sonnenscheine wehte, habt Ihr nicht den Greisen gemalt, welcher trauernd am Strome der Zeit sitzt, sondern das Symbol Eueres Wahlspruches ist der Phönix, welcher sich aus der Asche emporschwingt zum freien Sonnenlichte. Dieser schönen Idee wollen wir unsere Herzen, unsere Leben weihen. Wohl ist es wahr, dass unsere Kräfte zu schwach sind, um für das Gelingen zu bürgen. Wohl ist es wahr, dass unser Streben von außen unterstützt werden muss. Doch seien Sie unbesorgt, dieses Agens wird nicht ausbleiben, sobald es nur um die Sache recht ernst ist. Nichts ist unmöglich, wenn sich der gute Wille
Endingen AZJ 17051852c.jpg (103614 Byte)mit dem heiligen Ernste paart, das begonnene Werk durchzuführen. Nichts ist unmöglich, wenn wir nur unentwegt ausharren auf der einmal betretenen Bahn. Dann wird sich gewiss auch an uns das alte Sprichwort bewahren: Wer ausharret wird gekrönt. Sie haben soeben den Baumeister unseres Tempels hoch leben lassen; mein Lebehoch gilt jenen Werkmeistern, welche den großen Dom mit aufführen helfen, in welchen das Judentum eingehen kann, um von dem Altar der Gerechtigkeit und Liebe seine Rechte in Empfang zu nehmen."     
Oberlehrer Bollag brachte ein Lebehoch dem "Vorwärts und Aufwärts". 
Einen sehr gemütlichen und wohlgemeinten Toast brachte Herr Amtsstatthalter Meisel, der wünschte, der Gott Jehova möchte das Werk der Gemeinde begünstigen, und dass er es werde, das habe er am Wetter gezeigt, indem der Tag vor der Einweihung ein sehr trüber war und am Einweihungstage die Sonne so herrlich aufgegangen. – Der Tag wird für Endingen ein ewig denkbarer sein! 
Schöne Nachklänge dieses Tages bildeten der Lecha Dodi, abends in der herrlich beleuchteten Synagoge gesungen, und der Ein Kamocha, so wie ein trauliches Mahl israelitischer Notabilitäten am Schabbat, wo sehr viele schöne Vorsätze gefasst wurden. Möge der Herr die Herzen und Geister zu deren Ausführung lenken?"  

Obwohl inzwischen kaum mehr genutzt, ist bis heute - als Unikum im gesamten Bereich von "Alemannia Judaica" - die Endinger Synagoge das einzige Gotteshaus am Ort. Die reformierte Kirche und der Friedhof sind in Tegerfelden (AG) zu finden. Der katholische Friedhof und die Kirche befinden sich in Unterendingen (AG).
  
  
Weitere Berichte zur Synagogengeschichte    
  
Über das jüdische Schulhaus und die Synagoge in Endingen - Bericht von Lehrer M.G. Dreifus (1856)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. November 1856: "Ober--Endingen, 12. November (1856). Die israelitische Gemeinde dahier besitzt nunmehr zwei herrliche Häuser, die eine Zierde des Surbtales bilden: ein schönes Schulhaus, das auf einer sanft ansteigenden Anhöre unfern des Dorfes liegend, sowohl wegen seines Äußeren als wegen seiner inneren Einrichtung den Schulzwecken entspricht. Dasselbe veranlasste der Gemeinde einen Kostenaufwand von 26.000 Francs. Vis à vis dieses Jugendtempels, aber mehr der Mitte des Dorfes nahe, befindet sich die in großartigem byzantinischem Stile erbaute Synagoge, die mit den Zehn-Geboten auf ihrer Zinne alle Häuser im Tale überragt. Obschon dieselbe seit 1852 erbaut und eingeweiht ist, fand sich die Vorsteherschaft auf Anregung höher gestellte Männer veranlasst, bei dem Regierungsrate um einen Staatsbeitrag für den Bau, der 46.000 Francs Kosten verursachte, nachzusuchen. Dieser wird bei dem Großen Rate einen Beitrag von 2.500 Francs beantragen. In Beziehung der nun zu verwirklichenden durch ein Dekret des Großen Rates einzuführenden Emanzipation der aargauischen Juden findet sich kein Hindernis mehr vor. Der einzige schwierige Punkt liegt in der Frage: Sollen die Juden auch an den Gemeindegütern Anspruch haben? Sollen sie sich, wie der einzelne Bürger, der sich ein Ortsbürgerrecht kauft, dieses Recht auch durch eine Einkaufsimme erwerben? Wer bezahlt diese Einkaufsumme, die Korporation der Juden, oder analog wie bei Einbürgerung der Heimatlosen, der Staat? Obschon die israelitischen Gemeinden in ihrem Streben nach bürgerlicher Gleichstellung diese Konsequenzen auch nicht im Entferntesten im Auge hatten und auch jetzt noch gern in materieller Beziehung von der Nutznießung der Gemeindegüter absehen und darauf verzichten würden, so will dennoch der Regierungsrat die Emanzipation der Juden vollständig durchführen, sodass die Verwaltung und Gesetzgebung mit Juden als solchen in bürgerlicher und politischer Beziehung nichts mehr zu tun hat. - 
Die Juden, welche im diesjährigen eidsgenössischen Lager beim östlichen Truppenzusammenzug als Militärs sich zu beteiligen verpflichtet waren, wurden am Erew Jom Kippur (Tag vor Jom Kippur) durch den Oberst Ziegler vom Dienste für den folgenden Tag befreit, obschon an demselben die Hauptaktion war. Es war ihm bei dieser Gelegenheit auffallend, dass die jüdischen Militärs keinen geistlichen Führer haben. Beim eidsgenössischen Heere bekleiden zwei Juden Offiziersstellen, einer die Stelle eines Feldarztes, einer die Stelle eines Ökonomen und eine beträchtliche Anzahl verschiedene niedere Grade.   In Nr. 44 Ihres verehrlichen Blattes S. 601 Rubrik Schweiz, sollte es heißen: Schweizerbürger sind nur die Juden zu Endingen und Lengnau etc. M.G. Dreifus, Lehrer."  


Einbruch in der Synagoge (1876)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1876: "Endingen. In der Synagoge von Endingen und Lengnau wurden in der Mittwochnacht, als in der 2. Feiertags-Nacht, die Opferstöcke ausgeraubt. Von den Tätern hat man bis jetzt keine Spur. M."   

    
   
Darstellungen / Fotos 
Historische Darstellung:  

Die alte Synagoge Endingen Israelit 09061932.jpg (159586 Byte) Endingen Synagoge 020.jpg (53207 Byte)
  Die 1764 gebaute Synagoge
(Quelle: Zeitschrift "Der Israelit" 
vom 9. Juni 1932 S. 3) 
Innenansicht der alten Synagoge von
 Endingen - um 1754 von 
Johann Caspar Ulrich gezeichnet 
     

Fotos: 

Die 1850-1852 erbaute 
neue Synagoge
Endingen Synagoge 010.jpg (122911 Byte) Endingen Synagoge 061.jpg (67428 Byte) Endingen Synagoge 060.jpg (83318 Byte)
  Innenansichten der Synagoge Endingen aus den 1980er-Jahren 
   
Nach der Restaurierung 1987  
(Fotos: Hahn, aufgenommen um 1992) 
Endingen Synagoge 103.jpg (62000 Byte) Endingen Synagoge 104.jpg (25555 Byte)
  Außenansichten von Westen mit dem charakteristischen Treppengiebel 
   
Endingen Synagoge 101.jpg (44005 Byte) Endingen Synagoge 100.jpg (39894 Byte) Endingen Synagoge 102.jpg (51003 Byte)
Die Nische des Toraschreines 
an der Ostfassade
Der Eingang von Westen
    
     
Zwei Fotos von 
Jürgen Hanke, Kronach  
Endingen Synagoge 270.jpg (48606 Byte) Endingen Synagoge 271.jpg (71647 Byte)
  Blick auf die Synagoge - von Westen   Der Toraschrein 
     
 Die Synagoge im Sommer 2014 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2014) 
   
Endingen Surbtal 03082014 121.jpg (119672 Byte) Endingen Surbtal 03082014 144.jpg (119540 Byte) Endingen Surbtal 03082014 146.jpg (99299 Byte)
Blick auf die Synagoge 
von Süden  
Das Synagogengebäude von Westen 
mit dem Eingangsbereich  
Treppengiebel über dem Eingangsbereich 
mit der Uhr und Glocken  
Das Foto oben in höherer Auflösung   Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung 
     
Endingen Surbtal 03082014 122.jpg (126752 Byte) Endingen Surbtal 03082014 125.jpg (134962 Byte) Endingen Surbtal 03082014 127.jpg (123723 Byte)
Innenansicht mit Blick 
zum Toraschrein 
Die Bima (Toralesepult) vor 
dem Toraschrein 
Blick auf den 
Toraschrein 
 Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung 
     
Endingen Surbtal 03082014 128.jpg (119318 Byte) Endingen Surbtal 03082014 133.jpg (126602 Byte) Endingen Surbtal 03082014 135.jpg (138774 Byte)
Bima (Vorlesepult)  Blick zu den Emporen  Vitrinen mit rituellen Gegenständen 
Das Foto oben in höherer Auflösung   Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung 
     
Endingen Surbtal 03082014 137.jpg (146184 Byte) Endingen Surbtal 03082014 150.jpg (115340 Byte) Endingen Surbtal 03082014 147.jpg (168738 Byte)
Vitrine mit rituellen 
Gegenständen 
Blick auf die Ostseite - 
Apsis der Synagoge
Informationstafeln des 
jüdischen Kulturweges 
Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung  Das Foto oben in höherer Auflösung 
     
 Endingen Surbtal 03082014 149.jpg (141235 Byte)     
 Das frühere jüdische Gemeindehaus 
neben der Synagoge 
   
Das Foto oben in höherer Auflösung     

Weitere Fotos (externer Link): hier anklicken  
   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Juli 2010: Erste Führungen auf dem "Jüdischen Kulturweg"   
Artikel im "Südkurier" vom 23. Juli 2010 (Artikel): "Auf den Spuren jüdischer Kultur. 
Die erste Führung auf dem vor einem Jahr eröffneten jüdischen Kulturweg zwischen Lengnau und Endingen findet am Sonntag statt.  
Waldshut-Tiengen/Lengnau
– Vor gut einem Jahr wurde in der benachbarten Schweiz der jüdische Kulturweg zwischen Endingen und Lengnau eröffnet. Diesen Sommer werden nun erstmals öffentliche Besichtigungen angeboten. Besonders erwähnenswert ist dabei eine literarische Führung, angelehnt an den Bestseller 'Melnitz' von Charles Lewinsky. Sie findet am 22. August, verbunden mit einer Lesung aus dem Buch von Lewinsky, statt.
Die erste Führung startet am Sonntag, 25. Juli, um 14.20 Uhr vor der Synagoge in Lengnau. Weitere Führungen werden bis 3. Oktober angeboten. Die Ausgangspunkte sind jeweils die Synagogen in Endingen oder Lengnau sowie der jüdische Friedhof zwischen den beiden Ortschaften.
Am 21. Mai 2009 hatten die Gemeinden Endingen und Lengnau den jüdischen Kulturweg www.juedischerkulturweg.ch  eröffnet. Die beiden Dörfer spiegeln während über zwei Jahrhunderten, vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert hinein, die bewegte Geschichte der Schweizer Juden. Eine Fortführung des Kulturweges über die Grenze bis Tiengen, das ebenfalls eine reiche jüdische Geschichte vorzuweisen hat, ist geplant.
Anmeldung und weitere Informationen: Bad Zurzach Tourismus AG www.badzurzach.info oder Telefon (0041)56/269 00 60)."  
     
 
2014/15: Ein Konzept zum Erhalt des jüdisch-christlichen Kulturerbes wird ausgearbeitet   
Artikel in suedostschweiz.ch vom 4. Juli 2014: "
Aargau will Erbe der 'Judendörfer' erhalten.
Das jüdisch-christliche Kulturerbe in den 'Judendörfern' Endingen und Lengnau im Kanton Aargau soll der Öffentlichkeit näher gebracht werden. Der Kanton, die Einwohnergemeinden und jüdische Organisationen wollen bis 2015 ein entsprechendes Konzept ausarbeiten." 
Link zum Artikel      
 
2016/17: Das Projekt "Doppeltür" wird gestartet 
Anmerkung: In den Aargauer Dörfern Endingen und Lengnau, nördlich von Baden CH, lebten Juden und Christen auf Anordnung der eidgenössischen Orte während rund 200 Jahren auf engem Raum zusammen. Gemäß einer Bestimmung mussten sie 'abgesondert und nicht beieinander wohnen'. Die Überlieferung besagt, dass sie dieses Gebot umgingen, indem sie gemeinsame Wohnhäuser mit zwei identischen, nebeneinander liegenden Eingängen, je einen für jüdische und christliche Bewohner ausstatteten. Mit dem Projekt Doppeltür wird die einzigartige Geschichte dieser Schicksalsgemeinschaft zum packenden Erlebnis am Schauplatz. 
Am 18. Januar 2017 wurde der Verein DOPPELTÜR gegründet. 
Artikel von Ursula Burgherr in der "Aargauer Zeitung" vom 28. April 2016: "Jüdisch-christliches 16-Millionen-Projekt 'Doppeltür' geht in die konkrete Phase..."
Link zum Artikel    
Website des Vereins Doppeltür: www.doppeltuer.ch     Flyer zum Projekt Doppeltür (eingestellt als pdf-Datei)  
Artikel von Louis Probst in der "Aargauer Zeitung" vom 10. Dezember: "Lengnau/Endingen. Ortsmuseum klammerte Juden aus: Religiöses Zentrum soll jetzt die Geschichte zurechtrücken..." 
Link zum Artikel
Artikel von Louis Probst in der "Aargauer Zeitung" vom 10. Dezember 2016: "'Doppeltür ist von nationaler Bedeutung'. Region. Das Projekt jüdisch-christlichen Zusammenlebens tritt in die nächste Phase..." (eingestellt als pdf-Datei)    
Artikel von Hans Christof Wagner in der "Aargauer Zeitung" vom 20. Dezember 2016: "Kritische Töne an den Bundesrat. Surbtal. Zum Abschluss des Jubiläums 150 Jahre Emanzipation von Schweizer Juden, übte SIG-Präsident Herbert Winter in Lengnau Kritik an der Landesregierung..."  (eingestellt als pdf-Datei)    
 
November 2017: Erste Bar-Mizwa-Feier in der Endinger Synagoge seit 60 Jahren   
Artikel von Peter Bollag in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 23. November 2017: "SCHWEIZ. Historische Barmizwa. Erstmals nach fast 60 Jahren wurde im Kanton Aargau wieder ein Junge zur Tora aufgerufen
Für die Krammers wird der 9. November 2017 zweifelsohne ein historisches Datum in der Familiengeschichte bleiben. Aber fast noch wichtiger ist dieser Tag für das Judentum in der Schweiz. Denn zum ersten Mal nach fast 60 Jahren wurde im Kanton Aargau wieder eine Barmizwa gefeiert. Naftali, Sohn von David und Esther Krammer-Bloch, las in der voll besetzten Synagoge von Endingen aus dem Wochenabschnitt, der Paraschat Haschawua.
Endingen ist wie das gleichfalls im aargauischen Surbtal gelegene Lengnau eines der beiden 'Judendörfer', in denen Juden in der Schweiz bis 1866 überhaupt leben durften. Erst danach kam die Niederlassungsfreiheit und damit die Möglichkeit, sich auch an anderen Orten anzusiedeln. Im vergangenen Jahr konnte die jüdische Gemeinschaft der Schweiz deshalb den 150. Jahrestag ihrer Emanzipation feiern, natürlich auch in Endingen und Lengnau.
KULTURWEG Für diese 'Wiege des Schweizer Judentums', wie die beiden Dörfer auch gerne genannt werden, gibt es nun große Pläne: Ein Kulturweg, der das Zusammenleben zwischen Juden und Christen in diesem kleinräumigen Teil Westeuropas zeigt, existiert bereits. Aber mit dem 'Projekt Doppeltüre' soll das Ganze nun auf eine breitere Basis gestellt werden, weshalb eigens ein Verein gegründet wurde. Kritische Stimmen sprechen deshalb von einer Art 'jüdischem Mini-Disneyland' – schließlich findet seit Jahrzehnten jüdisches Leben in der Schweiz vor allem in den urbanen Zentren Zürich, Basel oder Genf statt und eben nicht mehr in Endingen oder Lengnau.
Doch die Barmizwa von Naftali Krammer beweist, dass jüdische Traditionen – wenn auch in bescheidener Form – selbst in diesem etwas abgelegenen Teil der deutschen Schweiz fortgeführt werden. Denn der letzte Barmizwa-Junge vor Naftali in Endingen oder Lengnau hieß Jules Bloch und ist kein anderer als sein Großvater. Das war 1960.
SURBTAL Den Weg von der Stadt zurück in die Provinz ging dagegen vor einigen Jahren Naftalis Vater David Krammer, der aus Amsterdam stammt und hier die Leitung des Jüdischen Altersheims Margoa sowie des Gästehauses Noffi übernahm. Doch zuvor hatte er Jules Blochs Tochter Esther geheiratet. Im Surbtal gab es natürlich keine große jüdische Gemeinde. Doch das sollte Krammer nicht abschrecken. Denn die wenigen jüdischen Familien bilden eine enge Gemeinschaft.
All das sind die Hintergründe der Barmizwa-Feier vom 9. November. Kein Wunder, dass Großvater Jules Bloch an diesem grauen Morgen allen Anwesenden erzählte, wie stolz er auf seinen Enkel Naftali ist, der übrigens auch ein sehr guter Schüler sei. Auch die Eltern sind sehr aufgeregt, selbst wenn David Krammer nach außen Lässigkeit demonstriert: 'Ich hatte nie Zweifel daran, dass Nafatli das schaffen würde', sagt er. Die Krammers bemühen sich um eine religiöse Erziehung ihrer Kinder. An diesem Ort mit nur wenigen Gemeindemitgliedern ist das nicht unbedingt leicht. "  
Link zum Artikel       
 
Mai 2019: Das Projekt "Doppeltüre" wird in die Liste des Bundesamtes für Kultur aufgenommen    
Artikel von Louis Probst in der "Aargauer Zeitung" (Badener Tagblatt) vom 5. Mai 2019: "Surbtal. Bundesamt für Kultur nimmt Projekt 'Doppeltür' in seine Liste auf
Doppelte Freude für das Projekt 'Doppeltür: Der Verein, der sich für die Vermittlung der jüdisch-christlichen Geschichte im Surbtal starkmacht, erhält vom Bund das Gütesiegel und von der NAB finanzielle Unterstützung. Das Projekt Doppeltür ist in die Liste der lebendigen Traditionen des Bundesamtes für Kultur aufgenommen worden', sagt Lukas Keller, der Präsident des Vereins Doppeltür. 'Wir sind stolz, dass der Verein jetzt dieses Gütesiegel tragen darf.' Beim Verein Doppeltür, der sich die Vermittlung der jüdisch-christlichen Geschichte von Endingen und Lengnau zum Ziel gemacht hat, gibt es aber gleich mehrfachen Grund zur Freude: Im Rahmen der Zurzibieter Kulturnacht fand am Samstag der erste Anlass im künftigen Begegnungszentrum in Lengnau statt: Der Jüdische Kulturweg Endingen Lengnau zeigte den Film 'Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse', nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Meyer. Zudem konnte der Verein Doppeltür einen Check aus dem NAB-Kulturfonds in Empfang nehmen. 'Das Zusammenleben der jüdischen und der christlichen Bevölkerung in den beiden Surbtaler Dörfern ist wahrscheinlich nicht immer einfach gewesen', stellte Lukas Keller vor geladenen Gästen in der Synagoge Lengnau fest. 'Die Doppeltür zeigt aber, dass jüdische und christliche Menschen unter einem Dach – Tür an Tür – gelebt haben.' Die Erkenntnis, dass ein solches Nebeneinander und Miteinander möglich ist, hinauszutragen, sei eines der wichtigsten Anliegen des Vereins Doppeltür. 'Das Projekt Doppeltür soll nachhaltig sein und es wird nachhaltig sein', betonte Roy Oppenheim vom Vorstand des Vereins, in einem spannenden Exkurs in die jüdisch-christliche Kulturgeschichte. 'Doppeltür ist aus den Erfahrungen und Erkenntnissen des Jüdischen Kulturwegs Endingen-Lengnau entstanden, der eigentlich kein jüdischer, sondern ein jüdisch-christlicher Kulturweg ist. Doppeltür versucht, den Bildungsschatz zu vermitteln, den wir hier mit der Geschichte und den Kulturgütern haben. Wir sind überzeugt, dass wir auf gutem Wege sind.'
Beitrag aus dem NAB-Kulturfonds. Eine grosse Hilfe auf diesem Wege ist zweifellos der Check über 75 000 Franken aus dem NAB-Kulturfonds, den Lukas Keller und Doppeltür-Vizepräsidentin Esther Girsberger im künftigen Begegnungszentrum aus den Händen von Rolf Wolfensberger, Regionenleiter Brugg-Zurzach der NAB, entgegennehmen durften. 'Das Vermittlungsprojekt Doppeltür hat uns von Anfang an angesprochen', erklärte Rolf Wolfensberger. 'Mit dem Kauf des historischen Hauses und seinem Ausbau zum Begegnungszentrum entsteht ein einzigartiger Ort, der das Zusammenleben jüdischer und christlicher Menschen dokumentiert. Mit ihrer Kulturstiftung, die jährlich Beiträge in der Gesamthöhe von 350 000 Franken ausrichtet, engagiert sich die NAB für Leuchtturmprojekte mit nationaler Ausstrahlung.' Lukas Keller revanchierte sich bei Rolf Wolfensberger mit Mazzen, dem traditionellen jüdischen Gebäck, das an den Auszug der Juden aus Ägypten erinnert. Als besonderen Gast konnte Susanne Holthuizen vom Jüdischen Kulturweg Endingen Lengnau Thomas Meyer, den Autor des Erfolgsromans 'Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse', nicht nur persönlich vorstellen, sondern ihm auch interessante Aussagen entlocken. Unter anderen die höchst erfreuliche, dass die Geschichte des Mordechai Wolkenbruch offenbar nicht in den Armen einer Schickse endet." 
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Juni 2019: 10 Jahre "Jüdischer Kulturweg"  
Artikel von Samuel Knecht in der "Aargauer Zeitung" vom Juni 2019: "Lengnau. Der jüdische Kulturweg ist nach zehn Jahren Existenz bedeutender denn je
Der jüdische Kulturweg wurde 2009 ins Leben gerufen, um das kulturelle Erbe für die Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Der Postenlauf beginnt bei der Synagoge in Endingen, führt am ältesten jüdischen Friedhof der Schweiz zwischen den beiden Gemeinden sowie an diversen Bauten der jüdischen Kultur vorbei und endet ein Dorf weiter bei der Synagoge in Lengnau. Nun feiern die Organisatoren das zehnjährige Bestehen des jüdischen Kulturwegs. Überwältigend, findet Susanne Holthuizen, Präsidentin des Projektes: 'Wir rechneten nicht damit, dass der Kulturweg solch ein Erfolg wird. Bis jetzt schritten über 30 000 Menschen auf den Spuren der Juden zwischen Endingen und Lengnau.' Die bisherigen Besucherzahlen seien ein Beleg für das weitreichende Interesse: 'Die Besucher pilgern nicht nur aus der Schweiz hierher, sondern auch aus dem Ausland.' Der jüdische Kulturweg wurde 2009 ins Leben gerufen, um das kulturelle Erbe für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Rund anderthalb Stunden dauert der Postenlauf, der über die Website des jüdischen Kulturwegs gebucht werden kann.
Das Judentum erleben. Neben dem jüdischen Kulturweg, den man auf eigene Faust erkunden kann, bieten sich Interessierten weitere Formate, um sich auf die Spuren der Juden im Surbtal zu begeben, so Holthuizen: 'Wir vermitteln auch Hintergründe zum Judentum an Oberstufenschüler ab 13 Jahren in Form eines Schulmoduls.' Zudem könne man im Format 'Zusammenleben' erfahren, wie Juden und Christen nebeneinander durch den Alltag schritten. Weiter werden auch Kochkurse angeboten, in denen Teilnehmer koscher kochen lernen, das nennt sich 'Rituale'. Geplant sei, den jüdischen Kulturweg einst mit dem Projekt 'Doppeltür' zusammenzuführen, so Holthuizen. 'Ein erster Schritt dazu war der Kauf des dreistöckigen Gebäudes am Dorfplatz in Lengnau durch den Verein ‹Doppeltür›.' Bis vor rund zwei Jahren befand sich im Haus, das gleich neben der Synagoge am Dorfplatz in Lengnau liegt, eine Spar-Filiale. Seit Oktober des letzten Jahres ist die Liegenschaft nun in den Händen des Vereins 'Doppeltür'. Im Haus soll ein Besucherzentrum entstehen, welches das christlich-jüdische Zusammenleben aus früheren Zeiten erlebbar mache, so Lukas Keller, Präsident des Vereins 'Doppeltür'. Das Haus ist wie andere Liegenschaften des Vereins ein historisches Doppeltürhaus. Es befand sich bis 1895 in jüdischem Besitz. Mit zwei Hauseingängen wurde früher eine Bestimmung umgangen, wonach Juden und Christen nicht beieinander wohnen sollten. Zwei Haustüren ermöglichten ein friedliches Nebeneinander.
Lengnau und Endingen waren Ende des 18. Jahrhunderts die einzigen Ortschaften in der Schweiz, in denen sich Juden dauerhaft niederlassen und eigene Gemeinden gründen durften. Erst 1866 erhielten sie vom Bund die Freiheit, sich in der ganzen Schweiz niederzulassen. In den Jahrzehnten danach zogen die meisten weg, etwa nach Baden, Zürich oder ins Ausland. Seit 400 Jahren leben in beiden Dörfern Juden, die hohe Dichte an jüdischer Baukultur ist schweizweit unvergleichbar. So befindet sich in Lengnau mit dem 'Margoa' zudem ein jüdisches Alters- und Pflegezentrum.
Festakt Jüdischer Kulturweg: Sonntag, ab 10:45 Uhr mit musikalischem Auftakt, Dorfplatz Lengnau" 
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Februar 2020: Über das Projekt "Doppeltür" in Lengnau und Endingen
Artikel von Roy Oppenheim in der "Aargauer Zeitung" vom 7. Februar 2020: "Endingen und Lengnau. Doppeltür: Wie das Zusammenleben von Juden und Christen glückte – und was wir heute daraus lernen können
Gastbeitrag: Der 79-jährige Publizist Roy Oppenheim ist Initiator des Projekts Doppeltür und Mitglied des Vereinsvorstands.
Zwei Berichte in der AZ lassen aufhorchen: jener über die Kontroverse über die christlich-jüdischen Doppeltürhäuser im Surbtal und die Reportage über den Umgang mit Jenischen, Sinti und Roma im Berner Dorf Wileroltigen. In Endingen und Lengnau sollen die Vorstellungen über die Entstehung der seit dem 17. Jahrhundert bestehenden Häuser mit zwei Eingängen nach neuesten Forschungen mehr Mythos als Tatsache sein..."
Der Artikel kann gelesen werden auf der Seite zu Lengnau bzw. Link zum Artikel  
 
 

    
      

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Endingen  
bulletWebsite der Gemeinde Lengnau  
bulletSeite zur Synagoge Endingen (externer Link): hier anklicken 
bulletZur Seite über die Synagoge in Lengnau (interner Link)  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof Lengnau / Endingen (interner Link)        
bulletJüdischer Kulturweg im Surbtal (Aargau)  
bulletJüdische Kulturwochen: Baden, Endingen, Lengnau (Berichte, Programm, Planungen) 
bulletVerein Doppeltür: www.doppeltuer.ch      

Literatur:  

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Ernst Guggenheim: Restauration der Synagogen Endingen und Lengnau. Zürich 1976.

bulletThomas Armbruster: Die jüdischen Dörfer von Lengnau und Endingen. In: Landjudentum im süddeutschen- und Bodenseeraum (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hg. vom Vorarlberger Landesarchiv Bd. 11). 1992 S. 38-86.
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Carol Herselle Krinsky: Europas Synagogen. Architektur, Geschichte und Bedeutung. Stuttgart 1988. Zu Endingen und Lengnau: S. 272-278. 

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Buri Lit 05.jpg (72357 Byte)Anna Rapp Buri:  Jüdisches Kulturgut in und aus Endingen und Lengnau.  
Der hier angezeigte erste Band des Vereins für die Erhaltung der Synagogen und des Friedhofes Endingen – Lengnau stellt einen ausführlichen Katalog des noch erhaltenen Kulturgutes der beiden jüdischen Landgemeinden dar. Besprochen werden Objekte aus Museumsbesitz sowie Gegenstände, die noch in den Synagogen, im Altersheim und bei Privatpersonen beider Judendörfer aufbewahrt werden. Darunter befinden sich farbenfrohe Textilien und traditionelles Kultgerät als auch Dinge häuslichen Gebrauchs, die die jüdischen Sitten und das einfache Leben auf dem Land veranschaulichen. Endingen und Lengnau nahmen eine Sonderstellung in der alten Eidgenossenschaft ein – so gehörten sie doch zu den wenigen Gemeinden, in denen Juden sich niederlassen konnten und die sich weitgehend autonom durch einen eigenen Gemeindevorstand verwalteten. Als Ergänzung des Kataloges folgt in Kürze der zweite Band über Lebendiges und untergegangenes Brauchtum.
Hrsg. vom Verein für die Erhaltung der Synagogen und des Friedhofes Endingen - Lengnau, Bd. 1.   Kontakt 
324 S. mit 334 farb. Abb., quadrat. Format, fester Einband. 2008. ISBN: 978-3-89735-493-7. € 30,00
Erschienen im Verlag Regionalkultur    Direkt zum Titel    

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PStein Lit 05.jpg (50487 Byte) Peter Stein: Lebendiges und untergegangenes jüdisches Brauchtum. Brauch gestern und heute, Brauch hier und dort mit besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Judendörfer Endingen und Lengnau. 
Die in Zentraleuropa lebenden Juden haben neben den durch das Religionsgesetz vorgegebenen Ritualen eine Vielzahl von Bräuchen hervorgebracht. Ziel dieser Publikation ist es, die Verschiedenartigkeit der Ausgestaltung dieses Brauchtums zu beleuchten. Inwiefern sind früher geübte Bräuche noch lebendig oder in Vergessenheit geraten? Welche regionalen Unterschiede sind auszumachen ? Eine beachtliche Zahl alter Stiche illustriert den Text. Die in vielen Einzelpublikationen zerstreuten Beschreibungen von Ortsbräuchen werden zu einer Synthese zusammengefasst und miteinander in Beziehung gesetzt. Das seinerzeit durch Umfragen ermittelte Brauchtum wurde mit einer neu veranlassten Enquête verglichen und so die Entwicklung im Lauf der Zeit beleuchtet. Als Anhang wird der Öffentlichkeit die Sammlung des Schweizerischen Instituts für Volkskunde von Schnurren, Liedern, Gedichten und schweizerisch-jüdischen Redensarten vorgestellt.
Hrsg. vom Verein für die Erhaltung der Synagogen und Friedhofes Endingen-Lengnau.   Kontakt    
132 Seiten mit 68 z.Z. farbigen Abb.; quadrat. Format, fester Einband, mit beigelegter CD. 2008. ISBN 978-3-89735-551-4. € 20,00
Erschienen im Verlag Regionalkultur    Direkt zum Titel  

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Bodensee Lit 140.jpg (89625 Byte)Helmut Fidler: Jüdisches Leben am Bodensee. Verlag Huber Frauenfeld - Stuttgart - Wien 2011. 320 S. zahlreiche Abbildungen. Verlag: www.verlaghuber.ch mit Infoseite zum Buch. ISBN 978-3-7193-1392-0.  29,90 €   39,90 CHF  
Wenn aus Fremden Nachbarn werden. Zwei Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende des Holocaust geht Helmut Fidler einen ungewöhnlichen Weg, um achthundert Jahre jüdische Geschichte in der Bodenseeregion zu beschreiben. Er sucht die Orte auf, an denen jüdisches Leben heute noch sichtbar, nach-erlebbar und begreifbar ist, erzählt von Personen, die hier gelebt haben, und von Ereignissen, die in Erinnerung geblieben sind.       

    
     

   

                   
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Stand: 15. Oktober 2013