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in Fürth
Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Berichte über Rabbiner, Lehrer, Kantoren sowie andere Kultusbeamte der Gemeinde
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Fürth wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
Berichte über einige in Fürth tätige Rabbiner
Übersicht über die Ober- und Gemeinderabbiner in Fürth:
| (Aron Schmuel Kremnitz)
|
| 1607 - 1628 Simson Ben Joseph
|
| 1628 - 1632 Schabatai Scheftel Horovitz (* 1592, + 1660)
|
| 1657 - 1660 Menachem Man Ben Mose
|
| 1660 - 1667 Aron Samuel Kaydanover
|
| 1670 - 1683 Meir Ben Ascher (* 1599 in Fürth, + 1683 in Fürth)
|
| 1683 - 1691 Wolf Butschatscher
|
| 1691 - 1694 Samuel aus Woydyseaw
|
| 1694 - ? Mose Wolf
|
| 1700 Elieser Heilbronn
|
| ( 1700 - 1708 Bermann Fränkel; nie offiziell Ober-Rabbiner von Fürth)
|
| 1710 - 1746 Baruch Rapaport
|
| 1748 - 1762 David Strauß (geb. in Frankfurt, gest.
1762 in Fürth): studierte in Frankfurt, wo er danach als Rabbinatsassessor
tätig war; 1743 Oberrabbiner in Worms, seit 1749 Oberrabbiner in Fürth, wo
er bis zu seinem Tod im Mai 1762 tätig war (vgl. Bericht
unten). |
| 1764 - 1776 Josef Steinhardt (geb. 1700 in
Steinhart, gest. 1776 in Fürth). |
| 1778 - 1785 Josef Hirsch Janow (geb. 1733 in Leszno
[Lissa], gest. 1785 in Fürth): war zunächst Rabbiner in Biała (Zülz,
Oberschlesien), 1777 Oberlandesrabbiner in Posen, seit 1778 Oberrabbiner in
Fürth.
|
| 1779 - 1819 Meschullam Salman Kohn (geb. 1739 in
Rawicz, gest. 1819 in Fürth), besuchte früh verschiedene Jeschiwot in
Polen, Oberschlesien und Altona: war zunächst Leiter der Jeschiwa in
Krotoszyn, dann Rabbiner in Kempen und Biała; seit 1789 in Fürth
Oberrabbiner.
|
| 1819 - 1831 kein Oberrabbiner - Rabbinatsverweser
war "stillschweigend" R. Wolf Hamburger, Leiter des Fürther
Jeschiwa.
|
| 1831 - 1873 Dr. Isaak Loewi
|
| 1875 - 1922 Dr. Jakob Immanuel Neubürger (ab 1871 Rabbinatsverweser)
|
| 1923 - 1942 Dr. Siegfried Behrens
Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Siegfried Behrens,
bisher in Göttingen, am 21. Dezember 1922 von den Gemeindekollegien
gewählt und am 30. März 1923 feierlich in sein Amt eingeführt.
|
Über Rabbiner David Strauß (1749 - 1762 Oberrabbiner
in Fürth) (Bericht von 1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar
1867: "Galerie der Rabbiner.
David Strauß, ein bekannter Rabbiner in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts. Er war geboren in Frankfurt am Main, von einer alten Familie
und machte seine talmudischen Studien mit Erfolg in seiner Vaterstadt.
Nachdem er daselbst mehrere Jahre hindurch als Rabbinatsassessor fungiert
hatte, wurde er 1743 nach Worms als Oberrabbiner berufen. Wir finden ihn
im Jahre 1746 mit der Organisation der Pfälzischen Gemeinden
beschäftigt.
1749 wurde er als Oberrabbiner nach Fürth berufen. Im Jahre
1754 schrieb von ihm Andreas Würfel in seiner historischen Nachricht von
der Judengemeinde in Fürth S. 59: 'Der jetzt lebende Rabbiner David
Strauß konnte bei seinen vielen Kindern mit der Gage (400 Rthl.) nicht
auskommen, darum hat ihm Kahl (die Gemeinde) auf sein inständiges Bitten,
drei Jahre lang, jährlich 200 Gulden Zulage gegeben.'
David Strauß starb zu Fürth den 18. Ijar 5522, d.i. den 5. Mai 1762,
nachdem er dort dreizehn Jahre lang rühmlich gewirkt hatte. Er wird
lebend im Miftach Hajam von seinem Neffen Jakob Mayer Coblenz
erwähnt, und ein Brief von ihm gegen R. Moses David steht im Hitawkut
Seite 102, abgedruckt. Von seinen hinterlassenen Schriften ist nichts
gedruckt; unsere Handschriften-Sammlung besitzt die Derascha oder
Antrittsrede, die er in Fürth, im Jahre 1749,
hielt." |
Hinweis: das genannte Buch
von David Würfel ist Google-Books online einsehbar. |
Zum
Tod von Rabbiner Raphael Farntrog (1868, Stiftsrabbiner in der
"Mannheimerschule")
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai
1868: "Fürth. Der Festtag - der letzte Tag des
Pessachfestes - hat sich für die hiesigen, insbesondere für die
gesetzestreuen Israeliten in einen Tag der Bestürzung und der Trübsal
umgewandelt. An demselben verlor die hiesige Gemeinde einen ihrer edelsten
Männer, den hervorragenden, großen Toragelehrten und Autorität in
Fragen der Halacha, Rabbiner Raphael Farntrog - das Andenken an den
Gerechten und Heiligen ist zum Segen - und zwar unter Umständen, die
sein Hinscheiden zu einem tragisch-erschütternden Ereignisse machen.
Rabbiner Raphael hatte nämlich in der Synagoge, genannt
'Mannheimerschule', wie gewöhnlich den Segen gesprochen, mit schwacher
Stimme zwar, aber ohne dass dies auffiel, da er seit Jahren leidend war.
Er betete einen leise gesprochenen Teil des Mussafgebetes und als
er es geendet - da hatte auch sein, für alle, die ihn kannten, so teures
Leben geendet: ein Herzschlag warf ihn leblos nieder. Wer beschreibt den
Schrecken und die Bestürzung der Anwesenden, das laute Jammern seiner
Angehörigen! Alle möglichen Wiederbelebungsversuche wurden angewendet,
leider vergebens! Rabbi Raphael Farntrogs reine Seele war mit den
Worten 'der Frieden schafft in des Himmels Höhen' zum ewigen
Frieden eingegangen in des Himmels Höhen, wie dies in den trefflichen
Worten des Herrn Dr. Auerbach, Direktors der hiesigen israelitischen
Bürgerschule entwickelt wurde, in dessen Trauervortrag (Hesped),
den er in der obengenannten 'Mannheimerschule' unmittelbar vor dem
Leichenbegängnisse des Verewigten hielt.
Mit aus der Tiefe seines Herzens kommenden Worten sprach Herr Dr. Auerbach
zu den Herzen seiner zahlreichen, aus Männern aller religiösen
Richtungen bestehenden Zuhörer; unter Zugrundelegung seines reichen
Schatzes jüdischen Wissens beklagte er das Hinscheiden des wahrhaft
frommen Mannes, dem es nicht länger als 64 Jahre auf Erden zu weilen
vergönnt war, während durch viele Jahre körperlichen Leidens, sowie
Kümmernisse verschiedener Art, worunter früher auch Nahrungssorgen,
allerdings auch durch das tiefe stets fortgesetzte Torastudium sein Haar
gänzlich gebleicht, sein Aussehen das eines Achtzigers war. Herr Dr.
Auerbach hob die Verdienste des Verblichenen in der Tora, Gottesdienst
und der Wohltätigkeit hervor: 'Sohn eines Biedermannes von echter
Religiosität - wir zitieren hier den verehrten Redner fast wörtlich -
ward er gleichsam zu den Segnungen der Tora hin erzogen worden, war
er einer der vorzüglichsten Schüler von zwei der größten Sterne am
Fürther Gelehrtenhimmel: dem unvergesslichen Rabbiner Wolf Hamburg -
das Andenken an den Gerechten und Heiligen ist zum Segen - und dem
ebenfalls sehr berühmten Rabbiner Mendel Karga - das Andenken an den
Gerechten und Heiligen ist zum Segen; bereits in seinem 18. Jahre
erhielt er die Autorisation zum Rabbiner - in Fürth, damals in
Wahrheit eine Stadt voll von Weisen und Schreibern, gewiss eine
große Auszeichnung! Sein ganzes Leben war der heiligen Gotteslehre
gewidmet, und wenn nicht ausschließlich dem Studium derselben, da er die Verbindung
von Tora und dem profanen Wissen durch Führung eines Kaufladens in
den letzteren Jahren betätigt, so war jenes doch seine
Hauptbeschäftigung; er bekleidete dabei die Stelle eines Stiftsrabbinen,
indem er von der sog, Eisig-Stiftung dafür besoldet war, dem Torastudium
möglichst obzuliegen und insbesondere täglich einen Lehrvortrag zur
Gemara in Verbindung mit noch einigen talmudisch gebildeten Männern
zu lernen.' Er hatte dabei auch die Wohnung mit seiner Familie im Parterre
der Eisig-Synagoge (Mannheimerschule gewöhnlich genannt).
Die Vorsehung, die einerseits Wunden schlägt und sie andererseits heilt,
hat auch der Familie des seligen R. Rafael Farntrog eine Milderung
ihres Jammers angedeihen lassen. Hatte der Verstorbene in den letzteren
Jahren die Freude (wörtlich: Gewinn) erlebt, dass sowie ihm
echt religiöse Söhne und Töchter heranwuchsen, er ebenso auch einen
Schwiegersohn in Herrn Goldberg erhielt, der, früher Rabbinatskandidat
und seinerzeit Schüler des Herrn Distriktrabbiners von Würzburg, jetzt
als Kaufmann hier ansässig und dabei nach Kräften einer ist, der sich
mit Tora und den Geboten befasst, ist jetzt dieser bereit, den Posten
seines seligen Schwiegervaters, und zwar unentgeltlich zu Gunsten der
Witwe, zu versehen. S.H." |
Über
den Gesundheitszustand von Rabbiner Dr. Isaak Löwi (1854)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juli 1854: "...Und in Nürnberg, wo sich seit dem Jahre 1848
wenigstens 30 Familien angesiedelt haben, besteht das ganze Jahr hindurch,
mit Ausnahme von Jom Kippur, Rosch Haschana (Neujahrsfest), kein
Gottesdienst! Auch nach einer Religionsschule fragt man vergebens!! - Und
da Ihr Korrespondent auch Würzburg nannte, aber von den dortigen
religiösen Zuständen nichts referierte, so möchten wir ihn fragen, wie
denn dort die Begeisterung für die Religion sich manifestiere, und da er
mit den Predigten Löwi's (gemeint der Rabbiner in Fürth)
unzufrieden ist, ob denn die Predigten des Würzburger Rabbiners die
Zuhörer mehr erbauten? Oder werden dort vielleicht gar keine Predigten
gehalten, aus Religion?! -
Was übrigens die Notiz über Herrn Dr. Löwi betrifft, so müssen
wir zur Steuer der Wahrheit mitteilen, dass er schon über ein Jahr sehr
leidend ist, und sich ganz von seinem Wirkungskreise zurückziehen musste,
da lange Zeit jede Kopfanstrengung vom Arzte ihm untersagt war und er
gegenwärtig in einem Bade verweilt zur Herstellung seiner Gesundheit.
'Beurteile einen jeden nach der guten Seite!'." |
Rabbiner Dr. Isaak Löwi erhält den Michaelsorden I. Klasse vom bayerischen König (1869)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16.
September 1869: |
|
70. Geburtstag von Rabbiner Dr.
Isaak Löwi
(1873)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11.
Februar 1873: |
Zum Tod von Oberrabbiner Dr. Isaak
Löwi (Löwy. 1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Januar
1874: "Fürth, 26. Dezember (1874). Gestern, Donnertag
Abends 10 1/2 Uhr, verschied nach längerem Leiden sanft Herr Oberrabbiner
Dr. Löwy, Ritter des Verdienstordens des heiligen Michael 1. Klasse, im
noch nicht vollendeten 71. Lebensjahre. Die Leichenbestattung findet
Sonntag Nachmittags den 28. Dezember statt. (Näheres in der folgenden
Nummer.)" |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1874:
"Leichenbegängnis des Oberrabbiners der jüdischen Gemeinde in
Fürth, Herrn Dr. Isaak Löwy, Ritter des Verdienstordens vom heiligen
Michael 1. Klasse.
Fürth, 28. Dezember 1873.
Heute Nachmittag fand die Beerdigung des Dr. Löwy unter
außerordentlicher Teilnahme von Angehörigen aller Stände und aller
Konfessionen statt. Löwy ist am 31. Januar 1803 in Adelsdorf bei
Erlangen geboren, und hat sonach sein 71. Lebensjahr erreicht. Im Jahr
1827 als Rabbiner nach Uehlfeld
berufen, verblieb er seit 1831 in seiner hiesigen Stellung bis zu seinem
Tode. Am 31. Dezember 1830 bestätigte die bayrische Regierung Löwy als
Rabbiner in Fürth, fertigte bereits dessen Bestallungsdekrete aus, und
ordnete seine Installation an, als auf erhobene Beanstandung, - die hier gegenwärtig
herrschenden religiösen Verhältnisse lassen es nicht opportun
erscheinen, auf die damaligen Vorgänge zurückzukommen, - erst am 10.
März 1831 die allerhöchste Entscheidung erfolgte, wonach die Wahl des
Dr. Löwy selbst höchsten Ortes sanktioniert, und worauf Montag, den 21.
März 1831 Löwy in seine neue Gemeinde eingeführt wurde, der er nun fast
43 Jahre vorstand.
Während der Verbringung der Leiche nach dem Gottesacker war ein großer
Teil der jüdischen Läden geschlossen, und die Leichenfeierlichkeiten
nahmen in der Hauptsynagoge ihren Anfang. Dieselbe war in allen ihren Räumen
so überfüllt, - die Zahl der Anwesenden betrug wohl 2.000, - dass nur
Wenige im Verhältnis zu den Einlass Begehrenden Platz finden konnten.
Nach einem ergreifenden Orgelpräludium, dem ein an erhebenden Melodien
reicher Gesang des Kantors Ebert und des trefflich geschulten
Synagogenchors folgte, hielt Substitut Dr. Neubürger die nach Form und
Inhalt gleich ausgezeichnete Gedächtnisrede auf den Verstorbenen. Redner
würdigte die Verdienste, die Löwy um die Emanzipation der Juden nicht
nur nach außen, sondern auch nach innen sich erwarb, wie er zu deren
Hebung in der öffentlichen Meinung beigetragen, und betonte
hauptsächlich jene, die Löwy um die Förderung des Fortschrittes der
Menschheit und Entwicklung der Menschlichkeit sich errungen. Er schilderte
die milde Auffassung des Verstorbenen, sodass sein von herzgewinnender
Persönlichkeit unterstütztes Wesen selbst auf seine Gegner versöhnend
wirkte. Schließlich gedachte Dr. Neubürger, dass der Frieden und die
Eintracht in der Gemeinde auch das Werk des Verblichenen gewesen, und nach
beendigter Predigt, der wieder ein Trauergesang folgte, bewegte sich der
Leichenzug nach dem Friedhofe. Dem Zuge folgte eine unabsehbare
Menschenmenge, der Magistrat, der aus eigenem Beschluss die Glocken
sämtlicher |
Kirchen
läuten ließ, das Kollegien der Gemeindebevollmächtigen, der Verein
Casino, der Gewerbeverein. - Löwy, der um öffentliche und gemeindliche
Angelegenheiten vielfaches Interesse bekundete, war Mitbegründer des für
die Entwicklung der Industrie der Stadt so wohltätig wirkenden
Gewerbevereins, - die königlichen Beamten des Stadt-, Land-, Handels- und
Bezirksgerichtes, des Bezirksamtes, des Post-, Zoll- und Rentamtes, die
Geistlichkeit aller Konfessionen, sämtliche Lehrer, der ärztliche
Verein, die Vorstände der zum Rabbinatsbezirke gehörigen Gemeinden, die Rabbiner
von Nürnberg und Baiersdorf, eine
Deputation der Schwestergemeinde Nürnberg und sonstige Honoratioren,
Alles begegnete sich einmütig in dem Streben, dem Andenken des
bescheidenen Mannes die letzte Ehre zu erweisen, und so gestaltete sich
die Feier zu einer so imposanten, wie solche hier noch nie gesehen worden
sein dürfte. Am Grabe angelangt, sprach Vorstand Dr. Ortenau namens der
Gemeinde einige tief empfundene, das Andenken des Verstorbenen ehrende
Worte, und betrauerte die Größe des Verlustes des würdigen Geistlichen.
Hierauf hielt Rabbiner Dr. Lewin aus Nürnberg die Grabrede. Tief
ergriffen schilderte Redner den Verblichenen als Lehrer und Mensch. Als
ersterer habe er nur der Gemeinde gelebt, manch' edler Samenkorn habe er
gepflanzt, das als Blüte und Frucht aufgegangen, durch seine hinreißende
Beredsamkeit die reinen Lehren des Glaubens im Gegensatz zum Aberglauben
verkündet, oft dadurch gezündet und die Herzen angefacht, während er
als letzterer seine Einfachheit, Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit
rühmte, und damit schloss Redner die durch Präzision des
Gedankenausdrucks und Gemütswärme charakteristische Rede, ein letztes
Lebewohl Namens der Gemeinde Nürnberg, die bis vor wenigen Jahren zum
hiesigen Rabbinat gehörte, zurufend.
Wir glauben dem allgemeinen Wunsche Ausdruck zu geben, diese gediegenen
Reden möchten veröffentlicht werden. Hierauf wurde der Sarg ins Grab
gesenkt, und der Zug begab sich nach dem Leichenhause, wo der älteste
Schwiegersohn des nun selig Entschlafenen, Herr Dr. Koref aus Prag, das
Kaddisch der Waisen verrichtete.
Möge das Andenken Löwy's fortwalten, dem Vaterland zur Ehre, der
Menschheit zum Gewinne!" |
|
Artikel
in der "Israelitischen Wochenschrift" 1874 S. 20: "Fürth, den 30.
Dezember (Or.-Corr.) Ein schwerer Verlust hat unsere Gemeinde betroffen; der
Rabbiner Herr Dr. Löwi ist nicht mehr!
In der Nacht des 25. dieses Monats verließ seine edle Seele ihre irdische
Hülle; sanft und gottergeben wie sein Leben, war auch sein Ende. Herr Dr.
Isaak Löwi war 1803 in Adelsdorf geboren, einem kleinen Dorfe bei
Bamberg, das jedoch die Heimat großer Rabbiner werden sollte. Noch als Knabe
bezog er die damalige berühmte Jeschiba dahier (sc. Fürth), wo er zu
den hervorragenden Schülern des seligen Rabbi Wolf Hamburger gezählt wurde.
Gleich vielen strebsamen Jünglingen seiner Zeit genügte ihm jedoch jüdisches
Wissen allein nicht; in schon vorgeschrittenem Alter bezog er noch das
Gymnasium in Bamberg, und dann die Universität in München. Nach Beendigung
seiner Studien wurde er 1827 zum Rabbiner in
Markt Uehlfeld, um schon nach weiteren drei Jahren auf den ehrwürdigen
Rabbinatssitz hieher berufen. Hierfür lebte er in edelster Wirksamkeit für
Gott und die Menschheit 43 Jahre des Strebens und Ringens. Seine Richtung
war eine freisinnige, und sein Charakter ein äußerst humaner. Er war ein
Vater der Armen und Bedrängten, half gerne, wo Hilfe nötig war, und fragte
dabei nicht lange nach Stand und Glaubensbekenntnis. Darum gab sich auch bei
seinem Hintritte die allgemeinste Teilnahme kund, und das Leichenbegängnis
war ein imposantes, wie vielleicht selten.
Sonntag, nachmittags 2 Uhr, begann der Trauergottesdienst in der
Hauptsynagoge, deren Räume so überfüllt waren, dass Tausenden der Einlass
versagt werden musste. Ein erhebender Gesang eröffnete die Feier, hierauf
betrat Herr Dr. Neubürger die Kanzel. Diesen aus dem Rabbinerseminar in
Breslau hervorgegangenen jungen Theologen hatte der Verewigte, als er vor
drei Jahren dem Amt nicht mehr allein vorstehen konnte, nach längerer Wahl
zu seinem Adjutanten erkoren, und nun war diesem die traurige Aufgabe
zugefallen, dem edlen Greise die letzte Ehre zu erweisen. Er löste aber auch
dieselbe mit gewohnter Meisterschaft. In glänzender und feuriger Rede, mit
tiefempfundenen und tiefergreifenden Worten hob er die Verdienste des
Heingegangenen um die Entwicklung und Hebung des Judentums hervor. Er
erinnerte daran, dass Herr Dr. Löwi nicht nur wie viele andere für die
äußere Emanzipation der Juden gekämpft, sondern auch, und zwar als der erste
in Bayern, die Notwendigkeit einer inneren Emanzipation betont, und den
Juden dadurch die Menschenwürde nach langer Erniedrigung zurück erobert,
sich selbst aber einen unsterblichen Namen in der Geschichte errungen hat. "
|
Weiter
schilderte der Redner das herzgewinnende innige Wesen des Verlebten, welches
versöhnend auf alle Welt, und sogar auf seine Gegner wirkte und den Geist
religiöser Duldung in hiesiger Stadt allgemein erzeugte und großzog. Der
Erfolg dieser Rede war ein so überwältigender, dass kein Auge tränenleer
blieb. Ein würdiger Gesang schloss dann diesen Teil der Feier.
Hierauf setzte sich von der Synagoge aus ein unübersehbar Leichenzug,
zusammengesetzt aus allen Schichten der Bevölkerung, in Bewegung, und
gleichzeitig ertönten auf Anrdnung des Stadtmagistrats alle Glocken der
Stadt. Am Grabe ergriff der königliche Notar Herr Dr. Ortenau, ein
hochgeachteter Freund des Heimgegangenen und Vorstandsmitglied der hiesigen
Kultusgemeinde, das Wort.
In schwungvolle Rede wies er auf das segensreiche Wirken des Entschlafenen
hin, dankte ihm im Namen der Gemeinde, und erkannte ihm den Lorbeerkranz des
Verdienstes in Verbindung mit der Palme des Friedens zu. Alle, die das Grab
umstanden, rührte die begeisterte Rede in der innersten Seele.
Noch hielt dann, von seiner Gemeinde hierzu beauftragt, Herr Dr. Lewin,
Rabbiner in Nürnberg, eine gehaltvolle Rede, in welcher eher die Vorzüge des
Heimgegangenen nach den zwei Seiten des amtlichen Lebens und der
persönlichen Tugenden, in blumenreicher Sprache schilderte.
Die Wunde, welche der Tod unserer Gemeinde geschlagen, ist eine
schmerzliche; indessen ist Aussicht vorhanden, dass die Nachfolge im Sinne
des Verblichenen geordnet werden wird. Die Verwesung (sc. = Vertretung)
ist einstweilen dem genannten Herrn Dr. Neubürger übertragen, der sich
der vollen Anerkennung seines heimgegangenen Vorgesetzten und der Gemeinde
immer zu erfreuen hatte.
Möge die Wahl der Gemeinde eine glückliche sein!" |
|
Artikel in "Jüdische Volkszeitung" vom 13. Januar 1874:
Ähnlicher Artikel wie in der "Israelitischen Wochenschrift s.o. |
Publikation der Reden zur Beerdigung von Oberrabbiner
Dr. Isaak Löwi (1874)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. April 1874: "Reden bei der Beerdigung des Herrn
Dr. Isaak Löwi, Oberrabbiners in Fürth, Ritter des Michaelordens I.
Klasse etc. etc. am 28. Dezember 1873. (Fürth, Schröder, 1874). Die
erste dieser drei Gedächtnisreden ist von Rabbiner Dr. Neubürger in der
Hauptsynagoge, die zweite vom Notar Dr. Ortenau am Grabe, die dritte
ebendaselbst von Dr. Levin, Rabbiner zu Nürnberg gehalten. Es lag daher
in der Natur der Sache, dass die erste, die ausführlichere Schilderung
und Charakterisierung des Heimgegangenen gab; indes können wir von allen
drei sagen, dass sie im würdigsten Stile und in ausgezeichneter Form
gehalten sind. Der erste Redner verstand es schon, den wärmsten Ton
anzuschlagen und die Gedanken zum Aufschwung zu bringen."
|
Erinnerung an Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi
(1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März
1931: "Zum Andenken an Dr. Isaac Loewi, Oberrabbiner in Fürth.
Am 21. März 1931 sind 100 Jahre verflossen, seitdem der erste
Gemeinderabbiner Dr. Loewi in Fürth in sein Amt eingeführt wurde. Dieser
kluge, hochgebildete, von Geist modernen Wissens und Strebens erfüllte
Mann hat auch die Nürnberger Gemeinde, die von 1857-1872 seinem Rabbinat
zugehörte, auf würdigste Weise vertreten. Er vertrat tatkräftig die
liberale Richtung und wurde von der Fürther Orthodoxie in langjährigen
Kämpfen heftig angegriffen. Als im Jahre 1864 König Ludwig II. sich in
Nürnberg aufhielt und ohne vorherige Ansage in Fürth einritt, führte
Loewi den König in die Synagoge und erhielt den Michaelsorden I. Klasse.
Loewi starb hochbetagt im Jahre 1873. Er liegt auf dem alten Fürther
Friedhof begraben. Seine zahlreichen Nachkommen sind über alle Erdteile
verstreut." |
|
Artikel
in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 11. Dezember 1930: "Dem Andenken an Dr.
Isaak Loewi, Oberrabbiner in Fürth.
100 Jahre sind es her, dass der 1803 (nicht: 1763) in Adelsdorf bei
Erlangen geborene Dr. Isaak Loewi zum Distriktsrabbiner in Fürth bestellt
wurde. Dieser kluge, hochgebildete, vom Geist modernen Wissens und Strebens
durchdrungene Mann, dieser unentwegte Kämpfer für den Liberalismus war
nicht nur ein tiefgründiger Gelehrter und Kanzelredner von zündender
Beredsamkeit, sondern eine ob ihrer vornehmen Gesinnung, ihres duldsamen,
mildtätigen Wesens allgemein beliebte, geachtete und hochgeschätzte
Persönlichkeit, die für die Reformbewegung von hoher Bedeutung,
die Gemeinde in allen Angelegenheiten würdig vertrat und in Jahrzehntelangem, segensreichen
Wirken ihr Ansehen stetig mehrte. Auch um die
Nürnberger Gemeinde, die von 1857 bis 1872 seinem Rabbinat zugehörte,
machte sich Loewi sehr verdient, indem er mutig gegen die inneren und
äußeren Schwierigkeiten kämpfte und die erste gemeindliche Organisation der
1850 zugelassenen Juden in Nürnberg schuf. Als tatkräftige Vertreter der
liberalen Richtung wurde er von Seiten der Fürther Orthodoxie heftig
angegriffen, musste jedoch seine Stellung zu behaupten und zu sichern. Mit
den Honoratioren von Fürth stand er in besten Beziehungen. Der
liebenswürdige hoch gebildete Gesellschafter saß täglich mit den Ersten der
Stadt in trautem Gespräch. Als einer seiner guten Freunde, der katholische
Stadtpfarrer, ihn einmal scherzeshalber fragte, wann er wohl sein erstes
Schinkenbrot esse, erwiderte Loewi schlagfertig: 'Auf deiner Hochzeit'.
Bekannt ist sein gewandtes Benehmen, als im Jahre 1864 eines Tages
König Ludwig II., der in Nürnberg weilte, plötzlich ohne vorherige Ansage in
Fürth einritt, dabei der Synagoge einen Besuch abstattete und dort den
Segen empfing. Der Rabbiner erhielt damals den Michaelsorden I. Klasse.
Loewi, auch äußerlich eine würdige, stattliche Erscheinung, führte ein ideales
Familienleben und starb 1873 hochbetagt und tiefbetrauert. Er liegt auf
dem alten Fürther Friedhof begraben. Seine
zahlreichen Nachkommen sind über die ganze Erde zerstreut. Hanna Homburger,
Nürnberg." |
|
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom
1. April 1931: "Stuttgart. Am 21. März waren es 100 Jahre, dass
Rabbiner Dr. Jacob Loewi sein Amt in Fürth in Bayern antrat.
Die bayerische jüdische Presse gedenkt des hervorragenden Mannes, dessen
Wirksamkeit für die Fürther und die unter seiner Führung gegründete
Nürnberger Gemeinde überaus segensreich war, in ehrendster Weise. Seine
lautere Art, sein großes Wissen, seine glänzende Beredsamkeit und nie
versagende Wohltätigkeit, von der die Väter nicht genug zu rühmen wussten,
sind heute noch in lebendigster Erinnerung. Oberrabbiner Dr. Loevi war am
30. Januar 1803 in Adelsdorf (Oberfranken) geboren. Seine Gattin
Sali geb. Kohn, geboren am 11. Januar 1804 in
Markt-Erlbach, starb am
23. November 1882 in Stuttgart und fand auf dem hiesigen
Pragfriedhof ihre
letzte Ruhestätte. Von ihren Nachkommen leben noch in unserer Gemeinde die
Enkelin Frau Anna Hochberger, Tochter des Rechtsanwalts Dr. Leopold
Nördlinger, und ihr Sohn Bankier Leo Hochberger. Mit berechtigten
Stolz pflegen sie die Erinnerung an die edlen Großeltern und Urgroßeltern
deren Andenken wir in Ehrfurcht diese Zeilen weihen." |
Anmerkung
zu den genannten Personen: Rosalie Loewi geb. Kohn - Grab im Pragfriedhof Stuttgart erhalten; Rechtsanwalt
Leopold Nördlinger (1832-1883, Grab im Pragfriedhof erhalten), war verheiratet
mit Sophie Nördlinger geb. Loewi (1839 Fürth - 1910 Stuttgart,
https://www.geni.com/people/Sophie-Loewi-Noerdlinger/6000000012654893364).
Anna Hochberger (geb. 1863 in Stuttgart, ist im Ghetto Theresienstadt 1942
umgekommen, siehe
https://www.geni.com/people/Anna-Hochberger/6000000012654543932 .
|
Dr.
Jacob Immanuel Neubürger wird als Rabbiner gewählt
(1875)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juni 1875: "Fürth, 7.
Juni. Bei der heute vorgenommenen Wahl eines Rabbiners wurde der von der
israelitischen Kultus-Repräsentanz in Vorschlag gebrachte bisherige
Verweser, Herr Dr. Neubürger, von 627 Wahlstimmberechtigten, von denen
sich 440, also 70 Prozent beteiligten, mit 440 Stimmen auf vier Jahre gewählt.
Das Wahlresultat ist in Anbetracht der eigentümlichen Konstellation der
hiesigen Gemeinde und der Abwesenheit oder Unpässlichkeit vieler Wähler,
die dadurch zu wählen verhindert waren, ein für den Gewählten höchst
ehrenvolles und zeugt einerseits von der Beliebtheit Neubürgers bei allen
Parteien, sowie andererseits von der kürzlich auch in Ihrer geschätzten
Zeitung erwähnten Versöhnung zwischen der orthodoxen und neologen Partei
und der trotz der feindlichen Religionsparteischaft dennoch vorhandenen Stärke
in der Einheit der hiesigen Gemeinde. Herr Doktor Jakob Immanuel Neubürger,
Sohn des verlebten Lehrers Salomon Neubürgers, geboren zu Oettingen im
Ries (Bayern) am 12. April 1847, besuchte die Lateinschule daselbst, die
Gymnasien zu Würzburg und Mainz, bezog dann die Universität zu Berlin,
Breslau und Halle, von welch’ letzterer er rite zum Doktor der
Philosophie promoviert wurde. Seine theologischen Studien begann Neubürger
ebenfalls in Oettingen und zwar unter Leitung seines Vaters, setzte
dieselben in Würzburg und Mainz fort, frequentierte dann das
Beth-Hamidrasch zu Berlin und das jüdisch-theologische Seminar in
Breslau, von welch letzterer er auf Vorschlag des verstorbenen
Oberrabbiners Dr. Löwy demselben als Substitut von
der hiesigen Kultusgemeinde beigegeben und nach dem Tode des
ersteren würde Neubürger von letzterer am 28. Dezember 1873 als
Rabbinatsverweser aufgestellt.
Von
seinen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der semitischen
Philologie und der jüdischen Religionskunde und Geschichte, sind in der
von Frankel und Grätz redigierten Monatsschrift einige abgedruckt, und
von seinen gediegenen Predigten sind zwei bei der Einführung der Orgel in
hiesiger Hauptsynagoge gehaltene (Fürth, Löwensohn, 1873), sowie die Gedächtnisrede
auf das Hinscheiden Dr. Löwy’s (Fürth, Schröder, 1875) veröffentlicht.
Wir wünschen schließlich, dass es Herrn Dr. Neubürger, dessen religiöse
Richtung sehr gemäßigt ist, und der zur Aufgabe sich stellt, die Lehren
und Forderungen der jüdischen Religion mit dem Zeitbewusstsein und den
Verhältnissen der Gegenwart in Einklang zu bringen, in Anbetracht des großen
Wirkungskreises bei einer Zahl von über 3.000 Seelen in unserer alten
Gemeinde, in welcher durch die geistliche Leitung seines unvergesslichen
Vorgängers der lichtvollen Richtung längst der Weg gebahnt, gelingen möge,
auch ferner den Geist wahrer Gottesfurcht und echter Frömmigkeit zu
erhalten." |
Zum Tod von Rabbiner Juda Wolf Neckarsulmer (1880, Stiftsrabbiner)
Anmerkung:
Juda Wolf Neckarsulmer war von 1828 bis 1867 Bezirksrabbiner
(Distriktsrabbiner) mit Sitz in Schnaittach,
danach bis zu seinem Tod - privatisierend - an der Klaus-Schule in Fürth
tätig.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. August
1880: "Man schreibt uns aus Fürth den 12. August 1880: Dienstag
Mittags den 10. dieses Monats verschied hier Herr Rabbiner Wolf
Neckarsulmer im nicht vollendeten 80. Lebensjahre. Geboren zu Fürth,
befasste sich Neckarsulmer frühzeitig mit dem Studium der talmudischen
Wissenschaft, auf welchem Gebiete er als Koryphäe ersten Ranges
bezeichnet wird. Im 24. Lebensjahr empfing Neckarsulmer die Morenu
(Autorisierung zum Rabbiner), bekleidete sodann die Stelle eines Rabbi am
Beth-Hamidrasch zu Bamberg, wurde etwa um 1826 als Rabbiner von
Schnaittach installiert, welche Stelle er fast 40 Jahre bekleidete. Seine
Abstimmungen in der Synode zu Ansbach in den 30er-Jahren brachten ihn in
den Ruf des religiösen Freisinns, galt ja schon die Eliminierung des
Jekum Purkan zu jener Zeit als Reform im Kultus, und so hatte Neckarsulmer
manch harten Strauß auszufechten, obwohl er durch und durch orthodox
gesinnt war und gelebt hat. Neckarsulmer war Autodidakt, wenn er auch u.a.
bei Dr. Martinet in Bamberg Unterricht im Hebräischen und in den neueren
Sprachen nahm. Seit etwa 1866 privatisierte Neckarsulmer hier, von einem
Kreis von Schülern stets umgeben. Die von ihm arrangierten Vorträge der
sogenannten 'Klaus-Schule' wurden gern gehört, sie waren exegetischen,
religiösen und sittlichen Inhaltes, basiert auf die mosaisch
prophetischen Grundlehren, deren praktische Anwendung auf das Leben sie
erörterten, hie und da von der Hagada getragen. Die Wirkung der Vorträge
war dadurch erhöht, dass Neckarsulmer in einem nur in Gedanken gefassten
Entwurf frei vortrug. Seine Wohltätigkeit, der angenehme mit Witz und
Scharfsinn gepaarte Umgang und sein versöhnliches Wesen werden ihm ein
dankbares Andenken bewahren." |
Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger rettet ein Kind vor dem
Ertrinken (1886)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. Juni 1886: "Bonn, 13. Juni (1886). Ehre dem
unerschrockenen Lebensretter! Das 'Fürther Tageblatt', der 'Fränkische
Kurier' und andere Blätter berichten: 'Fürth, 10. Juni (1886). Gestern
Nachmittag hatte ein schulpflichtiges Knäblein das Unglück, nächst dem
Fronmüllersteg in die Rednitz zu fallen. Schon schwebte sein Leben in
äußerster Gefahr, als plötzlich Herr Rabbiner Dr. Neubürger,
der des Weges daher kam, in den angeschwollenen Fluss sich stürzte und
mit eigener Lebensgefahr das dem sicheren Tode geweihte Kind den
hochgehenden Wellen entriss." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger
(1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April
1922: "Fürth, 17. März (1922). Rabbiner Dr. Neubürger
ist im Alter von nicht ganz 75 Jahren gestorben. Er hat seit dem Jahre
1871, also über 50 Jahre lang, zuerst als Rabbinats-Subsitut und dann als
Rabbiner hier gewirkt. Bei der Beerdigung hielt Rabbiner Dr.
Freudenthal, Nürnberg, die Hauptrede und schilderte den Charakter des
Verewigten, als dessen Grundzüge er die Einfachheit, die Abneigung gegen
jeden äußeren Schein und die Treue bezeichnete. Justizrat Dr.
Wittelshöfer würdigte namens der israelitischen Kultusgemeinde
Fürth die Verdienste des Verstorbenen um seine Gemeinde. Weiter sprachen
Rabbiner Dr. Eckstein, Bamberg, für die bayerische Rabbinerkonferenz,
Rabbiner Dr. Wohlgemuth, Kitzingen, für die Pensionskasse der bayerischen
Rabbiner, Oberstudienrat Dr. Schiller, Fürth, für das humanistische
Gymnasium daselbst, an dem der Verstorbene 40 Jahre lang den jüdischen
Religionsunterricht erteilt hatte. Ein Schüler dieser Anstalt sprach den
Dank der Schüler, Herr Stahl aus Neustadt u.a. den der Landgemeinden,
Prof. Dr. Feilchenfeld von der Israelitischen Realschule (Bürgerschule)
Fürth, den Dank dieser Anstalt aus." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 16. März 1922: "Fürth. Dr. Neubürger, der
langjährige Rabbiner der hiesigen Gemeinde, ist verschieden". |
Zum 95. Geburtstag von Klausrabbiner Mordechai (Mordche, Markus) Faust
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai
1929: "Eine Krone des Schmuckes ist das greise Haupt, auf dem
Wege der Gerechtigkeit wird es gefunden' (Sprüche 16,31). Selten hat
sich im Leben dieser Weisheitsspruch mehr erfüllt, als bei dem in unserer
Gemeinde hoch geachteten, von allen Seiten verehrten Reb Mordche
Faust, dem Rabbiner unserer alten Fürther Klaus. Gott hat ihm das Glück
gegeben, am Tag nach dem Pessach-Fest den 95. Geburtstag zu
begehen, in aller Stille, in seinem bescheidenen Heime, hinter seinen
alten, dicken Folianten, die er eigentlich gar nicht mehr benötigt -
beherrscht er doch ihren ganzen Inhalt mit seinem Riesengedächtnis klar
und auswendig. Ein Leben voll Gerechtigkeit, voll Pflichttreue
zieht an uns vorbei, wenn wir diesen ehrwürdigen Kreis und sein Schaffen
und Tun betrachten.
Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit, das sind die drei Edelsteine
der Krone des Schmuckes, welche ihm das Greisenalter um das edle Haupt
gelegt. Ein unermüdlicher Forscher und Lehrer im Meer der Tora
tiefschürfend, beschlagen in all ihren Zweigen und gerne davon gebend,
jedem der aus diesem Borne schöpfen will. Dabei von einer seltenen Gottesfurcht.
Unsere Gemeinde freut sich, dass dieser Große vom alten Schlage
mit dieser Alterskrone in ihren Mauern ausgezeichnet wurde, möge Gott
seine Jahre verlängern bis 120 Jahre."
|
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1929: "Fürth, 95. Geburtstag. Der wohl älteste noch lebende Klausrabbiner
Markus Faust, Blumenstraße 25, konnte am Freitag, dem 3. Mai, seinen
95. Geburtstag begehen. Der gleichzeitig wohl bejahrteste Fürther
Mitbürger erfreut sich noch großer geistiger und körperlicher Frische,
entfaltet noch in altgewohnter Weise seine Tätigkeit und nimmt an allen
Weltgegebenheiten und der Talmudforschung noch regesten Anteil. Möge ihm
weiterhin ein gesunder und hoffentlich noch langer Lebensabend beschieden
sein." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni
1929: "Fürth in Bayern, 23. Mai (1929). Der
Klausrabbiner, Herr Markus Faust, der, wie wir bereits berichteten, vor
kurzem seinen 95. Geburtstag feierte, hat in seiner bekannten
Zurückgezogenheit nicht erwartet, dass man ihm so große Ehrungen zuteil
werden lässt. - Oberbürgermeister Dr. Wild beglückwünschte
Herrn Rabbiner Faust persönlich im Namen des Stadtrats unter
Überreichung eines Blumenarrangements. Der Reichskanzler Hermann
Müller entbot telegraphisch seine in herzlicher Weise gehaltenen
Wünsche. Die Geistlichkeit aller Konfessionen ehrte den Jubilar in
besonderer Weise, teils persönlich, teil schriftlich. Der Präsident der
Kreisregierung Mittelfranken übermittelte schriftlich im Namen derselben
seine Glückwunsche, ferner der Gesetzestreue Rabbinerverband
Deutschlands, der Allgemeine Rabbinerverband Deutschlands, der
Oberlandesgerichtsrat Dr. Alfred Neumeyer; der Ratspräsident des
Verbandes der Bayerischen Israelitischen Gemeinden überreichte ein
Geschenk, ebenso die Vorstandschaft der Klaussynagoge. Die Landtagsabgeordneten
H.H. Eberhard und Eisenbeis (?) ehrten den Jubilar persönlich. Unzählige
weitere Glückwünsche aus Nah und Fern trafen ein. Möge der Jubilar
seinen Angehörigen und seiner Gemeinde noch recht viele Jahre in
bisheriger Geistes- und Körperfrische erhalten bleiben. (Alles Gute)
bis 100." |
Jahrzeitstage von Rabbi Mordechai Faust (1933/35)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai
1933: "Fürth, 30. April (1933). (hebräisch und
deutsch:) 'Vater Jakob starb nicht'. Diese bekannte Talmudstelle
lässt sich in vollem Umfange auf Rabbi Mordechai Fausch - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen -, anwenden, dessen erster Jahrzeitstag
am Tag vor dem 1. Ijar war. Einer berühmten Rabbinerfamilie
entstammend, wurde er im zartesten Kindesalter der Tora zugeführt und
schon als Jüngling lernte er auf den Jeschiwot mit seltenem Eifer fast
Tag und Nacht, um alsdann in jungen Jahren Toragelehrter großen Ausmaßes
zu werden. Mit 18 Jahren wird er mit der ersten Rabbinatsautorisation
ausgezeichnet. Im Laufe der Jahre folgten eine ganze Reihe weiterer
damaliger Autoritäten. Und wie er es bei den großen Meistern gesehen
hatte, so hat auch er buchstäblich 'Tag und Nacht gelernt'; das Studium
der Tora war seine Lebensaufgabe. Wo es galt, Tora zu verbreiten, kannte
Faust keine Grenzen und eben darin bestand seine wunderbare Größe, seine
große Demut, so zu lernen und so zu wirken, dass wenig an die breite
Öffentlichkeit gelangt. Trotzdem ist die Zahl seiner Schüler eine
große, von denen viele als Rabbiner wirken beziehungsweise wirkten. Als
Rabbiner in Kalisch, Pleschen, Gollantsch und zuletzt in Fürth hat Faust
jede Gelegenheit benützt, Tora zu verbreiten. Bei der Ausübung von
Geboten gab für ihn der geringste Brauch wie das heiligste Toragebot.
Faust war eine Gelehrter vom alten Schlag und wer zu ihm kam, ging
nicht fort, ohne ein Torawort aus seinem Munde gehört und aus seinem
sinnigen Wesen einen Strahl von Güte und Liebe erhalten zu haben. Möge
sein Verdienst uns allen in schwerer Zeit beistehen. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April
1935: "Fürth, 12. April (1935). Man schreibt uns: am 2.
Mai, 29. Nissan, ist die Jahrzeit von Rabbiner M. L. Faust - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Schülern und Verehrern des
Heimgegangenen in allen Teilen der Welt, die am Jahrzeitstage Mischna
lernen wollen, sei mitgeteilt, dass der Name lautete: Rabbiner
Mordechai Jehuda geboren von Beila." |
Geburtsanzeige eines Sohnes von Rabbiner Dr. Breslauer und Erna geb. Wiener
(1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni
1930: |
Zum
Tod von Rabbiner Sandor Alexander Löwy (1934, unter anderem
langjähriger Rabbiner des Bikkur-Chaulim-Vereins, 1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1934: |
Berichte
über einige Lehrer und Kantoren der Gemeinde
Ausschreibung der Stelle eines Religionslehrers und
Kantors der Hauptsynagoge (1852)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Januar 1852: |
Kantor Schönbrunn wandert nach Nordamerika aus - Lob
des Wohltätigkeitssinnes der Gemeinde (1852)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. Mai 1852: |
Verschiedene Mitteilungen, u.a. zu Kantor Abraham Ebert (1852)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. September 1852: |
70. Geburtstag von Kantor Abraham Ebert (1893)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Dezember
1893: |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. Dezember 1893: |
Zum
Tod des Religionslehrers und Kantors Abraham Ebert (1894)
Anmerkung: nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer ist Abraham Ebert nicht
am 24. Dezember, sondern am 4. Dezember 1823 in Neuhaus geboren.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Oktober 1894: "Fürth, 30. September (1894). Am
23. September dieses Monats verschied nach längerem Leiden der
Religionslehrer und Kantor der hiesigen Kultusgemeinde, Herr Abraham
Ebert. Am 24. Dezember 1823 in Neuhaus
bei Neustadt a. Saale geboren, fungierte er im Alter von 15 Jahren bereits
in Waltershausen und Thundorf,
bezog 1840 das Schullehrerseminar in
Würzburg, machte 1841 das Examen als Religionslehrer, bestand 1845
die staatliche Anstellungsprüfung in Würzburg mit Note 1 in Musik und
Lehrfach und fungierte dann in Brückenau
und Bayreuth. In Bayreuth gehörte er
einem aus ihm, einem protestantischen, katholischen und reformierten
Geistlichen bestehenden Vokalquartett an, das einst vor dem König Max II.
singen durfte. Im Jahre 1852 wurde der Verstorbene gleichzeitig nach
Köln, Frankfurt am Main und Fürth berufen, nahm die Stelle hier
an und wirkte seitdem, also 42 Jahre, an der hiesigen Gemeinde. Er pflegte
die reinen, traditionellen Tempelmelodien und führte die Sulzer'schen
Gesänge in der hiesigen Hauptsynagoge ein, welche desto mehr zur Geltung
kamen, als der Verblichene über eine prächtige, lyrische Tenorstimme
verfügte. Als Religionslehrer erteilte er den Unterricht in der hiesigen
städtischen Volksschule und der königlichen Realschule. Zu dem
erhebenden Bewusststein strenger Pflichterfüllung gesellte sich die
Freude eines glücklichen Familienlebens. Der Verstorbene war ein
ehrenwerter Charakter von reichem Gemüte und warmem Herzen. Von der Liebe
und Achtung zeugte die außerordentlich große Anzahl von Trauergästen,
die seinem Leichenbegängnisse am 28. dieses Monats folgten. Herr
Rabbiner Dr. Neubürger hielt die Leichenrede, Herr Justizrat
Gunzenhäuser sprach namens der Kultusgemeinde, Herr Dr. Hutzelmann
namens der königlichen Realschule. das Andenken des Verblichenen wird
in Ehren fortleben." |
Kantor Isidor Lübeck beendet seinen Dienst aus gesundheitlichen
Gründen (1926)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 3.
Dezember 1926: |
Zum Tod von Kantor Isidor Lübeck (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20.
Oktober 1927: "Fürth. Am 15. September ist Kantor Lübeck nach
langem Leiden im 59. Lebensjahr sanft entschlafen. Die Gemeinde beklagt
den Heimgang eines ausgezeichneten Beamten, Mitarbeiter und Freunde einen
bewährten Amtsgenossen, seine Schüler einen geliebten und verehrten
Lehrer, seine Familie den überaus geliebten Vater. Mit unserer Gemeinde
war er durch seine langen Dienstjahre aufs engste verwachsen, mit ihrer
Geschichte und Entwicklung aus eigener Kenntnis innig verbunden. Sein Name
und sein Ansehen werden in unserer Mitte in dankbarer Erinnerung weiter
leben.
Isidor Lübeck wurde am 21. März 1869 in Czarnikau (Provinz Posen)
geboren, besuchte die Jüdische Lehrerbildungsanstalt in Berlin und wurde
nach Beendigung seiner Studien als Kantor und Religionslehrer nach
Liegnitz in Schlesien berufen. Im Jahre 1895 folgte er dem Rufe der
Israelitischen Kultusgemeinde Fürth als Nachfolger des Kantors und Religionslehrers
Ebert. Durch 31 Jahre hat er in Fürth mit nie ermüdender Treue seines
hohen Amtes gewaltet, bis er infolge seiner Krankheit im Frühjahr 1926
beurlaubt wurde. Die Hoffnung, dass er im Herbst des vorigen Jahres seine
Arbeit wieder aufnehmen könne, hat sich leider nicht erfüllt. Am 30.
September 1926 trat er in den Ruhestand. Eine längere Muße hat ihm das
Schicksal nicht mehr gewährt, sein letztes Lebensjahr war mit wenig
Unterbrechungen ausgefüllt durch die schweren Leiden, denen er am Abend
des 15. September erlag.
Kantor Lübeck hat die Doppelaufgabe, die ihm in unserer Gemeinde gestellt
war, glücklich gelöst. Er war ein Schulmann von trefflichen Haben, von
gründlichem Wissen, und verstand es am Gymnasium und an den Volksschulen,
die ihm anvertraute Jugend erfolgreich in die Lehren unserer Religion
einzuführen und ihre Herzen zu gewinnen. Mit Ernst und Würde, mit Liebe
und Hingebung hat er sich in seinen unterrichtlichen Pflichten und Aufgaben
gewidmet, fördern und anregend an den Beratungen unserer
Lehrerkonferenzen teilgenommen. Mit gleicher Freude und mit gleichem Erfolge
hat er im Gottesdienste der Hauptsynagoge gewirkt. Er wandelte in den
Bahnen seines Lehrers Lewandowsky, dem er die künstlerische
Durchbildung seiner reichen musikalischen Gaben verdankte. Durch eine
harmonische Verbindung von Chor, Orgel und verständnisvollem kantoralen
Vortrag wusste er unseren Gottesdienst weihevoll und wirksam zu gestalten.
Die Förderung des religiösen Lebens, die wir bei der Einführung des
Nürnberger Gebetbuches und des Jugendgottesdienstes in der Gemeinde
anstrebten, ist eines der letzten großen Verdienste, die er sich in
seiner reich gesegneten amtlichen Wirksamkeit erworben hat. Er erfreute
sich in den Kreisen der Gemeinde, der Lehrerschaft und der Beamten, und
weit darüber hinaus hoher Wertschätzung und Verehrung.
Unter diesem Zeichen stand die Trauerfeier, die am Sonntag, 18.
September, auf dem Neuen Israelitischen Friedhof um 11.30 Uhr
stattfand. Mit der trauernden Familie vereinigte sich eine stattliche
Trauergemeinde in der Gedächtnishalle. Die Gemeindeverwaltung der Kultusgemeinde
Fürth, die Beamtenschaft, das Lehrerkollegium des Humanistischen
Gymnasiums mit dem Direktor, mit den jüdischen Schülern und einer
Abordnung der übrigen Schülerschaft waren mit zahlreichen
Gemeindemitgliedern und ehemaligen Schülern erschienen, auch die Beamten
der Kultusgemeinde Nürnberg waren vollzählig erschienen.
Rabbiner Dr. Behrens würdigte eingehend die Persönlichkeit des
Verewigten, seine Verdienste um die Gemeinde in Schule und Gotteshaus,
seine glücklichen menschlichen Gaben, die er im Kreise seines Hauses, an
der Seite der Gattin als Führer und Berater seiner Tochter und seines
Sohnes und seiner Schwiegertochter als Mittelpunkt seiner Freunde
entfaltet hatte, er wies auf die Schlichtheit seines Wesens hin, auf die
Freundschaft und Treue, die er in der beruflichen gemeinsamen Arbeit
seinen Mitarbeitern und Amtsgenossen bewiesen und auf die vorbildliche
Frömmigkeit, die auch in Leid ihn gestärkt hat.
Für die Gemeindeverwaltung sprach Justizrat Wertheimer herzliche
Dankes- und Abschiedsworte mit der Versicherung dauernden Gedenkens. Für
die Beamten und für den Bayerischen Israelitischen Lehrerverein nahm in
freundschaftlichen Worten Kantor Gutmann, sein langjähriger
Fürther Amtsgenosse von ihm Abschied. Oberstudiendirektor Pfirsch
vom Humanistischen Gymnasium sprach noch einmal den Dank der Anstalt und
des Lehrerkollegiums für die treuen Dienste aus, die Herr Kantor Lübeck
der Schule in langjähriger Arbeit geleistet, für die Freundschaft und
die Berufsfreudigkeit, die ihn aufs engste mit dem Kollegium verband. Mit
dem Hinweis auf den von der Schule gewidmeten Kranz schloss er seine
warmherzigen Ausführungen. Für die israelitischen Schüler sprach Joachim
Dispecker Worte des Dankes und der Treue. Dann widmete Oberkantor
Theodor Fraenkel (Nürnberg) dem langjährigen Freunde und dem
trefflichen Berufsgenossen im eigenen Namen und im Namen des Allgemeinen
Deutschen Kantorenverbandes herzinnige Worte des Dankes, der
Verehrung, der Innigkeit und der Anerkennung und beschloss damit wirksam
die eindrucksvolle Feier. Mit der Liturgie, vorgetragen von Kantor
Adler (Fürth), nahmen wir Abschied von dem unvergesslichen Toten,
Kantor Isidor Lübeck. Dr. Behrens." |
Zum Tod von S. Nordheimer und Kantor Isidor Lübeck
(1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20.
Oktober 1927: "S. Nordheimer (Fürth), I. Lübeck (Fürth), Moritz
Hammelburger (Haßfurt).
Das vergangene Jahr hat uns viele treue Kollegen und Freunde durch den Tod
entrissen. Mit den Familienangehörigen und den Gemeinden trauern wir um
den Verlust.
Still, wie er gelebt, ging S. Nordheimer, der Nestor und
Mitbegründer unseres Vereins, am 9. März 1927, 87 Jahre alt aus einem
Leben der Arbeit zur ewigen Ruhe. Er hatte sich jede Todesanzeige sowie
jeglichen Nachruf am Grabe verbeten. Wir ehren den Wunsch des
Entschlafenen, der von 1863 bis 1898 als Elementarlehrer an der
israelitischen Realschule Fürth wirkte und nach seiner Pensionierung
in Privatschiurim (Privatvorträgen) die Jugend in die Tora einführte.
Eine leuchtende Tat der Kollegialität und wahrer Wohltätigkeit müssen
wir nach jahrelangem Schweigen offenbaren uns zum Vorbild. Jahrzehnte warb
Nordheimer in unverdrossener Tätigkeit für unsere Hilfskasse. 1910
übergab er dem Israelitischen Lehrerverein 22.000 RM für sein Hilfswerk
unter der Bedingung, dass ihm weder Dank noch Ehrung dafür werde. Nur
Goldstein, Mandelbaum und ich wussten um diese edle Tat und wir mussten
schweigen. Heute sei das Werk selbstloser Bruderliebe, wie der Name seines
Stifters eingeschrieben in das goldene Buch unserer Dankbarkeit über Tod
und Grab hinaus.
Am 18. September hatte sich auf dem israelitischen Friedhof in Fürth eine
stattliche Trauergemeinde eingefunden, um dem Kantor Isidor Lübeck
die letzten Ehren zu erweisen. Vollzählig waren die israelitischen
Beamten von Fürth und Nürnberg erschienen. Die Kollegen Gutmann (Fürth)
und Fränkel (Nürnberg) widmeten dem Entschlafenen am Grabe Worte treuen
Gedenkens....
Die Namen der toten Freunde seien eingeschrieben in das Buch lebender
Erinnerung. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten. S. Dingfelder". |
70. Geburtstag von Lehrer und Kantor Bernhard Guttmann
(1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli
1937: "Fürth, 25. Juni (1937). Am 9. Juli vollendet der in Ruhestand
lebende Lehrer und Kantor, Herr Bernhard Guttmann in Fürth
(Bayern), sein siebzigstes Lebensjahr. Er stand von 1900 bis 1932 im
Dienste der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth, als Religionslehrer an
den staatlichen und städtischen Schulen und als Kantor an der orthodoxen
Gemeindesynagoge. Wir wünschen dem erprobten Jehudi und pflichttreuen
Arbeiter im Dienste Gottes und der Jugend weitere Jahre in ungetrübter
Gesundheit. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Berichte
über einige weitere Beamte/Angestellte der Gemeinde
25-jähriges Dienstjubiläum des Schochet Meyer Weißkopf in
Nürnberg (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober
1900: |
Ausschreibung der Stelle des Sekretärs und Kassiers
der Gemeinde (1895)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. September 1895: |
Ausschreibung der Gemeinde- und Synagogendienerstelle
(1911)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August
1911: |
Ausschreibung der Stelle des Schächters
(1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November
1928: |
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