Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
 
Berichte über Rabbiner, Lehrer, Kantoren sowie andere Kultusbeamte der Gemeinde

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Fürth wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.   
     
    
 
Übersicht:

bulletBerichte über einige in Fürth tätige Rabbiner     
-  Über Rabbiner David Strauß (1749-1762 Oberrabbiner in Fürth) (Bericht von 1867)   
-  Zum Tod von Rabbiner Raphael Farntrog (1868, Stiftsrabbiner in  der "Mannheimerschule")  
Über den Gesundheitszustand von Rabbiner Dr. Isaak Löwi (1854) 
Rabbiner Dr. Isaak Löwi erhält den Michaelsorden I. Klasse vom bayerischen König (1869)   
70. Geburtstag von Rabbiner Dr. Isaak Löwi (1873)       
-  Zum Tod von Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi (1873)    
-  Publikation der Reden zur Beerdigung von Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi (1874)  
-  Erinnerung an Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi (1931)   
-  Dr. Jacob Immanuel Neubürger wird als Rabbiner gewählt (1875)   
-  Zum Tod von Rabbiner Juda Wolf Neckarsulmer (1880, Stiftsrabbiner)      
-  Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger rettet ein Kind vor dem Ertrinken (1886)   
-  Zum Tod von Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger (1922)    
-  Zum 95. Geburtstag von Klausrabbiner Mordechai (Mordche, Markus) Faust (1929)   
-  Jahrzeitstage von Rabbi Mordechai Faust (1933/35)  
G
eburtsanzeige eines Sohnes von Rabbiner Dr. Breslauer und Erna geb. Wiener (1930)   
Z
um Tod von Rabbiner Sandor Alexander Löwy (1934, unter anderem langjähriger Rabbiner des Bikkur-Chaulim-Vereins)    
bulletBerichte über einige Lehrer und Kantoren der Gemeinde     
-  Ausschreibung der Stelle eines Religionslehrers und Kantors der Hauptsynagoge (1852)  
Kantor Schönbrunn wandert nach Nordamerika aus - Lob der Wohltätigkeitssinnes der Gemeinde (1852)     
-  Verschiedene Mitteilungen, u.a. zu Kantor Abraham Ebert (1852)   
-  70. Geburtstag von Kantor Abraham Ebert (1893)   
Zum Tod des Religionslehrers und Kantors Abraham Ebert (1894)    
-  Kantor Isidor Lübeck beendet seinen Dienst aus gesundheitlichen Gründen (1926)  
-  Zum Tod von Kantor Isidor Lübeck (1927)   
-  Zum Tod von S. Nordheimer und Kantor Isidor Lübeck (1927)     
-  70. Geburtstag von Lehrer und Kantor Bernhard Guttmann (1937)   
bulletBerichte über einige weitere Beamte / Angestellte der Gemeinde  
-  25-jähriges Dienstjubiläum des Schochet Meyer Weißkopf in Nürnberg (1900)   
-  Ausschreibung der Stelle des Sekretärs und Kassiers der Gemeinde (1895)   
-  Ausschreibung der Gemeinde- und Synagogendienerstelle (1911)    
-  Ausschreibung der Stelle des Schächters (1928)   

  
  
Berichte über einige in Fürth tätige Rabbiner  
  
Übersicht über die Ober- und Gemeinderabbiner in Fürth:  

bullet(Aron Schmuel Kremnitz) 
bullet1607 - 1628 Simson Ben Joseph 
bullet1628 - 1632 Schabatai Scheftel Horovitz (* 1592, + 1660) 
bullet1657 - 1660 Menachem Man Ben Mose 
bullet1660 - 1667 Aron Samuel Kaydanover 
bullet1670 - 1683 Meir Ben Ascher (* 1599 in Fürth, + 1683 in Fürth) 
bullet1683 - 1691 Wolf Butschatscher 
bullet1691 - 1694 Samuel aus Woydyseaw 
bullet1694 - ? Mose Wolf 
bullet1700 Elieser Heilbronn 
bullet( 1700 - 1708 Bermann Fränkel; nie offiziell Ober-Rabbiner von Fürth) 
bullet1710 - 1746 Baruch Rapaport 
bullet1748 - 1762 David Strauß (geb. in Frankfurt, gest. 1762 in Fürth): studierte in Frankfurt, wo er danach als Rabbinatsassessor tätig war; 1743 Oberrabbiner in Worms, seit 1749 Oberrabbiner in Fürth, wo er bis zu seinem Tod im Mai 1762 tätig war (vgl. Bericht unten).  
bullet1764 - 1776 Josef Steinhardt (geb. 1700 in Steinhart, gest. 1776 in Fürth).  
bullet1778 - 1785 Josef Hirsch Janow (geb. 1733 in Leszno [Lissa], gest. 1785 in Fürth): war zunächst Rabbiner in Biała (Zülz, Oberschlesien), 1777 Oberlandesrabbiner in Posen, seit 1778 Oberrabbiner in Fürth.
bullet1779 - 1819 Meschullam Salman Kohn (geb. 1739 in Rawicz, gest. 1819 in Fürth), besuchte früh verschiedene Jeschiwot in Polen, Oberschlesien und Altona: war zunächst Leiter der Jeschiwa in Krotoszyn, dann Rabbiner in Kempen und Biała; seit 1789 in Fürth Oberrabbiner.
bullet1819 - 1831 kein Oberrabbiner - Rabbinatsverweser war "stillschweigend" R. Wolf Hamburger, Leiter des Fürther Jeschiwa. 
bullet1831 - 1873 Dr. Isaak Loewi    
bullet1875 - 1922 Dr. Jakob Immanuel Neubürger (ab 1871 Rabbinatsverweser) 
bullet1923 - 1942 Dr. Siegfried Behrens 
Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Siegfried Behrens, bisher in Göttingen, am 21. Dezember 1922 von den Gemeindekollegien gewählt und am 30. März 1923 feierlich in sein Amt eingeführt. 

    
    
    
Über Rabbiner David Strauß (1749 - 1762 Oberrabbiner in Fürth)  (Bericht von 1867)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1867: "Galerie der Rabbiner.  
David Strauß, ein bekannter Rabbiner in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er war geboren in Frankfurt am Main, von einer alten Familie und machte seine talmudischen Studien mit Erfolg in seiner Vaterstadt. Nachdem er daselbst mehrere Jahre hindurch als Rabbinatsassessor fungiert hatte, wurde er 1743 nach Worms als Oberrabbiner berufen. Wir finden ihn im Jahre 1746 mit der Organisation der Pfälzischen Gemeinden beschäftigt.
1749 wurde er als Oberrabbiner nach Fürth berufen. Im Jahre 1754 schrieb von ihm Andreas Würfel in seiner historischen Nachricht von der Judengemeinde in Fürth S. 59: 'Der jetzt lebende Rabbiner David Strauß konnte bei seinen vielen Kindern mit der Gage (400 Rthl.) nicht auskommen, darum hat ihm Kahl (die Gemeinde) auf sein inständiges Bitten, drei Jahre lang, jährlich 200 Gulden Zulage gegeben.' 
David Strauß starb zu Fürth den 18. Ijar 5522, d.i. den 5. Mai 1762, nachdem er dort dreizehn Jahre lang rühmlich gewirkt hatte. Er wird lebend im Miftach Hajam von seinem Neffen Jakob Mayer Coblenz erwähnt, und ein Brief von ihm gegen R. Moses David steht im Hitawkut Seite 102, abgedruckt. Von seinen hinterlassenen Schriften ist nichts gedruckt; unsere Handschriften-Sammlung besitzt die Derascha oder Antrittsrede, die er in Fürth, im Jahre 1749, hielt."         
Hinweis: das genannte Buch von David Würfel ist Google-Books online einsehbar.  

           
Zum Tod von Rabbiner Raphael Farntrog (1868, Stiftsrabbiner in der "Mannheimerschule")   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1868: "Fürth. Der Festtag - der letzte Tag des Pessachfestes - hat sich für die hiesigen, insbesondere für die gesetzestreuen Israeliten in einen Tag der Bestürzung und der Trübsal umgewandelt. An demselben verlor die hiesige Gemeinde einen ihrer edelsten Männer, den hervorragenden, großen Toragelehrten und Autorität in Fragen der Halacha, Rabbiner Raphael Farntrog - das Andenken an den Gerechten und Heiligen ist zum Segen - und zwar unter Umständen, die sein Hinscheiden zu einem tragisch-erschütternden Ereignisse machen. Rabbiner Raphael hatte nämlich in der Synagoge, genannt 'Mannheimerschule', wie gewöhnlich den Segen gesprochen, mit schwacher Stimme zwar, aber ohne dass dies auffiel, da er seit Jahren leidend war. Er betete einen leise gesprochenen Teil des Mussafgebetes und als er es geendet - da hatte auch sein, für alle, die ihn kannten, so teures Leben geendet: ein Herzschlag warf ihn leblos nieder. Wer beschreibt den Schrecken und die Bestürzung der Anwesenden, das laute Jammern seiner Angehörigen! Alle möglichen Wiederbelebungsversuche wurden angewendet, leider vergebens! Rabbi Raphael Farntrogs reine Seele war mit den Worten 'der Frieden schafft in des Himmels Höhen' zum ewigen Frieden eingegangen in des Himmels Höhen, wie dies in den trefflichen Worten des Herrn Dr. Auerbach, Direktors der hiesigen israelitischen Bürgerschule entwickelt wurde, in dessen Trauervortrag (Hesped), den er in der obengenannten 'Mannheimerschule' unmittelbar vor dem Leichenbegängnisse des Verewigten hielt. 
Mit aus der Tiefe seines Herzens kommenden Worten sprach Herr Dr. Auerbach zu den Herzen seiner zahlreichen, aus Männern aller religiösen Richtungen bestehenden Zuhörer; unter Zugrundelegung seines reichen Schatzes jüdischen Wissens beklagte er das Hinscheiden des wahrhaft frommen Mannes, dem es nicht länger als 64 Jahre auf Erden zu weilen vergönnt war, während durch viele Jahre körperlichen Leidens, sowie Kümmernisse verschiedener Art, worunter früher auch Nahrungssorgen, allerdings auch durch das tiefe stets fortgesetzte Torastudium sein Haar gänzlich gebleicht, sein Aussehen das eines Achtzigers war. Herr Dr. Auerbach hob die Verdienste des Verblichenen in der Tora, Gottesdienst und der Wohltätigkeit hervor: 'Sohn eines Biedermannes von echter Religiosität - wir zitieren hier den verehrten Redner fast wörtlich - ward er gleichsam zu den Segnungen der Tora hin erzogen worden, war er einer der vorzüglichsten Schüler von zwei der größten Sterne am Fürther Gelehrtenhimmel: dem unvergesslichen Rabbiner Wolf Hamburg - das Andenken an den Gerechten und Heiligen ist zum Segen - und dem ebenfalls sehr berühmten Rabbiner Mendel Karga - das Andenken an den Gerechten und Heiligen ist zum Segen; bereits in seinem 18. Jahre erhielt er die Autorisation zum Rabbiner - in Fürth, damals in Wahrheit eine Stadt voll von Weisen und Schreibern, gewiss eine große Auszeichnung! Sein ganzes Leben war der heiligen Gotteslehre gewidmet, und wenn nicht ausschließlich dem Studium derselben, da er die Verbindung von Tora und dem profanen Wissen durch Führung eines Kaufladens in den letzteren Jahren betätigt, so war jenes doch seine Hauptbeschäftigung; er bekleidete dabei die Stelle eines Stiftsrabbinen, indem er von der sog, Eisig-Stiftung dafür besoldet war, dem Torastudium möglichst obzuliegen und insbesondere täglich einen Lehrvortrag zur Gemara in Verbindung mit noch einigen talmudisch gebildeten Männern zu lernen.' Er hatte dabei auch die Wohnung mit seiner Familie im Parterre der Eisig-Synagoge (Mannheimerschule gewöhnlich genannt). 
Die Vorsehung, die einerseits Wunden schlägt und sie andererseits heilt, hat auch der Familie des seligen R. Rafael Farntrog eine Milderung ihres Jammers angedeihen lassen. Hatte der Verstorbene in den letzteren Jahren die Freude (wörtlich: Gewinn) erlebt, dass sowie ihm echt religiöse Söhne und Töchter heranwuchsen, er ebenso auch einen Schwiegersohn in Herrn Goldberg erhielt, der, früher Rabbinatskandidat und seinerzeit Schüler des Herrn Distriktrabbiners von Würzburg, jetzt als Kaufmann hier ansässig und dabei nach Kräften einer ist, der sich mit Tora und den Geboten befasst, ist jetzt dieser bereit, den Posten seines seligen Schwiegervaters, und zwar unentgeltlich zu Gunsten der Witwe, zu versehen. S.H."           

 
Über den Gesundheitszustand von Rabbiner Dr. Isaak Löwi (1854)  

Nuernberg AZJ 03071854.jpg (100798 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1854: "...Und in Nürnberg, wo sich seit dem Jahre 1848 wenigstens 30 Familien angesiedelt haben, besteht das ganze Jahr hindurch, mit Ausnahme von Jom Kippur, Rosch Haschana (Neujahrsfest), kein Gottesdienst! Auch nach einer Religionsschule fragt man vergebens!! - Und da Ihr Korrespondent auch Würzburg nannte, aber von den dortigen religiösen Zuständen nichts referierte, so möchten wir ihn fragen, wie denn dort die Begeisterung für die Religion sich manifestiere, und da er mit den Predigten Löwi's (gemeint der Rabbiner in Fürth) unzufrieden ist, ob denn die Predigten des Würzburger Rabbiners die Zuhörer mehr erbauten? Oder werden dort vielleicht gar keine Predigten gehalten, aus Religion?! - 
Was übrigens die Notiz über Herrn Dr. Löwi betrifft, so müssen wir zur Steuer der Wahrheit mitteilen, dass er schon über ein Jahr sehr leidend ist, und sich ganz von seinem Wirkungskreise zurückziehen musste, da lange Zeit jede Kopfanstrengung vom Arzte ihm untersagt war und er gegenwärtig in einem Bade verweilt zur Herstellung seiner Gesundheit. 'Beurteile einen jeden nach der guten Seite!'."          

   
Rabbiner Dr. Isaak Löwi erhält den Michaelsorden I. Klasse vom bayerischen König (1869)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1869:     
Fuerth Israelit 16091869b.jpg (176416 Byte)  

 
70. Geburtstag von Rabbiner Dr. Isaak Löwi (1873)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Februar 1873:      

   
Zum Tod von Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi (Löwy. 1873)   

Fuerth AZJ 06011874.jpg (36995 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Januar 1874: "Fürth, 26. Dezember (1874). Gestern, Donnertag Abends 10 1/2 Uhr, verschied nach längerem Leiden sanft Herr Oberrabbiner Dr. Löwy, Ritter des Verdienstordens des heiligen Michael 1. Klasse, im noch nicht vollendeten 71. Lebensjahre. Die Leichenbestattung findet Sonntag Nachmittags den 28. Dezember statt. (Näheres in der folgenden Nummer.)"       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1874: "Leichenbegängnis des Oberrabbiners der jüdischen Gemeinde in Fürth, Herrn Dr. Isaak Löwy, Ritter des Verdienstordens vom heiligen Michael 1. Klasse.
Fürth,
28. Dezember 1873. 
Heute Nachmittag fand die Beerdigung des Dr. Löwy unter außerordentlicher Teilnahme von Angehörigen aller Stände und aller Konfessionen statt. Löwy ist am 31. Januar 1803 in Adelsdorf bei Erlangen geboren, und hat sonach sein 71. Lebensjahr erreicht. Im Jahr 1827 als Rabbiner nach Uehlfeld berufen, verblieb er seit 1831 in seiner hiesigen Stellung bis zu seinem Tode. Am 31. Dezember 1830 bestätigte die bayrische Regierung Löwy als Rabbiner in Fürth, fertigte bereits dessen Bestallungsdekrete aus, und ordnete seine Installation an, als auf erhobene Beanstandung, - die hier gegenwärtig herrschenden religiösen Verhältnisse lassen es nicht opportun erscheinen, auf die damaligen Vorgänge zurückzukommen, - erst am 10. März 1831 die allerhöchste Entscheidung erfolgte, wonach die Wahl des Dr. Löwy selbst höchsten Ortes sanktioniert, und worauf Montag, den 21. März 1831 Löwy in seine neue Gemeinde eingeführt wurde, der er nun fast 43 Jahre vorstand.  
Während der Verbringung der Leiche nach dem Gottesacker war ein großer Teil der jüdischen Läden geschlossen, und die Leichenfeierlichkeiten nahmen in der Hauptsynagoge ihren Anfang. Dieselbe war in allen ihren Räumen so überfüllt, - die Zahl der Anwesenden betrug wohl 2.000, - dass nur Wenige im Verhältnis zu den Einlass Begehrenden Platz finden konnten. Nach einem ergreifenden Orgelpräludium, dem ein an erhebenden Melodien reicher Gesang des Kantors Ebert und des trefflich geschulten Synagogenchors folgte, hielt Substitut Dr. Neubürger die nach Form und Inhalt gleich ausgezeichnete Gedächtnisrede auf den Verstorbenen. Redner würdigte die Verdienste, die Löwy um die Emanzipation der Juden nicht nur nach außen, sondern auch nach innen sich erwarb, wie er zu deren Hebung in der öffentlichen Meinung beigetragen, und betonte hauptsächlich jene, die Löwy um die Förderung des Fortschrittes der Menschheit und Entwicklung der Menschlichkeit sich errungen. Er schilderte die milde Auffassung des Verstorbenen, sodass sein von herzgewinnender Persönlichkeit unterstütztes Wesen selbst auf seine Gegner versöhnend wirkte. Schließlich gedachte Dr. Neubürger, dass der Frieden und die Eintracht in der Gemeinde auch das Werk des Verblichenen gewesen, und nach beendigter Predigt, der wieder ein Trauergesang folgte, bewegte sich der Leichenzug nach dem Friedhofe. Dem Zuge folgte eine unabsehbare Menschenmenge, der Magistrat, der aus eigenem Beschluss die Glocken sämtlicher 
Kirchen läuten ließ, das Kollegien der Gemeindebevollmächtigen, der Verein Casino, der Gewerbeverein. - Löwy, der um öffentliche und gemeindliche Angelegenheiten vielfaches Interesse bekundete, war Mitbegründer des für die Entwicklung der Industrie der Stadt so wohltätig wirkenden Gewerbevereins, - die königlichen Beamten des Stadt-, Land-, Handels- und Bezirksgerichtes, des Bezirksamtes, des Post-, Zoll- und Rentamtes, die Geistlichkeit aller Konfessionen, sämtliche Lehrer, der ärztliche Verein, die Vorstände der zum Rabbinatsbezirke gehörigen Gemeinden, die Rabbiner von Nürnberg und Baiersdorf, eine Deputation der Schwestergemeinde Nürnberg und sonstige Honoratioren, Alles begegnete sich einmütig in dem Streben, dem Andenken des bescheidenen Mannes die letzte Ehre zu erweisen, und so gestaltete sich die Feier zu einer so imposanten, wie solche hier noch nie gesehen worden sein dürfte. Am Grabe angelangt, sprach Vorstand Dr. Ortenau namens der Gemeinde einige tief empfundene, das Andenken des Verstorbenen ehrende Worte, und betrauerte die Größe des Verlustes des würdigen Geistlichen. Hierauf hielt Rabbiner Dr. Lewin aus Nürnberg die Grabrede. Tief ergriffen schilderte Redner den Verblichenen als Lehrer und Mensch. Als ersterer habe er nur der Gemeinde gelebt, manch' edler Samenkorn habe er gepflanzt, das als Blüte und Frucht aufgegangen, durch seine hinreißende Beredsamkeit die reinen Lehren des Glaubens im Gegensatz zum Aberglauben verkündet, oft dadurch gezündet und die Herzen angefacht, während er als letzterer seine Einfachheit, Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit rühmte, und damit schloss Redner die durch Präzision des Gedankenausdrucks und Gemütswärme charakteristische Rede, ein letztes Lebewohl Namens der Gemeinde Nürnberg, die bis vor wenigen Jahren zum hiesigen Rabbinat gehörte, zurufend. 
Wir glauben dem allgemeinen Wunsche Ausdruck zu geben, diese gediegenen Reden möchten veröffentlicht werden. Hierauf wurde der Sarg ins Grab gesenkt, und der Zug begab sich nach dem Leichenhause, wo der älteste Schwiegersohn des nun selig Entschlafenen, Herr Dr. Koref aus Prag, das Kaddisch der Waisen verrichtete. 
Möge das Andenken Löwy's fortwalten, dem Vaterland zur Ehre, der Menschheit zum Gewinne!"  
 
Artikel in der "Israelitischen Wochenschrift" 1874 S. 20: "Fürth, den 30. Dezember (Or.-Corr.) Ein schwerer Verlust hat unsere Gemeinde betroffen; der Rabbiner Herr Dr. Löwi ist nicht mehr!
In der Nacht des 25. dieses Monats verließ seine edle Seele ihre irdische Hülle; sanft und gottergeben wie sein Leben, war auch sein Ende. Herr Dr. Isaak Löwi war 1803 in Adelsdorf geboren, einem kleinen Dorfe bei Bamberg, das jedoch die Heimat großer Rabbiner werden sollte. Noch als Knabe bezog er die damalige berühmte Jeschiba dahier (sc. Fürth), wo er zu den hervorragenden Schülern des seligen Rabbi Wolf Hamburger gezählt wurde. Gleich vielen strebsamen Jünglingen seiner Zeit genügte ihm jedoch jüdisches Wissen allein nicht; in schon vorgeschrittenem Alter bezog er noch das Gymnasium in Bamberg, und dann die Universität in München. Nach Beendigung seiner Studien wurde er 1827 zum Rabbiner in Markt Uehlfeld, um schon nach weiteren drei Jahren auf den ehrwürdigen Rabbinatssitz hieher berufen. Hierfür lebte er in edelster Wirksamkeit für Gott und die Menschheit 43 Jahre des Strebens und Ringens. Seine Richtung war eine freisinnige, und sein Charakter ein äußerst humaner. Er war ein Vater der Armen und Bedrängten, half gerne, wo Hilfe nötig war, und fragte dabei nicht lange nach Stand und Glaubensbekenntnis. Darum gab sich auch bei seinem Hintritte die allgemeinste Teilnahme kund, und das Leichenbegängnis war ein imposantes, wie vielleicht selten.
Sonntag, nachmittags 2 Uhr, begann der Trauergottesdienst in der Hauptsynagoge, deren Räume so überfüllt waren, dass Tausenden der Einlass versagt werden musste. Ein erhebender Gesang eröffnete die Feier, hierauf betrat Herr Dr. Neubürger die Kanzel. Diesen aus dem Rabbinerseminar in Breslau hervorgegangenen jungen Theologen hatte der Verewigte, als er vor drei Jahren dem Amt nicht mehr allein vorstehen konnte, nach längerer Wahl zu seinem Adjutanten erkoren, und nun war diesem die traurige Aufgabe zugefallen, dem edlen Greise die letzte Ehre zu erweisen. Er löste aber auch dieselbe mit gewohnter Meisterschaft. In glänzender und feuriger Rede, mit tiefempfundenen und tiefergreifenden Worten hob er die Verdienste des Heingegangenen um die Entwicklung und Hebung des Judentums hervor. Er erinnerte daran, dass Herr Dr. Löwi nicht nur wie viele andere für die äußere Emanzipation der Juden gekämpft, sondern auch, und zwar als der erste in Bayern, die Notwendigkeit einer inneren Emanzipation betont, und den Juden dadurch die Menschenwürde nach langer Erniedrigung zurück erobert, sich selbst aber einen unsterblichen Namen in der Geschichte errungen hat. " 
Weiter schilderte der Redner das herzgewinnende innige Wesen des Verlebten, welches versöhnend auf alle Welt, und sogar auf seine Gegner wirkte und den Geist religiöser Duldung in hiesiger Stadt allgemein erzeugte und großzog. Der Erfolg dieser Rede war ein so überwältigender, dass kein Auge tränenleer blieb. Ein würdiger Gesang schloss dann diesen Teil der Feier.
Hierauf setzte sich von der Synagoge aus ein unübersehbar Leichenzug, zusammengesetzt aus allen Schichten der Bevölkerung, in Bewegung, und gleichzeitig ertönten auf Anrdnung des Stadtmagistrats alle Glocken der Stadt. Am Grabe ergriff der königliche Notar Herr Dr. Ortenau, ein hochgeachteter Freund des Heimgegangenen und Vorstandsmitglied der hiesigen Kultusgemeinde, das Wort.
In schwungvolle Rede wies er auf das segensreiche Wirken des Entschlafenen hin, dankte ihm im Namen der Gemeinde, und erkannte ihm den Lorbeerkranz des Verdienstes in Verbindung mit der Palme des Friedens zu. Alle, die das Grab umstanden, rührte die begeisterte Rede in der innersten Seele.
Noch hielt dann, von seiner Gemeinde hierzu beauftragt, Herr Dr. Lewin, Rabbiner in Nürnberg, eine gehaltvolle Rede, in welcher eher die Vorzüge des Heimgegangenen nach den zwei Seiten des amtlichen Lebens und der persönlichen Tugenden, in blumenreicher Sprache schilderte.
Die Wunde, welche der Tod unserer Gemeinde geschlagen, ist eine schmerzliche; indessen ist Aussicht vorhanden, dass die Nachfolge im Sinne des Verblichenen geordnet werden wird. Die Verwesung (sc. = Vertretung) ist einstweilen dem genannten Herrn Dr. Neubürger übertragen, der sich der vollen Anerkennung seines heimgegangenen Vorgesetzten und der Gemeinde immer zu erfreuen hatte.
Möge die Wahl der Gemeinde eine glückliche sein!" 
 
Artikel in "Jüdische Volkszeitung" vom 13. Januar 1874: Ähnlicher Artikel wie in der "Israelitischen Wochenschrift s.o.  

         
Publikation der Reden zur Beerdigung von Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi (1874)    

Fuerth AZJ 14041874.jpg (66568 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1874: "Reden bei der Beerdigung des Herrn Dr. Isaak Löwi, Oberrabbiners in Fürth, Ritter des Michaelordens I. Klasse etc. etc. am 28. Dezember 1873. (Fürth, Schröder, 1874). Die erste dieser drei Gedächtnisreden ist von Rabbiner Dr. Neubürger in der Hauptsynagoge, die zweite vom Notar Dr. Ortenau am Grabe, die dritte ebendaselbst von Dr. Levin, Rabbiner zu Nürnberg gehalten. Es lag daher in der Natur der Sache, dass die erste, die ausführlichere Schilderung und Charakterisierung des Heimgegangenen gab; indes können wir von allen drei sagen, dass sie im würdigsten Stile und in ausgezeichneter Form gehalten sind. Der erste Redner verstand es schon, den wärmsten Ton anzuschlagen und die Gedanken zum Aufschwung zu bringen."        

  
Erinnerung an Oberrabbiner Dr. Isaak Löwi (1931)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1931: "Zum Andenken an Dr. Isaac Loewi, Oberrabbiner in Fürth. Am 21. März 1931 sind 100 Jahre verflossen, seitdem der erste Gemeinderabbiner Dr. Loewi in Fürth in sein Amt eingeführt wurde. Dieser kluge, hochgebildete, von Geist modernen Wissens und Strebens erfüllte Mann hat auch die Nürnberger Gemeinde, die von 1857-1872 seinem Rabbinat zugehörte, auf würdigste Weise vertreten. Er vertrat tatkräftig die liberale Richtung und wurde von der Fürther Orthodoxie in langjährigen Kämpfen heftig angegriffen. Als im Jahre 1864 König Ludwig II. sich in Nürnberg aufhielt und ohne vorherige Ansage in Fürth einritt, führte Loewi den König in die Synagoge und erhielt den Michaelsorden I. Klasse. Loewi starb hochbetagt im Jahre 1873. Er liegt auf dem alten Fürther Friedhof begraben. Seine zahlreichen Nachkommen sind über alle Erdteile verstreut."         
 
Artikel in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 11. Dezember 1930: "Dem Andenken an Dr. Isaak Loewi, Oberrabbiner in Fürth.
100 Jahre sind es her, dass der 1803 (nicht: 1763) in Adelsdorf bei Erlangen geborene Dr. Isaak Loewi zum Distriktsrabbiner in Fürth bestellt wurde. Dieser kluge, hochgebildete, vom Geist modernen Wissens und Strebens durchdrungene Mann, dieser unentwegte Kämpfer für den Liberalismus war nicht nur ein tiefgründiger Gelehrter und Kanzelredner von zündender Beredsamkeit, sondern eine ob ihrer vornehmen Gesinnung, ihres duldsamen, mildtätigen Wesens allgemein beliebte, geachtete und hochgeschätzte Persönlichkeit, die für die Reformbewegung von hoher Bedeutung, die Gemeinde in allen Angelegenheiten würdig vertrat und in Jahrzehntelangem, segensreichen Wirken ihr Ansehen stetig mehrte. Auch um die Nürnberger Gemeinde, die von 1857 bis 1872 seinem Rabbinat zugehörte, machte sich Loewi sehr verdient, indem er mutig gegen die inneren und äußeren Schwierigkeiten kämpfte und die erste gemeindliche Organisation der 1850 zugelassenen Juden in Nürnberg schuf. Als tatkräftige Vertreter der liberalen Richtung wurde er von Seiten der Fürther Orthodoxie heftig angegriffen, musste jedoch seine Stellung zu behaupten und zu sichern. Mit den Honoratioren von Fürth stand er in besten Beziehungen. Der liebenswürdige hoch gebildete Gesellschafter saß täglich mit den Ersten der Stadt in trautem Gespräch. Als einer seiner guten Freunde, der katholische Stadtpfarrer, ihn einmal scherzeshalber fragte, wann er wohl sein erstes Schinkenbrot esse, erwiderte Loewi schlagfertig: 'Auf deiner Hochzeit'. Bekannt ist sein gewandtes Benehmen, als im Jahre 1864 eines Tages König Ludwig II., der in Nürnberg weilte, plötzlich ohne vorherige Ansage in Fürth einritt, dabei der Synagoge einen Besuch abstattete und dort den Segen empfing. Der Rabbiner erhielt damals den Michaelsorden I. Klasse.
Loewi, auch äußerlich eine würdige, stattliche Erscheinung, führte ein ideales Familienleben und starb 1873 hochbetagt und tiefbetrauert. Er liegt auf dem alten Fürther Friedhof begraben. Seine zahlreichen Nachkommen sind über die ganze Erde zerstreut. Hanna Homburger, Nürnberg."
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. April 1931: "Stuttgart. Am 21. März waren es 100 Jahre, dass Rabbiner Dr. Jacob Loewi sein Amt in Fürth in Bayern antrat. Die bayerische jüdische Presse gedenkt des hervorragenden Mannes, dessen Wirksamkeit für die Fürther und die unter seiner Führung gegründete Nürnberger Gemeinde überaus segensreich war, in ehrendster Weise. Seine lautere Art, sein großes Wissen, seine glänzende Beredsamkeit und nie versagende Wohltätigkeit, von der die Väter nicht genug zu rühmen wussten, sind heute noch in lebendigster Erinnerung. Oberrabbiner Dr. Loevi war am 30. Januar 1803 in Adelsdorf (Oberfranken) geboren. Seine Gattin Sali geb. Kohn, geboren am 11. Januar 1804 in Markt-Erlbach, starb am 23. November 1882 in Stuttgart und fand auf dem hiesigen Pragfriedhof ihre letzte Ruhestätte. Von ihren Nachkommen leben noch in unserer Gemeinde die Enkelin Frau Anna Hochberger, Tochter des Rechtsanwalts Dr. Leopold Nördlinger, und ihr Sohn Bankier Leo Hochberger. Mit berechtigten Stolz pflegen sie die Erinnerung an die edlen Großeltern und Urgroßeltern deren Andenken wir in Ehrfurcht diese Zeilen weihen."  
 Anmerkung zu den genannten Personen: Rosalie Loewi geb. Kohn - Grab im Pragfriedhof Stuttgart erhalten; Rechtsanwalt Leopold Nördlinger (1832-1883, Grab im Pragfriedhof erhalten), war verheiratet mit Sophie Nördlinger geb. Loewi (1839 Fürth - 1910 Stuttgart, https://www.geni.com/people/Sophie-Loewi-Noerdlinger/6000000012654893364). Anna Hochberger (geb. 1863 in Stuttgart, ist im Ghetto Theresienstadt 1942 umgekommen, siehe https://www.geni.com/people/Anna-Hochberger/6000000012654543932 .  

   
Dr. Jacob Immanuel Neubürger wird als Rabbiner gewählt (1875)     

Fuerth AZJ 22061875.jpg (206536 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juni 1875: "Fürth, 7. Juni. Bei der heute vorgenommenen Wahl eines Rabbiners wurde der von der israelitischen Kultus-Repräsentanz in Vorschlag gebrachte bisherige Verweser, Herr Dr. Neubürger, von 627 Wahlstimmberechtigten, von denen sich 440, also 70 Prozent beteiligten, mit 440 Stimmen auf vier Jahre gewählt. Das Wahlresultat ist in Anbetracht der eigentümlichen Konstellation der hiesigen Gemeinde und der Abwesenheit oder Unpässlichkeit vieler Wähler, die dadurch zu wählen verhindert waren, ein für den Gewählten höchst ehrenvolles und zeugt einerseits von der Beliebtheit Neubürgers bei allen Parteien, sowie andererseits von der kürzlich auch in Ihrer geschätzten Zeitung erwähnten Versöhnung zwischen der orthodoxen und neologen Partei und der trotz der feindlichen Religionsparteischaft dennoch vorhandenen Stärke in der Einheit der hiesigen Gemeinde. Herr Doktor Jakob Immanuel Neubürger, Sohn des verlebten Lehrers Salomon Neubürgers, geboren zu Oettingen im Ries (Bayern) am 12. April 1847, besuchte die Lateinschule daselbst, die Gymnasien zu Würzburg und Mainz, bezog dann die Universität zu Berlin, Breslau und Halle, von welch’ letzterer er rite zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Seine theologischen Studien begann Neubürger ebenfalls in Oettingen und zwar unter Leitung seines Vaters, setzte dieselben in Würzburg und Mainz fort, frequentierte dann das Beth-Hamidrasch zu Berlin und das jüdisch-theologische Seminar in Breslau, von welch letzterer er auf Vorschlag des verstorbenen Oberrabbiners Dr. Löwy demselben als Substitut von  der hiesigen Kultusgemeinde beigegeben und nach dem Tode des ersteren würde Neubürger von letzterer am 28. Dezember 1873 als Rabbinatsverweser aufgestellt.  
Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der semitischen Philologie und der jüdischen Religionskunde und Geschichte, sind in der von Frankel und Grätz redigierten Monatsschrift einige abgedruckt, und von seinen gediegenen Predigten sind zwei bei der Einführung der Orgel in hiesiger Hauptsynagoge gehaltene (Fürth, Löwensohn, 1873), sowie die Gedächtnisrede auf das Hinscheiden Dr. Löwy’s (Fürth, Schröder, 1875) veröffentlicht. 
Wir wünschen schließlich, dass es Herrn Dr. Neubürger, dessen religiöse Richtung sehr gemäßigt ist, und der zur Aufgabe sich stellt, die Lehren und Forderungen der jüdischen Religion mit dem Zeitbewusstsein und den Verhältnissen der Gegenwart in Einklang zu bringen, in Anbetracht des großen Wirkungskreises bei einer Zahl von über 3.000 Seelen in unserer alten Gemeinde, in welcher durch die geistliche Leitung seines unvergesslichen Vorgängers der lichtvollen Richtung längst der Weg gebahnt, gelingen möge, auch ferner den Geist wahrer Gottesfurcht und echter Frömmigkeit zu erhalten.
"           

   
Zum Tod von Rabbiner Juda Wolf Neckarsulmer (1880, Stiftsrabbiner) 
Anmerkung: Juda Wolf Neckarsulmer war von 1828 bis 1867 Bezirksrabbiner (Distriktsrabbiner) mit Sitz in Schnaittach, danach bis zu seinem Tod - privatisierend - an der Klaus-Schule in Fürth tätig.   

Fuerth AZJ 24081880.jpg (134399 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. August 1880: "Man schreibt uns aus Fürth den 12. August 1880: Dienstag Mittags den 10. dieses Monats verschied hier Herr Rabbiner Wolf Neckarsulmer im nicht vollendeten 80. Lebensjahre. Geboren zu Fürth, befasste sich Neckarsulmer frühzeitig mit dem Studium der talmudischen Wissenschaft, auf welchem Gebiete er als Koryphäe ersten Ranges bezeichnet wird. Im 24. Lebensjahr empfing Neckarsulmer die Morenu (Autorisierung zum Rabbiner), bekleidete sodann die Stelle eines Rabbi am Beth-Hamidrasch zu Bamberg, wurde etwa um 1826 als Rabbiner von Schnaittach installiert, welche Stelle er fast 40 Jahre bekleidete. Seine Abstimmungen in der Synode zu Ansbach in den 30er-Jahren brachten ihn in den Ruf des religiösen Freisinns, galt ja schon die Eliminierung des Jekum Purkan zu jener Zeit als Reform im Kultus, und so hatte Neckarsulmer manch harten Strauß auszufechten, obwohl er durch und durch orthodox gesinnt war und gelebt hat. Neckarsulmer war Autodidakt, wenn er auch u.a. bei Dr. Martinet in Bamberg Unterricht im Hebräischen und in den neueren Sprachen nahm. Seit etwa 1866 privatisierte Neckarsulmer hier, von einem Kreis von Schülern stets umgeben. Die von ihm arrangierten Vorträge der sogenannten 'Klaus-Schule' wurden gern gehört, sie waren exegetischen, religiösen und sittlichen Inhaltes, basiert auf die mosaisch prophetischen Grundlehren, deren praktische Anwendung auf das Leben sie erörterten, hie und da von der Hagada getragen. Die Wirkung der Vorträge war dadurch erhöht, dass Neckarsulmer in einem nur in Gedanken gefassten Entwurf frei vortrug. Seine Wohltätigkeit, der angenehme mit Witz und Scharfsinn gepaarte Umgang und sein versöhnliches Wesen werden ihm ein dankbares Andenken bewahren."          

      
Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger rettet ein Kind vor dem Ertrinken (1886)    

Fuerth AZJ 22061886.jpg (51898 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juni 1886: "Bonn, 13. Juni (1886). Ehre dem unerschrockenen Lebensretter! Das 'Fürther Tageblatt', der 'Fränkische Kurier' und andere Blätter berichten: 'Fürth, 10. Juni (1886). Gestern Nachmittag hatte ein schulpflichtiges Knäblein das Unglück, nächst dem Fronmüllersteg in die Rednitz zu fallen. Schon schwebte sein Leben in äußerster Gefahr, als plötzlich Herr Rabbiner Dr. Neubürger, der des Weges daher kam, in den angeschwollenen Fluss sich stürzte und mit eigener Lebensgefahr das dem sicheren Tode geweihte Kind den hochgehenden Wellen entriss."            

     
Zum Tod von Rabbiner Dr. Jacob Immanuel Neubürger (1922)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1922: "Fürth, 17. März (1922). Rabbiner Dr. Neubürger ist im Alter von nicht ganz 75 Jahren gestorben. Er hat seit dem Jahre 1871, also über 50 Jahre lang, zuerst als Rabbinats-Subsitut und dann als Rabbiner hier gewirkt. Bei der Beerdigung hielt Rabbiner Dr. Freudenthal, Nürnberg, die Hauptrede und schilderte den Charakter des Verewigten, als dessen Grundzüge er die Einfachheit, die Abneigung gegen jeden äußeren Schein und die Treue bezeichnete. Justizrat Dr. Wittelshöfer würdigte namens der israelitischen Kultusgemeinde Fürth die Verdienste des Verstorbenen um seine Gemeinde. Weiter sprachen Rabbiner Dr. Eckstein, Bamberg, für die bayerische Rabbinerkonferenz, Rabbiner Dr. Wohlgemuth, Kitzingen, für die Pensionskasse der bayerischen Rabbiner, Oberstudienrat Dr. Schiller, Fürth, für das humanistische Gymnasium daselbst, an dem der Verstorbene 40 Jahre lang den jüdischen Religionsunterricht erteilt hatte. Ein Schüler dieser Anstalt sprach den Dank der Schüler, Herr Stahl aus Neustadt u.a. den der Landgemeinden, Prof. Dr. Feilchenfeld von der Israelitischen Realschule (Bürgerschule) Fürth, den Dank dieser Anstalt aus."         
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. März 1922: "Fürth. Dr. Neubürger, der langjährige Rabbiner der hiesigen Gemeinde, ist verschieden".       

    
Zum 95. Geburtstag von Klausrabbiner Mordechai (Mordche, Markus) Faust (1929)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1929: "Eine Krone des Schmuckes ist das greise Haupt, auf dem Wege der Gerechtigkeit wird es gefunden' (Sprüche 16,31). Selten hat sich im Leben dieser Weisheitsspruch mehr erfüllt, als bei dem in unserer Gemeinde hoch geachteten, von allen Seiten verehrten Reb Mordche Faust, dem Rabbiner unserer alten Fürther Klaus. Gott hat ihm das Glück gegeben, am Tag nach dem Pessach-Fest den 95. Geburtstag zu begehen, in aller Stille, in seinem bescheidenen Heime, hinter seinen alten, dicken Folianten, die er eigentlich gar nicht mehr benötigt - beherrscht er doch ihren ganzen Inhalt mit seinem Riesengedächtnis klar und auswendig. Ein Leben voll Gerechtigkeit, voll Pflichttreue zieht an uns vorbei, wenn wir diesen ehrwürdigen Kreis und sein Schaffen und Tun betrachten.  
Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit, das sind die drei Edelsteine der Krone des Schmuckes, welche ihm das Greisenalter um das edle Haupt gelegt. Ein unermüdlicher Forscher und Lehrer im Meer der Tora tiefschürfend, beschlagen in all ihren Zweigen und gerne davon gebend, jedem der aus diesem Borne schöpfen will. Dabei von einer seltenen Gottesfurcht. Unsere Gemeinde freut sich, dass dieser Große vom alten Schlage mit dieser Alterskrone in ihren Mauern ausgezeichnet wurde, möge Gott seine Jahre verlängern bis 120 Jahre."            
  
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1929: "Fürth, 95. Geburtstag. Der wohl älteste noch lebende Klausrabbiner Markus Faust, Blumenstraße 25, konnte am Freitag, dem 3. Mai, seinen 95. Geburtstag begehen. Der gleichzeitig wohl bejahrteste Fürther Mitbürger erfreut sich noch großer geistiger und körperlicher Frische, entfaltet noch in altgewohnter Weise seine Tätigkeit und nimmt an allen Weltgegebenheiten und der Talmudforschung noch regesten Anteil. Möge ihm weiterhin ein gesunder und hoffentlich noch langer Lebensabend beschieden sein."      
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1929: "Fürth in Bayern, 23. Mai (1929). Der Klausrabbiner, Herr Markus Faust, der, wie wir bereits berichteten, vor kurzem seinen 95. Geburtstag feierte, hat in seiner bekannten Zurückgezogenheit nicht erwartet, dass man ihm so große Ehrungen zuteil werden lässt. - Oberbürgermeister Dr. Wild beglückwünschte Herrn Rabbiner Faust persönlich im Namen des Stadtrats unter Überreichung eines Blumenarrangements. Der Reichskanzler Hermann Müller entbot telegraphisch seine in herzlicher Weise gehaltenen Wünsche. Die Geistlichkeit aller Konfessionen ehrte den Jubilar in besonderer Weise, teils persönlich, teil schriftlich. Der Präsident der Kreisregierung Mittelfranken übermittelte schriftlich im Namen derselben seine Glückwunsche, ferner der Gesetzestreue Rabbinerverband Deutschlands, der Allgemeine Rabbinerverband Deutschlands, der Oberlandesgerichtsrat Dr. Alfred Neumeyer; der Ratspräsident des Verbandes der Bayerischen Israelitischen Gemeinden überreichte ein Geschenk, ebenso die Vorstandschaft der Klaussynagoge. Die Landtagsabgeordneten H.H. Eberhard und Eisenbeis (?) ehrten den Jubilar persönlich. Unzählige weitere Glückwünsche aus Nah und Fern trafen ein. Möge der Jubilar seinen Angehörigen und seiner Gemeinde noch recht viele Jahre in bisheriger Geistes- und Körperfrische erhalten bleiben. (Alles Gute) bis 100."     

      
Jahrzeitstage von Rabbi Mordechai Faust (1933/35)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1933: "Fürth, 30. April (1933). (hebräisch und deutsch:) 'Vater Jakob starb nicht'. Diese bekannte Talmudstelle lässt sich in vollem Umfange auf Rabbi Mordechai Fausch - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, anwenden, dessen erster Jahrzeitstag am Tag vor dem 1. Ijar war. Einer berühmten Rabbinerfamilie entstammend, wurde er im zartesten Kindesalter der Tora zugeführt und schon als Jüngling lernte er auf den Jeschiwot mit seltenem Eifer fast Tag und Nacht, um alsdann in jungen Jahren Toragelehrter großen Ausmaßes zu werden. Mit 18 Jahren wird er mit der ersten Rabbinatsautorisation ausgezeichnet. Im Laufe der Jahre folgten eine ganze Reihe weiterer damaliger Autoritäten. Und wie er es bei den großen Meistern gesehen hatte, so hat auch er buchstäblich 'Tag und Nacht gelernt'; das Studium der Tora war seine Lebensaufgabe. Wo es galt, Tora zu verbreiten, kannte Faust keine Grenzen und eben darin bestand seine wunderbare Größe, seine große Demut, so zu lernen und so zu wirken, dass wenig an die breite Öffentlichkeit gelangt. Trotzdem ist die Zahl seiner Schüler eine große, von denen viele als Rabbiner wirken beziehungsweise wirkten. Als Rabbiner in Kalisch, Pleschen, Gollantsch und zuletzt in Fürth hat Faust jede Gelegenheit benützt, Tora zu verbreiten. Bei der Ausübung von Geboten gab für ihn der geringste Brauch wie das heiligste Toragebot. Faust war eine Gelehrter vom alten Schlag und wer zu ihm kam, ging nicht fort, ohne ein Torawort aus seinem Munde gehört und aus seinem sinnigen Wesen einen Strahl von Güte und Liebe erhalten zu haben. Möge sein Verdienst uns allen in schwerer Zeit beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."          
   
Fuerth Israelit 17041935.jpg (34314 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1935: "Fürth, 12. April (1935). Man schreibt uns: am 2. Mai, 29. Nissan, ist die Jahrzeit von Rabbiner M. L. Faust - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Schülern und Verehrern des Heimgegangenen in allen Teilen der Welt, die am Jahrzeitstage Mischna lernen wollen, sei mitgeteilt, dass der Name lautete: Rabbiner Mordechai Jehuda geboren von Beila." 

    
Geburtsanzeige eines Sohnes von Rabbiner Dr. Breslauer und Erna geb. Wiener (1930)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1930:    

   
Zum Tod von Rabbiner Sandor Alexander Löwy (1934, unter anderem langjähriger Rabbiner des Bikkur-Chaulim-Vereins, 1934)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1934: 

   
   
   
   
Berichte über einige Lehrer und Kantoren der Gemeinde    
Ausschreibung der Stelle eines Religionslehrers und Kantors der Hauptsynagoge (1852)  

Fuerth AZJ 19011852.jpg (65721 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1852:       

  
Kantor Schönbrunn wandert nach Nordamerika aus - Lob des Wohltätigkeitssinnes der Gemeinde (1852)    

Fuerth AZJ 17051852.jpg (189037 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1852:       

   
Verschiedene Mitteilungen, u.a. zu Kantor Abraham Ebert (1852)   

Fuerth AZJ 13091852.jpg (187498 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. September 1852:      

         
70. Geburtstag von Kantor Abraham Ebert (1893)  

Fuerth AZJ 08121893.jpg (141858 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Dezember 1893:       
 
Fuerth AZJ 22121893.jpg (91808 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Dezember 1893:  

   
Zum Tod des Religionslehrers und Kantors Abraham Ebert (1894)    
Anmerkung: nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer ist Abraham Ebert nicht am 24. Dezember, sondern am 4. Dezember 1823 in Neuhaus geboren.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober 1894: "Fürth, 30. September (1894). Am 23. September dieses Monats verschied nach längerem Leiden der Religionslehrer und Kantor der hiesigen Kultusgemeinde, Herr Abraham Ebert. Am 24. Dezember 1823 in Neuhaus bei Neustadt a. Saale geboren, fungierte er im Alter von 15 Jahren bereits in Waltershausen und Thundorf, bezog 1840 das Schullehrerseminar in Würzburg, machte 1841 das Examen als Religionslehrer, bestand 1845 die staatliche Anstellungsprüfung in Würzburg mit Note 1 in Musik und Lehrfach und fungierte dann in Brückenau und Bayreuth. In Bayreuth gehörte er einem aus ihm, einem protestantischen, katholischen und reformierten Geistlichen bestehenden Vokalquartett an, das einst vor dem König Max II. singen durfte. Im Jahre 1852 wurde der Verstorbene gleichzeitig nach Köln, Frankfurt am Main und Fürth berufen, nahm die Stelle hier an und wirkte seitdem, also 42 Jahre, an der hiesigen Gemeinde. Er pflegte die reinen, traditionellen Tempelmelodien und führte die Sulzer'schen Gesänge in der hiesigen Hauptsynagoge ein, welche desto mehr zur Geltung kamen, als der Verblichene über eine prächtige, lyrische Tenorstimme verfügte. Als Religionslehrer erteilte er den Unterricht in der hiesigen städtischen Volksschule und der königlichen Realschule. Zu dem erhebenden Bewusststein strenger Pflichterfüllung gesellte sich die Freude eines glücklichen Familienlebens. Der Verstorbene war ein ehrenwerter Charakter von reichem Gemüte und warmem Herzen. Von der Liebe und Achtung zeugte die außerordentlich große Anzahl von Trauergästen, die seinem Leichenbegängnisse am 28. dieses Monats folgten. Herr Rabbiner Dr. Neubürger hielt die Leichenrede, Herr Justizrat Gunzenhäuser sprach namens der Kultusgemeinde, Herr Dr. Hutzelmann namens der königlichen Realschule. das Andenken des Verblichenen wird in Ehren fortleben."          


Kantor Isidor Lübeck beendet seinen Dienst aus gesundheitlichen Gründen (1926) 

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 3. Dezember 1926:       

   
Zum Tod von Kantor Isidor Lübeck (1927)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20. Oktober 1927: "Fürth. Am 15. September ist Kantor Lübeck nach langem Leiden im 59. Lebensjahr sanft entschlafen. Die Gemeinde beklagt den Heimgang eines ausgezeichneten Beamten, Mitarbeiter und Freunde einen bewährten Amtsgenossen, seine Schüler einen geliebten und verehrten Lehrer, seine Familie den überaus geliebten Vater. Mit unserer Gemeinde war er durch seine langen Dienstjahre aufs engste verwachsen, mit ihrer Geschichte und Entwicklung aus eigener Kenntnis innig verbunden. Sein Name und sein Ansehen werden in unserer Mitte in dankbarer Erinnerung weiter leben. 
Isidor Lübeck wurde am 21. März 1869 in Czarnikau (Provinz Posen) geboren, besuchte die Jüdische Lehrerbildungsanstalt in Berlin und wurde nach Beendigung seiner Studien als Kantor und Religionslehrer nach Liegnitz in Schlesien berufen. Im Jahre 1895 folgte er dem Rufe der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth als Nachfolger des Kantors und Religionslehrers Ebert. Durch 31 Jahre hat er in Fürth mit nie ermüdender Treue seines hohen Amtes gewaltet, bis er infolge seiner Krankheit im Frühjahr 1926 beurlaubt wurde. Die Hoffnung, dass er im Herbst des vorigen Jahres seine Arbeit wieder aufnehmen könne, hat sich leider nicht erfüllt. Am 30. September 1926 trat er in den Ruhestand. Eine längere Muße hat ihm das Schicksal nicht mehr gewährt, sein letztes Lebensjahr war mit wenig Unterbrechungen ausgefüllt durch die schweren Leiden, denen er am Abend des 15. September erlag. 
Kantor Lübeck hat die Doppelaufgabe, die ihm in unserer Gemeinde gestellt war, glücklich gelöst. Er war ein Schulmann von trefflichen Haben, von gründlichem Wissen, und verstand es am Gymnasium und an den Volksschulen, die ihm anvertraute Jugend erfolgreich in die Lehren unserer Religion einzuführen und ihre Herzen zu gewinnen. Mit Ernst und Würde, mit Liebe und Hingebung hat er sich in seinen unterrichtlichen Pflichten und Aufgaben gewidmet, fördern und anregend an den Beratungen unserer Lehrerkonferenzen teilgenommen. Mit gleicher Freude und mit gleichem Erfolge hat er im Gottesdienste der Hauptsynagoge gewirkt. Er wandelte in den Bahnen seines Lehrers Lewandowsky, dem er die künstlerische Durchbildung seiner reichen musikalischen Gaben verdankte. Durch eine harmonische Verbindung von Chor, Orgel und verständnisvollem kantoralen Vortrag wusste er unseren Gottesdienst weihevoll und wirksam zu gestalten. Die Förderung des religiösen Lebens, die wir bei der Einführung des Nürnberger Gebetbuches und des Jugendgottesdienstes in der Gemeinde anstrebten, ist eines der letzten großen Verdienste, die er sich in seiner reich gesegneten amtlichen Wirksamkeit erworben hat. Er erfreute sich in den Kreisen der Gemeinde, der Lehrerschaft und der Beamten, und weit darüber hinaus hoher Wertschätzung und Verehrung. 
Unter diesem Zeichen stand die Trauerfeier, die am Sonntag, 18. September, auf dem Neuen Israelitischen Friedhof um 11.30 Uhr stattfand. Mit der trauernden Familie vereinigte sich eine stattliche Trauergemeinde in der Gedächtnishalle. Die Gemeindeverwaltung der Kultusgemeinde Fürth, die Beamtenschaft, das Lehrerkollegium des Humanistischen Gymnasiums mit dem Direktor, mit den jüdischen Schülern und einer Abordnung der übrigen Schülerschaft waren mit zahlreichen Gemeindemitgliedern und ehemaligen Schülern erschienen, auch die Beamten der Kultusgemeinde Nürnberg waren vollzählig erschienen. 
Rabbiner Dr. Behrens würdigte eingehend die Persönlichkeit des Verewigten, seine Verdienste um die Gemeinde in Schule und Gotteshaus, seine glücklichen menschlichen Gaben, die er im Kreise seines Hauses, an der Seite der Gattin als Führer und Berater seiner Tochter und seines Sohnes und seiner Schwiegertochter als Mittelpunkt seiner Freunde entfaltet hatte, er wies auf die Schlichtheit seines Wesens hin, auf die Freundschaft und Treue, die er in der beruflichen gemeinsamen Arbeit seinen Mitarbeitern und Amtsgenossen bewiesen und auf die vorbildliche Frömmigkeit, die auch in Leid ihn gestärkt hat.  
Für die Gemeindeverwaltung sprach Justizrat Wertheimer herzliche Dankes- und Abschiedsworte mit der Versicherung dauernden Gedenkens. Für die Beamten und für den Bayerischen Israelitischen Lehrerverein nahm in freundschaftlichen Worten Kantor Gutmann, sein langjähriger Fürther Amtsgenosse von ihm Abschied. Oberstudiendirektor Pfirsch vom Humanistischen Gymnasium sprach noch einmal den Dank der Anstalt und des Lehrerkollegiums für die treuen Dienste aus, die Herr Kantor Lübeck der Schule in langjähriger Arbeit geleistet, für die Freundschaft und die Berufsfreudigkeit, die ihn aufs engste mit dem Kollegium verband. Mit dem Hinweis auf den von der Schule gewidmeten Kranz schloss er seine warmherzigen Ausführungen. Für die israelitischen Schüler sprach Joachim Dispecker Worte des Dankes und der Treue. Dann widmete Oberkantor Theodor Fraenkel (Nürnberg) dem langjährigen Freunde und dem trefflichen Berufsgenossen im eigenen Namen und im Namen des Allgemeinen Deutschen Kantorenverbandes herzinnige Worte des Dankes, der Verehrung, der Innigkeit und der Anerkennung und beschloss damit wirksam die eindrucksvolle Feier. Mit der Liturgie, vorgetragen von Kantor Adler (Fürth), nahmen wir Abschied von dem unvergesslichen Toten, Kantor Isidor Lübeck. Dr. Behrens."             

   
Zum Tod von S. Nordheimer und Kantor Isidor Lübeck (1927)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20. Oktober 1927: "S. Nordheimer (Fürth), I. Lübeck (Fürth), Moritz Hammelburger (Haßfurt).  
Das vergangene Jahr hat uns viele treue Kollegen und Freunde durch den Tod entrissen. Mit den Familienangehörigen und den Gemeinden trauern wir um den Verlust.  
Still, wie er gelebt, ging S. Nordheimer, der Nestor und Mitbegründer unseres Vereins, am 9. März 1927, 87 Jahre alt aus einem Leben der Arbeit zur ewigen Ruhe. Er hatte sich jede Todesanzeige sowie jeglichen Nachruf am Grabe verbeten. Wir ehren den Wunsch des Entschlafenen, der von 1863 bis 1898 als Elementarlehrer an der israelitischen Realschule Fürth wirkte und nach seiner Pensionierung in Privatschiurim (Privatvorträgen) die Jugend in die Tora einführte. Eine leuchtende Tat der Kollegialität und wahrer Wohltätigkeit müssen wir nach jahrelangem Schweigen offenbaren uns zum Vorbild. Jahrzehnte warb Nordheimer in unverdrossener Tätigkeit für unsere Hilfskasse. 1910 übergab er dem Israelitischen Lehrerverein 22.000 RM für sein Hilfswerk unter der Bedingung, dass ihm weder Dank noch Ehrung dafür werde. Nur Goldstein, Mandelbaum und ich wussten um diese edle Tat und wir mussten schweigen. Heute sei das Werk selbstloser Bruderliebe, wie der Name seines Stifters eingeschrieben in das goldene Buch unserer Dankbarkeit über Tod und Grab hinaus.   
Am 18. September hatte sich auf dem israelitischen Friedhof in Fürth eine stattliche Trauergemeinde eingefunden, um dem Kantor Isidor Lübeck die letzten Ehren zu erweisen. Vollzählig waren die israelitischen Beamten von Fürth und Nürnberg erschienen. Die Kollegen Gutmann (Fürth) und Fränkel (Nürnberg) widmeten dem Entschlafenen am Grabe Worte treuen Gedenkens.... 
Die Namen der toten Freunde seien eingeschrieben in das Buch lebender Erinnerung. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten. S. Dingfelder".

        
70. Geburtstag von Lehrer und Kantor Bernhard Guttmann (1937)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1937: "Fürth, 25. Juni (1937). Am 9. Juli vollendet der in Ruhestand lebende Lehrer und Kantor, Herr Bernhard Guttmann in Fürth (Bayern), sein siebzigstes Lebensjahr. Er stand von 1900 bis 1932 im Dienste der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth, als Religionslehrer an den staatlichen und städtischen Schulen und als Kantor an der orthodoxen Gemeindesynagoge. Wir wünschen dem erprobten Jehudi und pflichttreuen Arbeiter im Dienste Gottes und der Jugend weitere Jahre in ungetrübter Gesundheit. (Alles Gute) bis 120 Jahre."        

        


Berichte über einige weitere Beamte/Angestellte der Gemeinde  
25-jähriges Dienstjubiläum des Schochet Meyer Weißkopf in Nürnberg (1900)   

Fuerth Israelit 31101900.jpg (16637 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1900:       

    
Ausschreibung der Stelle des Sekretärs und Kassiers der Gemeinde (1895)   

Fuerth AZJ 13091895.jpg (81004 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. September 1895:       

   
Ausschreibung der Gemeinde- und Synagogendienerstelle (1911)    

Fuerth Israelit 17081911.jpg (74492 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1911:         


Ausschreibung der Stelle des Schächters (1928)    

Fuerth Israelit 15111928g.jpg (58753 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928:         

  

  

 

  

 

                 

 

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Stand: 30. Juni 2020