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"Synagogen im Kreis Waldeck-Frankenberg"
Gemünden an
der Wohra mit Stadtteil Schiffelbach
und Dodenhausen (Gemeinde Haina (Kloster)) (Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Gemünden an der Wohra bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18.
Jahrhunderts zurück. Bereits im 16. Jahrhundert waren einzelne jüdische
Personen oder Familien in der Stadt: in den Gerichtsbüchern von 1537
("Jacob der Judt") und 1571
werden jüdische Namen genannt. 1655 gab es drei jüdische Familien in
Gemünden, 1724 vier Familien, 1756 wiederum drei Familien. In der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts lebten in der Stadt bereits die Vorfahren
der Familien Andorn, Lindenbaum, Sinsheimer, Stern, Höxter.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1812 acht jüdische Familien, 1827 31 jüdische Einwohner (2,5 % von
insgesamt 1.200 Einwohnern), 1861 72 (5,2 % von 1.394), 1871 70 (5,3 % von
1.330), 1885 87 (6,6 % von 1.315), 1889 76 (in 15 Familien, darunter 20
Schulkinder), 1895 71 (5,5 % von 1.286), 1905 66 (4,7 % von 1.404). Zur
jüdischen Gemeinde Gemünden gehörten - abgesehen von der Zeit zwischen 1895
und dem Ersten Weltkrieg - die im benachbarten Grüsen
lebenden jüdischen Personen. Auch die wenigen jüdischen Einwohner von Dodenhausen
(siehe eigene Seite) und Schiffelbach gehörten zur Gemeinde
Gemünden. 1893 zählte die gesamte Gemeinde aus den genannten Orten insgesamt 128 Personen.
Die jüdischen Familien lebten zunächst vor allem vom Viehhandel, Spezerei- und
Ellenwarenhandel; ferner (insbesondere im 18. Jahrhundert) vom Handel mit Pottasche, Teer usw.; in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere jüdische Händler und
Kaufleute Läden und Handlungen in der Stadt.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische
Elementarschule, bereits vor 1844 bis 1933),
ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Die Israelitische Elementarschule, die auch von den jüdischen Kindern
aus Dodenhausen, Schiffelbach und Grüsen besucht wurde, hatte 1868/69 29
Schüler, 1893 35. 1889 kaufte die jüdische Gemeinde das bisherige Haus
des
Försters am Aumühlsweg und richtete darin die Schule ein (bis zur Auflösung
der Schule 1933 genützt). Für den Unterricht und die Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten die Ausschreibung der Stelle von
1932 nach der Zurruhesetzung von Lehrer Spier). Bis 1839 war Lehrer Aaron Luhs/Luss
in Gemünden (seit 1839 in Rauschenberg,
Vater von Lehrer Markus Luss, seit 1873 in Sterbfritz), seit 1843 Lehrer A. Bornheim (zuvor
Lehrer in Schweinsberg). Von 1855 bis 1889
war Joseph Spier Lehrer (Foto des Grabsteines für ihn auf der
Seite zum Friedhof der Gemeinde),
ab 1889 sein Sohn Willy Spier (bis 1932). Der letzte Lehrer war Spiers Nachfolger
Sally Katz (aus Guxhagen, vor Gemünden
Lehrer in Salmünster). Die Gemeinde
gehörte zum Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Die jüdischen Familien waren im allgemeinen Leben der Stadt und im Vereinsleben
weitestgehend integriert. Elias Höxter war Anfang des 20. Jahrhunderts
Stadtverordnetenvorsteher in Gemünden.
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 60 Personen gehörten, war Gemeindevorsteher
Isidor Höxter. Als Lehrer und Kantor war der bereits genannte Willy Spier in der Gemeinde angestellt.
Er unterrichtete an der Israelitischen Volksschule noch neun Kinder. An
jüdischen Vereinen bestand u.a. ein Wohltätigkeitsverein (Chewra
Kadischa). 1932 war Gemeindevorsteher weiterhin Isidor Höxter. Auch
Willy Spier war noch (bis Ende März 1932) Lehrer, Kantor und Schochet der
Gemeinde.
1933 wurden noch 49 jüdische Personen in Gemünden gezählt. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zum 1. August 1933
musste die Israelitische Elementarschule aufgelöst werden, für deren Erhalt
sich die jüdische Gemeinde und das Marburger Vorsteheramt sich noch im Jahr
zuvor erfolgreich eingesetzt hatten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge zerstört (s.u.). Bis 1939/40 sind - bis auf etwa vier
Familien - alle jüdischen Einwohner ausgewandert; einige konnten nach Argentinien
emigrieren, andere nach Palästina; Lehrer Spier nach England (wo er 1951
verstarb). 1939 lebten noch elf jüdische Personen in
Gemünden. Die letzten jüdischen Einwohner wurden aus Gemünden
deportiert.
Von den in Gemünden geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bessi Andorn (1898), Flora
Andorn (1894), Israel Andorn (1864), Meier (Maier) Andorn (1872), Rosa Buchheim
geb. Katz (1886), Salomon Buchheim (1883), Martha Gijzen geb. Maijer (1892),
Rickchen Harth (1887), Scheinchen Selma Harth (1897), Bertha Hirsch geb. Andorn
(1897), Dina Höflich geb. Höxter (1894), Elias Höxter (1862, vgl.
Kennkarte unten), Hilde Höxter
(1935), Simon Höxter (1890), Rosalie Isaac geb. Harth (1884), Dina Joseph geb.
Höxter (1876), Moritz Joseph (1870), Johanna (Hannchen) Lamm geb. Andorn
(1875), Hella Levi geb. Steinmann (1902), Hannelore Levy (1924), Emma Löwenberg
(1880), Bertha Mannheimer geb. Schloss (1875). Emilie Marx (1891), Selma Marx
(1900), Wilhelm Marx (1917), Klotilde Moses geb. Höxter (1880), Berta Spier
(1876), Sally Spier (1864), Rosalie Steinmann geb. Schön (1891), Hildegard
(Hilde) Stern geb. Steinmann (1917), Dora Stiefel (1865), Berta Strauss (1893),
Grete Strauss (1924), Margarete Grete Mina Strauss (1926), Zacharias Weiler (),
Amalie Wolff geb. Marx (1885).
Eine Gedenktafel wurde von der Gemeinde an der Rückseite der
Friedhofskapelle auf dem allgemeinen Friedhof der Gemeinde
angebracht.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1932
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1932: "Vakanz.
Die israelitische Volksschulstelle zu Gemünden (Wohra) ist zum 1.
April 1932 neu zu besetzen, da der bisherige Inhaber wegen Erreichung der
Altersgrenze in den Ruhestand treten muss. Gesetzestreue Bewerber, welche
befähigt sind, das Vorbeteramt und die Schechitoh mit zu
übernehmen, wollen ihre Zeugnisse und Kabbolaus (Zertifikate; von
orthodoxen Rabbinern) baldmöglichst hierher einsehen. Israelitisches
Vorsteheramt Marburg/Lahn." |
Die Tochter von Lehrer Willy Spier - B. Spier - hat die
medizinische Staatsprüfung bestanden (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 19. Juli 1929: "Gemünden. Fräulein
B. Spier, Tochter des Lehrers Spier, hat ihre Staatsprüfung als
Ärztin an der medizinischen Universität mit gutem Erfolg bestanden.
Fräulein Spier ist die erste Ärztin in der hiesigen
Gegend." |
60. Geburtstag und 40-jähriges Dienstjubiläum
von Lehrer und Vorbeter Willy Spier (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. Oktober 1929: "Gemünden a.d. Wohra.
Am Donnerstag, 17. Oktober, begeht unser allverehrter und hochgeschätzter
Lehrer und Vorbeter W. Spier seinen 60. Geburtstag und gleichzeitig
sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Als Nachfolger seines seligen Vaters,
des Lehrers J. Spier, wurde ihm 1889 die Lehrerstelle der hiesigen
israelitischen Schule übertragen, wo er seit dieser Zeit in vorbildlicher
Weise zum Segen der ganzen Gemeinde wirkt. Wir wünschen dem Jubilar, dass
er uns noch lange Jahre erhalten bleibt, um weiterhin zum Wohle der
Gemeinde zu wirken." |
Verlobungsanzeige von Else Marx und Siegmund Spier
(1930)
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 5. März 1930:
"Else Marx - Siegmund Spier
Verlobte.
Gemünden a.d. Wohra / März 1930" |
Besetzung der Lehrerstelle 1932 durch Sally Katz aus Guxhagen (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1932.
"Gemünden an der Wohra, 15. August (1932). Am 1. April 1932 trat
unser um unsere Gemeinde hochverdiente Lehrer, Kantor und Schochet Spier
laut Notverordnung in den Ruhestand. Die Gemeinde setzte alles daran, um
einen würdigen und geeigneten Nachfolger zu finden. Es bedurfte
außerordentlich großer Anstrengung, um die staatliche
Volksschullehrerstelle zu erhalten und im Sinne der Gemeinde neu zu
besetzen. Bei jeder Neubesetzung einer solchen Stelle wird von Seiten der
Staatsregierung in umfassender Weise geprüft, ob die Stelle noch erhalten
werden kann, da in fast allen Landgemeinden die Schülerzahl äußerst gering
ist. Es bedurfte auch diesmal vielfacher Bemühungen, insbesondere des
Marburger Vorsteheramtes, bei Abgeordneten, der Regierung in Kassel und
dem Ministerium, bis es schließlich gelang, dass die Staatsbehörde ihre
Einwilligung zur Weitererhaltung der Stelle gaben. Die Regierung hat Herrn
Lehrer Sally Katz, der aus Guxhagen
stammt, das Kölner Lehrerseminar absolviert hat und seit 8 Jahren als
Religionslehrer, Kantor und Schochet in Salmünster,
Kreis Schlüchtern, wirkte, zum 9. August hierher versetzt. Wir hoffen,
dass es ihm gelingt, auch in unserer Gemeinde zu Ehren des Judentums zu
wirken." |
Berichte zu
einzelnen Personen / Familien in der Stadt
Über die Familie Andorn
Zitat aus Arnsberg s. Lit. S. 247-248: "Eine
der ältesten und am weitesten verbreiteten Familien hatte ihr Stammhaus
in Gemünden; es war die Familie Israel Andorn. Das Haus der Andorns ist
etwa um 1500 erbaut und noch erhalten. Der Name Andorn ist als
Familienname erstmals erwähnt um 1759 [...]. Das Haus der Familie Andorn
bildete den kulturellen Mittelpunkt der Gemeinde; Israel Andorn sang als
Vorbeter der Gemeinde oftmals beim Ausheben der Tora nach einer Mozartarie
oder Sabbatgesänge nach Liedern von Körner. Zum Familienerbe gehörten
viele folkloristische, teilweise humoristische Lieder mit jüdischem
Inhalt. Israel Andern war aktiv im deutschen Schützenverein. Die Familie
Andorn ist sephardischer (spanischer) Herkunft. |
Salomon Andorn, geboren 1863 als ältestes von 6 Kindern (Vater
Viehhändler), besuchte [ab 1877 die Präparandenanstalt in Frankenberg
und von 1879 bis 1883] die 'Bildungsanstalt für jüdische Lehrer zu
Hannover'; ab 1886 war er zunächst (für 9 Jahre) als Vorbeter und Lehrer
in Fronhausen, Kreis Marburg,
tätig. Ab 1902 war er bis zu seiner Zurruhesetzung 1928 Hauptlehrer in Krefeld. Neben den 'Erinnerungen...
Krefeld 1937-1940' schrieb er 'Wie es in unserer kleinen Welt einst war'
(Krefeld 1940). (26 bzw. 23 Seiten - Ms-Ph. in Leo Baeck Institute lt.
Katalog Bd. I Nr. C/8 und 9.)." |
Nachstehendes aus einem Artikel von
Karl-Hermann Völker zur Familie Andorn (aus Website www.synagoge-voehl.de):
Meier Andorn (Sohn des Baruch Andorn, Cousin zu Salomon Andorn),
geboren 1872, erhielt seine erste Stelle in Brilon. Seit Oktober 1894 war
er Lehrer und Kantor in Hattingen bei Essen. Er war verheiratet mit Bella
geb. Stern, mit der er drei Söhne hatte (Hans, Berthold und Ludwig Jehuda).
Bella starb bereits 1926. Meier Andorn wurde mit seiner zweiten Frau Anna
geb. Löwenstein im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo
er im Oktober 1943 umgekommen ist. Seine Frau Anna wurde in Auschwitz
ermordet. Sein Sohn - Rabbiner Dr. Hans Andorn (geb. 1903) ist im Februar
1945 im KZ Bergen-Belsen umgekommen. |
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Lehrer
Salomon Andorn in Krefeld tritt in den Ruhestand (1928) |
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 28. September 1928:"Gemünden (Wohra). Herr
S. Andorn, Hauptlehrer in Krefeld, ein Sohn unserer Gemeinde, tritt am 1.
Oktober, 65 Jahre alt, in de Ruhestand. 45 Jahre hat er als Lehrer und
Hauptlehrer gewirkt. Am Anfang seiner Laufbahn war er einige Jahre Lehrer
der hessischen Gemeinde Fronhausen.
Herr Andorn ist als Publizist in verschiedenen Zeitungen, besonders in den
jüdischen Blättern, bekannt." |
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Bei dem von Arnsberg genannten Stammhaus
der Familie Andorn handelt es sich um das Fachwerkhaus Steinweg 25.
Es ist eines der ältesten Fachwerkhäuser in Hessen; das Ständerbauwerk
stammt vermutlich bereits aus dem 15. Jahrhundert. Ein Balken auf der
Innenseite trägt noch hebräische Schriftzeichen. |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Gemünden/Wohra
geborenen Elias Höxter |
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Kennkarte (Mainz 1939) für
Elias Höxter (geb. 8. September 1862 in Gemünden), später
wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 ab Darmstadt deportiert in das
Ghetto Theresienstadt,
wo er am 18. Oktober 1942 umgekommen ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum vorhanden. Die Synagoge
in der Untergasse wurde 1823 erbaut (alte Hausnummer 213). Damals hatte die jüdische Gemeinde
von der Stadt einen Bauplatz in der Untergasse erhalten, der 1818 durch einen
Brand freigeworden war. Das zweistockige Synagogengebäude war 7,9 m lang und
6,7 m breit.
Nach einem 1876 erstellten Inventarverzeichnis war in der Synagoge
vorhanden: "1. ein in der Wand angebrachter Schrank (heilige Lade, Thoraschrein) zum Aufbewahren der Thorarollen, 2. ein aufklappbarer (Kult-) Tisch (Schulchan) zum Auflegen und Entfalten der Thorarolle, der zugleich als Betpult für den Vorsänger diente, 3. 13 Bänke mit abgeteilten Sitzen und ebenso vielen Stehpulten, 4. Bänke und Galerie in der Frauensynagoge, 5. und 6. zwei Kronleuchter aus Bronze, ein größerer und ein kleinerer, 7. zwei Ständer zum Aufstecken von Lichtern vor dem Betpult des Vorsängers.
Vorhanden waren weiter 8. acht Thorarollen mit dazugehörigen Überzügen (Mäntel, hebräisch Me'il), 9. drei Vorhänge (Parochet) vor der heiligen Lade, 10. vier Decken über den Schulchan, 11. zwei Gebetbücher (Machsorim) mit der Liturgie zum Pessachfest, zum Laubhüttenfest u. a., 12. ein Band Bußgebete (Selichot), 13. ein Band mit Klagegebeten und Klageliedern zum Gebrauch am 9. Tag des Monats Aw (9. August), dem Trauertag wegen der Zerstörung Jerusalems 586 v. Chr. und der Tempelzerstörung 70 n. Chr. (Tisch'ah be-Aw) , 14. ein Gebetbuch (Tefilla) mit Gebeten für das ganze Jahr, 15. ein Rahmen mit dem Gebet für den Kaiser, 16. ein silbervergoldetes Schild (Tass) zum Anhängen an die Thorarollen und 17. ein silberner Zeigestab Qad) als Lesehilfe für den Vorbeter beim Vorlesen aus der Thora.
Vermerkt wird in der Inventarliste 18. ein silberner Becher (Kiddushbecher) zum Weihegebet (Kiddush) für die Eingangsfeier beim Sabbat und an den Festtagen, 19. eine silberne Gewürzbüchse (Bessomimbüchse) für die Schlusszeremonie (Hawdala) des Sabbat (die Bessomimbüchse enthält stärker riechende Gewürze, z. B. Nelken, Zimt, die die Gläubigen trösten sollen, dass die Zeit des Sabbat vorbeigegangen ist), 20. eine Schriftrolle (Megilla) aus Pergament, enthaltend das Buch Esther (Megilla Esther) zum Vorlesen am Purimfest (zur Erinnerung an Esthers erfolgreiche Fürbitten bei dem Perserkönig Xerxes gegen den mordlustigen Judenfeind Haman), 21. ein Schofarhorn (Widderhorn) zum Blasen am Neujahrsfest."
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und verwüstet,
das Gebäude zwei Tage später abgebrochen. Die Reste wurden vor der Stadt
verbrannt. Eine Baulücke blieb an dieser Stelle in der Untergasse bis heute
zurück.
Adresse/Standort der Synagoge: Untergasse
27
Fotos
(Quelle: Website des Förderkreises "Synagoge in
Vöhl" e.V.)
Das Synagogengrundstück |
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Standort der Synagoge - auf
der unbebauten
Fläche der rechten Bildhälfte |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Frankenberg
und umliegender Orte |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Frankenberg sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,178 Die Führung der Synagogenbücher und die Erhebung
von Kultussteuern in der jüdischen Gemeinde Frankenberg 1752 -
1842; enthält Listen von Steuerpflichtigen in der jüdischen Gemeinde
Frankenberg 1834 - 1839 und Erlasse des Landratsamtes Frankenberg zur
Führung von Geburts-, Trau- und Sterberegistern in den Synagogengemeinden
des Landkreises, 1840 - 1840; enthält auch Angaben zu Personen in Dodenhausen,
Frankenau, Geismar, Gemünden/Wohra, Grüsen, Röddenau, Rosenthal,
Schiffelbach; darin auch: Verzeichnis aller männlichen Juden aus
den Synagogengemeinden Gemünden/Wohra, Rosenthal und Frankenau mit
Angabe von Namen, Gewerbe, Geburtsort sowie Geburts- und zum Teil
Sterbedaten, 1752 - 1841 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3732249
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Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Gemünden /
Wohra und umliegenden Orten |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Gemünden/Wohra sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,351 Geburts-, Trau- und Sterberegister der jüdischen
Gemeinde in Gemünden/Wohra 1759 - 1903: enthält: Geburtsregister der Juden von Gemünden/Wohra, 1759-1878,
Geburtsregister der Juden von Grüsen (Gemünden/Wohra), 1764-1880, Geburtsregister der Juden von Dodenhausen
(Haina/Kloster), 1807-1874, Geburtsregister der Juden von Schiffelbach (Gemünden/Wohra), 1773-1856,
Trauregister der Juden von Gemünden/Wohra, 1833-1875, Trauregister der Juden von Grüsen (Gemünden/Wohra), 1827-1875,
Trauregister der Juden von Dodenhausen (Haina/Kloster), 1837-1851, 1873, Trauregister der Juden von Schiffelbach (Gemünden/Wohra), 1840-1873,
Sterberegister der Juden von Gemünden/Wohra, 1824-1903, Sterberegister der Juden von Grüsen (Gemünden/Wohra), 1825-1900,
Sterberegister der Juden von Dodenhausen (Haina/Kloster), 1841-1879, Sterberegister der Juden von Schiffelbach (Gemünden/Wohra), 1830-1877.
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5494027
HHStAW 365,354 Sterberegister der jüdischen Gemeinden in
Gemünden / Wohra und in Holzappel
1824 - 1843; enthält Sterberegister der Juden aus Gemünden/Wohra,
Dodenhausen, Grüsen und Schiffelbach, 1824 - 1844 sowie Sterberegister
der Juden aus Holzappel, Isselbach und Langenscheid, 1917 - 1938. https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924801
|
Literatur:
| Else Wissenbach: Vom Dorf zur Stadt. Hessisches
Leben der Vergangenheit im Spiegel der Stadtgeschichte von Gemünden an der
Wohra. Kassel 1953. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 247-248. |
| Kein Artikel zu Gemünden in Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 bzw. dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 bzw. Neubearbeitung der beiden
Bände. 2007. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
216. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 412-413. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gemuenden an der Wohra
Hesse-Nassau. Jews only established a community there in the early 19th century.
They built a synagogue in 1923 and numbered 87 (7 % of the total) in 1885,
dwindling to 33 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the
synagogue's interior was destroyed and Jews were tortured. In nearby Gruesen
young Zionists were trained for kibbutz life in Palestine (1934-38). Most local
Jews emigrated; eight were sent to Nazi death camps in 1942 and two others to
the Theresienstadt ghetto in 1943.
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|