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Großkrotzenburg mit
Großauheim (Stadt Hanau) (Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)
In Großkrotzenburg bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück.
In der Zeit des 30-jährigen Krieges lassen sich erstmals Juden am Ort
nachweisen: 1630 wird die "große Crotzenberger und Birgler
Judenschaft" in einem Schreiben des Mainzer Peterstifts an den Kurfürst
von Mainz genannt. 1687/88 finden sich in der ältesten erhaltenen
Gemeinderechnung die Namen der Juden "bonefockh" und
"Davit".
Mitte des 18. Jahrhunderts (1749/50) waren inzwischen acht jüdische
Familien am Ort ansässig.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1815 13 jüdische Familien, 1820 60 jüdische Einwohner (in 15 Familien),
1861 126 jüdische Einwohner (12,7 % von
insgesamt 993 Einwohnern), 1864 126 (12,5 % von insgesamt 1.004 Einwohner), 1871 125 (11,8 % von 1.057), 1885 148 (13,2 % von
1.122), 1895 150 (11,2 % von 1.344), 1905 161 (9,5 % von 1.686).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (zunächst Religionsschule, seit 1874 Israelitische Volksschule; 1855 neues Schulhaus mit
Lehrerwohnung in einem Wohnhaus neben der Synagoge eingerichtet, 1878 umgebaut:
Trennung des Schulsaales von der Lehrerwohnung), ein rituelles Bad (1831
erstmals genannt, seit 1855 im Schulhaus) und einen Friedhof.
Zum Unterricht der jüdischen Kinder und zur Besorgung weiterer religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. die Ausschreibungen der Stelle unten).
Erstmals wird 1826 ein jüdische Lehrer genannt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau.
Seit 1905 (bereits seit 1902 vorläufig auf die Dauer von drei Jahren) gehörten auch die in Großauheim
lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Großkrotzenburg. 1837 lebten in
Großauheim noch keine Juden; die ersten dürften in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zugezogen sein. Um 1925 waren es drei Familien beziehungsweise
zusammen 13 Personen.
Im Krieg 1870/71 hatten die folgenden jüdischen Männer aus
Großkrotzenburg teilgenommen: Hirsch Hirschmann I, Hirsch Hirschmann II, Moritz
Hirschmann, Löb Berberich und Hirsch Berberich.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Julius Strauß
(geb. 1.3.1894 in Großkrotzenburg, gef. 2.9.1917) und Gefreiter Simon Waller
(geb. 18.3.1883 in Großkrotzenburg, gef. 11.10.1917).
Um 1924, als zur Gemeinde 137 Personen gehörten (in 32 Familien, 6,3 % von
insgesamt 2.152 Einwohnern, dazu 13 Personen in Großauheim), waren die
Gemeindevorsteher Markus Hirschmann, Hermann Löbenberg und Josef Waller I. Als
Lehrer, Kantor und Schochet war inzwischen Julius Schuster (zuvor in
Eiterfeld) angestellt. Er unterrichtete
an der Israelitischen Volksschule 13 Kinder. Weitere sieben Kinder an höheren
öffentlichen Schulen erhielten bei ihm ihren Religionsunterricht. An jüdischen
Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Chewra Kadischa (1932
unter Leitung von Gustav Schmidt, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen) und Chewra Bikur Chaulim, Gemilus
Chesed (gegr. 1863; 1932 unter Vorsitz von Albert Stern; Zweck und
Arbeitsgebiete: Krankenwache, Gewährung der Begräbniskosten, Unterstützung),
den Israelitischen Frauenverein (1932 unter Leitung der Frau von Moses Berberich
II; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger) sowie eine Aguda
Jugendgruppe (1924 unter Leitung von Siegfried Münz mit 30 Mitgliedern: S.
Münz starb 1930, siehe Bericht unten) . 1932 waren die Gemeindevorsteher
weiterhin Markus Hirschmann (1. Vors.), Hermann Löbenberg (2. Vors.) und Josef
Waller I (Schatzmeister). Die genannten Gemeindevorsteher Markus
Hirschmann und Hermann Löbenberg schieden nach 26-jähriger Tätigkeit im
Vorsteheramt 1934 aus und übergaben das Amt den damals neu gewählten Herrn Siegfried
Levi und N. Kaufmann. Im Schuljahr 1931/32 hatte Lehrer Julius Schuster an der
Israelitischen Volksschule 13 Kinder zu
unterrichten.
1933 lebten noch etwa 105 jüdische Personen in Großkrotzenburg. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (fünf Personen nach
Palästina, 20 in die USA, vier nach Südamerika, eine nach Holland, acht nach
Belgien, 13 nach England, eine nach Shanghai). Zwischen 1933 und 1939 sind noch
zehn jüdische Einwohner am Ort verstorben. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge und der jüdischen Schule völlig demoliert (siehe unten).
Auch mindestens dreizehn von insgesamt 30 Wohnungen jüdischer
Einwohner/Familien wurden überfallen und verwüstet. Der letzte
Gemeindevorsteher Siegfried Levi ist 1939 nach Frankfurt verzogen, später in
die USA emigriert. Lehrer Julius Schuster konnte mit seiner Familie gleichfalls
1939 nach England emigrieren.
Von den in Großkrotzenburg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Abraham Berberich (1869), Adolf Berberich (1901),
Julius Walter Berberich (1909), Marianne Berberich geb. Heimann (1870), Moses
Berberich (1888), Clara (Klara) Freund geb. Berberich (1893), Fanny Fuld geb.
Strauß (1877), Alfred Gotthelf (1933), Amanda Gotthelf (1930), Edeltrud
Gotthelf (1932), Klara Gotthelf (1937), Mayer Gotthelf (1890), Charlotte Guth
geb. Hirschmann (1864), Berta Heim geb. Gotthelf (1895), Mathilde Heinemann geb.
Schmidt (1875), Frieda Herlitz geb. Berberich (1880), Frieda Hirschmann (1890),
Gustav Hirschmann (1875), Maier (Meier) Hirschmann (1885), Salomon Hirschmann
(1879), Selma Katz geb. Kaufmann (1889), Herz Kaufmann (1882), Jenny Kaufmann
(1889), Rosa Kaufmann geb. Klein (1893), Rosa Lichtenstein geb. Waller (1907),
Berta Lind geb. Schmidt (1880), Jenny Löb geb. Neustädter (1879), Max Löb
(1889), Karoline Mayer geb. Schmidt (1884), Rosa Morgenroth geb. Kaufmann
(1887), Sophie Moses geb. Hirschmann (1888), Johanna Reichenberg geb. Hirschmann
(1881), Rosa Reis geb. Goldschmidt (1866), Markus Ring (1868), Paula Ring geb.
Waller (1912), Albert Rosenthal (1905), Frieda Rosenthal geb. Waller (1873),
Hedwig Rosenthal (1904), Julius Rosenthal (1907), Adolf Schmidt (1881), Gustav
Schmidt (1877), Lina Schmidt geb. Fuld (1882), Ida Dina Simon geb. Strauss
(1885), Nathan Hugo Stern (1891), Else Strauß geb. Sonn (1884), Jenny Strauss
geb. Hirschmann (1892), Johanna Strauß geb. Waller (1900), Karl Strauß (1878),
Calinka Waller geb. Kleeblatt (1884), Else Waller (1916), Fanny Waller geb.
Worms (1876), Frieda Waller geb. Hirschmann (1874), Hedwig Waller (1901),
Johanna Waller geb. Jakob (1891), Josef Waller (1873), Joseph Waller (1866),
Lazarus Waller (1876), Leopold Waller (1867), Leopold Waller (1886), Nanny
Waller geb. Hammel (1863), Salomon Waller (1872), Lina Wertheimer geb. Berberich
(1895).
Zu den in Großkrotzenburg verlegten "Stolpersteinen" siehe
https://www.kulturweg-grosskrotzenburg.de/jüdisches-großkrotzenburg und
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Großkrotzenburg
Aus Großauheim sind umgekommen: Gertrude Becker geb. Brodreich (1899),
Ida Hirschmann geb. Hahn (1892), Lothar Hirschmann (1931), Maier Hirschmann
(1885), Paul Ludwig Hirschmann
(1923).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und
Schochet 1909 / 1923
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Dezember 1908:
"Wegen Erkrankung des Elementarlehrers und Vorsängers in
Großkrotzenburg
wird sofort ein Vertreter gesucht. Bewerber wollen sich baldigst bei uns
melden.
Hanau, den 21. Dezember 1908.
Das Vorsteheramt der Israeliten. Dr. Bamberger." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
6. Dezember 1923: "Die durch Versetzung des bisherigen Inhabers frei
gewordene Lehrerstelle an der israelitischen Volksschule in Großkrotzenburg
ist baldigst mit einem Herrn gesetzestreuer Richtung wiederzubesetzen.
Bewerber, die auch den Vorbeterdienst zu versehen haben und in 'Sch'chitoh
ub'dikoh' (rituelles Schächten und Prüfen) besondere Gewandtheit
besitzen müssen, wollen ihre Gesuche bis spätestens 20. Dezember beim
Unterzeichneten einreichen.
Das Vorsteheramt der Israeliten zu Hanau. i.A. Provinzialrabbiner
Dr. Gradenwitz." |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Samuel Spier
(1899)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Januar 1899: "Am 1. Januar feierte der Lehrer Spier (statt:
Spies) der öffentliche Schule zu Großkrotzenburg sein
25-jähriges Dienstjubiläum. In Anerkennung seines segensreichen Wirkens
sind ihm von allen Seiten Zeichen der Liebe zuteil
geworden." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. Januar 1899: "Das 25-jährige Amtsjubiläum des Lehrers
Spier in Großkrotzenburg wurde von jüdischen und christlichen
Mitbürgern würdig gefeiert. Der Gesangverein 'Liederkranz' brachte dem
Jubilar ein Ständchen, der Lokalschulinspektor Pfarrer Kaufholz
beglückwünschte ihn, die Schüler überreichten ein wertvolles Geschenk,
die jüdische Gemeinde einen kostbaren Tafelaufsatz. Am Abend fand ein
gemütlicher Kommers zu Ehren des wackeren Lehrers statt, der noch lange
in gleich gedeihlicher Weise wirken
möge." |
Zurruhesetzung und Tod von Lehrer Samuel Spier (1909)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 13. August 1909: "Großkrotzenburg. Lehrer Spier
wird am 1. Oktober nach fest 50-jähriger Amtstätigkeit in den Ruhestand
treten." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. September 1909: "Großkrotzenburg, 22. September (1909).
Am 4. September wurde unsere Gemeinde von einem schweren Schlage
getroffen. Herr Lehrer Spier, der sein Amt seit 49 Jahren in segensreicher
Weise geleitet hatte, starb, als er gerade in den verdienten Ruhestand
treten wollte. Seine Majestät der Kaiser hatte ihm in Anerkennung seiner
hohen Verdienste den Adler der Inhaber des Königlichen Hausordens von
Hohenzollern verliehen. Wie sehr er sich die Liebe aller erworben hatte,
bewies die große Trauerversammlung, die ihm die letzte Ehre erwies. Die
Herren Provinzial-Rabbiner Dr. Bamberger aus Hanau und Lehrer
Strauß aus Gelnhausen rühmten
in ihren Trauerreden die schönen Eigenschaften, die diesen pflichttreuen
Lehrer zierten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
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links:
Grabstein für Lehrer Samuel Spier im jüdischen Friedhof von
Großkrotzenburg |
Lehrer Julius Schuster kommt nach Groß-Krotzenburg (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1924:
"Eiterfeld, 1. Dezember (1924). Durch die Regierung ist Herr Lehrer
Oppenheim von Lichenroth nach hier versetzt worden. Die Gemeinde hofft in
ihm einen würdigen Nachfolger für Herrn Lehrer Schuster, der nach
Groß-Krotzenburg versetzt wurde, gefunden zu
haben." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Antisemitismus im Kriegerverein (1903)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 31. Juli 1903: "Großkrotzenburg. Eine Ungehörigkeit,
für die uns jedes zu entschuldigende Moment fehlt, hat sich kürzlich der
hiesige Kriegerverein erlaubt, indem er an seine 10 jüdischen Mitglieder
das nachfolgende Schreiben versandte.
Großkrotzenburg, 17. Juli 1903:
Werter Kamerad!
Es dürfte Ihnen gelegentlich der letzten Reichstagswahlen wohl gewiss
nicht entgangen sein, dass das regierungsfeindliche (sozialdemokratische)
Element unter der Bevölkerung unseres Ortes in einer geradezu
frappierenden Weise zugenommen hat; und täglich mehren sich die Stimmen
und der begründete Verdacht, dass auch den Reihen der Mitglieder unseres
Kriegervereins diese umstürzlerischen Bestrebungen bedauerlicherweise
nicht gern geblieben sind. Dass derartige Kundgebungen der Devise eines
deutschen Kriegervereins, der sich Patriotismus, Liebe und Anhänglichkeit
zu Kaiser und Reich zur Aufgabe gestellt hat, geradezu zuwiderlaufen,
dürfte Ihnen ebenso gut bekannt sein, als die Tatsache, dass die
Satzungen eines jeden deutschen Kriegervereins die Mitgliedschaft eines
sich zu dieser Partei bekennenden Kameraden ausdrücklich ausschließen.
Es ist deshalb nicht nur unsere traurige Pflicht, solche Mitglieder auf
die Unmöglichkeit ihrer ferneren Zugehörigkeit zu unserem Verein
aufmerksam zu machen, sondern wir sind, da ein Einschleichen
sozialdemokratisch gesinnter Mitglieder in den Verein auch höhererseits
nicht unbekannt geblieben ist, auch von dieser Seite dringend an die
strenge und gewissenhafte Geltungsmachung der Statuten unseres Vereins
hingewiesen worden.
Da auch gegen Sie der wohlbegründete Verdacht vorliegt, dass Sie sich
durch die Wahl eines sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten zu einer
reichsfeindlichen Partei bekannt haben, so ersuchen wir Sie höflichst,
sich bei einer geheimen Sitzung des gesamten Vorstandes, die wir auch
Sonntag, den 19. dieses Monats, nachmittags 5 Uhr, im neuen Schullokal anberaumt
haben, in dieser Angelegenheit zu äußern. Da wir Offenheit und
Unerschrockenheit zu den schönsten Tugenden eines deutschen Kriegers
rechnen, so erwarten wir auch von Ihnen, dass Sie uns durch ein offener,
rückhaltloses Bekenntnis unsere harte Pflicht erleichtern helfen und sich
nicht schon durch Abwesenheit bei der genannten Versammlung der
Mitgliedschaft verlustig machen, da wir dieselbe unbedingt als Begrünung
des gegen Sie geltend gemachten Verdachtes betrachten müssten.
Mit kameradschaftlichem Gruß Der Vorstand des Krieger-Vereins
Großkrotzenburg (folgen Namen).
Wir hätten diesem Schreiben keine Beachtung geschenkt - denn wir kümmern
uns nicht um Politik -, wenn der Kriegerverein dasselbe auch seinen
christlichen Mitgliedern würde zugesandt haben. So aber, wo das Schreiben
ausschließlich nur die jüdischen Mitglieder erhielten, halten wir es
für unsere Pflicht, ein Vorgehen festzunageln, das unter solche
Umständen nicht anders als eine Ungehörigkeit zu bezeichnen
ist." |
Auflösung der jüdischen Volksschule (1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 21. April 1933: "Kassel. Die jüdische Volksschule in
Großkrotzenburg, die zuletzt nur noch sieben Kinder zählte, wurde mit
sofortiger Wirkung aufgelöst." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Siegfried Münz (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Januar 1930: "Großkrotzenburg, 5. Januar (1930).
Am 5. Kislew (= 7. Dezember 1930) starb hier Siegfried Münz im blühenden
Alter von 28 Jahren an einer plötzlichen Krankheit. Mit ihm hat die
hiesige Gemeinde einen großen Verlust erlitten, denn er gehörte zu den
wenigen, die die Gebote der Thauro (Tora) mit Genauigkeit beachteten.
Schon in jüngeren Jahren gründete er sich eine eigene Position in der
Großstadt und doch war es ihm möglich, den Schabbos bei seinen Eltern
hier jede Woche zu verleben. Seine Mitmenschen zollten ihm ob seines
geraden Lebenswandels höchste Achtung und von seiner Beliebtheit legte
die Beerdigung beredtes Zeugnis ab. Herr Lehrer Schuster fand herrliche
Worte des Dankes im Namen der Gemeinde, Herr Justin Löbenberg sprach
warme Worte zur Betätigung und von Limud Thauro (Toralernen) und
Herr A. Berberich verabschiedete sich in ergreifenden Worten von seinem
Freunde. Möge den gebeugten Eltern reicher Trost erblühen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
25-jähriges Jubiläum von Markus
Hirschmann und Hermann Löbenberg als Gemeindevorsteher/Synagogenälteste
(1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
16. November 1933: "Großkrotzenburg bei Hanau, 14 Oktober
(1933). Die Herren M. Hirschmann und H. Löbenberg konnten
am 9. dieses Monats auf eine 25-jährige Tätigkeit als Synagogenälteste
zurückblicken. Vom Vorsteheramt Hanau erhielten sie durch Herrn Rechtsanwalt
Moritz ein Dank- und Anerkennungsschreiben und Lehrer Schuster
hob in einer Ansprache in der Synagoge ihre großen Verdienste für die
Gemeinde hervor." |
Wechsel im Vorsteheramt
(1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. Januar 1935: "Großkrotzenburg, 3. Januar (1935). Die
Herren M. Hirschmann, der am 31. Dezember 1934 seinen 82.
Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische beging, und H.
Löbenberg hatten nach 26-jähriger treuer und gewissenhafter
Tätigkeit ihr Amt als Vorsteher der Gemeinde Großkrotzenburg
niedergelegt und an ihre Stelle waren die Herren S. Levi und N. Kaufmann
gewählt und von der Behörde bestätigt und vereidigt worden. Dieser
Wechsel wurde unter Beteiligung der gesamten Gemeinde und in Gegenwart des
Kreisvorstehers, Herrn Sichel, Hanau feierlichst in der Synagoge
vollzogen. Nach dem Abendgebete legte Herr Löbenberg in kurzer,
inhaltsreicher Ansprache sein und seines Kollegen Amt in die Hände des
Kreisvorstehers Herrn Sichel, der den zurückgetretenen Herren für ihre
selbstlose und hingebungsvolle Arbeit in der Gemeinde dankte und den
neugewählten Herren ihren Aufgabenkreis in klaren und warmen Worten
umriss. Lehrer Schuster sprach Grundsätzliches über Bedeutung,
Aufgabe und Führung einer jüdischen Gemeinde und deren Institutionen im
Sinne und Geiste des Toragesetzes. Die neugewählten Vorsteher dankten
für das ihnen entgegengebrachte Vertrauen und versprachen, ihr Amt im
Dienste Gottes, der Gemeinde und des Vaterlandes zu
führen." |
Über Prof. Dr. Joseph (Josef) Berberich (1897-1969)
Arnsberg Bd. I S. 292: "Einer sehr
alten Familie in Großkrotzenburg (Namen schon 1822 usw. erwähnt)
entstammt Prof. Dr. Josef Berberich, geboren am 20.5.1897 in
Großkrotzenburg. Er studierte in Frankfurt, wo er 1919 promovierte und
approbierte. Im Weltkrieg 1914-1918 war er zuerst Kriegsfreiwilliger im
Ulanenregiment Nr. 6 Hanau, dann als Hilfsarzt in Großauheim und
Frankfurt am Main (Reservelazarette) tätig, später Assistent am
Virchow-Krankenhaus Berlin, dann an den Universitätskliniken in Frankfurt
am Main. Nach Habilitation 1927 wurde er 1930 Professor und ließ sich als
Hals-, Nasen- und Ohren-Arzt in Frankfurt am Main nieder. Er wanderte nach
den USA aus, wo er in New York praktizierte (gestorben: 3.6.1969 in New
York/USA)." |
Literatur von Josef Berberich:
Josef Berberich: Lehrbuch der Mund- und Rachenkrankheiten. Bearbeitet
von J. Berberich, H. Deicher, H. Groß usw. Mit 213 zum Teil
farbigen Abbildungen. 587 Seiten. Leipzig: Georg Thieme. 1932. |
In Großkrotzenburg erinnert an Joseph
(Josef) Berberich die Joseph-Berberich-Straße |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Brot- und Feinbäckerei Gustav Hirschmann
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1900:
"Suche für meine Brot- und Feinbäckerei einen tüchtigen
Gehilfen
zum sofortigen Eintritt.
Gustav Hirschmann, Großkrotzenburg bei Hanau." |
Anzeige des Landesproduktengeschäftes Waller &
Löbenberg (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April
1903:
"Wir suchen für unser Samstags und Feiertage streng
geschlossenes Landesproduktengeschäft einen
Lehrling bei freier Kost und Wohnung.
Waller & Löbenberg, Groß-Krotzenburg am Main". |
Hochzeitsanzeige von Lehrer Naftali Berlinger mit Dora geb. Löbenberg
(1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1925:
"Naftali
Berlinger - Dora Berlinger geb. Löbenberg. Vermählte.
Burghaun - Groß Krotzenburg.
21. Aw 5685 / 11. August 1925. Trauung: 1/2 2 Uhr, Restaurant
Kulp, Aschaffenburg." |
Hochzeitsanzeige von Salli Strauss und Jettchen geb.
Berberich (Reinheim / Groß-Krotzenburg) (1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1927:
"Salli Strauss - Jettchen Strauss geb. Berberich. Vermählte -
Reinheim - Groß-Krotzenburg.
Trauung, Sonntag, den 1. Januar 1928.
Restaurant Scheuer, Frankfurt am Main, Börnsenplatz." |
Verlobungsanzeige von Resi Reinemann und Adolf
Berberich (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1934:
"Gott sei gepriesen.
Resi Reinemann - Adolf Berberich. Verlobte.
Erlangen - Frankfurt am
Main. Beethovenstraße 38 / Groß-Krotzenburg.
Adar 5694 / März 1934". |
Heiratsanzeige von Semi Schuster und Hilde Bloch (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1937:
"Semi Schuster - Hilde Bloch
heiraten am 3. Oktober 1937. 28. Tischri 5698.
Groß-Krotzenburg / London NW 6 17 Cleve Road -
Frankfurt am Main, Liebigstraße 50 / London W 12 Chargroft House.
Roseford Gardens." |
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Albert
Schmidt und Flora geb. Gottlieb (1942)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 23. Januar 1942:
"Albert Schmidt - Flora Schmidt née Gottlieb.
Married - January 18, 1942.
c/o Baum, 3713 74th Street, Jackson Height, L.I.
früher Groß-Krotzenburg früher Lauterbach
- Hessen". |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Groß-Krotzenburg
geborene Rosa Lichtenstein geb. Waller |
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Kennkarte (Dieburg 1939)
für Rosa Lichtenstein geb. Waller (geb. 12. Dezember 1907 in
Groß-Krotzenburg), später wohnhaft in Langstadt; am 22. November 1941
deportiert ab Frankfurt am Main nach Kowno (Kauen, Fort IX), wo sie
umgekommen ist. |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal oder eine ältere Synagoge
vorhanden.
Um 1820 bemühte sich die jüdische Gemeinde um den Bau einer neuen
Synagoge. Die behördliche Genehmigung wurde 1821 noch versagt, dann aber erteilt. Im Juli 1826
erfolgte die Einweihung der Synagoge. Die Bauakten im Staatsarchiv
Marburg sind nur unvollständig überliefert
1864 musste das Gebäude umgebaut und vergrößert werden (letzteres vor
allem im Bereich der Frauenempore). 1900
erfolgte ein erneuter Umbau und eine wesentliche Erweiterung (siehe Pläne
unten). Zuletzt hatte die Synagoge 94
Plätze für Männer und 50 für Frauen.
Beim Synagogengebäude handelt es sich um einen einfachen Saalbau aus
Bruchsteinmauerwerk mit einem Walmdach. Charakteristisch sind die Rundbogenfenster an den
Längsseiten.
Seit 1898 bestand ein Synagogenchor.
Aus der Geschichte der Synagoge liegen einzelne Berichte vor. 1911 und 1924
konnte jeweils eine neue Torarolle eingeweiht werden. Im Juli 1926 wurde
feierlich das 100-jährige Bestehen der Synagoge gefeiert. Joseph Berberich
verfasste zur Jahrhundertfeier eine Festschrift. Dazu die
nachfolgenden Berichte:
Einweihung einer Torarolle (1911)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 17. März 1911: "Großkrotzenburg. Nächsten Freitag und
Samstag wird sich hier ein bewegtes, festliches Treiben entfalten. Es
gilt, unsere neue Torarolle im feierlichen Zuge zur Synagoge zu
bringen. Die Festrede wird Provinzialrabbiner Dr. Bamberger - Hanau
halten. Aufführungen und Ball werden Samstag abend die freudige
Veranstaltungen beschließen." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30.
März 1911: "Hanau, 25. März (1911). Im nahen Großkrotzenburg
fand am 17. dieses Monats eine Einweihung einer Torarolle statt. Zu
Ehren der Feier hatte außer vielen Einwohnern auch der katholische
Pfarrer sein Haus mit päpstlichen Flaggen
geschmückt." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. April 1911: "In Großkrotzenburg bei Hanau fand vor
kurzem die Weihe einer Sefer Tora - (Torarolle) statt. Zu der Feier hatte
außer vielen Einwohnern auch der katholische Pfarrer sein Haus mit
päpstlichen Fahnen geschmückt". |
Einweihung einer Torarolle (1924)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. Dezember 1924: "Großkrotzenburg am Main, 6. Dezember
(1924). Am Sonntag, den 3. Kislew (= 30. November 1924), wurde in unserer
Gemeinde ein echt jüdisches Fest gefeiert. Frau Karl Kaufmann
Witwe hatte zur Zeit des Krieges gelobt, wenn ihre Söhne wieder gesund
aus dem Feld nach Hause kämen, ein Sefer (Torarolle) schreiben zu
lassen, welches am Sonntag der Synagoge übergeben wurde. Nachdem das
Sefer im Hause der Frau Kaufmann aufgestellt und durch die Baalbattim (gemeint
die Familienvorsteher der jüdischen Familien am Ort)
fertiggeschrieben war, wurde es von den drei ältesten Gemeindemitgliedern
zur Synagoge getragen, wo es mit den anderen Seforim (Torarollen)
am Eingang empfangen wurde. Beim Eintritt in das Gotteshaus wurde das
Sefer mit Boruch habo ('Gesegnet, der da kommt...') und Matauwu
('Wie lieblich...') von unserem Synagogenchor, unter Leitung unseres Herrn
Lehrer Schuster, begrüßt und sodann durch die festliche geschmückte
Synagoge nach dem Almemor (Vorlesepult) gebracht. Nach Rezitation
einiger Mismorin (Psalmen) und Einheben der Seforim, ergriff
unser Provinzialrabbiner Herr Dr. Gradwitz das Wort, um dem Fest die
rechte Weihe zu verleihen. Die ehemaligen Kriegsteilnehmer ließen es sich
nicht nehmen, dem neuen Sefer wunderbare silberne Klej Kaudesch (silberner
Toraschmuck) zu stiften. Fast der ganze Ort hatte
geflaggt." |
Feier zum 100jährigen Bestehen der Synagoge (1926)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
1. Juli 1926: "Großkrotzenburg, 1. Juli (1926). Die hiesige
Gemeinde sieht auf das hundertjährige Bestehen ihrer schönen Synagoge
zurück, und soll dieser Anlass am Sonntag, den 25. Juli, nachmittags
festlich begangen werden. Das Fest wird bestehen in einer akademischen
Feier in der Turnhalle und einer gemütlichen Zusammenkunft am Abend.
Freunde der Gemeinde und auch auswärtige Gäste sind herzlich
willkommen." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
1. Juli 1926: "Großkrotzenburg, 5. August 1926:
"Großkrotzenburg, 1. August (1926). Am 25. Juli dieses Jahres beging
die Gemeinde Großkrotzenburg bei Hanau am Main das hundertjährige
Bestehen ihrer Synagoge. Aus diesem Anlass fanden unter lebhafter
Anteilnahme der gesamten Bevölkerung eine Reihe von Feiern statt. Nahezu
sämtlich Häuser des Dorfes waren mit Fahnen und Girlanden
geschmückt.
Nachdem am Vortage in Anwesenheit des Herrn Rabbiner Dr. Gradenwitz -
Hanau ein Festgottesdienst stattgefunden hatte, folgte abends ein Kommers,
an dem die Gemeindeverwaltung, der Turn-, der Gesangs-, der Krieger- und
sämtliche anderen Vereine durch Ansprachen und Vorführungen sich
beteiligten. Im Mittelpunkt der Feier des nächsten Tages stand ein
akademischer Festakt. Nach Begrüßungsworten des Herrn Markus
Hirschmann, als Vorsteher der Synagogengemeinde, ergriff ein Vertreter
des Landratsamtes Hanau das Wort, der den Landrat Kaiser, welcher
selbst zu erscheinen die Absicht hatte, entschuldigte und betonte, wie
sehr auf dem Lande das Gotteshaus der Mittelpunkt des ganzen Lebens sei.
Hierauf hielt Herr Rechtsanwalt Dr. Koref, als Vertreter des
Vorsteheramtes der Israeliten in Hanau eine längere Glückwunschrede.
Herr Bürgermeister Noll hob das außerordentlich gute Einvernehmen
der christlich und jüdischen Bevölkerung hervor, das sich in Freud und
Leid stets gezeigt habe und betonte, wie wertvoll ihm immer die Mitarbeit
der jüdischen Vertreter im Gemeinderat wäre. Herr Sichel
überbrachte Glückwünsche der Synagogengemeinde Hanau. Der Rektor der
christlichen Volksschule Großkrotzenburg betonte das enge
Zusammenarbeiten und die gute Harmonie zwischen den beiden konfessionellen
Schulen des Ortes und ihren Lehrkräften. Syndikus Erwin Baer überbrachte
die Glückwünsche des 'Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens' und betonte, dass wir erst dann wieder zur Gesundung kommen,
wenn überall in Deutschland eine solche Eintracht zwischen den
Konfessionen und Ständen herrsche, wie sie sich hier zeige. Der
Vorsitzende des Kriegervereins wies darauf hin, wie bedeutsam eine
hundertjährige Geschichte sei. Hierauf hielt Herr Lehrer Schuster
die abschließende Festrede. Unter den verlesenen Glückwünschen ist
besonders der des zur Erholung auswärts weilenden Herr Pfarrer Erb
von der katholischen Kirchengemeinde zu erwähnen." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
geschändet und völlig verwüstet. Am Nachmittag des 10. November 1938 waren
etwa einhundert Personen in die Synagoge eingedrungen, hatten die
Inneneinrichtung mit Äxten zerstört und Torarollen, Gebetsbücher sowie die
zertrümmerten Einrichtungsgegenstände (zerstörte Bänke und Schränke) auf den Hof geworfen. Auch die an die
Synagoge angrenzende jüdische Schule mit der Lehrerwohnung wurden zerstört und
geplündert.
Das Synagogengebäude blieb erhalten, kam im März 1939 in den Privatbesitz
eines Landwirtes, dessen Bruder es bis 1947 gewerblich nutzte (Einrichtung einer
Maschinenstrickerei).
1952 erwarb das Gebäude die Evangelische
Kirchengemeinde und nutzte sie bis 1974 als Kirche ("Kapelle
Immanuel"; Einweihung war durch Probst Wibbeling am 9. November 1952). Nach
1977 wurde das Gebäude als Heim des Vereins "Aquarien- und
Terrarienfreunde Großkrotzenburg e.V." verwendet, bis die Gemeinde Großkrotzenburg 1988 das Anwesen erwarb und
bis 1991/92 als Gedenk- und Begegnungsstätte renovieren und herrichten
ließ (die zeitweise Vermietung des Gebäudes durch den Gemeindevorstand an
die neuapostolische Kirche aus Seligenstadt zur Nutzung als Kirche 1994 stieß
auf Unverständnis und Widerstand bei zahlreichen engagierten Personen am Ort). Im Blick auf die konzeptionelle Nutzung des Hauses wurde der Arbeitskreis
Ehemalige Synagoge gegründet, dem Vertreter der Kommune, der örtlichen
Parteien, der Kirchen, Schulen und interessierte Bürgerinnen und Bürger
angehören. Auf der Empore wurde eine Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte
installiert. Im Haus selbst finden seit der Renovierung des Gebäudes
Gedenkveranstaltungen, Vorträge, Lesungen, Ausstellungen und weitere kulturelle
Veranstaltungen statt. Eine von der Butzbacher Künstlerin Dina Kunze
angebrachte Gedenktafel enthält die Namen der in der NS-Zeit ermordeten
Großkrotzenburger Juden.
Adresse/Standort der Synagoge:
Steingasse 10 Link
zu den Google-Maps
Träger der Einrichtung "Ehemalige Synagoge
Großkrotzenburg": Gemeinde Großkrotzenburg, Bahnhofstraße,
63538 Großkrotzenburg. Tel. 06186/2009-0
Ansprechpartner für den "Arbeitskreis Ehemalige
Synagoge" (Max-Planck-Straße 1, 63538 Großkrotzenburg),
Pfarrer Heinz Daume, Tel. 06186/900607 E-Mail
Die ehemalige Synagoge kann nach Vereinbarung besichtigt werden. Der Eintritt
ist frei; Führungen nach Vereinbarung.
Das Gebäude der ehemaligen Schule mit Lehrerwohnung ist als Wohnhaus
(unmittelbar nördlich der ehemaligen Synagoge) erhalten.
Fotos
(Quelle: Pläne: Th. Altaras 1994 S. 135; Synagoge als
Kirche: Arnsberg Bilder S. 79; neuere Außenaufnahme Website www.tag-des-offenen-Denkmals.de)
Pläne |
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Lageplan von
Synagoge, Schule und
rituellem Bad mit Eintragung der
Erweiterung der
Synagoge um 1900 |
Ansicht von
Norden mit Eintragung der
Erweiterung um 1900 - das Gebäude
wurde um ca.
5 Meter verlängert |
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Grundrisspläne
vor und
nach dem Umbau um 1900 |
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Grundrissplan der
Synagoge 1826-1900 |
Grundrissplan der
Synagoge nach 1900 |
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Innenaufnahme
aus der Festschrift von
Joseph Berberich von 1926 S. 20 |
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Blick zum
Toraschrein, davor Vorlesepult
(mit Abschrankung) |
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Die ehemalige
Synagoge
als evangelische Kirche
(1952-1974) |
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Blick von
Südwesten |
Gedenkfeier
am 9.11.1988 in der noch
nicht renovierten ehemaligen Synagoge |
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Nach der
Renovierung 1992
(Aufnahmen aus der Begleitschrift s.u.) |
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Im ehemaligen
Betsaal
mit Blick zur Empore |
Blick zum Platz
des ehemaligen
Toraschreines mit hebräischer Inschrift:
"Erkenne,
vor wem Du stehst" |
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Die ehemalige
Synagoge
in Großkrotzenburg nach der 1992
abgeschlossenen Renovierung |
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Blick auf die westliche
Seite
mit dem Eingang |
Das "Denkmal" vor
der
ehemaligen Synagoge |
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Fotos März
2010
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 2.3.2010) |
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Die nördliche
Traufseite |
Die südliche
Traufseite |
Blick von
Südosten |
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Das
"Denkmal" |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Großkrotzenburg
Hesse-Nassau. Jews settled there in the 17th century and founded a community,
dedicating a synagogue in 1826 and maintaining an elementary school (1855-1933).
They numbered 161 (about 10 % of the total) in 1905 and 137 in 1925. Affiliated
with the rabbinate of Hanau, the community also drew members from Gross-Auheim.
Most Jews left before Kristallnacht (9-10 November 1938), when the
synagogue's interior was destroyed. Fifty-two emigrated and at least 45 (including
'euthanasia' victims) died in the Holocaust.
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