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in Hanau
Hanau am
Main (Hessen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Hier: Texte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und anderer Kultusbeamten sowie zum
Schulwesen
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Hanau wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Hinweis: die Texte wurden
freundlicherweise von Susanne Reber (Mannheim) abgeschrieben.
Übersicht:
Berichte aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
In
der Gemeinde wurde ein jüdischer Lernverein (Talmud-Verein) gegründet (1846)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 4. November
1846: "Hanau. Auch bei uns hat sich ein Lern-Verein
konstituiert. Alte, würdige Männer an der Spitze, haben sich jüngere
dem Unternehmen angeschlossen, und von dem Grundsatze ausgehend, dass
jetzt im Interesse des orthodoxen Judentums nichts Entsprechenderes
geschehen könnte, als Förderung jüdischen Studiums zur wahren
Volkssache zu machen, tagtäglich einige Mußestunden diesem hochheiligen
Gegenstande zu widmen, verabredete man, jeden Abend zwei Stunden
zusammenzukommen, und selbige zum Talmud-Studium zu verwenden. Die Idee
fand bald den erwünschten Anklang, und wurde, wie erwähnt, von Alt und
Jung gleich aufgefasst und gewürdigt. Wie sehr außerdem in unserer
Provinz überall echt religiöser Sinn noch wahrhaft vorherrscht, geht
auch daraus hervor, dass von dem benachbarten Windecken,
wo nur 20 Familienväter wohnen, als kaum durch die Blätter die Nachricht
von der Hungersnot in Palästina dort bekannt wurde, an ca. 60 Gulden
hierher zur Weiterbeförderung an die Hungerleidenden eingesandt wurden,
gewiss ein Zug von echter Religiosität und Humanität zeugend, wodurch
diese Gemeinde sich auszeichnet, und den andern Gemeinden des Sprengels
als rühmliches Beispiel vorangeht." |
Der Rabbiner wird nicht zur Einweihung der neuen katholischen Kirche eingeladen
(1850)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. September
1850: "Hanau, 30. August (1850). Vorgestern hat hier die
Einweihung der neuen katholischen Kirche durch den Bischof von Fulda
stattgefunden, zu welcher Feierlichkeit sämtliche hiesige Geistliche
außer dem deutsch-katholischen Prediger und dem Rabbiner geladen
waren." |
Versorgung der israelitischen Soldaten in der Garnison
mit koscherer Verpflegung (1861)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
16. Oktober 1861: "Aus Kurhessen. Dem Herrn Stern, Kaufmann zu
Hanau, gebührt die Anerkennung, durch seine Bemühungen es möglich gemacht zu
haben, seit dem März diesen Jahres den daselbst in Garnison liegenden
israelitischen Soldaten erlaubte, Speisen durch Verköstigung der dortigen
israelitischen Restauration verabreichen lassen. Er erließ einen Aufruf,
zunächst in der Provinz Hanau, zur Zeichnung von Beiträgen; denn das den
Soldaten ausgezahlte Geld für die in die Kaserne gelieferten Speisen ist so
unbedeutend, dass es noch nicht den 5. Teil der zur Beschaffung der
erlaubten Kost erforderlichen Summe bildet. Auch fand der Aufruf so viel
Anklang, dass für mehrere Monate die Ausgaben gedeckt werden konnten.
Nunmehr ist die Ansammlung nicht allein erschöpft, sondern der Biedermann,
welcher mit dem hingebendsten Eifer und mit nicht unerheblichen Geldopfern
bisher diese von seinem religiösen Gewissen eingegebene Angelegenheiten
leitete, hat bereits einen Vorschuss von fast 200 Gulden geleistet. Unter
bewandten Umständen ist es dringend erforderlich, dass sich der Kreis der
Bewilligten erweiterte und namentlich sich auf Niederhessen, das das
größte Kontingent zu dieser Garnison liefert, und die übrigen Provinzen des
Kurstaates erstreckte, soll nicht die so heilsame Einrichtung wieder in sich
zerfallen. Schon zagen manche israelitische Soldaten bei dem Gedanken an
einen Rückfall.
Die israelitischen Soldaten sind jedoch einer solchen Fürsorge umso
würdiger, als sie sich bisher der musterhaften Ausführung befleißigten und
mit keinerlei Disziplinarstrafe belegt worden. Diese Haltung hat auch darin
ihre Bestätigung, dass von den 13 dort stationierten israelitischen Soldaten
5 als Gefreite befördert und Einer mit Funktionen eines
Unteroffiziers beauftragt ist. Bei der neuerlichen Anwesenheit seiner
Königlichen Hoheit des Kurfürsten in Philippsruhe am zweiten Tage Sukkot
wurde zur Überbringung der ersten militärisch üblichen Or- |
donnanz
ein israelitischer Gefreiter ausersehen, da er gerade mit Dispensation in
einer nahen jüdischen Gemeinde zur ungestörten Feier des Festtages abwesend
war, in Eile von dort her berufen. Seine Königliche Hoheit ließ ihm eine
kleine Gratifikation zustellen. Alles dieses sind Beweise, dass der
Staatsdienst durch ein reges religiöses Gefühl nicht nur nicht
beeinträchtigt, vielmehr durch richtige Pflege desselben gehoben wird. Sehen
sich aber diejenigen Leute von ihren Glaubensgenossen mit Lauheit in Dingen
behandelt, welche ihnen bis dahin heilig waren, so ist nicht abzusehen, wo
die Grenze dieser zurückgedrängten religiösen Gefühle sich absteckt. Und wer
muss sich denn die Erstickung dieser für die Erhaltung des Judentums so
notwendigen Regungen in ihrem Keime anrechnen? -
Und doch bedarf es gar keiner so großen Opfer. Würde jede Gemeinde nach
Maßgabe ihrer Kräfte sich entschließen, jedes Jahr einen mäßigen Beitrag für
diesen Zweck beizusteuern, so wäre der Erfolg gesichert.
Darum auf, ihr religiösen und edelmütigen Israeliten. Ahmet eurem Bruder in
Hanau mit gleichem Eifer nach. Jeder, dessen Herz sich dazu angetrieben
fühlt, übernehme das Geschäft des Einsammelns dieser Bewilligungen und sende
dieselben direkt an Herrn Stern in Hanau, zum Segen und Heile seiner Seele
und dem Wohle seiner Kinder."
Anmerkung: - Sukkot:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot |
Gründung der "Hamburger'schen Stiftung"
(1879)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Mai 1879: "Hanau, 17. Mai. Die Geschwister
Hamburger (Adolf in London, Mathias in Sydney, Julius in London und
Leopold in Frankfurt a. M.) haben
zum Andenken ihrer verstorbenen Eltern eine Stiftung gegründet, unter der
Bezeichnung: 'Joseph und Dorchen Hamburger’schen Stiftung in Hanau',
welche den Zweck hat, israelitischen Glaubensgenossen Hilfe zu leisten,
durch Gewährung von Unterstützung zum Unterricht und durch Geldbeträge an
Dürftige. Als Grundkapital sind 24.000 Mark bestimmt. Die jährlichen
Zinseinnahmen der Stiftung, sowie die diesen Einnahmen etwa zufließenden
Geschenke sollen in erster Linie zur Verabreichung von Stützungsbeiträgen an
israelitische Knaben aus den Orten Bergen,
Windecken,
Langenselbold,
Rückingen,
Rodenbach,
Marköbel,
Großkrotzenburg,
Hochstadt,
Bischofsheim,
Dörnigheim,
Hüttengesäß und
Wachenbuchen verwendet werden,
welche in der Stadt Hanau eine öffentliche Schule besuchen und welche
verwaist oder deren Eltern nicht bemittelt genug sind, um die Kosten dieses
Schulbesuches aus eigenen Mitteln zu decken. Die Gesamtjahresleistung für
jeden einzelnen Knaben soll sich nicht über 150 M. belaufen und
unterstützungsbedürftigen Knaben zwischen dem 9. und 12. Jahre gewährt
werden. Es sollen ferner an israelitische Bewohner der Stadt Hanau
Schulgeldbeiträge verabreicht werden, um dadurch ihren Kindern den Besuch
höherer Schulen (statt Armen- und Bürgerschulen) zu ermöglichen, auch die
Bezahlung des ganzen Schulgeldes für unbemittelte verwaiste israelitische
Kinder, sowie die Zahlung der Kosten für Unterricht in technischen
Lehranstalten (z.B. der Zeichenakademie) in Hanau für diejenigen
unbemittelten Israeliten, die in Hanau ein Kunstgewerbe (Bijouterie)
erlernen, gleichviel, woher diese gebürtig sind. Bis zu einem Drittel der
Einnahmen darf zur Armenunterstützung verwendet werden. Sollte je in Hanau
die Gründung eines Versorgungshauses für altersschwache oder kränkliche,
hilfsbedürftige Israeliten der Stadt, auch des Umkreises von Hanau, zustande
kommen, so kann dieser Gründung die Hälfte des Vermögens der Stiftung
verwendet werden, worauf alsdann nur noch Unterstützungen für den
Schulbesuch aus den Zinsen des Restes zur Verwendung kommen sollen. Bei
Schenkungen zu dieser Stiftung sollen Beträge unter 500 M. für die
Jahresausgaben, solche über 500 M. aber für die Vergrößerung des Kapitals
verwendet werden."
Anmerkung: Bijouterie: Gold- und Silberschmiedekunst für Schmuck
|
Gemeindeversammlung (1900)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. Mai 1900: "Hanau, 28. Mai. Letzten Samstagabend tagte hier
eine zahlreich besuchte Gemeindeversammlung mit der verlockenden
Tagesordnung: 1. Stellungnahme zu der bevorstehenden Rabbinerwahl, 2.
Stellungnahme zu dem Stand des jetzigen Vorsteheramts. Ich kam leider schon
etwas zu spät – wahrscheinlich war der Schabbat für die Herren
Einberufer der Versammlung etwas früher ausgegangen als für uns – aber doch
früh genug, um folgenden genussreichen Ausführungen des Herrn Referenten
lauschen zu können. Mit mächtiger Stimme trug er vor: 'Hüten wir uns vor den
orthodoxen Fanatikern, wir können keinen orthodoxen Rabbiner gebrauchen. Die
sind ja doch nur Proselytenmacher. Das sieht man an den Früchten in
Fulda. Die dortigen Kinder dürfen nicht
nach auswärts reisen, denn dort könnten sie treife essen und das was
noch schlimmer ist, dort haben sie auch eine israelitische Volksschule, das
ist doch wirklich unerhört. Alles das steht auch uns bevor, wenn wir einen
orthodoxen Rabbiner bekommen. Wir müssen einen Rabbiner der Horwitz’schen
Richtung haben, wie z.B. Dr. Goldschmidt –
Offenbach! Fragen Sie doch nur die Gemeinden
Steinheim usw., wie glücklich diese
sind unter einem solchen toleranten Rabbiner.' Diese Rede hat
selbstverständlich 'gezündet' und wurde mit Beifall und Händeklatschen
aufgenommen. Einig andere Gesinnungsgenossen aus der Versammlung führten nun
wieder aus, dass es höchst wichtig sei, dass die Gemeinde einig bei den
königlichen Behörden vorstellig werde, dass wir einen liberalen
Rabbiner bekommen, wie diesen die Gemeinde nötig habe. Vollkommen schloss
sich diesem auch der derzeitige Vorsitzende des Vorsteheramts der Israeliten
an. Er schloss mit dem schönen Wortspiel in Hanauer Mundart: 'Lieber kan
(keinen) als Cahn (Fulda). Allgemeines
Bravorufen war der Lohn des geistreichen Redners. Als sich danach zwei andre
Leute erhoben, um die Notwendigkeit eines orthodoxen Rabbiners darzutun,
wurde ihnen alsbald von dem Leiter der Versammlung das Wort abgeschnitten,
mit der Begründung, sie müssten sachlich sprechen. Natürlich, wer seine
Stimme nicht für den allein seligmachenden Liberalismus erhob, der spreche
nicht zur Sache' die Versammlung gipfelte darin, dass ein Komitee von fünf
Leuten gebildet wurde, welches für die Gemeinde bei den Behörden die nötigen
Schritte unternehmen soll. Ein Trost ist uns wenigstens geblieben, dass sich
in dies Komitee auch unser als orthodox bekannter Gemeindeälteste, Herr
Anselm Fürth – sein Lichte leuchte - wählen ließ. Mit Gottes Hilfe
wird es in einer orthodoxen Mehrheit des Vorsteheramts der Israeliten und
der Tatkraft unseres Rabbinatsverwesers, Provinzialrabbiner Herrn Dr. Cahn -
sein Licht leuchte- zu Fulda,
gelingen, die Pläne der sogenannten Liberalen zu vereiteln und das Rabbinat
für uns und die 33 frommen zugehörigen Landgemeinden wie bisher unter
orthodoxer Führung zu erhalten."
Anmerkungen: - ...etwas früher ausgegangen: Der orthodoxe Autor des
Textes meint damit vor Sonnenuntergang
- Proselytenmacher: https://de.wikipedia.org/wiki/Proselytismus
- Rabbiner Dr. Goldschmidt: vgl.
Artikel zum 25-jährigen Dienstjubiläum usw. von Rabbiner Dr. Goldschmidt
https://www.talmud.de/tlmd/author/israelgoldschmidt/
- Rabbiner Cahn: Vgl.
Artikel zum Tod von Provinzialrabbiner Dr. Michael Cahn (1920)
|
Gründung einer Ortsgruppe des "Vereins der
Sabbatfreunde" (1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. März
1906: "Hanau. Zwecks Gründung einer Ortsgruppe des 'Vereins der
Sabbatfreunde' hatten sich am 14. März eine große Anzahl Damen und
Herren der Gemeinde im großen Saale des Schulhauses eingefunden. Nach
herzlicher Begrüßung der Erschienenen durch Herrn Rabbiner Dr. Bamberger,
legte Herr Jacob Rosenheim aus
Frankfurt a.M. in markanten Worten die unabweisliche Notwendigkeit des
geplanten Vereins dar und machte die zahlreichen Anwesenden mit den Zielen
des Vereins bekannt. Dem Ersuchen des Redners um Bildung einer Ortsgruppe
wurde sofort freudig stattgegeben. Nachdem sodann der Vorstand aus den
Herren Rabbiner Dr. Bamberger, Gemeindeältester H. Kahn und
Jakob Rosenberg gebildet worden war, schloss Herr Dr. Bamberger
mit den herzlichsten Dankesworten für Herrn Rosenheim die Versammlung."
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Bamberger: vgl.
Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon Bamberger (1920)
- Jacob Rosenheim;
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Rosenheim
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/936
- Jakob Rosenberg: möglicherweise:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de951930 |
Zionistische Versammlung in Hanau (1910)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 27. Mai 1910: " Hanau, 23. Mai. Heute fand hier eine
zionistische Versammlung statt, zu der auch einige
Frankfurter Gesinnungsgenossen
erschienen waren, in der Parteisekretär H. Blumenfeld in überaus
wirkungsvoller Weise über die 'Zukunft des Judentums' sprach. Die
temperamentvollen Ausführungen riefen eine lange Diskussion hervor, in der
Rechtsanwalt Dr. Nußbaum und Oppenheimer die bekannten
Einwände
gegen die zionistische Idee vorbrachten. Dies gab neben Zahnarzt Nußbaum dem
Referenten Gelegenheit dem Referenten Gelegenheit zu einer inhaltlich und
stilistisch hervorragenden Erwiderung, die großen Eindruck machte. Dass die
Veranstaltung ihre überzeugende Wirkung nicht verfehlte, geht aus der
Erklärung hervor, die selber die Gegner in der Diskussion am Schlusse
abgaben, dass sie zu einem ernsteren Nachdenken über die jüdische Frage
angeregt worden seien. L.P."
Anmerkung: H. Blumenfeld: möglicherweise
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de844587 |
Gründung eines Jüdischen Jugendbundes
(1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. Mai 1930: "Hanau, 5. Mai. In einer gut besuchten Versammlung
wurde am 24. April in Hanau am Main ein jüdischer Jugendbund gegründet. Nach
kurzen Begrüßungsreden sprach Herr Ernst Holzer -
Frankfurt am Main 'vom Sinne
jüdischer Jugendarbeit'. Nach lebhafter Diskussion wurde die Gründung mit
vorläufig 48 ordentlichen und zahlreichen außerordentlichen Mitgliedern
vollzog. Der vorbereitende Ausschuss hätte, für die nächsten Wochen ein
reichhaltiges Programm vorgelegt, das guten Anklang fand." |
Aus
der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule sowie der anderen
Kultusbeamten
Ausschreibungen einzelner Stellen
Ausschreibung der Stelle des Hilfslehrers und
Vorsängers (1844)
Anzeige in der "Allgemeinen Israelitischen Zeitung"
vom 17. Juni 1844: "Gesuch.
In der israelitischen Gemeinde zu Hanau wird ein Hilfslehrer für den
Religionsunterricht, welcher zugleich zur Versehung des Vorgangsdienstes
daselbst durch eine schulgemäße musikalische Ausbildung befähigt ist, gegen
einen jährlichen fixen Gehalt von 400 Fl. gesucht. Bewerber um diese Stelle
können ihre Anmeldung innerhalb sechs Wochen an die unterzeichnete Stelle
richten.
Hanau, den 9. Mai 1844. Kurfürstl. Israelitisches
Provinzial-Vorsteheramt zu Hanau. Löbenstern." |
Ausschreibung
der Stelle des Vorsängers (1873)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1873:
"Für die hiesige Synagogengemeinde soll ein Vorsänger gegen einen
jährlichen festen Gehalt von 600 Gulden, wobei außerdem noch
anständiges Nebeneinkommen, bestellt werden.
Qualifizierte Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnissen an die
unterzeichnete Gemeindebehörde wenden.
Hanau, den 26. Januar 1873. Die Synagogen-Gemeinde-Ältesten."
Anmerkung: - Vorsänger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor) |
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers
(1879)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 16. Juli 1879: "Für die israelitische Gemeinde zu Hanau
wird ein seminaristisch gebildeter Lehrer gesucht, welcher seminaristisch
gebildeter Lehrer gesucht, welcher den Religionsunterricht erteilen,
eventuell auch im Talmud unterrichten kann, die Qualifikation als Vorsänger
besitzt und musikalisch gebildet ist.
Fixer Gehalt Mk. 1.500.
Reflektanten blieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an den
Vorstand der israelitischen Gemeinden Hanau."
Anmerkungen: - Talmud:
https://de.wikipedia.org/wiki/Talmud
- Vorsänger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor) |
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Vorsängers
(1890)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
12. Juni 1890: "Bekanntmachung
In der Synagogengemeinde Hanau ist in Folge der Pensionierung des
bisherigen Lehrers die Stelle eines Religionslehrers und musikalisch
gebildeten Vorsängers mit einem fixen Gehalt von 1.700 Mark und den
üblichen, nicht unbedeutenden Nebeneinkünften zu besetzen. Bewerber wollen
unter Beifügung von Zeugnisabschriften und eines Lebenslaufes unter Angabe
ihrer Familienverhältnisse bis zum 27. Juni ihre Meldungen anher einreichen.
Hanau, 9. Juni 1890. Das Vorsteheramt der Israeliten. Dr. Koref."
Anmerkung: - Dr. Koref: Rabbiner Dr. Markus Koref vgl.
Bericht
über Rabbiner Markus Koref (1900) = Vater von:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Koref |
Tokea (Schofarbläser) wird zu den Hohen Feiertagen
gesucht (1911)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 24. August 1911: "Die Synagogengemeinde Hanau sucht einen
Tokea (Schofarbläser), der auch an Rosch Haschana (Neujahrstag)
und Jom Kippur je eine Tefila (Gottesdienst) übernimmt.
Offerten mit Angabe von Referenzen erbitten
Die Gemeinde-Ältesten. Hanau am Main". |
Ausschreibung der Stelle des Schochets und
Gemeindedieners (1921)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Dezember 1920: "Für den 1. April 1921 oder auch früher ist bei
uns die Stelle eines
Schochets und Gemeindedieners
zu besetzen. Von orthodoxen Rabbiner zur Schechitah autorisierte Herren
deutscher Abstammung wollen unter Angabe ihrer seitherigen Tätigkeit und
Beifügung von Zeugnisabschriften ihre Bewerbung bei uns einreich en. Das
Gehalt beträgt jährlich Mark 7.000 nebst derzeitiger Teuerungszulage mit
Mark 4.000.-sowie Nebenverdienst. Mit der Stelle ist auch der
Friedhofsdienst verbunden. Bewerber, welche Schofar blasen können, werden
bevorzugt.
Schächtkommission und Synagogengemeinde Hanau."
Anmerkungen: - Schochet: Schächter
- Schechitah: Schächten
- Schofar:https://de.wikipedia.org/wiki/Schofar |
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Kantors
(1922)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
16. Februar 1922: "In unserer Gemeinde ist zum 1. April die Stelle
eines
Religionslehrers und Kantors
zu besetzen. Derselbe muss auch zur Tätigkeit im Gemeindesekretariat
befähigt sein. Gehalt nach Gruppe VII der preußischen Staatsbeamten. Streng
religiöse, seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihre Gesuche mit
Zeugnisabschriften baldigst bei uns einreichen.
Vorsteheramt der Israeliten in Hanau. Provinzialrabbiner Dr.
Gradenwitz."
Anmerkungen: - Kantor:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor)
- Rabbiner Dr. Gradenwitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Gradenwitz |
Berichte zu einzelnen Lehrern und Kultusbeamten
25-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer und Kantor
Abraham Neu (1899)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Oktober 1899: "Hanau, 24. Okt. Künftigen Mittwoch, den 1.
November, feiert der Lehrer und Kantor der hiesigen jüdischen Gemeinde, Herr
Abraham Neu, sein 25jähriges Amtsjubiläum. Der Jubilar, der sich
durch tiefe, echte Religiosität und durch seltene Berufstreue und
Pflichterfüllung auszeichnet, genießt Hochachtung und Wertschätzung seiner
Gemeinde in hohem Maße, sodass ein Jeglicher von ganzem Herzen an seinem
Jubeltage Anteil nimmt. 'Und es segnete G'tt Abraham in Allem'."
Anmerkung: - Abraham Neu (1855–1919) (12/32/3):
https://www.lagis-hessen.de/de/help/custom/sn/jfh?okz=43501400027&name=Hanau%2C+J%C3%BCdischer+Friedhof
|
Sechs Söhne des früheren Kantors Haller stehen im
Kriegsdienst (1915)
Zum Tod von Lehrer und Kantor Aron Oppenheim
(1921)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 29. Dezember 1921: "Hanau, 8. Dezember. Einen überaus
schmerzlichen Verlust hat unsere Gemeinde durch das Hinscheiden unseres
Lehrers und Kantors, Herrn Aron Oppenheim, erlitten, der in mehr als
30jähriger Tätigkeit aufs Segensreichste hier gewirkt hat. Von wahrer
Gottesfurcht erfüllt, vorbildlich in Pflichttreue, ein Führer der Jugend im
Sinne unserer heiligen Thora, gewissenhaft und aufopfernd, wo es das Wohl
des Gemeindewesens galt, einfach und bescheiden war er ein Isch tam
wajaschar (ein aufrechter und geradesinniger Mann) in des Wortes
schönster Bedeutung. Die große Verehrung und Liebe, deren sich der
Verblichene in weiten Kreisen erfreute, kam so recht bei der Beerdigung zum
Ausdruck, schilderte Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz die hohen
Vorzüge des Verstorbenen in beredter Weise und verlieh ihm als ganz
besondere Auszeichnung den Chawer-Titel, die dem verdienstvollen Manne
seines reichen jüdischen Wissens wegen schon von Dr. Bamberger – das
Andenken an den Gerechten sei zum Segen – zugedacht war. Herr Lehrer
Stern, Lauterbach, gab dem Schmerz der
Familie Ausdruck, als Kollegen sprachen Herr Lehrer Sulzbacher, Hanau,
und Lehrer Ehrenreich, Langenselbold,
letzterer auch im Namen des Hessischen Lehrerverbandes. Herr
Provinzialvortseher Dr. Koref sprach für das Provinzialvorsteheramt. Herr
Gemeindeältester Rosenberg für die Gemeinde Hanau, Herr cand. Med.
Manfred Joschua für die Schüler und im Namen der Agudas Jisrael-Jugendgruppe.
Seine Gemeinde und alle, die ihm nahe standen werden seiner stets in Liebe
gedenken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Kantor:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor)
- Aron Oppenheim: vgl. https://www.lagis-hessen.de/de/help/custom/sn/jfh?okz=43501400027&name=Hanau%2C+J%C3%BCdischer+Friedhof%2012/33/8
- Chawer:
https://de.wiktionary.org/wiki/Chawer Hier ist 'Rabbiner“ gemeint
- Rabbiner Dr. Gradenwitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Gradenwitz
- Dr. Koref: Möglicherweise:
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
- Agudas Jisrael:
https://de.wikipedia.org/wiki/Agudat_Jisra%E2%80%99el |
Berichte zur jüdischen Schule und weitere Berichte zum Schulwesen
Der Gemeinde-Ausschuss votiert gegen jüdischen
Religionsunterricht an Sonntagen in städtischen Schulzimmern (1879)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. September 1879: "Hanau, 3. September. Die hiesige israelitische Gemeinde ist bei den
städtischen Behörden um die Überlassung einiger Schulzimmer eingekommen, um
in denselben, da ihre eigene Lokalitäten nicht mehr ausreichend sind, den
konfessionellen Unterricht an Wochentagen und am Sonntage erteilen zu
können. Der Stadtrat hatte dieses Gesuch genehmigt, der Gemeindeausschuss
dagegen mit 10 gegen 7 Stimmen verworfen, weil er in der Erteilung des
israelitischen Religionsunterrichts am christlichen Sonntag eine
Entheiligung desselben erblickt! Interessant ist es, dass der einzige, dem
Gemeinde-Ausschuss angehörende, evangelische Geistliche, Herr Pfarrer Dr.
Heuser mit der Minorität für die Bewilligung gestimmt hat." |
Eine
dreiklassige israelitische Schule wurde in Hanau eröffnet (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Dezember 1890: "Coblenz. Sonntag, den 30. November ist in
Hanau mit üblicher Feierlichkeit
eine dreiklassige israelitische Schule eröffnet worden. Als Schulhaus hat die
israelitische Gemeinde ein in der Nürnbergerstraße gelegenes Privathaus
käuflich erworben. Der zum Ankauf des Schulhauses erforderliche Betrag von
40.000 Mk. wurde aus Stiftungskapitalien, welche der israelitischen Gemeinde
im Laufe der Jahre zuflossen, entnommen." |
Die 36. Lehrerversammlung der israelitischen Lehrer
Hessens tagt in Hanau (1904)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 3o. März 1904: "Aus der Lehrerwelt.
Hanau. Die 36. Lehrerversammlung der israelitischen Lehrer Hessens wird
am 23. Mai diesen Jahres hier in Hanau abgehalten." |
Treffen der Lehrer des Rabbinatsbezirkes bei
Provinzialrabbiner Dr. Gradewitz (1921)
Eröffnung einer jüdischen Bezirksvolksschule
(1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. November 1937: "Eröffnung einer jüdischen
Bezirksvolksschule in Hanau
Hanau, 10. Nov. - Zu Beginn des Wintersemesters wurde in Hanau
eine jüdische Bezirksvolksschule eröffnet. Sie verdankt ihr Entstehen vor
allem der Tatkraft des Provinzialrabbiners Dr. Gradenwitz, der bei
seinen schweren und verantwortungsvollen Verhandlungen mit den Behörden in
der Mitarbeit des Vorstandes, vor allem des Vorstehers, wertvollste Stütze
fand. - Zur feierlichen Eröffnung im Saale des Gemeindehauses waren
zahlreiche Gäste aus dem ganzen Bezirk erschienen. Herr Vorsteher Strauß
wies in seiner Begrüßungsrede auf die Schwierigkeiten hin, die nun glücklich
überstanden seien und gab seiner Freude über das Gelingen des schönen Werkes
Ausdruck. In seiner Weiherede legte Provinzialrabbiner Dr. Gradewitz die
Notwendigkeit der jüdischen Schule erneut überzeugend dar. Darauf gab der
Lehrer der Schule, Trepp, einen Überblick über die Aufgabe der Schule
hat bisher etwa 20 Schüler, es wird aber mit einer wesentlichen Steigerung
der Schülerzahl gerechnet.
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Gradenwitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Gradenwitz und
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/133414/hirsch-gradenwitz und
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de878524 vgl. auch Artikel
zur Einführung von Bezirksrabbiner Dr. Hisch Gradenwitz (1927)
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