Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge    
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur    

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)  
    
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts kurmainzischen Stadt Krautheim bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Bei der Judenverfolgung durch die Banden des Ritters Rintfleischs (Röttingen) wurden am 26. Juli 1298 19 Juden in der Stadt erschlagen. Auch während der Armleder-Verfolgung 1336 wurden hier Juden ermordet. Bei der Verfolgung während der Pestzeit in der Mitte des 14. Jahrhunderts gab es offensichtlich keine Juden mehr in der Stadt.    
  
Vom 15. Jahrhundert an waren (bis 1940) vermutlich kontinuierlich Juden in der Stadt ansässig. 1475 waren Krautheimer Juden von einer der vielen, immer verlogenen Hostienschändungsgeschichten betroffen, was aus Regensburger Urkunden hervorgeht (siehe unten). 1636 lebten sechs jüdische Familien in der Stadt.
 
Im 18. Jahrhundert schwankte die Zahl zwischen 23 (1730) und 63 (1791; 14 Prozent der Gesamtbevölkerung). 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 57 jüdische Einwohner (7,8 % von insgesamt 727 Einwohnern), 1841 Höchstzahl von 87, 1875 85 (11,1 % von insgesamt 764), 1887 71, 1889 74, 1893 55 (in 14 Familien), 1894 69 (in 17 Familien), 1898 56 (in 14 Familien, von insgesamt 801 Einwohnern), 1900 46 (in elf Haushaltungen, 5,9 % von 774), 1910 36 (4,5 % von 795).
Seit 1806 gehörte der heutige Stadtteil, das damalige Dorf Altkrautheim zu Württemberg. Die 1828 sieben, 1831 acht, 1847 drei dort wohnenden jüdischen Einwohner gehörten zur jüdischen Gemeinde in Dörzbach und damit zum Rabbinat Mergentheim.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad (1910 abgebrochen) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Von den Lehrern werden genannt: um 1860/68 M. Kahn, um 1872/1877 S. Fleischmann, um 1877 1886/1889 Nathan Billigheimer, um 1891/94 J. Lorch (1893 waren sieben, 1894 zehn Kinder an der Religionsschule zu unterrichten), um 1895 J. W. Hurwitz, um 1898/1900 E. Heymann (Heimann; 1898 waren zehn, 1899 waren sieben Kinder zu unterrichten), um 1903/1906 J. Rabinowitz (unterrichtete noch vier Kinder), um 1919 Lehrer Zwick. 
1895 wird als Synagogendiener G. Dukat genannt.
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1866 Joel Hirsch, um 1867 J.H. Rothschild, um 1869/1870 B. Heymann, um 1871 Lazarus Brunner, um 1882 Samuel Rothschild, um 1889 Abraham Rothschild, um 1893 A. Rothschild, J. Blum, J. Kaffenburger; um 1894 S. Rothschild, J. Blum, A. Müller; ab 1899 statt J. Blum nun S. Seldner, 1903 S. Rothschild, S. Seldner, A. Müller.
  
Seit 1827 gehörte die Krautheimer Gemeinde zum Rabbinatsbezirk Merchingen.   
 
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: der Beerdigungs- und Sozialverein Chewrah Kadischa (1894 genannt unter Leitung von Samuel Rothschild, doch sehr viel älter).
 
Im Ersten Weltkrieg wurde von den jüdischen Kriegsteilnehmern der Gemeinde Alfred Seldner, Sohn des Synagogenrates Salomon Seldner, der als Grenadier im Infanterieregiment Nr. 110 eingesetzt war, mit dem EK II ausgezeichnet ("Israelitisches Familienblatt" vom 7. Juni 1916). Emil Metzger, Sohn des Synagogenrates Metzger, der als Gefreiter im 5. bayerischen Rserve-Feldartillerieregiment eingesetzt war, erhielt das Bayerische Militärverdienstkreuz ("Israelitisches Familienblatt" vom 4. Oktober 1916) sowie das EK II ("Israelitisches Familienblatt" vom 1. März 1917). Landsturmmann Hugo Rothschild, Sohn des Synagogenvorstehers J. Samuel Rothschild, erwarb sich die Badische Verdienstmedaille ("Israelitisches Familienblatt" vom 22. Februar 1917). Von Max Metzger waren vier Söhne im Kriegsdienst.   
 
Um 1924, als noch 26 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (3,6 % von 714 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Willy Müller, Hermann Blum und L.S. Munk. Es gab damals nur ein schulpflichtiges Kind in der Gemeinde, das seinen Religionsunterricht durch Lehrer Metzger in Hohebach erhielt. 1932 war erster Gemeindevorsteher weiterhin Willy Müller. Auch im Schuljahr 1932/33 erhielt nur ein jüdisches Kind Religionsunterricht. Dafür kam regelmäßig Lehrer Bravmann aus Merchingen nach Krautheim. 
   
Bis kurz nach 1933 spielten die Juden im wirtschaftlichen Leben der Stadt eine nicht geringe Rolle. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben sind bekannt: Holz- und Baumaterialienhandlung Hermann Blum (Götzstraße 27), Viehhandlung und Metzgerei Max Metzger (Hintere Gasse 10), Gemischtwarengeschäft Lazarus Munk (König-Albrecht-Straße 4), Viehhandlung und Metzgerei Willy Müller (König-Albrecht-Straße 22), Hausrat- und Eisenwarenhandlung Samuel Rothschild (König-Albrecht-Straße 16), Manufakturwarengeschäft Salomon und Alfred Seldner (Rathausgasse 1).
 
1933 wurden 28 jüdische Einwohner gezählt (3,7 % von 762). Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung sowie der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen zwischen 1937 und 1940 fast alle jüdischen Einwohner Krautheim: Adolf Metzger emigrierte mit seiner Familie 1937 in die USA, 1938 folgten Alfred Müller und Rena Munk, die übrigen Angehörigen der Familie Munk und die Eheleute Uffenheim folgten im Januar 1940, die Familie Seldner erst im April 1940. Zurück blieb nur Rosa Müller, die 1941 zu ihrem Sohn in die USA auswandern konnte. Von den jüdischen Geschäfte in der Stadt hatten alle bis Dezember 1938 schließen oder in nichtjüdische Hand übergehen müssen.
 
Von den in Krautheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Isack Hermann Blum (1867), Joseph Dukat (1870), Helene Ernwein (1894), Ernestine Goldschmidt geb. Brunner (1867), Lina Grünbaum geb. Blum (1874), Clara Hess geb. Kaffenburger (1864), Marianne (Maria) Hofmann geb. Blum (1869), Daniel Munk (1902), Hugo Munk (1901), Hannchen Rotfeld geb. Müller (1882), Hilda Rotfeld geb. Müller (1882), Simon Rothschild (1867), Sofie Strauss (1874). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1842 / 1844 / 1846 / 1850 / 1881 / 1885 / 1890 / 1894 / 1897 / 1900 / 1901 / 1903 / 1909 / 1910       

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 7. September 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Merchingen. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde Krautheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher der Vorsängerdienst verbunden ist, mit dem Diensteinkommen von 125 fl. jährlich, nebst freier Wohnung, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge allda zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden.
Merchingen, den 1. September 1842. Großherzogliche Bezirkssynagoge"   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 24. Juli 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Merchingen. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde Krautheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 135 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge allda zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden.
Merchingen, den 15. Juli 1844. Großherzogliche Bezirkssynagoge."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 4. März 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Krautheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 135 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Merchingen zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner allda, zur Bewerbung zugelassen werden."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 12. Oktober 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von 135 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Krautheim, Synagogenbezirks Merchingen, ist zu besetzen. 
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Merchingen sich zu melden.  
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1881: "Die Religionslehrerstelle Krautheim (Baden) mit Vorsänger- und Schächter-Funktion wäre bis zum 15. Oktober dieses Jahres zu besetzen und würde tunlichst ein verheirateter Mann bevorzugt werden.
Fixer Gehalt 500 M.   Schächterfunktion 300 M.   beiläufige Einkünfte 200 M.   Wohnung gratis.
Nach Umständen kann auch der Gehalt erhöht werden.
Reflectanten wollen sich unter Beilage ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden.
Krautheim (Baden), 21. August 1881.
Der Synagogenrat Abraham Rothschild."      
   
Krautheim Israelit 30071885.jpg (75677 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1885: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die mit einem festen Jahresgehalte von 500 Mark, freier Wohnung, sowie dem Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon abfließenden, auf ca. 500 Mark sich belaufenden Gefällen bei der israelitischen Gemeinde Krautheim, Synagogenbezirks Merchingen, verbundene Religionsschulestelle, ist mit dem 15. August dieses Jahres wieder zu besetzen. 
Berechtigte Bewerber, auch Nichtbadener, jedoch deutscher Nationalität, wollen ihre desfallsigen Bewerbungseingaben nebst den Zeugnissen in beglaubigten Abschriften über ihre bisherige Tätigkeit, auch ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel alsbald portofrei anher einsehen. 
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat Mosbach in Verwaltung des Großherzoglichen Bezirksrabbinats Merchingen: 
S. Weil.
 
Krautheim Israelit 07071890.jpg (43130 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1890: "Vakanz. Die mit einem festen Gehalte von 600 Mark nebst freier Wohnung und Nebengefällen von etwa 350 Mark verbundene Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in Krautheim ist auf 15. Juli neu zu besetzen. Bewerbungen mit Zeugnisabschriften sind alsbald zu senden an das 
Bezirksrabbinat Mosbach (Baden)." 
 
Krautheim Israelit 16051894.jpg (54053 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1894: "Lehrerstelle. Die Religionsschullehr-, Vorsänger- und Schächterstelle in Krautheim mit einem festen Gehalt von 600 Mark und etwa 400 Mark Nebenverdienst nebst schöner Dienstwohnung ist spätestens auf 9. August dieses Jahres anderweitig zu besetzen. Geeignete Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnisabschriften baldigst an uns wenden. 
Mosbach, 11. Mai 1894. Die Bezirks-Synagoge: Dr. Löwenstein." 
  
Krautheim Israelit 13081900.jpg (53459 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900: "Vakanz
Die mit einem festen Gehalt von Mark 600, freier Wohnung und 300 Mark Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Krautheim ist baldigst zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Gesuche sofort bei uns einreichen.  
Mosbach, 10. August (1900). 
Die Bezirkssynagoge: Dr. Löwenstein."     
    
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1897: "Vakanz.
Die mit einem festen Gehalt von 600 M., freier Wohnung und etwa 350 M. Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Krautheim ist auf 1. September dieses Jahres neu zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften versehenen Gesuche baldigst bei uns einreichen.
Mosbach, den 10. August. Die Bezirkssynagoge: Dr. Löwenstein."      
  
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: "Vakanz
Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle in Krautheim mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier Wohnung und etwa 200 Mark Nebengefällen ist auf 1. Juli neu zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften, die nicht zurückgesandt werden, belegten Meldungen baldigst an den Unterzeichneten gelangen lassen. 
Mosbach, den 16. Mai (1901). 
Das Bezirksrabbinat:
Dr. Löwenstein."    
    
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni 1901: "Berichtigung
Die vakante Religionslehrerstelle in Krautheim trägt neben dem Fixum von 700 Mark an Nebenverdienst 300 Mark. 
Mosbach, 31. Mai. 
Dr. Löwenstein, Bezirksrabbiner."      
   
Krautheim Israelit 19031903.jpg (59043 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1903: "Vakanz. Die mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier Wohnung und Heizung nebst etwa 350 Mark Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Krautheim ist auf 1. Juni dieses Jahres neu zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften versehenen Gesuche baldigst bei uns einreichen. 
Mosbach, 16. März. Die Bezirkssynagoge: Dr. Löwenstein."
Auf die Ausschreibung 1903 bewarb sich Lehrer J. Rabinowitz (s.u.)
 
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 4. März 1909: " Unsere Religionsschulstelle
verbunden mit Kantor- und Schächterdienst ist pro 1. April zu besetzen. Festes Gehalt Mk. 800, circa 300 Mk. Nebengefälle bei freier Wohnung und Heizung. Offerten sind unter Vorlage von Zeugnissen an den Synagogenrat in Krautheim (Baden) zu richten.  "      
 
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. Juli 1910: "Unsere Religionsschulstelle,
verbunden mit Vorsänger- und Schächterdienst, ist per sofort eventuell auch bis 1. September dieses Jahres zu besetzen. Gehalt Mk. 800, 300-400 Mk. Nebenverdienst, freie Wohnung und Heizung. Befähigte Ausländer nicht ausgeschlossen. Offerten sind an den Synagogenrat mit Zeugnisabschriften zu richten.
Krautheim in Baden
."       

    
Anzeige von Lehrer S. Fleischmann (1877)      

Anzeige in "Der Israelit" vom 14. März 1877: "Annonce.
Zwei Knaben, welche sich für den kaufmännischen oder Lehrer-Beruf vorbereiten wollen, finden unter günstigen Bedingungen in meiner erweiterten Elementarschule Aufnahme, Verpflegung und Ausbildung. Referenzen: Herr Bezirksrabbiner Flehinger in Merchingen und Herr Kreisschulrat Scherer in Tauberbischofsheim.
Krautheim (Baden). S. Fleischmann, Lehrer."     

 
Lehrer J. Rabinowitz verlässt Krautheim (1907)  

Krautheim FrfIsrFambl 12041907.jpg (23078 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt / Neue jüdische Presse" vom 12. April 1907: "Krautheim in Baden. Am 1. April (1907) ist Herr Lehrer J. Rabinowitz nach 4-jähriger segensreicher Tätigkeit von hier geschieden, um sich in seinen Studien weiter auszubilden."   

   
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Verlogene Hostienschändungsgeschichte von 1475 (Beitrag von 1931-1932)    
Hinweis: aus einem Beitrag von Dr. Moritz Stern: Aus Regensburg. Urkundliche Mitteilungen. In: Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft (Sitz: Frankfurt am Main) XXII. 1931-1932 S. 1-125.  

Aus einem Artikel in "Jahrbuch der Jüdisch-literarischen Gesellschaft" 1931-32 S. 41-42: "nach Zitierung der Originalquelle: Danach hat Reichart eine Hostie, die er als Christ ohne Beichte empfing, in Krautheim bei Mergentheim an genannte Juden verkauft, die in seiner Gegenwart in die Hostie stachen, sie marterten. Auch er selber habe mit einem Hufnagel hineingestochen. Dann schickten ihn die Krautheimer Juden mit der Hostie nach Bamberg, wo wiederum in seiner Gegenwart dortige genannte Juden, unter ihnen Rabbi Jakob, die Hostie marterten. Wie in Krautheim seien auch hier drei Blutstropfen auf der Hostie sichtbar geworden. Die Krautheimer und Bamberger Bezichtigungen genügten jedoch dem Delinquenten noch nicht. Regensburg lag näher als die beiden Orte, und es muss ja nicht immer Hostienschändung sein. So griff Reichart zur Beschuldigung, dass der Regensburger Jude Schalmann in ein Kruzifix gestochen und gehauen habe.       
Es ist außer Frage, dass man in Regensburg 1475 dem Reichart alles glaubte, wie 1478 dem Christoph in Passau. Welch Elend muss daraufhin über die Gemeinden in Krautheim und Bamberg 1475 hereingebrochen sein! Und welcher Schalman musste in Regensburg die Bosheit Reicharts büßen? Die Akten sind über alle diese Tragödien nicht mehr vorhanden. Auch sonstige Hinweise fehlen. Die Vorgänge selber aber reihen sich den vielen gleichen an, die Irrglaube und Fanatismus auf christlicher Seite gezeitigt haben." 

    
Ergebnis einer Spendensammlung aus der Gemeinde (1869)     
Anmerkung: in den jüdischen Gemeinden wurden zu den unterschiedlichsten Anlässen Spendensammlungen vorgenommen. Die Ergebnisse wurden in jüdischen Periodika bekanntgegeben.  Machazit HaSchekel vgl. u.a. https://www.aish.com/h/purim/m/48965736.html  Zur Challa-Spende vgl. u.a. http://mychalla.de/absondern/.

Mitteilung in "Der Israelit" vom 17. März 1869: "Durch B. Heymann in Krautheim: von der Gemeinde an Machazit HaSchekel 3 Gulden 24 Kreuzer, Hendle Rothschild Chala Geld 2 Gulden, Babette Rothschild dito 1 Gulden 12 Kreutzer, Pauline Rothschild 1 Gulden 45 Kreuzer, Jette Rothschild und Babette Kaffenburger 2 Gulden, Hannchen Heymann 1 Gulden 15 Kreuzer, zusammen 11 Gulden 36 Kreuzer, abzüglich Porto 1 Gulden 21 Kreuzer."      

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Hohe Auszeichnung für den Gemeindevorsteher Joel Hirsch Rothschild (1863)  

Krautheim Israelit 16121863.jpg (114942 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1863: "Merchingen (Baden). Einem unserer geachtetsten Mitbürger, Herrn Joel Hirsch Rothschild, Vorsteher der israelitischen Gemeinde zu Krautheim und Bezirksältestem im hiesigen Synagogenbezirke, ist in Anerkennung seiner langjährigen und ersprießlichen Wirksamkeit im Dienste, vom Großherzoge die kleine goldene Zivilverdienst-Medaille verliehen worden. Es ist wohl das erste Mal, dass ein israelitischer Gemeindevorsteher eine solche Auszeichnung für die um seine israelitische Gemeinde erworbenen Verdienste empfängt. Diese Anerkennung derartiger Verdienste, von denen der Staat bisher wenig oder gar keine Notiz zu nehmen pflegte, ehrt ebenso wohl den würdigen strengreligiösen, uneigennützigen und charaktervollen Greis, dem sie zuteil geworden, wie sie dem erhabenen Spender und seiner Regierung zum Ruhme gereicht, der ohne Rücksicht auf religiöses Bekenntnis seine Untertanen mit gleicher Liebe umfasst. Wir sagen wohl nicht zu viel, wenn wir behaupten, dass die Herrn Rothschild gewordene Auszeichnung allen Israeliten Badens zur Freude gereicht, da sie dokumentiert, dass unser edler Großherzog selbst solche Verdienste zu belohnen weiß, die nur um Juden und Judentum erworben sind. - Herr Rothschild ist der älteste jüdische Vorsteher Badens; gebe ihm Gott Gesundheit und Kraft, dass er noch recht lange seiner Gemeinde vorzustehen imstande sei."  
 
Krautheim AZJ 24111863.jpg (113513 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November 1863: "Aus Baden, im November (1863). Wenn in unserem schönen Lande da und dort ohne Unterschied der Religion sogar Richterämter vergeben werden, so spricht man hier so wenig davon als in Frankreich, Holland oder Belgien. Die vollkommene Gleichstellung ist bereits eine Tatsache und beginnt bereits in Volk einzudringen. Aber unsere humane Regierung ist noch einen Schritt weiter gegangen, indem sie unserem Großherzoge auch solche Dienste zu ehrender Auszeichnung empfiehlt, die allein dem Interesse des Judentums geleistet worden sind. So ist dieser Tage der Vorsteher der israelitischen Gemeinde Krautheim, der zugleich Bezirksältester des Bezirks Merchingen ist, Herr Joel Hirsch Rothschild, für seine langjährigen und ersprießlichen Dienste in diesen Ämtern mit der kleinen goldenen Zivil-Verdienstmedaille geschmückt worden, und Herr Staatsrat Dr. Lamay hatte den Oberamtmann Danner beauftragt, die Überreichung in feierlicher Weise geschehen zu lassen. Es wurden daher alle Beamten des Städtchens bis zum Bürgerausschuss herunter dazu entboten, auch alle Verwandten und Freunde des zu Dekorierenden und der Bezirks-Rabbiner dazu geladen. Der Eindruck der dabei gehaltenen Reden von Seiten des Oberamtmannes und des Bezirksrabbiners wirkte so ergreifend auf den greisen Dekorierten, dass er den früher zu Papier gebrachten Dank nicht selbst vorlesen konnte und einen anderen damit beauftragen musste. Abends war zu Ehren desselben eine zahlreiche Gesellschaft versammelt, so aus allen Konfessionen gemischt, wie sie dieses Städtchen noch nie beisammen gesehen. man unterhielt sich gemütlich, brachte einige passende Toaste aus und trennte sich spät in fröhlicher und gehobener Stimmung." 

     
Der Mannheimer Gemeindebeamte und frühere Krautheimer Lehrer Josef Traub tritt in den Ruhestand (1932)     

Vorbemerkung: seit 1899 war in Mannheim als Kultusbeamter, Lehrer und Schochet Josef Traub tätig. Er ist am 17. Dezember 1861 in Burgpreppach geboren. Er war verheiratet mit Betti (Betty) geb. Rothschild (geb. 16. Juni 1869 in Krautheim). Die beiden hatten mindestens drei Kinder (Flora geb./gest. 1892; Adolf geb. 12. Mai 1893 in Malsch siehe unten; Hedwig siehe unten). Josef Traub war vor seiner Zeit in Mannheim als Lehrer in Krautheim, Odenheim und um 1893/98 in Malsch tätig. In der Krautheimer Zeit dürfte er seine Frau kennengelernt haben. 1940 wurde Josef Traub nach Gurs deportiert, wo er am 15. Dezember 1940 umgekommen ist. Seine Frau Betty (gleichfalls deportiert?) erlebte das Kriegsende und ist am 13. Juni 1946 auf der Ausreise in die USA in Macon, Frankreich gestorben (siehe Todesanzeige unten).  
Die Tochter Hedwig Traub ist am 3. Juni 1898 in Malsch geboren. Sie war später gleichfalls als Lehrerin tätig, zuletzt in den Sonderklassen für jüdische Kinder in der Luisenschule in Mannheim (1934 bis 1938) und in der dortigen Jüdischen Schule (K2,6, 1938 bis 1940) ebd.. 1940 wurde Hedwig Traub mit ihrem Lehrerkollegen Max Ludwig Marx nach Gurs deportiert und später in Auschwitz ermordet. 
Vgl. Presseartikel im "Mannheimer Morgen" / morgenweb.de vom 18.4.2012: "Neue Gedenktafel an altem Platz" (zur Erinnerungstafel an der Hachenburg-Schule, ehem. Luisenschule).
      
Hinweis: vermutlich war die am 7. November 1900 in Mannheim geborene Gertrud Traub eine Tochter von Betty Traub. Sie wurde gleichfalls nach Gurs deportiert, im August 1942 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde. 
Der Sohn Adolf Traub wird genannt in einer Einzelfallakte des Landesamtes für Wiedergutmachung: GLA Karlsruhe 480 Nr.14982 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1823715 . Er konnte in die USA emigrieren (genannt in der nachstehenden Todesanzeige). Er starb im August 1964 in New York siehe http://www.mocavo.com/Adolf-Traub-1893-1964-Social-Security-Death-Index/04420158135011057167  
MA Aufbau 21061946.jpg (30625 Byte)Links: Todesanzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 21. Juni 1946: 
"Tieferschüttert erhielten wir heute die traurige Nachricht, dass meine innigst geliebte und herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Grossmutter und Tante, 
Frau Betty Traub geb. Rothschild (fr. Mannheim) 
plötzlich in Macon, Frankreich kurz vor ihrer Ausreise nach hier verschieden ist. In tiefer Trauer: 
Adolf Traub    Hedwig Traub geb. Schwarzschild    Hannah Traub 435 Ft. Washington Ave., New York 33".   
 
Artikel in "Der Israelit" vom 30. Juni 1932: "Das Israelitische Gemeindeblatt vom 22. Juni enthält folgende Notiz: der Senior unserer (Mannheimer) Gemeindebeamten, Herr Josef Traub, tritt am 1. Juli in den Ruhestand, begleitet von der Verehrung und Dankbarkeit der Gemeinde und der Gemeindeverwaltung. Jahrzehntelang hat Herr Traub als Lehrer und Schächtbeamter gewirkt, mit unermüdlicher Arbeitsfreude und strengstem Pflichtgefühl seinem Dienste hingegeben. Schlicht und fromm in seiner Lebensführung, wahrte ihr allezeit die Würde seines religiösen Amtes. Möge ihm eine lange, ungetrübte Altersruhe beschieden sein. Die hohe Wertschätzung, die aus diesen Worten spricht, kam vor wenigen Monaten ganz besonders zum Ausdruck, als Herr Traub seinen 70. Geburtstag feiern durfte. Da würdigte der Vorsitzende des Synagogenrats, Herr Professor Dr. Moses, die Dienstleistungen des vorbildlichen Beamten, da sprach seiner Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Unna von dem heiligen Schochet-Beruf, dem Herr Traub mit ganzer Hingabe diente, da wies unser Raw aber auch im Namen der Chewrah Kadischah auf die bedeutungsvolle Tatsache hin, dass der 70-jährige seit 32 Jahren in ernsthafter Mizwa-Erfüllung der heiligen Bruderschaft angehört und zu keiner Stunde fehlt, wenn der Ruf zu letzten Liebesdiensten an ihn ergeht. Herr Traub, der in jungen Jahren als Lehrer in Krautheim, Odenheim und Malsch tätig war und hier lange Jahre dem Lehrkörper der Klaus-Religionsschule angehörte, nimmt die Verehrung und die guten Wünsche der Gemeinde, die ihn zu den Ihren zählt, mit in die Jahre des Ruhestand. Wer so in der Tora verwurzelt ist, dem darf man an der Schwelle des Greisenalters das Wort als Segenswunsch zurufen: 'Dauer der Tage ist in ihrer Rechten, in ihrer Linken Reichtum und Ehre (Sprüche 3,16)"       

         
70. Geburtstag des aus Krautheim stammenden Lehrers Samuel Müller (1935)          
Anmerkung: Samuel Müller ist am 12. Januar 1865 in Krautheim geboren und am 5. Dezember 1939 in Heidelberg gestorben. Seine Frau Rosa / Rachel geb. Mannheimer ist am 7. März 1867 geboren und am 19. April 1937 gestorben. Ihr Grab ist im jüdischen Teil des Bergfriedhofes in Heidelberg (Grabstein 432). http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2400636 
 

Artikel in "Jüdische Schulzeitung" vom 1. März 1935: " Persönliches. Hauptlehrer i.R. Samuel Müller - Heidelberg zu seinem 70. Geburtstage.
Am 12. Januar vollendete Samuel Müller seinen 70. Lebensjahr. Er wurde in Krautheim geboren, erhielt seine Ausbildung an dem Lehrerseminar in Karlsruhe unter Leitung des berühmten Pädagogen Leutz, war mit Unterbrechung von einigen Jahren zuerst in Müllheim (Baden) tätig und wirkte seit 1901 als städtischer Lehrer in Heidelberg. Müller ist als Methodiker wohl zur Zeit der bekannteste jüdische Lehrer Deutschlands. Es erschienen von ihm 1. (1897) Ein Buch für unsere Kinder, 2. Kleine Bibel (1902, als Fortsetzung des eben genannten Buches), 3. Überblick über die biblische und nachbiblische Geschichte, 4. Jüdische Geschichte von der Zerstörung des ersten Tempels bis zur Gegenwart in Charakterbildern. Diese Lehrbücher sind - ich kann wohl sagen - in den meisten jüdischen Schulen eingeführt und alle in mehreren Auflagen, das zuerst genannte sogar schon in 11. Auflage, erschienen. Darüber hinaus hat Müller auch als fruchtbarer Schriftsteller für das gesamte jüdische Leben sich bewährt. So erschien von ihm 'Ein Buch für unsere Mütter, Sabbat und Feste im Garten der Kindheit', ferner 'Jüdischer Kunstkalender' und schließlich 'Von jüdischen Bräuchen und jüdischem Gottesdienst'. Auch für den Zusammenschluss der jüdischen Lehrerschaft Deutschlands hat Müller vorbildlich gewirkt. Es war hauptsächlich sein und des verewigten Direktors Driesen (Karlsruhe) Verdienst, dass der badische Lehrerverein sich schon 1901 dem Verbande anschloss, und mehrere Jahre gehörte er dem Vorstand des Lehrerverbandes an. Lange Zeit verwaltete er als Vorsitzender den Naphtalie-Eppstein-Verein, dessen Ehrenvorsitzender er jetzt ist, und hat in dieser Tätigkeit viele bedürftige Lehrerfamilien segensreich betreut. Er begründete in Heidelberg eine jüdische Gemeindebibliothek, die er viele Jahre verwaltet hat, war mehrere Jahre Mitglied der Landessynode, war Präsident der Heidelberger (Friedrich-) Loge, die er wiederholt bei den Großlogentagungen vertreten hat und gehörte dem Sonderausschuss der Großloge für geistige Interessen an.
So ist sein Leben ein vorbildliches für jeden strebenden jüdischen Lehrer, so beglückwünschen wir ihn dankbaren Herzens zur Vollendung des 70. Lebensjahres und wünschen ihm noch weitere Jahrzehnte gesegneten Schaffens zum Wohle der Schule, des Lehrerstandes und der gesamten Judenheit. Und ein Gleiches wünschen wir seiner verehrten Gattin, die ihm bei allen sein Bestrebungen als wahre Eser k'negdo (Hilfe an seiner Seite) treu-fürsorglich zur Seite gestanden und durch ihr stilles Wohltun an Arme, durch eine so überaus sympathisch berührende vornehme Gastlichkeit sein Heim zu einer Sammelstätte für Kollegen, Schüler und Studenten der Heidelberger Hochschule gemacht hat. M. Steinhart."      

    
Über den aus Krautheim stammenden Lehrer am Philanthropin (Frankfurt) Frank Rothschild (1903)    
Anmerkung: Zum Philanthropin Frankfurt  https://de.wikipedia.org/wiki/Philanthropin_(Frankfurt_am_Main) und https://lichtigfeld-schule.de/was-sie-ueber-uns-wissen-sollten/die-geschichte-der-i-e-lichtigfeld-schule/   Dazu auch: Wolfgang Roth: Jüdischer Sport in Frankfurt am Main vor 1938. Als pdf-Datei eingestellt.  
Frank Rothschild ist 1878 in Krautheim geboren und 1940 in Boston/USA gestorben. Er war 1902 bis 1938 Lehrer am Philanthropin Frankfurt und Dirigent des Chores der Westendsynagoge Frankfurt; 1939 emigrierte er in die USA. 1940 trat er eine Stelle als Director of Music am Temple Sinai in Boston an. Er starb jedoch bereits im Oktober 1940  https://de.findagrave.com/memorial/230837895/frank-rothschild,   

Artikel in "Das Philanthropin - Programm 1903" S. 23: "III. Zur Schulgeschichte. 1. Lehrerkollegium. Schüler. Unterricht.
Mit dem Beginn des Schuljahres trat in das Lehrer Kollegium Herr F. Rothschild*), bis dahin technischer Lehrer am Großherzoglichen Gymnasium zu Mannheim; er übernahm den gesamten Gesangunterricht in der Real- und Mädchenschule sowie den Turnunterricht in mehreren Klassen der Realschule.... 
*) Frank Rothschild wurde am 16. Juli 1878 zu Krautheim an der Jagst geboren, besuchte 1892 bis 1894 die Präparandenschule zu Tauberbischofsheim, 1894-97 das Großherzogliche Lehrerseminar I und das Konservatorium zu Karlsruhe, bestand 1897 die Lehrerprüfung, 1901 die Prüfung als Turnlehrer und die zweite Staatsprüfung in Karlsruhe, war Lehrer in Müllheim und Bretten und wurde 1900 als technischer Lehrer an das Großherzogliche Gymnasium zu Mannheim versetzt."      

    
Zum 60. Geburtstag des aus Krautheim stammenden Lehrers Frank Rothschild (1938)     

Artikel in "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" vom Juli 1938: "Persönliche Nachrichten. Frank Rothschild zum 60. Geburtstag.
Frank Rothschild wird am 16. Juli 60 Jahre alt. Von Jugend auf an Selbstzucht geübt, ist er sich in seinem jugendlichen Temperament äußerlich und innerlich gleich geblieben. Das ist vielleicht das schönste, was von ihm gesagt werden kann: er ist sich selber seit den Tagen, da er von seinem badischen Heimatort Krautheim an der Jagst nach Karlsruhe auf das Lehrerseminar auszog, treu geblieben, weiterhin als junger Lehrer in Bretten, Müllheim und Mannheim, immer an seiner Weiterbildung, an der Verwirklichung seiner Anlagen arbeitend. Als er 1902 ans Philanthropin kam, hatte er die Turnlehrer- und Musiklehrerprüfung in Karlsruhe abgelegt und konnte in kurzer Zeit diese beiden Disziplinen Turnen und Musik in der Schule neu aufbauen und zu ungewöhnlicher Höhe entwickeln. Die organische Verbindung von Körperschulung und Musik war damals kaum bekannt, und so manches Schauturnen zeugte von der künstlerischen Durchdringung, die nur ein künstlerischer Mensch erzielen konnte. Am stärksten offenbarte sich dieser künstlerische Mensch im Musikunterricht und in den zahlreichen Schulfeiern, bei denen sein Chor und das von ihm geschaffene Schulorchester unter seiner strafen Führung harmonisch zusammenwirkten. Unvergesslich bleiben jene Aufführungen beim Jahrhundertjubiläum (1904), bei der Einweihung des neuen Schulhauses (1908), bei der Jubiläumsfeier 1929 und bei so vielen anderen Anlässen, alles wahrte künstlerisches Niveau, trug in den musikalischen Teilen das persönliche Gepräge des Dirigenten Frank Rothschild. Seine pädagogischen Leistungen und sein musikalisches Können - er war hier in Frankfurt Schüler von Sekles und hat auch noch das preußische Musiklehrerexamen in Berlin abgelegt - wurden durch die Ernennung zum künstlerischen Studienrat offiziell anerkannt und gewürdigt.
Neben seiner Schultätigkeit hat Frank Rothschild aber zugleich auch entscheidenden Anteil an der Gestaltung des liberalen Gottesdienstes in der Westendsynagoge, deren Chor er von Anbeginn geleitet und in zäher Arbeit zu einem höchst beachtlichen musikalischen Instrument geformt hat. Er hat dies über seine eigentlichen Aufgaben hinaus in großen Synagogenkonzerten erweisen können. Er ist als Dirigent nicht nur Bearbeiter, sondern auch Komponist und bei alledem ein Interpret von feinster Einfühlung, der seinen persönlichen Gestaltungswillen in den Dienst des Kunstwerks stellt.
Ein aufrechter, gerader, echter Mensch, der überall - auch im Felde - seine volle Pflicht getan, und ein treuer Kamerad! Möchten ihm noch viele Jahre einer unverminderten Wirksamkeit beschieden sein!"        

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeigen von Samuel Rothschild (1898 - 1917)    
Hinweis: Auffallend ist, dass Samuel Rothschild sein Geschäft an "Sonn- und Feiertagen" geschlossen hat, ein Hinweis auf seine assimilierte und liberale Gesinnung.   

Anzeige in "Der Israelit" vom 26. Mai 1898: "Ein jüdisches Mädchen, dass bürgerlich kochen kann, wird per sofort zur Stütze der Hausfrau gesucht. Familiäre Behandlung zugesichert. Offerten mit Gehaltsansprüchen an
Samuel Rothschild, Krautheim, Baden. "     
       
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 16. Mai 1912: "Suche per sofort ein
junges Mädchen

für meine Restauration und Kolonialwaren-Geschäft, Sonn- und Feiertage geschlossen, mit vollständigem Familienanschluss, bei entsprechender Vergütung. Offerten erbeten an Samuel Rothschild Krautheim, Baden.  "           
      
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 6. Mai 1916: "Suche per sofort ein
junges Mädchen

für meine Restauration und Kolonialwarengeschäft. Sonn- und Feiertage geschlossen, mit vollständigem Familienanschluss, bei entsprechender Vergütung.
Offerten erbeten an
Samuel Rothschild
in Krautheim (Baden). "            
 
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. Juli 1917: "Suche sofort ein junges
Mädchen

für meine Restauration und gemischtes Warengeschäft, das auch im Haushalt und Küche mit hilft mit vollständigem Familienanschluss. Dienstmädchen vorhanden, Angebote mit Gehaltsansprüchen und Zeugnissen erbeten
Samuel Rothschild, Krautheim, Baden."     

   
Ludwig Munk sucht eine Lehrstelle für seinen Sohn (1916)   
Hinweis: anders als Samuel Rothschild legt Ludwig Munk Wert darauf, dass das Geschäft, in dem sein Sohn lernen soll, an Schabbat und (jüdischen) Feiertagen geschlossen ist.   

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 12. Oktober 1916: "Suche für meinen Sohn, 14 1/2 Jahre alt, Lehrstelle bei einem Uhrmacher oder anderes leichtes Handwerk bei freier Station im Hause. Schabbat und Jom tof (Schabbat und Feiertag) geschlossen.
L. Munk, Krautheim
, Baden. "      

        
Anzeigen von S. Seldner, Manufakturwaren- und Kurzwarengeschäft (1922 - 1936)        

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 17. August 1922: "Gesucht wird zuverlässiges
israelitisches Mädchen
circa 17 Jahre alt, für Haushalt (3 Personen, Dienstmädchen vorhanden), sowie zur Beschäftigung im Manufakturwaren-Geschäft mit möglichst guter Handschrift. Familienanschluss, Kost und Logis im Hause. Selbst geschriebene Angaben mit Gehaltsansprüchen an
S. Seldner, Krautheim (Baden).
"             
             
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 15. Oktober 1936: "Für mein Manufakturwaren- und Kurzwaren-Geschäft suche ich per sofort
junges Fräulein
welches auch etwas im Haushalt mithilft. Offerten mit Bild und Gehaltsansprüchen bei freier Station an S. Seldner, Krautheim (Baden).  "   
 
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 16. September 1937: "Suche zum baldigen Eintritt jüdisches Mädchen oder Frau für Geschäft und etwas Hausarbeit. Putz- und Waschfrau vorhanden. Offerten mit Bild und Gehaltsansprüchen bei freier Station an
S. Seldner, Manufakturwaren, Krautheim (Baden). "      

   
Verlobungsanzeige von Rena Munk und Martin Valfer (1937)         

Anzeige in "Jüdisches Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1937:
"Rena Munk        Martin Pfeiffer
Verlobte
Stuttgart, Gähkopf 31                 Göppingen, Brückenstraße 23
Krautheim/Jagst                        Diersburg              Chanukka 1937"     

      
Anzeige des Nähmaschinengeschäftes Ludwig Munk (1938)        

Anzeige in "Jüdische Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1938:
"Ihre SINGER-Nähmaschine
können Sie auch durch
Ludwig Munk Krautheim/Jagst

in Auftrag geben. Ihre freundliche Anfrage wäre mir frühzeitig erwünscht."     

    
     
     
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge       
     
Über mittelalterliche Einrichtungen ist nichts bekannt. Ein Betsaal oder eine Synagoge waren jedoch sicher vorhanden. Hinweis darauf ist zum einen eine im Wolfson-Museum in Jerusalem aufbewahrte Tora-Rolle aus dem 13. Jahrhundert, die ursprünglich aus Krautheim stammt. Zum anderen wurde bei der Verfolgung am 26. Juli 1298 auch der Rabbiner Eljakim ben Eleasar ermordet. So kann man für das 13. Jahrhundert von einer nicht unbedeutenden Gemeinde in Krautheim ausgehen.
  
Inwieweit vom 14. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die Zahl der Juden in der Stadt zur Einrichtung einer Synagoge beziehungsweise eines Betsaales groß genug war, ist nicht bekannt. Erst seit etwa 1770 erfährt man von einer damals bestehenden "Judenschule" (Synagoge) in der Stadt. Neben dieser "Judenschule" wurde 1860 eine neue Synagoge errichtet. Über die Geschichte dieser Gebäude ist allerdings so gut wie nichts bekannt; Bauakten konnten nicht gefunden werden.
  
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 blieben die alte "Judenschule" und das Synagogengebäude unzerstört (damalige Adresse: Hauptstraße 77). Beide Gebäude wurden 1940 zum Preis von 800 Mark von der Stadt Krautheim gekauft und für Schulräume und Wohnungen verwendet. Später gingen die Gebäude in den Besitz der Volksbank über. 1975 sind die ehemalige Synagoge und die "Judenschule" abgebrochen worden. Das Gelände (heutige Adresse: Brunnengasse 5-7) wurde wenige Jahre später mit Stallungen eines landwirtschaftlichen Betriebes neu überbaut; möglicherweise sind Mauern der Synagoge in das Nachfolgegebäude integriert worden (vgl. Fotos unten).   
   
   
   
Fotos 
Historische Fotos, vermutlich beide einige Jahre vor dem Abriss in den 1960er-Jahren: 
(Quelle: links aus Hundsnurscher/Taddey s. Lit. Abb. 118; rechts aus N. Bar-Giora Bamberger, Die jüdischen Friedhöfe im Hohenlohekreis. S.19)   

Krautheim Synagoge 001.jpg (78855 Byte) Krautheim Synagoge 005.jpg (77517 Byte)
Die Synagoge in Krautheim  


Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos Ende 1983:
(Fotos: Hahn) 
Krautheim Synagoge 011.jpg (57910 Byte) Krautheim Synagoge 010.jpg (42989 Byte)
   Der Synagogenstandort Ende 1983. Die
 Außenmauer der ehemaligen Synagoge 
könnte in die weißverputzte Mauer des
 Gebäudes rechts aufgegangen sein (vergleiche
 mit dem historischen Foto oben)
Dasselbe Gebäude, von der anderen
 Richtung gesehen. 
 
 
      
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 22.9.2003) 
Krautheim Synagoge 151.jpg (42728 Byte) Krautheim Synagoge 150.jpg (42854 Byte)
   Neue Fotos in ähnlicher Perspektive wie oben - es sind nur wenige Veränderungen feststellbar  

   
    

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Krautheim  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Krautheim (interner Link)  

Quellen:    

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Krautheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Krautheim ist vorhanden:    
J 386 Bü. 327  Krautheim  Gräberverzeichnis 1932- 1933  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445935     
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Krautheim" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 29 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I finden sich zum Friedhof Krautheim keine weiteren Materialien.           

Literatur:

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 169-170. 
bulletGermania Judaica III,1 S. 676. 
bulletJürgen Hermann Rauser: Krautheimer Heimatbuch. 1986. S. 86-87. 
bullet Auszug aus der Stadtchronik von Krautheim (o. Verf., mschr.). 
bullet E. Sternad: Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Krautheim, Typoskript. 1995. (Typoskriptensammlung des Kreisarchivs des Hohenlohekreises). 
bullet L. Rosenthal: Zur Geschichte der Juden im Gebiet der ehem. Grafschaft Hanau. 1963. S.170-171 (Stammbaum der Familie Grünebaum bis 1600).  
bulletNaftali Bar-Giora Bamberger: Die jüdischen Friedhöfe im Hohenlohekreis. 2002.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.     

       
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Krautheim  Baden.  The 13th century community was wiped out in the Rindfleisch massacres of 1298 when 19 Jews were murdered. The revived community was then destroyed in the Armleder massacres of 1336-1339. The Jewish settlement was reestablished in the late 14th century and existed continuously until the Nazi era. It reached a population of 85 in 1875 (total 764), dropping to 28 in 1933. By 1938 all Jewish businesses had been liquidated. By 1940, 19 had left for the United States and five to other German cities. In Januar 1941, the Jewish inmates of the local mental institution were put to death.  
   
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020