Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zur Übersicht "Synagogen im Elsass"      
   

Niederroedern (Niederrödern) (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass 
  Jüdische Geschichte / Synagoge / Synagogue   
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Günter Schenk) 
      

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Kantoren   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In Niederroedern bestand eine - zeitweise relativ große - jüdische Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Aus dem Jahr 1675 liegen strenge gesetzliche Regelungen für die Juden am Ort vor. 1784 wurden bereits 31 jüdische Familien mit zusammen 159 Personen am Ort gezählt.  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 212 jüdische Einwohner, 1846 311, 1861 278, 1870 252, 1879 "fast 50 Haushaltungen", 1889 140, 1900 134, 1910 101.   
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Elementarschule / Volksschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer sowie ein Kantor (Vorbeter) angestellt. Letzterer war gewöhnlich auch als Schochet tätig (vgl. Ausschreibung der Stelle unten von 1879). Von den Lehrern der jüdischen Gemeinde wird um 1888 L. Bloch, 1903/1904 Joseph Joseph genannt. 1913 Herr Levy. Von den Kantoren wird um 1888 S. Cahn genannt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Surbourg - Soultz-sous-Forets, das 1930 dem Rabbinat Wissembourg angegliedert wurde.    
 
Gemeindevorsteher war um 1888 J. Hirsch, um 1913 Heinrich Kaufmann.  
 
In den bürgerlichen Gemeinderat wurde 1914 Henri (= Heinrich) Kaufmann gewählt.   
  
An jüdischen Vereinen gab es den Verein kadischim tenorim bzw. Gemilus [Gemiluth] Chassodim (Wohltätigkeitsverein, 1888/89 unter Leitung von D. Roos, 1905 unter Leitung von Herrn Blum) und den Verein Talmud thorah (1888/1889 unter Leitung von S. Kauffmann).
     
1936 lebten noch 33 jüdische Personen am Ort. Im September 1939, bei der Evakuierung Niederroedern gab es nur noch 37 jüdische Einwohner. Zwei von ihnen wurden im Juli 1944 durch SS-Männer ermordet. Sie wurden im jüdischen Friedhof Niederroedern begraben. 
   
Von den in Niederroedern geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emanuel Bloch (1874), Lucien Blum (1893), Simon Kaufmann (1878), René Klein (1895), Georges Levy (1919), Edith Levy (1917), Charles Roos (1891), Marcel Roos (1883), Joseph Ruff (1905).  
      
Nach 1945 ließen sich nur drei jüdische Familien wieder in Niederroedern nieder. Die letzte Familie (Blum-Klein) verließ das Dorf 1964.     
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Kantoren  

Ausschreibung der Stelle des Kantors und Schochet (1879)  

Anzeige in "Der Israelitische Bote" vom 20. November 1879: "Die israelitische Gemeinde Niederrödern (Unter-Elsass), welche beinahe 50 Haushaltungen zählt, sucht auf den 1. Januar 1880 einen Vorsänger und Schochet. Gehalt 1200 DM Meldungen nimmt der Vorstand entgegen."  

 
Zum Tod des Lehrers M. Silberberg in Hatten spricht einer seiner Schüler, Lehrer J. Joseph in Niederroedern (1904)  

Hatten Israelit 04011904.jpg (50767 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1904: "Hatten, 28. Dezember (1904). Am 24. dieses Monats wurde der 65jährige israelitische Lehrer M. Silberberg hier unter Begleitung von ca. 30 Lehrern des Kantons Sulz u.W. zu Grabe getragen. Rabbiner Bloch - Sulz u.W. betonte besonders den großen Willen des Verstorbenen und seine Anhänglichkeit zur Schule. Einer seiner Schüler, Lehrer J. Joseph in Niederrödern, widmete dem Verblichenen zum Abschiede Worte des Dankes und der Liebe. Am Grabe sprach Lehrer G. Heldt von Oberbetschdorf im Namen des Lehrervereins."  

    
Lehrer Levy hält den Religionsunterricht auch in Trimbach (1913)     

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 6. Juni 1913: "Trimbach. Am vergangenen Dienstag hat unsere Lehrerin Fräulein Levy unseren Ort verlassen, um ihre neue Stelle in Metz anzutreten. Sie war hier über fünf Jahre und hat ihren Beruf gewissenhaft ob gelegen, insbesondere die Jugend religiös zu erziehen gesucht. Eine Nachfolgerin erhält sie voraussichtlich nicht, den Religionsunterricht erteilt der Lehrer von Niederrödern, Herr Levy. "   

     
      
Aus dem jüdischen Gemeindeleben     

Meldung zu einer besonderen Trauung (1903)      

Hagenau FrfIsrFambl 20111903.jpg (40527 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. November 1903: "Hagenau. Hier wurde im israelitischen Altersasyle vom hiesigen Rabbiner eine Trauung eines Brautpaares vorgenommen, welches zusammen über 120 Jahre zählte. Der Bräutigam, Herr Kauffmann aus Niederroedern, Vater von erwachsenen, verheirateten Kindern, ging die zweite Ehe ein, während die Braut ihr Glück in dritter Ehe suchte."   

    
Ein jüdischer Literaturverein wurde gegründet (1906)  

Mitteilung in "Der Gemeindebote" vom 13. Juli 1906: " In Niederrödern ist dieser Tage ein jüdischer Literaturverein begründet worden. Zweck des Vereins ist, wie die 'Straßburger Post' berichtet, Pflege der deutschen Literatur und Aufführen volkstümlicher Theaterstücke. Das wird wohl nicht stimmen!"   

   
Ausschreibung der Stelle des Synagogendieners (1913) 

Anzeige in "Das jüdische Blatt" vom 3. Januar 1913: "Die Stelle des
Synagogendieners

in Niederrödern ist per sofort neu zu besetzen. Neben fixem Gehalt und freier Wohnung ist Nebenverdienst gesichert. Bewerber wollen sich melden bei dem Vorstand:
Heinrich Kaufmann."   

 
Chanukkafeier in der Gemeinde (1913)  

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 2. Januar 1914: "Niederrödern. Chanukkafeier. Nachdem wir im vorigen Jahre an dieser Stelle über den glänzenden Verlauf der Chanukkafeier in der israelitischen Schule berichtet haben, können wir von dem am letzten Dienstag den 23. dieses Monats (sc. Dezember 1913) hier aufgeführten Theaterstück 'Chanukka bei den Wichtelmännchen' einen Erfolg verzeichnen, der unserem Herrn Lehrer Levy, sowie seinen Schülern zur Ehre gereicht. Das Stück wurde mit solch einer peinlichen Anschaulichkeit vorgeführt, dass es dem Autor nicht weniger Freude gemacht hätte, sein Werk mit anzusehen als dem dankbaren Publikum."   

  
   
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde        
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert  - Grabstein für Abraham B. Myers aus Niederroedern in New Orleans (1823-1873)    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.     

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für 
"Abraham B. Myers. 
A Native of Niederroedern
Born June 21 1823. 
Died Dec. 20, 1873".     

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge      
    
Eine erste Synagoge wurde 1785 erstellt. 
  
1869 wurde sie durch eine neue Synagoge ersetzt, die bis in die 1930er-Jahre Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens war. 
  
Seit der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen wurde das Gebäude von der mehrheitlich heimgekehrten Bevölkerung zum Trocknen von Kräutern verwendet. In den letzten Kriegsmonaten war die ehemalige Synagoge Munitionslager der deutschen Wehrmacht. im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Synagoge durch amerikanische Fliegerbomben im Januar 1945 zerstört. 
    
    
Adresse/Standort der Synagoge   Die Synagoge befand sich in der Herbengasse (heutige Rue de Blond)    
  
  
Fotos   

Die Synagoge in 
Niederroedern 
(Quelle: Rothé / Warschawski 
s. Lit. S. 102)   
Niederroedern Synagogue 181.jpg (89699 Byte) Niederroedern Synagogue 180.jpg (68950 Byte)
   Die 1869 erbaute und 1945 
zerstörte Synagoge
Vor der Synagoge
  
       
Historische Ansichtskarte 
von Niederroedern 
(aus der Sammlung Hahn) 
Niederroedern Synagogue 195.jpg (88619 Byte) Niederroedern Synagogue 195a.jpg (58317 Byte)
   Das Foto oben in hoher Auflösung    Ausschnittvergrößerung: die Synagoge
        

Ausstellung zu den Spuren der jüdischen Geschichte in Niederroedern im September 2010
eröffnet am "Tag der Europäischen jüdischen Kultur" am 5. September 2010   
   
(Fotos der jüdischen Häuser erhalten über Günter Schenk von Gemeinderätin Florence Groff; 
Fotos der Ausstellung erstellt von M. Günter Schenk)  
Presseberichte mit weiteren Fotos in der Website der Gemeinde Niederroedern:  Bericht 1; Bericht 2.   

Niederroedern Exposition 023.jpg (167221 Byte) Niederroedern Exposition 021.jpg (151823 Byte) Niederroedern Exposition 022.jpg (165599 Byte)
Im Mittelpunkt der Ausstellung: ein Modell von Niederroedern in der Zeit des 19. Jahrhunderts; 
die früheren jüdischen Häuser sind mit Davidsternen markiert. 
     
Niederroedern Exposition 020.jpg (136703 Byte) Niederroedern Ort 020.jpg (75152 Byte)
Oben: Gemälde der 
Synagoge in Niederroedern
Die Familie des Fleischers und Viehhändlers Monsieur Lucien Blum (1944 in Blond/Dptm. Haute-Vienne von deutschen Soldaten ermordet, wohin die Gesamtbevölkerung des Ortes 1939 evakuiert worden war). Das Bild zeigt das ehemalige Metzgergeschäft in der Rue de la Haute-Vienne neben der Kirche; von rechts nach links: Lucien Blum mit fünf Söhnen. Auf der linken Seite Monsieur Jean Bloch, aus Wissembourg. Am Fenster Henriette Blum, die Ehefrau des von Lucien Blum. 
 
 
        
Niederroedern Schule 020.jpg (128413 Byte) Niederroedern Grand'rue 010.jpg (128585 Byte) Niederroedern Synagogue 035a.jpg (159150 Byte) Niederroedern Synagogue 036.jpg (136063 Byte)
Das jüdische und das katholische 
Schulhaus in einer Reihe; 
links die Kirche
Rechts das katholische, dahinter 
das jüdische Schulhaus - beide in der 
Grand'rue, jetzt Rue de Blond 
Historische Karten von Niederroedern, 
auf denen auch die Synagoge abgebildet ist 
(dasselbe Foto wie oben)
        
       
Ehemalige jüdische 
Wohnhäuser in Niederroedern
Niederroedern 17rueHaute-Vienne.jpg (89175 Byte) Niederroedern 21rueHauteVienne.jpg (73525 Byte)
  17 Rue de la Haute-Vienne 21 Rue de la Haut-Vienne
     
Niederroedern 27rueHauteVienne.jpg (79315 Byte) Niederroedern 4ruedeBellac.jpg (74908 Byte) Niederroedern 6ruedelaGare.jpg (75734 Byte)
27 Rue de la Haute Vienne 4 Rue de la Bellac 6 Rue de la Gare
     
Niederroedern 15rueHauteVienne.jpg (82839 Byte) Niederroedern 7rueHauteVienne.jpg (80836 Byte)  
15 Rue de la Haute Vienne  7 Rue de la Haute Vienne  
     
     

    
    

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der politischen Gemeinde Niederroedern    
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Niederroedern   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Niederroedern (interner Link)  

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 43.102. 

bullet

Robert Besenbruch: Geschichtliches aus Niederroedern. Online zugänglich in der Website der Gemeinde Niederroedern.     

      

n.e.

               

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

                            

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020