Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wissembourg (Weißenburg) (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagoge / Synagogue 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Aus der Geschichte der jüdischen Schule 
Die Stelle des Kantors und Schächters    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
   
In Wissembourg/Weißenburg gab es im Mittelalter und in der Neuzeit bis zur Gegenwart eine jüdische Gemeinde. Im Mittelalter lebten Juden in der Stadt zumindest seit der Mitte des 13. Jahrhunderts. Am 4. Juli 1270 wurde sieben Juden in der Stadt gerädert wegen einem angeblichen Ritualmord. 1349, zur Zeit des Schwarzen Todes, wurden drei Juden auf dem "Judenrain" zu Weißenburg verbrannt. 1362 wurden erneut einige Juden aufgenommen. 
  
Seit dem 16. Jahrhundert
lebten wieder Juden in der Stadt. 
   
Im 19. Jahrhundert kam es zur Bildung einer größeren jüdischen Gemeinde durch Zuzug von zahlreichen jüdischen Familien aus Dörfern der weiteren Umgebung: 1885 wurden 1.750 jüdische Einwohner gezählt. Seitdem ging die Zahl jedoch durch Aus- und Abwanderung wieder zurück: 1895 waren es 1.341 jüdische Einwohner. 

An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Kantor angestellt, der zugleich als Schochet tätig war (teilweise wohl auch als Religionslehrer; vgl. Ausschreibung der Stelle 1890 unten; ab 1906 war Gustav Klein Kantor in der Gemeinde). Als Kantor wird ab 1906 Gustav Klein, 1913 Herr Becker genannt.
   
Die Stadt gehörte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch zum Rabbinat Landau, das damals dem unterelsässischen Landesrabbinat in Hagenau unterstellt war; im 19. Jahrhundert wurde Wissembourg Sitz eines eigenen Bezirksrabbinates. Unter den Rabbinern in Wissembourg sind zu nennen: 1820 bis 1862: Rabbiner Israel Erlanger (1790 in Gailingen - 1867 in Paris); 1862 bis 1883: Rabbiner Jacques Bloch (1832 - 1920, siehe Bericht unten); 1883 bis 1898: Rabbiner Dr. Marc Levy (1842 -1926, siehe Bericht unten); 1898 - 1930 Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch (1867 in Lembach - 1930 in Wissembourg; genannt unten im Bericht zum Tod von Bankier Henri Cerf); 1930 - 1940 Rabbiner Dr. Bernard Émilie Schwarz.    
  
Bis zum Beginn der NS-Zeit ging die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt weiter zurück. 1939 gehörten der jüdischen Gemeinde noch 146 Personen an. Von ihnen wurde ein großer Teil gemeinsam mit den Juden von Elsass-Lothringen 1940 nach Südfrankreich deportiert. 
   
Von den in Wissembourg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Andree Bloch geb. Levy (1897), Rosalie Bloch (1897), Leopold Braun (1869), Benjamin Dreyfus (1891), Emma (Emilie) Ehrlich (1891), Lucie Guenoun (1884), Joseph Hess (1917), Cecile Lehmann geb. Kahn (1882), Jeanne Schu(h)l (1884), Emilie Weber (1889).

Nach 1945 entstand wieder eine kleine jüdische Gemeinde in der Stadt.  
    
    
Fotos zur älteren Geschichte der Gemeinde: 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.11.2003)

Die "Rue de Juifs" in Weißenburg als
 Erinnerung an die mittelalterliche 
oder frühneuzeitliche 
jüdische Gemeinde
Wissembourg Stadt 001.jpg (27146 Byte) Wissembourg Stadt 002.jpg (47136 Byte)
Straßenschild   
     
    Wissembourg Stadt 003.jpg (62160 Byte) Wissembourg Stadt 004.jpg (73277 Byte)
        Alte Häuser in der "Rue de Juifs"

    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde       
  
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Ehrung für Rabbiner Jacques Bloch (1876)  
Anmerkung: Rabbiner Jacques Bloch (auch Félix Bloch; geb. 1832 in Ingwiller, gest. 1920 in Paris): war seit 1861 Rabbiner in Uffholtz, seit 1862 in Wissembourg, wo er bis 1883 tätig war; 1876 nach dem folgenden Bericht ausgezeichnet mit dem "goldenen Kreuz des Kronenordens". 1883 zog er nach Paris und erteilt noch an einem Gymnasium den Religionsunterricht.    

Weissenburg Alsace Israelit 25101876.jpg (21869 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1876. "Weißenburg (Elsaß). Bei der jüngsten Anwesenheit des deutschen Kaisers ist der hiesige Rabbiner, Herr Bloch, zur kaiserlichen Tafel eingeladen worden, und hat derselbe aus den Händen des Kaisers den Kronenorden erhalten. (Universe Israelite)".

   
Über Rabbiner Marc Levy zu seinem 79. Geburtstag (1912) 
A
nmerkung: Rabbiner Marc (Marx) Levy (geb. 1842 in Quatzenheim, gest. 1926 in Metz): lernte in Straßburg und bei verschiedenen Rabbinern; 1861 bis 1867 Studium in Paris, 1872 bis 1883 Rabbiner in Dambach, 1883 Rabbiner in Weißenburg (Wissembourg), seit 1898 Rabbiner in Haguenau; 1920 im Ruhestand.   
Sohn von Rabbiner Marc Levy war Rabbiner Dr. Emil Nathan Levy (geb. 1879 in Dambach, gest. 1953 in Tel Aviv, Israel): studierte 1897 bis 1903 in Berlin, 1905 bis 1914 Rabbiner des Religionsvereins 'Westen' in Berlin und Leiter einer Religionsschule; 1914 bis 1916 Feldrabbiner; 1916 Oberrabbiner in Straßburg; 1919 bis 1934 Rabbiner an der liberalen Gemeindesynagoge Berlin-Charlottenburg, Pestalozzistraße; 1934 nach Palästina emigriert und Rabbiner in einer Gemeinde in Tel Aviv.    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Mai 1912: "Hagenau. Rabbiner Marc Levy begeht am 30. Mai den 79. Geburtstag. 
Rabbiner Levy amtierte von 1872 bis 1883 in Dambach, von 1883 bis 1898 in Weißenburg und ist seitdem der Rabbiner der hiesigen Gemeinde. Er erwarb sich überall die Liebe seiner Gemeindemitglieder."     

   
Über Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch
Anmerkung: Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch (geb. 1867 in Lembach, gest. 1930 in Wissembourg): besuchte das Rabbinerseminar in Colmar, 1891/92 das Rabbinerseminar Berlin, 1892 Promotion Universität Straßburg; war 1894 Rabbiner in Durmenach, noch im selben Jahr Rabbiner in Maursmünster; von 1898 bis zu seinem Tod 1930 Rabbiner in Wissembourg; war verheiratet mit Louise Rébecca geb. Cromback.  
   
   
Aus der Geschichte der der Schule  
Finanzielle Situation des Lehrers (1843)    

Weissenburg Alsace AZJ 26061843.jpg (15818 Byte)Notiz innerhalb eines Berichtes über das jüdische Schulwesen im Elsass 1843: "Ebenso gibt die Stadt Weißenburg 600 Franken dem trefflichen Israeliten Lehrer nebst frei Lokal, Logis, Heizung."

    
    
Die Stelle des Kantors und Schächters 
Ausschreibung der Stelle 1890  
  

Weissenburg Alsace Israelit 02011890.jpg (32261 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1890: "Die Stelle als Chasan, Schochet und Porscher in Weißenburg (Elsass) wird vom 1. April nächsthin frei. Ertrag ca. 1.600 Mark. Näheres zu erfragen bei Herrn Cerf, Präsident der israelitischen Gemeinde in Weißenburg (Elsass)."  

    
Gustav Klein wird Kantor in Weißenburg (1906)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. August 1906: "Zu der ausgeschriebenen Kantorstelle der israelitischen Gemeinde in Weißenburg, die nunmehr Herr Gustav Klein - Straßburg erhalten hat, hatten nicht nicht weniger als 70 Kandidaten gemeldet."    

    
Kantor Becker bewirbt sich um die Kantorenstelle in Saarburg (1913)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 14. März 1913: "Saarburg. Um die hiesige Kantorstelle haben sich zahlreiche Kandidaten beworben. Nach einer Gesangesprobe sämtlicher Bewerber sind zur engeren Wahl zugelassen die Herren: Wolff - Saarunion, Weill - Winzenheim, Jakob - St. Ludwig und Becker - Weißenburg."   

   
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
In Weißenburg wurden im Krieg 1870/71 jüdische Soldaten mit Pessachkost versehen (1871)    

Artikel in "Israelitische Wochenschrift" vom 27. Dezember 1871: "Berlin. 'Zweiter und letzter Rechenschaftsbericht des Komitee's für die während des Krieges 1870/71 in Berlin befindlichen jüdischen Soldaten'. Der vorliegende Bericht ist eine rühmliches Zeichen dafür, wie unsere Glaubensbrüder während des Krieges durch tatkräftige Mildtätigkeit auf allen Gebieten die Notstände zu mildern bereit und erbötigt waren. Das Komitee hat sich auch damit befasst, für Verabreichung von Pessachkost an die im Felde befindlichen Soldaten Sorge zu tragen. Die Einnahme, größtenteils durch Sammlungen in einzelnen Gemeinden betrug 917 Taler 5 Sgr. 8 Pf., die Ausgabe 827 Taler 22 Sgr. 4 Pf.. Aus der Spezifikation der Letzteren geht unter Anderem hervor, dass in Metz über ganz Pessach 114 Soldaten (für 2968 Fr. 90 C.) gespeist, für Verteilung von Mazzot daselbst 322 Fr. verausgabt wurden, ferner dass in Straßburg 52, in Weißenburg 12, in Soeullrion (?) 12, in Mutzig 3 jüdische Soldaten mit Pessachkost versehen worden sind. 100 Taler wurden dem Feldgeistlichen Dr. Blumenstein zur Disposition gestellt und von demselben zu ähnlichen Zwecken verwendet. Der sich ergebende Kassenbestand von 119 Taler 6 Sgr. soll nach Erlaubnis der Spender zur Begründung eines 'Vereins für Beköstigung jüdischer Soldaten in Berlin' verwendet werden."     

 
Spendenergebnis für das Heilige Land (1900)      

Weissenburg Alsace Israelit 22021900.jpg (39101 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1900: "Weißenburg im Elsass, 20. Februar (1900). Gestern erschien bei uns Rabbiner Azulei aus Jerusalem, welcher auf Grund seiner Zeugnisse und durch Empfehlung des Oberrabbiners von Lion, sowie des Oberrabbiners von Metz, jetzt Straßburg, eine Sammlung zur Stiftung eines Waisenhauses in Jerusalem veranstaltete. Dieselbe hatte das Ergebnis von runde 50 Mark ein Beweis, dass unsere kleine Gemeinde für wohltätige Zwecke stets bereit ist, zu helfen."  

       
Feier des Geburtstages des Kaisers (1901)  

Weissenburg Alsace Israelit 11021901.jpg (36666 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1901: Weißenburg (Elsass), im Februar. Bei der Feier des Geburtstages des Kaisers waren in der hiesigen Synagoge zugegen: Bürgermeister Teutsch, Amtsgerichtsrat Stübel, Reichstagsabgeordneter Notar Götz, Kreisdirektor Heitz und mehrere Lehrer der hiesigen Bürgerschule. Die anwesenden nichtjüdischen Herrschaften waren von der Festrede des Rabbiners Herrn Dr. Koch sehr befriedigt".  

     
Die israelitischen Soldaten können regelmäßig den Gottesdienst in der Synagoge besuchen -   
Zum Tod der Witwe von Samuel Herschel (1901) 
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901: "Weißenburg im Elsass. Mit Freuden dürfte von Eltern, deren Söhne beim Militär sind, der Befehl begrüßt werden, welchen das Kommando des hiesigen 60. Infanterieregiments erlassen hat, der da lautet: 'Die israelitischen Mannschaften des Regiments haben am ersten Samstag jeden Monats den Hauptgottesdienst in der Synagoge zu besuchen. Diese Tätigkeit unseres Rabbiners verdienst gewiss von anderer Seite Nachahmung. 
- Die Witwe Samuel Herschel ist jüngst gestorben. Wohl selten kam ein Gabenverzeichnis Ihres Blattes, in welchem der Name der Dahingeschiedenen nicht zu finden war; auch im engeren Kreise zeichnete sich dieselbe durch stilles Wirken zur Linderung der Armut und Not aus. S."   '  

  
 Der Kaiserliche Statthalter Dr. v. Dallwitz besucht die Synagoge (1914)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1914: "Aus Weißenburg i.E. wird uns mitgeteilt, dass der Kaiserliche Statthalter von Elsass-Lothringen Dr. v. Dallwitz gelegentlich seiner Anwesenheit in Weißenburg zur Teilnahme am Pferderennen und Trachtenfest auch der dortigen Synagoge in Begleitung des Kreisdirektors Grafen von Bissingen, der Unterstaatssekretärs Freiherrn von Stein und des Majors von Strempel einen Besuch abgestattet hat und daselbst von Rabbiner Dr. Koch sowie den Mitgliedern des Vorstandes empfangen und begrüßt wurde."      

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  

Zum Tod von Bankier Henri Cerf (1902)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Weißenburg, 20. Juli (1892). Am 17. dieses Monats verstarb nach schwerem Leiden Bankier Henri Cerf im Alter von 66 Jahren. Die Nachricht hat in allen Kreisen tiefes Mitgefühl und Bedauern erweckt, war der Verstorbene doch eine der hochangesehensten und beliebtesten Persönlichkeiten hierselbst. Dem Gemeinderat gehörte er seit langen Jahren an und entwickelte in demselben eine rege Tätigkeit; ferner war er vorstand der hiesigen israelitischen Gemeinde, Mitglied des Sparkassenvorstandes und mehrerer Wohltätigkeitsvereine; dem Konsistorium für Unterelsaß gehörte er bis vor kurzem an. Was ihm aber die herzlichen Sympathien hauptsächlich erworben hat, war sein Wirken, das er im Geheimen ausübte; ein großer Wohltäter der Armen, war er auch stets bereit, den um Rat und Beistand Heischenden nach bestem Wissen und Können zur Hand zu gehen; sein Hinscheiden wird eine große, nur schwer auszufüllende Lücke in unserem Gemeindeleben hinterlassen. Die herzliche, tiefgehende Anteilnahme, welche von allen Seiten spontan bekundet wird, möge den Angehörigen des Verstorbenen ein Trost in ihrem schweren Verluste sein.   
Das Leichenbegängnis, welches den darauf folgenden Tag stattfand, zählte eine von Hunderten aller Konfessionen angehörenden Menschenmenge, welche dem Dahingeschiedenen die letzte Ehre erweisen wollten.  
Zur Trauerfeier, die im Hause des Herrn Cerf abgehalten wurde, hatten sich nicht nur die Bürger unserer Stadt, sondern Fremde aus allen Teilen der Umgegend eingefunden, ein beredtes Zeugnis für die Liebe und Hochachtung, deren sich der Verstorbene erfreute. Der Ortsrabbiner, Herr Dr. Koch, sprach zuerst Worte des Trostes und feierte in warmen, tief empfundene Worten die Verdienste des Menschen und Bürgers, der die vielen Pflichten seiner zahlreichen Ehrenämter mit seltenem Eifer erfüllte. Ferner sprachen die Herren Oberrabbiner Dr. Ury - Straßburg, Rabbiner Levy - Hagenau und Rabbiner Bloch, zukünftiger Rabbiner in Sulz unterm Wald, welche sich alle dem Vorredner in der Schilderung der Verdienste und in Trostesworten an die Familie anschlossen. Am Grabe sprach Herr Rabbiner Levy - Brumath. Er zeichnete in treffender Weise den Israeliten, der in Treue und Wahrhaftigkeit an den Traditionen des Judentums festhielt und sie unterstützte, der durch die zwingende Macht seiner Persönlichkeit überall die Interessen seiner Glaubensbrüder erfolgreich vertrat; Herr Rabbiner Levy spendete ebenfalls Trost den Hinterbliebenen. Die Stadt und speziell die jüdische Gemeinde erleiden einen unersetzlichen Verlust. Das Andenken des Verstorbenen wird ein unvergessliches bleiben. S."  
 
Artikel in "Die Welt" vom 1. August 1902: "Oberbronn (Elsass). Freitag den 18. Juli erlitt die Judenheit des Elsass einen schweren Verlust durch den Tod des Herrn Bankiers Henry Cerf, Weissenburg. Derselbe war Jahrzehnte unbestritten der anerkannte Führer der Juden Elsass-Lothringen, stand überall auf der Warte, wo das traditionelle Judentum zu verteidigen, zu schützen war. Er hat stets sein Wissen und Können und seine hohe soziale Stellung in den Dienst des Judentums gestellt, aber ganz anders als so viele andere jüdische Bankiers, immer nur im reinsten jüdischen Geiste wirkend."  
Anmerkung: es ist unklar, wieso der Bericht unter dem Ortsnamen "Oberbronn" erschienen ist.  

     
Zum Tod von Elise Halff (1903)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1903: "Basel, 9. März (1903). Im Alter von nahezu 87 Jahren starb dahier Frau Elise Halff, betrauert von ihrer zahlreichen Familie und von allen, die sie kannten. Sie war ausgezeichnet durch Frömmigkeit und Wohltätigkeit. Mit großer Gewissenhaftigkeit übte sie die Pflichten des jüdischen Religionsgesetzes, und erzog ihre Kinder in der Liebe zu Gott und in der Ehrfurcht vor unserer heiligen Tora. Mit bewundernswerter Gottergebenheit trug sie die schweren Schickungen, die ihr das Leben brachte, insbesondere den Tod dreier Kinder, die ihr in der Blüte der Jahre entrissen wurden. An jedem Fasttage fastete sie, bis vor wenigen Jahren stand sie am Jom Kippur den ganzen Tag in der Synagoge. Unermüdlich war sie im Wohltun. Bei jeder Sammlung beteiligte sie sich mit großer, oft mit der größten Summe. An ihrer Beerdigung nahm fast die ganze Gemeinde und viele Freunde von Nah und Fern teil. Nachdem die Leiche aus dem Hause entfernt war, entrollte Herr Rabbiner Dr. Cohn, selbst tief bewegt, das Lebensbild der Entschlafenen. Hierauf bewegte sich der schier endlose Leichenzug zum Bahnhof, von wo, dem letzten Willen der Entschlafenen entsprechend, ihre irdischen Reste nach Weißenburg im Elsass, ihrer früheren Heimat, überführt wurden."            

       
Amtsrichter Dr. Levy ist in Hagenau als Kriegsgerichtsrat tätig (1914)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1914: "Herr Amtsrichter Dr. Levy aus Weißenburg, ein geborener Straßburger, ist seit Beginn des Kriegszustandes in Hagenau im Elsass als Kriegsgerichtsrat tätig; er steht im Range eines Hauptmannes."      

       
       
       
Zur Geschichte der Synagoge       
       
Die Stadt hatte nacheinander drei Synagogen. Eine erste wurde 1805 erbaut. Da diese durch den starken Wachstum der Gemeinde bald zu klein war, wurde 1869/72 eine neue und größere Synagoge erbaut. Am 15. August 1869 war die Grundsteinlegung der Synagoge

Weissenburg Alsace Israelit 01091869.jpg (42410 Byte)In der Zeitschrift "Der Israelit" wird am 1. September 1869 dazu berichtet: "Weißenburg. Am 15. d. feierte die israelitische Gemeinde von Weißenburg (Elsass) die Grundsteinlegung einer neuen Synagoge. Der Ober-Rabbiner des Zentralkonsistoriums, sämtliche Civil- und Militärbehörden der Stadt, sowie zahlreiche Eingeladene wohnten der Feier bei. Der Ober-Rabbiner durfte sich in seiner Rede mit Recht zu der vollkommenen Eintracht Glück wünschen, welche zwischen den verschiedenen Konfessionen im Elsass herrscht".  

1872 wurde die Einweihung der Synagoge gefeiert. 
  
Hoher Besuch des Reichsstatthaltes im Elsass Johann von Dallwitz 1914 (der in diesem Jahr vom Kaiser zum Statthalter ernannt wurde)     

Weissenburg Alsace Frf IsrFambl 12061914.jpg (12450 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1914: "Weißenburg im Elsass. Statthalter von Dallwitz besuchte anlässlich seines Aufenthaltes in unserer Stadt auch unsere Synagoge."

Diese neue Synagoge ist im Laufe des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. 
         
Nach 1945 wurde an Stelle der zerstörten eine neue Synagoge erbaut, die bis 2009 von der jüdischen Gemeinde in Weißenburg als Gemeindezentrum benutzt wurde. Danach stand das Gebäude mehrere Jahre leer. Inzwischen wird es als Archiv des Stadt Wissembourg verwendet.
   
   
Adresse der 1869/72 und der in den 1960er-Jahren gebauten Synagoge:  Place des Carmes/Rue des Charpentiers. 
   
   
Fotos
Historische Fotos 

Die 1872 erbaute Synagoge
(Foto rechts  aus Rothé / Warschawski
 s.Lit. S. 146) 
Wissembourg Synagogue 03.jpg (32932 Byte) Wissembourg Synagogue 270.jpg (113189 Byte)
  Historische Karte   Historische Ansicht der Synagoge  
        
Die Synagoge in den 1980er-Jahren
(Fotos aus Rothé / Warschawski 
s. Lit. S. 146)
Wissembourg Synagogue 272.jpg (73142 Byte) Wissembourg Synagogue 271.jpg (80899 Byte)
       Innenansicht 

   
Neuere Fotos:  
(Fotos: SW-Fotos: Hahn, aufgenommen 1987; Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.11.2003) 

Die in den 1960er-Jahren 
erbaute Synagoge
Wissembourg synagogue 140.jpg (41262 Byte) Wissembourg synagogue 141.jpg (49359 Byte)
  Außenansichten der Synagoge in Weißenburg 
   
Wissembourg synagogue 150.jpg (56212 Byte) Wissembourg synagogue 151.jpg (63866 Byte) Wissembourg synagogue 152.jpg (40534 Byte)
      Davidstern über dem Eingang 
      
      
Ab 2009 steht die Synagoge leer 
(Fotos vom September 2012: 
Michael Ohmsen, vgl. Fotoseite von 
M. Ohmsen mit Seite zu Wissembourg
Wissembourg Synagogue 2012010.jpg (115675 Byte) Wissembourg Synagogue 2012011.jpg (203946 Byte)
  Hinweistafeln zur Geschichte des Hauses 
     
Wissembourg Synagogue 2012012.jpg (112157 Byte) Wissembourg Synagogue 2012013.jpg (177354 Byte) Wissembourg Synagogue 2012014.jpg (119647 Byte)
Die Westseite mit 
dem Eingangsportal
Die Ostseite mit Apsis 
des Toraschreines
Blick auf den  
Eingangsbereich
     
     

2019: das Stadtarchiv von Wissembourg ist nun in der ehemaligen Synagoge untergebracht 
(Fotos vom Juni 2019: Michael Ohmsen)  

 
   
     
   
     

  
Video zur Nutzung der ehemaligen Synagoge als Stadtarchiv 
(Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=7ooNrlbpETw)   
 
    
     

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Wissembourg       
bullet Informationsseite zu Wissembourg französisch/englisch/deutsch: hier anklicken  
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Wissembourg   
bulletWikipedia-Artikel zur Synagoge in Wissembourg   
bullet Seite zum jüdischen Friedhofe Wissembourg (interner Link)    
bulletVerzeichnis des Ministère de la culture - Informationen zur Synagoge in Wissembourg         

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 874; III,2 S. 1569.
bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.   

        
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Wissembourg Bas-Rhin district, France. The community dates from the Middle Ages. In 1260, community members were massacred in a blood libel. A new community was established in the 19th century. Its synagogue was inaugurated in 1872. In 1885, there were 1.750 Jews living in Wissembourg and in1895 there were 1.341. In 1905 the community set up a joint committee of Jews and non-Jews to raise money for the Jewish victims of the pogroms of Russia. On the eve of Worldwar II, there were 146 Jews in Wissembourg. All were expelled to the south of France in the beginning of the war together with the other Jews of Alsace-Lorraine. Eight were deported. The synagogue was completely destroyed. In the mid-1960s, the community numbered 56 Jews.  
   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020