Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Haguenau / Hagenau (Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge

   

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde im 19./20. Jahrhundert (bis nach 1933)  
Erinnerung an die jüdische Geschichte im 16. Jahrhundert  
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Hagenau besteht bis heute eine der ältesten jüdischen Gemeinden im Elsass. Fast ununterbrochen seit dem Mittelalter leben hier Juden. Im 13. Jahrhundert wird erstmals eine jüdische Gemeinde genannt, die in der Pestzeit 1348/49 vernichtet wurde. 1354 ließen sich wieder Juden nieder, die die Verfolgung überlebt hatten. 
   
1528 sollten die Juden durch ein Dekret der Stadt vertrieben werden, was vom Kaiser unter dem Einfluss von Josef von Rosheim verhindert wurde.
  
Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl der jüdischen Familien auf 64 an (1784) mit zusammen 325 Personen.  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde u.a. eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war neben dem Rabbiner ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.   
 
Hagenau war bereits seit dem 18. Jahrhundert Sitz eines bedeutenden Rabbinates. Unter den Rabbinern waren Elie Schwab (Rabbiner von 1721 bis 1749), Lazare (Lipmann) Bloch (Rabbiner von 1854 bis 1897).  
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner durch die Zuwanderung aus den kleineren Landgemeinden zunächst wie folgt: 1807 630 jüdische Einwohner, 1846 732. Danach ging die Zahl wieder zurück: 1861 687, 1870 676, 1910 611. 
  
1936 wurden 564 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. 1940 wurden die noch in Hagenau lebenden jüdischen Personen nach Südfrankreich deportiert (zusammen 111 Personen). Insgesamt sind mindestens 148 Personen, die zur Gemeinde gehörten, umgekommen. Auf dem jüdischen Friedhof der Stadt erinnert ein großes Denkmal an die Umgekommen. 
  
Im Gedenkbuch des Bundesarchivs Berlin werden genannt (Personen, die in Hagenau geboren sind und später in deutschen Gemeinden lebten):  Johanna Flatow geb. Lebrecht (1863), Rosa Gernsheim geb. Schott (1879), Samuel Hess (1871), Siginde Lina Landeck geb. Lebrecht (1867),  Moritz (Maurice) Moch (1873), Delphine Pietsch geb. Dreyfuss (1880), Marie Rosberg geb. Klein (1883, vgl. Kennkarte unten), Selma Rosenbaum geb. Lippers (1893). Eugen Schier (1886), Frieda Sternfeld geb. Lippers (1899), Bernard Marcel Weill (1884).   
  
Nach 1945 konnte eine neue Gemeinde gegründet werden, zu der 1968 300 Personen gehörten.    
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde im 19./20.Jahrhundert (bis nach 1933) 
   
Erinnerung an die jüdische Geschichte im 16. Jahrhundert    

Hagenau BayrGZ 01081930.jpg (78334 Byte)Druck der Hebräischen Grammatik von Moses Kimchi in Hagenau 1519 
(abgebildet in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1930).    

     
     
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Zum Tod von Rabbiner Anselm Schopple Levy (1846)     

Hagenau AZJ 16021846.jpg (196462 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1846: "Hagenau (Elsass), 24. Januar (1846). Der Tod hat soeben dem mosaischen Kultus einen seiner eifrigsten Verteidiger und den Israeliten von Hagenau einen der gelehrtesten Gesetzeskundigen geraubt. Herr Anselm Schopple Levy, Sohn des berühmten Rabbiners von Rosheim, schien die Eigenschaften und die Talente seiner Vaters geerbt zu haben. Im Alter von 13 Jahren war er schon im Talmud bewandert; zu 25 Jahren ward er zum Rabbiner in einer Stadt Deutschlands ernannt. Aber ungeduldig nach Frankreich zurückzukehren, opferte er der Liebe fürs Vaterland die glänzendsten Stellungen und nahm allmählich als Rabbiner die bescheidenen Plätze von Mutzig und Fegersheim ein. Gegen Ende von 1831 hatten die Hagenauer Israeliten das Glück seines Besitzes. 
Sein argloses Gemüt, sein sanfter und wohlwollender Charakter, seine tiefe Gelehrsamkeit in der jüdischen Theologie zogen eine große Anzahl junger Leute um ihn, welche aus dieser ergiebigen Quelle zu schöpfen kamen, und von denen die Meisten heute einen ehrenvollen Rang unter den Rabbinern Frankreichs und Deutschlands inne haben. 
Im Alter von 73 Jahren seiner Familie geraubt, wird dieser würdige Beamte nicht bloß von seinen Oberen, von seinen Kollegen, seinen Zöglingen, sondern von allen jenen, die ihn kannten, bedauert. 
Die israelitische Schule eröffnete den Leichenzug; der Vorsänger und der Chor in Kostüm gingen vor dem Sarge. Die Gegenwart des Herrn Großrabbiners von Strassburg, mehrere Mitglieder des Munizipalrates, des öffentlichen Unterrichts und verschiedener Verwaltungskorps erhöhte die Pracht dieses imposanten Trauerzuges. Mehr als 500 Personen folgten dem Sarge. In dem Tempel angekommen, welcher schwarz ausgeschlagen war, wurde die Bahre auf den Katafalk vor der heiligen Bundeslade gestellt. Der Vorsänge stimmte alsdann, von den Chorkindern begleitet, einen Trauergesang an, welcher eine schmerzliche Rührung unter den Zuhörern hervorbrachte. Hierauf improvisierte der Herr Großrabbiner eine deutsche Rede, welche alle Anwesenden tief erschütterte.
Einen anderen, sehr gelehrten Rabbinen verlor der Elsass am vorigen Erew Jom Kippur in dem Herrn Jakob Hagenauer, Rabbiner zu Mauersmünster (Marmoutier), dem mit dem vorher Genannten die Lehrhäuser anvertraut waren...." 

   
Zum Tod von Rabbiner Bloch (1897)   
    
Anmerkung: Rabbiner Lazare (Lipmann) Bloch (geb. 1828 in Bischheim, gest. 1897 in Bischheim) studierte von 1847 bis 1854 an der École rabbinique in Metz. Er war von November 1854 bis 1897 Rabbiner in Haguenau.    

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. November 1897: "In Hagenau (Elsass) starb am 19. vorigen Monats der dortige Rabbiner Bloch. Der Entschlafene hat lange Jahre die Rabbinerstelle in Hagenau verwaltet. Er war ein geachteter und allgemein beliebter frommer Mann."   

    
79. Geburtstag von Rabbiner Marc Levy (1912)  

Hagenau FrfIsrFambl 31061912.jpg (31450 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Juni 1912: "Hagenau. Rabbiner Marc Levy begeht am 30. Mai den 70. Geburtstag. Rabbiner Levy amtierte von 1872 bis 1883 in Dambach, von 1883 bis 1898 in Weißenburg und ist seitdem der Rabbiner der hiesigen Gemeinde. Er erwarb sich überall die Liebe seiner Gemeindemitglieder."  

    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Anmerkung: vgl. den Bericht zur Stiftung von Advokat Rhens von 1902 unten.   
Zum Neubau eines israelitischen Waisenstiftes / israelitischen Knabenwaisenhauses stehen Mittel bereit (1903)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 16. Oktober 1903: "Hagenau, 29. September (1903). Der Gemeinderat beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Stiftung Rehn, welche zum Zwecke der Erbauung eines israelitischen Waisenstifts an die Stadt erfolgte. Der Gemeinderat bewilligte zu der Stiftung noch eine Summe von 4.000 Mark aus Mitteln der Stadt für den Neubau des israelitischen Waisenstifts."     
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  18. März 1904: "Die kaiserliche Landesregierung hat zum Neubau des israelitischen Knabenwaisenhauses in Hagenau einen Zuschuss von 2500 Mark bewilligt."   

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
  
Suche nach dem angeblich aus Hagenau stammenden Wolf Mayer, der einen Diebstahl begangen haben soll (1821 / 1822)         

Anzeige im "Großherzoglich
 Badischen Anzeige-Blatt für 
den See-Kreis" von 1821 S. 631 
(Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):   
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken  
      
Hagenau Anzblatt Seekreis 1821 632.jpg (109756 Byte) Anzeige im "Großherzoglich
 Badischen Anzeige-Blatt für 
den See-Kreis" 
vom 3. August 1822.     

 
Zum Tod des Talmudisten Israel Ah (1876)   

Hagenau Israelit 12101876.jpg (51411 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1876: "Hagenau. Unsere Gemeinde hat einen großen Verlust erlitten. Am 15. Elul (= 4. September 1876) starb nämlich Herr Israel Ah. Derselbe war ein großer Talmudist und wird gewiss bei vielen seiner alten Freunde, namentlich in Mainz, wo er sich vor Jahren längere Zeit aufhielt, noch in gutem Andenken stehen. Von der allgemeinen Verehrung, die der Verstorbene hier genossen, zeugte die große Teilnahme, die sowohl Israeliten als Nicht-Israeliten bei Gelegenheit seiner Beerdigung bezeugten. An seinem Grabe sprachen vier Rabbiner. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

     
Dr. Alexander Levy komponiert einen vierstimmigen Gesang "Gruß dem Kaiser" (1891)    
Anmerkung: weitere Informationen zu Dr. Alexander Levy siehe unten (Artikel von 1904)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. März 1891: "'Gruß dem Kaiser', ein vierstimmiger Gesang von Alex. Levy in Hagenau (Elsass) ist in Leipzig erschienen. Ein Straßburger Blatt sagt darüber: Die Musik ist stimmungsvoll und majestätisch angelegt, dabei feurig und dem sehr hübschen Texte recht angepasst. In diesem Chor ist den Gesangvereinen nicht allein des Landes, sondern des ganzen deutschen Reiches ein patriotisches Kaiserlied gegeben worden, das überall gern gesungen und großen Anklang finden wird. Dem Tondichter hat die Kaiserin für das Lied huldreichen Dank aussprechen lassen."          

 
Advokat Rhens stiftet für die israelitische Zufluchtsanstalt in Haguenau (1902)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1902: "Hagenau, 28. Oktober (1902). Die 'Hagenauer Zeitung' berichtet von hier: Mit einer hochherzigen Stiftung hat der von hier gebürtige, seit fast einem halben Jahrhundert in Paris ansässige frühere Advokat Rhens, jetzt Direktor der Pariser Aktiengesellschaft 'Parfumerie Violet', die hiesige israelitische Zufluchtsanstalt bedacht, nämlich mit der Summe von 100.000 Mark. Der Spender, der mit dieser Stiftung das Andenken seiner hier noch in bester Erinnerung stehenden Eltern und Großeltern ehren will, hat bestimmt, dass mit den Zinsen dieses Kapitals ein gemeinnütziges Werk ins Leben gerufen werden soll. Seitens der Verwaltung des israelitischen Zufluchtshauses ist beabsichtigt, ein Waisenhaus zu gründen, in dem israelitische Waisenknaben von ganz Elsass-Lothringen Aufnahme finden sollen, jedoch unter Bevorzugung von Hagenauer und Schirrhofener israelitischen Waisenknaben."      

  
Mitteilung einer besonderen Trauung (1903) 

Hagenau FrfIsrFambl 20111903.jpg (40527 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. November 1903: "Hagenau. Hier wurde im israelitischen Altersasyle vom hiesigen Rabbiner eine Trauung eines Brautpaares vorgenommen, welches zusammen über 120 Jahre zählte. Der Bräutigam, Herr Kauffmann aus Niederroedern, Vater von erwachsenen, verheirateten Kindern, ging die zweite Ehe ein, während die Braut ihr Glück in dritter Ehe suchte." 

    
Kreis- und Anstaltsarzt Sanitätsrat Dr. Alexander Levy wird der Titel "Geheimer Medizinalrat" verliehen (1904)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1904: "Dem Kreisarzt und Strafanstaltsarzt Dr. Alexander Levy in Hagenau wurde der Charakter als Geheimer Medizinalrat verliehen."     
  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. April 1904: "Hagenau, 27. März (1904). Dem Kreis- und Anstaltsarzt Sanitätsrat Dr. Alexander Levy ist der Charakter als Geheimer Medizinalrat verliehen worden. Geheimrat Levy gehört unserer Stadt schon bald 1/3 Jahrhundert an. Nach Beendigung seiner Studien in Berlin, seiner Heimat, in Prag und Wien ließ er sich in Trier nieder, von wo er Mitte 1871 als Arzt an die Strafanstalt nach Hagenau kam. Sein bedeutsamstes Werk in dieser Amtstätigkeit war der Plan zur Einrichtung der hiesigen Erziehungs- und Besserungsanstalt für Knaben, welchen er in Gemeinschaft mit dem verstorbenen Direktor Hennig nach einer ausgedehnten Studienreise in Belgien, Holland und Norddeutschland ausarbeitete. Diese Organisation ist seitdem für eine größere Anzahl von Anstalten vorbildlich geworden. Auch für die bauliche Entwicklung Hagenaus war die Gründung der großen Anstalt mit ihren vielen Dependenzien, die ein Richtungsobjekt für die neuen, im Süden der Stadt entstehenden Straßenzüge wurde, von großer Bedeutung. Die Regierung erkannte die Verdienste des Anstaltsarztes an, indem sie ihm, als dem ersten in Elsass-Lothringen, den Titel als Sanitätsrat schon im Jahre 1888 verlieh. Anfangs des vorigen Jahres übernahm er die Geschäfte des Kreisarztes provisorisch, am 1. November definitiv. Weitbekannt sind wohl auch die literarischen und künstlerischen Leistungen des neuen Geheimrats. Wir erinnern nur an sein Elsass-Lied, seinen Kaisergruß, an die zahlreichen Gedichte und Prologe bei festlichen Gelegenheiten, die in der Hagenauer Zeitung und in anderen Tagesblättern erschienen. Das hiesige Zivilkasino hat zur Ehrung des 70. Geburtstages seines Vizepräsidenten vor kurzem eine schöne Feier veranstaltet, die in herrlichster Weise verlief. Gemeinrat Levy ist Vorsitzender des Ärztevereins 'Hagenau' (Weißenburg-Zabern) seit dessen Gründung sowie Redakteur der Straßburger Medizinischen Zeitung. Er ist der Bruder des vor einigen Jahren durch einen jähen Tod seinem ausgezeichneten juristischen Wirken entrissenen Justizrat M. Levy, welcher in der Ehrenreihe des Friedhofs in (Berlin-)Weißensee ruht."           


Zum Tod von Hopfenhändler Heinrich Weill (1906)  
    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar 1906: "Hagenau im Elsass. Im Alter von 75 Jahren starb hier der Hopfenhändler Heinrich Weill, ein allseits geachteter Mann. Das imposante Trauergefolge, unter dem sich die Spitzen der Behörden befangen, gab Zeugnis von dem Ansehen, das der Verstorbene sich durch seinen Lebenswandel zu verschaffen wusste."     

   
Diamantene Hochzeit des Ehepaares Adolf Weil und Frau (1906)
   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Mai 1906: "Hagenau. Diamantene Hochzeit. Die Rentner Adolf Weil'schen Eheleute feierten in Rüstigkeit das Fest der diamantenen Hochzeit. Der Jubelgreis war lange Jahre Präsident der israelitischen Gemeinde und ist noch heute Mitglied des Ortsschulvorstandes."   

    
Dr. Leon Weill und Arthur Moch werden bei den Gemeinderatswahlen als Gemeinderäte gewählt (1908)
   

Ingweiler usw FrfIsrFambl 10071908.jpg (84126 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1908: "Straßburg. Die Gemeinderatswahlen haben auch eine stattliche Anzahl Juden in die Stadtparlamente gebracht. Wir verzeichneten in der vorwöchentlichen Nummer bereits eine Anzahl Namen. Es wurden ferner gewählt: 
Marc Blum, Max Frank und Fritz Meyer in Straßburg; Gilbert Meyer, Abraham Bloch und Joseph Weil in Ingweiler; David Levy in Dettweiler; Nathan Heller in Brumath; Leo Ginsburger in Uffheim; Dr. Leon Weill und Arthur Moch in Hagenau; Bernhard Baer und Leopold Klotz in Sulz u.W.; Achille gen. Elie Weil in Bollweiler; Jakob Schwab und Leon Bloch in Winzenheim; Adrian Bloch und Ferdinand Dreyfus in Mülhausen; Emil Weill in St. Ludwig; Salomon Heimerdinger und Emile Picard in Grussenheim; Silvani Beer und August Levy in Saarburg; Tuteur und Leiser in Metz; Leopold Blum und Julien Levy in Umlingen, Felix Barth in Forbach; Marcel Cahen und Levy Aron in Püttlingen."       

  
Zum Tod von Arthur Moch (1910)  

Hagenau FrfIsrFambl 28101910.jpg (45770 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 28. Oktober 1910: "Hagenau. Die hiesige Judenheit hat einen schweren Verlust erlitten. Arthur Moch, eines ihrer angesehensten und in jüdischen Angelegenheiten tätigsten Mitglieder, ist - 65 Jahre alt - plötzlich einem Herzschlage erlegen. Moch war u.a. Stadtrat, Präsident des israelitischen Knabenwaisenhauses und des israelitischen Zufluchtshauses und gehörte lange Jahre dem israelitischen Konsistorium des Unter-Elsaß an."  

   
Goldene Hochzeit des Baruch Dreyfus'schen Ehepaares (1912)   

Hagenau FrfIsrFambl 26041912.jpg (19326 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1912: "Hagenau. Das Baruch Dreyfus'sche Ehepaar in Hagenau und das Aron Weill'sche Ehepaar in Zabern feierten in Rüstigkeit die goldene Hochzeit." 

      
Zum Tod des aus Hagenau stammenden Prof. Dr. Louis Eisenmann (geb. 1869 in Hagenau, gest. 1937 in Paris)  

Hagenau CV-Ztg 27051937.jpg (59108 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" vom 27. Mai 1937: "Aus der wissenschaftlichen Welt
Professor Dr. Louis Eisenmann, Inhaber des slawistischen Lehrstuhls an der Pariser Universität und Direktor des Instituts Francais Ernest Denis in Prag, ist am Freitag, 14. Mai, in Paris im 68. Lebensjahr gestorben. Anlässlich des Ablebens des berühmten jüdischen Gelehrten haben zahlreiche Persönlichkeiten der wissenschaftlichen und politischen Kreise, unter ihnen der tschechoslowakische Außenminister, Professor Dr. Kamil Krofta, an die Witwe des Verstorbenen und an den Rektor der Pariser Universität, Charlety, Beileidskundgebungen gerichtet.   
Louis Eisenmann, der 1869 in Hagenau geboren war, wurde 1905 Professor an der Universität Dijon; seit 1922 lehrte er slawische Kultusgeschichte und Zivilisation in Paris und war zugleich Generalsekretär des Instituts für slawische Wissenschaften an der Pariser Universität."   

       

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der in Hagenau
 geborenen Marie Rosberg geb. Klein
 
 Haguenau KK MZ Rosberg Marie.jpg (91446 Byte)    
  Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) von Marie Rosberg geb. Klein (geb. 14. März 1883 in Haguenau),
 wohnhaft in Mainz, am 25.März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen  
 

     
     
     
Zur Geschichte der Synagogen   
    
Die erste Synagoge wurde 1349 beschlagnahmt. Sie befand sich auf dem alten Rathausplätzel, jetzt Place de la République. Nach 1354 wurde in der heutigen Rue de Sel Nr. 8 eine Synagoge auf dem Grundstück einer früheren christlichen Kapelle erbaut. 1492 wurde sie, nachdem sie verfallen war, neu errichtet. Nach einem Feuer 1676 konnte sie wieder aufgebaut werden und diente als Gotteshaus der Gemeinde bis 1820, als die neue Synagoge in der jetzigen Rue du Grand Rabbin Joseph Bloch erbaut wurde. 
     
Über die Synagogen in Hagenau vom 14. bis 19. Jahrhundert (Artikel von 1887)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni 1887: "Hagenau hatte auch die ihrige (sc. Synagoge) von 1349 bis 1677 behalten. Aber dann verbrannte eine Feuersbrunst sie mit vielleicht 150 anderen Häusern zu Asche. Diejenige, welche an ihrer Stelle 1683 erbaut wurde, konnte wegen ihrer Unzulänglichkeit nicht stehen bleiben und wurde 1819 verkauft, als die neue Synagoge eingeweiht wurde. Ebenso verhält es sich in fast allen jüdischen Gemeinden. Da sie immer fürchteten, vertrieben zu werden, so hielten die Juden niemals darauf, Tempel mit schöner Architektur zu haben. Ein Haus, das genug Platz enthielt, um die Gemeinde aufzunehmen, mit einigen Gesetzesrollen, war zu jeder Zeit ausreichend für sie. Schon um diese einfachen Wände aufzurichten, hatten sie so viele Schwierigkeiten und so viele Formalitäten zu erfüllen, dass der Gedanke ihnen niemals kam, bemerkenswertere Gotteshäuser zu haben."      

Aus der Geschichte der neuen Synagoge liegen einzelne Berichte vor, u.a. vom Streit um die Einführung einer Orgel Ende der 1860er-Jahre:
      
Streit in der Gemeinde - die orthodox Gesinnten sind gegen die Orgel in der Synagoge (1869)   

Hagenau Elsass 16091869as.jpg (55005 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1869: "Straßburg. Dem 'Univ. Isr.' wird aus dem Elsass geschrieben: Die Gemeinde Hagenau, die seit mehreren Jahren ein kleines Harmonium in der Synagoge hat, welches zum Lecho Dodi gespielt wurde, beabsichtigt jetzt eine größere Orgel in derselben aufzustellen, welche an Sabbat und Festtagen sämtlich Gebete begleiten soll. Infolge dieser bevorstehenden Neuerung ist in der Gemeinde große Bewegung, und eine beträchtliche Anzahl Gemeindeglieder, welche noch treu anhangen an dem Glauben der Väter, hat die Erklärung abgegeben, dass sie, sobald die Orgel in die Synagoge eingeführt wird, nicht mehr dem Gottesdienste darin anwohnen werden, und so wird die Orgel, trotz ihrer harmonischen Klänge, die bisher in der Gemeinde gewesene Eintracht und Harmonie stören."
    
Einige Jahre später hatten sich die Wogen in der Gemeinde wieder geglättet, die Zeitschrift "Der Israelit" konnte berichten:  
Hagenau Israelit 14061876.jpg (16707 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1876: "Hagenau (Elsass). Wir vernehmen mit großem Vergnügen, dass der Friede innerhalb der jüdischen Gemeinde zu Hagenau wieder hergestellt ist. (Un. Isr.)."


Nach 1945
wurde das in der Kriegszeit durch eine Bombardierung beschädigte Gebäude wieder renoviert. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurde die Synagoge am 22. März 1959 feierlich wiedereröffnet. Viele Rabbiner und alle Mitglieder des Bas-Rhin-Konsistoriums nahmen daran teil. Die Synagoge dient bis zur Gegenwart der jüdischen Gemeinde als Gotteshaus.   
     
     
Adresse der Synagoge:     Rue de Grand-Rabbin-Bloch / Rue de la Synagogue       
     
     
Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos werden noch nachgetragen; vgl. http://judaisme.sdv.fr/synagog/basrhin/g-p/haguenau/synagog/synago.htm     

  
  
Neuere Fotos: 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.11.2003)   

Haguenau Synagogue 155.jpg (54118 Byte) Haguenau Synagogue 153.jpg (51201 Byte) Haguenau Synagogue 154.jpg (45299 Byte)
Blick zur 
Synagoge
Die Synagoge liegt an der Ecke Rue du Grand Rabbin Joseph Bloch 
/ Rue de la Synagogue
         
Haguenau Synagogue 151.jpg (53734 Byte) Haguenau Synagogue 150.jpg (45363 Byte) Haguenau Synagogue 152.jpg (32108 Byte)
Eingangstor   Inschrift: "Dies ist das Tor zum Herrn,
 Gerechte ziehen durch es hinein" 
Moderne Umfassungsmauer 
neben der Synagoge mit Menora 
   
           
Die Synagoge Anfang 2012 
(Fotos: Bernhard Kukatzki) 
    
Haguenau Synagogue 1210.jpg (108988 Byte) Haguenau Synagogue 1211.jpg (89602 Byte) Haguenau Synagogue 1212.jpg (93461 Byte)
Die Synagoge an der Ecke Rue du Grand Rabbin Joseph Bloch / Rue de la Synagogue 
     
Haguenau Synagogue 1213.jpg (70917 Byte) Haguenau Synagogue 1214.jpg (116949 Byte) Haguenau Synagogue 1215.jpg (113747 Byte)
 Blick von Südosten  Einzelnes Fenster der Synagoge  Blick auf den Eingangsbereich
     
Haguenau Synagogue 1216.jpg (105370 Byte) Haguenau Synagogue 1217.jpg (95900 Byte) Haguenau Synagogue 1218.jpg (81387 Byte) Haguenau Synagogue 1219.jpg (83840 Byte)
Fassade und Portalinschrift über dem Eingang (siehe oben)     
       
Innenaufnahmen
(Fotos: Iris Schweikert, Foto vom 3.10.2019)
 
   Blick zum Toraschrein   dass.
     
Links: Inschrift von 1492, rechts Inschrift von 1683;
Beides Inschriften von Vorgängersynagogen.  
 Säule mit Inschrift
 
 Seitenansicht mit Glasfenstern; die Fenster gehen
auf Stiftungen von Mitgliedern der Gemeinde zurück.

           
           

Links und Literatur    

Links:  

bullet Französische Informationsseite zu Haguenau 
bulletWeitere französische Informationsseite mit Fotos   
bullet Seite zum jüdischen Friedhofe Haguenau (interner Link) 
bulletWebsite des Ministère de la culture mit Informationen zur Synagoge in Haguenau  


Literatur:   

bulletGermania Judaica II,1 S. 313-316.  
bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S. 82-83. 

bullet

Beitrag des Archives Municipales de Haguenau von 2015: "La Communauté Israélite de Haguenau et son cimetière" (pdf-Datei, eingestellt).    

      
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Haguenau  Bas-Rhin dist. Jews were probably present in Haguenau before 1235, when a blood libel was perpetrated against them. The synagogue was built in 1252. In February 1349, the community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49. In 1354, a new community was founded. The Jewish cemetery dates from the 16th century. The synagogue,  burned down in 1676 with the rest of the city, was reconstructed in 1683. Down through the years, Haguenau absorbed Jews from the surrounding district as well as from Poland. Among Haguenau's noted rabbis was Elie Schwab (1721-1749). The community numbered 325 members (64 families) in 1784. The synagogue on Rue des Juifs was built in 1821. By 1865 the community consisted of 687 members. In the Haguenau district, there were 2.701 Jews in 1885 and 2.109 in 1905. An orphanage was inaugurated in may 1906. In 1926, there were 1.455 Jews in the district of Haguenau and 1.391 in 1931. R. Meyer Jais, later chief rabbi of Paris, held office in Haguenau in 1933-38. By 1936, there were 113 Jews in Haguenau and 564 in the Haguenau district. During the war, the Germans expelled all to the south of France with the rest of Alsace-Lorraine Jews. Altogether 111 Jews were deported; 148 persons died either from deportations of in the course of the fighting. During the war, the Nazis looted the synagogue. In 1968 the community numbered 300. 
   
    

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge     

                               

 

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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020