In Rüsselsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis Ihre Entstehung geht in
die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1660 werden namentlich die
Juden Beith und Jacob genannt. 1713 lebten 22 jüdische Personen in Rüsselsheim
(3,0 % von insgesamt 722 Einwohnern); 1770 wurden 10 jüdische Familien gezählt
(von insgesamt 154 Familien), 1784 46 jüdische Einwohner (4,6 % von insgesamt
996 Einwohnern). 1735 war Isaak von Rüsselsheim Vorsteher über die
Juden aus der Region Darmstadt-Starkenburg.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1817 105 jüdische Einwohner (7,7 % von insgesamt 1.370), 1830 83,
1843 85 (5,0 % von 1.659), 1861 113 (5,8 % von 1.932), 1871 147 (6,4 % von
2.279), 1871 124, 1880 112 (4,2 % von 2.625), 1900 62 (1,6 % von 3.939),
1910 62 (1,0 % von 6.099).
Zur jüdischen Gemeinde in Rüsselsheim gehörten Anfang des 19. Jahrhunderts
auch die in Bauschheim, Bischofsheim
(bis 1826), Königstädten
(später zu Nauheim), Ginsheim
(bis 1826) und Raunheim lebenden jüdischen Personen, später nur noch
diejenigen in Raunheim und Bauschheim
(in Raunheim 1830 16, 1905 9 jüdische Personen; um 1930 lautete die
offizielle Bezeichnung der Gemeinde: 'Israelitische Religionsgemeinde Rüsselsheim
mit Raunheim'; in Bauschheim lebten Juden seit dem 16./17.
Jahrhundert; 1895 noch 3 jüdische Einwohner, nach 1900 keine mehr).
Die jüdischen Familien lebten zunächst vom Handel mit Vieh und Landesprodukten
(Getreide). Im Laufe des 19. Jahrhunderts waren auch Handwerker unter den jüdischen
Einwohnern (Schuhmacher, Schneider).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen
Friedhof
in Groß-Gerau beigesetzt. 1923 wurde in Rüsselsheim als Teil des
allgemeinen Friedhof der Stadt (Waldfriedhof) ein jüdischer
Friedhof eingerichtet, auf dem in der Folgezeit sechs Beisetzungen
stattfanden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Die Stelle war häufig neu zu besetzen (siehe Ausschreibungstexte unten). Unter
den Stelleninhabern werden u.a. Lehrer Löwenthal (um 1868), Samuel Montag (um
1875) und Markus Schatz genannt (bis 1893, danach in Endingen);
dazu Lehrer Vooß, der 1896 mit dem Rabbiner aus Darmstadt die Einweihung der
Synagoge in Kelsterbach
vornahm. Die Neueinweihung der 1929 renovierten Synagoge nahm Lehrer Sami Stern
(= Jakob Samson Stern, siehe unten "Erinnerungsarbeit"
- Artikel vom April 2010) vor. Die Gemeinde gehörte seit Ende des 19.
Jahrhunderts zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt. 1928 erfolgte ein Wechsel
zum liberalen Bezirksrabbinat ebd.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Vizefeldwebel
Julius Nachmann (geb. 1.5.1882 in Rüsselsheim, vor 1914 in Aachen wohnhaft, gef.
15.7.1916) und Max Nachmann (geb. 1.4.1888 in Rüsselsheim, vermisst seit
20.3.1915). Zwei Söhne der Familie Reinheim wurden mit dem EK I
ausgezeichnet.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 59 Personen gehörten, war
Gemeindevorsteher L. Schott. 1929/33 waren die Gemeindevorsteher
Bertram Mayer, Moritz Reinheimer und Emanuel Nachmann.
1933 lebten noch 47 jüdische Personen in Rüsselsheim. Es handelte
sich im einzelnen um Familie Benny Adler (Kolonialwarengeschäft Mainzer Straße
8), Familie des Futtermittelhändlers Hermann Gottschall (Schäfergasse 20),
Familie Guttenstein-Forst (bis 1935 Lebensmittelgeschäft Haßlocher Straße
24), Familie Josef Grau (Schäfergasse 3), Familie des Opelhändlers Moses Linz
(Mainstraße 15), Familie Bertram Mayer (Schuh- und Bekleidungsgeschäft
Bahnhofstraße 15), Familie Emanuel Nachmann (Tankstelle und Kfz-Werkstatt
Mainzer Straße 8, hier heute ein Parkplatz), Familie des Schuhhändlers
Wolf Naumann (Darmstädter Straße 5), Familie des Opelarbeiters Moritz
Reinheimer (Marktplatz 11), Familie des Religionslehrers Sami Stern (Jakob
Samson Stern, Schäfergasse 4), Ehepaar Alfred und Katharina Löw (Friseurgeschäft
Waldstraße 65), Familie Robert Wohlfeiler (Schuh- und Ledergeschäft
Bahnhofstraße 12).
In
den Jahren nach 1933 sind die meisten der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.). Auch die
Wohnung von Religionslehrer Sami Stern in der Schäfergasse 4 wurde völlig
verwüstet; seine gesamte wertvolle Bibliothek wurde auf einen Lastwagen
geladen, zum Mainufer gefahren und dort verbrannt (siehe Bericht unten "Erinnerungsarbeit"
- Artikel vom April 2010). Im Mai 1939 wurden noch 13 jüdische Einwohner am Ort gezählt, im
September 1939 noch neun, die nun gemeinsam in das Haus von Hermann Gottschall
(Schäfergasse 20) ziehen mussten ("Judenhaus"; Gebäude
wurde 1992 von der Stadt Rüsselsheim abgebrochen; die Idee, hier einen
Gedenkort einzurichten, wurde nicht weiter verfolgt). 1942 wurden
bei den Deportationen im März beziehungsweise September insgesamt sechs jüdische
Einwohner nach Polen beziehungsweise Theresienstadt deportiert.
Von den in Rüsselsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben bei
Schleindl s.Lit.): Benno
Adler (1883), Hermann Adler (1878), Jenny (Fanny) Adler (1867), Max Adler (1878), Esther
Baumgart geb. Adler (1882), Abraham Bruchfeld (1854), Ludwig Eisen (1903),
Amalie Forst (1878), Mendel Forst (1875), Hermann Gottschall (1860), Mathilde Gottschall geb. Bruchfeld (1865),
Hilde Grau (1926), Josef Grau (1862), Ida Grau geb. Wassermann (1886), Richard Grau
(1922), Irma Hertog geb. Stern (1909), Henriette Herz geb. Adler (1874), Nanette Kahn geb. Ling (1896), Fanny Lang geb. Laufer (1884),
Karl Linz (1898),
Melanie Linz (1904), Setta Lonnerstädter geb. Adler (1883, vgl. Kennkarte
unten), Bertha Manasse geb.
Schott (1873), Emanuel Nachmann (1885), Ida Nachmann geb. Mannheimer (1884), Ludwig Nachmann (1886), Rosa Neumann geb. Marxsohn (1864), Cäcilie
Nussbaum geb. Adler (1886), Lilli Oliven geb. Kiritz (1905), Hertha Reinheimer
(1924), Irene Reinheimer (1921), Moritz Reinheimer (1888), Regina (Recha) Reinheimer geb. Nachmann (1890), Emanuel
Roman (1883), Toni Rothschild geb. Schott (1876), Alice Ryczywol (1929), Rosel
Ryczywol geb. Gottschall (1893), Auguste Schaffner geb. Schott (1859), Ludwig
Schott (190), Markus
Schott (1864), Max Tschornick (1903), Klara Wohlfeiler geb. Kahn (1871).
Aus Raunheim und Bauschheim werden im Gedenkbuch keine Namen
genannt.
Eine Gedenktafel für die jüdische Gemeinde enthält die Inschrift:
"Mahnung für Gegenwart und Zukunft. Dem Andenken an die während der
NS-Zeit verfolgten jüdischen Bürger Rüsselsheims. Der mahnenden Erinnerung an
die Zerstörung der Rüsselsheimer Synagoge am 10. November 1938. Dem Gedenken
an die Rüsselsheimer Bürger, die wegen ihrer Gegnerschaft zum NS-Regime
Konzentrationslager, Leid, Angst und Tod erleiden müssten. 'Als die Nazis die
Kommunisten holten, habe ich geschwiegen. Ich war ja kein Kommunist. Als sie die
Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen. Ich war ja kein
Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert:
Ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der
protestierte...' Martin Niemöller."
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1862 /
1869 / 1877 / 1878 / 1882 / 1884 / 1886 / 1890 / 1893 / 1901 / 1903 / 1909
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1863: "Lehrer-Stelle
vakant! In der israelitischen Gemeinde zu Rüsselsheim im Großherzogtum
Hessen ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters
sofort zu besetzen. Das Einkommen beträgt 350 Gulden. Bewerber wollen
unter Beifügung ihrer Zeugnisse sich melden beim Vorstand. J. Adler I."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1869: "Die Stelle eines
Religionslehrers, Vorbeters und Schächters bei der israelitischen
Gemeinde zu Rüsselsheim, mit einem jährlichen Einkommen von 400 Gulden,
ist erledigt und sofort zu besetzen. Bewerber dafür wollen sich mit Beifügung
ihrer Zeugnisse bei dem Vorstand daselbst melden."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1877: "Die israelitische
Gemeinde zu Rüsselsheim bei Mainz wünscht sofort einen Religionslehrer,
Schochet und Chasan zu engagieren und wollen sich Bewerber an den Vorstand
wenden. Einkommen 1.200 Mark."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1878: "Die
israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle zu Rüsselsheim
am Main ist zum 15. September laufenden Jahres zu besetzen. Jährliches
Einkommen 1.200 Mark. Ein unverheirateter Mann wird bevorzugt. Meldungen
nimmt der Vorstand entgegen."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1882: "Die hiesige
Vorbeter-, Religionslehrer- und Schächterstelle ist per 1. Oktober zu
besetzen. Einkommen beträgt Mark 1.000 bis Mark 1.100. Deutsche Bewerber
erhalten den Vorzug und wollen sich Reflektierende an den Vorstand wenden.
Rüsselsheim, den 5. Juli 1882."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1884: "Die hiesige
israelitische Gemeinde sucht per 1. Februar dieses Jahres einen
Religionslehrer, Vorsänger und Schächter. Einkommen Mark 900 – 1000.
Ledige Bewerber wollen sich bei unterzeichnetem Vorstand melden. Rüsselsheim
am Main, Januar 1884. Em. Schott."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1886: "Die hiesige
Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle ist per 1. Juni zu
besetzen. Einkommen Mark 900. Reflektierende wollen sich an den
unterzeichneten Vorstand wenden. Rüsselsheim, 15. April 1886. Em. Schott."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1890: "Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schochet-Stelle ist per 1. September
laufenden Jahres zu besetzen. Reflektierende wollen sich an den hiesigen
Vorstand wenden. Freie Wohnung und ca. 900 Mark. Einkommen. Rüsselsheim,
10. Juni 1890. Der Vorstand Abraham Linz."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1890:"Die
hiesige Religionslehrer, Vorsänger- und Schochet-Stelle ist
per 1. Februar 1891 zu besetzen. Reflektanten wollen sich an den hiesigen
Vorstand wenden. Freie Wohnung und ca. 900 Mark Einkommen.
Rüsselsheim am Main. Der Vorstand: Abraham Linz."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1893: "Die
Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle in Rüsselsheim am Main ist
per sofort zu besetzen. Einkommen 900-1.000 Mark nebst freier Wohnung und
Garten. Meldungen erbittet Der Vorstand.
Zufolge meiner Berufung nach Neu-Endingen
verlasse diese Stelle, in welcher ich 2 ½ Jahre war und kann ich dieselbe
meinen Kollegen bestens empfehlen. Markus Schatz, Kantor."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1901:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schochetstelle
ist per 1. Oktober dieses Jahres zu besetzen. Einkommen ca. 900 Mark,
eventuell 1100 Mark, nebst freier Wohnung. Reflektanten wollen sich an den
unterzeichneten Vorstand wenden. Verheiratete Beamten mit kleiner Familie
bevorzugt. H. Schott, Rüsselsheim am
Main."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1903:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schochetstelle
ist per sofort zu besetzen. Einkommen ca. 900 Mark nebst freier Wohnung.
Reflektanten wollen sich an den unterzeichneten Vorstand wenden.
Verheiratete Beamte mit kleiner Familie bevorzugt. H. Schott, Rüsselsheim am Main."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom7.
Januar 1909: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und
Schochetstelle ist pro 1. März 1909 zu besetzen. Einkommen 900 Mark
eventuell 1.200 Mark nebst freier Wohnung und Garten. Reflektanten wollen
sich an den endstehenden Vorstand wenden. Diejenigen, die eine Religionsprüfung
bereits bestanden haben sowie verheiratete Beamten mit kleiner Familie
bevorzugt.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde Rüsselsheim a.M.H. Schott."
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1893: "Rüsselsheim am Main,
10. Juni (1893). In einer heute dahier stattgehabten
Antisemitenversammlung wurde dem antisemitischen Reichstagskandidaten Hugo
Welcker aus Ulm von den zahlreich erschienenen Sozialdemokraten durch
Zwischenrufe zugunsten der Juden, Pfeifen und Zischen derart
heimgeleuchtet, dass dieser nach einer halben Stunde seinen Vortrag schließen
musste."
Restaurierung des rituellen Bades (1901)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1901: "Rüsselsheim am Main.
Auf Veranlassung des Rabbiners Herrn Dr. Marx und unter Mitwirkung des
hiesigen Vorstandes, ist die Mikwe,
welche mehrere Jahre in vernachlässigtem Zustande war, wieder nach den
rituellen Vorschriften hergestellt worden."
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1901: "Rüsselsheim. In
einer Ihrer jüngsten Nummern brachten Sie eine Notiz, dass unter
Mitwirkung des Herrn Rabbiner Dr. Marx in Darmstadt und des Vorstandes,
die hiesige Mikwo, welche seit Jahren vernachlässigt war, wieder rituell
hergestellt sei. Dies ist dahin zu berichtigen, dass ohne Mithilfe des
Vorstandes nur aus ganz privaten, oder aus den Mitteln des hiesigen
Frauenvereins für die Mikwo etwas getan wurde. An eine vollständige
rituelle Instandsetzung ist bis jetzt noch nicht zu denken und müssen
deshalb, die Besucher derselben bei strengster Kälte, um der Mizwoh
(Gebot) Genüge zu leisten, bis heute noch, nach Mainz oder Frankfurt
reisen. Auch ist von Seiten des Herrn Rabbiners Dr. Marx weder eine
Besichtigung noch eine Begutachtung erfolgt. Es kann daher von einer
rituellen Herstellung vorerst noch keine Rede sein. Es wäre sehr zu wünschen,
wenn endlich einmal Schritte getan würden, dass diese Mizwoh (Gebot) erfüllt
werden kann, denn durch eine derartige Vernachlässigung wird der
Bequemlichkeit halber diese große Mizwoh nicht geübt."
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1891: "Rüsselsheim am
Main,
25. Januar (1891). Am vergangenen Schabbat
Paraschat Bo (d.i. der Schabbat mit der Toralesung Bo = 2.
Mose 10,1 - 13,16; dies war am 17. Januar 1891) schied hier im Alter von 79 Jahren eine Frau aus diesem
leben, die jedem frommen Jehudi
als leuchtenden Vorbild dienen kann. Wiewohl dieselbe nie auf Anerkennung
Anspruch gemacht hat, so war sie doch würdig, dass ihrer nach ihrem Tod gedacht werden.
Die Verstorbene, Frau Jonas Adler I Witwe, zeichnete sich durch ihre Güte
und Menschenfreundlichkeit, besonders aber durch ihre hervorragende Frömmigkeit
und ihr Gott geweihtes Leben ganz besonders aus. (Sie fastete trotz ihres
hohen Alters alle Fastentage,
selbst den letzten 10. Tewet
einen ganzen Tag). Früh verwaist, wurde sie im Hause des Raw
Hirsch Cannstatt – das Andenken an den Fromm ist zum Segen – in
Mainz an Kindesstatt erzogen, woselbst sie durch das Vorbild Liebe zu Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit gewann, was sie auch ihren Kindern übertrug.
(Am Vorabend ihres Todes rezitierte sie noch auf die diesbezügliche Frage
ihres Sohnes, den Inhalt der Sidra
Bo sowie denjenigen des Sidra
Beschalach). Die Armen und Bedrängten verlieren an ihr eine Wohltäterin
im edelsten Sinne des Wortes.
Auch war sie I. Vorsteherin des hiesigen israelitischen Frauenvereins,
welchen dieselbe seit einer großen Reihe von Jahren mit der größten Pünktlichkeit
verwaltete. Ihr Lieblingsgang war der Besuch der Synagoge, in welcher sie sogar den ganzen Jom Kippur stehend verbrachte, und zeugte die Innigkeit, mit der sie
ihre Gebete sprach, von ihrer Gesinnung und dem Verständnis der Gebete.
Welche Hochachtung die Verklärte durch ihren tugendhaften Lebenswandel
erworben, das bewies die Menschenmenge, welche von nah und Fern
herbeieilte, um ihr das letzte Geleite zu geben. Möge dieselbe Jenseits
den Lohn empfangen, dessen sie sich hienieden verdient gemacht hat, "Es
sei ihre Seele eingebunden und den Bund des Lebens. Amen."
Goldene Hochzeit von Mordechai May in Roßdorf mit der
aus Bauschheim stammenden Jettchen geb. Lippmann (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1902:
"Aus Hessen. In Roßdorf
feierten am Mittwoch, 17. Dezember (1902), Herr Mordechai May und
dessen Ehefrau Jettchen geb. Lippmann aus Bauschheim, im
engsten Familienkreise das seltene Fest der goldenen Hochzeit, eine Feier,
welche in hundert Jahren hier nicht vorgekommen ist. Möge es dem
Jubelpaare, das sich noch bester Gesundheit und Rüstigkeit erfreut,
beschieden sein, auch das diamantene Jubiläum zu feiern. - N. -"
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1868: "Koscher
- Zichorie in Rüsselsheim, Großherzogtum Hessen. Auf vielseitiges
Verlangen lasse ich von jetzt an Koscher-Zichorie von
vorzüglichster Qualität unter Aufsicht des Herrn Lehrer Löwenthal
dahier fabrizieren und empfehle meine preiswürdige Ware denjenigen
geehrten jüdischen Abnehmern, welcher darauf reflektieren, dass sie nach
jüdischem Gesetze erlaubte, ohne Beimischung von Schweinefett bereitete
Zichorie erhalten. Rüsselsheim, den 14. Mai 1868. Fr. Engelhardt.
Der Unterzeichnete bezeugte, dass er bei der Fabrikation der Koscher-Zichorie
die strengste Aufsicht führt, sodass bei den mit seinem Stempel
versehenen Paketen eine verbotene Zutat nicht zu fürchten
ist. Lehrer Löwenthal in Rüsselsheim.
Herr Lehrer Löwenthal in Rüsselsheim ist mir als religiöser,
zuverlässiger Jehudi bekannt, dem volles Vertrauen gebührt.
Dr. Lehmann in Mainz."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1876: "Zur gefälligen
Notiznahme. Da die Koscher-
Zichorie in der Engelhardtschen Fabrik in Rüsselsheim nicht mehr unter
meiner Aufsicht fabriziert wird, und ich so überhaupt in keiner Beziehung
mehr zu dieser Fabrik stehe, so kann ich für das Kaschrut
desselben keine Verantwortlichkeit übernehmen und halte es für meine
Pflicht, diejenigen, welche noch jetzt aus dieser Fabrik koscher Zichorie beziehen, darauf aufmerksam zu machen. Samuel
Montag, Lehrer, früher in Rüsselsheim, jetzt in Griesheim
bei Darmstadt."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1901: "Koscher zu Pessach ZichorienKoscher
zu Pessach. Langjährige Fabrikation, eingerichtet nach Vorschrift des
Herrn Rabbiner Dr. Marx in Darmstadt und unter Aufsicht eines von
demselben ernannten Schomer.
Bestellungen auf Pessach erbitte
sofort. Die Versandkisten werden außerdem unter Aufsicht des Schomer gepackt und gesiegelt, worauf ich noch besonders aufmerksam
mache. Fried Engelhardt Zichorienfabrik (gegründet 1819) Rüsselsheim am
Main. Export nach allen Ländern. 16 Medaillen und Diplome."
Stellungnahme des Schomer Leo Adler - Beauftragter des
Rabbinates zur Beaufsichtigung der Zichorienfabrik (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903:
"Rüsselsheim, 23. November (1903). Bezugnehmend auf Ihre in
Nr. 92 Ihres geschätzten Blattes einem Herrn L. in Frankfurt am Main
erteilte Antwort betreffs Bezug von Koscher-Zichorie, fühle ich mich
verpflichtet, Ihre darin gemachten Auseinandersetzungen in einigen Punkten
zu berichtigen.
Ich bin seit langen Jahren Schomer bei der hiesigen Zichorienfabrik von
Friedr. Engelhard, und kann auf Gewissen von den von diesem Hause als
koscher ausgehenden Zichorien behaupten, dass diese es auch wirklich sind.
Die zur Fabrikation nötigen Maschinen, ein Brenner und eine Mühle,
werden vor jedesmaliger Koscher-Fabrikation gründlich gereinigt und
geglüht, und nehmen diese Vorbereitungen stets Dreivierteltag in
Anspruch. Das Einfüllen der fertigten Ware in Tüten, welches sonst
ebenfalls mit Maschinen geschieht, wird bei der Koscher-Ware mit der Hand
besorgt.
Vorgesagtes geschieht alles auf Anordnung des hochgeehrten Herrn Rabbiners
Dr. Marx - Darmstadt, und dass auch alles nach Vorschrift gehandhabt wird,
dafür wohne ich der Fabrikation von Anfang bis Ende bei - selbst dem
Versand, wenn es sich um Zichorie Koscher al Pessach handelt - und rechne
es mir zur Gewissenssache, da sich doch die orthodoxe jüdische Welt
hierin auf mich verlässt.
Leo Adler, Schomer."
Sonstiges Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Zacharias Kiritz (gest. 1886) und Jeanette Hauser
(gest. 1902), beide aus Raunheim Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Jeanette Hauser wird nicht mitgeteilt.
Grabstein
für
"Our beloved Father
Zacharias Kiritz
Native of Raunheim Darmstadt
Died August 4th 1886 (?) Aged 89 Years".
Grabstein für
"Our beloved Mother
Jeanette Hauser
Born in Raunheim Hessen-Darmstadt
Died October 18, 1902
Aged 86 Years".
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgende Kennkarte ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de
Kennkarte
der aus Rüsselsheim
stammenden Setta Lonnerstädter geb. Adler
Kennkarte (rechts)
für Jakob Lonnerstädter (geb. 7. Juli 1880 in Haßfurt als Sohn
von Hesslein Lonnerstädter
und seiner Frau Rosa geb. Süss), war als Handelsvertreter in Mainz
tätig. Am 25. März 1942 wurden er und seine Frau Setta geb.
Adler (geb. 1883 in Rüsselsheim, Kennkarte links)
von Mainz über Darmstadt in das Ghetto Piaski deportiert und sind
umgekommen.
Nach Angaben bei Paul Arnsberg s. Lit. soll möglicherweise schon Anfang
des 17. Jahrhunderts und damit vor dem Dreißigjährigen Krieg in Rüsselsheim
eine Synagoge bestanden haben. Nach Angaben bei Angelika Scheindl s.Lit. soll um
1650 eine Synagoge vorhanden gewesen sein.
1822 wird eine schon längere Zeit am Ort bestehende Synagoge genannt,
die sich Anfang der 1840er-Jahre in sehr schlechtem baulichen Zustand befand.
1844/45 wurde ein neues Gebäude erstellt. Nur auf Grund von Spenden (u.a.
durch Amschel Baron von Rothschild) und
Kollekten in den umliegenden jüdischen Gemeinden konnte das Gebäude damals von den in durchweg armseligen
Verhältnissen lebenden jüdischen Familien erstellt werden. 1870 wurde das 25jährige Synagogenjubiläum gefeiert.
Nach einem Inventarverzeichnis von 1875 befanden sich in der Synagoge:
sechs Torarollen, eine Haftara, eine Esterrolle, drei Gebetbücher für die
hohen Feiertage, 21 Toramäntel, 2 Stangen, ein Leuchter mit 27 Armen, einer mit
sechs Armen, zwölf Wandleuchter mit vier Armen, zehn Wandleuchter mit drei
Armen, ein Kandelaber, ein Schofar, drei Torazeiger mit Haken, Kette und Ring,
eine Besomimbüchse, ein Kidduschbecher und einiges mehr.
Um 1895 wurde das
Gebäude renoviert. 1913 brach ein Brand aus, der jedoch
glücklicherweise keinen allzu großen Schaden anrichtete. 1928/29 wurde
mit mit Hilfe von einer Spende der Familie Opel die Synagoge erneut gründlich renoviert.
Brand in der Synagoge (1913)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Februar 1913: "Rüsselsheim,
Am Samstag brach in der Synagoge ein Brand aus. Das Feuer kam, wie man
vermutet, durch Funkenflug in der Wohnung des israelitischen
Religionslehrers zum Ausbruch. Da es jedoch bald bemerkt und Hilfe rasch
zur Stelle war, so konnte es bald gelöscht werden."
Restaurierung der Synagoge (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1929: "Die renovierte Rüsselsheimer
Synagoge. Die hier im Bilde gezeigte Synagoge zu Rüsselsheim am Main
dankte ihre Wiederaufrichtung der hochherzigen Hilfe der Firma Adam Opel
A.G. Rüsselsheim. Sie wurde auf Kosten der Firma völlig renoviert. Es
ist der Gemeinde Bedürfnis, den Dank, den sie dem Hause Opel schuldet,
auch hier zum Ausdrucke zu bringen.
Bildunterschrift:
‚Die Synagoge von Rüsselsheim, für deren vollständige Erneuerung die
Automobil-Werke Adam Opel eine beträchtliche Summe stifteten."
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 1. Februar 1929:
"Rüsselsheim. (Renovierung der Synagoge). Dank der
großherzigen Hilfe der Firma Adam Oper A.G. Rüsselsheim am Main, konnte
die hiesige Synagoge völlig renoviert
werden."
Einweihung der renovierten Synagoge (1929)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1929: "Synagogenweihe in
Rüsselsheim. Wie wir seinerzeit bekannt gaben, hat die Firma Opel der jüdischen
Gemeinde in Rüsselsheim zu einer gründlichen Renovierung ihrer Synagoge
verholfen. An einem der letzten Sonntage konnte die neu ausgestattete
Synagoge unter Beteiligung der ganzen Gemeinde und vieler
auswärtiger Gäste, wie der nichtjüdischen Bürger der Stadt, eingeweiht
werden. Die Gemeindevorstände überbrachten die Torarollen in die
Synagoge, die unter Gesängen des Herrn Lehrer Stern in den heiligen
Schrein gehoben wurden. Nach weiteren Gebeten begrüßte der Vorsteher der
Gemeinde, Herr Kaufmann Mayer, die Festversammlung. Es wurden dann mehrere
Begrüßungen der staatlichen, städtischen und kirchlichen Behörden
verlesen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Binheim, Darmstadt, hielt darauf die
Weiherede, worauf noch Herr Rabbiner Levi – Mainz, im Namen der Mainzer
Gemeinde eine Ansprache hielt. Herr Kommerzienrat Kronenberger sprach im
Namen des Landesverbandes und dankte insbesondere dem hause Opel für die
hochherzige Stiftung. Neben dem ‚ewigen Lichte’ wurde eine Ehrentafel
für die im Weltkriege gefallenen Söhne der jüdischen Gemeinde von Rüsselsheim
aufgehängt. Herr Lehrer Rothschild – Großgerau sprach den Dank des
Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten aus. Mit entsprechenden Gebeten
erhielt die würdige Feier ihren Abschluss."
Bei der Rüsselsheimer Synagoge handelt es
sich um einen zweigeschossigen Massivbau aus Bruchsteinen mit einem Satteldach.
Das Gebäude steht von der Mainzer Straße zurückgesetzt, sodass ein Hof vor
dem Gebäude entstand. Im Erdgeschoss befand sich auf der linken Seite eine
Schulstube, in der wochentags und im Winter Gottesdienste abgehalten wurden, da
dieser Raum heizbar war. Ein rituelles Bad war vermutlich in einem
selbständigen Bau im Garten auf der Rückseite des
Synagogengebäudes.
Beim Novemberpogrom 1938
wurden durch SA-Leute (SA Standarte 221 der SA Brigade Starkenburg, die auch die
Zerstörung/Demolierung der Synagogen in Groß Gerau, Dornheim und Wolfskehlen
durchführte) die Türen der Synagoge aufgebrochen und ihre Inneneinrichtung völlig
zerstört. Die Torarollen und Ritualien wurden am Mainufer verbrannt. Das Gebäude
selbst blieb erhalten, vermutlich, da eine nichtjüdische Familie in der Wohnung
über den ehemaligen Schulraum wohnte. Bereits am 21. November 1938 ging das Gebäude
per Kaufvertrag in Privatbesitz über (der Kaufvertrag durch einen Notar aus Groß-Gerau
getätigt; die grundbuchamtliche Umschreibung erfolgte am 31. August 1939).
Besitzer des Gebäudes wurde dadurch ein Architekt aus Wiesbaden, der - bei
einem Wert des Grundstückes und des Gebäudes in Höhe von 10 - 12.000 RM
- 4.000 RM bezahlte. Der Kaufpreis kam auf ein Sperrkonto und dadurch an
das Reich.
Nach 1945 wurde das Gebäude - nach Klärung des Restitutionsverfahrens
durch die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO, Regionalbüro
Frankfurt) im November 1949 (es waren als Ausgleich zwischen der
Zwangsverkaufssumme und dem tatsächlichen Wert des Gebäudes und des Grundstückes
7.886,90 DM nachzuzahlen) - an einen Viehhändler, später an einen Rechtsanwalt
verkauft. Letzterer richtete in dem Gebäude eine Wohnung und Büros ein. Die
Fassade des Gebäudes wurde durch Umbauten stark verändert.
2005 gab es Bemühungen von Bürgern der Stadt ("Projektgruppe Alte
Synagoge"), in der ehemaligen Synagoge eine Gedenk- und Begegnungsstätte
einzurichten. Im November 2005 ging das Gebäude im Auftrag des Magistrats in
den Besitz der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft über. Umbauarbeiten
wurden 2006 vorgenommen. Das Erdgeschoss des Gebäudes übernahm von Juni 2006
bis April 2011 die UNICEF-Gruppe Rüsselsheim. Seit 2007 fanden mehrere
Gedenkveranstaltungen, Feiern jüdischer Feiertage u.a.m. in und um das Gebäude
statt. Seit Auszug der UNICEF-Gruppe im April 2011 wird das Gebäude großenteils
für Wohnzwecke verwendet.
2016 wurden von der Stiftung Alte Synagoge in enger Abstimmung mit dem
Landes-Denkmalschutz umfassende Renovierungsarbeiten am Synagogengebäude
vorgenommen. Eine Mauer wurde abgerissen, Gauben zurückgebaut. Die Fassade, letztmalig 1929 saniert, bekam einen neuen Anstrich.
In den Bereichen, in denen vor dem Umbau zum Wohnhaus Rundbogen-Fenster waren,
wurden deren Reliefs in den Putz eingearbeitet. 2017 wurde ein neuer Zaun
um das Gebäude nach dem historischen Vorbild erstellt. Fast 100.000 Euro
kostete die Anfertigung. Im Mai 2017 wird eine eine Tafel mit
Informationen zur Geschichte des Synagogengebäudes angebracht. Geplant ist die
Ausgrabung der Mikwe der ehemaligen Synagoge.
Abbildungen
Mitte: die
Synagoge in Rüsselsheim wurde nach ihrer Restaurierung in
unterschiedlichen jüdischen
Periodika abgebildet, links in "Der
Israelit" vom 14. Februar 1928, rechts in der
"Jüdischen
Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 1. Februar
1929. Foto rechts - Quelle: hr.
Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge 2006/07
Blick von der Mainzer Straße
Fotos von Manfred
Teubler aus einem Bericht der "Frankfurter Neuen Presse" (Quelle)
Virtuelle Rekonstruktion
der ehemaligen Synagoge der jüdischen Gemeinde
Rüsselsheim, erstellt im Auftrag der Stiftung Alte Synagoge Rüsselsheim
(eingestellt bei Youtube)
August 2008:Die Unterhaltung der Alten Synagoge wird durch eine Stiftung
gesichert
Artikel von Alexandra Dehne im "Main-Rheiner"
vom 2. August 2008 (Artikel):
Dauerhafter Erhalt gesichert - Gewobau gründet Stiftung zur Unterhaltung der alten Synagoge.
Die einstige Gestaltung der Fassade auf den gepflasterten Hof zu
projizieren, dies ist eine von mehreren Ideen, die anhand kleiner Modelle
entworfen werden. Durch die Gründung einer Stiftung ist die alte Synagoge
an der Mainzer Straße nun dauerhaft gesichert. Die städtische
Wohnbaugesellschaft Gewobau, die seit 2005 Eigentümerin ist, stellt
jährlich ein Stiftungsvermögen von mindestens 30 000 Euro zur
Verfügung....".
April 2009:
Erste Projekte der Stiftung Alte Synagoge -
Dauerausstellung geplant
Artikel von Alexandra Dehne im "Main-Rheiner" vom 18. April
2009 (Artikel): Suche nach historischem Material - Stiftung Alte Synagoge hat erste Projekte
begonnen / Dauerausstellung zum jüdischen Leben
RÜSSELSHEIM. "Begegnen - Erinnern - Forschen". Diesen drei Punkten hat sich die Stiftung Alte Synagoge verschrieben, die im August 2008 gegründet wurde, um die alte Synagoge an der Mainzer Straße dauerhaft zu sichern....".
Juli 2009: Stiftung
Alte Synagoge in Rüsselsheim beginnt Arbeit
Artikel von Alexandra Ehrhardt in der
"Main-Spitze" vom 1. Juli 2009 (Artikel): Stiftung Alte Synagoge in Rüsselsheim beginnt Arbeit.
RÜSSELSHEIM. Die alte Synagoge stehe für einen schmerzlichen Umgang mit der Geschichte und Vergangenheit Rüsselsheims, ein zeitgemäßes und zukunftsweisendes Erinnern in der Gegenwart und biete eine Chance für ein nachhaltiges und innovatives Lernen aus der Historie, so Stiftungsratsvorsitzender Stefan Gieltowski bei der Eröffnung der Alten
Synagoge...".
Juli 2009:
Amerikanische Studenten zu Gast in der Alten
Synagoge
Artikel von Ralf Schuster in der "Main-Spitze" vom 29.
Juli 2009: "Amerikanische Studenten beziehen Quartier in Alter Synagoge.
Rüsselsheim. Die Alte Synagoge in der Mainzer Straße, Anfang des Monats erst offiziell eingeweiht, wird dem Motto der sie tragenden Stiftung - Begegnen, Erinnern und Forschen - gleich zum Start in mehreren Punkten gerecht: Eine Gruppe von Studenten aus Amerika hat für einige Tage Unterkunft in dem historischen Gebäude gefunden..."
März
2010:Weitere
"Stolpersteine" werden in Rüsselsheim verlegt
Artikel von Michael Wien in der "Main-Spitze" vom 5. März 2010
(Artikel):
"Ruiniert, verschleppt und ermordet
RÜSSELSHEIM. STOLPERSTEINE - Weitere Verlegungen zum Gedenken an Opfer der NS-Zeit / Ergebnisreiche Recherchen Rolf Strojeks.
Im Rahmen des Projektes des Kölner Bildhauers Gunter Demnig werden am 24. April und 1. Mai weitere 19 "Stolpersteine" vor Rüsselsheimer Häusern in den Boden eingelassen, zum Gedenken an Rüsselsheimer, die von Nazis verfolgt, ruiniert, gefoltert, verschleppt, gar ermordet wurden, weil sie jüdischen Glaubens waren oder Widerstand gegen das Regime, seine Handlanger, stillen Teilhaber und Profiteure leisteten...".
April
2010:Zur Verlegung der
"Stolpersteine" am 24. April 2010 -
Erinnerung an Lehrer Stern und seine Familie sowie an Familie Neumann
Artikel in "Echo-online.de" vom 1. April 2010 (Artikel): ",,Fast zwei Tage lang brannten Bücher"
Stolpersteine: Erinnerung an jüdische Familien, denen 1938 die Flucht ins Exil und ein Überleben im Ausland gelang.
Das Gedenken der Rüsselsheimer Bürger jüdischen Glaubens, die Opfer des Nationalsozialistischen Terror-Regimes wurden, bildete den Auftakt der
'Stolperstein-Aktion', die 2007 auch hier von einem Initiativkreis um Rolf Strojec umgesetzt wurde. In der Fortsetzung am 24. April wird an weitere jüdische Einwohner mit einer Steinverlegung erinnert, von denen 1933 noch 47 in der Stadt lebten. Während Familien wie Reinheimer, Grau oder Nachmann deportiert und in Konzentrationslagern ermordet und damit ausgelöscht wurden, gelang anderen selbst 1938 noch die Flucht ins Exil und ein Überleben im
Ausland...".
Mai 2010: Rundgang auf den Spuren der
jüdischen Geschichte in Rüsselsheim und andere
Veranstaltungen
Artikel von Detlef Volk in der "Main-Spitze" vom Mai 2010 (Artikel):
"Jiddische Musik und Geschichte
RÜSSELSHEIM. LÖWENPLATZ Auftritt der Gruppe 'Terz' im Rahmen der Samstagsreihe mit einer Stadtführung verbunden.
Mit der fröhlichen und zugleich traurigen Klezmer-Musik setzte die Veranstaltungsreihe
'Samstags auf dem Löwenplatz' einen besonderen Akzent. Erst konnten die Besucher der Klezmer-Musik vom Trio
'Terz' zuhören und die Ausstellung 'Jüdisches Leben in Rüsselsheim' der Stiftung Alte Synagoge ansehen. Später konnten Interessenten am geführten Stadtrundgang teilnehmen...".
Juli 2010:
Die SPD informiert sich über die Planungen der
Alten Synagoge
Artikel von Dieter Ackermann-Girschik in der
"Main-Spitze" vom 29. Juli 2010 (Artikel):
"SPD informiert sich in Rüsselsheim über Planungen der Alten Synagoge. Rüsselsheim. Mit Hochachtung würdigten etwa 15 Sozialdemokraten, die im Rahmen ihrer Sommerreise Gast der
'Stiftung Alte Synagoge' waren, die Arbeit jener im August 2008 gegründeten Organisation, die es sich zur Aufgabe macht, die Erinnerung an die Geschichte und das Schicksal der jüdischen Gemeinde in Rüsselsheim zu bewahren..."
Oktober 2010:
MitarbeiterInnen zur Erstellung einer
Dokumentation zu den "Stolpersteinen" in Rüsselsheim gesucht
Artikel von Michael Wien in der
"Main-Spitze" vom 2. Oktober 2010 :
"Köpfchen und Herz willkommen.
VON NAZIS VERFOLGT. 'Stolperstein'-Initiative lädt Menschen
unterschiedlichster Begabungen und Altersgruppen zur Mitwirkung ein."
(Link
zum Artikel) .
April 2011:
Über das aktuelle Kulturprogramm und weitere
Pläne der Stiftung "Alte Synagoge"
Artikel von Stefanie Grimm in der
"Main-Spitze" vom 1. April 2011: "Stiftung 'Alte
Synagoge' bietet vielfältiges Kulturprogramm" (Link
zum Artikel) .
April 2011:Dritte
Verlegung von "Stolpersteinen" in Rüsselsheim
Artikel von "ww" in "Echo-online.de"
vom 31. März 2011: "Rüsselsheim. 'Erinnerung ist Gedenken an die
Opfer'. Stolßpersteine: An drei neuen Stellen in Rüsselsheim wird seit
gestern auf Verfolgte des Naziregimes hingewiesen. (Link
zum Artikel)
Mai 2011:
Stolpersteine-Verlegung in der Mainzer
Straße - Erinnerung an Ida und Emanuel Nachmann
Zwei Artikel von Michael Wien: vom 20. Mai
2011 in der "Main-Spitze" (Link
zum Artikel)
und vom 21. Mai 2011 in
der "Main-Spitze", (Link
zum Artikel)
Artikel von Detlef Volk vom 23. Mai 2011 in
der "Main-Spitze", (Link
zum Artikel)
Juli 2011:
Nach Auszug der UNICEF-Gruppe - Überlegungen
für Veränderungen am Synagogengebäude
Artikel von Michael Wien vom 21. Juli 2011
in der "Main-Spitze": "Schönheitskur: Rüsselsheimer
Synagoge soll wieder im alten Glanz erstrahlen" (Link
zum Artikel)
Juli 2011:
"Zwei Neue im Stiftungsrat Alte
Synagoge"
Artikel in der "Main-Spitze" vom
29. Juli 2011 (Link
zum Artikel)
August 2011:
In Raunheim wurden "Stolpersteine"
verlegt
Artikel (red) in der "Main-Spitze"
vom 29. August 2011 (Artikel):
"Heute Stolperstein-Verlegung
RAUNHEIM (red). Vor den Häusern Schulstraße 5 und Frankfurter Straße 17 werden am heutigen Montag, 29. August, insgesamt vier Stolpersteine verlegt.
Das Projekt Stolpersteine erinnert an die Opfer der NS-Zeit. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort wohnten. Auch in Raunheim gab es Opfer. Treffpunkt zur Verlegung der Stolpersteine ist um 9 Uhr auf dem Parkplatz am Rathaus in der Schulstraße 2. Alle Bürger sind dazu eingeladen."
Bericht über die Stolperstein-Verlegung
in Raunheim: Artikel von Oliver Heil: Stolpern mit dem
Herzen. Kunst-Aktion: Gunter Demnig verlegt in Raunheim Gedenksteine,
die an verfolgte jüdische Bürger erinnern sollten.
Artikel in Echo-online.de vom 30.8.2011 (Link
zum Artikel)
April 2013:Dokumentation
der Stolpersteine-Verlegungen in Rüsselsheim
Mai 2014:
Die Stolpersteine für das Ehepaar Nachmann
werden neu verlegt
Artikel von Michael Wien in der
"Main-Spitze" vom 22. Mai 2014: "Rüsselsheim: Stolpersteine zum Gedenken an das Ehepaar Nachmann bekommen einen neuen Platz
RÜSSELSHEIM - Die beiden 'Stolpersteine' zum Gedenken an das jüdische Ehepaar Ida und Emanuel Nachmann, die am 21. Mai 2011 auf ihrem ehemaligen Grundstück, Mainzer Straße 8, eingesetzt worden waren, sollen in Kürze erneut verlegt werden. Damit findet ein merkwürdiges Kapitel in einer Reihe von Demütigungen, Verfolgung und Ermordung seinen äußerlichen
Abschluss..." Link
zum Artikel
Juli 2014:
Sommerfest der Rüsselsheimer Stiftung Alte
Synagoge
Artikel in der "Main-Spitze" vom
5. Juli 2014: "Sommerfest der Rüsselsheimer Stiftung Alte Synagoge mit Erinnerung an jüdische Schicksale
RÜSSELSHEIM - (jbo). Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung hier und in ganz Deutschland riefen sich am Donnerstagabend rund 75 Besucher beim Sommerfest der Stiftung Alte Synagoge in Erinnerung. Schon zum sechsten Mal wurde eine solche Begegnung im Garten des Hauses ausgerichtet. Ziel sei es, gemütlich beisammenzusitzen, sich zu unterhalten und einen schönen Abend unter Bekannten zu verbringen, da sich die meisten von vorherigen Veranstaltungen kennen, erklärte Bärbel Maul, Vorstandsmitglied der Stiftung..." Link
zum Artikel
Januar 2015:
Zwei weitere "Stolpersteine" werden
verlegt
Artikel in der "Frankfurter Neuen
Presse" vom 29. Januar 2015: "Ein Ort der Erinnerung. In Rüsselsheim wurden Stolpersteine für Izaak de Hartog und Adam Helkers verlegt. Sie erinnern an das Schicksal der beiden verfolgten Männer..." Link
zum Artikel
November 2015:
Gedenken am Jahrestag des
Novemberpogroms 1938
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse"
vom 31. Oktober 2015: "Max-Planck-Schüler erinnern an Pogrome
Die Stiftung Alte Synagoge gedenkt mit Schülerinnen und Schülern der
Max-Planck-Schule den Rüsselsheimer Novemberpogromen.
Rüsselsheim. Schüler der Max-Planck-Schule erinnern am Montag, 9.
November, dem offiziellen Gedenktag zur Reichspogromnacht, an die Gewalt
gegen die Rüsselsheimer Juden im November des Jahres 1938. Um 19 Uhr beginnt
im Kulturzentrum 'das Rind' die Veranstaltung mit dem Titel '(Zu)Flucht?!',
bei der das Schicksal angefeindeter und vertriebener Rüsselsheimer
Persönlichkeiten jüdischen Glaubens im Mittelpunkt steht. Zur Vorbereitung
auf den von der Stiftung Alte Synagoge veranstalteten Abend recherchierten
die Schüler im Rüsselsheimer Stadtarchiv Briefe und Dokumente zur
Fluchtgeschichte Rüsselsheimer Juden und nahmen an einer
Stolperstein-Führung teil. Unter der Anleitung des Schriftstellers Nevfel
Cumart setzten sie sich zudem kreativ mit den Themen Flucht und Tod
auseinander und verfassten innerhalb einer 'Schreibwerkstatt' Texte für den
Gedenkabend. Der Klarinettist Roman Kuperschmidt wird die Gedichts- und
Textvorträge mit Klezmerklängen begleiten und zwischen den einzelnen
Beiträgen improvisieren. Vor 77 Jahren wüteten in Rüsselsheim wie in ganz
Deutschland Novemberpogrome. Bürger jüdischen Glaubens wurden auf offener
Straße beschimpft und bedroht. Das Inventar der Rüsselsheimer Synagoge wurde
am 10. November 1938 zerstört, Kultgegenstände am Mainufer verbrannt.
Bereits zuvor waren zahlreiche Mitglieder der jüdischen Gemeinde wegen
zunehmender Entrechtung und Anfeindung ins Ausland geflohen. In
unmittelbarer Nähe des heutigen Kulturzentrums 'das Rind' in der
Schäfergasse harrten während des Zweiten Weltkriegs die letzten in
Rüsselsheim verbliebenen Menschen jüdischen Glaubens im sogenannten
'Judenhaus' ihrer Deportation, die im Jahr 1942 die Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Rüsselsheim beendete. Mit regelmäßigen Veranstaltungen hält die
Stiftung Alte Synagoge die Erinnerung an die Rüsselsheimer Juden aufrecht
und tritt zudem für den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religion
und Herkunft ein. Der Eintritt zur Veranstaltung am Montag, 9. November, 19
Uhr, ist frei."
Link zum Artikel
Juni/September
2016:Die Alte Synagoge wird renoviert
- Einweihung im September
Artikel von Markus Jäger in der
"Main-Spitze" vom 14. Juni 2016: "Wiederherstellung der Alten Synagoge in Rüsselsheim schreitet voran - Einweihung im September.
RÜSSELSHEIM - Im Jahr 2008 gründete die Stadt Rüsselsheim gemeinsam mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobau die Stiftung Alte Synagoge, um die Erinnerung an das einstige jüdische Leben in der Opelstadt zu bewahren und das jüdische Gotteshaus wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. Bis Ende August soll nun die Alte Synagoge in der Mainzer Straße in neuem Glanz erstrahlen, wie Torsten Regenstein und Bärbel Maul vom Vorstand der Stiftung erklärten.
'Man sieht dem Gebäude gar nicht an, dass es sich um eine Synagoge
handelt', nannte Regenstein den Grund dafür, warum aktuell die Fassade und der Hof nach dem Vorbild des Zustandes des Gebäudes vor der Reichspogromnacht 1938 gestaltet werden. So wurde die angrenzende Garage bereits im vergangenen Herbst abgerissen. Mittlerweile wurde auch der Putz der Synagogen-Fassade komplett abgeschlagen, neu aufgetragen und gestrichen. Auch die beiden nachträglich eingefügten Gauben wurden wieder zurückgebaut sowie die Fassadenseite des Nachbarhauses im gleichen Grauton wie die Synagoge gestrichen.
'Die Spuren der Geschichte sollen wieder sichtbar werden', erklärte Maul die Idee, die Rundbögen der Fenster und Türen als Relief nachzubilden. Auch der Vorgarten soll nach historischem Vorbild gestaltet werden. Zwar können aufgrund eines Öltanks unter dem Hof nicht wieder zwei Kastanien gepflanzt werden, dafür sollen zwei Kugelahorn dort ihren Platz finden. Hoffen auf Spendengelder. Außerdem seien eine Parkbank sowie Fahrradständer vorgesehen. Darüber hinaus soll die Einfriedung, ebenfalls nach Vorbild des historischen Hofes, durch einen Metallzaun erfolgen.
Die Arbeiten an der Fassade sind laut Regenstein soweit abgeschlossen, bis Ende August soll das auch im Hof der Fall sein. Die Brutto-Kosten belaufen sich alleine für die Fassade alleine auf 35.000 Euro, die Arbeiten im Hof werden geschätzt noch einmal rund 50.000 Euro kosten.
Da sich das jährliche Budget der Stiftung auf lediglich 20.000 Euro beläuft, hoffe die Stiftung darauf, dass noch die eine oder andere Spende eintrifft. Zumal an der Alten Synagoge noch einiges zu tun ist, wie Maul betonte. So sei geplant, im Innenbereich im Erdgeschoss weiter an dem Gebäude zu arbeiten. Darüber hinaus würde sie sich wünschen, im Garten Grabungen durchzuführen, da sie dort eine alte Mikwe vermutet, ein Tauchbad, das zur Reinigung durch rituelle Waschung diente.
Die offizielle Einweihungsfeier der neugestalteten Synagoge soll im Rahmen des Tages des Denkmals am 11. September erfolgen. Spenden werden gerne über das Spendenkonto
'Stiftung Alte Synagoge' bei der Kreissparkasse Groß-Gerau entgegengenommen." Link
zum Artikel
Juli 2016:
Schüler beschäftigen sich mit den "Stolpersteinen"
Artikel in der "Main-Spitze.de" vom 13. Juli
2016: "Heinemannschüler beschäftigen sich mit den in Rüsselsheim
verlegten Stolpersteinen RÜSSELSHEIM - (amm). 15 Schülerinnen und Schüler der
Gustav-Heinemann-Schule haben sich im Rahmen der Projektwoche mit den in
Rüsselsheim verlegten Stolpersteinen auseinandergesetzt. Nach Recherchen am
Montag, bei denen sich die Schüler mithilfe von Material aus der
Stadtbücherei über die Schicksale einzelner Verfolgter informierten,
polierten die sie gemeinsam mit den Lehrkräften Evelyn Krings und Volker
Jacobs am Dienstag einige der in Rüsselsheim verlegten Steine vor den
letzten selbst gewählten Wohnorten der vor allem jüdischen Opfer. Stopp vor dem Haus Schäfergasse 4. Erster Stopp des 14 Stationen
umfassenden Rundgangs war das Haus Schäfergasse 4, in dem einst Jakob Samson
Stern mit seiner Frau Luise und Tochter Irma wohnte. Am 10. November 1938
seien die Bibliothek des Lehrers geplündert und die Bücher am Mainufer
verbrannt worden, erzählte Schülerin Rebecca. Die Tochter des Ehepaars sei
später nach Holland ausgewandert, berichtete Rebecca weiter, während die
drei Gedenksteine mit Putzmittel poliert wurden und die Schüler der E- und
Q-Phase einen Kreis um die ins Trottoir eingelassenen Gedenktafeln bildeten.
Noch immer sei die Meinung über die Stolpersteine zweigeteilt, erklärte
Guido Casu von der 'Initiative Stolpersteine' den Schülern anschließend.
Würden Einige bemängeln, dass man auf den Steinen herumlaufe, so sei die
Meinung der anderen die, dass man sich immerhin verneigen müsse, wolle man
sich die auf den Steinen befindlichen Informationen über die Menschen
aneignen. Auch wenn in Deutschland mittlerweile rund 14 000 Steine verlegt
wurden, seien dem Nazi-Regime doch weitaus mehr Menschen zum Opfer gefallen,
erinnerte Folkmar Schirmer. 'Wir suchen so lange, bis wir ausreichend
Informationen haben über einzelne Menschen und deren Schicksale', so
Schirmer weiter, der an dieser Stelle auch an die andere Opfergruppen wie
politisch Verfolgte, Zwangsarbeiter, Homosexuelle oder Behinderte erinnerte.
Für Rüsselsheim habe man vier weitere Schicksale ausgeguckt, für die weitere
Stolpersteine geplant würden, wobei konkrete Daten für eine Verlegung noch
nicht feststehen. Oft mache auch die Scham der hinterbliebenen Angehörigen,
etwa bei Euthanasie-Opfern, Recherchen schwer. 'Die Recherchen waren sehr
angenehm, aber teilweise auch erschreckend, vor allem dann, wenn man sieht
wie die Menschen, die hier in Rüsselsheim lebten, gedemütigt wurden',
erklärten die Schülerinnen Hannah Groll und Nadia Seitz zum Projekt."
Link zum Artikel
November 2016: Auf den
Spuren der jüdischen Geschichte in Rüsselsheim
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse"
vom November 2016: "Auf den Spuren zerstörter Leben. Stiftung Alte
Synagoge führt durch Rüsselsheims jüdische Vergangenheit Die Stiftung Alte Synagoge veranstaltete am Sonntag eine Führung durch
Rüsselsheims jüdische Vergangenheit. Im Zentrum der Führung standen dabei
Vertreibung, Mord und Naziterror der Jahre 1933 bis 1945.
78 Jahre ist es her. In der Pogromnacht zogen die braunen Scharen in
ganz Deutschland durch die Städte. Juden wurden gedemütigt, verprügelt und
ermordet, ihre Häuser zerstört und ihre Tempel verbrannt. Auch in
Rüsselsheim kam es um den 9. November 1938 zu massiven Ausschreitungen gegen
die jüdische Bevölkerung. Um an die Schicksale der Vertriebenen und
Ermordeten zu erinnern, veranstaltete die Stiftung Alte Synagoge am Sonntag
eine Führung durch Rüsselsheims jüdische Vergangenheit. Fast 20 Teilnehmer
waren der Einladung gefolgt und ließen sich auch vom nasskalten Nieselwetter
nicht davon abhalten, sich an eines der dunkelsten Kapitel der
Stadtgeschichte zu erinnern. Die Tour verlief entlang der Rüsselsheimer
Stolpersteine, durch den Altstadtkern um das Rathaus herum. Los ging es
bei der Schäfergasse 20, wo früher das Haus der Familie Gottschall
stand. Hermann Gottschall war ein armer, jüdischer Futtermittelhändler. Die
Familie Gottschall kann für 200 Jahre in Rüsselsheim nachgewiesen werden.
1939 wurde das Fachwerkhaus der Familie zum Rüsselsheimer Judenhaus
erklärt, andere jüdische Familien wurden gezwungen, zu den Gottschalls zu
ziehen. 'Die Menschen wurden gezwungen hier zu wohnen, um den Zugriff zu
erleichtern und letztlich die weitere Deportation vorzubereiten', erklärte
Hannes Pflügner von der Stiftung Alte Synagoge. Hermann, seine Ehefrau
Mathilde, die keine Jüdin war, und die beiden Töchter des Paares wurden nach
Theresienstadt verschleppt. Sohn Wilhelm gelang 1938 die Flucht in die USA.
So zog die Stadtführung durch die Straßen der Altstadt und erinnerte an die
Lebensläufe der vertriebenen Rüsselsheimer.
1933 hatte die jüdische Gemeinde 46 Mitglieder. 1945 lebte in Rüsselsheim
nur noch ein Mitglied dieser Gemeinde. Fanny Mörtel überlebte, weil andere
sie schützten und versteckten. 'Diese Schicksale stehen repräsentativ für
allgemeine Prozesse während des Naziterrors', sagte Hannes Pflügner.
Auffällig sind die vielen Ehen zwischen jüdischen und christlichen
Rüsselsheimern. Vor 1933 lebten diese Religionsgruppen anscheinend noch
miteinander, nicht nebeneinander. Mit Moses Linz war sogar
Rüsselsheims erster Opelhändler jüdischen Glaubens. Er starb 1935, sein Haus
wurde den Erben durch die Behörden geraubt und zugunsten der öffentlichen
Kassen zu einem Ramschpreis versteigert. Karl und Melanie Linz
mussten zuerst zu den Gottschalls ins Judenhaus ziehen, ihre Spuren
verlieren sich nach der Deportation im Gebiet des heutigen Polens. 'Wie man
hier die Menschen aus den Familien reißt, ist wohl das grausamste in diesem
Jahrhundert', schrieb Fanny Lang heimlich aus der Haft ihrem christlichen
Ehemann, der das Kaufhaus an der Stelle des heutigen C&A besaß. 'Lasst alle
Hoffnung hinter Euch; bleibt gesund und verliert für Euch die Lebensfreude
nicht. Es ist ein unabweisbares Schicksal, was ich hier erlebe, ist
schlimmer wie tot', schrieb sie ihrer Familie, bevor sie in Auschwitz
ermordet wurde. Der Familie hatte man mitgeteilt, sie sei an Herzversagen
gestorben. Auch der erste Tankwart Rüsselsheims, Emanuel Nachmann,
war Jude. Mit den religiösen Geboten habe er es aber nicht ganz so genau
genommen, berichtete Pflügner. 'Auf Volksfesten soll er auch mal
Schweinefleisch gegessen haben.' Generell war die Rüsselsheimer Gemeinde
eher liberal. 1938 wurde die Synagoge der Gemeinde durch SA-Männer gestürmt
und verwüstet. Die Nazis schreckten wohl davor zurück, das Haus anzuzünden,
weil der Brand leicht auf die umstehenden Häuser hätte übergreifen können,
und das 'arische' Hausmeisterpaar zur Miete in dem Gebäude lebte. Eine
überraschende Entdeckung musste auch Pflügner machen. Im Zuge der
Neugestaltung des Marktplatzes sind mehrere Stolpersteine verschwunden. 'Ich
gehe davon aus, dass die nach Abschluss der Bauarbeiten wieder eingesetzt
werden', vermutete er sichtlich verwundert. Vermisst wurden die Steine zum
Gedenken an die Familien Reinheimer am Marktplatz und Nachmann am Parkplatz
Ludwigstraße.
Am 9. November wird es eine gemeinsame Gedenkveranstaltung der Stiftung Alte
Synagoge mit dem Magistrat der Stadt geben. Helge Heynold wird Texte von
Verfolgten lesen. Musikalisch begleitet wird er von Vassily Dück am
Akkordeon. Dabei soll nicht nur der Vergangenheit gedacht werden. 'Im Zuge
des aktuell erstarkenden Rechtspopulismus, der Renaissance des Nationalismus
und xenophober Strömungen in Europa findet auch der Antisemitismus
schleichend wieder fruchtbaren Boden', warnt der Einladungstext. Die
Gedenkveranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Die Türen öffnen eine halbe Stunde
vorher, der Eintritt ist frei."
Link zum Artikel
März 2017:Der Zaun um die Synagoge wurde originalgetreu
restauriert
Artikel von Matthias Hoffmann im
"Rüsselsheimer Echo" vom 18. März 2017: "Originalgetreuer Nachbau Neuer Zaun für alte Synagoge
Jahr lang haben Azubis einen originalgetreuen Zaun nachgebaut. Die nächsten Projekte der Stiftung Alte Synagoge sind schon in Aussicht.
Mattgrau glänzen sie in der Mittagssonne, die Zaunspitzen vor der ehemaligen Synagoge in der Mainzer Straße. Der Clou: Die schmiedeeisernen Lilien sind originalgetreu denen nachempfunden, die auf dem einzigen bekannten Foto des Gotteshauses zu sehen sind.
Das Bild stammt aus den frühen 30er-Jahren. Genau lässt sich das nicht mehr sagen. Klar ist nur: Das Schwarzweiß-Foto wurde vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten bei den Novemberpogromen 1938 aufgenommen..." Link
zum Artikel
November 2017:
Überlegungen für die Zukunft der
Alten Synagoge
Artikel von Alexandra Groth in der "Main-Spitze.de"
vom 4. November 2017: "Begegnen - Erinnern - Forschen: Stiftung Alte
Synagoge in Rüsselsheim auf Spurensuche.
Jeder Rüsselsheimer wird vermutlich schon einmal in der Mainzer Straße 19
vorbeigefahren sein. Aber die wenigsten werden wahrgenommen haben, dass sich
hinter dieser Fassade, die als einzige zurückgesetzt an der Straße steht,
etwas Besonderes verbirgt. Ein Stück Rüsselsheimer Geschichte, das drohte,
immer mehr in Vergessenheit zu geraten.
RÜSSELSHEIM - Wenige Meter hinter dem Rathaus Richtung Bischofsheim steht
die ehemalige Rüsselsheimer Synagoge. Seit der Pogromnacht 1938 ist nichts
mehr davon übrig geblieben, was an das einstige jüdische Leben an diesem Ort
erinnert. 'Sie wurde so entstellt', schüttelt Dr. Bärbel Maul den Kopf
darüber, dass schon zwei Wochen nach den schrecklichen Ereignissen mit dem
Umbau in ein Wohnhaus begonnen wurde. Die Leiterin des Rüsselsheimer Stadt-
und Industriemuseums ist eine von fünf Vorstandsmitgliedern der Stiftung
Alte Synagoge. 'Begegnen – Erinnern – Forschen' lautet seit 2008 das
Leitmotiv der Stiftung ebenso wie 'Erinnerung braucht Zukunft'. Die Arbeit
ist gar nicht so einfach. Denn jüdisches Leben gibt es in Rüsselsheim schon
lange nicht mehr. 1930 waren gerade einmal noch 50 Juden der ohnehin nie
sehr großen Gemeinde in der Stadt, 1945 war es nur noch eine Jüdin. Und da
die Juden als einfache Bürger nur wenige Spuren in Archiven hinterlassen
haben, gibt es nur begrenzte Kenntnisse, hat Dr. Jens Scholten vom Stadt-
und Industriemuseum festgestellt. Zeitzeugen zu befragen, sei in Rüsselsheim
versäumt worden, als es noch möglich gewesen sei. 'Jetzt ist das
aussichtslos', sagt Maul. Die Nachforschungen gestalten sich schwierig. Entsprechend schwierig
ist die Spurensuche. Dies gilt nicht nur für das jüdische Leben, sondern
auch für die Synagoge, die – mit einem Vorgängerbau – seit dem 17.
Jahrhundert dort gestanden hat. Denn in dieser Schicksalsnacht leistete die
SA-Standarte 22/Brigade Starkenburg ganze Arbeit: Mithilfe eines Rammbocks
dringt sie ins Gebäude ein, entweiht Kultgeräte und verbrennt Thorarollen
und weiteres. Dass das Gebäude selbst nicht angezündet wurde, sei dem
Umstand zu verdanken, dass in der oberen Etage ein 'arisches'
Hausmeisterpaar wohnte, zudem die Bebauung sehr dicht war, wie Maul
erläutert. Wie genau die Synagoge einst ausgesehen hat, wie sie vor allem
eingerichtet war, ist nur ausschnittsweise bekannt. Denn aus der Zeit vor
1938 existiert nur ein einziges Foto, eine Außenaufnahme des 1845
fertiggestellten Gebäudes. Anhand dieses Fotos versucht die Stiftung, nach
und nach möglichst viele Erinnerungen wieder sichtbar zu machen.
'Rekonstruieren ist überhaupt nicht unser Ansatz', betont Maul, 'wir wollen
ja hier kein Disneyland schaffen.' Im Putz sind daher beispielsweise seit
Anfang dieses Jahres die einstigen Rundbögen der Fenster nachgezeichnet, der
Vorgarten wurde nach historischem Vorbild mit Zaun, Bäumen, Beeten wieder
hergerichtet, die Dachgauben entfernt. Die Giebelwände sind vermutlich das
einzige, was beim Umbau in ein Wohnhaus noch stehen geblieben ist. Viele
seien enttäuscht, wenn sie das Haus beträten, berichtet die Historikerin.
Denn drinnen sieht es aus wie ein Wohnhaus, von Gebetsraum oder Empore ist
rein gar nichts mehr zu sehen. 'Aber es wird dann klar, was 1938 passiert
ist.' Mittelfristiges Projekt ist die Entkernung und Herrichtung des
einstigen Gebetssaals, für die aktuell eine Kostenschätzung erstellt werde.
Dann könnte das in kleine Räume geteilte Erdgeschoss auch besser für
Veranstaltungen genutzt werden. Auch überlege man, eine Wand freizulegen, in
der Hoffnung, noch Spuren auf den Thoraschrein zu finden, der von der
Raumanordnung sich nur auf dieser Seite befunden haben könne. Unklar ist
auch der genaue Ort der Mikwe, des rituellen Bads einer Synagoge.
Wahrscheinlich führte der Weg vom Keller in den Garten, lässt zumindest ein
Plan vermuten, in dem die Mikwe eingezeichnet ist, erläutert Willi Braun,
Vorsitzender des Vorstands und von Anfang an in der Stiftung engagiert.
'Wir sind keine religiöse Stiftung'. 'Es ist alles eine Frage der
Finanzen', sagt Braun. Die Gewobau, die 2005 die Immobilie aus Privatbesitz
erworben hat, ist Stifterin. Mieteinnahmen aus den zwei kleinen Wohnungen
oben in der ehemaligen Synagoge sowie von zwei Mietshäusern, wovon eines die
städtische Wohnbaugesellschaft der Stiftung übertragen hat, sichern die
Finanzierung. Und natürlich Spenden. Etwa 150.000 Euro hat die Stiftung seit
2008 in das Gebäude gesteckt. Dazu kommen rund 15.000 Euro im Jahr, die für
Veranstaltungen wie beispielsweise Lesungen und Konzerte sowie die
Projektförderung von Schulklassen zur Verfügung stehen. Denn die
nachfolgenden Generationen mit dem Thema vertraut zu machen, ist ein Ziel
der Stiftung. Es gebe regelmäßig Exkursionen von Schulklassen, Theaterstücke
oder Studientage, bei denen die jüdische Geschichte in Rüsselsheim erforscht
werde, sagt Braun, früherer Leiter der Volkshochschule. Anlässe seien nicht
die jährlichen Gedenktage. 'Wir wollen nicht Verwalter von irgendwelchen
Gedenkritualen sein', sagt Maul. Daher gebe es auch nicht immer
wiederkehrende Angebote, sondern es solle um ein 'lebendiges Gedenken'
gehen. Religiöse Fragen stünden dabei nicht im Vordergrund. 'Wir sind keine
religiöse Stiftung', betont Braun. Gänzlich ist die Religion aber nicht
außen vor. Denn in der ehemaligen Synagoge trifft sich regelmäßig eine
Gruppe von Juden. Sie sind als sogenannte Kontingentflüchtlinge in den
1990er Jahren aus Osteuropa gekommen. 'Das ist keine Keimzelle für eine neue
jüdische Gemeinde', weiß Braun. Aber da sich um diese Gruppe niemand
kümmere, habe dies die Stiftung übernommen. Beratung bei Behörden- oder
Arztbesuchen fänden statt, ebenso ein Sprachkurs. Der Fall, dass es dennoch
einmal wieder eine jüdische Gemeinde in Rüsselsheim geben sollte, ist in der
Satzung klar geregelt: 'Sofern sich eine jüdische Gemeinde in Rüsselsheim
und Umgebung etablieren sollte und das Gebäude für ihre Zwecke nutzen will,
geht dies allen anderen Verwendungszwecken vor.'"
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August 2018:
Zehnjähriges Bestehen der
"Stiftung Alte Synagoge"
Artikel von Daniela Ammar in der "Main-Spitze.de" vom 17.
August 2018: "Erinnerungsarbeit wichtiger denn je
Im August 2008 wurde die Stiftung Alte Synagoge in Rüsselsheim gegründet. Am
Mittwoch haben die Mitglieder deren zehnjähriges Bestehen mit einem Fest im
Garten der Alten Synagoge gefeiert.
RÜSSELSHEIM - 'Begegnen – Erinnern – Forschen'. Mit diesem Ziel wurde im
August 2008 die Stiftung Alte Synagoge in Rüsselsheim gegründet. Am Mittwoch
haben die Mitglieder deren zehnjähriges Bestehen nun mit einem Fest im
Garten der Alten Synagoge gefeiert. In dieser Zeit haben die Mitglieder
einiges auf die Beine gestellt: Zu 140 Veranstaltungen kamen 6500 Gäste, wie
Vorstandsmitglied Torsten Regenstein vor den Besuchern sagte. Regenstein ist
zudem Geschäftsführer der Gewobau, auf deren Initiative hin die Stiftung
einst gegründet wurde. Ein Anliegen sei der sensible Umgang mit der Alten
Synagoge gewesen. Ziel war es, das historische Gebäude in der Mainzer Straße
für die Bürger wieder erlebbar zu machen. Dafür und für weitere Vorhaben
habe die Stiftung viele positive Rückmeldungen von Bürgern erhalten,
berichtete Regenstein. Ein Erfolg sei auch der Kauf des Nachbarhauses der
Mainzer Straße 21 gewesen. Dieses habe die Stiftung der Stadt überlassen,
damit dort Flüchtlinge untergebracht werden können. Dennoch sei das
Stiftungskapital um ein Viertel gewachsen – vermutlich auch, weil die
Stiftung rund 100 000 Euro an Sach- und Geldspenden in den vergangenen zehn
Jahren bekommen habe, so Regenstein. ABSCHIED. Nach zehn Jahren als Mitglied im Vorstand der Stiftung,
verabschiedete sich Torsten Regenstein aus den Reihen der
Vorstandsmitglieder. Bärbel Maul bezeichnete den Geschäftsführer der Gewobau
als 'bescheidenen Macher und stillen Könner'. Zum Abschied und als
Anerkennung für seine Arbeit erhielt Torsten Regenstein ein vom
Rüsselsheimer Künstler Bengt Foßhag gestaltetes Kunstwerk.
Dass Anfeindungen und Hass gegen jüdische Mitbürger aktuelle Themen sind,
merken auch die Mitglieder der Stiftung, wie Vorstandsmitglied Bärbel Maul
erklärte. So sei 'Jude' als Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen Realität.
Daher müssten Freiräume geschaffen werden, um zum Beispiel Besuche für
Gedenkstätten zu ermöglichen. Gottfried Kößler, stellvertretender Direktor
und Leiter der Pädagogischen Abteilung des Fritz-Bauer-Instituts, schloss
daran an und setzte sich in seinem Vortrag mit Erinnerungskultur in der
Migrationsgesellschaft auseinander. Es sei viel Aufklärungsarbeit nötig, so
Kößler. Er geht davon aus, dass sich Rassismus von einer politischen auf die
pädagogische Ebene verschoben habe. Musikalisch umrahmt wurde das Gartenfest
vom Trio 'Klezmers Techter' (Gabriela Kaufmann, Katrin Zurborg und Nina
Hacker)."
Link zum Artikel
Juli 2020:
Veränderungen im Vorstand der
Stiftung Alte Synagoge
Artikel in der "Main-Spitze.de" vom 9. Juli
2020: "Bärbel Maul verlässt Vorstand. An der Spitze der Stiftung Alte
Synagoge in Rüsselsheim gibt es einen Wechsel. Gerrit Bohländer rückt nach.
RÜSSELSHEIM (red). Zehn Jahre lang war Bärbel Maul Mitglied im Vorstand der
Stiftung Alte Synagoge. Jetzt ist die Leiterin des Stadt- und
Industriemuseums aus dem Vorstand ausgeschieden, Ende Juni wurde sie
offiziell verabschiedet. Vielfältige andere Verpflichtungen, nicht zuletzt
die ehrenamtliche Tätigkeit als stellvertretende Vorsitzende des hessischen
Museumsverbands auf Landesebene, lassen ein Engagement für und in der
Stiftung im bisherigen Umfang nicht mehr zu, wie die Stiftung mitteilt.
Der Vorsitzende des Stiftungsbeirates, Michael Hampel, bedauerte die
Entscheidung. Maul habe die Geschicke der Stiftung entscheidend mitgelenkt:
'Mit Bärbel Maul verlieren wir ein programmstarkes und engagiertes
Vorstandsmitglied.' Hampel äußerte aber Verständnis für Mauls Beweggründe.
Zum 1. Juli ist Gerrit Bohländer in den Vorstand aufgerückt. Der in Mainz
lebende Journalist ist bereits seit 2016 für die Stiftung aktiv. Im Rahmen
seines politikwissenschaftlichen Studiums hatte er sich mit dem
Nahostkonflikt und dessen Behandlung in deutschen Schulen befasst. Daher
legt Bohländer ein großes Augenmerk auf das Erschließen neuer Zielgruppen
für die Stiftungsarbeit: 'Wir wollen Kinder, Schülerinnen und Schüler sowie
junge Menschen allgemein stärker erreichen.' Man wolle 'früh Raum schaffen
für Begegnung und Dialog, um Angst und Ressentiments den Nährboden zu
entziehen im Interesse eines inklusiven und freiheitlich-offenen
gesellschaftlichen Zusammenlebens mit humanistischer Werteorientierung'. Die
nächsten Projekte des Vorstands sind die Entwicklung einer digitalen
Strategie in der Stiftungsarbeit sowie die Fortsetzung der durch die
Corona-Pandemie unterbrochene Veranstaltungsreihe 'Reise durch ein
zerrissenes Land'."
Link zum Artikel
Webportal
"Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in
Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Rüsselsheim
Literatur:
Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 241-242.
ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 182.
Wolfram Heitzenröder: Juden in Rüsselsheim.
Katalog zur Ausstellung vom 12. Oktober - 31. Dezember 1980. Rüsselsheim
1980.
Angelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn.
Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Hg. Kreisausschuss
des Kreises Groß-Gerau und Kreisvolkshochschule. Groß-Gerau 1990.
Insbesondere S. 266-276 und 352-353.
Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 140-141.
dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 118.
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 172-177.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 308-309.
zahlreiche Presseartikel zur Frage der Nutzung der Rüsselsheimer Synagoge
2005/2008.
Jens
Scholten: Jüdisches Leben in Rüsselsheim. Einladung zu einem
Rundgang. Verlag Medien und Dialog www.medien-und-dialog.de
in Haigerloch Erschienen 2011. ISBN 3-933231-42-6 5.- €.
In diesem Werk
eine Darstellung zur Geschichte der jüdischen Familie Lippmann in Bauschheim
("The LIPPMANN Family of Bauschheim" S. 261-268) (Nachkommen bis ca.
2000)
mit Abbildungen
u.a.m.
Anmerkung: der
Stammvater der später an verschiedenen Orten (Fürth, Roßdorf
u.v.m.) lebenden
Familie Lippmann: Joseph Lippmann lebte mit seiner
Familie Anfang des 19. Jahrhunderts in
Bauschheim, wo der Sohn Elieser und
die Tochter Jette (geb. ca. 1827 in Bauschheim,
verh. May in Roßdorf)
geboren ist.
Ruesselsheim
Hesse. Established in the early 18th century, the community numbered 147 (6 % of
the total) in 1871. Its synagogue, built in 1844, housed 125 Torah scrolls.
During the Weimar Republic, a branch of the Jewish War Veterans Association was
established. The community changed its affiliation from the Orthodox to the
Liberal rabbinate of Darmstadt and the synagogue's renovation in 1929 was
generously funded by the Opel automobile manufacturing family. In 1933 the
Jewish population had declined to 47. SA men destroyed the synagogue's interior
and burned the Torah scrolls on Kristallnacht (9-10 November 1938). The
remaining Jews mostly emigrated or left by 1939; seven were deported during
Worldwar II.
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