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im Elsass"
Villé
(Weiler bei Schlettstadt,
Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Villé bestand eine jüdische
Gemeinde im 19./20. Jahrhundert. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind jüdische
Personen zugezogen (u.a. als Bassemberg). 1849 wurden fünf jüdische Einwohner gezählt. Die Zahl der
jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1861 21 jüdische Einwohner,
1870 37, 1900 44, 1910 61 (Höchstzahl). An jüdischen Familiennamen begegnen in
dieser Zeit u.a. Bader, Dreyfuss, Heimendinger, Haguenau, Meyer, Weill. Die jüdischen
Familien lebten vom Viehhandel, aber auch von einzelnen Läden (Textilien,
Kurzwaren). Edgar Dreyfuss war als Zahnarzt tätig.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.). Die
Gemeinde gehörte zum Rabbinat von Dambach, nach dessen Auflösung zu Rabbinat
in Barr. Die Toten der jüdischen Gemeinde
wurden auf dem jüdischen Friedhof in
Schlettstadt (Sélestat) beigesetzt.
1936 wurden 45 jüdische Einwohner gezählt, 1939 noch etwa 40
Personen in 12 Familien. Diejenigen, die in den folgenden Monaten nicht mehr den
Ort verlassen konnten, wurden 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Villé / Weiler geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Juliette Bloch geb. Dreyfuss (1899), Gustave Dreyfuss
(1900), Dr. Leonie Dreyfuss geb. Weil (1868).
Die Recherche ist schwierig, da es mehrere Orte mit Namen Ville /Weiler gibt.
Nach 1945 sind wenige jüdische Personen wieder nach Villé zugezogen.
1953 wurden 17 jüdische Einwohner gezählt. Es entstand wiederum eine kleine
Gemeinde, die Synagoge wurde restauriert und 1955 wieder eingeweiht (s.u.).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des
19./20. Jahrhunderts wurden außer den Berichten zum Bau der Synagoge noch
keine Artikel zur jüdischen Geschichte in Villé gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Im 19. Jahrhundert hatte
die jüdische Gemeinde einen Betsaal. Um 1900 wurde der Bau einer
Synagoge beschlossen. Am 3. Mai 1904 war die Grundsteinlegung in Anwesenheit von
Rabbiner Dr. Bloch aus Dambach.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Mai 1904:
"Weiler, 3. Mai (1904). - Heute Mittag um 1 Uhr fand hier die
Grundsteinlegung der zu erbauenden Synagoge statt, welche durch den Herrn
Rabbiner Dr. Bloch - Dambach vorgenommen wurde. Die ganze israelitische
Gemeinde und viele Neugierige aus den anderen Konfessionen hatten sich
dazu eingefunden. Nachdem eine blecherne Lade enthaltend die Urkunden und
Münzen in den Stein eingesehnt war, wurde die Öffnung vermauert und mit
einem anderen Haustein verdeckt. Eine Rede des Herrn Rabbiners, handelnd
über Wesen und Zweck des Gebäudes, sowie die üblichen Hammerschläge
schlossen die Feier." |
Die Bauzeit der neuen Synagoge betrug nur wenige Monate.
Bereits am 25.
August 1904 konnte sie durch Oberrabbiner Ury aus Straßburg und Rabbiner Dr. Bloch aus
Dambach feierlich eingeweiht werden. Im Gebäude gab es für etwa 70
Personen Platz.
Die Einweihung der Synagoge (August 1904)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1904: "Aus dem
Elsass, im Oktober (1904). Am 31. vorigen Monats (gemeint 31. August 1904)
fand in Mommenheim die
Einweihung der neu erbauten Synagoge in Gegenwart des Kreisdirektors und
der Gemeindebehörden statt. Oberrabbiner Ury aus Straßburg und Rabbiner
Dr. Levy – Brumath hielten die Weihereden, während die Gesänge von dem
Oberkantor Heymann aus Straßburg
und seinem Chor vorgetragen wurden. - Auch in Weiler
bei Schlettstadt wurde am 25. vorigen Monats (25. August 1904) durch
Oberrabbiner Ury und Rabbiner Dr. Bloch – Dambach eine neue Synagoge
ihrer Bestimmung übergeben. Diese noch junge kleine Gemeinde hatte bisher
nur einen Betsaal benützt. Sehr bemerkt wurde, dass der üblichen Sitte
entgegen der Kreisdirektor weder selbst erschienen noch einen Vertreter
geschickt hatte, und dass aus dem Städtchen selbst nur die
protestantischen Beamten (Amtsrichter, Polizeikommissar, Zollbeamte und
andere), nicht aber der katholische Bürgermeister und Gemeinderat an der
Feier teilnahmen. – Hingegen berichteten vor kurzem die Zeitungen aus Rosenweiler,
dass der dortige katholische Bürgermeister und Gemeinderat einem aus Rosheim
kommenden Leichenzug – eine Frau wurde beerdigt – entgegengegangen
sei. Rabbiner Dr. Goldstein – Mutzig dankte in seiner Ansprache auf dem
Friedhofe dem Gemeinderat und der Bevölkerung für ihr Erscheinen und hob
die schöne Eintracht hervor, die in Rosenweiler stets zwischen Christen
und Juden bestanden habe. Jetzt wohnen in diesem Orte keine Juden mehr;
nur der mehreren Gemeinden gemeinsam Friedhof erinnert noch an ihren früheren
Aufenthalt daselbst." |
Die Synagoge in Villé wurde bis in die 1930er-Jahre
benutzt. In der NS-Zeit wurde im Gebäude ein Milchhaus eingerichtet. Mitte der
1950er-Jahre wurde das Gebäude restauriert und am 6. November 1955 wieder
eingeweiht.
Adresse/Standort der Synagoge: Place
de la Liberté
Fotos
Historische Ansicht der
Synagoge
nach der Einweihung 1904 |
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Die Fenster zeigen
neuislamische (maurische) Formen |
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Die Synagoge nach
der Restaurierung 1955 |
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Das Aussehen wurde stark
verändert;
unverändert blieb nur das Eingangsportal |
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Das Synagogengebäude in
der Gegenwart
Quelle:
http://www.tourisme-alsace.com/fr/224002116-Synagogue.html |
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Blick auf das
Gebäude, rechts des Eingangs eine Gedenktafel "A la mémoire de Paul
MATHERY 1907-1944.
Enfant du Val de Villé. Déporté et mort à Mauthausen JUSTE PARMI
LES NATIONS" |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.
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Christian Dirwimmer: La
Communaute Juive de Ville pendant la seconde Guerre Mondiale. 1995. Online
eingestellt. |

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