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Basel (Kanton Basel-Stadt, CH)
Jüdische Geschichte / Betsäle/Synagogen
(zu aktuellen Informationen siehe die Website der
Israelitischen Gemeinde Basel unter http://www.igb.ch/
sowie die Website der Israelitischen Religionsgesellschaft Basel unter http://leben.schearim.org/gemeinde_irg.html
und die Website der Chabad Basel unter www.chabadbasel.com)
Es bestehen weitere Seiten mit Texten zur Geschichte der
jüdischen Gemeinde in Basel in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens:
- Seite mit allgemeinen Berichten sowie
Berichten aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben in Basel bis in die
1930er-Jahre
- Seite mit Berichten zu
überregional bedeutsamen jüdischen Einrichtungen in Basel bis in die
1930er-Jahre
- Seite mit Berichten zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde bis in die 1930er-Jahre
- Seite mit Berichten zu den
Rabbinern und Lehrern der jüdischen Gemeinde bis in die 1930er-Jahre
- Seite zu den jüdischen Friedhöfen
in Basel
Die Synagoge Basel (Leimenstraße) im Film:
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Basel gab es eine jüdische Gemeinde zunächst im
Mittelalter. Die erste Gemeinde bestand von der Zeit um 1200 (1213 erste
urkundliche Erwähnung von Juden in der Stadt) bis zu den Verfolgungen während der Pestzeit, als am
16. Januar 1349 die Basler Juden grausam verbrannt wurden. Von etwa 1360 bis zur
Ausweisung der Juden aus Basel 1400 bestand nochmals eine kleinere, zweite
mittelalterliche jüdische Gemeinde in der Stadt.
Nachdem
sich seit 1799 einige elsässische Juden niederlassen konnten, wurde um 1805
eine neue Gemeinde in Basel gegründet. Doch
war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Ansiedlung von Juden
in der unmittelbaren Umgebung der Stadt (Basel-Land) noch höchst umstritten. Im
August 1839 meldete die "Allgemeine Zeitung des Judentums" (siehe
links, Artikel vom 3.8.1839): "Basel, 9. Juli (1839). Baselland hat den
Juden jeden Aufenthalt auf seinem Gebiete, außer an den Markttagen, untersagt.
Alle Handlungsdiener jüdischen Glaubens sollen binnen einigen Tagen das Land
verlassen." Die insgesamt gegenüber Juden noch sehr unfreundliche Stimmung
und die fehlende Klarheit im Blick auf das Recht einer dauerhaften Niederlassung
in der Stadt und im Kanton führte zunächst dazu, dass die Zahl der jüdischen
Familien in Basel von 36 Familien (1815) auf elf Familien (1846) zurückging.
Erst der Abschluss eines Niederlassungsvertrages mit Frankreich und die neue
Bundesverfassung (1849) brachte den Israeliten die Gleichberechtigung und
führte zu einem stärkeren Zuzug jüdischer Familien vor allem aus
elsässischen Gemeinden.
Seit 1872 wurden die ersten Juden in das Basler
Bürgerrecht aufgenommen; die Revision der schweizerischen Bundesverfassung 1874
brachte dem Land die Garantie der religiösen Freiheit. In der Folgezeit begann ein schneller Aufstieg der
jüdischen Gemeinde in der Stadt, die auch bald eine überregionale Bedeutung
bekommen sollte: 1897 war der 1. Zionistenkongress in Basel.
Nicht nur aus dem
Elsass kamen jüdische Zuwanderer in die Stadt; seit den 1860er-Jahren zogen
auch jüdische Familien aus dem süddeutschen Raum zu. Die
Zahl jüdischer Einwohner nahm im 19. Jahrhundert stark zu von 198 (1815) auf
1897 (1900) und 1903 (1901).
Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges kam eine größere
Zahl von "Ostjuden" aus Russland und Polen in die Stadt, die auf der
Flucht vor Pogromen ihre Heimat verlassen hatten.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte die jüdische Gemeinde in
Basel ihre Blütezeit. Zahlreiche Organisationen und Vereine prägten das Leben
der jüdischen Gemeinde. Eine Übersicht über die israelitische Gemeinde, den
damaligen Vorstand, die Beamten und die Institutionen sowie die Vereine der
israelitischen Gemeinde um 1920 gibt die Beschreibung der Baseler Gemeinde im
"Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" von 1921/22:
Artikel
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5682 Jahrgang 1921/22
S. 175: "Basel. Die im Jahre 1805 begründete jüdische
Gemeinde zählte heute 475 Gemeindemitglieder. Es wohnen in Basel zirka
3.000 Seelen. Vorstand: J. Dreyfus-Brodsky, Präsident; S.
Günzburger, Vizepräsident; S. Bloch-Roos, Sekretär; Dr. Werner Bloch,
Kassier; weitere Mitglieder: A. Bodenhaar, Dr. M. Ditisheim, E. Heymann,
Jules Jung, Dr. L. Levaillant, Lucien Levy, Jules Spira. Beamte: Dr. A.
Cohn, Rabbiner; Oberkantor: Max Epstein; Dr. L. Hausmann, Religionslehrer;
M. Löb, Kantor; J. Nordmann und M. Gintzburger,
Synagogendiener.
Institutionen der israelitischen Gemeinde. Synagoge: Eulerstraße
2-6 (Abwart: R. Ley). Gemeindehaus mit Betsaal. - Rituelles Bad. -
Schächt- und Fleischkommission (Präsident: Lucien Levy). - Jüdische
Genossenschaftsmetzgerei (Präsident: Emil Heymann). - Religionsschule mit
4 Lehrern und 300 Schulkindern (Präsident: Dr. Ditisheim). -
Israelitische Armenpflege (Präsident: Jules Jung; Sitzung der engern
Kommission jeden Donnerstag 11-12 1/2 Uhr, Leimenstraße 24). - Jüdisches
Auswandererbureau (Sekretariat: Jules Bloch). - Friedhof- |
Kommission
(Präsident: S. Bloch-Roos). - Israelitische Leihkasse (Präsident: J.
Spira). - Rabbiner Dr. A. Cohnsche Jubiläumsstiftung Hachnosas-Kalloh. -
Israelitischer Armenfonds. - Pensionsfonds. - Synagogenchor Schir-Zion
(Präsident: S. Günzburger-Hirsch).
Weitere jüdische Institutionen: Beth Hamidrasch (israelitisches
Lehrhaus), Spalentorweg 32. Reichhaltige Bibliothek, tägliche
Lernvorträge. - Adass Jisroël-Gemeinschaft (Präsident: Typer); Bethaus
Hegenheimerstraße. Gottesdienst an Sabbat und an Feiertagen. - Agudas
Achim (Präsident: J.A. Sephs); Bethaus Florastraße 18, Kleinbasel. -
Israelitisches Waisenhaus (Präsident: J. Dreyfus-Strauss). -
Israelitisches Asyl in Hegenheim (Präsident: S. Dreyfus-Bernheim). -
Jüdische Krankenschwester-Institution (Präsident: J. Dreyfus-Strauss). -
Jüdische Bibliothek (Präsident: Dr. K. Meyer). - Schweizer jüdische
Volksbibliothek, Spalentorweg 32.
Vereine: Loge Bnei Dris (Präsident: Dr. F. Arnstein). - Chevra Kadischah
(Präsident: L. Eisenmann). - Schomre Thora Männerverein (Präsident:
Charles Nordmann), unterhält eine hebräische Fortbildungsschule (Lehrer:
M. Schwarz) und veranstaltet täglich Schiurim. - Schomre Thore
Jünglingsverein (Präsident: Adrien Blum), Vereinversammlung jeden
Sonntag, außerdem mehrere regelmäßige Schiurum. - Chevro Espérance
(Präsident: J. Dreyfus-Strauss). Chewro Ez-Chaim (Präsident: Dr. M.
Ditisheim). - Chewro Dowor Tow (Präsident: L. Rueff-Feitler). -
Israelitischer Frauenverein (Präsidentin: Frau Dreyfus-Strauss). -
Jüdisch-polnischer Frauenverein (Präsidentin: Frau R. Botschko). -
Chewro Malbisch Arumim (Präsidentin: Frau Ditisheim-Brunschwig). - Verein
für Erziehung israelitischer Waisen (Präsident: J. Dreyfus-Strauss). -
Agudas Jisroël Ortsgruppe (Präsident: N. Schterenbuch). - Agudas
Jisroël Mädchengruppe (Präsidentin: Fräulein Bella Nordmann). -
Misrachi Ortsgruppe (Präsident: P. M. Goldschmidt). - Zionistische
Vereinigung (Präsident: Dr. Edm. Goetschel, Basel). - Verein Zion. -
Degel Jeruscholajim Ortsgruppe. - Verein Cercle (Schützengraben).
Alliance Israélite Universelle, Lokalkomitee. - Verein Erholung
(Präsident: Rudolf Loeb). - Verein Achdus. - Jüdischer Turn- und
Sportverein (Präsident: Adrien Blum). - 'Hechawer', zionistischer
Stundentenverein. - 'Hehardea', Altherrenverband (Präsident: Dr. E.
Wormser). - Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss (Präsident: Willy
Eisner)." |
Neben den jüdischen Institutionen und
Vereinen der Israelitischen Gemeinde Basel war die Stadt noch Sitz mehrerer überregionaler
jüdischer Organisationen, darunter der Verein zur Förderung des
gesetzestreuen Judentums in der Schweiz (gegründet 1907), der in Basel auch
die Schweizerische jüdische Volksbibliothek betrieb (um 1920: Spalentorweg 32)
und das Schweizerischen Komitee für Erze Jisroël (Suisse Comité pur Erez
Jisroël, gegründet 1909), wie auch das Internationale Pro Falascha-Komitee
(Sitz um 1920 in Basel, Missionsstraße 32). Das "Schweizerische
Israelitische Waisenhaus" (gegründet 1903) war in der Gotthelfstraße
98 in Basel eingerichtet.
1927 kam es zu einer Trennung zwischen der Israelitischen Gemeinde in
Basel (IGB) und der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft Basels (IRG).
Diese eröffnete eigene Einrichtungen, darunter die 1929 eingeweihte Synagoge in
der Ahornstraße.
In den 1930er-Jahren kam es in der Stadt mehrfach zu judenfeindliche
Aktivitäten und Zusammenkünften. Selbst die "Basler Zeitung"
tendierte zu einer antisemitisch gefärbten Berichterstattung. 1938/39 - nach
dem "Anschluss" Österreichs und nach Kriegsbeginn - verloren die
Antisemiten in der Schweiz jedoch ihren Rückhalt in der
Bevölkerung.
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner in Basel-Stadt und Basel-Land
wurde - nach Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge aus NS-Deutschland - um 1941 mit etwa
3.050 Personen erreicht (davon etwa 2.850 in Basel-Stadt),
um nach 1945 langsam zurückzugehen.
In der Shoa kamen auch mehrere der in Basel geborenen oder längere Zeit
dort wohnhaften jüdischen Personen ums Leben beziehungsweise wurden ermordet (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Simon Adler (geb. 1920 in
Liestal, später in Saargemünd wohnhaft), Eleonore Baum geb. Prötz (geb. 1904
in Basel, später in Nonnenweier und Karlsruhe wohnhaft), Camille Bloch geb.
Wyler (geb. 1886 in Basel, später in Nancy wohnhaft), Claudine Bloch (geb. 1935
in Basel, später in Frankreich wohnhaft), Jeanne Bloch geb. Brunswig (geb. 1902
in Basel, später in Strasbourg wohnhaft), Moseka-Adele Byesunski geb.
Langbemeim (geb. in Basel), Berthe Adrienne Cahen geb. Halff (geb. 1887 in
Basel, später in Metz wohnhaft), Laura Cerf (geb. 1879 in Basel), Fanny Czarny
geb. Lubelski (geb. 1911 in Basel, später in Sosnowic, Polen wohnhaft), Martin
Deck (geb. 1910 in Basel, später in Paris wohnhaft), Isaak Eckmann (1912,
später in Brüssel wohnhaft), Marja Esther Ejzenberg-Kohn (geb. 1910 in Basel,
später in Köln wohnhaft), Bernard Faijngold (geb. 1911 in Basel, später in
Marseille wohnhaft), Lina Goldschmidt geb. Kahn (geb. 1899 in Basel, später in
Frankfurt am Main wohnhaft), Joseph Grünheim (geb. 1908 in Basel, später in
Lörrach wohnhaft), Bertha Gutmann geb. Warmund (geb. 1899 in Basel, später in
Berlin wohnhaft), Erwin Herz (geb. 1897 in Basel, später in Saarbrücken
wohnhaft), Jean Hess (geb. 1897 in Basel, später in Frankreich wohnhaft), Edmee
Hirsch geb. Ditisheim (geb. 1907 in Basel, später in Colmar wohnhaft), Juliette
Khann (geb. 1866 in Basel, später in Frankreich wohnhaft), Prof. Dr. Leo
Krüger (geb. 1904 in Riga, zeitweise an der Universität in Basel tätig),
Marcel Kuflik (geb. 1912 in Basel), Klara Kusznir geb. Tannenbaum (geb. 1900 in
Basel, später in Hannover wohnhaft), Emil Levy (geb. 1905 in Basel, später in
Frankreich wohnhaft), Jeanne Levy (geb. 1886 in Basel, später in Frankreich
wohnhaft), Sophie Levy (geb. 1881 in Basel, später in Frankreich wohnhaft),
Toni Levy geb. Stein (geb. 1893 in Basel, später in Frankreich wohnhaft), Erna
Loeb (geb. 1913 in Basel), Lucie Lucas (1878), Rose Malinsky geb. Weissberg
(geb. 1906 in Basel, später in Frankreich wohnhaft), Gustave Meyer (geb. 1882
in Basel, später in Frankreich wohnhaft), Lilli Pless (1900), Brainscha (Berthe)
Rosentraub geb. Fajngold (geb. 1907 in Basel), Betty Rubin (geb. 1906 in Basel,
später in Frankreich wohnhaft), Lotte Samuel (geb. 1912 in Basel, später in
Philippsburg wohnhaft), Else Schujueschuurder geb. Kahn (geb. 1907 in Basel,
später in Haarlem NL wohnhaft) Max Schmierer (geb. 1914 in Basel, später in
Köln und Karlsruhe wohnhaft, später in Brüssel wohnhaft), David Silbermann
(geb. 1912 Liestal, später wohnhaft in Britz), Minni (Hermine) Steinfeld geb.
Baumann (geb. 1879 in Basel, später in Frankfurt am Main wohnhaft), Valentine
Sophie Strauss geb. Guggenheim (geb. 1881 in Basel, später in München
wohnhaft), Yvonne Weill geb. Dreifuss (geb. 1904 in Basel, später in Mulhouse
wohnhaft), Jonas Wertheimer (geb. 1911 in Basel, später in Frankreich
wohnhaft), Max (Marcel) Wertheimer (geb. 1912 in Metz, später in Basel, Saint
Louis und Toulouse wohnhaft), Gerson Wolff (geb. 1888 in Basel, später in
Frankreich wohnhaft), Sara Zygelman geb. Wald (geb. 1902 in Basel).
Gegenwart: Ende 1996 hatte die IGB etwa 1.650, die
IRG etwa 250
Gemeindeglieder. Derzeit (2017) leben insgesamt etwa 2.000 jüdische Personen in
der Stadt. Seit etwa 2002 bereichert auch die Chabad Lubawitsch-Bewegung
das jüdische Leben in Basel.
Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen
Mittelalter
Die mittelalterliche Synagoge lag im 13. Jahrhundert
und bis zur Verfolgung 1349 am Rindermarkt, der heutigen Unteren Gerbergasse,
auf dem Areal des späteren Stiftes St. Leonhard. In der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts (von etwa 1367 bis etwa 1400) bestand eine Synagoge auf dem
Grundstück Grünpfahlgässlein 1. Nach der Ausweisung der Juden wurde das
Gebäude der "Judenschule", wie es noch bis ins 19. Jahrhundert
genannt wurde, zu profanen Zwecken verwendet.
19./20. Jahrhundert
Die Synagoge am Unteren Heuberg (1850)
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es zunächst nur die
Möglichkeiten zu Gottesdiensten in privaten jüdischen Wohnhäusern. Im
Zusammenhang mit den Neuregelungen des Niederlassungsrechtes beziehungsweise
Niederlassungsgesetzes (1847/49) konnten die jüdischen Familien der Stadt an
die Einrichtung beziehungsweise den Bau einer Synagoge denken. Zunächst war
jedoch der Bau einer Synagoge nur als "Privatbau" und nicht als
öffentlicher Bau der jüdischen Gemeinde möglich (siehe unten Artikel vom
Mai 1850). Der Gemeindevorsteher Leopold Dreyfus konnte mit Genehmigung der
Stadt das "Nideckersche Magazin" auf dem Heuberg kaufen, um dieses zur
Synagoge für die Juden der Stadt umzubauen. Die Einweihung der Synagoge
erfolgte in Anwesenheit des Rabbiners von Hegenheim
Moise Nordmann am 4. September 1850. Er hatte zur Einweihung auch den
israelitischen Gesangsverein aus Hegenheim mitgebracht, der für die
musikalische Gestaltung des Einweihungsgottesdienstes
sorgte.
Der Bau einer Synagoge ist geplant
(1849)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. November 1849
(aus einem längeren Beitrag über die Situation der Juden in der
Schweiz): "Auch von Basel ist in den organischen
Verbesserungen der jüdischen Gemeinde nur Erfreuliches zu berichten.
Mehrere junge Männer, die sich der zerfallenden Gemeinde angenommen,
haben in wenigen Jahren recht Ordentliches zustande gebracht. Und diese
wenigen Familien werden nun eine Synagoge bauen, was gewiss kein geringes
Opfer für diese Leute sein wird. Es ist noch nicht alle Religiosität
geschwunden in Israel!" |
Als Synagogenbau wird nur ein "Privatbau" gestattet
(1850)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Mai 1850: "Von Basel muss ich Ihnen noch schnell sagen, dass
die dortige Regierung den Synagogenbau nur insofern gestattet, wenn ein
Privatmann den Bau auf seinen Namen nimmt, aber nicht als einer
Korporation gehörend. Mit anderen Worten: sie gestattet einen Privatbau
aber keine Synagoge." |
Einweihung der neuen Synagoge
(1850)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober
1850: "Basel, 4. September (1850). Die zu Basel erscheinende
'Schweizerische National-Zeitung' enthält von dort aus folgenden Artikel:
Heute war es uns vergönnt, der Einweihung des israelitischen
Gebethauses beizuwohnen, und wir können nicht unterlassen, einige
Bemerkungen darüber auszusprechen. Wir werden in keine weitere
Beschreibung dieser Festlichkeit eintreten, sondern einfach versuchen, den
innern Eindruck einer so würdigen Feier wiederzugeben. Die ganze
heilige Handlung hatte etwas recht Ernstes und Würdevolles, und das
Zeremonielle dabei, der Umzug mit den Gesetzesrollen in der Synagoge, dies
aus uralter Zeit Hergebrachte und Erhaltene, wies so recht wieder darauf
hin, wie von Generation zu Generation dieses vielfach verfolgte Geschlecht
doch seinem alten Glauben und seinen Satzungen treu geblieben. Eine der
Sache angemessene und inhaltreiche Rede über das Hoffen und Bestreben des
jüdischen Volkes hielt der uns Allen so vielfach bekannte Rabbiner
Nordmann. Er setzte in einfachen Worten die Bedeutung des Gotteshauses im
Allgemeinen (woran auch jeder Christ sich hätte erbauten können)
auseinander und dann die besondere des israelitischen Gottesdienstes, dem
man so oft vorgeworfen, bloß Zeremoniendienst ohne innere Herzensnahrung
zu sein. Er gab zu, dass hier freilich manches zu wünschen übrig bliebe,
dass aber die Zeit selbst, die den Bestrebungen dieses von Gott so schwer
heimgesuchten Volkes immer hemmend in den Weg getreten, dass die
feinseligen Beschränkungen von allen Seiten her, die überall streitend
wider das ernstliche Bestreben des jüdischen Volkes auftraten, dass diese
vielfach die Schuld trügen, warum Israel hinter seiner Vervollkommnung
noch stets zurückstehe, und fragt, ob aber nun der Kämpfer, der mit
Staub und Blut bedeckt aus dem Kampfe zurückkehrt, sich seiner Wunden zu
schämen hätte. Er wies dann dagegen auch hin auf unsere so vielfach
bewegte Gegenwart, die in ihrem regen Schaffen und Erneuern endlich auch
dem israelitischen Volke mit Duldsamkeit entgegenkommt und, vereint mit
den ernstlichen Bestrebungen in eigner Mitte nicht ermangeln wird, das
Volk Gottes den Verheißungen Jehovas immer näher zu bringen. |
Kurz
Nordmanns Rede, die sowohl den Glauben als das Hoffen seines Volkes so
schön und klar uns darstellte, würde jeden Judenbekehrer (wären sie nur
da gewesen!) davon überzeugt haben, dass dies Volk, das durch alle Zeiten
und Stürme hindurch, diesem seinem Glauben und Hoffen stets treu
geblieben, dass dies Volk ihrer seichten und plattköpfigen Proselytenmacherei
etwas entgegenzubieten hat, das nicht von gestern auf heut erst, sondern
einen Glauben, der seit Jahrhunderten bestehend, Halt genug haben wird,
ihren engherzigen Bestrebungen zu trotzen, hat er doch so vielfach den
Verfolgungen und dem Tode selbst die Spitze geboten. Ein Volk, das wie das
israelitische, so klar mit sich selbst, so entschieden weiß, was es soll
und will, ein solches Volk bedarf keiner Bekehrung. Möge vielmehr unsere
Zeit, die so vielfältig überall nach Vervollkommnung und Willensklarheit
ringt, möge sie immer je mehr und mehr auch dem israelitischen Volke die
Schwingen lösen und den Weg bahnen, damit auch es auf die seine, wie wir
Christen auf unsere Weise, empor sich hebe nach dem Morgenrote der
Vollendung.*
Anmerkung: *) Die oben erwähnte Rede ist 'zum Besten der Armen' gedruckt
erschienen. Sie entspricht obigem Urteil. Wir führen das Schlusswort
derselben hier an: '...Der Kampf von außen hat aufgehört, so sollen wir
auch den Staub abschütteln von unseren Kleidern, den Staub von unseren
Institutionen. Unsere Religionsangelegenheiten, unsere inneren
Institutionen, auf die seit Jahrhunderten nicht die nötige Sorge
verwendet werden konnte möchte wir trachten, sie vor den Augen der Welt,
vor den Augen unserer eigenen Kinder, sie wieder in ihr wahres Licht zu
stellen. Schon sind unter uns in kürzester Zeit so große Schritte
vorwärts geschehen, aber noch bleibt so viel zu tun übrig. Schon
leuchtet wieder in hellerem Lichte die Lampe Israels; aber noch sehe ich
so manche dunkle Flecken, die das Licht abhalten. Diese Flecken, die uns
die Zeit aufgedrückt, mögen wir es als unsere heiligste Aufgabe
betrachten, sie zu beseitigen. Eine günstigere Wendung hat das Schicksal
Israels genommen in neuerer Zeit; mögen wir zeugen vor dem Auge der Welt,
dass wir dieser günstigen Wendung würdig sind. Der Dank vor Gott, unsere
eigene Ehre, die Erhaltung unserer Religion, das Wohl unserer Kinder
richten allzu gleich dieselbe Forderung an uns. Die Stammväter Israels,
erzählt die Schrift, so oft sie der Herr aus einer Not errettet, so oft
sie in ein besseres Verhältnis getreten, errichteten Dankaltäre dem
Allmächtigen. Dankbar sollen auch wir errichten dem Allgütigen, dessen
Hilfe wir in der neuern Zeit so oft gesehen. Der Wiederaufbau so vieler
unserer Institutionen, die in Verfall geraten; der Aufbau so mancher
Anstalten, die die Zeit erfordert; die Wiederherstellung unseres
Gottesdienstes in seiner ursprünglichen Reinheit und Einfachheit, seien
uns jene Dankaltäre. Neue Tempel sehe ich aufsteigen allenthalten in den
Gemeinden Israels; mögen diese neuen Tempel sein die ersten Grundsteine
zu jenem größeren geistigen Bau, den wir aufzuführen haben, und es wird
in Erfüllung gehen der Schlusssatz unserer Schriftstelle (Jeremia 31,4):
Israel wird wieder in seinem Schmucke erscheinen, Freude und Heiterkeit
wird in seiner Mitte wohnen." |
Der Großrabbiner von Kolmar kritisiert ein Bild in der
Synagoge (1851)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Februar
1851: "Vom Hörensagen noch folgende Anekdote, die, wenn sie sich
bewährt, dem neuen Konsistorialrabbi in Kolmar (Département du
Haut-Rhin) seine Unsterblichkeit sichert. In der schönen neuen Synagoge
zu Basel ist am Glaswerk das Bild des größten Propheten in Israel
angebracht. Der Rabbi des Oberrheins soll auf dessen Entfernung
dringen.
Wenn es auch ein großer Vorzug unserer Gotteshäuser ist, aller Bilder
bar zu sein und gewiss Israel seit Jahrtausenden vor Irrtümern bewahrt
hat, so hätte der Großrabbine des Oberelsass Besseres und Nützlicheres
zu vollbringen und an Mängel in seinem eigenen Lande, die dort wie
Unkraut wuchern, die Art zu legen, ehe er sich auf ein Territorium wirft,
das seine Botmäßigkeit nicht anerkennt." |
Darstellung der alten Synagoge Unterer Heuberg
Die alte Synagoge Unterer Heuberg
nach
einem Gemälde von
Johann Jakob Schneider (1822-1889) |
|
|
|
Der Untere Heuberg: am Ende
der Gasse
ist die Synagoge erkennbar |
Ausschnitt aus dem Bild links:
die (alte) Synagoge |
Die Synagoge in der
Leimenstraße (1868)
Nachdem bis
um 1864 etwa 300 jüdische Gemeindeglieder in
Basel lebten, war der Bau einer größeren Synagoge dringend notwendig.
Im Dezember 1865 wandte sich die israelitische Gemeinde mit einem Gesuch
um die unentgeltliche Überlassung eines Grundstückes am Fröschenbollwerk an
den Kanton Basel-Stadt. Dem Gesuch wurde jedoch nicht entsprochen. Auch der
Hinweis auf die entsprechenden Vorgänge bei den Synagogenbauten in Genf und
Zürich nützte der Gemeinde nichts.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Januar 1866:
"Basel, 14. Dezember (1865). Die
hiesige israelitische Gemeinde, welche aus 45 Familien, meistens Elsässern
besteht und in beständigem Wachsen begriffen ist, beabsichtigt den Bau einer
neuen Synagoge. Durch den Verkauf von Plätzen und durch Geschenke ist bereits
die Summe von 50.000 Franken aufgebracht und gibt sich die Gemeinde der Hoffnung
hin, dass die Stadt nach dem Vorgange von Genf und Zürich der israelitischen
Gemeinde einen geeigneten Platz zum Synagogenbau anweisen werde..." |
Im Laufe des Jahres 1866 konnte
schließlich die israelitische Gemeinde ein Grundstück an der Ecke Eulerstrasse/Leimenstrasse erwerben
und dort nach den Plänen von Architekt Herrmann Rudolf Gauss aus Heilbronn
(1835-1868) eine neue Synagoge im maurisch-byzantinischem Stil erbauen,
in der jeweils 150 Männer und Frauenplätze vorhanden waren. Die
Grundsteinlegung war am 25. Mai 1867. Architekt Gauss kam 1858 nach
Basel als Adjunkt in das technische Büro der Schweizerischen Centralbahn. Als
selbständiger Architekt hat er nach 1860 zunächst mehrere Bürgerhäuser der
Stadt in klassizistischem Stil entworfen.
Grundsteinlegung der neuen Synagoge
(1867)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Juni
1867: "Basel, den 28. Mai (1867). Am 24. dieses Monats wurde
mit angemessener Feierlichkeit der Grundstein unserer neuen Synagoge
gelegt. Trotz bescheidenen Dimensionen wird der Bau eine Zierde der Stadt
werden. Es sind dafür von den Mitgliedern der hiesigen Gemeinde an
freiwilligen Beiträgen 60.000 Fr. gezeichnet worden." |
Die feierliche Einweihung der Synagoge erfolgte durch
die Rabbiner von Lengnau (Dr. Meyer
Kayserling) und Hegenheim (Moise Nordmann)
am 9. September
1868. Zahlreiche Presseartikel berichteten von dem
Ereignis in der Stadt. Ein kurzer Artikel findet sich in der orthodox-jüdischen
Zeitschrift "Der Israelit" im September 1868:
Die Einweihung der neuen Synagoge (1868)
"rtikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1868:
"Basel. Am 9. September (1868) wurde die von der hiesigen Gemeinde
erbaute prachtvolle Synagoge eingeweiht. Außer den hiesigen Israeliten hatten
sich zahlreiche Glaubensgenossen aus der Umgegend, Abgeordnete der Regierung,
des Stadtrats, einige protestantische Geistliche, die Konsuln von Nordamerika
und Frankreich und noch viele andere Gäste eingefunden. Die Rabbinen von
Hegenheim (Elsass) und Lengnau (Aargau) hielten die Weihereden. |
Ausführlicher war der Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
Anfang Oktober 1868:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Oktober 1868:
"Basel, 13. September (1868). Basel,
die Stadt so vieler mittelalterlicher Gräuel gegen die Juden und wiederholter
Austreibungen derselben, aber auch manches verdienstvollen Schriftwerkes auf
unserem Gebiete, hat jetzt den Sieg der Glaubensfreiheit besiegelt, indem in
seinem Weichbilde eine Synagoge erbaut und öffentlich eingeweiht worden, und
war unter allgemeiner Teilnahme der Bevölkerung. Davon zeugt auch die
Berichterstattung aus christlicher Feder in Nr. 216 des ‚Tagblattes der Stadt
Basel’, und deshalb können wohl einige Stellen aus diesem einen Anspruch auf
einen Raum in diesem Blatt machen. Es heißt dort: "Die neue Synagoge an der
Leimenstraße ist ein zwar nur mäßig großes, aber in seiner Ausführung
vollkommen gelungenes Gebäude, dessen zierliche Kuppel weithin gesehen und
nicht nur der nächsten Umgebung, sondern der ganzen Stadt zur Zierde gereicht.
Im Innern ist die Synagoge hell, freundlich, geschmackvoll und ohne Überladung
geziert, die Estrade, auf welcher sich die Stühle und der Pult der Rabbiner
befinden und in deren Hintergrunde die heilige Lade angebracht ist, reich geschmückt.
Das Gebäude wurde ohne irgend welche Mithilfe des Staates oder der Stadt,
lediglich auf Zu- und Vorschüsse der Mitglieder der israelitischen Gemeinde
ausgeführt. Die Einweihung dieses israelitischen Gotteshauses fand letzten
Mittwochnachmittag statt. Neben den hiesigen Israeliten hatten sich zahlreiche
Glaubensgenossen aus der Umgebung, eine Abordnung der Regierung, des Stadtrates,
einige protestantische Geistliche, die Konsuln von Nordamerika und Frankreich
und noch viele andere Gäste eingefunden."
Die Einweihung wurde vollzogen durch die Herren Rabbiner Nordmann aus Hegenheim
bei Basel und Dr. Kayserling aus Lengnau. Der Erstere sprach über den Kampf,
den Israel glücklich überwunden, über die großen Lehren des Judentums, und
dass jetzt der jüdische Stamm im Glücke dieselbe Überzeugungstreue zu
beweisen habe, wie in der Zeit des Unglücks. Der Berichterstatter nennt die
Predigt "sehr ansprechend und die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer findend." Er
berichtet ferner: "Es folgte der Festchor aus dem 118. Psalm, noch eine ganz
ausgezeichnete Komposition von Halevy und darauf eine zweite Predigt und
Einsegnung der Synagoge durch Herrn Rabbiner Dr. Kayserling aus Lengnau, eine
Rede voll Schwung und rhetorischem Reichtum, bei welcher namentlich das
Eingangsgebet (Preis Gottes) und dann das Schlussgebet (der Segen) wunderbar schön
und ergreifend waren".
Den Inhalt dieser Predigt bildete der Gedanke, dass Bruderliebe und Duldsamkeit
der Kern des Judentums seien, und dass es der weltgeschichtliche Beruf Israelis
sei, durch Lehre, Kampf und Tat dieselben zur Herrschaft zu bringen. |
|
Die Synagoge von 1868 an der
Eulerstrasse/Leimenstrasse
|
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Oben: der endgültige Entwurf zum
Bau der Synagoge
von Architekt Herrmann Rudolf Gauss |
Rechts: Foto der
Synagoge - vor der Vergrößerung 1890/92 - mit noch
einer Kuppel; das
Foto wurde uns im Januar 2010 zur Verfügung gestellt
von John Gauss (GB),
einem Urenkel des Synagogenarchitekten |
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Die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder in Basel
wuchs weiter - von 1870 bis 1888 von 429 auf 1086 Gemeindeglieder, sodass auch
der Neubau der
Synagoge von 1868 alsbald zu klein war. An den Festtagen mussten zusätzliche
Räume für die Gottesdienste benutzt werden.
Die Gemeinde kann ihre Gottesdienste an den Hohen
Festtagen im Messhaus abhalten (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August
1882: "Basel. Der Stadtrat hat bereitwilligst der jüdischen
Gemeinde das prachtvolle Meßhaus für die kommenden hohen Festtage behufs
Abhaltung eines Gottesdienstes zur Verfügung gestellt. Die Synagoge
selbst ist zu klein, um alle Andächtigen zu fassen." |
Im Dezember 1889 wurde bei einer
Gemeindeversammlung die Vergrößerung der Synagoge mit einer Erweiterung der
Platzzahl auf 600 beschlossen. Dabei kam es zu einem Streit um die Frage, ob
eine Orgel eingebaut werden sollte. Eine Trennung der Gemeinde mit einem
Auszug der orthodox geprägten Gemeindeglieder konnte damals jedoch noch
verhindert werden.
Die anstehende Vergrößerung der Synagoge und die
Frage nach Einbau einer Orgel (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1889: "Basel, 16. Dezember (1889). Gestern
Abend fand in unserer Gemeinde eine wichtige und bedeutungsvolle
Gemeindeversammlung statt. Die hiesige Synagoge ist im Jahre 1864 gebaut worden,
zu einer Zeit, als die Gemeinde, da Juden erst seit dem Jahre 1864 hier sein dürfen,
noch sehr klein war. Inzwischen wuchs die Anzahl der Gemeindemitglieder,
besonders seit dem Kriege, sodass wir jetzt ca. 240 Haushaltungen haben. Natürlich
war die Synagoge schon seit längerer Zeit, besonders an den hohen Festtagen, für
diese Zahl zu klein. Am jüngsten Sonntage lebte nun der Gemeinderat das Projekt
zur Vergrößerung der Synagoge, die nach dem Plane 600 Plätze hat, der
Gemeindeversammlung zur Beschlussfassung vor. Leider ging es dabei nicht ohne
einen bedauerlichen Zwischenfalls ab. Wie wohl in den meisten Gemeinden, die
zahlreiche "neue" Elemente haben, kam bei dem Neubau der Synagoge auch die
leidige Orgelfrage zur Debatte. Bereits früher hatten wir ein Harmonium,
welches allerdings nicht regelmäßig, aber doch ziemlich oft an Festtagen
gespielt wurde. Unserm hochverehrten Rabbiner, Herrn Dr. Cohn, gelang es, wie so
manches andere Ersprießliche, gleich bei seinem Amtsantritt das Spielen des
Harmoniums zu verbannen. Die Debatte über die Orgel in der Gemeindeversammlung
war ziemlich heftig. Es führten das große Wort diejenigen, die das ganze Jahr
hindurch das Gotteshaus nicht besuchen und sie hielten es mit ihrem so genannten
"Freisinn" für vereinbar, denjenigen, denen die Religion teurer ist, einen
Gewissenszwang aufzuerlegen. Nachdem sich die Mehrzahl für die Orgel
ausgesprochen hatte, während die Mitglieder des Vorstands und des Gemeinderats
sich einstimmig dagegen erklärten, ergriff der langjährige Präsident der
Gemeinde, Herr Dreyfus-Neumann, das Wort. Er wies darauf hin, dass an unserer
Spitze ein orthodoxer Rabbiner steht, der ihm erklärt habe, dass er, wenn eine
Orgel in die Synagoge komme, auf der Stelle sein Amt niederlegen würde. Er
machte dann darauf aufmerksam, dass unser von Allen hochverehrter Rabbiner in
Anerkennung seiner elfjährigen, unermüdlichen Tätigkeit erst kürzlich einen
neuen Kontrakt auf zehn Jahre ausgefertigt erhalten habe und dass wenigstens während
dieser Zeit eine solche Änderung des Rituals nicht vorgenommen werden könne. Für
den Fall, dass die Gemeinde eine sofortige Einführung der Orgel wolle, erklärte
er, seine Demission geben zu wollen. Hierauf beschloss die Gemeinde mit überwältigender
Majorität, vor der Hand von der Einführung einer Orgel anzusehen.
Wir glauben also für eine Reihe von Jahren den religiösen Frieden gesichert. Möge
inzwischen die Zahl derer wachsen und erstarken, die, ehe sie an den Werken der "Reform"
teilnehmen, lieber die Gemeinde verlassen, Möge auch die Zahl der Besonnenen
sich mehren, die einsehen, dass, wie alle Rabbiner, deren Wort für den
aufrichtigen Israeliten in Betracht kommt, ohne Ausnahme erklären, dass ein jüdisches
Gotteshaus durch die Einführung einer Orgel seines Charakters als Synagoge
entkleidet wird. |
Der Umbau und die Erweiterung der Synagoge konnte 1890
durch den Basler Architekten Paul Reber
vorgenommen werden. Die von 300 auf 600 Plätze vergrößerte und nun mit zwei Kuppeln
versehene Synagoge konnte am 15. September 1892 neu eingeweiht werden. Der erste
Rabbiner der Basler Gemeinde Dr. Arthur Cohn (1862-1926, Rabbiner in Basel von
1885-1926) hielt die Festpredigt.
Einweihung der erweiterten Synagoge
(1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September
1892: "Basel, 16. September (1892). Gestern fand hier die
Einweihung der Synagoge statt. Der Bau derselben hatte 15 Monate gedauert,
doch war durch die Opferwilligkeit einer Anzahl Gemeindemitglieder es
erreicht worden, dass der Bau an Sabbat und Festtagen ruhte, in unserer
Zeit des religiösen Niederganges ein schöner Kiddusch HaSchem
(Heiligung des Gottesnamens). Über die Feier selbst entnehmen wir den
'Basler Nachrichten', einem der angesehensten schweizerischen Blätter,
folgende Schilderung:
'Es ist ein recht stattliches Gotteshaus, das sich die hiesige
israelitische Gemeinde an der Eulerstraße gebaut hat, ein Werk, das nicht
bloß seinen Urhebern Ehre macht, sondern das auch der Stadt zur Zierde
gereicht. Der frühere Kuppelbau, der etwa 210 Sitzplätze fasste, ist
durch eine große Erweiterung zu einer Halle umgeschaffen worden, in der
nun 560 Personen bequem Raum finden. Zwei Kuppeln überragen das in
geschmackvoll einfachem, maurisch-byzantinischem Stil erbaute Haus. Die
beiden Seitenschiffe sind durch Säulenreihen vom Mittelschiff getrennt.
Eine Galerie auf den beiden Längsseiten und auf der hintern Seite
gegenüber dem Allerheiligsten ist den Frauen angewiesen. Eine obere
Galerie auf der Rückseite ist zu Aufnahme der Orgel bestimmt, falls eine
solche angeschafft werden sollte (redaktionelle Anmerkung: Möge ihr
religiöser Sinn die Gemeinde hiervor bewahren!'). Das Licht fällt
durch farbige Fenster in die Synagoge und erzeugt schon beim Eintritt eine
feierlich-ernste Stimmung.
Bei der Einweihungsfeier, die am Donnerstag nachmittags 3 Uhr begann, war
die Synagoge bis auf den letzten Platz besetzt. Unter den Anwesenden
bemerkte man die Herren Regierungsräte Dr. Zutt und Dr. Brenner, Großratspräsident
Stünzi-Sprüngli und verschiedene andere Vertreter von Behörden. Der
feierliche Akt begann mit dem Einzug der Tora oder Gesetzesrollen, die von
einzelnen Mitgliedern der Gemeinde getragen wurden. An ihrer Spitze
schritten im Ornat Herr Oberkantor Heymann aus Straßburg und Herr
Rabbiner Dr. Cohn. Die Gesänge, die den Umzug begleiten, stimmten durch
ihre Abwechslung zwischen dem ebenso schönen als kräftigen Organ des Vorsängers
und den Chorstellen zu tiefer Andacht. Nachdem die Torarollen in der heiligen
Lade untergebracht waren, hielt Herr Dr. Cohn die Weiherede über das
Wort: |
'Preiset
den Ewigen; denn er ist gütig und ewig währet seine Gnade.' Sodann trat
der Präsident der israelitischen Gemeinde, Herr Dreyfus-Neumann, in einer
kurzen Ansprache auf die Entwicklung der Gemeinde ein und schilderte ihr
Wachstum während der letzten 4 Jahrzehnte. Dreimal sei es ihm, sagte er,
vergönnt gewesen, in Basel eine neue Synagoge zu eröffnen. Im Jahre 1846
habe die israelitische Bevölkerung nur aus 11 Familien bestanden; erst
der Abschluss des Niederlassungsvertrages mit Frankreich und die neue
Bundesverfassung, die den Israeliten die Gleichberechtigung brachte, habe
den Aufschwung der Gemeinde ermöglicht. Seinem Danke an Gott schloss Herr
Dreyfus auch einige herzlich empfundene Dankesworte an die Regierung, an
die Gemeinde und an alle Anwesenden an.
Hierauf folgte der Gesang des Beethoven'schen Lieder 'Die Himmel rühmen
des Ewigen Ehre' und sodann hielt Herr Rabbiner Dr. Cohn die Festrede,
welcher er die Worte zu Grunde legte: 'Nahe ist Dir das Wort in
Deinem Munde, in Deinem Herzen es auszuüben'. Der Vortrag war eine tief
durchdachte und beredte Verteidigung des jüdischen Glaubens, der dem
Volke durch die lange bange Leidenszeit des Mittelalters hindurch eine
starke Stütze gewesen war. Mit sicherem Takt entledigte sich der Redner
seiner schwierigen Aufgabe, ohne die religiöse Überzeugung der vielen
christlichen Zuhörer auch nur im Geringsten zu verletzen. Er zeigte auf
der einen Seite in schonender Art durch einige Hinweise auf die dunkelsten
Blätter der Kultusgeschichte des Mittelalters, dass an manchem Vorwurf,
der heute gegen die Juden erhoben wird, frühere Staats- und
Rechtsinstitutionen die Schuld tragen; auf der andern Seite tat er dar,
dass das Christentum seine wichtigsten Lehren, wie z.B. 'Liebe deinen
Nächsten wie dich selbst!' und andere mit dem Judentum teilt und dass
dieses niemals den Anspruch erhoben hat, es allein mache selig. Der
Rabbiner schloss mit einem Segenswunsch für unser engeres und weiteres
Vaterland, für Regierung und Volk und für alle Anwesenden. Es ist wohl
kein Teilnehmer von der Feier geschieden ohne die Überzeugung, dass die jüdische
Religion ihre Ziele ebenso hoch sucht wie die christliche und dass es für
gar manche Eiferer vor Allem nötig wäre, erst die Lehre des Andern
kennen zu lernen.
Schließlich darf auch noch mit Anerkennung des Herrn Baupel gedacht
werden, der den musikalischen teil der Feier leitete, sowie der Leistungen
des Männerchores. Am Bankett, das am Abend im Stadtkasino
stattfand, nahmen über 200 Personen teil. Es sprachen Herr Architekt
Reber, der ein Gedicht vortrug, Herr Oberkantor Heymann aus
Straßburg, |
der
einen prachtvollen Solovortrag zum Besten gab. Herr Gemeindepräsident
Dreyfuß-Neumann toastierte auf die gemeinnützigen Institutionen der
israelitischen Gemeinde, Herr Rabbiner Dr. Cohn auf die Gemeinde selbst,
Herr B. Nordmann auf den Präsidenten, Herr Dreyfuß-Brettauer auf die
Damen und Herr Dreyfus aus Hegenheim
brachte die Grüße der Nachbargemeinden." |
1908/09 wurde nach den Plänen von Architekt
Fritz Stehlin neben der großen eine kleine Synagoge erstellt (siehe Abschnitt
unten). Sie diente während Umbauten
der großen Synagoge (um 1910 und um 1947) den gottesdienstlichen Feiern
der Gemeinde. Große und kleine Synagoge sind bis zur Gegenwart kultischer
Mittelpunkt der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB).
Zu Ereignissen in der Synagoge war bisweilen auch von negativen Ereignissen
zu berichten:
Einbruch in der Synagoge (1904)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 15. Januar
1904: "Basel, 9. Januar (1904). Am Samstag früh zwischen drei
und vier Uhr stieß der Heizer der Synagoge, als er den Kellerraum betrat,
plötzlich auf zwei Männer, von denen ihm der eine Pfeffer in die Augen
warf und sich mit seinem Begleiter flüchtete. Nachher zeigte sich, dass
die Opferstöcke in der Synagoge erbrochen und ihres Inhalts beraubt
waren. Im Keller ließen die Diebe zwei gestohlene silberne Becher
zurück. Die Diebe sind vermutlich mit den Räumlichkeiten gut
bekannt." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar
1904: derselbe Bericht wie oben. |
Diebstahl in der Synagoge (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember
1922: "Basel, 15. November (1922). In der Zeit vom
Samstag bis zum Montag Morgen sind aus der Basler Synagoge eine Anzahl
Kultusgegenstände, unter anderem ein großer silbervergoldeter, mit
kostbaren Steinen besetzter achtarmiger Leuchter entwendet worden. Der
Dieb demoliert den Leuchter und wird zweifellos versuchen, die
Bruchstücke zu verkaufen. Der Schaden wird auf über 15.000 Franken
geschätzt." |
Fotos / Darstellungen
der Synagoge in der Leimenstraße
Die Synagoge der
Israelitischen Gemeinde in Basel nach der Vergrößerung 1890/92
(SW-Abbildungen aus: 1868-1968 Zum Zentenarium der
Basler Synagoge s. Lit.) |
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Die Synagoge nach der
Vergrößerung
1891 mit nunmehr zwei Kuppeln) |
Innenansicht nach
der
Vergrößerung 1891 |
Theodor Herzl vor der
Basler
Synagoge ca. 1903 |
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Innenansicht der Synagoge -
Blick nach Westen |
Innenansicht der Synagoge -
Blick nach Osten (Toraschrein) |
Die Synagoge in
Basel - Ansichtskarte
der 1980er-Jahre |
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Die Synagoge
2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.6.2007) |
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Ansichten von
Südwesten |
Die beiden Kuppeln der
Synagoge |
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Apsis des Toraschreines |
Blick von Südosten |
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Das Eingangsportal |
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Fotos
der Synagoge im Frühjahr 2017
(Fotos: D. Bluthardt, Aufnahmen vom Mai 2017) |
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Eingangsbereich
und Eingangsportal zur Synagoge |
Blick
nach Osten zum Toraschrein |
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Leuchter
in der Synagoge
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Blick über das
Toralesepult
(Schulchan) zum Toraschrein |
Blick nach
Westen
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Kuppeln
der Synagoge
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Uhr
über dem Eingangstor und nördliche Seitenansicht |
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Die Synagoge Basel im Film:
Die kleine Synagoge (1909)
Unmittelbar neben der Synagoge in der Leimenstraße konnte 1908/09 ein neues
jüdisches Gemeindehaus erbaut werden, in dem unter anderem eine "kleine
Synagoge" eingerichtet wurde, die fortan insbesondere für die
Wochentagsgottesdienste, aber auch für weitere Veranstaltungen wie die
regelmäßigen Lernvorträge des Rabbiners verwendet wurde. Das neue
Gemeindehaus wurde mit Hilfe von zwei bedeutenden Stiftungen des
Gemeindepräsidenten Jules Dreyfus-Brodsky finanziert. Das neue
Gemeindehaus sollte dem Andenken an seine Eltern, vor allem dem langjährigen
Präsidenten der Gemeinde, Herrn Dreyfus-Neumann s.A.
dienen.
Ein Grundstück zum Bau eines jüdischen
Gemeindehauses wurde erworben (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar
1907: "Basel, 13. Januar (1907). Die israelitische Kultusgemeinde
Basel hat neben der Synagoge um den Preis von Fr. 180.000 eine
Liegenschaft angekauft, auf welcher ein Gemeindehaus mit einem 200
Personen fassenden Saale errichtet werden soll. |
Stiftung der Familie Dreyfus-Brodski zum Bau eines
neuen Gemeindehauses (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar
1908: "Basel, 20. Januar (1908). Herr und Frau J.
Dreyfus-Brodski hatten aus Anlass der Barmizwa-Feier ihres ältesten
Sohnes der israelitischen Gemeinde zum Andenken an ihren seligen Vater, S.
Dreyfus-Neumann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - den
langjährigen Gemeindevorsteher in Basel, eine Stiftung im Betrage
von 100.000 Frcs. überwiesen. Bei Gelegenheit der Barmizwa-Feier ihres
zweiten Knaben, die am jüngsten Sabbat stattfand, haben sie zu dieser
Summe 50.000 Frcs. überwiesen. Der Bau eines schönen Gemeindehauses soll
nun demnächst in Angriff genommen werden." |
Gemeindeversammlung zum Bau eines Gemeindehauses -
Gründung eines jüdischen Gesangvereines (1908)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 28. Februar
1908: "Basel. Eine außerordentliche Gemeindeversammlung beschäftigte
sich mit dem Bau eines Gemeindehauses. Nach Errichtung desselben
soll das alte Gemeindehaus in der Eulerstraße abgerissen und der
Haupteingang der Synagoge wieder in den Synagogenhof verlegt werden. Die
Versammlung ermächtigte den Vorstand, die von Herrn Dreyfus-Brodsky
gestifteten 160.000 Frls. für den Bau zu verwenden und eine Hypothek von
200.000 Franks aufzunehmen. -
Zur Bildung eines Synagogenchors ist ein jüdischer Gesangverein
gegründet worden." |
Der Bau des neuen Gemeindehauses wird in Auftrag
gegeben (1908)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli
1908: "Basel, 21. Juli (1908). Der Vorstand der jüdischen
Gemeinde hat den Bau des neuen Gemeindehauses nunmehr dem Baumeister
übergeben und ihm trotz erheblicher Mehrkosten die Verpflichtung
auferlegt, an Sabbaten und an den jüdischen Feiertagen den Bau ruhen zu
lassen." |
Einweihung des jüdischen Gemeindehauses und der
"kleinen Synagoge" (1909)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember
1909: "Basel, 21. Dezember (1909). Zur Erinnerung an seinen
Vater, den verstorbenen langjährigen Präsidenten der Gemeinde, Herrn
Dreyfus-Neumann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -,
das das unbestrittene Verdienst hat, die Gemeinde von Spaltungen bewahrt
und auf dem Boden der Gesetzestreue erhalten zu haben, hatte vor mehreren
Jahren unserer jetziger Gemeindepräsident, Herr J. Dreyfus-Brodsky,
der Gemeinde 150.000 Frcs. als Stiftung zur Errichtung eines Gemeindehauses
überwiesen. Das neben der Synagoge gelegene Gemeindehaus, an welchem seit
1 1/2 Jahren unermüdlich gearbeitet wird - nur am Sabbat ruhte die
Arbeit - ist nunmehr in seinen wesentlichen Teilen vollendet und wurde
am jüngsten Sonntag seiner Bestimmung übergeben. die geräumige
Liegenschaft enthält eine Wohnung für den Abwart, die Räume für die
jüdische Armenpflege, den Raum für das Schächten des Geflügels
und ein allen rituellen Anforderungen entsprechendes und sehr schön
eingerichtetes rituelles Bad (Mikwe). Den Mittelpunkt des Areals
nimmt das neue Gemeindehaus ein. Dieses enthält im oberen Stockwerk die
für die Verwaltung bestimmten Räume, während unten eine kleine
Synagoge eingerichtet ist, welche ca. 200 Männer- und 50 Frauenplätze
enthält. Die Einweihung wurde durch Gesänge des Herrn Oberkantor
Drujan und des Synagogenchors eingeleitet. Hierauf hielt der Gemeindepräsident,
Herr J. Dreyfus-Brodsky eine Ansprache, in welcher er seiner Freude
darüber Ausdruck gab, den Wunsch seines seligen Vaters nach Erbauung
eines Gemeindehauses erfüllt zu sehen. Er schloss mit der Aufforderung,
auch weiterhin die Fahne des Judentums hochzuhalten, für die unsere
Väter Gut und Blut aufgeopfert haben. Die Weiherede hielt Herr Rabbiner
Dr. Cohn, welcher die dreifache Benennung des jüdischen Gotteshauses,
Gebethaus, 'Schule' und Versammlungshaus erläuterte. Mit nochmaligem
Chorgesang schloss die stimmungsvolle Feier. Der Betsaal wird zum Gebet an
den Wochentagen benutzt. Auch werden von von Herrn Rabbiner Dr. Cohn
an jedem Sabbat abgehaltenen Lern-Vorträge fortan in diesem schönen
Raume stattfinden.
Die Gemeinde Basel, mit ihren mehr als 400 Gemeindemitgliedern, besteht
ohne jeden staatlichen Zwang. Bis zum Jahre 1868 besaß sie nur mietsweise
2 kleine Räume zum Beten. Erst damals war die Gemeinde genug erstarkt, um
eine eigene Synagoge zu erbauen, die im Jahre 1890 um mehr als das
Doppelte vergrößert wurde.
Die Gemeinde besitzt außer den religiösen allerlei humanitäre
Einrichtungen, ein Asyl für Altersschwache, ein Waisenhaus und ein
Spital, und sie hat nun in ihrem neuen Gemeindehaus mit seinen Dependenzen
alle ihre Institutionen ergänzt und ausgebaut." |
Fotos der Kleinen Synagoge
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Blick auf die Eingangsfassade
der Kleinen Synagoge (Hintergrund - Mitte) |
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Die Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft
in der Ahornstraße (IRG) (1929)
Aus der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB) ist 1927 die Israelitische
Religionsgesellschaft (IRG) hervorgegangen als Gemeinde des toratreuen,
orthodoxen Judentums. Zunächst handelte es sich um einen 1924 durch den Rabbiner
Arthur Cohn und Sally Guggenheim gegründeten Verein der "Schabbatwächter"
Schomre Schabbos, die sich nach dem Vorbild anderer Städte (Zürich) in
die "Israelitische Religionsgesellschaft" umbenannte. Ein Betsaal
wurde zunächst in einem Gebäude an der Thannerstraße eingerichtet. Dieser war
jedoch an den Feiertagen nicht ausreichend, sodass zu den Feiertagen im Herbst
1928 der Saal des Schützenhauses zur Abhaltung der Gottesdienste gemietet
wurde.
Sally Guggenheim stiftet eine Torarolle für den Betraum des
Vereins "Schomre Schabbos"
(1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November
1927: "Basel, 1. November (1927). Am vergangenen Schabbat
Noach waren drei Jahre verflossen seit Gründung des Betlokals 'Schomre
Schabbos'. Aus diesem Grunde spendete der Initiator und Förderer des
Minjan, Herr Sally Guggenheim, eine Sefer Tora. Durch Beteiligung weiterer
Kreise hat sich der Besuch der kleinen Synagoge, in der nach altjüdischer
Tradition gebetet wird, dermaßen entwickelt, dass sich die
Räumlichkeiten schon jetzt als zu klein erwiesen haben. Möge den
wackeren Männern, die zur Erhaltung und Ausgestaltung des Minjan
beitragen, beschieden sein, den Segen ihres Werkes in immer weiterem Maße
erleben zu können." |
Über die Gründungsversammlung
der Israelitischen Religionsgesellschaft am 25. Dezember 1927 berichtete die
Zeitschrift "Der Israelit" in der Ausgabe vom 5. Januar 1928:
Israelitische Religionsgesellschaft in Basel.
Basel, 3. Januar (1928). Sonntag, den 25. Dezember fand hier die diesjährige
Generalversammlung des Vereins "Schomre Schabbos" statt. In der zahlreich
besuchten Versammlung wurden die Statuten festgelegt und genehmigt. Der Verein führt
in Zukunft den Namen "Israelitische Religionsgesellschaft", und hat sich in der
kurzen Zeit seines Bestehens dermaßen entwickelt, dass sich die bisherigen Räumlichkeiten
schon als zu klein erwiesen haben, sodass man eifrig auf der Suche nach einem größeren
Lokale ist. Die Mitgliederzahl ist ständig im Wachsen begriffen, da der
traditionell geführte Gottesdienst anziehend auf weitere Kreise wirkt. – Möge
Gottes Segen auch fernerhin auf diesem zukunftverheißenden Werke ruhen. |
Die Generalversammlung der "Israelitischen
Religionsgesellschaft" beschließt den Kauf eines Grundstückes zum Bau
einer Synagoge (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September
1928: "Israelitische Religionsgesellschaft Basel.
Basel, 2. September (1928(. Der Vorstand hat nunmehr den in der
außerordentlichen Generalversammlung vom 25. Mrz 1928 übernommenen
Auftrag, sich für das Grundstück Ahornstraße - Birkenstraße zum Zwecke
der Errichtung einer Synagoge zu interessieren, ausgeführt. Nach
längeren Verhandlungen mit dem vorstand des Bürgerspitals
beziehungsweise der Bürgergemeinde der Stadt Basel konnten ca. 400
Quadratmeter Areal des dem Bürgerspital gehörenden Geländers an der
Birkenstraße - Ahornstraße - Rufacherstraße zum Preise von Fr. 55.- per
Quadratmeter erworben werden und zwar das Eckgrundstück Birkenstraße -
Ahornstraße. Der Verkauf unterlag noch der Zustimmung des Bürgerrates
der Bürgergemeinde, was in dessen Sitzung vom 20. Juni 1928 geschehen
ist.
Praktisch ist dazu zu bemerken, dass die Lage des von der Israelitischen
Religionsgesellschaft erworbenen Grundstückes (nächste Nähe des
Spalenrings) für die Errichtung einer Synagoge als sehr gut zu bezeichnen
ist, außerdem ist die Richtung des Grundstückes wegen Misrach sehr gut.
Vor Tätigung des Kaufes wurde von einer hiesigen Spezialfirma eine
Bodenexpertise, wegen der Beschaffenheit des Bodens eingeholt, welche sehr
günstig ausgefallen war. Des ferneren ist die Parzelle so gelegen, dass
wohl die ganze Fläche wird ausgenützt werden können. Die zu errichtende
Synagoge ist vom Vorstand für ca. 100 Männer und 80 Frauenplätze in
Aussicht genommen und sind einige hiesige Baufirmen mit der Bearbeitung
von Plänen betraut worden. Es wäre zu hoffen und zu
wünschen, dass der Bau der Synagoge nun bald in Angriff genommen werden
kann, da die Platz- und Raumverhältnisse im jetzigen Betlokal an der
Thannerstraße längst absolut ungenügend sind, weshalb auch dieses Jahr
am Rosch-Haschono und Jaum Kippur, um dem Platzmangel abzuhelfen, der Saal
des Schützenhauses gemietet werden
musste." |
Schomre Schabbos hatte einen ersten
Betsaal (bereits seit 1923) in
einem jüdischen Privathaus (Haus von Konsul Sally Guggenheim), seit 1. November 1924 im
Haus Thannerstrasse 60. 1929 konnte eine eigene Synagoge in der Ahornstrasse 14
eingeweiht werden. Es handelt sich um ein äußerlich unscheinbares Haus mit
einem Betsaal (120 Männer- und 125 Frauenplätze), Sitzungszimmer und
Gemeindebüro sowie einem Hörsaal. Im Haus des früheren Betsaales Thannerstrasse
60 ist seitdem das Gemeindehaus und das Rabbinat der IRG.
Grundsteinlegung zum Bau der Synagoge der
Israelitischen Religionsgesellschaft (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März
1929:
"Grundsteinlegung des Synagogenbaues der Israelitischen
Religionsgesellschaft.
Basel, 19. März (1929). Am Sonntag den 17. März (5. Adar) fand unter
zahlreicher Beteiligung der Mitglieder der Israelitischen
Religionsgesellschaft, hiesiger und auswärtiger Gäste die
Grundsteinlegung zum Synagogenneubau der Israelitischen
Religionsgesellschaft Basel an der Ahornstraße statt, die bei allen
Anwesenden einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Eingeleitet wurde die Feier durch 'Ma Tauwu-Gesang', ausgeführt in
trefflicher weise von Mitgliedern und Jünglingen der Israelitischen
Religionsgesellschaft unter Leitung des Herrn Weiß. Als erster Redner
betrat der großzügige Förderer des Synagogenneubaus, Herr Konsul
Sally Guggenheim, die um den Grundstein errichtete Tribüne und
richtete namens des Vorstandes warme Begrüßungsworte an die zahlreiche
Versammlung. Sein besonderer Gruß galt Herrn Oberrabbiner Dr.
Lewenstein, Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft Zürich,
sowie den Vertretern der verschiedenen Vereine. Mit Dankesworten für den
Allmächtigen fand der Redner in seiner zu Herzen gehenden Ansprache, die
mit Toraworten reich ausgefüllt war, anerkennende Worte für die
Mitarbeiter der jungen Gemeinde, vor allem auch für den allseits
verehrten Herrn M. Schwarz. Er sprach auch dem anwesenden Herrn
Architekten, Herrn Alfred Bischoff, von der Baufirma Bischoff u. Co., für
die weitgehende Mühewaltung bei der Anfertigung der Baupläne den Dank
des Vorstandes aus.
Als zweiter Redner verstand Herr Dr. Lewenstein an Hand von Midrasch- und
Talmudworten in geistvoller Weise Bedeutung und Zweck einer
Synagogengrundsteinlegung darzulegen und erflehte man von Gott den
Segen für die Mitglieder der Israelitischen Religionsgesellschaft, für
die am Bau beschäftigte Arbeiterschaft, für die Stadt Basel und für 'Klall
Jisroel'. - Hierauf wurde vom Präsidenten der Israelitischen
Religionsgesellschaft Herrn M. Jakubowitsch, im Boden eine kupferne
Kapsel, enthaltend eine hebräische und deutsche Urkunde über die
Entstehung und bisherigen Entwicklung der Gemiende, derner der
Mitgliederlsite versenkt. Dann wurde zu den ersten Hammerschlägen zum
Grundstein geschritten, ausgeführt von den anwesenden Herrn Rabbinern und
Vorstandsmitgliedern der Israelitischen Religionsgesellschaft. Allen
Teilnehmern wurde hierauf gestattet - kol ascher jidwenu libau -
einen Baustein zum entstehenden Gotteshause anzufügen; eine Handlung,
welche einen ergreifenden Eindruck machte.
Mit Schlussgesang vom Schir Hamalaus wurde die schöne, schlichte Feier
geschlossen." |
Einweihung der Synagoge der "Israelitischen
Religionsgesellschaft" (1929)
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 26. September
1929:
"Die Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft
Basel.
Basel, 23. September (1929). Am 24. Elul 5689 (= 29. September 1929)
findet die feierliche Einweihung der neu erbauten Synagoge der
Israelitischen Religionsgesellschaft an der Ahornstraße statt. Es hat von
Seiten dieser jungen Religionsgesellschaft großer Anstrengung und starken
ideellen Schwunges bedurft, dieses Werk lekwaud hatauro wehajiro
fertigzustellen. Die Synagoge, deren ganzer Bau in seiner inneren und
äußeren Form, ist schlicht und schön geworden. Die eigentliche Synagoge
hat bequem 130 Männer und auf der Galerie 125 Frauenplätze erhalten,
daran anschließend einen Hörsaal, welcher ca. 40 Personen Platz bietet
und eventuell später, wenn mit Gottes Hilfe Platzmangel eintreten sollte,
zur Synagoge erweitert werden kann.
An der Feier am 24. Elul werden die Herren Rabbiner Dr. Pinchas Kohn,
Wien und Dr. Brom, Luzern
sprechen. Es ist zu hoffen, dass die Israelitische Religionsgesellschaft
Basel durch die neue Synagoge neu Impulse erhalte und ein Zentrum für
echte, unverfälschte Jüdischkeit
werde." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1929: "Israelitische Religionsgesellschaft zu
Basel Basel, 30. September. Die
Israelitische Religionsgesellschaft zu Basel, aus dem Vereine "Schomre Schabbos"
hervorgegangen, hatte ihre Existenz vor Jahren mit einem kleinen, von dem
inzwischen nach St. Gallen verzogenen Herrn Sternbuch gegründeten Minjan
begonnen. Herr Konsul Sally Guggenheim nahm sich des Minjans mit besonderer
Liebe an, und viele Freunde der jüdischen Sache scharten sich um ihn. So wuchs
sich der Kreis allmählich zu einer Gemeinde aus, einer Religionsgesellschaft.
Sie konnte am letzten Sonntag ihr Werk mit der Einweihung einer Synagoge krönen,
die, vom Architekten Bischoff erbaut, einfach und schön, doch allen derzeitigen
Ansprüchen vollauf genügt. Für weitere Entwicklungen ist neuer Bauplatz
vorhanden, auch für eine eigene Schule. Die Israelitische Religionsgesellschaft
zu Basel, nach Zürich die zweite in der Schweiz, ist eine Tatsache.
Zu der Einweihung am letzten Sonntagnachmittag hatten sämtliche Kultusgemeinden
in der Schweiz ihre Delegierten beziehungsweise ihre Glückwünsche geschickt.
Auch die Religionsgesellschaften Frankfurt a.M., Karlsruhe, Straßburg,
Stuttgart usw. waren vertreten. Neben den Mitgliedern der Religionsgesellschaft
füllten viele Gäste aus Basel und der ganzen Schweiz den heiligen Raum, um
Zeugen des ersten denkwürdigen Gottesdienstes zu sein. Ein Chor sang
kunstgerecht alle üblichen Gesänge und Herr Finkel aus Köln sang als
Ehrenkantor mit wohlklingender Stimme die Sologebete. Die Herren Rabbiner Dr. P.
Kohn – Wien und S. Brom – Luzern hielten vorzügliche Festreden auf die
Heiligkeit und Bedeutung eines Gotteshauses, und gar einer solchen Heimstätte
der Andacht für einen Kreis von Jereim
(Gottesfürchtigen) mit trefflichen Worten
und Bildern aus der Zeit der slicha
uteschuwa hinweisend.
Zwischendurch richtete nach den Rundgängen und dem Einheben der Torarollen Herr
Sally Guggenheim eine Ansprache an die Gemeinde, in der er eingangs der Vorgänge
in Palästina und der heiligen Märtyrer gedachte. Ein stimmungsvolles El
male rachamim (Gott, voller Erbarmen…) begleitete die stille
Trauerkundgebung, worauf das Licht der ewigen Lampe aufleuchtete. |
Um 7 Uhr abends fand man sich im Hotel "Metropol" zu einem Festmahl. Bei Speise
und Trank und guter Geselligkeit hörte man eine Reihe zum Teil ganz vorzüglicher
Reden an. Herr Konsul S. Guggenheim leitete den Reihen mit einer Begrüßung der
Gäste ein. Herr Rabbiner Dr. Löwenstein überbrachte mit sinnvollen Worten
warme Glückwünsche der Zürcher Gesinnungsfreunde. Herr Dr. W. Hofmann entbot
mit einem Worte der Erklärung von S. R. Hirsch die Grüße der Frankfurter Khal
Adass Jeschurun. Die Kultusgemeinde Zürich ließ durch ihr Vorstandsmitglied,
Herrn Gutmann, ihre Glückwünsche ausdrücken und ein Geschenk überreichen.
Dr. Willy Weil für die Religionsgesellschaft in Karlsruhe unterstrich die
Tatsache, dass diese Gemeinde im Schoße des Vereines für Sabbatheiligung
entstanden ist. Rabbiner Dr. P. Kohn sprach einige grundsätzliche Worte zur Gründung
der Gemeinde und den Voraussetzungen ihrer weiteren Entwicklung. Red. S.
Schachnowitz überbrachte in einer Rede heiteren und ernsten Inhalts die Grüße
der Frankfurter Jeschiwa und der Palästina-Zentrale der Agudas-Jisroel. Herr
Gabriel Plaut gab in launigen Worten den Gefühlen der Mitglieder der
Religionsgesellschaft Ausdruck. Für die Zürcher Religionsgesellschaft sprach
ferner Herr Mannes, Herr Messinger war ein guter Dolmetsch der Segenswünsche
der Berner Kultusgemeinde. Herr Emanuel Kaufmann grüßte im Namen der württembergischen
Religionsgesellschaften. An eine Botschaft vom zurzeit in Montreux weilenden
Rabbi Chajim Oser knüpfte Herr Botschko einen feurigen Appell an Alt und Jung,
das "beständige Licht" der Tora zu pflegen. Mit schönen Toraworten wartete uns
Herrn Sternbuch – St. Gallen auf, und Herr Willi Guggenheim – Berlin
beschloss kurz vor Mitternacht die lange Reihe mit einer Danksagung. Unter den Gästen
sah man auch Herrn Oberrabbiner Weil aus Colmar. Eine große Anzahl von
Depeschen und Glückwunschschreiben wurde verlesen. Auch dem Baumeister wurde
Dank votiert, den er in herzlichen Worten an all seine treuen Helfer weitergab.
Die Feier ist verklungen, das Fest für die Baseler Religionsgesellschaft
beginnt erst in und mit der Synagoge. Möge aus diesem neuen Hause neuer Ansporn
für die im Wachsen begriffene Orthodoxie in der Schweiz ausgehen. |
Foto der neuen Synagoge der Israelitischen
Religionsgesellschaft (1929)
Foto
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1929,
unterschrieben: "Die neue Synagoge der Israelitischen
Religionsgesellschaft in Basel. (Siehe Bericht in nr. 40 des Israelit).
(Aufnahme des Herrn Roger in Mülhausen.). |
Seit der Einweihung der Synagoge in der Ahornstraße hat
die "Israelitische Religionsgesellschaft" in Basel hier ihr
gottesdienstliches Zentrum. In den ersten Jahren wirkten auswärtige Rabbiner
zeitlich für die IRG. In der Generalversammlung vom 27. November 1932 wurde Dov
Jehudo Schochet zum Rabbiner der Gemeinde gewählt. 1933 wurde eine Talmud
Thora-Schule gegründet. In den folgenden Jahren entwickelte die Gemeinde große
Aktivitäten, um die Bildung aller Altersklassen ihrer Religionsschule zu fördern.
Die
Synagoge der Chabad-Gruppe - "Feldinger Chabad Center" (2012)
Am 16. April 2012 wurde in der Ahornstraße 33 eine neue Synagoge der
chassidischen Bewegung Chabad Lubawitsch in Basel eingeweiht. Die als Verein
organisierte Chabad-Gruppe ist in Basel seit ca. 2002 tätig. Leiter der
Synagoge ist Rabbiner Zalmen-Wishedski. Eine Spende von Samuel Rohr ermöglichte
es der Gruppe, die Liegenschaft in der Ahornstraße zu kaufen. Der aus Polen
stammende Sohn jüdischer Eltern fand als Jugendlicher während des Zweiten
Weltkriegs Zuflucht in der Schweiz. Drei Jahre wohnte er in Basel bei einer
Familie namens Feldinger. Daher stammt der Name der neuen Synagoge "Feldinger
Chabad Center".
Weitere Informationen zu Chabad Basel siehe die Website http://www.chabadbasel.com/
Presseartikel in der "Basellandschaftlichen Zeitung" vom 13. April
2012: "In Basel wird die erste Synagoge seit 80 Jahren eingeweiht". Link
zum Artikel.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 51-55; III,1 S. 81-91 (jeweils mit
weiteren Literaturangaben). |
| Achilles Nordmann: Geschichte der Juden in Basel
seit dem Ende der zweiten Gemeinde bis zur Einführung der Glaubens- und
Gewissensfreiheit 1397-1875. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und
Altertumskunde 13. 1914. S. 1-190. |
| Theodor Nordmann: Zur Geschichte der Juden in Basel.
Jubiläumsschrift der Israelitischen Gemeinde Basel aus Anlass des
150jährigen Bestehens. 5565-5715. 1805-1955 (148 S., SW Abb.). |
| Israelitische Gemeinde Basel (Hg.): 1868-1968. Zum Zentenarium der
Basler Synagoge. Eine Festschrift. Basel 1968. Hierin u.a. Ludwig Kahn:
Geschichte der Synagogen in Basel. S. 13-32. |
| Katha Guth-Dreyfus: 175 Jahre Israelitische Gemeinde Basel.
In: Basler Stadtbuch 101. 1980 S. 153-162. |
| Nadia Guth: Synagoge und Juden in Basel. Israelitische Gemeinde
Basel. Morascha-Verlag. Zürich 1988 (60 S., 41 Abb.). |
| Emanuel Lang: Aus den ersten fünfzig Jahren. 5688-5738. 1927-1977.
Israelitische Religionsgesellschaft Basel. Basel 1977 (39 S.). |
| Patrick Kury: "Man akzeptierte uns nicht, man
tolerierte uns nicht!" Ostjudenemigration nach Basel 1890-1930. Umfang
- Wahrnehmungen - Erfahrungen. Unveröffentlichte Lizentiatsarbeit. Basel
1994. |
| Achim Nolte: Jüdische Gemeinden in Baden und Basel.
Eine rechtsvergleichende Studie über ihr Recht und ihre rechtliche
Stellung. Reihe: Staatskirchenrechtliche Abhandlungen Bd. 38. Verlag Duncker
& Humblot Berlin 2002. |
| Israelitische Religionsgesellschaft Basel. Festschrift zum
fünfundsiebzigjährigen Jubiläum. 5699-5763. 1928-2003. Hg. Israelitische
Religionsgesellschaft Basel. Basel 2004 (227 S.). |
| Heiko Haumann
(Hrsg.): Acht Jahrhundert Juden in Basel. 200 Jahre Israelitische Gemeinde
Basel. Schwabe Verlag Basel 2005. Informationen
zu diesem Buch. |
| Susanne Bennewitz: Basler Juden - französische
Bürger. Migration und Alltag einer jüdischen Gemeinde im frühen 19.
Jahrhundert. Schwabe Verlag Basel 2007 (Basler Beiträge zur
Geschichtswissenschaft ISSN 1661-5026; ISBN 978-3-7965-2312-0). Nähere Informationen
zu diesem Buch auf Seite des Schwabe Verlages. |
| Urs Draeger: Die Basler Juden und ihre Gemeinde. Herkunft, Berufe und
soziale Struktur der Basler Juden. ISBN-13: 978-3639034431. Vdm
Verlag Dr. Müller. Bestellbar auch beim Autor unter der E-Mail. |
| Ron
Epstein-Mil: Die Synagogen der Schweiz. Bauten zwischen Emanzipation, Assimilation und
Akkulturation.
Fotografien von Michael Richter
Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz. Schriftenreihe des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, Band 13.
2008. S. 99-121 (hier auch weitere Quellen und
Literatur). |
| Noëmi Sibold: Bewegte Zeiten - Zur Geschichte
der Juden in Basel, 1930er bis 1950er Jahre. Beiträge zur Geschichte und
Kultur der Juden in der Schweiz. Schriftenreihe des Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebunds. Band 14 2010. 396 S. 66 Abb. Geb. CHF 48 / €
31 ISBN 978-3-0340-1002-3. Informationen über einen Flyer
zur Buchvernissage am 1. Juni 2010
(pdf-Datei). |
Hinweis auf eine Ausstellung "200 Jahre Israelitische Gemeinde
Basel" in 2005
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1805-2005 -
"baslerisch und jüdisch":
200 Jahre Israelitische Gemeinde
Basel
Nähere Informationen |
Die Ausstellung
zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Basel wurde 2005 gezeigt.
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