Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Herrlisheim (Herlisheim a.d. Zorn, Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte   /   Synagogue / Synagoge 

Hinweis: es gibt noch ein zweites Herrlisheim bei Colmar    
  
Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
-  Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bullet Video von 1939
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Herrlisheim bestand ein jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. 1780 waren 15 jüdische Familien mit zusammen 66 Personen am Ort, 1784 12 Familien mit 63 Personen. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 82 jüdische Einwohner, 1846 266, 1861 156, 1870 169, 1900 172, 1910 156. 
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule, ein rituelles Bad (repariert 1913, siehe Bericht unten) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. An Lehrern/Kantoren werden genannt: um 1887/99 Lehrer und Kantor Kahn, um die Zeit des Ersten Weltkrieges Samuel Welsch (1915 mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, s.u.). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat in Haguenau, 1910 zum Rabbinat Bischwiller.     
 
An Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892/99 Herr Rehs (eventuell Konstant Rees, vgl. unten Bericht zum Tod von Frau Konstant Rehs) .
 
An jüdischen Vereinen bestanden zwei Männer-Vereine (1905 unter Leitung von M. Meyer und H. Bloch) sowie ein Frauen-Verein (1905 unter Leitung von Frau Kohn). Diese Vereine beschäftigten sich mit sozialen Zwecken (Wohltätigkeit) und dem Beerdigungswesen. 
 
Im Ersten Weltkrieg wurden Gideon Welsch und Samuel Welsch für ihren Kriegseinsatz mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 
 
1936 gehörten noch 80 Personen der jüdischen Gemeinde an. Vier Jahre später (1940) wurden unter der deutschen Besatzung die noch in Herrlisheim verbliebenen Juden nach Südfrankreich deportiert. Mindestens elf von ihnen wurden ermordet. 
Ein Denkmal mit den Namen der Ermordeten findet sich im jüdischen Friedhof des Ortes.   
    
Nach 1945 kehrte ein Teil der früheren jüdischen Einwohner zurück. 1953 wurden 36 jüdische Einwohner am Ort gezählt.     
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Die Einrichtung eines israelitischen Volksschule in Herrlisheim wird von der dortigem Kultusverwaltung abgelehnt (1908)    

Artikel in "Neue jüdische Presse" vom 26. Juni 1908: "Straßburg. Wir haben im Elsass eine ziemliche Anzahl israelitischer Volksschulen, welche auf dem Aussterbeetat stehen. Es sind aber auch einige Gemeinden, welche bis jetzt keine israelitische Volksschule besaßen, im Aufblühen begriffen, und tut nun das Konsistorium Schritte, um in diesen Gemeinden solche Schulen durch die Regierung genehmigen zu lassen, einerseits, um den Kindern mehr jüdisches Wissen angedeihen zu lassen, andererseits, um den jungen israelitischen Lehrern auch neue Stellen zu verschaffen, da dieselben selten an christlichen Schulen angestellt werden.
Als solche Gemeinden, für welche das Konsistorium schon Schritte getan, gelten Herrlisheim, Erstein und andere mehr. Zur allgemeinen Verwunderung lehnte nun die israelitische Kultusverwaltung in Herrlisheim in einem Schreiben an das Konsistorium es ab, für die Errichtung einer israelitischen Volksschule bei der Regierung auch ihrerseits einzukommen (welches gewöhnlich gleichzeitig mit dem Antrag des Konsistoriums zu geschehen hat)."          

  
Lehrer und Kantor Samuel Welsch erhält im Kriegseinsatz das Eiserne Kreuz (1915)       

Artikel in "Dr. Blochs österreichische Wochenschrift" vom 4. Juni 1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem eisernen Kreuze.
Herlisheim an der Zorn
, Unterelsass. Samuel Welsch, Lehrer und Kantor, Gefreiter d.L., 17. Regiment, 2. Bataillon, 7. Komp."       

   
   
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Vortrag von Prof. Dreyfuß und dem Medizinstudenten Abraham Löw zur Gründung einer (zionistischen) Schekelzahlergruppe (1913)     

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 31. Januar 1913: "Herlisheim. Der letzte Sonntag gestaltete sich für unsere Gemeinde zu einem großen Ereignis. Im Restaurant 'Zum Grenadier' hielten Herr Prof. Dreyfuß und stud. med. Abraham Löw aus Straßburg einen Vortrag über die Entwicklung des nationaljüdischen Gedankens. In anschaulicher Weise wussten die Herren die zionistische Idee dem zahlreich erschienenen Publikum näher zu bringen. Die tiefen, inhaltsvollen Worte von Prof. Dreyfuß und die kernige, begeisternde Rede von Herrn Löw, in dem wir einen temperamentvollen Redner kennen lernten, machten auf die Anwesenden einen tiefen Eindruck. Kein Wunder, dass sich der neu gegründeten Schekelzahlergruppe sofort 31 Herren anschlossen. Wir danken den Rednern nochmals auf diesem Wege für Ihren Besuch. "      
 
Artikel in "Die Welt" vom 31. Januar 1913: "Herlisheim (Unserelsass). Am 19. Januar hatten wir das Vergnügen, Herrn Professor Dreyfuß und Herrn A. Löw aus Straßburg in unserer Gemeinde begrüßen zu können. Es wurde über das Thema: 'Die Vorläufer des Zionismus und der jetzige Stand der Bewegung' referiert."      

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Der Goldschmiedelehrling Ferdinand Ehrlich erhält einen Preis (1913)  

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 2. Mai 1913: "Straßburg im Elsass, 25. April (1913). Zum ersten Mal kam dieser Tage in der Israelitischen Gewerbeschule zu Straßburg der Preis aus der Moch-Schuhl-Reims-Stiftung zur Vergebung. In edeldenkender Weise hat bekanntlich Herr Fernand Moch aus Reims, ein geborener Straßburger, zum Andenken an seine Eltern, vor Jahresfrist der israelitischen Gewerbeschule einen Betrag von 800 Mark als unveräußerliche Stiftung mit der Bestimmung gespendet, dass die Zinsen alljährlich demjenigen Schüler als Preis gegeben werden sollen, der sich vor seinen Mitschülern durch tadelloses Betragen und fortgesetzten Fleiß besonders auszeichnet. Der Preis wurde dem Goldschmiedelehrling Ferdinand Ehrlich aus Herlisheim an der Zorn zuerkannt und demselben am verflossenen Samstag in Form eines Sparkassenbuches mit 32 Mark Einlage im Beisein von Mitgliedern des Verwaltungsrates überreicht. Möge sich der Preisträger auch in seiner ferneren Lebensbahn tüchtig entfalten und gleich vielen ehemaligen Schülern der Anstalt und des elsässischem Judentums werden. Herr Fernand Moch aus Reims aber, unserem sympathischen Landsmann, gebührt vor allem öffentlicher Dank für sein Wohlwollen, dass er in einer der segensreichen elsass-lothringischen Erziehungsanstalten in solch anerkennens- und nachahmenswerter Weise zum Ausdruck gebracht hat."      

  
Zum Tod von Frau Konstant Rehs - Renovierung der Mikwe (rituelles Bad; 1913)     
Anmerkung: es handelt sich wohl um die Frau von Konstant Rehs  https://www.geni.com/people/Rehs-rehs/6000000011871420796 (geb. 1840 in Herrlisheim), dann wäre es Marie Rehs geb. Welsch. 

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 7. Februar 1913: "Herlisheim (Unter-Elsass). Vergangenen Mittwoch hatten wir den Heimgang der nach langen, mit frommer Geduld ertragenen Leiden unerwartet schnell verstorbenen Frau Konstant Rehs zu beklagen. Um die 71-jährige Entschlafene, welche eine wahre Esches chajil (= wackere Frau) gewesen ist, trauern ein greiser Gatte, fünf verheiratete Kinder und Enkel. Möge der Allmächtige die betrübten Hinterbliebenen trösten! – Einem von unserer Frauenwelt schon längst schwer empfundenen Missstand soll binnen kurzem abgeholfen sein. Unser Frauenbad, welches den rituellen Anforderungen nicht entsprach, wird dank der anerkennenswertesten Opferwilligkeit des Gemeinde und der unermüdlichen Bemühungen unseres Rabbiners Dr. Lehmann Bischweiler einer umfassenden Reparatur unterzogen. Die technischen Arbeiten werden unter Leitung des Rabbiners durch H. Köcher, Mechaniker in Pfaffenhofen, ausgeführt, welche die Bäder in Pfaffenhofen und Ingweiler in mustergültiger Weise umgeändert hat. Möge diese Einrichtung dann auch von unseren Damen fleißig und vorschriftsmäßig benutzt werden!"      

     
Goldene Hochzeit des aus Herrlisheim stammenden Beschneiders und Lehrers Joseph Sommer mit seiner Frau geb. Marx (1914)        

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 3. Juli 1914: "Paris. Als ein Zeichen schönster Wertschätzung in allen Kreisen darf ein Fest genannt werden, das die Eheleute Josef Sommer und Frau geb. Marx dieser Tage die 'Schchijoh' hatten, zu begehen – die 50. Wiederkehr ihres Hochzeitstages. Eine goldene Hochzeit ist wohl nichts so seltenes, doch eine offizielle Zeremonie anlässlich einer solchen sieht man fast nie. Herr Sommer steht schon 37 Jahre lang als Mohel (Beschneider) im Dienste des Konsistoriums, und in dankbarer Anerkennung hat dieses seine große Synagoge in der Rue des Tournelles (vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_der_Rue_des_Tournelles) zu einer öffentlichen Feier zur Verfügung gestellt. Einige hundert Leute nahmen daran teil, und das Jubelpaar, umgeben von einer Schar Enkelkinder und Kinder, saß wie anno dazumal unter der 'Chuppoh' (Baldachin, vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Chuppa). In längerer Rede würdigte Herr Grand Rabbin Raphael Levy die Brautleute, welche durch Aufrechterhaltung der jüdischen Traditionen und sonst durch Führung eines regelrechten Lebens diesen Tag erlebten. Er gedachte besonders auch in ehrender Weise des Sohnes Herrn Leon Sommer, welcher Rabbiner in Tours ist und dem vor einiger Zeit von der französischen Regierung die akademische Palme verliehen wurde. Herr Josef Sommer, der ein 'Ben Thora' ist, stammt aus Herlisheim a. Zorn, war mehrere Jahre im Elsass und im Badischen als Religionslehrer, Chasan (Kantor) und Schochet (Schächter) tätig. Seit 43 Jahren übt er das Amt eines Mohels aus und hat während dieser Zeit 17 Mohelimschüler ausgebildet, 23.547 Kinder und 164 Erwachsene, also 'Gerim', in den Bund Abrahams eingeführt. Möge der Lebensabend Herrn Sommer reiche Frucht bringen und mögen der goldenen Hochzeit noch ungezählte goldene Tage des stillen, reinen Glückes folgen, sodass sich beide nach des Tages Mühen eines glücklichen, durch kein Wölkchen getrübten Abends freuen. Ad meoh w'esrime Schonoh (= [alles Gute] bis 120 Jahre)!  W."   

    
    
Anzeigen jüdischer Privatpersonen  
 
Henry Meyer sucht Hilfe für seinen Haushalt (1889)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1889: "Ich suche für meinen Haushalt ein tüchtiges Mädchen im Alter von 30 bis 36 Jahren als Haushälterin, am liebsten aus Elsass. Antritt kann sofort erfolgen. 
Henry Meyer, Herlisheim a.d. Zorn
(Elsass)."       

  
Jacques Meyer sucht Hilfe für seinen Haushalt (1908)   

Anzeige in "Neue jüdische Presse" vom 4. Juni 1908: "Gesucht per sofort ein braves
Mädchen
,
welches einen kleinen Haushalt führen und kochen kann.
Offerten und Lohnansprüche erbeten an Herrn
Jacques Meyer, Herrlisheim
, Unterelsaß."       

    
     
     
Zur Geschichte der Synagoge             
    
1805 wurde eine Synagoge wahrscheinlich an der Stelle eines früheren Gebäudes erbaut. Eine neue Synagoge wurde 1850 erstellt.
   
1940 wurde die Synagoge durch ein Bombardement zerstört. Es blieben von ihr nur noch die Mauern. Auch das angrenzende Gebäude wurde völlig zerstört. Beide Gebäude sind im Laufe der 1950er Jahre wieder aufgebaut worden. Auf Grund der nicht mehr ausreichenden Zahl jüdischer Gemeindeglieder wurde die Synagoge 1969 geschlossen.  
 
Das Gebäude der Synagoge ist erhalten.     
    
    
Adresse der Synagoge:     6 Rue des Limoges  
   

   
Fotos                 
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 14.4.2004) 

Herrlisheim Synagogue 102.jpg (53942 Byte) Herrlisheim Synagogue 100.jpg (70149 Byte) Herrlisheim Synagogue 104.jpg (54122 Byte)
Die Synagoge und das Nachbargebäude, 
vermutlich frühere jüdische Schule  
Die ehemalige 
Synagoge 
Das Eingangstor zum 
Synagogenhof mit Davidstern
     
Herrlisheim Synagogue 103.jpg (59501 Byte) Herrlisheim Synagogue 101.jpg (55464 Byte)    
Die westliche Seite mit dem Eingang   Die Synagoge von Norden     

  
  
Video: Evakuierung der Tora-Rollen aus der Synagoge Herrlisheim 1939     
Dieser kurze Film unbekannter Herkunft zeigt, wie die Tora-Rollen der Synagoge Herrlisheim 1939 evakuiert wurden. Der militärische Träger eines Talit (Gebetsschal) ist der Soldat Justin Schuhl. Die Torarollen wurden auf Anweisung des Innenministeriums Paris in Minen in Lothringen gelagert.    

 Die Torarollen werden 1939 aus der Synagoge getragen; Video eingestellt bei https://youtu.be/XtUVSVgj0Nw  
Französische Erläuterungen: http://www.judaisme-alsalor.fr/synagog/basrhin/g-p/herrl-67/evac.htm  

     
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Juni 2024: Verlegung von Stolpersteinen in Herrlisheim mit Besuch einer Delegation aus Bühl / Baden  
Artikel von Joachim Eiermann in "Badische Neueste Nachrichten" vom 18. Juni 2024: "Erinnerungskultur. Vertreter der Stadt Bühl besuchen Freilegung von Stolpersteinen im Elsass
Lutz Jäckel (FDP) war als ehrenamtlicher Oberbürgermeister-Stellvertreter bei der Veranstaltung anwesend. Sind in Bühl ebenfalls Stolpersteine geplant?
Es war einer dieser starken symbolischen Momente von fast absoluter Stille, als feiner Sand zur Seite gekehrt wurde. Eine große Besucherschar vereinte sich im kollektiven Schweigen zur feierlichen Freilegung von Stolpersteinen in Herrlisheim. Zur Erinnerung an die Familie des Synagogenvorstehers Lucien Bloch, die 1944 von den Nationalsozialisten ermordet wurde. 'Diese Stolpersteine, die zum Gedenken an die Bürger jüdischer Herkunft verlegt wurden, erinnern uns an die Zeit, in der die Menschheit unterging', sagte Richard Aboaf vom Verein 'Stolpersteine 67'. Ein Ereignis, dem die Regionalzeitung Dernières Nouvelles d’Alsace am Vortag eine komplette Seite gewidmet hatte. Eines auch, das mit Bühler Beteiligung stattfand. Und womöglich den Anstoß zu einer Fortführung in Bühl geben könnte.
Bühlerin ergriff Initiative zur Verlegung der Stolpersteine. Laurence Exeler, die seit Jahren in der Zwetschgenstadt lebt und in Herrlisheim Deutsch am Collège Simone Veil unterrichtet, hatte nach einer Schändung des jüdischen Friedhofs in dem 4.600-Einwohner-Dorf südlich von Drusenheim die Initiative zur Verlegung der Stolpersteine ergriffen. Mit dem ehrenamtlichen OB-Stellvertreter Lutz Jäckel (FDP) und dem Leiter des Stadtgeschichtlichen Instituts, Marco Müller, war die Stadt Bühl bei der Gedenkstunde auch offiziell vertreten. Hinzu kamen weitere Gäste aus Bühl, darunter die Gruppe 'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' aus dem Windeck-Gymnasium. Neben den goldschimmernden Pflastersteinen des deutschen Künstlers Gunter Demnig standen eine Vase weißer Rosen und ein Koffer mit Bildern der Ermordeten aus glücklichen Tagen.
Blick in die Vergangenheit. Ergreifend blickte Claude Bloch, ein Neffe des jüdischen Gemeindevorstehers, auf das Unfassbare zurück. Um die elsässische Bevölkerung zu schützen, hatte die französische Regierung 1939 die Evakuierung aller Personen angeordnet, die zehn Kilometer nahe zur deutschen Grenze wohnten. '1939 wurde die gesamte Familie nach Chateauneuf-La-Forêt evakuiert', schilderte Bloch. Den Söhnen Jean und Raymond gelang es, in die Schweiz zu fliehen. Lucien und Nanette Bloch hingegen wurden 1944 mit ihren Töchtern Henriette (16) und Nicole (11) von den Nazis unter Beteiligung der französischen Polizei des Vichy-Regimes verhaftet und in Viehwaggons nach Auschwitz deportiert. Die Eltern und ihre jüngste Tochter starben kurz nach der Ankunft am 4. Mai in der Gaskammer. Henriette, die eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen hatte, wurde zur Arbeit im KZ gezwungen. 'Im Januar 1945 wurde sie vom Lagerarzt Mengele getötet', berichtete Claude Bloch über das, was sein Vater Raymond herausfinden konnte.
Bühler Schülerinnen und Schüler tauschen sich vor Ort aus. Den Schülerinnen und Schülern von Laurence Exeler gingen die persönlichen Schicksale, vorgetragen als selbst erarbeitete Biografien, spürbar nahe. Schon bald wollen sie sich mit der Bühler Gruppe treffen, die mit sieben Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 bis 17 Jahren und den Lehrkräften Barbara Becker und Dominik Lunau vertreten war. Nach den stärksten Eindrücken befragt, nennt eine Jugendliche die Rede der scheidenden Haguenauer Europaabgeordneten Anne Sander (EVP), die die früheren Verbrechen in den Kontext der heutigen Zeit und der Europawahlen stellte. 'Wir brauchen von Euch positive Botschaften für das Leben', forderte sie. Die Wahl von eindeutig antisemitischen Rechtsextremen sei nicht zu ertragen. Herrlisheims Bürgermeister Serge Schaeffer und die Kultur-Beigeordnete Nadine Beuriot konnten eine Reihe von Rednern begrüßen, darunter auch Michel Lorentz vom neu gegründeten Elsass-Rat und die Botschafterin Heike Thiele, ständige Vertreterin Deutschlands beim Europarat, die den Respekt für die Menschenrechte einforderte. Sie würdigte das Engagement der Schüler auf beiden Rheinseiten: 'Ihr verteidigt unsere Werte der Demokratie auf eurer Ebene.'
Impuls für die Stadt Bühl.
'Stolpersteine festigen die Erinnerung an diejenigen, die nicht das Glück hatten, zurückzukommen', sagte der Straßburger Rabbiner Harold-Abrahham Weill. Lutz Jäckel nahm aus Herrlisheim den Impuls mit, eine Verlegung der kleinen Mahnmale auch in Bühl anzustreben. Seit 2008 gibt es den städtischen Rundgang 'Auf jüdischen Spuren' in Bühl. Diesen wieder aufzufrischen, hat sich Barbara Becker mit ihren Schülern vorgenommen.
Musikschulleiter trägt jüdisches Gebet vor. Von den Anwesenden als 'sehr schön' wurde das Kaddisch empfunden, ein Gebet, das der Herrlisheimer Musikschulleiter Hector Sabo sang. Er gehört der jüdischen Gemeinde Straßburgs an. Die Synagoge von Herrlisheim, um 1850 errichtet, blieb zwar erhalten, ist aber seit 1969 nicht mehr geweihten Status. Vor zehn Jahren richtete die Gemeinde darin die örtliche Bibliothek ein, in deren Zugang die Stolpersteine verlegt wurden. An frühere Zeiten erinnert ein großer Thoraschrein aus Vogesen-Sandstein, der aufgrund des besonderen Anlasses an diesem Vormittag zur Besichtigung offen stand." 
Link zum Artikel  
 
 

     

  

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Herrlisheim     
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Herrlisheim  dazu:  
bulletOnline: Jules Blum / Marie Bloch: Chronique historique de la Communauté juive de Herrlisheim (Bas-Rhin). http://www.judaisme-alsalor.fr/synagog/basrhin/g-p/herrl-67/chronique.htm  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof Herrlisheim (interner Link)   
bulletWebsite des Ministère de la culture mit Informationen zur Synagoge in Herrlisheim    

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S. 38.84.  

bulletWolfgang Schmitt-Kölzer: Odyssee eines Gedichtes für Großherzogin Charlotte. Von Frida Salomon-Ehrlich 1942 in Barcelona geschrieben, kam es über Kuba nach Luxemburg. Artikel in "Die Warte - Luxemburger Wort" vom 10. Juni 2021. Eingestellt als pdf-Datei.
Anmerkung: Frida geb. Ehrlich ist am 30. September 1899 in Herrlisheim geboren. Sie starb 1985 in New York.        

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Herrlisheim (German Herlisheim)  Bas-Rhin dist. There were Jews in Herrlisheim from the first half of the 18th century. By 1780, there were 15 families (66 persons). In 1936, the local Jewish community numbered 80 members. In 1940, bombardment destroyed the synagogue. The Jews were expelled to the xouth of France, with the rest of Alsace-Lorraine Jews.  
      
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020