Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Erstein (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Anzeigen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
    
In Erstein, einem ehemaligen Reichslehen der unterelsässischen Landgrafen, lebten Juden bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Bei der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden auch die Ersteiner Juden ermordet. 
 
Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich jüdische Personen wieder in der Stadt niederlassen. Vor allem Juden, die aus Osthouse und Uttenheim zugezogen waren, gründeten 1864 die neue Gemeinde. Da diese zunächst nur aus zehn Gemeindegliedern bestand, wurde einige Zeit eine gemeinsame Gemeinde mit den Juden im benachbarten Fegersheim gebildet. 
   
1871 gehörten 67 Personen der jüdischen Gemeinde Erstein an, 1887 inzwischen 91 Personen; ihre Zahl stieg bis um 1910 auf 139, um 1914 auf 26 Familien, um 1920 auf 160 Personen. Durch Abwanderung in die Städte ging danach die Zahl bis 1932 auf 116 Personen zurück. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1917 wird als Kantor ein Herr Schwarzfuchs genannt (Jüdische Rundschau 2.11.1917 S. 359).   
 
Gemeindevorsteher war um 1892 S. Netter. 1893/99 ein Herr Blum, um 1914 Louis Bloch. 
 
Im Ersten Weltkrieg wurden von den jüdischen Kriegsteilnehmern aus Erstein Gefreiter Josef Weill (im Feldartillerieregiment Nr. 225, Sohn des Getreidehändlers Philipp Weil) mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, gleichfalls Gefreiter Meyer Bloch und Karl Dockes.
    
1940 wurden unter der deutschen Besatzung die in Erstein verbliebenen Juden nach Südfrankreich deportiert. Mindestens 16 von ihnen sind ermordet worden. 
  
Nach 1945 wurde die Gemeinde von etwa 60 zurückkehrenden Personen wieder begründet. 1967 gehörten noch 67 Personen dieser Gemeinde an. Seitdem ging die Zahl der Gemeindeglieder ständig zurück, sodass schon in den 1980er-Jahren keine regelmäßigen Gottesdienste mehr in der Synagoge gefeiert werden konnten. Ende der 1990er-Jahre lebten nur noch etwa 12 jüdische Personen in Erstein.
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule      

Die Einrichtung eines israelitischen Volksschule in Erstein wird vom Konsistorium vorgeschlagen (1908)    

Artikel in "Neue jüdische Presse" vom 26. Juni 1908: "Straßburg. Wir haben im Elsass eine ziemliche Anzahl israelitischer Volksschulen, welche auf dem Aussterbeetat stehen. Es sind aber auch einige Gemeinden, welche bis jetzt keine israelitische Volksschule besaßen, im Aufblühen begriffen, und tut nun das Konsistorium Schritte, um in diesen Gemeinden solche Schulen durch die Regierung genehmigen zu lassen, einerseits, um den Kindern mehr jüdisches Wissen angedeihen zu lassen, andererseits, um den jungen israelitischen Lehrern auch neue Stellen zu verschaffen, da dieselben selten an christlichen Schulen angestellt werden.
Als solche Gemeinden, für welche das Konsistorium schon Schritte getan, gelten Herrlisheim, Erstein und andere mehr. Zur allgemeinen Verwunderung lehnte nun die israelitische Kultusverwaltung in Herrlisheim in einem Schreiben an das Konsistorium es ab, für die Errichtung einer israelitischen Volksschule bei der Regierung auch ihrerseits einzukommen (welches gewöhnlich gleichzeitig mit dem Antrag des Konsistoriums zu geschehen hat)."          

   
Wechsel auf der Kantorenstelle in Finstingen und Erstein (1913)   
Anmerkung: bei Finstingen handelt es sich um Fénétrange im Département Moselle (früher Lothringen). https://de.wikipedia.org/wiki/Fénétrange

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 7. November 1913: "Finstingen. Unser Kantor hat uns verlassen, um die Kantorstelle in Erstein zu übernehmen. Hoffentlich wird sein Nachfolger, der aus Norddeutschland kommt, uns unseren allgemein beliebten Beamten gut ersetzen."   

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben      
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke Im Elsass (1909)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Aufgelöst werden durch die Neueinteilung der Rabbinatsbezirke die bisherigen alten Rabbinate Lauterburg, Maurmünster und Quatzenheim und die dazugehörenden jüdischen Gemeinden werden je nach ihrer Lage anderen Rabbinaten zugeteilt. Dahingegen ist für Straßburg die Gründung eines zweiten Rabbinates vorgesehen. Bei der Einteilung ist die Regierung von dem Grundsatze ausgegangen, die Rabbinatssitze womöglich in Kanton- und Kreishauptstädte zu verlegen; so erklärt sich die geplante Verlegung der bisherigen Rabbinatssitze von Dammbach nach Barr, von Fegersheim nach Erstein und von Schirrhein nach Bischweiler. Im Ober-Elsass war diese neue Einteilung notwendig und bedeutet kaum eine tatsächliche Veränderung, da ja dort eine große Anzahl alte Rabbinate nur noch dem Namen nach existierten. Diese wurden schon längst nicht mehr besetzt, sondern von Nachbarrabbinern interimistisch verwaltet. Fast jedem Rabbinat im Oberelsass waren ein, manchmal auch zwei weitere Rabbinate zur interimistischen Verwaltung zugeteilt. Nach der neuen Einteilung sollen 13 Rabbinate im Ober-Elsass aufgelöst werden, nämlich: Dürmenach, Niedersept, Uffholz, Sennheim, Niederhagental, Plotzheim, Sierenz, Pfastatt, Rixheim, Sulzmatt, Hattstatt, Biesheim und Bergheim. Dahingegen wird Mühlhausen zwei Rabbinate erhalten. In Sennheim bleibt, wie bereits berichtet, dass Rabbinat, solange es von Herrn Rabbiner Bamberger verwaltet wird, bestehen."    

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde      
Die Frau von Metzger Lucien Metzger starb bei einem Unfall (1908)          

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1908: "In Erstein ereignete sich ein schrecklicher Unglücksfall. Die junge Frau des Metzgers Lucien Metzger wollte ein Weingeistlicht füllen, - die Flasche explodierte, - und die Arme Person verbrannte lebendigen Leibes.'      

  
 
Anzeigen  
M. Bloch sucht eine Haushälterin (1884)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1884: "Eine Haushälterin, nicht zu jung, oder kinderlose Witwe mit guten Zeugnissen wird gesucht per sofort.
Erstein (Elsass), den 7. September 1884.
M. Bloch. Magasin de Nouveauté. "   

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge         
   
Die Synagoge wurde am 22. November 1882 eröffnet. Da sie nur über 38 Männerplätze verfügte und in den Jahren nach 1882 sich die Zahl der jüdischen Einwohner Ersteins vergrößerte, sollte die Synagoge 1914 wesentlich vergrößert werden:   
 
Die Synagoge soll vergrößert werden (1914)

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 13. Februar 1914: "Erstein. Die hiesige Synagoge, welche 1882 erbaut wurde, wird in allernächster Zeit vergrößert. Die jüdische Gemeinde hat sich seit Erbauung des Gotteshauses fast um das Dreifache vermehrt. Es sind nur 38 Männerplätze vorhanden, diese sind nicht hinreichend für ca. 36 Familien. Der Vorstand hat nun zwecks Aufstellung eines Planes für einen Anbau mehrere Synagogen besichtigt. Nach Fertigstellung des Planes wird der Anbau sofort in Angriff genommen werden.   N."      

Die Synagoge ist im April 1941 während der NS-Zeit zerstört worden. Eine neue Synagoge wurde nach 1945 erbaut. 
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:    67150 Erstein, Rue du Vieux-marché            
   
  
Fotos             
(Historische Karte: Sammlung Hahn; neuere Fotos Hahn, Aufnahmedatum 16.4.2004)     

Die 1882 eingeweihte und 
1941 zerstörte Synagoge 
Erstein Synagogue 195a.jpg (91610 Byte)  
  Das Foto oben in hoher Auflösung    
     
Die nach 1945
 erbaute Synagoge 
 Erstein Synagogue 100.jpg (39559 Byte)  Erstein Synagogue 101.jpg (54942 Byte)
   Die Synagoge in Erstein von Westen
 (Eingangsbereich) 
Die Synagoge 
von Südwesten 
     

      
       

Links und Literatur   

Links:  

bulletInformationen zu Erstein, darunter auch zur jüdischen Gemeinde    
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Erstein 
bulletWeitere französische Informationsseite mit Fotos   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof Erstein  (interner Link) 
bulletVerzeichnis des Ministère de la culture mit Informationen zur Synagoge Erstein       

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 226; III,1 S. 129-130. 
bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 31.69.         

bulletMireille Warschawski: Shabath à Erstein. Online zugänglich: hier anklicken 

      
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Erstein  Bas-Rhin dist. Jews from small nearby localities settled in Erstein in the middle of the 19th century. In 1865, they were only ten Jews in Erstein. The synagogue was inaugurated in 1882. In 1885, there were 2.308 Jews in the Erstein district, decreasing to 1.578 in 1905 and 826 in 1931. On the eve of worldwar II, 110 Jews were listed in Erstein. During the occupation the synagogue was destroyed and the Jews were expelled to the south of France. After liberation, the synagogue was reconstructed. The community numbered 67 members in 1965.   
    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020