Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lengnau (Kanton Aargau, Schweiz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Lengnau wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Letzte Einstellung am 21.10.2014.   
   
   
Übersicht:   

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
-  Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1846 / 1891 / 1897    
-  Einweihung des neuen Schulhauses in Lengnau (1843)    
-  Prüfungen in der Gemeindeschule durch Rabbiner Dr. Kayserling (1863)   
-  Ausschreibungen der Stelle des Lehrers an der Fortbildungsschule (1864 / 1865 / 1866 / 1874)   
H
auslehrer gesucht (1867)  
Z
um Tod von Lehrer Moritz Meier (1912)   
-  Zum Tod von Lehrer Michel Neuberger (1930)     
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Über ein schweres Fährunglück im Rhein bei Koblenz (1771; Bericht von 1930)   
Dem aus dem Elsass stammenden Schächter Nathan Schuster wird die Niederlassung in Lengnau von den Behörden verweigert (1837)    
Juden dürfen (noch) nicht schweizerische Soldaten werden (1848) 
   und: Einweihung der Synagoge in Lengnau am 6. August 1848   
Die jüdischen Gemeinden beteiligen sich am allgemeinen schweizerischen Bettag (1855)  
Allgemeiner Bericht über aktuelle Veränderungen (1857)   
Gründung eines Handwerkvereins (1862)    
Über die Tätigkeit des "Culturvereins der Israeliten in der Schweiz" (1880)   
Volksversammlung zum Bahnbau in der Synagoge (1902)  
Eine Auflösung der Gemeinde wird noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen (1909)           
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
B
rutaler Überfall auf Samuel und Maier Guggenheim aus Lengnau unweit von Hohenthengen (1819)  
Israel Braunschweig aus Lengnau wird aus dem Badischen ausgewiesen (1847)     
-  Zum Raubmord an Leopold Oppenheim (1885)   
-  Moriz Guggenheim aus Lengnau verunglückt bei einer Bergwanderung am Stanserhorn (1898)    
-  Zum Tod von Meyer Guggenheim (1905)   
-  Zum Tod von Samuel L. Dreifuß (1905)  
-  Silvan Dreifuß wird zum Gemeinderat gewählt (1909)  
-  Über den Familiennamen Pollag / Bollag (1929)     
Berichte über das "Schweizerisch-israelitische Altersasyl"    
Grundsteinlegung für das "Schweizerisch-Israelitische Altersasyl" (1902)    
-  Einweihung des "Schweizerisch-israelitischen Altersasyls" (1903)  
2. Jahresbericht des Altersasyls in Lengnau - Einweihung des Betsaales (1905/06)    
-  3. Jahresbericht des Israelitischen Altersasyls (1907) 
9
9. Geburtstag von Jonas Gideon im Altersasyl (1908)   
100. Geburtstag von Jonas Gidion im Altersasyl (1909) 
Tod des 100-jährigen Jonas Gidion (1910)   
Vermächtnis von Moritz Guggenheim an das Israelitische Altersasyl (1916)    
100. Geburtstag von Regina Guggenheim im Altersasyl (1923)   
Anzeigen     
A
nzeige für koscheren Schweizer-Käse aus Lengnau (1865)   
Mazzenbäckerei zu verkaufen (1898 / 1903)      

      
      

Lengnau AZJ 16111846.JPG (81820 Byte)Anzeige in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. November 1846
"Bei hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Kantors und Schächters sofort zu besetzen. Als Kantor muss der Anzustellende eine sonore Stimme haben und musikalische Kenntnisse besitzen, um einen Chor leiten zu können. Als Schächter ist für hiesige große Gemeinde ziemliche Übung erforderlich. Die Besoldung beträgt jährlich an fixem Gehalt und Akzidenzien 500 rheinische Gulden. Unverheiratete Bewerber, welche sich sowohl über ihre Qualifikation in beiden Fächern als auch über ihren religiös-sittlichen Charakter durch Atteste ausweisen können, mögen ihre Anmeldungen portofrei bis Mitte Dezember dieses Jahres an Unterzeichneten einsenden. 
Lengnau, Kanton Aargau (Schweiz), den 23. Oktober 1846. 
Jakob Braunschweig
, Vorsteher."           
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891
"Die Kantor-, Schochet- und Religionslehrerstelle in hiesiger Gemeinde ist neu zu besetzen. Fixer Gehalt Frs. 1.000. Nebeneinkommen ca. Frs. 200. - Anmeldungen nebst Zeugnissen erbittet bis 1. März nächsthin. 
Neu-Lengnau
(Aargau, Schweiz). Der Orts-Vorstand".            
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1891
"Die Kantor-, Schochet- & Religionslehrerstelle 
in hiesiger Gemeinde ist neu zu besetzen. Fixes Gehalt Frcs. 1.000. - Eventuell Nebeneinkommen ca. Frcs. 200. - Anmeldungen nebst Zeugnissen erbittet bis Mitte Mai nächsthin. 
Neu-Lengnau
(Aargau, Schweiz). Der Synagogenrat Dreifuß."          
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1897
"Wir suchen einen tüchtigen, seminaristisch gebildeten, ledigen Kantor, Religionslehrer und Schochet. Fixgehalt Frcs. 12-1400 und Nebeneinkommen. Anmeldungen an den Vorstand der Kultusgemeinde Neu-Lengnau (Aargau) Schweiz."            

  
Einweihung des neuen Schulhauses in Lengnau (1843)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. März 1843: "Endingen, im Dezember (Privatmitteilung. Verspätet). Je veralteter die Gesetze über die Juden sind, welche in der Schweiz noch geltend sind, desto wichtiger ist jede Manifestation, die auf eine baldige Besserung schließen lässt. Diese Bemerkung entschuldige die Länge des folgenden Berichts. Wir teilen zuerst ein eigentümliches Referat im 'Schweizerboten' (No. 132) hier mit. 'Ein erfreuliches Zeichen der Zeit aus Israel! - Schon wiederholt sind seit dem Jahre 1830 die Verhältnisse unserer israelitischen Bevölkerung in den resp. Behörden, und selbst im großen Rate, zur Sprache gekommen; - lebhafter und öfter noch haben öffentliche Blätter, in letzter Zeit namentlich der wackere 'Freisinnige' in Baden, diese Frage aufgegriffen und behandelt: - allein bis jetzt ohne wirklichen Erfolg. Gleichwohl wird dieser wichtige Gegenstand - wahrlich kein Lichtpunkt unseres öffentlichen Lebens - bald einmal die ihm gebührende ernste Beratung und Erledigung finden müssen. Denn die allgemeine geistige Gärung der Zeit hat auch unsere Israeliten im Aargau ergriffen, auch sie in Parteien der so genannten Erhaltung und des Fortschrittes getrennt. Und nicht ohne freudiges Mitgefühl werden unsere besseren Aargauer beider christlichen Konfessionen vernehmen, dass auch bei ihren israelitischen Mitbürgern dasjenige Prinzip, welches sie selbst verfechten, und darum wohl in jeder noch so unscheinbaren Form als ebenbürtig anzuerkennen haben, das Streben nach höherer Bildung und Vervollkommnung, immer steigende Kraft und Geltung gewinnt, wie wir eben durch ein tatsächliches Beispiel zu beweisen gedenken.
Nicht ohne ernsten Widerstand der 'konservativen' Minderheit ihrer Bürger, die an böswilliger Halsstarrigkeit und Eigensucht ihrer christlichen Namensschwestern nicht nachstehen mag, hat die israelitische Gemeinde Lengnau in letzterer Zeit, mit dem für sie bedeutenden Kostenaufwande von 10.000 bis 11.000 Fr. , den Bau eines neuen Schulhauses zustande gebracht. Die Einweihung dieses so freundlich ansprechenden, als zweckmäßig eingerichteten Gebäudes fand am 24. Oktober im Beisein einer erbetenen und gern bewilligten Abordnung des Kantonsschulrates (HH. Seminardirektor Keller und Professor Straub von Baden) und der beiden Schulinspektoren des Bezirks Zurzach (HH. Vize-Gerichtspräsident Steigmeier und Pfarrer Sutermeister) statt, und wurde trotz der Anfangs etwas ungünstigen Witterung nicht nur von den beteiligten Gemeindegenossen, sondern auch von der christlichen Einwohnerschaft des Ortes und der nächsten Umgebung teilnehmend mitgefeiert. Die ganze Anordnung dieses Festes erschien so sinnig, als würdig, und bewies unzweifelhaft, dass die Gemeinde die hohe Bedeutung desselben vollkommen begriffen habe. Morgens 10 Uhr versammelten sich sowohl die Schulkinder, an der Zahl etwa über hundert, - wozu noch fünfzig bis sechzig Schüler mit ihren Lehrern aus der israelitischen Nachbargemeinde Endingen sich gesellten -, als auch die betreffenden Schul- und Gemeindebehörden in dem alten Schulhause, welches an diesem Tage seine bisherigen kleinen Bewohner für immer entlassen sollte, und begaben sich von da in die anstoßende Synagoge, wo nach einem eigens für dieses Fest bestimmten, und von der Schuljugend nicht übel gesungenen hebräischen Liede, erst der Rabbiner die Feier mit einer angemessenen religiösen Betrachtung eröffnete, und nachher der Oberlehrer ihre pädagogische Bedeutung ansprechend auseinander setzte. - Hierauf begab sich der Festzug - voraus die muntere Kinderschar mit Sträußen und Kränzen - nach dem neuen Schulhause, welches heute seine künftigen Gäste zum erstenmal aufnehmen sollte. Da empfing zunächst ein jüngeres Mitglied der Schulpflege, welches diesem Baue und Feste ein besonderes Interesse gewidmet zu haben scheint, Herr Guggenheim, die Abgeordneten der oberen Schulbehörden mit freundlichem Gruße, und übergab sodann unter angemessener Ansprache das Haus seinen                   
künftigen Bewohnern, der Jugend und ihren Lehrern. Nach ihm trat sodann Herr Seminardirektor Keller auf, und sprach namens des Kantonsschulrates die so tief gedachten, als ergreifenden Einweihungsworte, wobei er zugleich in kurzen Zügen den schneidenden Kontrast zwischen der ehr- und rechtlosen Lage der Israeliten in früheren Jahrhunderten und ihrer jetzigen, wenn auch noch nicht durchaus freien, doch gesicherten Stellung schilderte, und gegründet auf ihr eigenes besseres Streben schließlich die Hoffnung einer besseren und würdigeren Zukunft aussprach. Tiefe Stille, welche vor dem auffallenden Geräusche der Zuhörer in der Synagoge vorteilhaft abstach, herrschte während dieses frei unter freiem Himmel gehaltenen, und wenn wir nicht irren, von mancher stillen Träne aus israelitischen Augen begleiteten Vortrages, der den öffentlichen Teil des Festes schloss. - 
Ein freundliches Mahl vereinigte hierauf die Abgeordneten des Kantons- und Bezirksschulrates mit den Gemeinde- und Schulvorstehern von Lengnau bis an den späten Abend, wobei manch sinniger Toast von christlicher wie israelitischer Seite das tiefste Gefühl des Herzens, wehmütig im Hinblick auf die noch so beschränkten bürgerlichen Verhältnisse dieser Glaubensgenossenschaft, erhebend in der Hoffnung auf eine freiere, würdigere und bessere Zukunft derselben, als deren Grundstein das eben eingeweihte Schulhaus betrachtet wurde, aussprach."   
Fortsetzung des Berichtes in 
der "Allgemeinen Zeitung des
 Judentums" vom 11. März 1843
Lengnau AZJ 11031843.jpg (171940 Byte) Lengnau AZJ 11031843a.jpg (318215 Byte) Lengnau AZJ 11031843b.jpg (214433 Byte)

    
Prüfungen in der Gemeindeschule durch Rabbiner Dr. Kayserling (1863)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai 1863: "Lengnau, im Mai (1863). Samstag, den 2. Mai schloss unser verehrter Rabbiner Herr Dr. Kayserling den diesjährigen Kursus an unserer hiesigen Gemeindeschule mit der Prüfung im hebräischen Fache im Religionsunterrichte, nachdem er im Morgengottesdienste einen ausgezeichneten Vortrag über die Nächstenliebe nach dem Wochenabschnitte Paraschat Kedoschim gehalten hatte.  
In seiner Schlussrede im Schullokale an die austretenden Zöglinge blieb bei den vielen Anwesenden kein Auge tränenleer. Als der würdige Seelenhirte die scheidenden Kinder zur Dankbarkeit gegen ihre Lehrer ermahnte, zerflossen sie laut schluchzend in Tränen, sodass der Oberlehrer sie beruhigen und aufmuntern musste. Nicht minder anerkennenswert ist die unumwundene Würdigung der Leistungen der Schule von Seiten der verehrten Geistlichen. Nachdem der vom Staate angestellte christliche Schulinspektor seine Zufriedenheit im Allgemeinen aussprach, ist es besonders erhebend für Lehrer und Gemeinde aus dem Munde ihres Seelenhirten zu vernehmen, dass auch in religiös-sittlicher Beziehung recht Befriedigendes geleistet wird. Schließlich sei hier noch bemerkt, dass nach dem Aargauischen Schulgesetze die Schüler zwar nicht unter der Gesetzlichkeit als solcher stehen, dass im Weltlichen die Schulen durchaus der direkten Aufsicht eines Schulinspektors anvertraut, in religiöser Beziehung aber kraft des gleichen Gesetzes der obersten Leitung des jeweiligen Ortsgeistlichen unterstellt sind, was wir ganz am Platze und ganz natürlich finden. Soweit ist auch der Rabbiner in religiöser Beziehung der oberste Aufseher der Schule und kann derselbe Gott sei Dank durch keinen Privatvertrag, wie es in einer großen Gemeinde Israels schon geschehen, auf die Seite geschoben werden. - Das ist von der einen Seite Trennung von Kirche und Schule und von der anderen wohltuende Vereinigung.   
Eine Kollision kann nur dann eintreten, wenn irgendeine Persönlichkeit, sei es Lehrer oder Geistlicher, sich durch Eigensinn oder Dünkel bestimmen lässt, was Gottlob bei uns zu den Seltenheiten gehört und am allerwenigsten unter der Aegide unseres würdigen Rabbiners. Wir halten diese Momente für wert genug, sie in Ihrem geschätzten Blatte notiert zu sehen und bitten Sie darum.  M.H. Bornheim."         

  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers an der Fortbildungsschule (1864 / 1865 / 1866 / 1874)  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1864: "Die Stelle eines Lehrers an der Fortbildungs-Schule in israelitisch Lengnau wird mit einer jährlichen Besoldung von Frcs. 1500 neuerdings zur freien Bewerbung ausgeschrieben mit dem Bemerken, dass auch Lehrer christlicher Konfession für dieselbe konkurrieren können.  
Der Lehrer hat höchstens 30 wöchentliche Unterrichtsstunden in den für Fortbildungsschulen reglementarisch vorgeschriebenen Fächern sowie in der französischen und hebräischen Sprache zu erteilen. 
Schriftliche Anmeldung beim Titl. Bez.-Schulrat Zurzach bis zum 26. November nächsthin.  
Beizulegende Ausweise: Wahlfähigkeitsakte und Sittenzeugnis vom Gemeinderat des letzten Wohnortes. 
Aarau, den 26. Oktober 1864. Hollmann, Direktionssekretär."       
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1865: "Die Stelle eines Lehrers an der Fortbildungsschule in israelitisch Lengnau wird mit einer jährlichen Besoldung von Frs. 1500 neuerdings zur freien Bewerbung ausgeschrieben, mit dem Bemerken, dass auch Lehrer christlicher Konfession für dieselbe konkurrieren können.  
Der Lehrer hat höchstens 30 wöchentliche Unterrichtsstunden in den für Fortbildungsschulen reglementarisch vorgeschriebenen Fächern, sowie in der französischen und hebräischen Sprache zu erteilen."          
 
Lengnau AZJ 07031865.jpg (77493 Byte)Anzeige in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1865: "Die Stelle eines Lehrers an der Fortbildungsschule in israelitische Lengnau wird mit einer jährlichen Besoldung von Fcs. 1500 neuerdings zur freien Bewerbung ausgeschrieben mit dem Bemerken, dass auch Lehrer christlicher Konfession für dieselbe konkurrieren können.   
Der Lehrer hat höchstens 30 wöchentliche Unterrichtsstunden in den für Fortbildungsschulen reglementarisch vorgeschriebenen Fächern sowie in der französischen und hebräischen Sprache zu erteilen.  
Schriftliche Anmerkung beim tit. Bezirksschulrate Zurzach bis zum 22. März nächsthin. 
Beizulegende Ausweise: Wahlfähigkeitsakte und Sittenzeugnis vom Gemeinderat des letzten Wohnortes. 
Aarau, den 22. Februar 1865. Für die Erziehungsdirektion: Frikker, Direktionssekretär."           
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1866: "Die Stelle an der hiesigen Fortbildungsschule, welche letztere gegen 20 Kinder zählt, ist noch unbesetzt. Das jährliche Gehalt ist bei 33-36 wöchentlichen Unterrichtsstunden auf 1800 Franken fixiert. Bewerber, welche außer in den Realien auch im Hebräischen, im Französischen und in der Mathematik Unterricht erteilen und Zeugnisse beibringen können, wollen dieselben bis zum2 6. Februar an die unterzeichnete Schulpflege gelangen lassen. Bemerkt wird noch, dass, da die Anstellung eine definitive ist, der Anzustellende sich einer von dem Hohen Erziehungsrate des Kantons Aargau anzuordnenden Prüfung zu unterziehen hat. 
Lengnau (Aargau), den 27. Januar 1866. Die israelitische Schulpflege."          
Nicht nur in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit", sondern auch in der liberal geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" wurde die Stelle ausgeschrieben:   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Februar 1866: "Die Stelle an der hiesigen Fortbildungsschule, welche letztere gegen 20 Kinder zählt, ist noch unbesetzt. Das jährliche Gehalt ist bei 33-36 wöchentlichen Unterrichtsstunden auf 1800 Franken fixiert. Bewerber, welche außer in den Realien auch im Hebräischen, im Französischen und in der Mathematik Unterricht erteilen und Zeugnisse beibringen können, wollen dieselben bis zum2 6. Februar an die unterzeichnete Schulpflege gelangen lassen. Bemerkt wird noch, dass, da die Anstellung eine definitive ist, der Anzustellende sich einer von dem Hohen Erziehungsrate des Kantons Aargau anzuordnenden Prüfung zu unterziehen hat. 
Lengnau (Aargau), den 27. Januar 1866. Die israelitische Schulpflege."           
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. September 1874: "Wiederholte Ausschreibung
Offene Lehrerstelle an der israelitischen Fortbildungsschule in Lengnau. Besoldung Frcs. 1500.-  Schriftliche Anmeldung bei der israelitischen Schulpflege in Lengnau bis zum 19. September nächsthin. Beizulegende Ausweise. Wohltätigkeitsakte und ein Leumundszeugnis vom Gemeinderate des letzten Wohnortes. 
Aarau
, den 2. September 1874. Für die Erziehungsdirektion Schoder, Direktionssekretär."     

    
 Hauslehrer gesucht (1867)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1867: "Ein Hauslehrer, der auch Schochet ist, wird für eine Familie im Aargau zum sofortigen Antritt gesucht. Gehalt bei völlig freier Station 375-400 Franken. 
Anmeldungen an Rabbiner Dr. Kayserling in Lengnau (Aargau).       

    
Zum Tod von Lehrer Moritz Meier (1912)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Dezember 1912: "Zürich. Hier verschied im 81. Lebensjahre Moritz Meier, der Jahrzehnte hindurch Lehrer in Lengnau war. Meier war der erste schweizerische Jude mit Offiziersrang; er erhielt ihn 1856".        

 
Zum Tod von Lehrer Michel Neuberger (1930)   

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1930: "Michel Neuberger - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Lengnau (Schweiz), 16. Oktober (1930). Mit der Versöhnung des Jomkippur und der Freude an Sukkah und Lulow in der Seele, schlummerte plötzlich unser Lehrer Michel Neuberger in die Ewigkeit hinüber. Am Hoschanorabbo kam er auf dem uralten Friedhof Endingen-Lengnau, für dessen Restaurierung er sich so ungeheure Verdienste erworben hatte, zur Bestattung. Wer Neuberger als Menschen geliebt, als gehämmerten Jehudi verehrt, als treuen Diener Gottes im Dienste der Gemeinde und der Jugend verehrt hat - und es waren so viele, die es taten, - wird eine stille Träne dem stillen Manne nachweinen, der in einem Leben emsiger Arbeit wie ein Sämann manch Saatkorn in den dunklen Boden versenkte, das später zur vollen Blüte aufging.    
Zwanzig Jahre war Michel Neuberger Lehrer und Kantor der jüdischen Kultusgemeinde zu Baden in der Schweiz, Rechnungsführer und Verwalter der Gemeindefinanzen, eine in der Schweiz wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit. Die Freuden an Nachkommenschaft blieben ihm versagt. Michel Neuberger und seine Frau, die ihm vor einigen Jahren in den Tod voranging, suchten und fanden ihr Seelenglück in stillen mannigfaltigen Wohltaten. Im Jahre 1905 verließ Neuberger freiwillig Amt und Gemeinde, um sich einer höheren Chesed-Aufgabe in Fürth zuzuwenden. Die Ehegatten sahen sich in ihren Erwartungen getäuscht, und nun begann für die Menschen, die ein Bild der Ruhe und Stabilität waren, ein Wanderleben, unruhig und unstet. Sie wohnten vorübergehend da und dort, eine längere Zeit in Halle, dann in Frankfurt, und überall betätigte sich Neuberger als Lehrer der Kleinen und der Großen mit hingebender Liebe und gutem Erfolg. Besonders in Frankfurt erwarb er sich ein großes Maß von Liebe und Achtung. In den schweren Jahren des Krieges und des Nachkrieges standen die feinbesaiteten Menschen den Kämpfen des Tages zu schwach gegenüber. Es zog sie wieder nach der Schweiz, wo Neuberger in der ach so klein gewordenen Muttergemeinde Lengnau die Kantor und Lehrerstelle annahm. Auch dort schuf er eine kleine Insel echter Jüdischkeit um sich, und die Herzen der alten Schweizerfreunde stürmten ihm zu. Vor einigen Jahren wurde ihm die treue Gattin und Wegebegleiterin seines Lebens genommen. Er baute den zweiten Tempel seines Glückes auf, aber leider nur für kurzen Zeitraum. Michel Neuberger ruht auf dem alten Friedhof, der er in den letzten Jahren mit der ganzen Liebe seines Herzens betreut hatte, als Maliz joscher (Fürsprecher) für seine Gemeinde und für die Gemeinschaft. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."         
 
Baden CH BayrGZ 15111930.jpg (124055 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1930: "Michael Neuberger seligen Andenkens -. Nur wenige unserer Mitglieder werden noch persönliche Erinnerungen an Michael Neuberger haben; aber unbekannt ist er uns allen nicht, dieser edle Mensch, dieser glaubensstarke Jude, dieser gottbegnadete Lehrer. Und weil er einer unserer Besten war, darum trauern auch wir um ihn, der am Rüsttage zum Sabbat Chaul Hamoed Sukkoth, kaum 68-jährig, seine unsterbliche Seele ausgehaucht hat.  
Michael Neuberger war von 1881 bis 1908 Mitglied unseres Vereins. Im Jahre 1920 bedachte er unseren Verein in treuer Anhänglichkeit mit einem Legat.   
Das 'Israelitische Wochenblatt für die Schweiz' widmet diesem seltenen Menschen sehr ehrende Worte der Liebe und Verehrung. Wir entnehmen diesem Nachruf, dass er 1862 in Mühlfeld in Unterfranken geboren wurde, in Höchberg und Würzburg seine Ausbildung erhielt, 25 Jahre in Baden in der Schweiz amtierte, dann die Leitung eines Altersheimes in Fürth übernahm und nach einigen schweren Wanderjahren, in denen er in den Gemeinden Ansbach, Schweinfurt, Halle und Frankfurt seines Amtes waltete, der Stimme seines Herzens folgend wieder in die Schweiz zurückkehrte. In Lengnau fand er als Lehrer und Leiter des Altersasyls endlich eine ihn voll befriedende Stellung.   
Die machtvolle Kundgebung an seinem Leichenbegängnis zeigte, wie die Schweiz diese vorbildliche Persönlichkeit ehrte; aber auch die jüdischen Lehrer in Bayern werden seiner nie vergessen! Sein Andenken sei zum Segen!" 
 

      
      
      
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Über ein schweres Fährunglück im Rhein bei Koblenz (1771; Bericht von 1930)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930: "Rheinfähre, Koblenz. Von Lehrer Michael Neuberger in Lengnau (Schweiz). Schweizerische und badische Zeitungen berichten ausführlich von dem Unglück, welches sich vor wenigen Tagen bei der Rhein-Überfahrt Koblenz-Waldshut ereignet hat. Die schwer beladene Fähre kippte um; drei wertvolle Pferde ertranken und nur mit knappester Not und Selbsthilfe konnten sich die vier Männer, eine Frau und ein Kind, schwimmend retten und glücklich dem nassen Grabe entgehen. Die beiden Grenzländer werden nun wohl zur Besinnung kommen und den seit langer Zeit gehegten Plan - die Erstellung einer Brücke - endlich reifen lassen. - Für uns Schweizer Juden, insbesondere diejenigen der beiden alten Muttergemeinden Lengnau-Endingen im Surbtal dürfte das besagte Unglück der Beachtung wert sein, denn es ruft in unserem Gedächtnisse eine längst vergessene traurige Geschichte wieder wach. An der gleichen Unglücksstelle - genau vor   
Lengnau Israelit 30051930a.jpg (286934 Byte)159 Jahren - lange vor der schweizerischen Judenemanzipation, mussten fünf brave, rüstige Familienväter - zwei von Lengnau und drei von Endingen - in gesunder Vollkraft ihr Leben lassen. Auch damals kippte im reißenden Strome die Fähre um. Mit Recht sagten unsere Alten gottvertrauend: 'Der schwache Erdensohn weiß wohl, wie und wann er von zu Hause weggeht, niemals aber, ob, wie und wann er wieder heimkehrt.' Es war damals in der heiligen T'schuwo-Woche am 7. Tischri des Jahres 5531 /1771). Ahnungslos und zuversichtlich in ernster Zeit bei drückender, schwerer Sorge um Weib und Kind, in frühester Morgenstunde gleich nach 'Schul' - vielleicht noch fastend - gingen die wackeren Männer fort zu Markte nach Tiengen. Wie unglücklich und herzzerreißend gestaltete sich die Rückfahrt. Das traute Familienheim sollten sie leider lebend nicht mehr schauen. Allen denen, die gelegentlich einmal die große und ehrwürdige Gräberstadt zwischen Lengnau und Endingen - das älteste und heiligste Denkmal schweizerischer Judenheit - aufsuchen, möchte ich raten, gleich am Eingange, Lengnauer Seite, die ersten vier Gräber der 17. Reihe und das Einzelgrab nebenan näher zu beachten. Dort ruhen und schlummern sie - die seligen Mannen - unter den stark verwitterten, schweren Grabsteinen. Aus den kaum noch leserlichen, abgebröckelten Inschriften lassen sich das gleiche Datum - 7. Tischri 5531 - und ihre Namen wie folgt entziffern: 1. Jakob, Sohne Elieser Mosche von Lengnau, 2. Uri Schrage Sohn des Parnes Jakob von Lengnau, 3. Jizchok, Sohn Raphel vn Endingen, 5. Jechiel, Sohn Nathan von Endingen. - Tiefe Ehrfurcht und banges Erschauern beschleicht mich, wenn man diesen Mazewous (Grabsteinen) die kurzen, aber erschütternden Worte abliest: min Hanitboim b'majim asim 'Doe versunken sind in die mächtigen Fluten'. Drei Tage vor unserem heiligen Jom Kippur ereignete sich das Unglück. Welch schmerzliche Trauer und Trübseligkeit mag damals die beiden jüdischen Dörfer beherrscht haben und wie doppelt wehmütig ernst und tränenreich mag jener Zoum Hakodesch verstrichen sein. Trotz allem lässt sich aber auch was Gutes berichten. Höchst interessant ist nämlich eine Episode, die mit dem Geschehnis in enger Verbindung bleibt und die ich selbst erst vor mehreren Jahren durch meinen 86-jährigen Gemeindeältesten, den uns unvergesslichen Herzel Dreifuß seligen Andenkens, Dank seines bewundernswerten Gedächtnisses erfahren habe. Bekanntlich wird noch heute von allen frommen Jehudim der uralte, sinnvolle Minhag geübt, in der T'schuwo-Woche das sogenannte Kaporous zu schlagen. Diese Mizwo soll die Ursache sein, dass ein sechstes Opfer - ebenfalls ein Endinger Mann - auf wunderbare Weise durch Gottes Fügung dem sicheren Tode entkam. Schon befand auch er sich mit seinen fünf Genossen auf der Unglücksfähre, da fällt ihm noch rechtzeitig ein, dass er auf badischem Gebiete in einem Bauernhause seinen Korb mit Geflügel stehen hat. Der gottbegnadete Mann verlässt schnell die Fähre, um seine Kaporous zu holen. Währenddessen waren die anderen vom Ufer abgetrieben und in der Mitte des wilden Stromes haben die Ertrinkenden in ihrer Seelenangst ihr letztes 'Schma Jisroel' zum Himmel hinaufgeschrieen. Noch am selben Tage wurden die Leichname geboren und später - wie bereits erwähnt - auf den 'Guten Ort' zur letzten Ruhe gebracht.    
Ich hätte damals gerne zugeschaut, wie am folgenden Tage jener glückliche Endinger Kapores schlug: mit welcher Rührung mag er gesagt haben, das bedeutsame 'Bnei Odom jouschwei Choschech w'Zalmowes' Menschenkinder, die wir in Finsternis und Todesschatten wohnen. Und dann die übliche Schlussformel: Se Hatarnogol jeilech  l'Miso, 'Dieser Hahn geht - für mich - zum Tode' w'anio eilech l'chajim touwim: Ich aber bin zum 'Guten Leben' erhalten."   


Dem aus dem Elsass stammende Schächter Nathan Schuster wird die Niederlassung in Lengnau von den Behörden verweigert (1837)  

Lengnau AZJ 04111837.JPG (130614 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. November 1837: "Aus der Schweiz, 10. Oktober (1837). Weitere Nachrichten über die Veranlassung der Streitigkeiten zwischen Frankreich und der Schweiz sind folgende: Einem französischen Juden aus der Gegend von Straßburg, namens Nathan Schuster, der sich in der aargauischen Gemeinde Lengnau als Schächter niederlassen wollte, wurde von der Regierung die Bewilligung verweigert; Herr von Montebello hat hiergegen eine derb abgefasste Note erlassen.   
Die Nouvelliste vaudois erzählt dies folgendermaßen: Ein Israelit Straßburgs war von seinen Glaubensgenossen in Lengnau im Aargau berufen worden, um bei ihnen einige mit ihrer Religion verbundene Funktionen zu übernehmen. - Die aargauische Regierung verweigerte ihm die Erlaubnis dazu zu geben. Hierüber hat der Gesandte Frankreichs Reklamationen eingereicht. Die Regierung antwortete herauf, indem sie bewies, dass zur Zeit der gegenseitigen Verhandlungen im Jahre 1827 über Niederlassung in Frankreich oder der Schweiz, der Kanton Aargau auf den Grund, dass er in seinem Reiche ganze Gemeinden von Juden schon habe, sich die oberste Aufsicht über die Anhäufung von geduldeten Personen vorbehielt, sowie das Recht zu bewilligen oder abzuschlafen, wer von ihnen von auswärts um das Recht des Niederlassens einkäme. Diese Ausnahme zu Gunsten Aargaus, deren Richtigkeit zur Zeit durch Herrn von Rayneval anerkannt wurde, war auch als feststehend betrachtet zur Zeit der Wahl'schen Streitigkeit. Der Gegenstand wird noch erörtert."         

    
Juden dürfen noch nicht schweizerische Soldaten werden (1848)  
und: Einweihung der Synagoge in Lengnau am 6. August 1848  

Lengnau AZJ 10011848.jpg (233890 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Januar 1848: "Lengnau, im Dezember (1847). Beim Ausbruche des Kampfes gegen den Sonderbund beurkundeten die aargauischen Israeliten ihre Sympathien für ihre Regierung und die gute Sache der Eidgenossenschaft durch Beiträge teils für die im Felde stehenden Soldaten aus ihren Gemeinden, teils zur Unterstützung der Verwundeten und der Hinterlassenen der Gefallenen im eidgenössischen Heere. Tätigen Anteil nehmen im Kampfe für das Vaterland darf der Schweizerjude noch nicht. Ein diesfälliger Artikel im 'Schweizerboten' No. 141 drückt sich hierüber also aus: 'Verhältnisse, die der Israelit nicht selber geschaffen, verhindern seine Teilnahme am ernstheiligen Kampfe. Man hat den Israeliten in Friedenszeiten, ihrer wiederholten Bitten ungeachtet, nicht gestattet, teilzunehmen an den Waffenübungen aargauischer Wehrmänner. Wolle man aber deswegen die Sympathien nicht verkennen, die in den Herzen der Israeliten für das Wohl der Eidgenossenschaft sich regen. Sie können das Schwert nicht ergreifen. Aber beten können sie und erheben darum ihre Wünsche zum Allvater, der über den Sternen thronet, der alle Menschenkinder mit gleicher Liebe liebt, flehen wollen sie zum Urquell des Lichtes, zum heiligen Wesen, vor dem die Heuchelei und Frömmelei ein Gräuel, dass er recht bald das Verderben des Krieges von unserem Vaterlande abwende und Ruhe und Frieden, Ordnung und Gesetz in demselben herstellen wolle.'    
Der sechste August war es, der einen großen teil der Bevölkerung hiesiger Umgegend in Bewegung brachte, um einem noch nie gesehenen Feste anzuwohnen, nämlich der Einweihung der hiesigen neuerbauten Synagoge. Wenn es wahr ist, dass die Israeliten aller Orten gewähnt sind, zur Erhaltung und Befestigung ihrer religiösen Institutionen ungewöhnliche Opfer zu bringen, so lässt sich diese Wahrheit auch auf die Israeliten in der Schweiz anwenden. Die hiesige Gemeinde besoldet einen Rabbinen, zwei Lehrer, eine Lehrerin für weibliche Arbeiten, einen Vorsänger, sie unterstützt mit enormen Summen ihre Armen, und doch hat sie sich, wenn auch keineswegs zu den reichen Gemeinden gehörig, entschlossen, ihre im Jahre 5511 (1750/51) erbaute hölzerne Synagoge in Anbetracht ihrer wachsenden Baufälligkeit durch ein neues massives Gebäude zu ersetzen. Am 6. August wurde dieses feierlich eingeweiht. Die Teilnahme der höchsten Landes-, der Bezirks- und Schulbehörde an diesem Feste war in der Tat bemerkenswert. Dr. Schaufenbuhl und Dr. Berner erschienen als Repräsentanten des Kantons Aargau, aus den benachbarten Kantonen, selbst aus Zürich, aus dem Kurorte Baden waren Notabilitäten zugegen. Bei der Einweihung wurden außer Mah towu und dem 111. Psalm deutsche Choräle vorgetragen. Bei dem Festmahle brachten die Abgeordneten, sowie der Seminardirektor Keller, der gefeierte Redner, Toaste aus und sprachen von den schönen Hoffnungen, die für die Zukunft Israels aufgegangen. Bernheim, Oberlehrer."           

   
Die jüdischen Gemeinden beteiligen sich am allgemeinen schweizerischen Bettag (1855)   
Anmerkung: das im Text genannte Erdbeben im Raum Visp war am 25. Juli 1855 um die Mittagszeit das stärkste Beben, das die Schweiz im 19. Jahrhundert erschüttert hat. Dabei wurden mehr al 200 Häuser beschädigt.  

Lengnau AZJ 01101855.jpg (143732 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober 1855: "Lengnau, im September (1855). Sie haben schon früher berichtet, dass die Israeliten im Aargau zur Feier des allgemeinen schweizerischen Bettages aufgefordert wurden. Mit diesem Bettage verhält es sich nämlich so: Seit uralter Zeit hatte jede der beiden christlichen Konfessionen ihren besonderen außerordentlichen Buß- und Bettag. In neuerer Zeit vereinigten sich nun beide Konfessionen zur gemeinschaftlichen Feier an einem Tage. Der Zweck dieses Tages wurde nun von der obersten Bundesbehörde schärfer ausgeprägt. Er wird als ein Tag der Buße, der Demütigung vor dem Vater aller Wesen, aller Menschen ohne Unterschied des Bekenntnisses, als ein Tag des Dankes für die im verflossenen Jahre genossenen Wohltaten und der Bitte, namentlich für das Wohl des Vaterlandes, gefeiert. Er fällt immer auf den zweiten Sonntag im September, also fast immer auf einen unserer heiligen Bußtage. Die Geistlichkeit benutzt ihn immer durch Aufforderung auf der Kanzel zur Linderung der Not, die irgendeine Volksklasse oder auch nur die Bewohner eines Dorfes, sei es durch Hungersnot, Feuer oder andere gewaltige Naturerscheinungen traf. Am diesjährigen Bettage, den nun auch die Juden feiern, und der auf den 16. September fiel, forderte der ehrwürdige Herr Rabbiner Dreifuß die Gemeinde in seiner Rede auf zur Kollekte für die am 25. Juli dieses Jahres durch Erdbeben schwer heimgesuchten Bewohner des Visptales im Kanton Wallis, was auch sofort Anklang fand. Bei dem besonders hierfür angeordneten Gottesdienst der vormittags neun bis halb elf Uhr dauerte, wurden aus Ihrem neuen israelitischen Gesangbuche zwei passende Lieder gesungen, die sich sehr gut ausnahmen. Und so sehen Sie, dass wir auch dieses neue Produkt Ihrer unermüdlichen Anstrengung zu benutzen wissen. B."         

    
Allgemeiner Bericht über aktuelle Veränderungen (1857) 

Lengnau AZJ 12011857.jpg (88320 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar 1857:  "Lengnau, 1. Dezember (1856). Der Rektor der sehr bedeutenden Zürich'schen Industrieschule, Herr Tschetsche, hat unlängst den Stundenplan dieser Anstalt einigen israelitischen Schülern zuliebe, die sich am Sabbat des Schreibens enthalten, dahin abgeändert, dass er die Schreibestunden von Samstag auf einen anderen Wochentag verlegte, obschon in der gleichen Anstalt auch israelitische Schüler sich befinden, denen der Sabbat kein Hindernis im Schreiben ist. Eine solche Zuvorkommenheit ist in Betracht des letzteren Umstandes umso erfreulicher. 
Wie es jetzt bei so günstigen bürgerlichen Zuständen mit dem Judentume, mit den synagogalen Zuständen steht? Nun, was soll ich sagen? Alle Institutionen, wie man sie nur fordert, befinden sich in unseren Gemeinden: Rabbi, Chasan (= Vorbeter), Schochet, Schames, Chebrot (= Vereine), Mikwe, Armenkasse usw. Was bleibt noch zu wünschen übrig? Die Synagogen sind im herrlichen Stil neu erbaut. Was darinnen vorgeht, das ist etwas Anderes. Wer wird sich darum kümmern? Hier sind deren zur Wenige, und diese werden entweder als Narren oder Lehrer betrachtet. Doch - über ähnliche Zustände hat die Zeitung des Judentums schon oft genug berichtet."        

    
Gründung eines Handwerkvereins (1862)   

Lengnau AZJ 06051862.jpg (72173 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1862:  "Lengnau, 13. April (1862) (Schweizerbote). Gestern versammelte sich die hiesige israelitische Gemeinde, um auf vielfache Anregung des Wohlerwürdigen Herrn Rabbiners Dr. Kayerling und unter dem Präsidium desselben sich über die Gründung eines Handwerkvereins zu beraten. Der Verein stellt sich die Aufgabe, die Erlernung von Handwerken unter Israeliten zu befördern und nach Kräften materiell zu unterstützen. Die Statuten wurden beraten, ein provisorisches Komitee gewählt. Ohne Zweifel wird sich der größte Teil der Gemeinde beteiligen. Ist nun hierdurch auf sozialem Gebiete ein schöner Schritt vorwärts getan, so bürgt uns der erleuchtete Sinn des genannten würdigen Seelenhirten,, dass auch auf anderen wichtigen Gebieten noch manche Aufgabe ihrer befriedigenden und zeitgemäßen Lösung getrost entgegensehen darf."        

     
Über die Tätigkeit des "Culturvereins der Israeliten in der Schweiz" (1880)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. November 1880: "Aus der Schweiz, 2. November (1880). Die Tätigkeit des Herrn Dr. Kayserling, jetzt Prediger in Budapest, hat in den scheinbar dem Untergange geweihten altschweizerischen Judengemeinden Endingen und Lengnau manche segensreiche Spur hinterlassen, die in mancher Hinsicht diesen gegenüber den auflebenden neuen Gemeinden immerhin noch einige Bedeutung gibt. So war die Gründung des 'Culturvereins der Israeliten  in der Schweiz' vor ungefähr zwanzig Jahren von diesen Gemeinden aus auf Anregung des Dr. Kayserling, der auch Ehrenmitglied desselben ist, gegründet worden, und hatte sich über die ganze Ostschweiz ausgebreitet. Das eigentümliche Hindernis, welches die wälschen Schweizer dem Eindringen von Institutionen aus dem Oster bei Jud' und Christ entgegenstellen, könnte allerdings auch dieser so wohltätig wirkende Verein nicht übersteigen. Herrn Dr. Kayserling folgte im Präsidium des Kulturvereins der wackere Advokat Dr. Guggenheim, wie man das hierzulande nennt, Fürsprech in Baden, der die Bemühungen dieser Gesellschaft zur Anstrebung der Gleichstellung der Juden in unserem Lande und speziell im Kanton Aargau, wo derselben am allerlängsten Hindernisse in den Weg gelegt worden, mit besonderem Nachdrucke vertrat. Unter seiner Amtsführung waren namhafte Erfolge zu verzeichnen und die Trennung der Ortsgemeinden in Endingen und Lengnau in jüdische und christliche mit selbstständiger politischer Verwaltung zu Ende geführt. Im Jahre 1877 wurde Dr. Kisch, Rabbiner in Zürich, an die Spitze der Verwaltung des Vereines gestellt, der aber nunmehr in politischer Beziehung, Gottlob, wenig zu tun hat, da die politische Gleichstellung in der Schweiz nun eine vollendete Tatsache ist. Immerhin hatte der Vorstand, dem seither, außer dem Präsidenten, die Herren Fürsprech in Baden, Dr. med. Bloch in Endingen, Dr. med. Bollag in Lengnau und Haas in Baden angehören, auch in den letzten Jahren noch Gelegenheit bei den Behörden zu intervenieren.  
So in der, erst im letzten Jahre endgültig gelösten Heimatfrage der Aargauer Juden, in den, dem Abschlusse des schweizerisch-rumänischen Handelsvertrages vorangegangenen Verhandlungen, in der mannigfach aufgetauchten Schächtfrage usw. Immerhin hat dieses Gebiet nur eine ziemlich beschränkte Tätigkeit erfordert, sodass der Vorstand danach strebte, die Wirksamkeit des Vereines von dem äußeren Ressort mehr auf das innere zu verlegen. Das Bestreben, den Verein in einen Gemeindebund umzuwandeln, führte trotz mehrere Konferenzen mit der Vertretern der verschiedenen Gemeinden, namentlich durch die Passivität der Welschschweizer, zu keinem Resultate. Da der Culturverein als einfacher Stipendienverein, zu dem er sich degradiert sah, nicht fortvegetieren mochte, so versuchte man, durch Androhung der Auflösung, das Interesse für denselben zu heben und ihm einen größeren Wirkungskreis zu sichern.  
Am letzten Sonntag, den 31. Oktober, war nun in Zürich Generalversammlung des Vereines, in welcher der Präsident, Rabbiner Dr. Kisch, ein Projekt vorlegte, welches dem Verein eine bedeutende Tätigkeit und segensreiches Wirken von neuem eröffnet. Ohne den Verein aufzulösen, solle von nun ab der Hauptzweck desselben auf ein anderes Gebiet verpflanzt werden; derselbe solle von nun ab de Gründung gemeinnütziger Institute für die Israeliten in der Schweiz zu seinem Hauptzwecke machen. Vorerst solle in einer der alten Gemeinden, wo durch den Wegzug so vieler Mitglieder billige Grundstücke zu haben und wo gute Schulen und Wohlfeile Pflegekräfte vorhanden sind, ein Asyl und Waisenhaus ins Leben gerufen werden. Das Vereinsvermögen solle hierauf verwendet und alle Anstrengungen gemacht werden, das Institut in größtmöglichen Maßstabe anzulegen. Als Muster standen dem Präsidenten ähnliche Asylhäuser in Amerika vor Augen, welche einzelstehenden älteren Personen, die ihre bescheidene Rente im Hause verzehren wollen, sowie anderen, die auf Vereinskosten darin untergebracht würden, im Vereine mit den Waisenkindern ein Heim schaffen, worin sie einander wechselseitig physisch und moralisch fördern.   
Die Idee fand bei der Versammlung großen Anklang und der mit Akklamation wiedergewählte Vorstand erhielt den Auftrag, sich mit geeigneten Kräften aus allen Teilen der Eidgenossenschaft zu verstärken und dann so rasch als möglich ans Werk zu gehen. Bedeutende Summen wurden vorläufig auf 5 Jahre als jährliche Subsidie teils sofort gezeichnet, teils in Aussicht gestellt.  
Jedoch wurde auch beschlossen, dass in diesem Jahre noch die seit Jahren üblichen Stipendien an Studierende und Handwerker vom Vorstande bewilligt werden sollen.  
Als sollte dem Culturvereine bewiesen werden, wie nötig seine Tätigkeit auch in der alten Richtung noch jetzt sei, meldet sich eine neue leider sehr bedenkliche Bewegung gegen das rituelle Schlachten an. Gestützt auf das in einer Broschüre des Rabbiner (!) Stern in Buttenhausen abgedruckte Gutachten      
 des Dr. Stein in Frankfurt, soll von Neuem versucht werden, durch die Tierschutzvereine diese Schlachtmethode gesetzlich zu verbieten.  
Das in Zürich erscheinende 'Tierschutzblatt', Zentralorgan der schweizerischen Tierschutzvereine, verkündet urbi et orbi, dass man nun die Juden selbst als Bundesgenossen begrüßt, da ja zwei Rabbiner das Schächten als unnötig und überflüssig erklären. Herr Dr. Stein hat uns mit der Publikation des betreffenden Schriftstückes einen schlimmen Dienst geleistet. Hoffentlich wird es dem Dr. Kisch, der in den nächsten Tagen in dieser Angelegenheit eine Konferenz mit dem Vorstande des Tierschutzvereins hat, dessen Mitglied er ist, gelingen, diese Gefahr von uns abzuwenden. Denn so sehr wir auch überzeugt sind, dass das Verbot des Schächtens heute noch ebenso gegen die Bundesverfassung verstößt, wie vor sechs Jahren, so wäre es doch namentlich zur jetzigen Zeit höchst unerquicklich, diese Sache in den öffentlichen Blättern von neuem einer langwierigen und von vielen Seiten übelwollenden Debatte unterworfen zu sehen.  
Um diesen Bericht nicht mit etwas Unangenehmem zu schließen, sei noch mitgeteilt, dass der Synagogenbau in St. Gallen unter den Auspizien des wackern Dr. Engelbert seiner Vollendung entgegengeht, der in Zürich langsam, aber sicher fortschreitet. Aus letzterer Gemeinde ist auch die Errichtung einer israelitischen Lesestube und Bibliothek zu erwähnen, der bereits namhafte Geschenke zugegangen sind."      

   
Volksversammlung zum Bahnbau in der Synagoge (1902)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1902: "In Lengnau in der Schweiz hat die jüdische Gemeinde einer Volksversammlung, in der über einen Bahnbau beschlossen werden sollte, die Synagoge zur Verfügung gestellt, in der dann auch die Versammlung stattfand."         
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1902: "Lengnau (Schweiz). Man schreibt uns: Vor Kurzem war in Ihrem geschätzten Blatte die Tatsache notiert, dass in unserer Synagoge eine politische Versammlung stattgefunden hat. Zur Ehrenrettung unserer Gemeinde seien die Gründe mitgeteilt, unter denen dies Außergewöhnliche geschah. Die Versammlung, welche von einigen Regierungsräten der Schweiz geleitet wurde, begann auf einem großen, freien Platze vor der Synagoge, welcher aber Ortseigentum ist, und hatte über das Projekt, Lengnau mit der Bahn zu verbinden, zu entscheiden. Da aber die Beratungen unter freiem Himmel durch einen starken Regen gestört wurden, flüchteten die Teilnehme in die nahe gelegene Synagoge und wurden dort mit Genehmigung der israelitischen Gemeinde-Verwaltung die Ausführungen weiter fortgesetzt. Ein Regierungsrat von Zürich, der zuerst dort das Wort ergriffe, betonte besonders, dass er es als ein gutes Zeichen des Gelingens betrachte, an solch heiliger Stätte über die Sache referieren zu können. Das war doch sicher schön gesprochen und ist eine große Heiligung des Gottesnamens, so etwas hört man selten in der Schweiz."          

   
Eine Auflösung der Gemeinde wird noch nicht ernst in Erwägung gezogen (1909)  

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1909: "Lengnau, 30. März (1909). Auf die Korrespondenz aus Baden in der Schweiz in No. 12 des 'Israelit', in welcher auch von den Gemeinden Endingen und Lengnau die Rede war, erhalten wir eine Zuschrift des Vorstandes der jüdischen Gemeinde Lengnau, in welcher die Meldung von einem Antrage des Vorsitzenden, Herrn Moses Guggenheim, auf Auflösung der Gemeinde entschieden dementiert wird. Wie Endingen so erfreue sich auch die jüdische Gemeinde in Lengnau eines durchaus gesunden und staatlich anerkannten Gemeinde- und Armenwesens. An eine Auflösung der Gemeinde sei nie ernstlich gedacht worden. Wir nehmen mit Befriedigung von der Berichtigung Notiz, die im  übrigens die anerkennenden Worte, die auch unser Berichterstatter für die Opferfreudigkeit der Gemeinde Lengnau hatte, nur bestätigt."           

  
   
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Brutaler Überfall auf Samuel und Maier Guggenheim aus Lengnau unweit von Hohenthengen (1819)     

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1819 S. 420 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Steckbrief
Am 3. dieses Monats abends zwischen 4 und 5 Uhr wurden Samuel und Maier Guggenheim von Lengnau auf dem Nachhauseweg vom Markte zu Griesen unweit Hohenthengen von dem unten signalisierten Burschen, der sich unterwegs zu ihnen gesellet, und zwar Maier unvermutet mit dem dicken Knotenstock, der oben halbschuh lang mit Leder überzogen, zu Boden geschlagen, mit einem spitzigen Messer oberhalb des rechten, und unterhalb des linken Augen leicht verwundet, und an beiden Händen verletzet, und Samuel kam mit einem Streich auf den linken Arm davon, durch das Geschrei der Juden, eilte der Dorfbannwart von Hohenthengen dazu, und der Bursch entfloh ohne dessen bisher habhaft werden zu können. Sämtlich obrigkeitliche Behörden werden von dieser frechen Tat mit dem Ersuchen in Kenntnis gesetzt, auf diesen Burschen gefällig zu fahnden, im Betretungsfall ihn arretieren, und gefällig anher liefern lassen zu wollen. 
Signalement

Dieser Bursche ist etwa 22 bis 23 Jahre alt, 5 Schuh 6 Zoll groß, von blasser Farbe, schwarzen Augen, runden schwarzen Haaren, soll ein Schweizer-Metzger sein, und trug nachstehende Kleidungsstücke: als einen runden Hut, grauen tuchenen Janker, und dunkelblau tuchene Hosen, und Stiefel. 
Ein näherer Beschrieb konnte weder von den beschädigten Juden, noch von dem Dorfbannwart zu Hohenthengen angegeben werden.  
Thiengen, den 16. März 1819. 
Großherzoglich Badisches Bezirksamt. G. Martin."           

     
Israel Braunschweig aus Lengnau wird aus dem Badischen ausgewiesen (1847)     

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 26. Mai 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Obrigkeitliche Bekanntmachungen. 
Bruchsal
[Landesverweisung]. Israel Braunschweig von Lengnau, Kantons Aargau, der wegen Betrugs eine fünfmonatliche Arbeitshausstrafe auf Urteil großherzoglichen hochpreislichen Hofgerichts des Unterrheinkreises vom 10. Dezember 1846, Nr. 14.506, II. Sen. dahier erbüßte, wird morgen entlassen und in Folge Urteils der großherzoglichen badischen Lande verwiesen. 
Signalement
. Derselbe ist 19 Jahre alt, 5' 4" groß, hat schwarze Haare und Augenbrauen, braune Augen, längliches Gesicht, gesunde Farbe, hohe Stirne, gewöhnliche Nase und Mund, gute Zähne, rundes Kinn und gar keinen Bart. 
Bruchsal, den 18. Mai 1847. Großherzogliche Zucht- und Korrektionshaus-Verwaltung."     

 
Zum Raubmord an Leopold Oppenheim (1885)
  

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1885: "Solothurn (Schweiz), 17. April (1885). Leopold Oppenheim, ein israelitischer Geschäftsmann von Lengnau, geb. 1829, hatte sein Revier in Stadel (Bezirk Dielsdorf, Kanton Zürich) und Umgebung. Letzten Dienstagmorgen (7. April) wurde er in einem Hause in Stadel zum letzten Mal gesehen; dagegen wurde dann gestern Morgen in der Nähe von Stadel die Brieftasche des Oppenheim mit Blut befleckt gefunden. Banknoten, die er gewöhnlich für einige tausend Franken darin trug, fehlten gänzlich.  
Zur gleichen Zeit fanden Kinder bei der Brücke im Dorf Hochfelden ein Paketchen mit Wertschriften (Obligi und dergleichen) und gleich nachher wurde daneben in der Glatt ein männlicher Leichnam entdeckt und herausgenommen. Es war die Leiche Oppenheims. Geld oder Geldeswert trug er nicht mehr auf sich.  
Oppenheim wurde sehr wahrscheinlich in Stadel schon am Tag in einem Hause erschlagen und der Leichnam bis in die Nacht behalten und dann mehr als eine halbe Stunde weit durch das Dorf Hochfelden hindurch in die Glatt befördert. Ein Hochfelder hörte um halb 12 Uhr einen Karren beim Hause vorbei gegen die Glatt und in sehr kurzer Zeit wieder zurückfahren. 
In demjenigen Hause, in welchem er zum letzten Mal gesehen wurde, bei H. Hauser, Amtmann, hatte Oppenheim von diesem Geld einkassiert und dafür Quittung und Abstellung gegeben. Im Keller des Hauses wurde ein Kouvert mit der Adresse L. Oppenheim gefunden. Dagegen fehlt der Karren, welcher angeblich gestohlen worden sein soll.   
Die Sektion ergab, dass Oppenheim mit einem runden, harten Gegenstand erschlagen worden. Beide Schläfenlinien sind zertrümmert und die Schädelbasis gerissen. Im Nacken stak ein Stück Tuch. Viele Rippen sind zerbrochen. Hauser ist verhaftet. Salomon Nordmann."        

   
Moriz Guggenheim aus Lengnau - wohnhaft in Baden - verunglückt bei einer Bergwanderung am Stanserhorn (1898)   

Lengnau AZJ 12081898.jpg (215757 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. August 1898: "Zürich, 6. August (1898). Über einen auch unsere Kreise besonders interessierenden Absturz am Stanserhorn berichtet das 'Vaterland': Eine Gesellschaft junger Leute aus Baden im Kanton Aargau unternahm letzten Mittwoch einen Ausflug nach dem Stanserhorn. Den Berg hinauf ward die Bahn benutzt und droben im Hotel genächtigt. Am Morgen darauf, am Donnerstag, zerstreute sich die Reisegesellschaft, indem die Einen zu Fuß, die Anderen mit der Bahn zu Tale gingen. Ein Trupp, der für den Abstieg den Fußweg nach Stans auf der Ostseite des Berges gewählt hatte, kehrte unterwegs in der Wirtschaft zur 'Alpenrose' ein. Die Wirtin, Frau Püntener, unterließ auf Befragen nicht, die Leute über den an sich ganz gefahrlosen Weg aufzuklären; sie warnte namentlich, vom Wege abzugehen und etwa Abkürzungen den Planken des Grates entlang zu versuchen. Eine Strecke weit begleitet Frau Püntener die Leute. Allen Warnungen zum Trotz ließen sich's zwei Waghalsige nicht nehmen, den Fußweg zu verlassen und den Grat entlang zu gehen. Von einem Gewitter, das Nachts über die Gegend gezogen, waren die Planken hier sehr glatt. Mangels Bergschuhe oder sonst genagelter Schuhe gestaltete sich der Abstieg für die beiden doppelt beschwerlich: Moritz Guggenheim von Lengnau, wohnhaft in Baden (Aargau) stürzte sechzig Meter tief. Sein 21-jähriger Begleiter Bloch von Brugg konnte sich in der ersten Zeit des Rutschens noch halten und ward später gerettet, während Guggenheim tot blieb. Zwischen Tod und Leben schwebend, rief Bloch verzweifelt um Hilfe. Bahnmeister Robert Lussi und Bahnwärter Remigius Lussi wurden in der Fluhmatt auf den Hilferuf aufmerksam, zumal auch von der Egg herunter Alarmrufe ertönten. Mit Decken und Heuseilen ausgerüstet, stiegen die beiden die Unglücksstätte hinan. Es gelang, den Bloch mit Seilen aus seiner entsetzlichen Lage zu befreien. Von Schürfungen abgesehen, hat ihm die Rutschpartie weiter nichts zuleide getan. Guggenheim aber lag mit zerschmettertem Kopf tief unten im sogenannten 'Katzenloch' hinter der Alphütte Fluhmatt. Robert Lussi stieg hinunter und ermöglichte so die Bergung der Leiche, die heute, Freitag, nach erfolgtem gerichtlichen Augenschein nach Baden befördert wurde, während Bloch die Heimreise schon Donnerstag Abend antrat. In der Reisegesellschaft befand sich auch Rabbiner Dr. Ehrmann".       

    
Zum Tod von Meyer Guggenheim (1905) 
Anmerkung: Weiteres zu Meyer Guggenheim und seiner Familie siehe den Wikipedia-Artikel "Meyer Guggenheim" sowie den Wikipedia-Artikel "Guggenheim (Familie)"  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März 1905: "Zürich. Aus New York kommt die Kunde vom Tode des ursprünglich aus Lengnau gebürtigen Herrn Meyer Guggenheim. Derselbe war im Jahre 1848 als blutarmer, junger Mensch nach Amerika ausgewandert, war bis 1888 in Philadelphia domiziliert, von da an in New York. Ein glücklicher Stern waltete über seinem Schicksal in der neuen Welt. Meyer Guggenheim ist in Amerika zu hohem Ansehen und zu enormem Reichtum gelangt. Aber seine Heimat hat er nciht vergessen! Von ihm und seinen Söhnen stammt die Gabe von Fr. 30.000, welche den Grundstock bildete zum Baue des schweizerisch-israelitischen Altersasyls zu Lengnau. Er hat erst noch vor kurzer Zeit - wiederum gemeinsam mit seinen Söhnen - dem Asyl den jährlichen Beitrag von 800 Dollar zugewendet. Sein Andenken wird unter der Schweizer Judenheit ein dauerndes sein!"         

 
Zum Tod von Samuel L. Dreifuß (1905)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Oktober 1905:  "Lengnau (Schweiz). Am 12. dieses Monats verschied Herr Samuel L. Dreifuß im 62. Lebensjahre. Er war während einer Reihe von Jahren Armengutsverwalter, war Mitglied des Ortsvorstandes und trat für die Interessen der Gemeinde jederzeit aufs wärmste ein.        

  
Silvan Dreifuß wird zum Gemeinderat gewählt (1909)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. August 1909: "Lengnau (Schweiz). Bei der Gemeinderatswahl, bei welcher an Stelle des zurückgetretenen M. Guggenheim das jüdische Mitglied zu ersetzen war, wurde Silvan Dreifuß mit großer Stimmenzahl gewählt."           

  
Über den Familiennamen Pollag / Bollag (1929)  

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1929: "Pollag und Bollag. Das harte P und weiche B. 
Von Lehrer Michael Neuberger in Lengnau (Schweiz). 'Ich bin ein Endinger Kind wie alle Bollag's mit welchem B'. 
Dies waren die kernigen, mit großem Applaus aufgenommenen Worte des vor einem halben Jahre verstorbenen Hermann Bollag, Senior unserer Asylinsassen, beim großen Bankett der Jubiläumsfeier in Lengnau. Gewöhnlich in unserem so wechselvollen Leben stößt man sich mehr und weniger an etwas Hartem, diesmal jedoch hatten sich einige der vielen Zuhörer - auch meine Wenigkeit - an dem Weichen gestoßen. Trotz allem Nachdenken finde ich keinen stichhaltigen Grund, warum die große Mehrheit der aus Endingen, respektive dem Surbtal stammenden Bollag's mit welchem B schreiben. Hierbei bestärkt mich noch das Auffallende, dass die in Zürich und St. Gallen wohnenden, längst eingebürgerten Pollag's das ererbte harte P pietätvoll beibehielten, obzwar auch deren Stammeswiege in Endingen stand, sie somit vollgültige Schweizer waren und heute noch sind.  
Vielleicht geben die nachstehenden Zeilen etwas Aufklärung in dieser Sache. Einer meiner vielen Schüler - Herr Charles Bollag-Levy in Zürich - beauftragte mich, für ihn einen Stammbaum seiner weitverzweigten Familie anzufertigen. Selbstverständlich musste ich darum die Endinger Gemeindekanzlei aufsuchen. Alt-Gemeindeschreiber Keller kam mir bereitwilligst entgegen und legte mir drei dickleibige, in Schweinsleder gebundene und sauber geführte Bücher vor. Mit diesen Zeugen aus schweizerisch-jüdischer Vergangenheit konnte ich das großen Familien-       
 register zusammenstellen. Es umfasst fünf Generationen und reicht nahezu auf 20 Jahre zurück, bis nahe der Zeit, wo die Juden ihre für gut Geld erkauften 'Beinamen' noch gar nicht so lange besaßen.   
In dieser umfangreichen Chronik der Familie Bollag fand ich nun deutlich und klar die Namen in vier verschiedenen Variationen wie folgt beurkundet: Der Ururgroßvater Leopold Joseph Polag, geboren am 26. Februar 1747, gestorben am 14. Februar 1838; der Urgroßvater Getsch Leopold Pollag, geboren am 24. September 1780, gestorben am 24. März 1837; der Großvater Ekiba Kilian Getsch Pollak, geboren am 17. November 1809, gestorben am 2. Januar 1872; der Vater Salomon Seligmann Bollag, geboren am 9. April 1849, gestorben im November 1926; der Sohn Charles Kilian Bollag, geboren am 28. September 1884. Wir ersehen aus dieser Statistik, dass erst die vierte Generation beginnt, das harte P mit dem weichen B zu vertauschen und fortan nur das weiche B benützt. Ich sage absichtlich das Wort 'benützt', weil meines Erachtens bei der damaligen Namensangabe und Bestimmung - wenn auch nicht Leichtfertigkeit - immerhin eine gewisse Willkür mitspielt. Ähnliche, etwas weniger auffallende Namensvariationen treffen wir bei Dreifus - Dreifuß, Dreyfus - Dreyfuß; Gideon - Gidion; Wyler - Wieler, Meier - Meyer; Weill - Weil - Wedl; Picard - Bigard - Bikkart.   
Ein unverbrüchliches Toragesetz - und aus ihm ist der jüdisch-volkstümliche Wahrspruch entstanden - lautet: 'Schomaua bein Acheichem'. Bei jeder Sache nie einseitig vorgehen und urteilen, sondern unter Brüdern erst Umschau halten. Ich war neugierig, wie Lengnau als Schwestergemeinde seine Pollag's und Bollag's zivilstandsamtlich verzeichnet hatte. Wie erstaunte ich aber über die Merkwürdigkeit, in den alten Chroniken auf der Lengnauer Gemeindekanzlei keinen einzigen - weder harten noch weichen Bollag zu finden. Wohl praktizierte hier in gutem Rufe jahrzehntelang der beliebte jüdische Arzt R. Bollag, aber er war nicht unser, sondern Endinger Bürger; hier in Lengnau nur sesshaft gewesen.  
So sehen wir bei allem Resümee dieser Namens-Schreibänderung, dass es in den meisten Fällen - wie bereits erwähnt - nur persönliche Willkür war. In rein jüdischen Sachen, wie die Ehe-Chaliza- und Scheidungs-Briefen (Pakten) wird die Beibehaltung der ursprünglichen Namen in Schrift und Wort streng gehandhabt. Auch die Zivilstandsämter von heute nehmen es mit einer Namensänderung nicht mehr so leicht."   

    
    
    
Berichte über das "Schweizerisch-israelitische Altersasyl"    
   
Anmerkung:
Bis zur Gegenwart besteht in Lengnau das 1903 gegründete israelitische Altersheim ("Schweizerisches Israelitisches Alters- und Pflegeheim Margoa"). Das Heim ist über 100 Jahre alt und geht auf eine Spende der Surbtaler Familie Guggenheim zurück (siehe oben den Bericht zum Tod von Meyer Guggenheim, 1905 in New York). Die Idee, in der Schweiz ein Asyl ins Leben zu rufen, wurde erstmals auf der Generalversammlung des Kultusvereins der Israeliten in der Schwiz" am 31. Oktober 180 diskutiert (siehe Bericht oben). Das streng rituell geführte Heim steht (Stand 2013) unter Leitung von Esther und David Krammer-Bloch. Im Heim selbst leben etwa 60 Bewohner, davon sind jedoch nur wenige (Ende 2013 acht) jüdischer Konfessionszugehörigkeit. Der Saal des Heimes wird am Schabbat zum Betraum - auch für jüdische Personen, die in der Umgebung wohnen, da in den Synagogen von Lengnau und Endingen nur noch selten Gottesdienste abgehalten werden.   
Vgl. Artikel von Marcel Amrein in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 21. Dezember 2013: "Aargauer 'Judendörfer'- Schtetl im Dornröschenschlaf...
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Grundsteinlegung für das "Schweizerisch-Israelitische Altersasyl" (1902)          

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Oktober 1902: "Für das Schweizerisch-Israelitische Altersasyl hat am 6. dieses Monats in Lengnau die feierliche Grundsteinlegung stattgefunden. Daselbst fand am 28. vorigen Monats eine allgemeine Volksversammlung behufs Stellungnahme zum Bau einer Lokalbahn - in der Synagoge statt."               

  
Einweihung des "Schweizerisch-Israelitischen Altersasyls" (1903)      

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1903: "Lengnau (Schweiz). Der 8. November war ein Fest für die schweizerische Judenschaft, es wurde an ihm das 'Schweizerisch-Israelitische Altersasyl in Lengnau' eingeweiht. Es sind kaum zwei Jahre her, dass auf die Initiative einiger aus den leitenden Kreisen der Schweizer Judenschaft und unter eifriger Mittätigkeit des Rabbiners Herrn Dr. Littmann in Zürich sich eine Propaganda zur Errichtung eines solchen Altenheims rege machte. Durch eine reiche Zuwendung von zwei aus Lengnau stammenden und in Paris und New York wohnenden Familien konnte der Gedanke bald zur Ausführung gelangen. Das nunmehr fertige Asyl ist ein Prachtbau und eine Zierde des Surbtales, in dem sich die zwei historischen jüdischen Gemeinden der Schweiz, Endingen und Lengnau befinden. Es ist auch innerlich mit allem modernen Komfort eingerichtet und hat Platz für 35 Insassen. Als Verwalter und Hauseltern sind Herr Lederer, früher Lehrer in Kirchen, und dessen Frau gewählt.  
Die Einweihung, an der sich auch die Vertreter der Regierung, der Kantons- und Ortsbehörden und der Geistlichkeit beteiligten, begann mit einer Feier in der Synagoge zu Lengnau und endete mit einem glänzenden Bankett im Gasthofe 'Zur Krone'. Die           
  
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. November 1903: "Schweiz. Der 8. November war ein Fest für die schweizerische Judenschaft, die Einweihung und Eröffnung des 'Schweizerisch-israelitischen Altersasyls'. Über die Geschichte dieser Anstalt, die überaus vom Edelsinne und Solidaritätsgefühle unserer Schweizer Glaubensgenossen zeugt, ein anderes Mal. Das nunmehr fertige Asyl ist ein Prachtbau und eine Zierde des Surbtales, in dem sich die beiden historischen jüdischen Gemeinden der Schweiz, Endingen und Lengnau befinden. Es hat Platz für 35 Insassen und sind bereits 12 Alte darin aufgenommen. Als Verwalter und Hauseltern sind gewählt, Herr Lederer, früher Religionslehrer in Kirchen (nicht: Kachen), und Frau.   
Die Einweihungsfeierlichkeiten, an denen sich auch die Vertreter der Regierung, der Kantons- und Ortsbehörden und der Geistlichkeit beteiligten, nahmen einen glänzenden Verlauf. Sie begannen mit einem Festgottesdienste in der Synagoge zu Lengnau, an dem Herr Rabbiner Dr. Littmann, Zürich, die Weiherede hielt und Herr Lehrer Schachnowitz aus Endingen mit seinem Kinderchore mitwirkte. An dem Bankette, das am Nachmittage im Gasthofe 'Zur Krone' stattfand, nahmen etwa 150 Personen teil. Die offiziellen Vertreter der Regierung sprachen in schönen Worten der Liebe und Toleranz den Dank ihrer Behörde aus und entboten der Anstalt und den Schweizer Israeliten ihren Gruß. Möge die Anstalt als Denkmal der Liebe und der Opferwilligkeit der Schweizer Juden noch weitere gute Wirkungen mit sich bringen."       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1903: "Das schweizerisch-jüdische Altersasyl wurde am 8. dieses Monats in Lengnau feierlich eingeweiht. Rabbiner Dr. Littmann - Zürich hielt eine sehr weihevolle Festrede."   

     
2. Jahresbericht des Altersasyls in Lengnau - Einweihung des Betsaales (1905/06)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai 1906: "Basel. Der 2. Jahresbericht des Altersasyls in Lengnau verzeichnet die Zahl der Insassen am 31. Dezember 1905 mit 17. Gestorben sind 2, neu eingetreten 5. Der älteste Insasse ist Jonas Gideon, geb. 1809. 
Der im Asyl errichtete Betsaal ist zum größten Teil eine Stiftung der Herren Gebrüder M. und J. Guggenheim in London; er wurde am 17. Oktober feierlich eingeweiht. In der Generalversammlung am 25. Dezember wurde an Stelle des ausscheidenden Herrn Isak Brandeis Herr Dr. Wyler-Baden als Aktuar gewählt. 
Das Asyl hat außer einer schuldenfreien Liegenschaft ein Kapital von Fr. 40.000."       

     
3. Jahresbericht des Israelitischen Altersasyls (1907)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1907: "Baden. Der 3. Jahresbericht des Altersasyls in Lengnau ist erschienen. Wir entnehmen demselben folgende Angaben: Es sind gegenwärtig 22 Insassen vorhanden. Einen großen Verlust hat das Asyl durch den Tod des Herrn Weil-Heilbronner, Zürich, erlitten. Als neue Mitglieder des Vorstandes sind pro 1907 eingetreten die Herren B. S. Wyler, Zürich, Viktor Wyler, Basel und Dr. med. J. Weil - Lengnau. Die Bilanzsumme der Einnahmen und Ausgaben beträgt Fr. 36.860,18. An Einnahmen sind ausgewiesen: Jährliche Beiträge Fr. 11.763. Verpflegungsgelder 8,447,65, Zinsen 1.498,70. Geschenke 3.871,55, Synagogenspenden 2.009,60, Legat 1.000. Der Vermögensbestand des Asyls an Bauten, Mobilien und Wertpapieren beträgt Fr. 148.639,78. Der Bericht gibt einen deutlichen Beweis von der gesunden Basis und Fortentwicklung dieses gemeinnützigen Unternehmens."       

     
99. Geburtstag von Jonas Gideon (1908)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1908: "Zürich. Im Israelitischen Asyl in Lengnau feierte bei geistiger und körperlicher Gesundheit Jonas Gideon seinen 99. Geburtstag".          

  
100. Geburtstag von Jonas Gidion im Altersasyl (1909)  

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1909: "Lengnau, 21. Juni (1909). Das Schweizerische jüdische Altersasyl hat am Sonntag den 20. dieses Monats ein seltenes Fest gefeiert, und zwar wurde der 100-jährige Geburtstag des Insassen Jonas Gidion, der in voller Rüstigkeit seinen beschaulichen Lebensabend in obiger Anstalt verbringt, begangen. Die Feier wurde vom Vorstand der Anstalt entsprechend dem biederen Sinne des Jubilars in engstem Rahmen veranstaltet, an der neben sämtlichen Insassen der Anstalt die Vorstandsmitglieder mit ihren Damen teilnahmen. Der Jubilar wurde in kurzer Rede vom Präsidenten, Herrn Jacques Guggenheim, begrüßt und beglückwünscht, worauf ihm im Namen des Asyls eine schöne Uhr überreicht wurde. Die eigentliche Festrede hielt Herr Rabbiner Dr. Littmann aus Zürich. Eine Überraschung für die ganze Festgesellschaft war es, als nach dem zweiten Gange des Diners sich ein Vertreter der Aargauischen Regierung, welche durch Zeitungsnotizen von der Feier Kenntnis erhielt, einfand, und dem Jubilar namens des Regierungsrates die besten Wünsche und auch ein Geschenk von 50 Franken überbrachte. Herr Moritz Guggenheim von Lengnau überbrachte die Glückwünsche und ein Geschenk von der Kultusgemeinde Lengnau. Den Dank an die Regierung erstattete dann als nächster Redner Herr Rechtsanwalt E. Guggenheim aus Baden, daran erinnernd, dass der Jubilar alle Phasen der politischen Unterdrückung, sowie die Befreiung der Juden in der Schweiz mitgemacht hat. Viele Gratulationen von Privaten und Vereinen liefen noch ein, die zur Erhöhung der Festesstimmung beitrugen."           

     
Tod des 100-jährigen Jonas Gideon (1910)  

Lengnau AZJ 03061910.jpg (19022 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni 1910: "Im Alter von 100 Jahren ist Herr Jonas Gideon, der älteste Einwohner der Schweiz, im israelitischen Greisenheim zu Lengnau gestorben."         

   
Vermächtnis von Moritz Guggenheim an das Israelitische Altersasyl (1916)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juli 1916: "Zürich. Der jüngst in Küßnacht verstorbene Moritz Guggenheim - geb. 1853 in Lengnau, Teilhaber der Firma K. Levix & Cie. in Bradford, dann in Paris wohnhaft - hinterließ dem Israelitischen Altersasyl in Lengnau 50.000 frcs."      

    
100. Geburtstag von Regina Guggenheim im Altersasyl (1923)  

Artikel in Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1923: "Lengnau (Schweiz), 2. August (1923). Im Israelitischen Altersasyl vollendet die Insassin Frau Regina Guggenheim am 3. August in körperlicher und geistiger Frische das hundertste Altersjahr. Der aargauische Regierungsrat hat an Frau Guggenheim ein Gratulationsschreiben gerichtet."       

  
  
Anzeigen     
Anzeige für koscheren Schweizer-Käse aus Lengnau (1865)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1865: "Koscher - Schweizer-Käse 
vorzüglichster Qualität, empfiehlt zu billigen Preisen 
Joseph Schlesinger
in Lengnau (Aargau)."          


Mazzenbäckerei zu verkaufen (1898 / 1903)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1898: 
"Mazzosbäckerei zu verkaufen. 
Aus Altersrücksicht unsere seit 27 Jahren mit bestem Erfolge betriebene Mazzos-Bäckerei samt Gebäulichkeiten, Maschinen und Gerätschaften zu kulantesten Bedingungen und billigem Preise. Einzige Fabrik in der Schweiz mit großer, treuer Kundsame. 
Sl. Guggenheim & Cie.
, Mazzosbäckerei, Lengnau, Kanton Aargau, Schweiz."            
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1903: 
"Zu verkaufen 
vorgerücktem Alter wegen, die seit 32 Jahren mit stets wachsendem Erfolg betriebene einzige Mazzenbäckerei der Schweiz, mit allen Maschinen und Gerätschaften zu günstigen Zahlungsbedingungen. Dieselbe bietet gesicherte Existenz. Daselbst ist auch eine gut erhaltene Torarolle zu verkaufen. Reflektanten wollen sich wenden an: 
S. Guggenheim,
Mazzenbäckerei, Lengnau, Kanton Aargau (Schweiz)."     

   

   

   

   

  
    

 

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Stand: 23. Oktober 2014