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"Synagogen im Kreis Germersheim"
Schwegenheim mit
Lingenfeld, Freisbach und Weingarten (Pfalz)
(VG Lingenfeld, Kreis
Germersheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis Anfang des 19. Jahrhunderts kurpfälzischen Schwegenheim
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in das 18.
beziehungsweise erst 19. Jahrhundert zurück. 1722 wird erstmals ein
jüdischer Bewohner - Jud Ischi in Schwegenheim - genannt. 1743 werden
die jüdischen Einwohner David und Hessekihl genannt: Jud Ischi in Schwegenheim.
Die genannten Personen lebten vermutlich mit ihren Familien am Ort. Um 1755
sind die Familien wieder vom Ort verzogen.
Zur jüdischen Gemeinde Schwegenheim gehörten auch die im benachbarten Weingarten
wohnhaften jüdischen Personen. Diese hatten zunächst (noch um 1831) eine
eigene Betstube in einem Privathaus, besuchten aber später die Gottesdienste in
Schwegenheim. Auch die in
Lingenfeld wohnenden jüdischen Personen gehörten zur Gemeinde in
Schwegenheim. 1887 waren es 77 jüdische Einwohner in Lingenfeld unter dem
Vorsteher G. Walther (gleichfalls Vorsteher 1887) und dem Lehrer, Kantor und
Schochet S. Katz. 1892 lebten in Lingenfeld noch 22 jüdische Personen 1899 15),
in Weingarten 23. Die in Freisheim lebenden jüdischen Personen gehörten
zeitweise zu Schwegenheim, später zu Geinsheim.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1801 noch keine jüdischen Einwohner in Schwegenheim und Weingarten, 1808 7
in Schwegenheim (0,7 % der Gesamteinwohnerschaft) und 15 in Weingarten (2,1 %), 1825 22 (1,7
%) bzw. 34 (3,5 %), 1835 27 in Schwegenheim, 1848 44 in 12 Familien in
Schwegenheim, dazu
40 mit elf Familien in Weingarten, 1875 34 beziehungsweise 22, 1900
28 beziehungsweise 21.
1809/10 werden folgende jüdische Familienvorstände genannt: in Schwegenheim
Gottlieb
Löb, Hersch Löb, Walter Herschel und Levi Herz, in Weingarten Michel
Hoffmann, Simon Hoffmann, Abraham Volmer und Isaac Volmer.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad. Im 18. Jahrhundert war ein
jüdischer Friedhof im Kirchgarten in Schwegenheim vorhanden, der jedoch im 19.
Jahrhundert nicht mehr benutzt werden durfte. Bis 1816 wurden die Toten der
Gemeinde auf dem Friedhof in Essingen
beigesetzt, danach in Oberlustadt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die
Gemeinde hatte über viele Jahre aus nicht bekannten Gründen Probleme mit
längerfristigen Besetzungen der Lehrerstelle, die dadurch häufig
ausgeschrieben werden musste (siehe Anzeigen unten). Unter den Lehrern waren: Isaac Singer (in den 1840er-Jahren in Schwegenheim, später Lehrer und Kantor in
Frankenthal), 1865 bis 1875 Josef Moses (s.u.) sowie Jakob
Patron aus Warschau, der 1882 nach Erlenbach
wechselte. Um 1892/93 Lehrer, Kantor und Schochet Zivi (unterrichtete 1892/93 15
Kinder an der Religionsschule der Gemeinde), um 1895 Lehrer Wahrenheim, um 1896
Lehrer Baß (unterrichtete 1896 10 Kinder), um 1897 S. Brauer (unterrichtete 1897
12 Kinder), um 1899 A. Gundersheimer (unterrichtete 1899 12 Kinder an der
Religionsschule der Gemeinde, erteilte auch den Unterricht in Gommersheim). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Landau.
Gemeindevorsteher in Schwegenheim waren um 1888 E. Lob, um 1895 Mor.
Walter, um 1896/99 G. Walter, S. Loeb und J. Eisenmann.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Siegfried Walther
(geb. 23.5.1886 in Schwegenheim, vor 1914 in Walldorf, Baden wohnhaft, gef.
1.7.1916).
Um 1924, als zur
Gemeinde 30 Personen gehörten (dazu 5 in Weingarten und 4 in Lingenfeld),
waren die Gemeindevorsteher Ludwig Walther und Max Loeb. 1932
gehörten zu den 25 jüdischen Gemeindegliedern in Schwegenheim noch 4 in
Lingenfeld und 4 in Weingarten. Im Schuljahr 1931/32 erhielt noch ein Kind der
Gemeinde Religionsunterricht am Ort.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 25 in Schwegenheim, vier in Weingarten und
vier in Lingenfeld) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge geschändet (s.u.). Die letzten sechs
jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 aus Schwegenheim in das KZ Gurs in
Südfrankreich deportiert.
Von den in Schwegenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Erwin Behr (1895),
Regina Erna Behr geb. Löb (1906), Emanuel Bär (1873), Samuel Fisch (1880),
Regine M. Kern geb. Sösmann (1908), Hermine Löb (1881), Elise Oehlbert (1873), Amalie Schreckenberger (1856), Karolina
Sösmann geb. Löb (1883), Berthold Walther (1883), Johanna Walther geb. Hofmann
(1888), Oskar Walther (1889), Richard Walther (1925).
Hinweis: die in einigen Listen als "umgekommen in der NS-Zeit" angegebene
Jakobine Löb geb. Schwarz (1882) konnte in die USA emigrieren und starb am 24.
August 1968 (beigesetzt im Cedar Park Cemetery, Paramus, Bergen County NJ, USA;
siehe
https://de.findagrave.com/memorial/211532903/jacobine-loeb). Auf dem
Friedhof ist auch ihr Mann Ferdinand Loeb (geb. 1882 in Schwegenheim, gest. 1942
in Manhattan NY, USA) beigesetzt, siehe
https://de.findagrave.com/memorial/209857063/ferdinand-israel-loeb). Ferdinands
Bruder Max Löb (1876-1951) und seine Frau Bertha geb. Freundlich kehrten nach dem Krieg nach
Schwegenheim zurück und sind hier verstorben. Sie wurden im
jüdischen Friedhof in Oberlustadt
beigesetzt.
Aus Lingenfeld sind umgekommen: Ernst (Ernest) Adler (1916), Gottlieb
Adler (1881, siehe unten Foto des Grabsteines in Gurs), Mathilde Adler
geb. Herz (1884), Nelly Adler (Lingenfeld) Thusnelde Adler (1909), Auguste
Margarete Viktoria Töpfer (1895).
Aus Weingarten ist umgekommen: Rosa Loeb geb. Eisemann (1883, vgl.
Kennkarte unten), Sophie
Stern geb. Löwenstein (1885).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 /
1879 / 1882 / 1884 / 1886 / 1887 / 1889 / 1893 / 1900 / 1904 / 1905 / 1907
/ 1910
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1877:
"Die hiesige Religionslehrer- nebst Vorbeter- und Schochet-Stelle ist
vakant. Gehalt 426 Mark als Vorbeter und Religionslehrer, und 250 Mark als
Kasualien mit Schächterdienst.
Schwegenheim bei Germersheim, bayerische Pfalz. Gottlieb Walther,
Vorstand." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1879:
"Die israelitische Schulstelle zu Schwegenheim bei Germersheim
(Pfalz, Bayern), soll durch einen ledigen Lehrer, der als Religionslehrer,
Vorbeter und Schochet fungieren kann, mit einem Jahresgehalt bar 426 Mark,
Kasualien 300 Mark nebst freier Wohnung sofort besetzt werden.
Der Vorsteher: Gottlieb Walther." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1882:
"Die Stelle eines Religionslehrers an der israelitischen Schule
dahier ist vom 15. April nächsthin an erledigt.
Gehalt jährlich 459 Mark nebst freier Wohnung und dem Ertrag aus dem
Schächterdienst von ca. 300 Mark. Bewerber wollen ihr Gesuch nebst
Zeugnissen binnen 14 Tagen mir vorlegen.
Schwegenheim, 7. März 1882. Der israelitische Kultusvorstand Feis
Loeb." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1884:
"Durch Weggehen des Herrn Lehrers Latt nach Landau kommt die hiesige
Religionslehrer-, Schochet- und Vorbeterstelle bis kommenden Juli zur
Wiederbesetzung vor, mit einem Gehalt von 450 Mark, Wohnung und
Heizungsentschädigung 75 Mark, die Kasualien betragen 300 Mark, zusammen
825 Mark.
Nichtverheiratete Herren haben den Vorzug.
Achtungsvoll Gottlieb Walther, israelitischer Kultusvorstand.
Schwegenheim, den 7. April 1884." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1884:
"Durch Weggehen des Herrn Lehrers Latt nach Landau kommt die hiesige
Religionslehrer-, Schochet- und Vorbeterstelle bis kommenden Juli zur
Wiederbesetzung vor, mit einem Gehalt von 450 Mark, Wohnung und
Heizungsentschädigung 75 Mark, die Kasualien betragen 300 Mark, zusammen
825 Mark.
Nichtverheiratete Herren haben den Vorzug.
Achtungsvoll Gottlieb Walther, israelitischer Kultusvorstand.
Schwegenheim, im Juni 1884." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. Dezember 1886: "Die hiesige Religionslehrer-, Schochet-
und Chasan-Stelle ist sofort zu besetzen.
Der Bargehalt beträgt 450 Mark. Kasualien 250 Mark.
Nichtverheiratete haben den Vorzug. Gottlieb Walther,
Schwegenheim." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1887:
"Die Stelle eines Religionslehrers an der israelitischen Schule
dahier ist vom 1. August nächsthin an erledigt.
Gehalt jährlich 450 Mark nebst freier Wohnung und dem Ertrag aus dem
Schächterdienst von circa 300 Mark. Bewerber wollen ihr Gesuch nebst
Zeugnissen binnen 14 Tagen mit vorlegen.
Schwegenheim, 4. Juli 1887. Der israelitische Kultusvorstand Elias Loeb."
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1889:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in
der hiesigen Gemeinde soll alsbald wieder besetzt werden.
Der Gehalt beträgt jährlich 450 Mark nebst freier Wohnung und dem Ertrag
des Schächterdienstes mit ca. 300 Mark. Bewerber sind eingeladen,
ihr Gesuch nebst Zeugnissen in nächster Zeit bei mir
einzureichen.
Schwegenheim (bayerische Rheinpfalz), 8. Oktober 1889.
Der israelitische Kultusvorstand E. Löb." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 15. Mai 1893: "Lehrer-Gesuch.
In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters, Religionslehrers und
Schochet sofort zu besetzen. Gehalt 450 Mark nebst freier Wohnung und ca.
300 Mark Nebenverdienste. Bewerber wollen sich sogleich
melden.
Schwegenheim, bayerische Rheinplatz. Der Vorstand: Walther." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1893:
"Lehrer-Gesuch.
Die hiesige Kantor-, Religionslehrer- und Schächterstelle ist sofort zu
besetzen. Gehalb 450 Mark nebst freier Wohnung und ungefähr 400 Mark
Nebenverdienste. Bei zufriedenstellender Dienstleistung steht eine
Gehaltserhöhung von 50 Mark in Aussicht. Bewerbungen wollen an den
Unterzeichneten gerichtet werden.
Schwegenheim, bayrische Rheinpfalz. Der Vorstand: Walther."
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1900:
"Die hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und
Schächterstelle ist mit einem fixen Gehalt von 500 Mark, sowie circa
300 Mark Kasualien nebst freier, schöner Wohnung sofort zu besetzen.
Deutsche seminaristisch gebildete unverheiratete Bewerber haben
Vorzug.
Gottlieb Walther,
Kultusvorstand, Schwegenheim, Pfalz." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. Juli 1904: "Kantor, Religionslehrer und Schächter
per gleich in Schwegenheim (Rheinpfalz), Gehalt 500 Mark, sowie ca.
150 Mark Nebenverdienst und freie Wohnung. Offerten lediger Bewerber vom
Vorsteher Herrn S. Loeb erbeten." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
16. Mai 1904: "Die hiesige Kantor-, Religionslehrer &
Schächterstelle ist sofort zu besetzen. Gehalt 500 Mark nebst freier
Wohnung, freie Beheizung und ungefähr 150 Mark Nebenverdienst.
Bewerbungen wollen an den Unterzeichneten gerichtet
werden.
Schwegenheim (Rheinpfalz).
Der Vorstand: S. Loeb |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3.
November 1904: "Die hiesige Kantor-, Religionslehrer &
Schächterstelle ist sofort zu besetzen. Gehalt 500 Mark nebst freier
Wohnung, freie Beheizung und ungefähr 150 Mark Nebenverdienst. Ledige
Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden.
Schwegenheim (Rheinpfalz).
Der Vorstand: S. Loeb." |
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Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. Oktober 1905: "Kantor,
Religionslehrer und Schächter per gleich in Schwegenheim
(Rheinpfalz). Gehalt Mark 600 nebst freier Wohnung und Heizung und ca. 150
Nebeneinkünften. Meldungen lediger Bewerber vom Vorsteher, Herrn
Samuel Löb, erbeten." |
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Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 7. November 1907: "Die hiesige
Religionslehrer-, Chasen- und Schochetstelle
ist zu besetzen. Gehalt bei freier Wohnung Mark 600 nebst Beköstigung und
ca. Mark 200 Nebeneinnahmen. Ledige Bewerber wollen ihre Meldungen an
Unterzeichneten einreichen.
Schwegenheim (Pfalz), den 3. November 1907. Vorstand: Moritz Walther."
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Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 11. August 1910: "Für die
Gemeinde Schwegenheim in Verbindung mit der Gemeinde
Gommersheim wird zum baldigsten
Eintritt ein
Religionslehrer, der zugleich
Schochet und Vorbeter
ist, gesucht. Gehalt Mark 800 per Jahr bei freier Wohnung.
Nebenverdienst ca. Mark 200. Religions- und Vorbeterdienst ist abwechselnd
in Schwegenheim und Gommersheim
auszuüben. Lediger Bewerber, möglichst Inländer, wollen sich wenden an den
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Schwegenheim (Pfalz)."
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Anmerkung: ab 1865 war Josef Moses Lehrer in Schwegenheim. Er
ist geboren am 10. Dezember 1826 in Rodalben
als Sohn des Jacob Moses und der Johanetta geb. Lion. Josef Moses war
verheiratet mit Amalie geb. Haas (geb. 1837 in
Oberhausen/Wallhalben als Tochter von
Jakob Haas und der Karolina geb. Katz). Josef Moses war zunächst Lehrer in
Oberhausen, danach um 1859 bis 1862 in
Herchweiler, ab 1862 Schuldienstexpektant
in Gommersheim, ab 1865 Schulverweser an
der israelitischen Elementarschule in Schwegenheim, ab 1875 Lehrer in
Göllheim, wo er vor dem 24. Oktober 1886
verstarb.
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ergebnis einer Kollekte (1879)
Anmerkung: in jüdischen Gemeinden wurden (wie in kirchlichen Gemeinden) für
die unterschiedlichsten Zwecke Kollekten durchgeführt. Die Ergebnisse wurden
immer wieder in jüdischen Periodika veröffentlicht.
Mitteilung
in "Der Israelit" vom 3. September 1879: "Schwegenheim. Durch Lehrer
Stein von nachfolgenden Gemeinden: a) Weingarten: M. Gerson,
Kultusvorstand, 2, H. H. Vollmer 0,50, L. Herzog 0.50; b) Lingenfeld:
B. Stahl 1, N. Adler 1, H. Mohr 0.50, Frau Elsaß aus Atlanta (Amerika) 1; c)
Freisbach: H. Mayer 1.40. A. Scharff 1, L. Rothschild 0.30; d)
Schwegenheim: S. Walther 1, H. Kielhöfer (Nichtjude) 1, G. Walter 0.50,
L. Bär 0.50, M. Bär 0.50, E. Löb 0.50, F. Löb 0.50, S. Löb 0.50, Lehrer
Stein 0.50, zusammen abzüglich Porto 14,90 Mark."
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Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940: Grabstein für Gottlieb Adler aus Lingenfeld in Gurs
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Gottlieb Adler,
geb. am 30. Mai 1881 in Lingenfeld (Pfalz), wohnhaft in Lingenfeld,
vom 12. November 1938 bis 16. Dezember 1938 im KZ Dachau,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 15. September 1941
umgekommen ist. |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Moritz Walther (1915)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 11. März 1915: "Pfefferminztee
ganz oder geschnitten, liefert pr. 5 Kilo-Postpaket à Mark 12 franko unter
Nachnahme
Moritz Walther
Spezial-Pfefferminzversand Schwegenheim bei Speyer." "
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Anzeige der Eisenwaren-, Haus- und
Küchengerätehandlung A. Soesmann (1917)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 1. November 1917: "Suche per sofort
tüchtigen
jungen Mann sowie einen kräftigen Lehrling
bei freier Station im Hause.
A. Soesmann, Schwegenheim, Pfalz,
Eisenwaren, Haus- und Küchengeräte" |
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Max Bär und Erna
Herz (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juni 1938: "Aus Schwegenheim.
Verlobung. Herr Max Baer aus Schwegenheim hat sich mit Fräulein Erna
Herz aus Worms verlobt." |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Aus Schwegenheim.
Herr Max Bär - Schwegenheim vermählte sich am 18. September mit
Fräulein Erna Herz aus Worms/Rhein." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Weingarten
geborenen Rosa Loeb geb. Eisemann |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Rosa Loeb geb. Eisemann (geb. 15. September 1883 in
Weingarten),
wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in
das Ghetto Piaski, umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser
vorhanden, vor 1830 im Haus des Gemeindevorstehers.
1833/34 konnte die Gemeinde an der Hauptstraße eine Synagoge bauen,
die durch Spenden der jüdischen Gemeinde sowie einen Zuschuss der Ortsgemeinde
finanziert worden war. Im Gebäude hatte es 30 Plätze für Männer und 20 für
Frauen. Ende 1834 wurde die Synagoge eingeweiht. Aus der weiteren Geschichte der Synagoge ist nur wenig bekannt: 1877 wurde
für den Toraschrein ein neuer, sehr kunstvoll erarbeiteter Vorgang
gestiftet.
Im Synagogengebäude befand sich auch die Lehrerwohnung. Nachdem die Gemeinde
keinen eigenen Lehrer mehr hatte, wurde die Wohnung vermietet.
Im Dezember 1934 konnte die jüdische Gemeinde das 100-jährige Bestehen
ihrer Synagoge mit einem Festgottesdienst feiern. Der Prediger der
Synagogengemeinde Speyer Marx leitete den Gottesdienst.
Festgottesdienst zum 100-jährigen
Bestehen der Synagoge (1934)
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 20. Dezember 1934: "Schwegenheim
(Pfalz). Anlässlich des 100jährigen Bestehens unserer Synagoge
wurde ein Festgottesdienst abgehalten. Die Leitung hatte der Prediger der
Synagogengemeinde Speyer, Lehrer Marx."
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Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge geschändet, aufgrund der engen Bebauung jedoch
nicht angezündet. Die Inneneinrichtung wurde wie auch das Dach des Gebäudes
zerstört. Am 9. Mai 1939 wurde das Synagogengebäude für 1.200 Mark an
die in der früheren Lehrerwohnung lebende (nichtjüdische) Familie Schemel
verkauft, die es zwischen 1939 und 1941 als Wohnhaus umgebaut hat. Nach 1945 hatte
die Familie nach einem Gerichtsurteil eine Nachzahlung von 1.000 Mark an die
jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz zu bezahlen.
Das ehemalige Synagogengebäude ist inzwischen abgebrochen; auf dem Grundstück
befindet sich ein Parkplatz. Eine Gedenktafel ist gegenüber der
Hauptstraße 106 am Moritz-Walther-Weg angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
179 (heute Parkplatz)
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 338; Weber s.Lit. S. 144.198)
Die Synagoge in
Schwegenheim |
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Die Synagoge (Bildmitte) stand
an der Hauptstraße rechts neben dem
Laden der (jüdischen) Familie Moritz
Walther |
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Gedenktafel für
die
Synagoge |
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Die Gedenktafel befindet sich
am Moritz-Walther-Weg,
gegenüber der Hauptstraße 106 |
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Neuere Fotos
(Fotos von Bernhard Kukatzki,
Aufnahmen vom Dezember 2011) |
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Blick auf
das
Synagogengrundstück |
An der Mauer ist
die
Gedenktafel angebracht |
Die Gedenktafel |
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Hinweis auf den Silberschatz von Lingenfeld (Quelle:
Website 950 Jahre Lingenfeld): "In Lingenfeld gefunden, aber niemand weiß, wo: Bei Grabungsarbeiten fanden um 1969 bisher Unbekannte einen in einem Tongefäß gehorteten Münz- und Becherfund aus dem 14. Jahrhundert. Die 6 Silbergefäße und die 2369 Silber– und Kupfermünzen könnten nach der Prägungszeit um 1345 bis 1355 von einem jüdischen Kaufmann oder Geldverleiher aus Speyer auf der Flucht nach der für Juden als sicher geltenden Germersheimer Burg in oder außerhalb von Lingenfeld vergraben worden sein. Denn um diese Zeit fanden in Speyer Judenpogrome mit einhergehender Vertreibung und Ermordung von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde statt."
Der Silberschatz von Lingenfeld ist zu sehen im Museum
Schpira Speyer (seit 2010 im Judenhof) in der Kleinen Pfaffengasse 20,
67349 Speyer
Weitere
Info-Seite in der Website zum.de.
Literatur: G. Stein: Der Schatzfund von Lingenfeld. In: Geschichte der
Juden in Speyer. Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte Bd. 6. 1981, S.
65ff.
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Januar 2020:
Kindheit in Schwegenheim in den
1980er-Jahren
|
Artikel
von Sarah Stricker in der "Die Zeit" vom 21. Januar 2020:
"Alles, was vor dem Holocaust war..."
Link zum Artikel
Hinweis: Beim "Heimatort, ein Dorf in der Pfalz, rund zehn Kilometer von
Speyer entfernt..." handelt es sich um Schwegenheim.
Über Sarah Stricker siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Stricker |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 144.146.198. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 337-338 (mit weiteren Literaturangaben).
|
|
Johann
Benedom: Schwegenheim - Familien und Einwohner vom 16. bis ins 20.
Jahrhundert. 2 Bände. 2022.
Bestellungen über den Autor:
johann.benedom@t-online.de oder Tel. 06235 – 5966 und im Schwegenheimer
Rathaus. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schwegenheim Palatinate.
A synagogue was built in 1834 and in 1848 there were 12 families (44 Jews) in
Schwegenheim. In 1932, the Jewish population was 25 (total 1.500). On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was vandalized and in Ocotober 1940 the last
six Jews were deported to the Gurs concentration camp. Four perished in the
Holocaust.
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|