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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Steinbach (Stadt Schwäbisch
Hall, Landkreis Schwäbisch Hall)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Steinbach (interner
Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde Steinbach wurden zunächst in Schopfloch (Landkreis
Ansbach) beigesetzt, seit 1747 auch in Braunsbach.
Seit 1809 bestand ein eigener Friedhof an der Steinbacher Straße.
Der Friedhof
wurde in der NS-Zeit völlig zerstört; nur ein Teil der Grabsteine konnte
wieder aufgestellt werden.
Mehrere Gedenksteine erinnern seit 1947 an die Opfer
des KZ Hessental und an die Opfer der Verfolgungszeit aus Schwäbisch Hall
(Friedhofsfläche 35,03 a; Lgb.-Nr. 418/1, 419/2 und 431).
Aus der Geschichte des Friedhofes
Die Beisetzung von Lehrer Selig Wißmann in Steinbach (1892 bis 1927 Lehrer in Künzelsau
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1927: "Künzelsau. In Künzelsau
verstarb am 28. Januar unerwartet an einem Hirnschlag Religionslehrer
Selig Wißmann im Alter von nur 57 Jahren. 35 Jahre hat Lehrer Wißmann in
Künzelsau im Dienste seines heiligen Amtes gewaltet und außer Künzelsau
auch den Gemeinden Braunsbach und Hohebach seine Kraft gewidmet. Wer mit
ihm in Künzelsau durch die Straßen ging, konnte sehen, welche Liebe und
Achtung er überall genoss. Seine Beerdigung war eine imposante Kundgebung
der Treue und Freundschaft, die er sich erworben hatte. Die ganze Stadt
Künzelsau beteiligte sich an der Trauerfeier; Vertreter aller Behörden
und der gesamte Gemeinderat waren zur Feier erschienen. In Künzelsau
hielt vor dem Trauerhause Bezirksrabbiner Dr. Kahn - Mergentheim die
Gedächtnisrede. Nach ihm sprach Flegenheimer - Heilbronn im Namen des
Oberrats, Stadtschultheiß Pflüger für die Stadt Künzelsau, deren
Gemeinderat der Verstorbene lange Zeit angehörte. Studienrat Waldmann
sprach für das Lehrerkollegium der Realschule, Oberlehrer Gutöhrle für
den Bezirksschullehrerverein Künzelsau, Vorsteher Marx - Hohebach für
die Synagogengemeinde Hohebach und Sigmund Gottlieb - Stuttgart für die
Schüler. In der Synagoge, wohin die Gemeinde ihren heimgegangenen Führer
vor seinem letzten Wege noch einmal geleitete, gab Religionslehrer Kulb -
Öhringen in einem erhebenden, von Herzen kommenden Nachruf ergreifend
Ausdruck, welch unersetzliches Vorbild an selbstloser Bescheidenheit und
Pflichterfüllung von uns genommen wurde. Sein letzter Weg führte durch
sein geliebtes Braunsbach nach Schwäbisch
Hall. In Braunsbach wie in
Hall hatte sich ein großes Trauergefolge angesammelt, welches vor der
Stadt den Zug erwartete. Auf dem alten Steinbacher Friedhof war es
Bezirksrabbiner Dr. Berlinger, welcher als Freund und Vorgesetzter ihm den
letzten Gruß entbot. Nach den Vertretern der Gemeinden Künzelsau und
Braunsbach sprachen noch Oberlehrer Rothschild - Esslingen für den
Israelitischen Lehrerverein und den Lehrerstand, als Nachbarkollege und
Freunde Oberlehrer Oberndörfer - Niederstetten und der Schwiegersohn des
Entschlafenen Dr. Lorch - Nürnberg. Selig Wißmann war am 1. Mai 1869 als
Sohn des Rabbi Salomon Wißmann in Georgensgmünd geboren. Da der
sechsjährige Knabe die Eltern verloren, wurde er von seinem Onkel
Rabbiner Lob Wißmann in Schwabach, dem Führer der dortigen Talmud
Tora-Lehranstalt, erzogen. Nachdem er das Seminar Würzburg 1888
absolviert, erhielt er mit 21 Jahren den Chowertitel. Seine erste
Tätigkeit übte er von 1888-89 als Hilfslehrer an der Volksschule
Thüngen und hierauf von 1889-92 als Lehrer in Alzenau aus. Vom Februar
1892 bis zu seinem Tode, also 35 Jahre, wirkte er in Künzelsau. Die
Gemeinde dankte ihm den Bau ihrer Synagoge, deren Einweihung 1907
stattfand und die Schaffung eines Ritualbades (1914). Viele Jahre war er
ein geachtetes Mitglied des Gemeinderats und zugleich der Schriftführer
und Kassier der Demokratischen Partei. Sein von seiner Gattin und seinen
sieben Kindern tief betrauerter Tod trat am 28. Januar 1927 ein. Seine
Beisetzung erfolgte am 30. in Hall. Das Andenken des ausgezeichneten
Lehrers und vorbildlichen Juden bleibt
gesegnet!" |
Hinweis des Webmasters: Ein
Grabstein von Selig Wißmann auf dem jüdischen Friedhof in Steinbach ist
nach der Dokumentation des Friedhofes von Heinrich Kohring (s.Lit.) auf
Grund der schweren Zerstörungen dieses Friedhofes in der NS-Zeit nicht
mehr vorhanden; auch ist die Lage des Grabes nicht mehr
bekannt. |
Die Lage des Friedhofes
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Lage des jüdischen Friedhofes Steinbach
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Lage des jüdischen Friedhofes
in Steinbach auf dem Stadtplan
Schwäbisch Hall: der Link zeigt direkt die Lage des Friedhofes an
oder über "Einrichtungen" zu
"Friedhof, jüdisch" |
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Ältere Ansichtskarte:
Blick auf Schwäbisch Hall mit der Comburg;
der jüdische Friedhof von Steinbach ist mit einem blauen Pfeil markiert
(Karte aus der Sammlung von Bernd Schultheiss) |
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Link zu den Google-Maps
(der Friedhof ist mit einem grünen Pfeil markiert)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in
Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932)
Neuere Fotos
Der Friedhof im Juli
2013
(Fotos: Klara Strompf, Aufnahmedatum 15.7.2013) |
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Teilansicht des
Friedhofes |
Blick von einem der
Denkmale zum oberen Teil |
Teilansicht vom oberen
Teil |
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Panoramafoto mit den
entlang der Straße
aufgestellten Grabsteinen |
Denkmal der jüdischen
Überlebenden
aus Staszów (vgl. unten) |
Grabstein für Aron
Leib Abrahamowiez
(geb. 1926 aus Radom, Polen) |
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Der Friedhof im Herbst
2004
Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.9.2004) |
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Das Eingangstor |
Blicke über die in der NS-Zeit
abgeräumte Fläche und
die nach 1945 aufgestellte Reihe entlang der
Straße |
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Teilansichten |
Teilansicht des oberen Friedhofsteiles |
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Denkmal für die in der
NS-Zeit
ermordeten Juden, aufgestellt von
Überlebenden des KZ Hessental
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Denkmal der jüdischen
Überlebenden
aus Staszów, Polen zum Gedenken
an die Ermordeten von
Staszów
und anderer Lager |
Denkmal für Mitglieder der
Familie Feigenheimer,
deren Gräber zerstört wurden
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Denkmal für die in der
NS-Zeit
aus Steinbach und Schwäbisch Hall
ermordeten Juden |
Grabstein für Falk Herz
Haller,
gest. am 15.5.1828 (2. Siwan 5588)
(Kohring Nr. 87) |
Grabstein für Elke Tochter
des Naftali,
gest. 24.3.1812 (11. Nissan 5572)
(Kohring Nr. 105) |
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Grabstein für Aron Herz aus
Steinbach, Erbauer der Synagoge |
Fassade der Synagoge
in
Steinbach |
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Weitere Fotos des Grabsteines für Aron
Herz, Erbauer der Synagoge in Steinbach (Quelle: Bernhard Kukatzki)
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Grabsteinreihe der nach 1945
aufgefundenen Steine |
Im Hintergrund sind die Türme
der Komburg zu sehen |
Teilansicht
des Friedhofes |
Foto von R. Klotz,
um 1970 |
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Rechts: Schändung des
Friedhofes 1992
(Foto: Stadtarchiv Schwäbisch Hall) |
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Presseartikel zum Friedhof
November 2017:
Artikel zum Friedhof aus Anlass des Gedenkens an
den Novemberpogrom 1938 |
Artikel von Maya Peters in der
"Südwestpresse" vom November 2017: "SCHWÄBISCH HALL. Jüdischer Friedhof Steinbach: Immer wieder geschändet
Der jüdische Friedhof in Steinbach wurde vor 25 Jahren geschändet. Das blieb nicht das letzte Mal. Die Akten von damals wurden vernichtet.
Der jüdische Friedhof in Steinbach entzieht sich dem flüchtigen Blick – an der viel befahrenen Durchgangsstraße kurz nach dem Kreisverkehr gelegen, sieht man beim Vorbeifahren eher die Grünfläche des Steilhangs als die wenigen verwitterten Grabsteine hinter dem schlichten Holzzaun.
Von der früher 120-köpfigen jüdischen Gemeinde in Schwäbisch Hall war im Nationalsozialismus durch Auswanderung und Deportation 1942 niemand mehr da, der später dort hätte begraben werden können. Dabei wurde der jüdische Friedhof von 1809 mehrfach geschändet. Von den ehemals etwa 260 Grabsteinen sind deshalb nur noch 112 erhalten, die nach Kriegsende wiederaufgestellt wurden. Im Jahr der deutschen Einheit 1990 wurden auf dem jüdischen Friedhof erstmals seit 1945 von Unbekannten Grabsteine umgestoßen. In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1992 jedoch – zum Jahrestag der Pogromnacht 1938 – erschütterte eine erneute Friedhofsschändung die Haller Bevölkerung.
2500 Bürger demonstrieren. Die bis heute unbekannten Täter beschädigten mehrere Grabsteine und beschmierten Denkmale mit Hakenkreuzen. Auch in der Haller Innenstadt wurden Nazisymbole gesprüht. Rund 2500 Menschen trafen sich noch am Abend des 9. November am Marktplatz zu einer Demonstration unter dem Motto
'Dem Hass keine Chance' und wandten sich so gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Nach den rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda 1991 gab es 1992 mit den pogromartigen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen und den Morden in Mölln deutschlandweit Anlass zu großer Sorge.
Der damalige Leiter der Haller Polizeidirektion, Gerd Bornschein, hoffte auf schnelle Erfolge bei der Fahndung. 7000 DM Belohnung wurden ausgesetzt. Die zehnköpfige Ermittlungstruppe durchsuchte mehrere Wohnungen und verhörte mindestens 25 verdächtige Personen, wie im Haller Tagblatt zu lesen war.
Die Akten zum Fall der Friedhofsschändung gibt es nicht mehr – sie wurden gemäß der Verjährungsfrist von fünf Jahren vernichtet, so die Staatsanwaltschaft Heilbronn auf Nachfrage. Die damals zuständigen Beamten sind schon lange in Pension.
'Die Tat war kein singuläres Ereignis', weiß die Pressesprecherin der Stadt Hall, Anna-Franziska Hof. Auch am Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2000 habe es nicht nur in Schwäbisch Hall, sondern in ganz Deutschland antisemitisch motivierte Anschläge auf jüdische Friedhöfe gegeben. Eine 14-köpfige Sonderkommission der Polizei sollte klären, wer erneut Grabsteine umgeworfen und mit roten Hakenkreuzen beschmiert hatte. Dafür wurde wieder eine Belohnung ausgesetzt.
'Wir müssen erkennen, dass der Steinbacher Judenfriedhof eine Zielscheibe rechten Terrors ist und Hall keine Insel der Glückseligen', kommentierte im Jahr 2000 der damalige Chefredakteur des Haller Tagblatts, Rainer Hocher. Keiner der Täter konnte ermittelt werden. Dass Tausende Hallerinnen und Haller gemeinsam für eine offene, solidarische Gesellschaft und gegen Fremdenhass, Antisemitismus und Extremismus demonstrierten, zeigte, dass Schwäbisch Hall für eine weltoffene, friedliche und tolerante Gesellschaft stehe, sagt Pressesprecherin Hof heute. Die Taten sind juristisch verjährt, doch unvergessen geblieben."
Link
zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Heinrich Kohring: Der jüdische Friedhof in Schwäbisch
Hall-Steinbach. Einführung, hebräische Texte mit Übersetzung, Register
und Photos. Schwäbisch Hall 1996. ISBN 3-927374-16-4. |
| Eva
Maria Kraiss/Marion Reuter: Bet Hachajim. Haus des Lebens.
Jüdische Friedhofe in Württembergisch Franken. Künzelsau 2003. ISBN
3-89929-009-7.
(Kommentar des Webmasters: Außerordentlich schöner und
informativer Bild- und Textband mit hervorragenden Fotos der Friedhöfe in
Berlichingen, Braunsbach, Crailsheim, Creglingen, Dünsbach, Hohebach,
Krautheim, Laibach, Michelbach an der Lücke, Niederstetten, Öhringen,
Steinbach, Weikersheim) |
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