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im Elsass"
Duttlenheim (Düttlenheim,
Dep. Bas-Rhin
/ Alsace /
Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Histoire juive / Synagoge / Synagogue
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Duttlenheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. 1784 wurden 17 jüdische Familien am Ort gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 112 jüdische Einwohner, 1849 170, 1861 157, 1870 145, 1897 135
(in 30 Familien/Haushaltungen), 1910
88.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (bereits vor 1834 eine jüdische Elementarschule/Volksschule; wurde vor 1909 auf Grund
der zurückgegangenen Schülerzahl geschlossen) und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. Um 1889 wird als Lehrer M. Schwab genannt, um 1893 ein Herr Feist. Um
1896/1903 wird als Lehrer und Kantor ein Herr Weil genannt. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Rosenwiller beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat
Straßburg.
An jüdischen Vereinen wird 1896/1903 eine "Kasse für durchziehende Arme"
genannt.
Als Gemeindevorsteher wird um 1892/1903 Karl Levy genannt. Er wird 1913
auch als weltliches Mitglied des Konsistoriums genannt (s.u.).
1936 wurden noch 65 jüdische Einwohner in Duttlenheim gezählt. Vier Jahre
später sind diejenigen, die bis dahin nicht auswandern konnten, unter der
deutschen Besatzung nach Südfrankreich deportiert worden.
Von den in Duttlenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Eva Angel (), Michel Angel
(1892), Elvire Bauer geb. Levy (1887), Suzanne Bernheim (1904 oder 1906),
Huguette Bloch (1931), Mathilde Bloch (1905), Sylvain Bloch (1895),Liane
Deutscher (18917), Armand Hermann (1926), Emile Isaac (1877), Emile Isaac
(1911), Anni Joseph (1896), Marcel Kahn (1900), Aline Levy (1896), Celestine
Levy (1867), Jeanne Levy (1897), Madeleine Levy geb. Levy (1901), Marie Levy
(1898), Reine Levy geb. Levy (1889), Robert Levy (1915), Ida Marx (1872),
Henriette Moise (1903), Susanna Silverenberg geb. Korngold (1903), Aron Weill
(1892), Jenri Weill (1876), Sarah Weill (1896), Suzanne Weill (1896), Lucie
Zeldenrust geb. Korngold (1904).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Duttlenheim
hat eine der ältesten
jüdischen Schulen im Elsass (Artikel von 1842)
Artikel in "Der Orient" vom 25. Oktober 1842: "Die Christen im Elsass
scheinen sich oft durch ihren Hass allein leiten zu lassen, der dann das
Unglück nur vermehrt und die Möglichkeit der Abhilfe nur weiter hinausschiebt. Die Juden sind das Unglück der Christen, weil der alte Geist des
Unrechts noch in ihnen fortwirkt, diesen aber kann nur Aufklärung und
Erkenntnis besiegen. Nun stehen aber fast überall die Bauerngemeinden diesem
Ziele im Wege, indem sie überall Schwierigkeiten machen, so oft von noch so
geringen Beiträgen für Israelitenschulen die Rede ist. Das Arrondissement
von Schlettstadt sprach sich 1834 direkt gegen jeden Zuschuss zu einem
solchen Zwecke aus und stützte sich auf den Grund, dass die Juden
bereits anfingen, ihre Kinder in die christlichen Schulen zu schicken. Der
Generalrat des Departments erklärte dagegen, dass der Versuch, die Judenkinder in den Gemeinden, in denen nicht die Juden genug zu einer besonderen
Schule sind, in die christlichen Schulen zu schicken, fast überall an dem
Widerstreben der Väter israelitischer Familien und den Vorurteilen der
übrigen Bewohner gescheitert sei. Jüdische Schulen gab es nur in
Mutzig, Tegersheim (?),
Duttlenheim und Marmoutier und seit
1836 auch eine in Westhofen. Deswegen setzte der Generalrat 1834 800
Fr.
aus, um den christlichen Lehrern es zu erleichtern, den Judenkindern
besondere Unterrichtsstunden zu gestatten. 1834 verstanden sich dazu 18
Gemeindelehrer, deren Zahl 1836, da die Summe auf 1500 Fr. erhoben wurde,
auf 22 stieg. Im Jahre 1839 wurde diese Summe wieder auf 1000 Fr.
herabgesetzt und weil ein paar Inspecteurs-Adoints des écoles du département
anzustellen waren. Ob dieser notwendiger
als der Unterricht der Juden, weiß ich nicht, durch begreife ich's sehr.
Jene
22 Gemeinden und jene fünf Judenschulen sind also die einzigen, in denen in
größerem Umfang für den ersten Unterricht der Juden gesorgt wird. In allen
anderen Gemeinden, deren Zahl sich auf 100 und mehr beläuft, ist derselbe
total vernachlässigt und diese Vernachlässigung selbst ist dann wieder
Ursache, dass der Jude des Elsass es wie der Bauer hinter seiner Zeit zurücksteht. Wie notwendig aber hier für
Beide Abhilfe, nach den obigen
Tatsachen noch näher darzustellen, hieße an dem gesunden Menschenverstand
derer, die da Augen zum Sehen und Ohren zum Hören haben, verzweifeln." |
"Duttlenheim hat einen ausgezeichneten
israelitischen Lehrer" (1843)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843:
"Straßburg, im Juni (1843). Wir haben in voriger Nummer aus
den Auszügen, welche die Arch. isr. de France aus dem Bericht des
Großrabbinern über seine Rundreise durch seinen Sprengel bringen.
Einziges mitzuteilen versprochen. Diese Berichterstattung ist in
Frankreich selbst etwas Neues, und von der Art und Weise, wie die
israelitischen Angelegenheiten eines ganzen Landstrichs mit einem Blicke
übersehen zu werden angefangen werden, ein löbliches, erfreuliches
Zeugnis. In der Einleitung setzt der Großrabbine auseinander, wie erst
von der Bestimmung dieser Rundreisen an sich ein näheres, unmittelbares
Verhältnis zwischen dem Konsistorium und den ihm zur seelsorgerlichen
Obhut Anvertrauten datiert. Alsdann geht er die einzelnen Gemeinden durch,
und bezeichnet, was sie für ihre Synagogen und Schulanstalten getan; insbesondere
bemerkt er auch, was sie zu diesen von den städtischen Gemeinden an
Unterstützung erhalten. - Bouxwiller gibt 1.400 Fr. für seine Schule
aus, und erhält 500 Fr. von der Stadt und frei Lokal dazu; 47 Schüler.
Der Rabbine ist alt und blind. ... Duttlenheim hat einen
ausgezeichneten israelitischen Lehrer; 950 Francs, wozu die Stadt 250
Francs (gibt)." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ein katholischer Vikar (Pfarrer)
verfasst eine antisemitische Schrift (1896)
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Artikel in der Zeitschrift "Die
Welt" vom 10. August 1906 innerhalb eines Beitrages von Simon Weil:
'Zur Lage des jüdischen Mittelstandes im Elsass': "Unter den
Genossenschaften nehmen im Elsass besonders die Raiffeisenschen Spar- und
Darlehenskassenvereine eine hervorragende Stellung ein.
Hinter Ihnen steht die katholische Geistlichkeit, die es an Hetzereien gegen
die Juden in Wort und Schrift nicht fehlen lässt. So liegt mir vor eine im
Jahre 1896 erschienene Broschüre mit aufgedruckten Sinnbildern der
christlichen Duldung und des Friedens. Sie ist aber nichts weniger als das,
und ihrem Inhalte nach könnte man auf den Grafen Pückler als Verfasser
schließen. Das Büchlein trägt den Titel: 'Neues Hilfsbüchlein gegen den
Wucher. Die Raiffeisenschen Spar- und Darlehnskassen-Vereine und der
Antisemitismus oder die Juden im Elsass, beleuchtet durch J. Müller, Vikar
in Düttlenheim.' Es würde mich zu weit führen, über das Buch in seinen
Einzelheiten genau zu referieren. So viel mag nur noch darüber gesagt sein,
dass ich einem Geistlichen ein solch schmutziges Gewäsch nicht zugetraut
hätte. Der Hauptzweck der Schrift ist vor allem Boykottierung des jüdischen
Handels und Propaganda für die Raiffeisenkassen. Die Art aber, wie das
geschieht, kann ich nur mit dem strafrechtlichen Begriff 'Aufreizung zum
Klassenhass' bezeichnen, wenn auch der Verfasser behauptet (Seite 34),
einiges Material zu der Schrift von der reichsländlichen Regierung zur
Verfügung gestellt bekommen zu haben. Die Tätigkeit von Pfarrern à la
Pfarrer Müller ist nicht erfolglos geblieben, so dass sie sich heute nicht
mehr totschweigen lassen, trotz des großen Krachs vom vorigen Jahre. Der
Schaden wird bald geheilt sein, und mit Hilfe der Regierung sowohl als der
Neuwieder Zentrale ist man jetzt bemüht, das Zusammengefallene auf eine neue
festere Grundlage zu stellen, gewitzigt durch den Schaden. Und es wird ihnen
gelingen mit Hilfe des katholischen Klerus. " |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Karl Levy aus Düttlenheim ist
Mitglied des israelitischen Konsistoriums Unterelsass (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 1913: "Straßburg. Durch Verordnung des
kaiserlichen Statthalters ist die von den Wählern des israelitischen
Konsistorialratbezirks Unterelsass vorgenommene Wahl von Otto Adler,
Aaron Weil, beide in Straßburg, und Karl Levy zu Düttlenheim
zu weltlichen Mitgliedern des Konsistorium bestätigt worden." |
Zum Tod von Sylvain Kahn (1914)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 29. Mai 1914: "Düttlenheim. Nach längerer
schwerer Krankheit ist hier im Alter von 39 Jahren Herr Sylvain Kahn
gestorben. Seit 20 Jahren in einem bedeutenden Geschäftshause in Brüssel
angestellt, kehrte er vor einem Jahre in das Elternhaus zurück, um dort
Genesung von schwerem Leiden zu suchen, musste jetzt aber die greisen Eltern
und die geliebte Frau mit einem siebenjährigen Sohne in tiefem Grame
zurücklassen. Von seiner Beliebtheit zeigte die große Teilnehmerschar, die
ihn zu seiner letzten Ruhestätte begleitet und deren Schmerz Dr. Bloch,
Oberehnheim, in herzlichen Worten
Ausdruck verlieh. Als ein schönes Zeichen des friedlichen Zusammenlebens
innerhalb der Konfessionen ist noch hervorzuheben, dass der katholische
Gottesdienst – die Beerdigung fand am Himmelfahrtstage statt – verlegt
wurde, um den katholischen mit Bürgern die Teilnahme an der Beerdigung zu
ermöglichen. " |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde 1788 erstellt. Sie ist in der
Folgezeit mehrfach renoviert und 1860 durch eine neue Synagoge ersetzt
worden.
Das Gebäude wurde nach 1940 abgebrochen. Es sind noch einige Erinnerungssteine
(Inschriften usw.) erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge:
Fotos
(Quelle: Französische Informationsseite - siehe unter den Links;
Rothé/Warschawski s.Lit. S. 71)
Fotos der Synagoge |
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Außenansicht mit Eingang |
Innenansicht |
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Reste der
ehemaligen Synagoge |
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Es sind vor Ort noch einzelne
Erinnerungen
an die ehemalige Synagoge vorhanden |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 71.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Duttlenheim Bas-Rhin dist.,
France. The local synagogue was inaugurated in 1860. In 1936, there were 65 Jews
listed in the town. During Worldwar II, tey were expelled by the Germans to the
south of France. The community disappeared after 1945.
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