Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Obernai (Oberehnheim) (Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Ruelle des Juifs / Judengässle 
Synagogue / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Mittelalter  
Vom 17. bis zum 20. Jahrhundert   
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
bulletZur Geschichte der Synagoge  
bulletFotos der Synagoge  
bulletLinks und Literatur   

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
   
Mittelalter   
  
In der früheren Reichsstadt Obernai / Oberehnheim bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter. Erstmals werden Juden 1215, dann wieder 1326 in der Stadt genannt. Während der Judenverfolgungen in der Pestzeit 1348/49 wurden sämtliche am Ort befindlichen Juden der Brunnenvergiftung beschuldigt und verbrannt.
 
Seit 1404 waren wieder Juden in Oberehnheim, die vor allem vom Geldhandel lebten. 1455 gab es drei jüdische Familien in der Stadt. 1470 konnte sich Gerschon, der Vater von Josef von Rosheim (siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Josel_von_Rosheim) in Oberehnheim niederlassen. Dieser kam aus Endingen am Kaiserstuhl, wo bei einer Judenverfolgung auf Grund eines angeblichen Ritualmordes sein Bruder Rabbi Elias und zwei weitere Brüder ermordet worden waren. 1476 wurden die Oberehnheimer Juden bei den Verfolgungen durch Schweizer Reisläufer (vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Reisläufer) vertrieben. Gerson konnte sich in Hagenau niederlassen, wo noch 1476 Josel geboren ist.
  
Zwischen 1477 und 1499 waren keine Juden in Oberehnheim. Diejenigen, die sich um 1500 wieder niederlassen konnten, sollten 1507 von der Stadt mit Hilfe Kaiser Maximilians I. vertrieben werden, doch konnte dies Josef von Rosheim vermeiden
. Der Einspruch Josel von Rosheims sicherte das Bleiberecht der Juden in der Stadt jedoch nur vorübergehend, da es einige Jahre später erneut zur Vertreibung kam.   
    

Erinnerung an die mittelalterliche jüdische Gemeinde: Ruelle des Juifs / Judengässle 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: obere und mittlere Zeile im Mai 1987; untere Zeile 26.7.2004) 

   Obernai Ruelle des Juifs 014.jpg (27856 Byte) Obernai Ruelle des Juifs 012.jpg (46241 Byte) Obernai Ruelle des Juifs 013.jpg (35460 Byte)
       
       
Fotos aus dem "Judengässle" - Ruelle des Juifs, 
das vermutlich auf die mittelalterliche 
Niederlassung zurückgeht
Obernai Ruelle des Juifs 010.jpg (40167 Byte) Obernai Ruelle des Juifs 011.jpg (47838 Byte)
       
       
Obernai Ruelle 103.jpg (38103 Byte) Obernai Ruelle 101.jpg (58337 Byte) Obernai Ruelle 102.jpg (43953 Byte) Obernai Ruelle 100.jpg (59050 Byte)
           

 
Vom 17. bis zum 20. Jahrhundert    
 
Erst Mitte des 17. Jahrhunderts (1647) konnten sich Juden wieder dauerhaft in Oberehnheim niederlassen und eine neue Gemeinde begründen. 

1720 lebten 21 jüdische Familien in der Stadt. 1784 gab es 196 jüdische Personen in Oberehnheim.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in der Stadt wie folgt: 1883 219 Personen, 1888 285, 1889 242, 1894 193 (in 49 Familien), 1897 210 (in 55 Familien), 1899 220 (in 59 Haushalten).    
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (israelitische Elementarschule/Volksschule), eine Mikwe und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren neben einem Rabbiner auch Lehrer und Kantoren in der Gemeinde angestellt.
Als Lehrer werden genannt: um 1887/95 B. Levy. Die jüdische Schule wurde 1893 von 30 Kindern besucht (1895 24 Kinder, 1897 14 Kinder, 1899 20 Kinder). Als Kantoren werden genannt: um 1887/95 B. Becker (gleichzeitig Schochet; 1913 als "Ehrenkantor" genannt, möglicherweise versah er seinen Dienst ehrenamtlich), um 1913/1928 ein Herr Kauffmann. Synagogendiener war um 1889/95 W. Alexander, um 1899 E. Villard.    
 
Obernai war im 19./20. Jahrhunderts Sitz eines Rabbinates. Die Rabbiner waren: von 1867 bis 1894 Joachim Lévy (1808 - 1894), von 1894 bis 1896 Max Staripolski (1857 - 1923), von 1897 bis 1920 Armand Bloch (1865 - 1952), von 1920 bis 1924 Julien Weil (1887 - 1926), von 1924 bis 1940 Jérôme Lévy (1890 - 1942), von 1945 bis 1952 Emile Schwartz (1877 - 1952) und Roger Winsbacher.
 
Bis 1883 wurden in Oberehnheim auch die jüdischen Lehramtskandidaten aus dem Unter-Elsass ausgebildet. Danach wurde die Einrichtung nach Colmar verlegt.

 
An jüdischen Vereinen gab es: den Verein Chewrat Gemilus Chassodim (bzw. Gemillus Chessed; Wohltätigkeitsverein; um 1888 unter Leitung von N. Weil, um 1898 unter Leitung von M. Lieber, um 1905 E. Weill), den Israelitischen Männerverein (um 1894/97 unter Leitung von Elias Carl, um 1898 L. Blum), den Verein Chewrat Neorim (1888 unter Leitung von N. Strauß, 1897 J. Alexander), den Verein Chewrat Dowor Tauw (1888 unter Leitung von G. Weill) und den Verein Chewrat Noschim (Israelitischer Frauenverein; 1888 unter Leitung von Frau E. Netter, 1894 unter Leitung von Frau B. Levy und Frau B. Becker, 1897 Frau B. Levy, um 1905 Fr. A. Scheyen). Außerdem gab es eine Armenkasse (1898 betreut von Herrn Becker, 1913 neu begründet und dann betreut von Frau Neher und Kantor Kaufmann). 
 
Gemeindevorsteher waren um 1888 M. Lehmann, A. Blum, M. Wertheimer, M. Meyer und E. Wertheimer; um 1893/94 M. Meyer, J. Marx, A. Scheyen und C. Elias (bzw. 1894 J. Weill), 1897 M. Lehmann, E. Scheyen, A. Blum, J. Weill, Meyer Scheyen. Letztgenannter Meyer Scheyen wurde 1906 als weltliches Mitglied in das Konsistorium des Unter-Elsass gewählt. 1913 wurde A. Neher als Gemeindevorsteher gewählt.  
   
  
1936 wurden 138 jüdische Einwohner in Obernai gezählt. Die 1940 noch in der Stadt befindlichen jüdischen Personen wurden unter der deutschen Besatzung nach Südfrankreich deportiert. 
 
Nach Angaben von Yad Vashem, Jerusalem (über https://yvng.yadvashem.org/) sind in der NS-Zeit folgende Personen umgekommen, die in Obernai geboren sind oder hier längere Zeit gelebt haben: Lucien Aaron (1902), Mathilde Aaron geb. Rif (1867), Samuel Becker (1882), Philippine Bickert (1877), Marcel Bloc (1896), Marcelle Bloch (1905; Leon Blum (1869), Alice Dreyfus (1899), Aluce Geissmann geb. Klein (1893), Leopold Jehuda Kaufmann (1885), Marcel Klein (1886), Emma (Aemée) Klein geb. Moog (1898), Zhilbert Klein (1924), Amalie Klein (1873), Edmund Lehmann (1872), Georges Lehmann (1886), Oscar Levi (1874), Ernestine Levy (), Moise Levy (1880), Ernest Levy (1912), David Levy (1901), Camille Marx (1900), Irene Marx (1915), Henriette Picard geb. Marx (1867), Gaston Scheyen (1882), Jozsef Gyorgy Strauber (1901), Leon Norbert Strauss (1907), Jeanine (Jeanne) Strauss (1879), Lydie Strauss (), Germaine Strauss (), Harmance Villar (1888), Bernard Weill (1876), Hermanne Wiener geb. Leman (1872), Justin Willar (1890), Rose Willar (1898).   
  
Nach 1945 wurde die jüdische Gemeinde wieder begründet, die Synagoge restauriert (1948). 1970 lebten 70 jüdische Personen in der Stadt.   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte des Rabbinates  
50jähriges Amtsjubiläum des Rabbiners Joachim Lewy (Levy) (1886)  
Anmerkung: Joachim Lévy (auch Yauchéné Lévy, Yohanan d'Obernai) ist 1808 in Minversheim geboren als Sohn des Abraham Levy und der Judith geb. Müller.  Er war seit 1832 verheiratet mit Anna geb. Bloch (1798 geborene Tochter des Rabbiners Emanuel Bloch). Levy war seit 1835 Rabbiner in Niedernai, 1846 war er in der Opposition gegen die Verordnung über die Neuorganisation des Kultes von 1844; 1853 wurde das Rabbinat nach Itterswiler verlegt, 1867 nach Obernai, wo er bis zu seinem Tod 1894 amtierte. Sein Sohn Seligmann Levy (1835-1914) war Rabbiner in Uffholtz, Durmenach, Soultz (Haut-Rhin) und Paris.   

Oberehnheim AZJ 24081886.jpg (44510 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. August 1886: "Die Rabbiner Levy in Oberehnheim und Dreifuß in Zabern (Elsass) haben jüngst ihr 50jähriges Amtsjubiläum teils als Lehrer, teils als Rabbiner gefeiert, und haben vom deutschen Kaiser den Kronenorden vierter Klasse erhalten. Dem Letzteren wurde diese Auszeichnung in der Synagoge vom Kreisdirektor feierlich überreicht."  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1886: "Straßburg, 18. Juli. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, den Rabbinern Lewy zu Oberehnheim und Dreyfuß zu Zabern den königlichen Kronen-Orden vierter Klasse mit der Zahl 50 zu verleihen."  

    
Zur Beisetzung von Rabbiner Joachin Lewy (1894) 

Anmerkung: Rabbiner Levy (Lewy) genoss in seinen letzten Dienstjahren große Achtung als "Nestor" bzw. als "Senior aller Rabbiner des Landes" (Israelit vom 28.4.1890 S. 584).   

Oberehnheim Israelit 22031894.jpg (206744 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1894: "Unter-Elsass, 6. März (1894).  Den ältesten Rabbiner des Unter-Elsass, Herrn J. Lewy, Rabbiner in Oberehnheim, 86 Jahre alt, haben wir vorgestern zu Grabe getragen. Nachdem Herr Rabbiner Dr. Netter aus Buchsweiler, ein geborener Oberehnheimer und Schüler des Verewigten, im Trauerhause, welches bis zum letzten Winkel von Angehörigen, Freunden, Verehrern und Bekannten des Verblichenen voll war, das Leben und Wirken seines unvergesslichen Lehrers mit beredten Worten tränenden Auges geschildert hatte, bewegte sich der fast unabsehbare Leichenzug in folgender Ordnung der Synagoge zu: Herr Lehrer Levy mit der Schuljugend: Herr Kantor Becker mit dem Chor; der Sarg von Mitgliedern der Gemeinde getragen; ein Schüler des Gymnasiums, auf einem schwarzen Kissen das Abzeichen des Kronen-Ordens tragend, mit welchem der Verblichene vor einigen Jahren von Seiner Majestät dem deutschen Kaiser Wilhelm II, dekoriert wurde, die beiden Söhne des Verstorbenen, wovon der älteste früher Rabbiner in Dürmenach und Ober-Sulz (Ober-Elsass) war und jetzt in Paris in gleicher Funktion ist und die Verwandten, sodann Herr H. Weil, Oberrabbiner in Straßburg, in Begleitung fast sämtlicher Rabbiner des Unter-Elsass, die meisten im Ornat: Herr Kreisdirektor, Herr Dr. Levy aus Straßburg und der Konsistorial-Sekretär Asch, als Vertreter des israelitischen Konsistoriums, der Bürgermeister in Begleitung des Gemeinderats, sämtliche Beamten der Stadt, die Vorsteher der Kultusgemeinden des Rabbinats und die Verwaltung der Oberehnheimer israelitischen Gemeinde, der Vorstand des Rosenweiler Friedhofes, der Vorstand des Oberehnheimer Friedhofes und endlich eine große Anzahl Teilnehmer aus allen Ständen und Konfessionen der Oberehnheimer und auswärtigen Bevölkerung. In der Schwarzumhängten Synagoge eröffnet Herr Kantor Becker die Trauerfeier mit einem der Feier entsprechenden Chorgesang, worauf Herr Oberrabbiner Weil die Schwarzdrapierte Kanzel bestieg, um dem 'Amtsbruder, Freund und Verwandten' ein Denkmal als Rabbiner, Familienvater, Menschenfreund und Bürger zu setzen. Nach Beendigung dieser mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Gedächtnisrede bewegte sich der Leichenzug von der Synagoge bis vor die Stadt hinaus, wo Herr Dr. Levy aus Straßburg dem Verblichenen einen Tiefbewegten Nachruf in französischer Sprache widmete. Dann wurde die Leiche auf den dort bereitstehenden Leichenwagen gesetzt, um sie nach dem Friedhofe Rosenweiler zu bringen, gefolgt von der ganzen Gemeinde Oberehnheim und von vier Rabbinern Roller - Barr, Lewy - Schirrhofen, Dr. Goldstein – Mutzig, Dr. Netter – Buchsweiler, die drei erstgenannten Rabbiner, sowie Herr Levy, Lehrer in Oberehnheim, hielten tiefbewegte Trauerreden am Grabe des Verewigten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Dienstantritt von Rabbiner Dr. Max Staripolsky (1894)
  
Anmerkung: Dr. Max (Maximilian) Staripolski ist um 1857 in Suwalki, Russland geboren und am 15. August 1923 in Saverne (Zabern) gestorben. Er war um 1882/83 Mitbegründer und Hebräischlehrer der orthodoxen Gemeinde "Etz Chajim" in Straßburg, um 1889 bis 1894 Rabbiner in Quatzenheim, 1895 Rabbiner in Obernai. Hier widersetzte er sich erfolgreich der Einführung der Orgel in der Synagoge. 1896 wurde er ohne Berücksichtigung des Gemeindewillens und des Konsistoriums durch die deutsche Regierung nach Saverne berufen, wo er ab 1897 bis 1919 wirkte.    

Oberehnheim Israelit 26071894.JPG (251110 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1894: "Oberehnheim im Elsass. Heute kann ich Ihnen Gottlob von einem Siege des gesetzestreuen Judentums berichten. Oberehnheim ist bekanntlich diejenige Stadt, in die der Vater Rabbi Joselmanns von Rosheim flüchtete und wo Rabbi Joselmann, der durch den unsterblichen Begründer Ihres Blattes zu neuem Leben erwachte, seine Jugendzeit zugebracht hat. Hoffentlich wird das Verdienst des berühmten Mannes, der hier gelebt hat, es bewirken, dass unserer heiligen Religion hier nunmehr eine neue und dauernde Stätte erblühe. Es ist hierzu auch alle Aussicht vorhanden, denn gestern hat unser Herr Rabbiner, Dr. Staripolsky – sein Licht leuchte -, seither Rabbiner in dem nahe gelegenen kleinen Quatzenheim sein neues Amt hier angetreten. Was diese Wahl für das gesetzestreue Judentum bedeutet, das kann nur ein mit elsässischen Verhältnissen Vertrauter ganz erkennen. Viele Zeitungsdruckfarbe wurde vergossen und mancherlei Kämpfe wurden gefochten, bis diese Wahl erfolgte. Die Vornehmen der alten Reichsstadt sträubten sich gar sehr gegen diese Ernennung seitens des Konsistoriums, denn einen so überaus frommen Mann, der durch seine Tätigkeit (bekanntlich war Herr Dr. St. einer der Mitbegründer der Ez-Chaiim-Gemeinde in Straßburg) bereits in so heftigen Gegensatz gegen die Spitzen der synagogalen Behörden des Elsass getreten, einen Mann, der nicht einmal unrituell zubereiteten Wein trinke und der obendrein auch kein Elsässer sei, hieß es, könne man hier nicht brauchen. Nur dem Machtspruche der Kaiserlichen Regierung haben wir es zu verdanken, dass wir heute ein geistliches Oberhaupt besitzen, welches ebenso durch sein Wissen, als seine bekannte Opferfreudigkeit dem Judentume zur Zierde, unserer Gemeinde zur Ehre gereichen wird. Es ist zu hoffen, dass unser Herr Rabbiner dem auch bereits hier tief eingerissenen Indifferentismus in Glaubensangelegenheiten ein energisches Halt gebieten werde. 
Mit Rücksicht darauf, dass das Trauerjahr um das Absterben seines Vorgängers noch nicht zu Ende gegangen ist, hatte der Titular angeordnet, dass die Empfangs-Festlichkeit sich auf das Allernötigste beschränke. 
Der israelitische Lehrer hielt folgende Empfangsrede: 'Geehrter Herr Rabbiner! Mit der Veröffentlichung dieser Urkunde nehmen Sie Besitz von der Rabbinerstelle Oberehnheim. Ich biete Ihnen bei diesem Anlass ein herzliches Willkommen! Dass ich, der Geringste unter denen, die hier das Wort zu führen haben, heute allein an diese Stelle trete, um Sie in Ihr Amt einzuführen, weist auf Umstände hin, die Ihnen bekannt sind. Im Kapitel 44 des Buches Ezechiel, wo der Prophet die Befugnisse und Verpflichtungen der Priester aufzählt, heißt es unter Anderem: 'Sie schlichten die Streitigkeiten ihres Volkes!'  
Geehrter Herr Rabbiner! Mein erster Wunsch, den ich Ihnen heute entgegenbringe, geht dahin, dass es Ihnen gelinge, dem Wort des Propheten gerecht zu werden. Sie bedürfen hierzu keines andern Mittels, als Ihrer Beredsamkeit und der Betätigung der Eigenschaften, mit denen die Kultusbehörde im Aktenstück Ihrer Ernennung Sie anpreist. Ich gebe mich der Hoffnung hin, dass die Lösung Ihrer Aufgabe Ihnen nicht allzu schwer wird werden. Der Geist unserer Gemeinde war allezeit ein friedlicher, und wir sind es dem Andenken Ihres verehrten Vorgängers schuldig, nicht zuzulassen, dass ein Zwiespalt aufkomme in der Gemeinde, wo er über ein halbes Jahrhundert Worte des Friedens und der Eintracht gesprochen.'
Die Antrittsrede des Herrn Dr. St., die allenthalben des größten Beifalls sich erfreute, stützte sich auf den Vers in Jesaja 'Haus Jakob – wir wollen gehen im Licht des Herrn', indem derselbe entwickelte, in welchem Geiste ein Rabbiner, dessen Lebensaufgabe es ist, dass er zu nichts anderem als zur Einhaltung der Tora verpflichtet ist, zu wirken, und dass er nur in der Erfüllung dieses Spruches den Lohn aller seiner Bemühungen erblicke.  Bl."

  
Rabbinatskandidat Dr. Julien / Julius Weil aus Buchsweiler wird Rabbiner in Bollweiler, danach in Oberehnheim (1913)     
Anmerkung: Dr. Julien / Julian / Julius Weil studierte 1907/08-1912/13 am Rabbinerseminar in Berlin und wurde 1913 Rabbiner in Bollwiller, danach in Obernai (Oberehnheim). Von 1924 bis zu seinem frühen Tod 1927 war er Rabbiner in Dijon (genannt noch in "Jüdische Rundschau" vom 28.1.1927 S. 33; rückblickend auf seinen Tod in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 20.7.1928; weitere Informationen liegen nicht vor).  

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 2. Mai 1913: "Bollweiler. Das Konsistorium des Oberelsass es hat den Rabbinatskandidaten Dr. Julien Weil aus Buchsweiler zum Rabbiner von Bollweiler ernannt. Seine Studien hat der junge Rabbiner am Hildesheimerschen Rabbinerseminar in Berlin absolviert. "       
 
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 6. Juni 1913: "Straßburg.  Die von dem Konsistorium zu Colmar vorgenommene Ernennung des Rabbinatskandidaten Dr. Julius Weil aus Buchsweiler zum Rabbiner in Bollweiler ist durch das Ministerium bestätigt worden. Dr. Weil hat seine Stelle am letzten Sonntag angetreten. "      

   
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke nach Auflösung des Rabbinates in Mutzig (1915)    

Artikel in "Die jüdische Presse" vom 25. Juni 1915: "Straßburg im Elsass. Das Gesetzblatt für Elsass-Lothringen veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, nach der das Rabbinat Mutzig aufgehoben und die Bezirke der drei Rabbinate Barr, Fegersheim, Oberehnheim neu umgrenzt werden. Barr umfasst die Kantone Barr und Weiler und die Orte Burgheim, Walf und Zellweiler vom Kanton Oberehnheim; Fegersheim die Kantone Erstein, Benfeld und Geispolsheim ohne Düppigheim, Düttlenheim, Enzheim, Holzheim, Lingolsheim; Oberehnheim die Kantone Rosheim, Molsheim, Schirmeck, Saales, den Rest des Kantons Oberehnheim und die Orte die Düppigheim, Düttelnheim, Enzheim, Hangenbieten und Kolbsheim aus den Kantonen Geispolsheim und Schiltigheim."      

 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schulen     

Statistik zu den Schülern des städtischen Progymnasiums (1897)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1897: "Oberehnheim (Unter-Elsass). Der diesjährige Kursus unseres Progymnasiums schließt mit 61 Schülern ab. Der Konfession nach zählte die Anstalt 33 Katholiken, zehn Protestanten und 18 Israeliten. Der Religionsunterricht wird von den Geistlichen der drei Konfessionen erteilt."      

   
Zeitweise wurden in Oberehnheim im Lehrerseminar auch jüdische Zöglinge unterrichtet (1911)   
Anmerkung: Die Ausbildung der jüdischen Lehrer war zeitweise in Oberehnheim, Pfalzburg und Colmar. 1883 wurde die Einrichtung in Oberehnheim aufgelöst und nach Colmar verlegt.

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1911: "Straßburg, 6. Januar. Dem Vernehmen nach sollen von Ostern 1911 ab die jüdischen Zöglinge des Pfalzburger Lehrerseminars an die gleiche Anstalt in Colmar überwiesen werden. Es ist dies eine Folge der Verlegung des Rabbinatssitzes von Pfalzburg nach Saarburg, da der Inhaber desselben zugleich als Religionslehrer an der Anstalt wirkte. Hoffentlich werden die jüdischen Seminaristen unseres Landes nunmehr zu einem definitiven Aufenthalte kommen. Nachdem Ende der 70er Jahre die Konfessionalität der reichsländischen Seminare durchgeführt wurde, konnten sich mehrere Jahre hindurch die Juden sowohl in Oberehnheim als auch in den beiden Seminarien in Colmar auf den Lehrberuf vorbereiten. Im Jahre 1883 wurden auch die Unterelsässer an das Colmarer Seminar überwiesen. Wenige Jahre nachher fanden sich alle im Seminar II in Colmar zusammen, worauf sie nach Auflösung dieser Anstalt im Jahre 1898 in Pfalzburg untergebracht wurden. Jetzt kehren sie also wieder nach Colmar in das frühere Seminar I zurück. Zur Zeit befinden sich nur noch drei jüdische Schüler in hiesiger Anstalt, und doch genügt diese geringe Zahl vollständig für ganz Elsass-Lothringen. Die jüdischen Gemeinden unseres Landes haben im Laufe des letzten Vierteljahrhundert derart abgenommen, dass im Laufe dieser Zeit etwa 22 jüdische Volksschulen aufgelöst werden mussten, wegen Mangels an Schülern. Heute haben wir nur noch etwa 47 im ganzen Lande, und auch von diesen steht leider ein großer Prozentsatz auf dem Aussterbeetat. "       

  
  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    

Die Erstellung der Mikwe (rituelles Bad) wurde durch einen Zuschuss vom Staat unterstützt (1890er-Jahre)   

Artikel in der "Zeitschrift für die Geschichte des Juden in Deutschland Jg. 1937 S. 382 innerhalb eines Beitrages von Max Dienemann: "Die jüdischen Gemeinden in Elsaß-Lohringen 1871-1918": "Zu Synagogenbauten am Ort des Rabbinersitzes leistete der Staat einen Zuschuss. Auch die bürgerlichen Gemeinden leisteten Zuschüsse.
So gab es zum Beispiel zu der in den 90er Jahren erbauten Synagoge in Straßburg (1898 eingeweiht) die Stadt den Bauplatz und einen Zuschuss von 200.000 Mark, der Staat 60.000 Mark. Auch zu Umbauten und Reparaturen wurden Zuschüsse bewilligt, Metz erhielt 1000 Mark zur Herstellung der Orgel. Die Gemeinden Hochfelden und Oberehnheim erhielten Zuschüsse für die Erstellung des Ritualbades. Für die Synagogen in Colmar wurde der Zuschuss verweigert, weil in ihr nur französisch gepredigt wurde. Eine ganze Anzahl von Neubauten von Synagogen (41) und Betsälen (2) erstanden in der Berichtszeit."   

   
Todesfall auf dem Viehmarkt in Oberehnheim (1897)   

Oberehnheim Israelit 05071897.jpg (84881 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1897: "Oberehnheim im Elsass, 25. Juni (1897). Gestern vor acht Tagen trug sich auf dem hiesigen Viehmarkt ein trauriger Fall zu. Unser Glaubensgenosse, der 52 Jahre alte J. Bader aus Dambach, Vater von 13 Kindern, stürzte plötzlich vom Herzschlag getroffen, tot zu Boden. Sein Neffe, Ch. Levy aus Mutzig, in dessen unmittelbarer Nähe dieses plötzliche Unglück sich ereignete, fiel vom Schrecken bewältigt neben der Leiche des Onkels hin, und man glaubte, auch ihn habe das Schicksal des unglücklichen Onkels ereilt. Erst nach langer und geraumer Zeit waren die Wiederbelebungsversuche von Erfolg begleitet. Nachmittags wurde der Verstorbene nach Dambach überführt, in seine Wohnung gebracht, wo die untröstliche Gattin, der man vorher schon die traurige Nachricht mitgeteilt hat, ohnmächtig zu Bette lag und die unglücklichen Kinder in herzzerreißender Weise den toten Vater empfingen. Freitagvormittag fand die Beerdigung unter großer Beteiligung statt. Die Leichenrede hielt der Rabbiner von Barr im Hause des Verblichenen."  Das Nachstehende bezieht sich auf ein Unglück in Osthofen.

       
Versammlung des jüdischen Turnvereins in der Turnhalle der israelitischen Gewerbeschule (1906)    

Artikel in der "Jüdischen Rundschau" vom 29. Dezember 1906: "Oberehnheim. Am Donnerstag, den 13. Dezember, fand in der Turnhalle der israelitischen Gewerbeschule eine Versammlung statt, einberufen von dem Komitee des neu gegründeten jüdischen Turnverein. Über 100 Personen waren der Einladung gefolgt. Herr Redakteur Berger aus Köln hielt einen Vortrag über die jüdische Turnbewegung. Die Versammlung nahm die interessanten Ausführungen mit großem Beifall auf. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, in der vor allem die bekannten Ratschläge auf Untertauchen und Vermischen und Warnungen vor Absonderung zum Besten gegeben wurden. Der Herr Berger wies alle Angriffe und Vorwürfe geschickt zurück. Der Erfolg des Abends waren sofort circa 50 Mitglieder. Der junge Verein hat die besten Aussichten, gross zu werden, wenn es gelingt, übereifrige Parteibestrebungen fern zu halten."      

     
Verschiedene Mitteilungen über die neue Synagogenverwaltung, die neu gegründete Armenkassen, den Gottesdienst an den hohen Feiertagen und die Stiftung von Toraschmuck (1913) 

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 9. Mai 1913: "Oberehnheim. Die neue Synagogenverwaltung hat sich in der kurzen Zeit ihrer Wirksamkeit sehr gut angelassen. Zunächst sei hervorzuheben, dass trotz der umwälzenden Änderung in der Verwaltung der Friede in der Gemeinde voll und ganz aufrecht erhalten blieb, was beiden Parteien hoch anzurechnen ist. Die Armenkasse, die seit einigen Jahren aufgehört hatte, ist infolge der Bemühungen des neuen Parneß, Herrn A. Neher, neu gegründet worden und wird ehrenamtlich verwaltet durch Frau Neher und Herrn Kantor Kaufmann unter Aufsicht einer Kommission. An den letzten Feiertagen wurde der Gottesdienst verschönt durch ein prachtvolles Quartett. Die Herren A. Neher, N. Lehmann, O. Alexandre sangen zusammen mit dem Kantor verschiedene Stücke aus dem Festritual und ernteten für ihre tadellosen Gesang den Dank der ganzen Gemeinde. Die Synagoge war gedrängt voll. Neben vielen Fremden, die zum Besuch hier weilten, waren auch die Niederehnheimer Gemeindemitglieder erschienen, da Niederehnheim, früher und zwar seit uralten Zeiten Sitz des Rabbinats, heute nicht mehr über Minjan verfügt. – Herr N. Strauss, der Schwiegervater des Synagogenvorsitzenden, hat zum ehrenden Angedenken an seine vor einem Jahre verstorbene selige Frau ein drittes silbernes Ez-Chajim-Paar zum Schmucke der Torarollen gestiftet."       

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Zum Tod des aus Oberehnheim stammenden Salomon Levy (1913 in Straßburg)   

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 7. Februar 1913: "Straßburg. Am 5. Februar haben wir einen braven Mann und edlen Jehudi begraben, Salomon Levy, aus Oberehnheim gebürtig, seit vier Jahren hier wohnhaft. In der Friedhofshalle sprachen die Herren Oberrabbiner Ury und Dr. Marx, sowie Dr. Staripolsky - Zabern und Dr. Bloch - Oberehnheim Worte der Anerkennung, des Schmerzes und des Trostes. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

 
Zum Tod des aus Oberehnheim stammenden Charles Weill (1913)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 2. Mai 1913: " Schirmeck. Am ersten Tag Cholhamoed (Halbfeiertag beim Pessachfest) verstarb hier im Alter von 71 Jahren Herr Charles Weill, der Vater unseres Kantors, ein edler, allgemein geachteter Charakter. Früher in Oberehnheim wohnhaft, woselbst man ihn ungern scheiden sah, hat er dort ebenso wie hier in uneigennütziger Weise als Baaltefilloh (ehrenamtlicher Vorbeter) und Baaltobea (Schofarbläser an den hohen Feiertagen) fungiert. Er war echter Jehudi mit allen Fasern seiner Seele. Wegen des Festes konnte Herr Rabbiner Dr. Goldstein nur einige kurze Worte an seinem Grabe sprechen. Mögen seine Witwe und seine Kinder Trost finden in dem Gedanken, dass sein Leben ein wohl ausgefülltes war. "      

 
Spende des aus Oberehnheim stammenden Jules Wertheimer für die Israelitische Gewerbeschule in Straßburg (1913)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 26. Dezember 1913: "Straßburg. Eine hochherzige Stiftung ist dieser Tage der Israelitischen Gewerbeschule zu Straßburg zugegangen. Herr Jules Wertheimer aus Paris hat derselben testamentarisch 1000 Fr. als unveräußerliche Gabe vermacht. Der Heimgegangene stammte aus Oberehnheim. Umso sympathischer berührt dieser Akt der Heimat- und Nächstenliebe, da Herr Wertheimer schon seit Jahrzehnten im Ausland ansässig war.
Möchten in der Gewerbeschule, die in vorderster Reihe an der Erziehung und Ertüchtigung unserer jüdischen Jugend tätig ist, im Interesse der Allgemeinheit noch viele solcher Gönner erstehen!
Wie wir erfahren, hat Herr J. Wertheimer, der am 30. November zu Paris verstorben ist, auch noch weitere bedeutende Legate für elsässische Zwecke hinterlassen, die sein Andenken in seiner Heimat verewigen werden."       

  
Zum Tod der Frau von Moïse Lieber (1914) 
Anmerkung: es handelt sich um Catherine Lieber geb. Levy (geb. 22. September 1836 in Obernai), die verheiratet war mit Moise Lieber (geb. 24. Juni 1837 in Zellwiller; einige weitere genealogische Informationen siehe https://www.geni.com/people/Moise-Lieber/6000000031805415461 und https://www.geni.com/people/Catherine-Lieber/6000000031805545531.    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 24. Juli 1914: "Oberehnheim. Letzte Woche verschied, schwer betrauert von ihrem Garten und ihren Kindern, Frau Moïse Lieber im Alter von 78 Jahren. Sie war eine herzensgute, friedliebende, fromme Frau."       

 
Auszeichnungen für den Kriegsteilnehmer David Bloch, Sohn von Rabbiner Dr. Bloch (1915) 

Mitteilung in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 14. Mai 1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem Eisernen Kreuze. - Eisernes Kreuz 1. Klasse:  ...
Oberehnheim
(Elsaß). Kriegsfreiwilliger Gefreiter David Bloch, Sohn unseres Rabbiners Dr. A. Bloch."     
 
Mitteilung in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 3. Dezember 1915: "Oberehnheim. Die Österreichische Tapferkeitsmedaille: David Bloch, Kriegsfreiwilliger, Unteroffizier (Ritter des Eisernen Kreuzes)."    

 
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen         
Anzeige von M. Lehmann (1898) 
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1898: "Ein älteres Mädchen, Witwe nicht ausgeschlossen, wird als Haushälterin für einen kleinen Haushalt nach dem Elsaß gesucht. Zu erfragen bei Herrn M. Lehmann, Leder, Oberehnheim im Elsaß."      

   
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   

    
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Henriette Heymann (1844-1901, aus Brumath) und Henry Heymann (1848-1911, aus Obernai)
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Henriette Heymann wird nicht mitgeteilt.       

Brumath New York Salem 1673.jpg (172770 Byte)   Brumath New York Salem 1673a.jpg (167810 Byte)    Links Grabstein für "our beloved mother Henriette Heymann 
born in Brumath - Alsace  Feb. 14, 1844 
died March 16, 1901
" sowie 
"our beloved father Henry Heymann 
born in Obernay - Alsace  June 4, 1848 
died Aug. 14, 1911
"   

   
  
  
Zur Geschichte der Synagoge 
  
Bereits im Mittelalter gab es einen Betraum bzw. eine Synagoge. An die ab 1454 bezeugte Synagoge erinnert in der Ruelle des Juifs eine hebräische Inschrift auf einem halbkreisförmigen Portal.
  
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine neue Synagoge 1749 erbaut.
  
Als die Gemeinde im Laufe des 19. Jahrhunderts angewachsen ist, erbaute die Gemeinde 1876 eine neue Synagoge, die bis zur Gegenwart in Gebrauch ist (Standort: 9, Rue de Selestat).
  
Über die Gottesdienstgestaltung zu den hohen Feiertagen und die Spende neuen Toraschmuckes siehe im Bericht oben von 1913. 
  
  
Standort der Synagoge:   9, Rue de Selestat      
  
   
   
Fotos der Synagoge:  

Historische Ansichtskarte
(Sammlung Hahn) 
Obernai Synagoge 130.jpg (60916 Byte) Obernai Synagoge 131.jpg (63183 Byte)
   Die Karte ist nicht gelaufen, daher keine keine Datierung möglich; 
rechts die Synagoge (Ausschnittvergrößerung)  
   
Fotos aus den 1980er-Jahren 
(Fotos: Hahn, aufgenommen 
im Mai 1987)
Obernai Synagogue 140.jpg (54434 Byte) Obernai Synagogue 141.jpg (48611 Byte)
   Die 1876 im Bereich der mittelalterlichen
 Stadtbefestigung erbaute Synagoge 
Die Synagoge von der Stadt 
aus gesehen 
     
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.7.2004)
Obernai Synagogue 102.jpg (56565 Byte) Obernai Synagogue 103.jpg (55042 Byte) Obernai Synagogue 100.jpg (53306 Byte)
Synagoge von Osten mit 
Nische des Toraschreines
   Synagoge von 
Süden gesehen 
     
Obernai Synagogue 101.jpg (47858 Byte) Obernai Synagogue 104.jpg (75765 Byte) Obernai Synagoge 043.jpg (70354 Byte)
Portalinschrift über 
dem Haupteingang
Der Platz neben der Synagoge ist 
nach André Neher* benannt
Schülerin beim Besuch der Synagoge 
Quelle: Schelztor-Gymnasium Esslingen

*André Neher (geb. 1914 Obernai, gest. 1988 Jerusalem) gehörte zu den 40 jüdischen Weisen, die Israels Ministerpräsident Ben Gurion 1958 beauftragte, den Begriff der »jüdischen Identität« zu bestimmen.  
  
  
Die Synagoge Obernai im Film:    

Obernai Synagogue 360.jpg (159326 Byte)Die Synagoge in Obernai ist online auch in 3D zu sehen: Link zu synagogues360.org zu Obernai   

  
   

Links und Literatur   

Links:  

bullet Informationsseite zu Obernai französisch/englisch/deutsch  
bulletFranzösische Seite zur Synagoge in Obernai      
bulletVerzeichnis des Ministère de la culture: hier anklicken und hier anklicken und hier anklicken 
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Obernai (interner LInk)    

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 614; III,2 S. 1045-1047. 
bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 36.103.   

   
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Obernai (German Oberehnheim) Bas-Rhin dist. The first evidence of the presence of Jews dates from 1215. They were persecuted in 1336 and massacred in 1349. Over the next two centuries, there were Jews in Obernai, but they only received permissions to settle on a permanent basis in 1647, when Obernai was annexed to France. In 1720, 21 Jewish families resided in Obernau. A synagogue was built in 1749. By 1784 there were 196 Jews in Obernai and in 1883 there were 219. A synagogue was inaugurated in 1876 and a small cemetery was purchased at the beginning of the 20th century. By 1936, the community consisted of 138 members. During worldwar II, they were expelled to the south of France with the rest of Alsace-Lorraine Jews and the synagogue was destroyed. In 1948, Obernai's Jews restored their synagogue. In 1970, there were 70 Jews.  
      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020