Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Marmoutier (Maursmünster, Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
In Marmoutier bestand seit dem Mittelalter eine der ältesten und - zumindest zeitweise - bedeutendsten jüdischen Gemeinden des Elsass. Möglicherweise lebten bereits im 9./10. Jahrhundert Juden in der Stadt im Zusammenhang mit den Handelsaktivitäten der Abtei. 1338 wird Samuel von Maursmünster (Morsminster) in Straßburg genannt. 1497 versuchte Wilhelm von Rappoltstein (Guillaume de Ribeaupierre) die Juden aus Marmoutier zu vertreiben, wohl erfolglos, denn 1525 hatten die Juden der Stadt durch Plünderungen ihrer Häuser unter dem Bauernkrieg zu leiden. 
   
Auch im 17./18. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt, 1650 waren es etwa 30 (bei einer Gesamteinwohnerzahl - nach dem Dreißigjährigen Krieg - von nur noch etwa 250 Personen). Sie konnten innerhalb der Stadtmauern wohnen, jedoch nicht im Bereich des Klosters und der Abteikirche. Um 1700 wurden etwa 100, im Dezember 1784 299 jüdische Einwohner gezählt. 
  
Bereits im 18. Jahrhundert war Marmoutier Sitz eines Rabbinates. Unter den Rabbinern sind bekannt (die Lebensdaten stehen - soweit bekannt - in Klammern): 1746-? Simon Halberstadt aus Haguenau, ?-? Emmanuel Wormser (1716 oder 1726-1796), ?-1846 Jakob Hagenauer (1769-1846), 1853-1894 Michel Wimphen (1813-1894), 1894-1896 Dr. Léonard Sylvain Koch (1870-1930), 1897-1908 Isaac Levy (1866-1949). 1910 wurde das Rabbinat aufgelöst bzw. Marmoutier dem Rabbinat Zabern/Saverne zugeteilt.  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 357 jüdische Einwohner, 1846 469, 1865 405 (etwa 20 % der Gesamteinwohnerschaft), 1870 379, 1887 284, 1894 228, 1895 197 (in 57 Familien), 1897 192 (in 43 Familien), 1899 179 (in 49 Haushalten), 1910 130. 

1848 wurden mehrere jüdische Häuser geplündert. Bereits damals ging in Folge die Zahl der jüdischen Einwohner zurück, in den folgenden Jahrzehnten verstärkt durch Abwanderung in die Städte, sodass 1910 nur noch 130 Juden in Marmoutier lebten. Aus Marmoutier stammt u.a. der Maler Alphonse Levy (1843-1910, s.u.). 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (im 18. Jahrhundert Religionssschule, bereits seit 1822 Israelitische Konfessionsschule/Volksschule, 1913 nach dem Weggang von Lehrer Wolf geschlossen), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren (neben dem Rabbiner s.o.) ein Lehrer sowie zeitweise auch ein Kantor angestellt. Einer von ihnen war auch als Schochet tätig. Als Lehrer werden genannt: um 1887/1897 H. Heymann, bis 1913 Lehrer Wolf (siehe unten). Die Schule wurde um 1895 von 33 Kindern, um 1899 von 24 Kindern besucht. Als Kantoren werden genannt: um 1887/94 M. Weil. 1895 J. Weil, 1913 Herr Heymann (vielleicht identisch mit dem früheren Lehrer Heymann). 
  
An jüdischen Vereinen bestand eine Chewra Kadischa - Israelitische Brüderschaft - Israelitischer Männerverein (1895 unter Leitung von Ad. Weil. 1897 unter Leitung von C. Bloch) und ein Israelitischer Frauenverein (1895/97 unter Leitung von Frau H. Heymann).
   
Gemeindevorsteher waren um 1887/1894 A. Weil, um 1895 A. Weil, Dr. Bielski, M. Wormser, B. Levy, J. Theodor, N. Weil, um 1897/1899 K. Bloch, Dr. Bielski, S. Levy, Z. Levy.     
   
1939 lebten noch 50 Juden in der Stadt, von denen die meisten unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert wurden. 14 Personen wurden in den Lagern ermordet. 
  
Von den in Marmoutier geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Marguerite Bielski (1892), Ida Bloch (1875), Irene Ewselmann (1897), Marthe Glashendler (1890), Lazare Heimann (1865), Jeanne Kahn (1884), Julien Kahn (1887), Melanie Kaufmann geb. Lehmann (1884), Janiel Korenstein (1889), Emma Lehmann (1872), Berthe Levy (1893), Hortense Levy (1864), Rene Levy (1879), Jeanne Mendel (1876), Alphonse Netter (1891), Isidore Netter (1897), Jacques Theodore (1868).  
   
Nach 1945 kehrte nur ein Teil der Überlebenden zurück. 1953 wurden 54 jüdische Einwohner gezählt. In den 1960 erlosch das jüdische Gemeindeleben. 
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
     
   
Aus der Geschichte des Rabbinates  
Zum Tod von Rabbiner Jakob Hagenauer (Jacob Haguenauer, 1846) 
  
Anmerkung: Über Rabbiner Jakob Hagenauer liegen nur wenige Informationen vor. Sohn seiner Tochter Rosette, die mit dem Händler Félix Ulrich Lévy verheiratet war, war der Rabbiner Isaac Lévy (geb. 1835 in Marmoutier, gest. 1912 in Paris) (siehe unten).

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1846: "Einen andern, sehr gelehrten Rabbiner verlor der Elsass am vorigen Erew Jom Kippur (Tag vor Jom Kippur, das war am 29. September 1846) in dem Herrn Jakob Hagenauer, Rabbiner zu Maursmünster, dem mit dem vorher Genannten die Lehrhäuser anvertraut waren. Er war der Erste, welcher den Eid more judaico abzunehmen verweigerte und in die Prozesskosten verurteilt wurde, die aber durch Subskriptionen gedeckt wurden. Der Hochbetagte war im Begriff, ein Werk Kol Jaakow zu edieren. Auch sein Leichenbegängnis wurde sehr feierlich begangen".    

  
Über Rabbiner Michel Wimphen 
Anmerkung: Rabbiner Michel Wimphen (geb. 1809 in Diedenhofen/Thionville, Lothringen, gest. 1893 in Maursmünster) besuchte 1830 bis 1837 die Rabbinerschule in Metz; seit 1841 verheiratet mit Rosette geb. Lévi aus Hellimer; 1841 bis 1851 als Möbel-Gebrauchtwarenhändler in Sarreguemines tätig; 1851 Rabbiner in Sarreguemines, doch wurde die Wahl zweimal annuliert; 1852 bis zu seinem Tod 1893 Rabbiner in Maursmünster, versah mit 1881 das Interim in Quatzenheim.  
  
Über Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch
Anmerkung: Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch (geb. 1867 in Lembach, gest. 1930 in Wissembourg): besuchte das Rabbinerseminar in Colmar, 1891/92 das Rabbinerseminar Berlin, 1892 Promotion Universität Straßburg; war 1894 Rabbiner in Durmenach, noch im selben Jahr als Nachfolger von Michel Wimphen Rabbiner in Maursmünster (1895 mehrfach als Rabbiner in M. genannt); von 1898 bis zu seinem Tod 1930 Rabbiner in Wissembourg; war verheiratet mit Louise Rébecca geb. Cromback.  
   
Über Rabbiner Dr. Isaac Lévy   
Anmerkung: Rabbiner Dr. Isaac Levy (geb. 1865 in Balbronn als Sohn des Kaufmanns Abraham Lévy und seiner Frau Florette, gest. 1949 in Sarrebourg, Lothringen) besuchte 1886 bis 1891 die Rabbinerschule (École rabbinique) in Paris; war 1891 bis 1896 Rabbiner in Norrköping, Schweden, 1897 bis 1908 Rabbiner in Maursmünster, 1908 Rabbiner in Phalsbourg (Pfalzburg, Lothringen); das Rabbinat Phalsbourg wurde 1910 aufgelöst und nach Sarrebourg verlegt, wo er bis 1949 amtierte. 1942 war Rabbiner Dr. Lévy ins Exil nach Brive, Corrèze gegangen, 1946 nach Sarrebourg zurückgekehrt.  
   
   

Auflösung des Rabbinates Maursmünster (1909) 
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1909: "Straßburg, 28. Januar (1909). Mit dem 1. April sollen die heute in Elsass-Lothringen bestehenden 40 Rabbiante (abgesehen von den Oberrabbinaten) auf 28 verringert werden. Neun dieser Rabbinate, alle im Oberelsass, sind schon seit langen Jahren nicht mehr besetzt, nicht so sehr aus Mangel an Kandidaten, als weil die Seelenzahl der betreffenden Gemeinden viel zu gering war. Vier Rabbinate waren unter 100 Seelen gesunken. Das geringste, Blotzheim, zählte 1905 nur noch 39 Seelen. Alle diese, ebenso auch das seit zwei Jahren erledigte Rabbinat Maursmünster werden bis jetzt von benachbarten Rabbinern interimistisch verwaltet, sollen aber von 1910 ab, nebst noch einigen anderen, aufhören, als Rabbinate zu existieren."      
 
Artikel in "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Aufgelöst werden durch die Neueinteilung der Rabbinatsbezirke die bisherigen alten Rabbinate Lauterburg, Maurmünster und Quatzenheim und die dazugehörenden jüdischen Gemeinden werden je nach ihrer Lage anderen Rabbinaten zugeteilt. Dahingegen ist für Straßburg die Gründung eines zweiten Rabbinats vorgesehen. Bei der Einteilung ist die Regierung von dem Grundsatz eingegangen, die Rabbinatssitze womöglich in Kanton- und Kreishauptstädte zu verlegen, so erklärt sich die geplante Verlegung der bisherigen Rabbinatssitze von Dambach nach Barr, von Fegersheim nach Erstein und von Schirrhofen (statt Schirrhein) nach Bischweiler…" 

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Marmoutier hat eine der ältesten jüdischen Schulen im Elsass (Artikel von 1842)     

Artikel in "Der Orient" vom 25. Oktober 1842: "Die Christen im Elsass scheinen sich oft durch ihren Hass allein leiten zu lassen, der dann das Unglück nur vermehrt und die Möglichkeit der Abhilfe nur weiter hinausschiebt. Die Juden sind das Unglück der Christen, weil der alte Geist des Unrechts noch in ihnen fortwirkt, diesen aber kann nur Aufklärung und Erkenntnis besiegen. Nun stehen aber fast überall die Bauerngemeinden diesem Ziele im Wege, indem sie überall Schwierigkeiten machen, so oft von noch so geringen Beiträgen für Israelitenschulen die Rede ist. Das Arrondissement von Schlettstadt sprach sich 1834 direkt gegen jeden Zuschuss zu einem solchen Zwecke aus und stützte sich auf den Grund, dass die Juden bereits anfingen, ihre Kinder in die christlichen Schulen zu schicken. Der Generalrat des Departments erklärte dagegen, dass der Versuch, die Judenkinder in den Gemeinden, in denen nicht die Juden genug zu einer besonderen Schule sind, in die christlichen Schulen zu schicken, fast überall an dem Widerstreben der Väter israelitischer Familien und den Vorurteilen der übrigen Bewohner gescheitert sei. Jüdische Schulen gab es nur in Mutzig, Tegersheim (?), Duttlenheim und Marmoutier und seit 1836 auch eine in Westhofen. Deswegen setzte der Generalrat 1834 800 Fr. aus, um den christlichen Lehrern es zu erleichtern, den Judenkindern besondere Unterrichtsstunden zu gestatten. 1834 verstanden sich dazu 18 Gemeindelehrer, deren Zahl 1836, da die Summe auf 1500 Fr. erhoben wurde, auf 22 stieg. Im Jahre 1839 wurde diese Summe wieder auf 1000 Fr. herabgesetzt und weil ein paar Inspecteurs-Adoints des écoles du département anzustellen waren. Ob dieser notwendiger als der Unterricht der Juden, weiß ich nicht, durch begreife ich's sehr.
Jene 22 Gemeinden und jene fünf Judenschulen sind also die einzigen, in denen in größerem Umfang für den ersten Unterricht der Juden gesorgt wird. In allen anderen Gemeinden, deren Zahl sich auf 100 und mehr beläuft, ist derselbe total vernachlässigt und diese Vernachlässigung selbst ist dann wieder Ursache, dass der Jude des Elsass es wie der Bauer hinter seiner Zeit zurücksteht. Wie notwendig aber hier für Beide Abhilfe, nach den obigen Tatsachen noch näher darzustellen, hieße an dem gesunden Menschenverstand derer, die da Augen zum Sehen und Ohren zum Hören haben, verzweifeln."      

 
Die israelitische Volksschule wird geschlossen (1913)     

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913: "Maursmünster. Auch die hiesige israelitische Volksschule scheint dem Untergange geweiht. Unser Lehrer Herr Wolf, verlässt uns am 1. Juni, um seine neue Stelle in Mommenheim anzutreten, und soll, wie es heißt, nicht mehr ersetzt werden."   

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Erinnerungen an die Revolutionsjahre 1848 

Artikel in "Der Israelit" vom 4. Juli 1898:  "Maursmünster (Unter-Elsass), 23. Juni. (Vor 50 Jahren). Die letzten Tage dieses Monats rufen in dem Herzen der hiesigen jüdischen Gemeinde eine fünfzigjährige trübselige Erinnerung wach, die durch ihr viel verbreitetes geschätztes Blatt der Mit- und Nachwelt, insbesondere aber unseren spätesten Nachkommen aufbewahrt bleiben möge. Infolge der vor 50 Jahren, im Jahre 1848 ausgebrochenen Februar-Revolution waren bekanntlich an verschiedenen Punkten des Ober- und Unter-Elsass unsere Glaubensgenossen verfolgt worden und der Pöbel hatte sich gegen sie zu schlimmen Ausschreitungen hinreißen lassen. So wurde zum Beispiel in Altkirch die Synagoge von Grund aus zerstört und die Gemeindebehörde stand den Unordnungen machtlos gegenüber..."     
  

   
Ergebnis einer Kollekte (1895)  

Mitteilung in "Der Israelit" vom 28. März 1895: "Mauersmünster. Durch Rabbiner Dr. L. Koch: Heinrich Theodor 1, Adolf Weil 1, Witwe Theodor 1, Witwe Salomon Levy 2.40, Zacharias Levy 1, Challah-Geld von Frau Heinrich Theodor 2, zusammen 8.40 Mark. "   

 
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Über den aus Maursmünster stammenden Rabbiner Isaac Levy (1835-1912)  

Rabbiner Isaac Lévy / Lévi ist am 20. Januar 1835 in Marmoutier geboren als Sohn des Händlers Félix Ulrich Lévy aus Schweinheim und der Rosette, Tochter des Rabbiners von Marmoutier Jacob Haguenauer (s.o.). Seinen ersten Unterricht erhielt er in Marmoutier und Brumath an der Schule von Rabbiner Salomon Lévy. 1857 Rabbinerschule in Metz. 1858 Rabbiner in Verdun, 1865 Rabbiner in Lunéville. 1869 Großrabbiner von Colmar, 1873 Großrabbiner von Vesoul. 1887-1912 Großrabbiner in Bourdeaux.  
  
  
Der Dichter Alexander Weill war ein Jahr in der Schule von Marmoutier (Beitrag von 1865)   
Anmerkung: Alexander Weill (Alexandre Weill, A. Weilowsky, geb. 1811 in Schirrhoffen, gest. 1899) in Paris war ein bekannter französischer Journalist, Publizist und Schriftsteller. Foto und Werke von ihm siehe https://de.wikisource.org/wiki/Alexandre_Weill.  Werke siehe  https://data.bnf.fr/fr/documents-by-rdt/12521031/te/page1   

Artikel in "Jüdisches Volksblatt" 1865 S. 51 (es wird nur kleiner Teil aus der 1865 erschienenen Publikation von Alexandre Weill zitiert: 'Mon Retour de Bruxelles'): "Noch ein Kapitel aus meiner Jugend. Von Alexander Weill. Als ich von Metz und Nancy zurückgekehrt, nachdem ich ein Jahr die Schule von Marmoutier besucht, und nachdem ich kaum den Fuß auf die Schwelle des väterlichen Hauses gesetzt, hielt mir mein Vater folgende Ansprache: - mein Sohn, ich habe neun Kinder, worunter sieben Mädchen. Meine Mittel erlauben mir nicht auch nur einen Sous mehr für deine Studien zu verwenden. Du bist 14 Jahre alt. In deinem Alter habe ich reichlich meinen Lebensunterhalt verdient. Du musst in meinen Handel eintreten, um mir einen Knecht zu ersparen. Da hilft kein Zaudern, es muss sein. Deine Mutter rechnet darauf einen Rabbiner aus dir zu machen. Ich hoffte allein im Stande zu sein, um für uns Alle zu schaffen. Diese Hoffnung hat mich getäuscht. Ich fühle mich altern. Das Glück verlässt mich. Vor Allem muss man leben. Komm, hilf mir, oder ich unterliege der Last. Ich gehe zu Grunde!
So viele Worte, so viele Keulenschläge auf mein Haupt. Alle meine schönen Träume wurden von einem finstern Abgrund zu meinen Füßen verschlungen. Ich fühlte mich zermalmt zwischen dem Schmerz, meinen Vater zu Grunde gerichtet zu sehen, und der Verzweiflung einer Zukunft des Ruhms und der himmlischen Seligkeit zu entsagen, denn ich war voll religiöser Glut. Ich ging zu meinem alten Rabbiner, meinem guten Freunde Heiser, zum Maire (Bürgermeister) des Dorfes, um sie um Rat zu fragen. Sie rieten mir, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, mich zu gedulden. Michel Heiser sagte mir, ich sehe darin kein Unglück, dass du die Übelstände von deines Vaters Geschäft in der Nähe kennen lernst, du wirst ihn deshalb nur umso mehr lieben. Geh, tue deine Pflicht, mit der Hilfe deiner Mutter, die eine fromme Frau ist, werde ich Dich aus dieser Hölle befreien, denn es ist eine Hölle. In deinem Alter kann man alles versuchen! Du kennst schon das Pferd, wohlan! Du wirst auch noch die Kälber und die Kühe kennen lernen. Der Verkehr mit den Tieren ist nicht immer so dumm als wie mit den Menschen..."    

  
Zum Tod des Gemeindevorstehers und Stadtrates David A. Levy (1890)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" 29. August 1890: "Am 6. Juli starb, 70 Jahre alt, der Vorsteher der Gemeinde Maursmünster im Elsass, Herr David A. Levy. Der Verstorbene, welcher Mitglied des Stadtrats war, erfreute sich bei allen Konfessionen der höchsten Achtung."    

  
Über den aus Maursmünster stammenden Künstler Alphonse Lewy (Artikel anlässlich einer Ausstellung 1901)   
Anmerkung: Alphonse Lévy (geb. 1843 in Marmoutier, gest. 1918 in Algier) war ein bekannter Maler, Illustrator und Karikaturist. Bekannt wurde er vor allem durch die Darstellung der jüdischen Bürger im Elsass und im damals französischen Algerien. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Alphonse_Lévy 
Beitrag von Emmanuel Haymann über Alphonse Lévy  http://judaisme.sdv.fr/perso/alphonse/index.htm (mit Fotos des Geburtshauses von A. Levy in Marmoutier)   

    Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juli 1901: zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.   
       
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1901: zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.   

    
Der Arzt Dr. Bielsky wurde nach unruhigen Gemeinderatswahlen am Ort in den Gemeinderat gewählt (1908)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1908: "Straßburg. Zur Ergänzung des vorwöchentlichen Berichtes über die Gemeinderatswahlen sei mitgeteilt, dass nicht weniger als 17 Vorsteher jüdischer Gemeinden zu Gemeinderäten gewählt wurden. Außer in Quatzenheim und Maursmünster zeigten die Wahlen überall das schönste Einverständnis zwischen den Konfessionen. In den erwähnten beiden Orten gelang es Treibereien aus persönlichen Interessen, den Wahlen eine antisemitische Färbung zu geben. Es wurden dadurch drei jüdische Kandidaten, die bis dahin dem Gemeinderate angehört hatten, nicht wiedergewählt. In Maursmünster kam Dr. Bielsky, ein jüdischer Arzt, der seit 17 Jahren Bürgermeister des Ortes ist, erst in der Stichwahl durch."        
 
Artikel in "Der Gemeindebote" vom 17. Juli 1907: "(Straßburg im Elsaß). Bei den Gemeinderatswahlen wurden hier drei jüdische Mitbürger gewählt, das bisherige Mitglied Fabrikdirektor Max Frank, sowie der Präsident der israelitischen Verwaltungskommission, Herr Marc Blum, und Rechtsanwalt Fritz Meyer. Auch in den übrigen Gemeinden des Landes wurden vielfach Glaubensgenossen in den Gemeinderat gewählt. Doch fehlte es an einzelnen Plätzen nicht an antisemitischen Hetzereien; so wurde in Quatzenheim von den drei bisherigen jüdischen Mitgliedern keines wiedergewählt und in Maursmünster, wo der Wahlkampf sehr heftige Ausfälle gegen die Juden zeitig da, wurden der jüdische Bürgermeister und das andere bisherige Mitglied des Gemeinderates gleichfalls nicht wieder gewählt. 

   
Goldene Hochzeit von Aron Heimann und Frau geb. Weill (1912)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Dezember 1912: "Straßburg. In Maursmünster feierten die Eheleute Aron Heimann und Frau geb. Weill die Goldene Hochzeit".         

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge        
          
Die heute noch in Marmoutier stehende Synagoge wurde 1822 erbaut. Sie wird derzeit als ein kulturelles Zentrum der bürgerlichen Gemeinde verwendet.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeRue de la Synagogue, Marmoutier   
   

   
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2004) 

Marmoutier Synagogue 100.jpg (54329 Byte) Marmoutier Synagogue 101.jpg (47734 Byte) Marmoutier Synagogue 102.jpg (50926 Byte)
 Ansichten des ehemaligen Synagogengebäudes  Eingangstor zum Synagogenhof
     
Marmoutier Synagogue 103.jpg (57576 Byte) Marmoutier Synagogue 104.jpg (40746 Byte) Marmoutier Synagogue 105.jpg (50063 Byte)
   Heutiger Eingang  Straßenschild am Eingang in die 
"Rue de la Synagogue"
   
     

   
   

Links und Literatur  

Links:  

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Marmoutier  
bulletWeitere französische Seite: Pierre Katz: Tiré de "La Communauté Juive de Marmoutier" Almanach du K.K.L. Strasbourg 1994/5754  Internetarchiv: https://web.archive.org/web/20080516231802/http://www.judaicultures.info/marmoutier.html    
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Marmoutier (interner Link)   

Literatur:    

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 33.95.   

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020