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Erding
mit Dorfen (Landkreis Erding)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
von Erding
In Erding bestand - abgesehen von der jüdischen
DP-Gemeinde nach 1945 (siehe unten) - zu keiner Zeit eine selbständige
jüdische Gemeinde.
Im Mittelalter gab es wenige jüdische Personen in der Stadt. So wird
Anfang 1338 ein Erdinger Jude in Dokumenten des Klosters Seligenthal
(Landshut) im Zusammenhang mit einem Immobiliengeschäft genannt. Wenig später (September/Oktober
1338) betraf die Erdinger und auch die Dorfener Juden die von
Deggendorf ausgehende
Verfolgungswelle. Erst ab 1364 wird wieder ein Jude in der Stadt genannt.
Er lebte vom Geldverleih und gab allein sowie in Gesellschaft mit einem Münchner
Juden an Bürger Erdings und umliegender Orte Darlehen. Ein anderer Jude zu
Erding wird 1448 genannt; auch er lebte vom Geldverleih.
In Dorfen wird 1432 ein jüdischer Einwohner genannt.
Im 19./20. Jahrhundert gehörten die in Erding lebenden jüdischen Personen
offiziell zum Gebiet der Jüdischen Stadtgemeinde in München (siehe "Handbuch der
jüdischen Gemeindeverwaltung..." von 1932 unten).
Seit Ende der 19. Jahrhunderts waren in der Stadt einige jüdische Familien
zugezogen, darunter
- um 1879/80 eine Familie Einstein (Kinder Sofie und Leopold in
Erding geboren, siehe unten)
- um 1894 die Familie Max Erlanger (geb. 1863 in
Buchau) und Sara Erlanger geb. Gerstle
(geb. 1860 in Steppach): Sohn Artur 1893 in
Erding geboren; Tochter Amalie 1894 in Erding geboren, die Familie wohnt ab 1896
in Bayreuth, wo Max Erlanger als Kaufmann und Geschäftsinhaber tätig war; Amalie
nach Deportation umgekommen; ausführliche Informationen zur Familie
http://www.geepeetee.de/images/erlanger2.pdf)
- bis 1907 die Familie des Oberlandesgerichtsrates Arthur Gutmann
und seiner Frau Julie Gutmann geb. Rosenstern. 1903 ist die Tochter
Margit geboren, die 1923 bis 1927 an der Ludwig-Maximilians-Universität München
studierte (Promotion 1928) und von 1928 bis 1932 als Lehrerin an der
Karolinenschule in Frankenthal
unterrichtete (1933 wegen ihrer jüdischen Herkunft entlassen). 1943 wurde sie
von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auch ihre Eltern sind
umgekommen (Ghetto Theresienstadt 1942/43), vgl. Dokumente unten und weitere
Informationen im Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Margit_Gutmann und
http://juden-in-frankenthal.de/jüdische-familien/gutmann/.
- die Familie des Viehhändlers Otto Blumenthal (verheiratet mit
einer nichtjüdischen Erdingerin).
- die Familie des Viehhändlers Herbert Levite (arbeitete mit Otto
Blumenthal zusammen).
- die Familie des Viehhändler Josua Manasse.
- die Familien Hirsch und Reiß.
- Edgar Ladenburg (geb. 1878, Sohn des Mannheimer Bankiers
Ferdinand Ladenburg und der Franziska geb. Nathan), der als Bankier tätig war.
Bekannt als sehr erfolgreicher Autorennfahrer. Er kaufte 1912 das Schloss
Notzing in Obererding, wo er seit 1914 einen ständigen Wohnsitz hatte; wurde
1939 von den Nationalsozialisten enteignet. Gestorben 13. November 1941 an
Suizid. Vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Notzing Dazu auch Seite
https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=2263
- Sigmund Elsässer.
Weitere Informationen zu den genannten Personen in dem Beitrag von Winfried
Scholten und andere: Spuren jüdischer Schicksale in Erding. s.Lit. unten.
Von den in Erding geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sofie Buchmann geb. Einstein
(geb. 1879 in Erding, wohnhaft in Nürnberg, 1942 nach Deportation umgekommen),
Leopold Einstein (geb. 1880 in Erding, wohnhaft in Nürnberg, 1943 im Ghetto
Theresienstadt umgekommen), Sara Erlanger geb. Gerstle (1860), Arthur Gutmann
(geb. 1870 in Nürnberg, wohnhaft in München, umgekommen nach Deportation 1942 im
Ghetto Theresienstadt), Julie Gutmann geb. Rosenstern (geb. 1880 in Stuttgart,
wohnhaft in München, umgekommen nach Deportation 1943 im Ghetto Theresienstadt),
Margit Gutmann (1903, "Stolperstein" in
Frankenthal Ecke Johannes-Mehring-Straße/Karolinenstraße), Amalie Rector
geb. Erlanger (geb. 1894 in Erding, wohnhaft in Bayreuth und Frankfurt,
umgekommen nach Deportation 1942 in Majdanek oder Sobibor; siehe
Gedenkbuch Bayreuth).
Nach 1945: In Erding bestand von
Ende 1945 bis vermutlich 1952 eine jüdische DP-Gemeinde ("Jüdisches
Komitee Erding", Gemeinde von Displaced Persons, auch Überlebende des KZ
Dachau). Die Gemeinde hatte ihre Einrichtungen im Gasthof Post
Friedrich-Fischer-Straße (Verwaltungssitz und Zentrum der jüdischen Gemeinde)
sowie im Bahnhofsrestaurant (Bahnhofstraße). Die Gemeinde hatte eine Betstube
und eine koschere Küche. Es gab als jüdischen Sportverein den Verein Makabi
Erding. Vorsitzende waren Leib Fischlein und David Perlmutter. Die Versorgung
der Gemeinde erfolgte über die Hilfsorganisation der Vereinten Nationen UNRRA.
1945 gehörten 500 Personen dem DP-Lager Erding an, März 1946 545, Februar 1947
386, Januar 1948 287, März 1949 175, Februar 1951 114, Juni 1951 88. Nach der
Gründung des Staates Israel 1948 sind viele der Displaced Persons dorthin
ausgewandert. Weitere Informationen siehe in der Website
http://www.after-the-shoah.org/erding-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/.
In der Umgebung von Erding gab es von 1946 bis Anfang 1948 - gegründet
durch Überlebende des Holocaust - jüdische Bauernschulen ("Kibbuzim") in
Fürstbach (Taufkirchen/Vils), Franzheim (Oberding), Reithofen (Pastetten), Graß
(Walpertskirchen) und in der Stadt Dorfen ("Jüdische Blumengartenschule"). Diese
Lehrfarmen waren den Holocaust-Überlebenden für Ausbildungszwecke zur Verfügung
gestellt worden. In Dorfen lebten 300 jüdische Flüchtlinge; Sitz des Jüdischen
Komitees war das Gasthaus "Zum Jakobmayer", das heutige Dorfener Kulturzentrum,
in dem es auch einen Betsaal gab.
Zu Dorfen
https://www.after-the-shoah.org/dorfen-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/
und
https://www.after-the-shoah.org/dorfen-kibbuz-jakob-brand-hachschara-kibbutz-jakob-brand-hachsharah/
zu Fürstbach
https://www.after-the-shoah.org/fuerstbach-kibbuz-nizachar-hachschara-fuerstbach-kibbutz-nizachar-hachsharah/
zu Franzheim
https://www.after-the-shoah.org/franzheim-kibbuz-la-atid-hachschara-kibbutz-la-atid-hachsharah/
zu Graß
https://www.after-the-shoah.org/grass-kibbuz-grass-hachschara-grass-kibbutz-grass-hachsharah/
zu Reithofen
https://www.after-the-shoah.org/reithofen-kibbuz-la-matara-hachschara-kibbutz-la-matara-hachsharah/
Vgl. Presseartikel zu Spuren der jüdischen Flüchtlinge in Dorfen Artikel
im "Merkur"
- vom 7. Juli 2011: "Spuren jüdischer Flüchtlinge gefunden. Dorfen - Das
ist eine kleine Sensation: Bei der derzeit laufenden Sanierung des
Jakobmayer-Gebäudes ist ein Stück bislang weitgehend nicht bekannter
Stadtgeschichte entdeckt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Juden für
einige Jahre in der Stadt Zuflucht gefunden..."
Link zum Artikel
- vom 5. Februar 2020: "Konzert und Vortrag zur Geschichte. Freiheit unterm
Dorfener Davidstern: Schicksal von Juden nach dem Krieg..."
Link zum Artikel
Vgl. Geschichte der Familie von Rifka Rotberg
http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3614/suche/R.html
Berichte aus der jüdischen Geschichte von
Erding
Beschreibung des
Gemeindegebietes der
jüdischen Gemeinde München 1932 |
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Handbuch
der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1932 über das
Gemeindegebiet der jüdischen Gemeinde München: "Das Gemeindegebiet erstreckt
sich auf die Stadt München, die
unmittelbaren Städte Freising,
Rosenheim und
Traunstein sowie die
Bezirksämter Aibling, Altötting, Berchtesgaden,
Dachau, Ebersberg, Erding,
Freising, Fürstenfeldbruck,
Garmisch,
Laufen, Miesbach, Mühldorf,
München, Pfaffenhofen,
Rosenheim, Starnberg,
Tölz,
Traunstein, Wasserburg,
Weilheim und
Wolfratshausen". |
Fotos / Abbildungen
(die Dokumente zu Margit Gutmann wurden von Paul Theobald,
Frankenthal zur Verfügung gestellt; Todesfallanzeige aus Theresienstadt
https://www.holocaust.cz/de/main-3/)
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Dr.
Margit Gutmann (geb. 1903 in Erding,
ermordet in Auschwitz; Foto und Abbildung
des "Stolpersteines" in Frankenthal |
Titel der
Dissertation von
"Margit Gutmann aus Erding",
München 1929 |
Protokoll
des Rigorosums (mündliche
Doktorprüfung) für Margit Gutmann,
1928 in München |
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"Zustellungsurkunde"
aus der NS-Zeit
vom 7. September 1943 - am 10. September wurde
sie von Berlin nach Auschwitz deportiert |
Schreiben
des Dokumentationszentrums
Auschwitz von 2001 zum Tod von
Dr. Margit Gutmann |
Gedenkblatt
der Gedenkstätte
Yad VaShem Jerusalem für Dr. Margit Gutmann
https://yvng.yadvashem.org/
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"Todesfallanzeige"
Theresienstadt für
Leopold Einstein, geb. 1880 in Erding |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
März 2010:
Vortrag von Winfried Scholten über
die jüdische Geschichte in Erding |
Artikel in meine-anzeigenzeitung.de vom 24.
März 2010: "Spuren jüdischer Schicksale in Erding..."
Link zum Artikel |
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April 2013:
Vortrag über das Lager für
Displaced Persons in Erding |
Artikel von Alisa Schmitz in der
"Süddeutschen Zeitung" vom 10. April 2013: "Erding nach dem Zweiten
Weltkrieg. Integration unerwünscht. In der Zeit von 1945 bis 1951 lebten
mehr als 500 geflüchtete Juden in Erding und Umgebung. Hans Niedermayer
erzählt in seinem Vortrag von Leben und Leiden der neuen Mitbewohner..."
Link zum Artikel |
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