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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Gernsbach (Landkreis Rastatt)
(ab 1928 mit Gaggenau,
Hörden und Bad Rotenfels)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
(Die Seite wurde erstellt unter
Mitarbeit von Irene Schneid-Horn)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen zwei
unterschiedlichen Landesherren (Baden und Hochstift Speyer) geteilten Gernsbach
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
17. Jahrhundert zurück. Erstmals wird 1683/84 im speyerischen Teil von Gernsbach
die jüdische Familie von "Israel, dem Juden" genannt (1683 ist noch
ohne Namensnennung von einer jüdischen Familie in Gernsbach die Rede, womit
sicher Israel gemeint war). 1694
verstarb der Dienstbote des Juden Israel in Gernsbach, der in
Kuppenheim
beigesetzt wurde; bereits 1689 war sein Schwiegervater gestorben. Bis zu seinem
Tod im August 1711 war Israel der einzige Schutzjude in Gernsbach; er lebte vom
Handel mit verschiedenen Waren und vom Geldverleih. Nach Israels Tod wurde 1712
Isaac Lazarus als Schutzjude in Gernsbach aufgenommen. Er stammte aus dem
pfälzischen Eisenberg; zu seiner Familie
gehörten 1722 zusammen neun Personen.
Hinweis auf den Beitrag von Cornelia Renger-Zorn:
Erste Juden in Gernsbach (online zugänglich).
Unbekannt ist der Ursprung der heute noch so genannten
"Judengasse" in der Altstadt. Es lässt sich nicht nachweisen, dass
sich hier die jüdische Bevölkerung konzentrierte. Nur ein jüdisches Wohnhaus ist
dort nachweisbar: 1798 brannte das Haus von Isaac Kaufmann an der Ecke heutige
Judengasse/Amtsgasse ab. Allerdings ist damals noch nicht von einer "Judengasse"
die Rede.
Die Zahl der jüdischen Familien blieb im 18. Jahrhundert klein:
bis 1711 war nur die Familie des Israel in der Stadt. 1721 wurden vier
jüdische Erwachsene und drei Kinder gezählt; bis 1784 waren es vier Familien. Im 19. Jahrhundert
entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: um 1825 56 jüdische Einwohner
(2,7 % von insgesamt 2.055), 1852 56 (2,6 % von 2.183), 1871 54 (2,3 % von
2.321), 1880 52 (2,1 % von 2.524), 1895 68 (2,5 % von 2.688), 1900 57 (2,1 % von
2.679), höchste Zahl um 1910 mit 71 Personen (2,5 % von 2.804).
An älteren jüdischen Wohnhäusern sind in besonderer Erinnerung
(weitere Adressen siehe unten): im Eckhaus
Judengasse/Amtsstraße wohnte um 1800 der vermögende Kolonialwarenhändler
Simon Kaufmann, ein Nachkomme des 1733 aus Untergrombach zugezogenen David
Kaufmann (siehe unter Lit. der Beitrag von C. Renger-Zorn), in der Loffenauer
Straße 9 Eli Neter, der Vater des berühmten Mannheimer Kinderarztes Dr. Eugen (Isaak)
Neter (siehe unten; an die Familie Neter erinnert die 1922 an einem Wanderweg Richtung
Müllenbild/Baden-Baden errichtete Schutzhütte, noch heute Neter-Hütte genannt). Die bis 1903 bestehenden Eisengroßhandlung der
Familie Neter war in der Hauptstraße 21.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal / Synagoge
(s.u.) und eine jüdische Religionsschule (der Religionsunterricht wurde im 19.
Jahrhundert zeitweilig in Räumen der Höheren Bürgerschule am Marktplatz
abgehalten). Ein rituelles Bad bestand nicht; die Einrichtung scheiterte im 19.
Jahrhundert am
Widerstand des Gemeinderates der Stadt. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden
auf dem jüdischen Friedhof in Kuppenheim
beigesetzt (Foto links: Grabstein für Karl Marx aus Gernsbach in Kuppenheim,
geb. 1908, gest. 1931). Auch die Anlage eines eigenen jüdischen Friedhofes in Gernsbach
scheiterte am Widerstand des Gemeinderates. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten
Ausschreibung der Religionsschulstelle Gernsbach-Hörden 1922). Mitte des 19.
Jahrhunderts wird ein Lehrer Adler genannt. Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk in Bühl.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Vize-Wachtmeister Julius
Falk (geb. 19.3.1895 in Berwangen, gef. 22.8.1917), Max
Kohn und Albert Stern. Ihre Namen wurden auf dem 1936 erstellten
Gefallenendenkmal der Stadt nicht eingetragen, jedoch 1985 mit einer
Einweihungsfeier nachträglich ergänzt (Namen von Max Kohn und Albert Stern;
der Name des aus Berwangen stammenden
Julius Falk findet sich auf dem dortigen Gefallenendenkmal).
Um 1924, als noch 62 jüdische Einwohner gezählt wurden (1,9 % von 3.368
Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: Hermann
Nachmann, Josef Dreyfuß und Emil Nachmann. Als Lehrer, Kantor und Schochet kam regelmäßig
Lehrer J. Grünbaum aus Kuppenheim nach Gernsbach. Er hatte damals 12 Kinder in
Gernsbach zu unterrichten. 1932 waren die Gemeindevorsteher Hermann Nachmann (1.
Vors.), Julius Maier (Hörden, 2. Vors.) und Max Baer (2. Vors. und
Schriftführer). Inzwischen kam als Lehrer und Schochet regelmäßig Lehrer
Hermann Translateur aus Rastatt nach Gernsbach. Im Schuljahr 1931/32 hatte er 7 Kinder in Gernsbach zu unterrichten. Zur jüdischen Gemeinde in Gernsbach
gehörten in den Außenorten: Hörden 14 jüdische Personen,
Gaggenau 8 und
Rotenfels 4 (in
Rotenfels Arztfamilie Dr. Isidor Meyerhoff, siehe Presseartikel unten).
Seit Mitte 1928 gab es, nachdem die Zahl der jüdischen Einwohner in Hörden
stark zurückgegangen war, eine gemeinsame
Israelitische Religionsgemeinde Gernsbach – Hörden.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben
im Besitz jüdischer Familien sind bekannt: Gemischtwarengeschäft Friederike Baer
(Igelbachstraße 21, abgebrochen), Manufaktur- und Möbelgeschäft Julius und Max Baer
(Igelbachstraße 7), Eisenhandlung Emanuel Dreyfuß (Igelbachstraße 5),
Kleidergeschäft Leopold Dreyfuß (Bleichstraße 4), Metzgerei Adolf Maier
(Hauptstraße 14), Kaufhaus für Konfektions- und Manufakturwaren, Wäsche und Ausstattungsgeschäft, Möbellager, Inh. Emil Nachmann und Julius Ochs
(Igelbachstraße 8), Eisenwarengeschäft, Haus- und Küchengeräte, Inh. Hermann Nachmann und Herbert Walter
(Bleichstraße 2), Viehhandlung Josef Salomon Stern (Igelbachstraße 17, abgebrochen).
1933 lebten noch 54 jüdische Personen in Gernsbach. Auf Grund der Folgen
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung
wanderten bis 1939 die meisten von ihnen aus (USA, Palästina, Uruguay und
Argentinien). Beim Novemberpogrom 1938 wurde durch auswärtige SA-Leute
die Synagoge angezündet und zerstört; die bis dahin noch bestehenden
jüdischen Geschäfte und Wohnungen wurden demoliert. Am 1. Januar 1939 wurden
noch 25 jüdische Einwohner gezählt; am 22. Oktober 1940 wurden
die letzten neun jüdischen Einwohner aus Gernsbach nach Gurs deportiert.
Von den in Gernsbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ida Cahn geb. Stern (1874), Hilda Dreyfuß (1899), Arthur Kahn (1887), Erna Kahn geb. Dreyfuß
(1895), Eugen Lorsch (1884), Marianne Lorsch (1924), Hermann Nachmann (1867),
Else Neter (1883), Irma Pappenheim geb. Stern (1881), Mathilde Schlossberger
geb. Neter (1868), Johanna Schönberger geb. Dreyfuß (1892), Kätchen (Käthe)
Simon (1885), Eva Stern (1925), Hedwig Stern geb. Koch (1898), Ludwig Stern
(1886), Moritz Stern (1884), Ella Weil geb. Stern
(1888).
Von den in Gaggenau geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Nathan Kahn (1878),
Abraham Neumark (1863).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers (1836 /
1840)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1836 S. 460 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der
israelitischen Gemeinde Gernsbach ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 60 Gulden nebst freier Kost und Wohnung
sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen
verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Bühl zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener
Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden.
Bühl, den 24. Mai 1836.
Großherzogliche Bezirks-Synagoge." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1840 S. 426 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bei der israelitischen Gemeinde Gernsbach ist die Lehrstelle für den
Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 60 Gulden nebst freier
Wohnung und ein hinreichender Ersatzbetrag für Verköstigung nach
Vorschrift der verehrlichen großherzoglichen Oberrats-Verordnung vom 22.
Oktober 1839 Nr. 383, sowie auch der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen. Es werden daher Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Bühl zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner Willstätter zu Bühl zur Bewerbung zugelassen
werden ." |
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1916 / 1922
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Dezember 1916:
"Bekanntmachung. Die mit dem Kantor- und Schächterdienst
verbundene Religionsschulstelle Gernsbach - Hörden (Großherzogtum
Baden), ist auf den 1. Januar 1917 neu zu besetzen. Festes
Gehalt vorerst 1.200 Mark, mit Aussicht auf Erhöhung. Nebeneinkommen
mindestens 500 Mark, freie Dienstwohnung für einen Ledigen.
Meldungen mit beglaubigten Zeugnisabschriften sind sofort an die
unterzeichnete Stelle zu richten.
Bühl (Baden), den 21. November 1916. Die Bezirkssynagoge. Dr.
Mayer." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1922:
"Die mit der Kantor- und Schächterstelle verbundene
Religionsschulstelle Gernsbach-Hörden (Baden) ist sofort zu besetzen.
Fixum 60.000.- Mark und Nebeneinkommen 15.000.- Mark nebst freier Wohnung.
Der Dienst in beiden benachbarten Gemeinden ist durch einen gemeinsamen
Lehrer zu versehen. Meldungen und Zeugnisabschriften sind an die
unterzeichnete Stelle einzusenden.
Die Bezirkssynagoge Bühl. Dr.
Mayer." |
Zum Tod von Religionslehrer Sam. Moses (1931)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 28. Januar 1931: "Hörden-Gernsbach (Todesfall). Im Alter
von fast 83 Jahren starb Religionslehrer Sam. Moses. Dr. Lewin aus
Offenburg widmete dem Entschlafenen Worte der Anerkennung für die im Amte
bewiesene Pflichttreue. Herzliche Abschiedsworte fand Lehrer Grünbaum aus
Kuppenheim, während Bürgermeister
Schwan die allgemeine Wertschätzung des Verstorbenen mit den Worten
betonte: 'Er war nicht nur der Religionslehrer seiner Gemeinde, nein, er
war unser aller Berater und Führer.' Weitere Gedenkreden hielten noch
Kantor Grünfeld aus Baden-Baden und
Gemeindevorsteher Hermann Nachmann aus Gernsbach".
|
Berichte zu einzelnen Lehrern: ein Bericht über den seit 1857 für einige Zeit in
Gernsbach unterrichtenden jüdischen Lehrer Jacob Scherer (später Lehrer
in Freiburg, Karlsruhe und vor allem am Philanthropin in Frankfurt) siehe auf
der Seite
zu Sinsheim.
Berichte zu einzelnen Personen und Familien aus der Gemeinde
100jähriges Bestehen des Bankgeschäftes Jakob Dreyfuß
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. September
1906: "Gernsbach in Baden. Das Bankgeschäft Jakob Dreyfuß blickt
Mitte September auf ein 100-jähriges Bestehen zurück. Von 1806 bis 1833
waren Leopold Dreyfuß und David Kauffmann Inhaber, von 1833 bis 1844
lautete die Firma Leopold Dreyfuß, von 1844 bis 1845 L. Dreyfuß Sohn und
ab 1845 Jakob Dreyfuß, dessen Sohn Gustav Dreyfuß der jetzige Inhaber
der Firma ist." |
|
Dazu der Umschlag eines
Geschäftsbriefes aus der Sammlung von
Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries: der am 27. Mai 1827 von Frankfurt nach
Gernsbach
geschickte Brief ist adressiert an die damaligen Inhaber
der Bank
Leopold Dreyfuß und David Kauffmann (verschickt in der Zeit,
als es
noch keine Briefmarken gab) |
|
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Über den aus Gernsbach stammenden Professor Robert Dreifuß (Artikel zu seinem
Tod 1931)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1931:
"Zum Tode von Professor Robert Dreifuß - er ruhe in Frieden
-. Über den vor kurzem in Frankfurt heimgegangenen Professor Dr. Robert
Dreifuß wird uns noch geschrieben:
Professor Dr. Robert Dreifuß war am
13. März 1866 in Gernsbach in Baden geboren, er habilitierte sich
1908 an der Universität Straßburg für Ohrenheilkunde und wurde bereits
1909 zum Professor ernannt. In Frankfurt am Main, wo er sich nach dem
Kriege niederließ, erwarb er sich bald eine angesehene Stellung, er wurde
städtischer Schul- Ohrenarzt und konnte noch auf dem internationalen
medizinischen Kongress in Kopenhagen 1928 sein Fachgebiet vertreten. Prof.
Dreifuß gehört seinerzeit in Straßburg dem Vorstand der Gemeinde
an, war dort Präsident der Unitas-Loge und Vorsitzender der zionistischen
Ortsgruppe. Auch in Frankfurt zeigte er reges Interesse für jüdische
Angelegenheiten. Sehr oft sah man ihn früher bei den Geschichtsvorträgen
des Mekor Chajim. Ein großer Kreis von persönlichen Freunden trauert
neben der Familie und der Wissenschaft um den großen Gelehrten und guten Menschen.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Über den aus Gernsbach stammenden Dr. Eugen Neter
(1876-1966)
Eugen (Isaak) Neter (1876
Gernsbach - 1966 Degania/Israel): in Gernsbach in einer großen Familie
mit 11 Geschwistern aufgewachsen; seit 1893 Studium der Medizin in
Heidelberg; seit 1903 Kinderarzt
in Mannheim; 1914-18 Arzt im Ersten Weltkrieg; Verfasser zahlreicher Schriften zur Kleinkinderpflege und –erziehung; Mitbegründer des Mannheimer Fröbelseminars für angehende Kindergärtnerinnen; 1940 bis 1945 im KZ Gurs, danach Auswanderung nach Palästina. An seiner ehemaligen Praxis in Q 1,9
in Mannheim erinnert eine Gedenktafel an den Arzt; im Stadtteil Blumenau ist die
"Eugen-Neter-Schule" nach ihm benannt
(Siehe die Website der Schule: www.ens.ma.schule-bw.de,
von wo auch das Foto übernommen wurde). |
Brief aus Gurs - geschrieben von dem Gernsbacher Arthur
Kahn (1941)
(erhalten von Irene Schneid-Horn)
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Dazu eingestellt:
Stammbaum
der Familie Dreyfuss
(erstellt von Irene Schneid-Horn)
eingetragen: Artur Kahn mit seiner Frau
Erna geb. Dreyfuss und den Kindern
Lieselotte und Margit: alle vier wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs
deportiert |
Den obigen Brief verfasste Arthur Kahn am
5. Februar 1941 im Lager Gurs. Er bittet das Bürgermeisteramt in
Gernsbach, mit Genehmigung der Geheimen Staatspolizei von den in der
Gernsbacher Wohnung zurückgelassenen Sachen vor allem Decken,
Handtücher, Kleidung usw. zuzusenden. Alle Unkosten sollten von dem
Sperrkonto bei der Deutschen Bank oder bei den Konten bei der Dresdner
Bank Karlsruhe abgebucht werden. "...wir befinden uns hier mit
unseren kleinen Kindern wirklich in der größten Not, weshalb ich
nochmals bitte, die Zusendung auf dem bestmöglichsten und schnellsten
Wege erfolgen zu lassen, ohne Rücksicht nehmen zu wollen auf die Höhe
der Unkosten...".
Drei Monate nach Abfassung des Briefes ist Arthur Kahn am 9. Juni 1941 im
Internierungslager Rivesaltes umgekommen; seine Frau Erna geb. Dreyfuß
wurde im August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort
ermordet. |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Mädchen für Hausarbeiten bei Josef Dreyfuß gesucht
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1900:
"Tüchtiges Mädchen,
das kochen kann und die Hausarbeiten
verrichtet, per sofort gesucht.
Josef Dreyfuß, Gernsbach,
Baden." |
Anzeige der Eisenhandlung A. Nachmann (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1903:
"Suche per 1. Januar künftigen Jahres einen
Lehrling
aus
achtbarer Familie für mein Eisen- und Haushaltungsgeschäft unter
günstigen Bedingungen. Eventuell nehme ich auch einen angehenden Commis.
A. Nachmann, Eisenhandlung, Gernsbach (Baden)." |
Todesanzeige für Sabine Lorsch geb. Moch
(1931)
Anzeige
in der CV-Zeitung (Zeitung des "Central-Vereins") vom 29. Juli
1931:
"Unerwartet rasch verschied nach kurzer schwerer Krankheit
meine innigst geliebte unvergessliche Frau, unsere herzensgute, trau
besorgte Mutter, Tochter und Schwester,
Frau Sabine Lorsch geb. Moch
im
blühenden Alter von 41 Jahren.
Gernsbach (Baden), Pforzheim, Akoon (USA), Paris.
In tiefster Trauer:
Eugen Lorsch und Kinder, Marianne und Heinz, M. Moch und Frau, Friedel
Moch, Max Moch und Frau, Josef Moch und Frau, Berthold
Moch." |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Ab wann ein Betsaal vorhanden war, ist nicht bekannt. 1748
ließ der Speyrer Vogt den Besitz des nach
Muggensturm gezogenen Herz Lazarus beschlagnahmen, darunter eine Torarolle.
Sie wurde später als "die in die schul gehabte 10 gebott" bezeichnet, wobei
"Schul" für einen Betraum beziehungsweise eine Synagoge steht.
Um 1830 plante die jüdische Gemeinde die Einrichtung einer (neuen?) Synagoge
beziehungsweise eines Betraumes. Dies geht aus den Unterlagen zu einer Kollekte
der Eschelbacher jüdischen Gemeinde hervor. Die Gernsbacher teilten am 19. Juli
1833 nach Eschelbach mit, dass sie nichts geben könnten, weil sie selbst eine
Synagoge bauen wollten. Spätestens in der Mitte des 19. Jahrhundert wurde zunächst
im Haus Hauptstraße 45 ein Betsaal eingerichtet.
Nachdem dieser Betsaal nicht mehr ausreichte, wurde 1860 eine Synagoge
erbaut. Sie befand sich in der Färbertorstraße gegenüber der Einmündung in
den Mühlgraben außerhalb des Altstadtbereichs, der durch einen Überrest der
Stadtmauer in diesem Bereich angezeigt wird. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts
entsprach das Gebäude nicht mehr den Verhältnissen und Bedürfnissen der
Gemeinde. So sammelte man einige Jahre lang Gelder für einen geplanten Neubau,
die dann freilich mit der Inflation 1922/23 entwertet wurden.
Nochmals wurden die Neubaupläne um einige Zeit verzögert, bis endlich eine von
Architekt Richard Fuchs aus Karlsruhe entworfene neue Synagoge 1927/28 in
einem damaligen Neubaugebiet der Stadt erstellt werden konnte (heutiges Grundstück
Austraße 3). An der Bauausführung waren zahlreiche Gernsbacher Firmen
beteiligt. Die feierliche Einweihung war am Sonntag, 15. Juli 1928.
Anwesend waren dabei der Offenburger Bezirks-Rabbiner Dr. Isidor Zlociski, der
die Festpredigt hielt, und Konferenzrabbiner Dr. Julius Zimels aus Freiburg, der
die Glückwünsche des Oberrates der Israeliten überbrachte. Weitere Vertreter
der jüdischen Gemeinden, der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde
sowie Regierungsrat Götz aus Rastatt sprachen Grußworte. Für einen würdigen
musikalischen Rahmen sorgte der Synagogenchor aus Weinheim. Eine weltliche Feier
im Gernsbacher Löwensaal schloss sich an die Synagogeneinweihung an. Dankbar
war man über einige wertvolle Stiftungen, die für die Synagoge eingegangen
waren. So stammte von Familie Emil Neter aus Mannheim wertvoller Toraschmuck
(Schild und Zeiger). Der vielfach bewunderte, aus rotem Samt mit Goldstickerei
bestehende Toravorhang kam aus der Kunststickerei W. Grünebaum in Kassel. Den
Gebetsraum prägte ein in der Mitte angebrachter Beleuchtungskörper in der Form
eines Davidsternes. Rechts der Apsis des Toraschreines stand ein schöner
Leuchter aus Messing, ein bisheriges Prunkstück der Synagoge in Hörden.
Das Gebäude der alten Synagoge wurde 1927 verkauft und später
als Wohnhaus, zuletzt als städtische Notunterkunft verwendet (nach 1960
abgebrochen).
Einweihung der Synagoge in Gernsbach (1928)
Bericht aus der allgemeinen Tagespresse von der Einweihung der neuen Gernsbacher Synagoge
(Quelle: O. Stiefvater s. Lit. S. 60ff.): "Die neue Synagoge der
israelitischen Gemeinden Gernsbach und Hörden wurde am Sonntag, dem 15. Juli
1928, in feierlicher Weise eingeweiht. Mit der Vollendung des Baues, in der
Austraße zu Gernsbach, ging ein jahrzehntelanger Wunsch der Gemeinde in Erfüllung.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war man darauf bedacht, eine neue Synagoge zu
erbauen, da das alte Gebäude in der Färbertorstraße in keiner Weise mehr den
Verhältnissen und Bedürfnissen entsprach. Man hatte für den geplanten Neubau
Jahr und Jahr Gelder zurückgelegt, die dann mit der Inflation, nach dem Ersten
Weltkrieg, entwertet wurden. Als man in der Austraße ein Grundstück erwerben
konnte, war die Möglichkeit gegeben, die jahrelangen Pläne zu realisieren,
zumal die Nachbargemeinde Hörden damit einverstanden war, ihre Synagoge zu
schließen und zu verkaufen, um dann gemeinsam mit der Gemeinde in Gernsbach
eine neue Synagoge zu erbauen.
Die Planfertigung stammt von Dr. Ing. Richard Fuchs, Karlsruhe. An der Ausführung
des Baues waren zahlreiche Gernsbacher Firmen beteiligt. Der Gebetsraum war wie
folgt ausgestattet: Unter anderem wurde in der Mitte des Gebetsraumes ein
Beleuchtungskörper in der Form eines Davidsternes angebracht, vor dem
Toraschrank das ewige Licht und an der rechten Seite ein schöner Leuchter aus
Messing, ein bisheriges Prunkstück der Synagoge in Hörden. Die von der
Majolika-Fabrik in Neureut bei Karlsruhe gelieferte Altarstelle war von einer
Majolikaumfassung umrahmt, darüber war eine hebräische Inschrift in Gold auf
blauem Grunde, oberhalb des Toraschrankes die Gesetzestafeln mit den Zehn
Geboten.
Der 'Heilige Schrank' mit den Torarollen war in weißer Farbe gehalten. Rechts
und links des Toraschrankes befand sich ein Ehrenstuhl für die Rabbiner,
anschließend standen die Bänke für die Besucher, dazu gehörte noch eine geräumige
Empore. Eine Reihe von Nebengelassen befanden sich links vom Eingang, die ganze
Anlage war von einer Mauer umschlossen.
Zur Einweihung der Synagoge waren viele Gäste erschienen, Ehrengäste und
Vertreter der Stadtverwaltung Gernsbach, der katholischen Kirchengemeinde
Gernsbach, der evangelischen Gemeinden Gernsbach und der staatlichen Behörden.
Nach einem Präludium sang der Synagogenchor aus Weinheim das Eingangslied.
Architekt Fuchs, Karlsruhe, übergab anschließend die Schlüssel des
Toraschrankes und wies darauf hin, dass durch Glaubensstärke und guten Willen
ein Heim geschaffen worden sei, welches das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken
solle.
Der Synagogenchor Weinheim sang ein weiteres Weihelied, dann wurden die
Torarollen in feierlicher Form aus- und eingehoben. Die feierliche Predigt hielt
Dr. Zlociski, Offenburg. Konferenz-Rabbiner Dr. Zimels, Freiburg, übermittelte
die Glückwünsche der Landessynagoge und des Oberrates der Israeliten. Er
erinnerte an die alte Synagoge, in der die Gernsbacher Israeliten sechs
Jahrzehnte lang sich in Andacht zusammengefunden hätten und die trotz ihrer
Schlichtheit alte Erinnerungen wach halten wird. Gewerbeschuldirektor Münz,
Gernsbach, überbrachte die Grüße der evangelischen Gemeinden Gernsbach,
desgleichen Stadtpfarrer Ernst Bernauer im Namen der katholischen Gemeinde
Gernsbach. Regierungsrat Götz, Rastatt, sprach die Glückwünsche der
Staatsverwaltungsbehörde aus und Gemeinderat Heiliger, Gernsbach, überbrachte
die Glückwünsche der Stadtverwaltung. Der Synagogenvorstand Hermann Nachmann
dankte im Namen der Synagogengemeinde Gernsbach-Hörden."
|
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Der zweite Bericht aus der jüdischen
Presse, Zeitschrift "Der Israelit": |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1928: "Baden-Baden,
26. Juli (1928). Rechts der Murg, an einem stillen, idyllischen Platz
steht das kleine, herrliche Gotteshaus, der kürzlich in Anwesenheit der
stattlichen und kirchlichen Behörden und den Vertretern der Bezirks- und
Nachbargemeinden feierlich eingeweiht wurde. Es ist eine Zierde des
lieblichen Murgtalstädtchens Gernsbach, dieses schöne Gotteshaus,
und macht dem Erbauer, Architekt Dr. Richard Fuchs, Karlsruhe, alle
Ehre.
Der Synagogenchor Weinheim leitete die Feier mit dem Lewandowskyschen Chor
'Ma towu' ein, worauf Frl. Bär, Gernsbach, einen sinnreichen Prolog
vortrug.
Kantor Marx Meier, Weinheim, verrichtete das Michagebet und alsdann
übergab Architekt Dr. Fuchs dem Gemeindevorsteher Hermann Nachmann den Schlüssel
zum Toraschrank. In feierlicher Weise wurden die neu
eingekleideten Torarollen ausgehoben und Kantor und Chor sangen
freudeerfüllt in tiefer Ergriffenheit 'Ono adonoy, hoschiono', 'Hilf, o
Ewiger hilf!'
Es folgte alsdann die eigentliche Weihe des Hauses durch den zuständigen
Bezirksrabbiner Dr. Zlocisti aus Offenburg. Dieser eindrucksvollen Rede
folgten die von Begeisterung getragenen Worte des Konferenz-Rabbiners Dr. Ziemels, Freiburg, der im Namen des Oberrats der Israeliten sprach.
Der Vertreter der evangelischen Gemeinde sprach von der Eintracht der
verschiedenen Konfessionen in Gernsbach und drückte den Wunsch aus, dass
es immer so bleiben möge. Herzliche Worte fand der katholische
Geistliche, Stadtpfarrer Bernauer im Namen der beiden katholischen
Gemeinden Gernsbach und Hörden.
Regierungsrat Dr. Götz brachte die Glückwünsche des Staates und der
Vertreter der Stadtgemeinde Gernsbach fand begeisternde, aufmunternde
Worte namens der Stadt.
Allen Rednern und Vertretern dankte der bewährte Gemeindevorsteher
Hermann Nachmann, dem das neue Gotteshaus in erster Linie zu verdanken
ist, für ihr Erscheinen und insbesondere für ihre tatkräftige Mithilfe
zur Ausführung dieses edlen Werkes.
Der auf beachtenswerter Höhe stehende Weinheimer Synagogenchor beschloss
die ernste, freudige Feierstunde mit dem Lewandowski-Chor 'Der Herr hat
unser gedacht'.
Der zweite Teil des Tages der Einweihung galt der Gemütlichkeit und der
Freude beim gemeinsamen Abendessen im Hotel Löwen, wobei Oberrat Dr.
Ellenbogen, Rechtsanwalt Lion, Rastatt, Dr. med. Neter, Mannheim, Architekt
Dr. Fuchs, Karlsruhe, schöne Worte sprachen. Besondere Anerkennung fand
der verdienstvolle Vorsteher der Gemeinde Gernsbach, Hermann Nachmann.
Speise und Trank der bekannten Adlerwirtin, Frau Stern, Hörden, waren
vorzüglich." |
Über den Architekten der Gernsbacher Synagoge: Richard Fuchs (1887-1947)
Aus
dem Buch von Werner Skrentny: Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.
Biografie eines jüdischen Fußballers.
Verlag
"Die Werkstatt" Göttingen 2012.
Nachfolgend wird - mit freundlicher Genehmigung des Autors - aus den
Seiten 248-249 dieses Buches zitiert: |
"Dr. Richard Fuchs, Architekt der Synagoge
Architekt der Gernsbacher Synagoge war Dr. Richard Fuchs (geb. 26.4.1887 in Karlsruhe). Als das Gotteshaus in Brand gesteckt wurde, lebte Fuchs noch in Deutschland.
Der älteste Bruder des Fußball-Nationalspielers Gottfried Fuchs / Godfrey E. Fochs hatte 1923 an der Technischen Hochschule Karlsruhe promoviert. In der Pogromnacht 1938 wurde Dr. Richard Fuchs festgenommen; kahlgeschoren kehrte er aus dem KZ Dachau zurück. Nachdem das denkmalgeschützte
'Café Stübinger' in Karlsruhe einer Erweiterung des 'Karstadt'-Kaufhauses geopfert wurde, gilt als einzig erhaltenes Hauptwerk des Architekten der Moderne heute der Wohnblock
'Gottesauer Hof' (um 1928, Ecke Mozartstraße 1-3/Moltkestraße 55-57 in Karlsruhe).
Der ehemalige Kriegsfreiwillige erhielt 1935 als Architekt Berufsverbot. Er gründete den Jüdischen Kulturbund Baden mit, war Präsident der Loge B’nai B’rith – und komponierte. In Neuseeland, wohin er über Großbritannien flüchtete, galt er mit Beginn des Zweiten Weltkriegs als
'feindlicher Ausländer' und wurde erneut arbeitslos. Josef Werner schrieb in seinem Standardwerk
'Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten
Reich': 'Desillusioniert starb der Karlsruher Architekt und Komponist am 22. September 1947 im Alter von 60 Jahren. Die lebenslang nachwirkende Ausgrenzung und die Demütigung in seinen letzten Karlsruher Jahren sowie die Distanzierung seiner Asylgeber von dem
' Deutschen’ bewirkten, dass sich Fuchs’ seltenes Doppeltalent nicht voll entfalten konnte und nicht erkannt
wurde.'
In der früheren Heimatstadt Karlsruhe erfuhr der Emigrant 2007 'Eine
Rehabilitation': Am 19. Juni gestalteten Studierende der Hochschule für Musik unter diesem Titel im Schloss Gottesaue einen Abend mit den Werken von Richard Fuchs. Es gibt in Neuseeland inzwischen The Richard Fuchs Archive (www.richardfuchs.org.nz), und Danny Mulheron, ein Enkel von Richard Fuchs, hat den Dokumentarfilm
'The Third Richard' produziert.
'Den Glauben endgültig begraben'
Seinen letzten Auftrag als Architekt in Deutschland erhielt Dr. Fuchs 1934/35 durch seinen Bruder Gottfried, erfolgreich im Holzhandel und Immobiliengeschäft. Gottfried Fuchs verkaufte sein Karlsruher Grundstück Beiertheimer Allee 42 a unter einer Bedingung an den Bezirkskaminfegermeister Ernst Giessler: Architekt des Neubaus musste sein Bruder Dr. Richard Fuchs sein. Das Schreiben von Richard Fuchs an seinen Auftraggeber Giessler am 19. März 1935 ist ein bemerkenswertes Zeugnis zum Selbstverständnis jüdischer, deutschnationaler Menschen in der Nazi-Zeit:
'Es war für Sie ein mutiger Entschluss nötig, mir, dem Nichtarier, die Gestaltung Ihres Heimes anzuvertrauen. Dass wir zusammen ein deutsches Kunstwerk gestaltet haben, das hat ja ein Amtswalter der NSDAP schon beim Richtfest mit diesen gleichen Worten anerkannt.
Es ist überhaupt symbolisch gewesen, wie sehr die Hauptentstehungsdaten des Hauses mit den großen Geschehnissen des deutschen Vaterlandes zusammenfinden: das Richtfest in die Zeit der Bestätigung der Führerschaft Hitlers (Anm.:
'Volksabstimmung' 19.8.1934), die Vollendung zur Saarbefreiung (Anm.: Saarabstimmung 13.1.1935) und zur Rückkehr des deutschen Kraftbewusstseins im neuen Volksheer (Anm.: Allgemeine Wehrpflicht
16.3.1935).'
Richard Fuchs sieht voraus, dass dem von ihm geplanten Haus Beiertheimer Allee 42 a kein anderes Projekt mehr folgen würde:
'Für mich war dieser Bau doch in jeder Sekunde, Tag und Nacht, mit dem an meiner Seele zehrenden Schmerz verbunden, dass er wohl der letzte sein werde, den ich in diesem deutschen Land werde ersinnen und gestalten können.'
Im Brief an seinen Auftraggeber reflektiert Fuchs auch seine Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben:
'Ich stelle so ungefähr das genaue Gegenteil von dem dar, was die heutige öffentliche Meinung sich unter dem Charakterbild eines Juden vorstellt und sagen Sie ja nicht, ich sei eine Ausnahme (...) für mindestens 60 v. H. meiner Schicksalsgenossen bin ich die Regel! Niemals werde ich begreifen können, was die Erneuerung des deutschen Nationalgefühls mit dem Hass und Kampf gegen uns Juden zu tun
habe.'
Seine Kriegsauszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg erwähnt Richard Fuchs, doch möchte er sie nicht mehr öffentlich zeigen, um sich nicht
'anzubiedern'. Die Hoffnung, 'dass in dem (...) Vaterland endlich auch für uns Juden ein Dasein in Ehren möglich sein werde, diesen Glauben habe ich endgültig
begraben'. Er verbleibt mit der 'Hoffnung, uns gegenüber Gerechtigkeit zu üben.'" |
Am frühen Nachmittag des 10. November 1938 wurde die Gernsbacher Synagoge durch SA-Leute aus Gaggenau niedergebrannt. Die bis auf die Umfassungsmauern zerstörte Synagoge ist zunächst durch einen Gernsbacher Architekten gekauft worden, der plante, ein Wohnhaus für "Volksdeutsche" unter Verwendung der stehenden Mauern zu bauen, was durch Bürgermeister und Kreisleiter des NSDAP mit der Begründung abgelehnt wurde: "Es ist eines deutschen Mannes unwürdig, vorhandene Bauteile einer Synagoge zur Errichtung eines Wohnhauses zu verwenden, in dem nachher deutschblütige Menschen wohnen sollen". Das Landratsamt Rastatt genehmigte jedoch den Bau, wonach das Haus an Privatleute weiterverkauft wurde, die ein Wohnhaus auf dem Grundstück errichteten (nur noch Keller und Fundamente der ehemaligen Synagoge waren vorhanden).
1944 wurde dieses Wohnhaus bei einem Luftangriff durch einen Volltreffer völlig zerstört - es gab drei Todesopfer. Bei diesem Luftangriff war nur ein einziges Flugzeug zu sehen, das sehr hoch flog, die abgeworfene Bombe traf das auf dem Synagogengrundstück stehende Haus.
Nach 1945 wurde das Grundstück wieder neu mit einem Wohnhaus bebaut (Austraße 3). Seit der Aufstellung bei einer Gedenkfeier am 10. November 1985 erinnert eine
Bronze-Gedenktafel an die Synagoge.
Adresse der Synagoge:
Austraße 3
Fotos:
1. Die
"Judengasse" und jüdische Häuser
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Erinnerung an die
Zeit der ersten Niederlassung von Juden in Gernsbach: die ehemalige
Judengasse,
vermutlich aus dem 17./18. Jahrhundert (Fotos 2004) |
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Oben: Fotos von
2012 (von Irene Schneid-Horn) |
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Aufnahme der
Igelbachstraße aus den
1920er-Jahren mit den nebeneinander liegenden
jüdischen Geschäften Dreyfuß, Bär und Nachmann |
An der Ecke
Amtsstraße / Judengasse wohnte um 1800 der reiche Kolonialwarenhändler
Simon Kaufmann, ein Nachfahr des im Jahre 1733 aus
Untergrombach zugewanderten
David
Kaufmann (Foto links: Irene Schneid-Horn; Mitte/rechts: Hahn) |
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3. Das Gebäude mit dem Betsaal bis 1860 (Synagoge Hauptstraße 45)
3. Die alte Synagoge (1860-1928)
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Die alte Synagoge Färbertorstraße |
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4. Die neue Synagoge
(Quelle der oberen Fotos: Foto Hahn, Gernsbach; linkes Foto der zerstörten
Synagoge: Staatsanwaltschaft Baden-Baden KLs 11/47)
5. Gedenken:
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November
1985: Eine Gedenktafel soll an die
Zerstörung der Synagoge erinnern |
Artikel
im "Badischen Tagblatt" (Rastatter Tagblatt / Der Murgtäler)
vom 6.11.1985: Artikel "Gedenktafel soll an Zerstörung der Synagoge
in Gernsbach erinnern. Brigitte Rein erinnert sich an das Leiden der
jüdischen Gemeinde 1938."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Herbst
2008: "Woche des Gedenkens" |
Artikel
von Irene Schneid-Horn den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom
31. Mai / 1. Juni 2008 über die Planungen für die
"Woche des Gedenkens" Ende Oktober / Anfang November 2008 in
Gernsbach. |
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Juni
2009: Artikel über Eyal Grunebaum,
Nachkomme der Gernsbacher Familie Nachmann, und seine Forschungen |
Artikel von Irene Schneid-Horn in den "Badischen Neuesten
Nachrichten" vom 3. Juni 2009: "Kanadier forscht nach seinen
Wurzeln. Eyal Grunebaum ist ein Spross der einst in Gernsbach lebenden
jüdischen Familie Nachmann..."
Der Artikel
ist als pdf-Datei (ganze Zeitungsseite) eingestellt. |
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Oktober
2011: Gedenken an die Deportation nach
Gurs im Oktober 1940 |
Artikel
von Irene Schneid-Horn in den "Badischen Neuesten Nachrichten"
vom 24. Oktober 2011: "Namen gegen das Vergessen. Gedenkfeier
für die von den Nazis nach Gurs deportierten jüdischen
Mitbürger..."
Der Artikel
ist als pdf-Datei (ganze Zeitungsseite) eingestellt. |
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Fotos der
Gedenkstunde
(erhalten von Irene Schneid-Horn) |
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September
2013: Ein "Sabbatweg" wird
vorgestellt |
Artikel in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 13. September
2013:
"Jüdische Spurensuche. 'Sabbatweg' wird am 28. September
vorgestellt.
Gernsbach (BNN). Zum Gedenken an die
Mitbürger jüdischen Glaubens in Gernsbach hat der Arbeitskreis Stadtgeschichte
Gernsbach in diesem Jahr einen 'Sabbatweg' vorbereitet. Aus Anlass des
Europäischen Tags der jüdischen Kultur wird dieser Weg am Samstag, 28. September,
in einer öffentlichen Führung erstmals vorgestellt...."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken |
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Artikel
im "Badischen Tagblatt" vom 1. Oktober 2013 zur Premiere des
Sabbatweges in Gernsbach.
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Januar 2017:
Die "Stolpersteine" in Bad
Rotenfels werden gereinigt |
Artikel von Irene Schneid-Horn
in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 29. Januar 2017: "Stolpersteine
als Zeichen der Sorge und des Mitgefühls
Aus Anlass des Holocaust-Gedenktags, der alljährlich zur Erinnerung an die
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahre 1945 begangen wird,
richteten die Schülerinnen und Schüler der Realschule Gaggenau den Blick auf
einstige jüdische Mitbürger. In Hörden, Gaggenau und Bad Rotenfels wurden in
den vergangenen Jahren sogenannte Stolpersteine auf den Gehwegen vor den
einstigen jüdischen Wohnhäusern eingelassen.
Putzaktion in Bad-Rotenfels einmal im Jahr. Einmal im Jahr werden die
Messingplatten von den Realschülern gesäubert und so die Erinnerung wach
gehalten. Zur diesjährigen Putzaktion in Bad Rotenfels kamen sogar
Nachfahren der jüdischen Familie Meyerhoff. Schüler und Schülerinnen der
Klasse 9 b mit Lehrerin Elena Wunsch sowie Joachim Peters und Ulrich Behne
vom 'Arbeitskreis Gedenken' gestalteten die Zeremonie, die von Heidrun
Haendle vom Kulturamt der Stadt Gaggenau organisiert wurde.
Erinnerung an die jüdische Familie lebt bis heute. Das prachtvolle
gelbe Jugendstilhaus in der Murgtalstraße 101 sticht bis heute ins Auge.
Während des ersten Weltkrieges ließ es der praktische Arzt Isidor Meyerhoff
erbauen, bis 1938 wohnte er mit seiner Frau Frieda und den Kindern
Liselotte, Gertrud und Friedrich in der geräumigen Villa. Die Familie war
wohlhabend, besaß sogar ein Auto. Meyerhoff war 'ein Arzt, der immer kam,
manchmal auch ohne Honorar,' erläuterte Lehrerin Elena Wunsch. Heinz Wolf
von der Kuppenheimer Stolpersteingruppe fügte hinzu, dass die Erinnerung an
den Arzt bis auf den heutigen Tag in Kuppenheim lebendig sei: 'Man hört von
Zeitzeugen nur Gutes über ihn.'
Ein Arzt mit sehr gutem Ruf. 1938 verließ die Familie nach
Misshandlungen bei einem Hausbesuch das Murgtal und zog nach Mannheim.
Isidor Meyerhoff verstarb 1940 dort, seine Frau Frieda und Tochter Liselotte
wurden im Oktober dieses Jahres nach Gurs deportiert. Wie Ulrich Behne erst
kürzlich in Erfahrung bringen konnte, stand Frieda 1942 bereits auf der
Liste zur Verschickung nach Auschwitz, wurde aber durch Fürsprache ihrer
Tochter, die dem Lagerkommandanten als Sekretärin diente, in letzter Minute
gestrichen. Seit 2013 erinnern fünf Stolpersteine an die Arztfamilie, die
durch glückliche Fügung den Holocaust überlebte. Schon seit dem Schuljahr
2008/09 kümmern sich Realschüler um die jüdische Ortsgeschichte und
erstellten dazu eine Website mit virtuellen Stolpersteinen. Die Umsetzung in
die Realität erfolgte in Kooperation mit dem Gaggenauer 'Arbeitskreis
Gedenken'.
Meyerhoff-Urenkel reist aus Stuttgart an. Bei einer Internetrecherche
wurde die Amerikanerin Susan Baum, die Enkelin von Isidor Meyerhoff, auf
diese Website aufmerksam. Ihr Sohn Aaron machte daraufhin 2015 einen
Abstecher nach Gaggenau, als er seine Arbeit bei den amerikanischen
Streitkräften in Stuttgart antrat. Susan kam dann während eines Besuchs im
letzten Jahr nach Rotenfels, um das Haus ihrer Vorfahren aufzusuchen. 'Ich
habe sie nie so bewegt gesehen,' sagte ihr Sohn Aaron rückblickend.
Gedenktafel von der Familie. Mit seiner Frau Laurie und seinen
Kindern Camden, Carter und Brinley war er zur diesjährigen Putzaktion
gekommen. Mit strahlenden Augen sagte er zu den Schülern: 'Thank you, thank
you, thank you', und überreichte der Realschule von seiner Mutter gestaltete
Gedenktafel, mit der sie den Schülerinnen und Schülern für ihre wertvolle
Erinnerungsarbeit dankte: 'Das Projekt Stolpersteine und Ihre Fürsorge jedes
Jahr erinnern alle, dass Gutes und Mitgefühl noch in der Welt existieren.
Sie können nicht wissen, wie viele Mitmenschen Sie damit berührt haben. Die
Nachkommen von Frieda und Isidor Meyerhoff werden Sie nie vergessen.'"
Link zum Artikel |
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Juli 2017:
Gräber von Gernsbacher Juden
auf dem jüdischen Friedhof in Kuppenheim |
Links: Artikel in den "Badischen Zeitung" (Lokalausgabe) vom 15.
Juli 2017: "Auf den Spuren der Gernsbacher Juden - 69 Gräber auf
dem Jüdischen Friedhof Kuppenheim".
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
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April 2018:
Nach Dr. Isidor Meyerhoff wird in
Bad Rotenfels eine Straße benannt |
Artikel von Irene Schneid-Horn
und Thomas Dorscheid in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 12. April
2018: "Straße wird umbenannt. Späte Ehre für jüdischen Arzt aus Gaggenau
Vor 80 Jahren verließ der beliebte Rotenfelser Landarzt Dr. Isidor Meyerhoff
seine Heimat – er tat es nicht aus freien Stücken. 32 Jahre wirkte er 'als
Arzt, der immer im Einsatz war'. Als ein Arzt, der bekannt dafür war, dass
er ärmere Einwohner nicht nur in seiner Praxis ohne Rechnung behandelte; er
machte auch Hausbesuche und brachte den Menschen, die kein oder nur wenig
Geld hatten, kostenlos Medizin mit. Nationalsozialistische Gesetze
behinderten ihn allein wegen seines jüdischen Glaubens mehr und mehr an der
Ausübung seines Berufes. Dennoch konsultierten viele Menschen rund um
Rotenfels weiterhin den beliebten Mediziner, an den sich Ältere aus Bad
Rotenfels bis heute erinnern.
Von Nazis zusammengeknüppelt. Als Meyerhoff 1938 zu einem fingierten
Hausbesuch nach Michelbach gerufen wurde, misshandelten ihn junge
Nazischergen brutal, er wurde zusammengeknüppelt. Schwer gedemütigt, zog der
damals 63-Jährige mit seiner Frau und Tochter Liesel nach Mannheim. Dort
starb der schwerkranke Mann im Mai 1940, die beiden Frauen wurden im Oktober
ins Lager Gurs (Südfrankreich) deportiert. Glücklichen Umständen war es zu
verdanken, dass die beiden Frauen den Holocaust überlebten und in die USA
auswandern konnten. Die Kinder Fritz und Gertrude waren schon 1936
beziehungsweise 1938 ausgewandert.
20 Nachfahren aus den USA kommen. Jetzt kommen 20
Meyerhoff-Nachfahren aus den USA (aus den Bundesstaaten Kalifornien und
Utah) nach Gaggenau, um am Montag, 16. April, Augenzeugen zu sein, wenn
ihrem Ahn eine späte Ehrung zuteil wird und ein Straßenzug seinen Namen
erhält. Die frühere Bruchgrabenstraße, eine wichtige Erschließungsstraße,
wird zur Dr.-Isidor-Meyerhoff-Straße. Das neue Straßenschild ist bereits
angebracht worden; jedoch hat die Stadtverwaltung mit dem 'Widmungsakt' bis
zum Besuch der Meyerhoff-Nachfahren gewartet. Ausgewählt wurde genau diese
Straße auch deshalb, weil es nur wenige Anwohner gibt, die ihre Adresse
hätten ändern müssen.
'Widmungsakt' ist am 16. April. Das ehemalige Wohnhaus der Familie
Meyerhoff liegt in der Murgtalstraße 101, nur rund 100 Meter von der
Dr.-Isidor-Meyerhoff-Straße entfernt. Nach dem 'Widmungsakt' steuert am 16.
April die gesamte Gruppe um Oberbürgermeister Christof Florus den Hof dieses
Anwesens an. Die Initiative für die Straßenumbenennung ging vom
'Arbeitskreis Gedenken' um Ulrich Behne aus. Dem ehemaligen leitenden
Geschichtslehrer am Goethe-Gymnasium liegt die deutsche Geschichte insgesamt
sehr am Herzen; insbesondere aber motiviert ihn 'das Bewusstsein, dass die
Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet werden muss, damit sie nicht
vergessen wird'.
Ulrich Behne hat recherchiert. Sensibilisiert für die Verbrechen an
Juden wurde der inzwischen pensionierte Lehrer Ulrich Behne durch
Erzählungen seiner Mutter, deren jüdische Freundin verschleppt und
umgebracht worden war. Ein Buch zur der jüdischen Geschichte seines
Geburtsortes Vechta (Niedersachsen) ging daraus hervor. In einer
mehrteiligen Serie veröffentlichte die BNN-Redaktion Gaggenau im Jahr 2009
exklusiv Ulrich Behnes umfangreiche Recherchen über 'Das jüdische Leben in
Gaggenau'.
Stolpersteine verlegt. Eine führende Rolle spielte Behne wiederum,
als sich im Jahr 2009 der 'Arbeitskreis Gedenken' in Gaggenau formierte, um
durch die 'Aktion Stolpersteine' an die einstigen jüdischen Mitbürger zu
erinnern. 2013 wurden für die fünf Mitglieder der Familie Meyerhoff
Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Murgtalstraße in Bad
Rotenfels verlegt. Auf diese Aktivität wurde Susan Baum, die heute
70-jährige Enkelin der Meyerhoffs, bei ihrer Ahnenforschung im Internet
aufmerksam. Sie nahm Kontakt auf und besuchte Bad Rotenfels im Sommer
letzten Jahres.
Behne legt Dokumentation vor. Bereits im Rahmen des
Stolperstein-Projektes recherchierte Behne ausführlich zur jüdischen
Geschichte von Gaggenau. Inzwischen ist seine Gesamtdokumentation fast
fertig und soll im Herbst erscheinen. Im Rahmen von Zeitzeugen-Interviews
fiel laut Behne einmal der Satz: 'Er hätte es verdient, dass eine Straße
nach ihm benannt wird.' Das griff Behne umgehend auf und wandte sich an die
Stadtverwaltung.
Programm für die Gäste aus den Staaten. Den 20 Enkeln, Urenkeln und
Ururenkeln von Isidor Meyerhoff wird er vorab einen 80-seitigen Auszug zu
ihrer Familiengeschichte überreichen. Sie reisen am Sonntag aus Utah und
Kalifornien an; Susan Baum kommt sogar aus Panama, wo die gläubige Mormonin
derzeit einen Missionsauftrag ausübt. Über sie lief auch der Kontakt mit den
anderen Familienmitgliedern. Die Besucher werden bei Gaggenauer Familien
wohnen und vom 'Arbeitskreis Gedenken' betreut. In Zusammenarbeit mit der
Stadt Gaggenau gibt es ein umfangreiches Programm – mit einem Ausflug nach
Heidelberg und auch zum Grab von Isidor Meyerhoff in Mannheim.
Öffentliche Buchvorstellung. Ulrich Behne stellt sein Buch
'Erinnerungen an Dr. Isidor Meyerhoff und seine Familie' am Montag, 16.
April, ab 18 Uhr im Bürgersaal des Gaggenauer Rathauses vor. Alle
interessierten Bürger sind zu dieser Vorstellung eingeladen. In der
Einladung der Stadt heißt es hierzu: 'Die Dokumentation ist dem jüdischen
Arzt gewidmet, der 32 Jahre lang überaus segensreich in Rotenfels wirkte,
bis er von den Nationalsozialisten vertrieben wurde und 1940 in einem
sogenannten Judenhaus in Mannheim starb.'"
Link zum Artikel |
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Oktober 2018:
Gedenken an die Deportation nach
Gurs im Oktober 1940 |
Artikel von Irene Schneid-Horn
in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom Oktober 2018: "Rosen und
Kerzen zum Gedenken. Feier in Gernsbach für die letzten neun am 22.
Oktober 1940 deportierten Juden..."
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November 2018:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 - Veranstaltungen und Zeitzeugenbericht |
Artikel von Irene Schneid-Horn
in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 9. November 2018:
"Vielfältiges Gedenken an jüdisches Leben. Mehrere Veranstaltungen in
Gernsbach / Christ warnt vor wieder aufkeimendem Antisemitismus..."
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Artikel von Thomas Dorscheid in
den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 9. November 2018: "Gernsbacher
Zeitzeuge erzählt. Der Tag, an dem die Synagoge brennt
Am Mittag des 10. November 1938 steht ein Rauchpilz über Gernsbach. Die
Synagoge steht in Flammen. Das Zerstörungswerk der Nazis vor 80 Jahren
vollzieht sich in der Alten Amtsstadt nicht in der 'Reichskristallnacht' am
9. November, sondern einen Tag später. Doch es trifft nicht nur die erst
zehn Jahre zuvor eingeweihte Synagoge, es werden auch Wohnungen und
Geschäfte demoliert, Menschen misshandelt. Walter Stradinger aus Gernsbach,
Geburtsjahrgang 1924, ist Zeitzeuge. Heute 94 Jahre alt, schildert er im
BNN-Gespräch: 'Ich habe gesehen, wie die SA in mehrere Häuser rein ist,
Sachen rausgeworfen und demoliert hat.'
Auch Häuser werden gestürmt. Die Demütigung und die Angst der
Betroffenen lässt sich kaum in Worte fassen. Bekannt ist, dass der
SA-Hauptsturm 3/111 Gaggenau, zu dem auch Männer aus den umliegenden Orten
gehören, den Auftrag hat, gegen die Synagogengemeinden der Umgebung massiv
vorzugehen. In Gernsbach wird der Gaggenauer Trupp beim Brandanschlag auf
die Synagoge und beim 'Häusersturm' von Einheimischen wie auch halbwüchsigen
Hitlerjungen unterstützt. Gleichaltrige hat auch Walter Stradinger dabei
gesehen. Er selbst habe aber nicht mitgemacht. 'Du gehst in kein Haus
hinein', habe ihn sein Vater ('Der wollte vom Dritten Reich nichts wissen')
angeherrscht.
'Wir haben Euch doch gar nichts getan!' Walter Stradinger wird später
zur Wehrmacht einberufen, in Belgrad gerät er in Kriegsgefangenschaft. Ein
Jahr wird er in russischer und noch weitere drei Jahre in serbischer
Gefangenschaft zubringen müssen, schildert er. Er ist kein gebürtiger
Gernsbacher, stammt vielmehr aus dem Nagoldtal. Als der Vater 1926 Arbeit in
der Papierfabrik Schoeller & Hoesch bekommt, zieht die Familie nach
Gernsbach. Das Bild der völlig aufgelösten Frau Marx an jenem 10. November
1938 hat Stradinger noch immer vor Augen; draußen vor der Tür habe sie
gestanden und auf die völlig zerstörte Wohnungseinrichtung geschaut: 'Sie
war völlig verzweifelt und rief immer nur: Wir haben Euch doch gar nichts
getan!' Die jüdische Familie Marx habe in der Altstadt nahe der
evangelischen Kirche gewohnt.
Zuschauer an brennender Synagoge. Als die Synagoge an der Reihe ist,
sei er in der Schule gewesen. 'Einer hat gerufen: Die Synagoge brennt – und
dann sind alle dorthin gelaufen. Viele standen da und haben zugeschaut',
erinnert er sich. Die Feuerwehr hat wie überall in Deutschland die
Anweisung, beim Brand der Synagogen nicht einzuschreiten, wohl aber darauf
zu achten, dass das Feuer nicht auf Nachbargebäude übergreift. Stradinger
erinnert sich auch, zwei Kameraden jüdischen Glaubens in seiner Schulklasse
gehabt zu haben. Sie seien mit ihren Familien in die USA beziehungsweise
nach Paris emigriert, sehr viel später aber wieder zu Klassentreffen nach
Deutschland gekommen.
'Kleine Hitlers' machen mit. Nach der Schandtat in Gernsbach zieht es
die Gaggenauer SA nachmittags nach Kuppenheim, am Abend folgt Malsch. In
Hörden, so ist es aus weiteren Zeitzeugenberichten bekannt, plündert und
verwüstet ein SA-Trupp aus Gernsbach die Gastwirtschaft 'Zum Adler' und das
Textilgeschäft von Julius Maier. Die Eheleute Maier sind als anständige
Geschäftsleute im Flößerdorf geachtet. Jetzt müssen sie unter Angst und
Schrecken zusehen, wie nicht nur die SA, sondern auch Zehn- bis Zwölfjährige
vom 'Jungvolk' – 'kleine Hitlers' genannt – Mobiliar auf die Straße werfen
und zerstören."
Link zum Artikel |
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November 2020:
Weg bei der ehemaligen Synagoge
als "Synagogenweg" benannt |
Artikel in den "Badischen
Neuesten Nachrichten" vom 2020: "Erinnerung an früheres Gotteshaus.
Gernsbacher 'Synagogenweg' soll jüdische Vergangenheit der Stadt ins
Bewusstsein der Menschen rücken
Der Fuß- und Radweg zwischen der Gernsbacher Austraße und dem Blumenweg
hatte lange Zeit keinen Namen. Seit Mittwoch heißt er nun offiziell
'Synagogenweg'. Damit soll an ein dunkles Kapitel in der Gernsbacher
Geschichte erinnert werden.
Der bislang namenlose Fuß- und Radweg zwischen Austraße und Blumenweg trägt
jetzt den Namen 'Synagogenweg'. Am Mittwochvormittag weihte Bürgermeister
Julian Christ das Straßenschild im Beisein von Regina Meier als Vertreterin
des Arbeitskreises für Stadtgeschichte ein. Der Arbeitskreis hatte die
Namensgebung angeregt. Seit Juli 1928 stand in der Austraße 3 die
Gernsbacher Synagoge. Die feierliche Einweihung des von dem renommierten
Karlsruher Architekten Richard Fuchs entworfenen Gotteshauses fand
seinerzeit unter Teilnahme von Vertretern der politischen Gemeinde sowie der
katholischen und der evangelischen Kirchengemeinden statt.
Gernsbacher Synagoge wurde 1938 zerstört. Doch keine fünf Jahre
später begann in der Zeit des NS-Regimes auch in Gernsbach die systematische
Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung der Menschen jüdischen Glaubens.
Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge von Nazi-Schergen
geschändet, angezündet und zerstört. Der Arbeitskreis für Stadtgeschichte
beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem jüdischen Leben in Gernsbach,
das im Oktober 1940 mit der Deportation der letzten neun Juden nach Gurs
sein Ende fand. Neben vielen anderen Aktionen zur lokalen jüdischen
Geschichte veranstaltete der Arbeitskreis 2018 eine Ausstellung zur
Gernsbacher Synagoge, an die seit 1985 ein Gedenkstein erinnert. 'Im Rahmen
der Ausstellung wurde uns bewusst, dass vielen Menschen aus der Region
nichts von der Existenz einer Synagoge in Gernsbach bekannt war. Dieses
Bewusstsein zu stärken und die Vergangenheit der jüdischen Gemeinde
Gernsbachs vermehrt ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, ist uns ein
wichtiges Anliegen', begründete Regina Meier vom Arbeitskreis
Stadtgeschichte den an die Stadt Gernsbach gerichteten Antrag, dem Fuß- und
Fahrradweg zwischen Austraße und Blumenweg den Namen ' Synagogenweg' zu
geben.
Verbindungsweg hat keine direkten Anwohner. Die Stadt Gernsbach stand
dem Antrag von Anfang an wohlwollend gegenüber. Nach Prüfung der rechtlichen
und verwaltungstechnischen Aspekte gab das Rathaus grünes Licht, zumal der
Verbindungsweg keine direkten Anwohner hat und somit keine Adressänderungen
mit der Umbenennung einhergehen. 'Gerne unterstützen wir das Ansinnen des
Arbeitskreises Stadtgeschichte zur Namensgebung 'Synagogenweg' für den
bisher namenlosen Fuß- und Fahrradweg. Mein Dank gilt hier den Aktiven des
Arbeitskreises für ihren Einsatz. Gemeinsam mit ihnen setzen wir als Stadt
damit ein weiteres Zeichen des Erinnerns und der Verbundenheit mit unseren
ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Gernsbach', betont
Bürgermeister Julian Christ."
Link zum Artikel vgl.
Bericht in der Website
der Stadt Gernsbach |
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Februar 2023:
Zum Tod von Ulrich Behne -
Forscher an der jüdischen Geschichte in Gaggenau
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Nach dem Wikipedia-Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Behne: "Ulrich Behne (1939-2023)
war ein deutscher Heimatforscher aus Gaggenau.
Er machte sein Abitur in Hannover, nach seiner Wehrpflicht studierte er
Germanistik und Geschichte in Göttingen und Freiburg. Sein Staatsexamen
legte er in Freiburg ab. Nach seinem Referendariat am Tulla-Gymnasium
Rastatt war er von 1969 bis 2003 als Lehrer und Vertrauenslehrer am
Goethe-Gymnasium Gaggenau tätig. Nach seiner Pensionierung 2003 übte er
sechs Jahre lang das Amt des ersten Vorsitzenden des Kulturrings Gaggenau
aus. Er war der erste, der mit Unterstützung des Stadtarchivs ausgiebig um
die Geschichte der Juden in Gaggenau recherchiert hat. Seine Ergebnisse
erschienen zwischen Anfang 2009 und Januar 2010 in einer Serie der BNN
('Jüdisches Leben in Gaggenau') sowie in seinem Buch 'Verstreute Spuren –
verblasste Erinnerungen'." (siehe Literatur)
Dazu Artikel von Thomas Senger in "Badische Neueste Nachrichten" vom Februar
2023: "Gaggenauer Geschichtsforscher und Lehrer Ulrich Behne ist tot..."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Heinrich Langenbach: Gernsbach im Murgtal. Eine
Stadtgeschichte während 700 Jahre. 1922. |
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 107-110. |
| Oskar Stiefvater: Geschichte und Schicksal der Juden im Landkreis
Rastatt, in: Um Rhein und Murg. Heimatbuch des Landkreises Rastatt Bd. 5 (1965)
S. 42-83. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 297-299. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
|
| Günther
Mohr: "Neben, mit Undt bey Catholischen*. Jüdische Lebenswelten
in der Markgrafschaft Baden-Baden 1648-1771. Böhlau-Verlag Köln u.a. 2011.
248 Seiten. ISBN 13: 978-3412207397. Website
des Verlags mit Informationsseite
zur Publikation
Die Studie widmet sich den Lebensmöglichkeiten von Juden und Jüdinnen in der katholisch geprägten Markgrafschaft Baden-Baden und damit Fragen der ländlichen Gesellschaft und Kultur in Südwestdeutschland. Es entsteht ein neues Bild des Landjudentums in seinen vielfältigen Kontakten zur christlichen Nachbarschaft und mit einem überraschenden Selbstbewusstsein. Das Buch analysiert u.a. die Aufnahme der Juden in den Schutz, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Juden und Christen, ihr spannungsreiches Verhältnis zueinander, innerjüdische Verhältnisse sowie Fragen der jüdischen Religion. Dabei stehen immer die wechselvollen Schicksale einzelner Protagonisten im Vordergrund.
|
| Cornelia Renger-Zorn: Juden in Gernsbach. Löw
Dreyfuß in Gernsbach nicht willkommen. Schwieriger Start einer jüdischen
Familie.
Online zugänglich über
https://literaturdesign.de/Juden_in_Gernsbach/juden_in_gernsbach.html;
der Text (ohne Abbildungen) ist auch
als
pdf-Datei eingestellt.
Anmerkung: der Gernsbacher Schutzjude Salomon Kaufmann (1739-1818) hatte
mehrfach bei der badischen Regierung um Aufnahme seines Neffen Löw Dreyfuß
(1783-1855) aus Weißenburg gebeten.
In Gernsbach formierte sich vehementer Widerstand gegen Salomon Kaufmann und
seinen Neffen... Dennoch wurde von der Regierung Löw Dreyfuß aus Weißenburg
im August 1806 als so genannter Schutzjude in Gernsbach aufgenommen...
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| dies.: Erste Juden in Gernsbach. Online zugänglich über
https://literaturdesign.de/Juden_in_Gernsbach/Erste_Juden/erste_juden.html
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| Ulrich Behne: Verstreute Spuren – verblasste
Erinnerungen. 2019, Verlag Regionalkultur, ISBN 978-3-95505-131-0.
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Hinweis: Online zugänglich ist die 2008 erschienene
Publikation:
Irene Schneid-Horn: Jüdisches Leben in Gernsbach. Eine
Spurensuche. 20 Seiten.
Link: die Publikation
ist als pdf-Datei eingestellt.
Im Herbst 2008 wurde aus Anlass des 70. Jahrestages der
Reichspogromnacht in Gernsbach mit "Wochen des Gedenkens" der
ehemaligen jüdischen Mitbürger gedacht. In der Murgtalstadt erinnern
Gedenksteine an die Zerstörung der Synagoge im November 1938 sowie an die
Deportation im Oktober 1940.
Die Autorin Irene Schneid-Horn richtete in einer neunteiligen Serie der
"Badischen Neuesten Nachrichten" (Juli bis Oktober 2008) den
Blick auf über 250 Jahre jüdisches Leben in Gernsbach. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gernsbach Baden. Jews first settled in
1683, concentrating in a Jewish quarter in the old city and later in a suburb
outside the town walls. From the early 19th century, to the Nazi era the Jews
maintained a population of around 60 (2,5 % of the total). A new synagogue was
erected in 1860. A number of smaller communities were attached to Gernsbach,
including Hoerden with its 14 Jews. Of
Gernsbachs 54 Jews (1933), 29 emigrated in the Nazi era, mostly to the U.S., and
12 left for other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938),
the synagogue was burned, Jewish homes and businesses were heavily damaged, and
20 jews were sent to the Dachau concentration camp. The last nine Jews were
deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940. Of the Jews in Hoerden,
eight emigrated and four were deported to Gurs.
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