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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Obergimpern (Stadt Bad Rappenau, Landkreis
Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts den Grafen von
Yrsch-Pienzenau gehörenden Obergimpern bestand eine jüdische Gemeinde bis
1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück.
Erstmals werden 1588/89 Juden (Süßkind und Moses), dann wieder seit der Mitte
des 18. Jahrhunderts genannt. 1753 lebten zwei jüdische Familien im Ort: Marx
Levi mit Frau und zwei Kindern sowie David Hirsch mit Frau und neun Kindern.
1775 waren es sieben jüdische Familien mit zusammen 27 Personen, 1801 fünf
Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1826 67 jüdische Einwohner (6,0 % von insgesamt 1.109 Einwohnern),
1833 87, 1838 101, 1841 höchste Zahl mit 110, 1864 101, 1871 72, 1875 56
(5,4 % von 1.046), 1880 70, 1885 66, 1890 56, 1895 45, 1900 34 (3,6 % von 954),
1905 30, 1910 35 (3,8 % von 913).
1809 hatten sich die Familien folgende Familiennamen zugelegt:
Maier Levi: Stammhalter, Emanuel Liebmann: Strauß, Jos. Lazarus: Waldörfer,
Josef Herz: Stein, Hirsch Maier: Kaufmann, Abraham Wolf: Zimmern, Kaim Süsmann:
Grombacher, Gumpel Simon: Mosbacher.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad (1830 im Keller des Hauses des damaligen
Vorstehers Hirsch Kaufmann, später im Synagogengebäude). Die Toten der
jüdischen Gemeinde wurden auf den Friedhöfen in Heinsheim
und Waibstadt beigesetzt (1826: drei
Familien beerdigen in Heinsheim, die anderen in Waibstadt). Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein eigener Lehrer
angestellt (vgl. Ausschreibung der Stelle 1837 unten), der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. Seit 1805 wird
als Lehrer Baruch Levi genannt, im Verlauf der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts hört man von den Lehrern Simon Marx, Löw Jeremias, Bernhard Kahn
und Jakob Östreicher. Um 1900 hatten die jüdischen Gemeinden Wollenberg,
Hüffenhardt, Obergimpern und Siegelsbach
gemeinsam einen Lehrer (siehe unten Ausschreibung der Stelle 1901). Den
allgemeinen Unterricht besuchten die jüdischen Kinder Anfang des 19.
Jahrhunderts in der evangelischen Schule, später in der katholischen, nach 1848
wieder in der evangelischen Schule. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Kinder
der Gemeinde noch durch einen auswärtigen Religionslehrer unterrichtet. Bereits
seit 1827 war die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Sinsheim
zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Gustav
Hirsch (geb. 23.3.1878 in Obergimpern, vor 1914 in
Reutlingen wohnhaft, gef.
9.6.1917).
Die jüdischen Einwohner lebten in der Hauptsache vom Handel mit Vieh
und Landesprodukten, viele hatten dazu eine Landwirtschaft. 1933 gab es noch
die folgenden Gewerbebetriebe in jüdischem Besitz: Gemischt- und
Kurzwarenhandel Familie Berney (Professor-Kühne-Straße neben Gasthaus Rose), Farben- und Lackgeschäft
Jakob Katzauer (Professor-Kühne-Straße 8), Viehhandlung David Grombacher (Wagenbacher
Straße 12), Kohlen-, Getreide- und Gemischtwarenhandlung Wilhelm Falkenstein (Wagenbacher
Straße 16). In der Grombacher Straße 22 wohnte bis vor 1933 eine Familie
Kaufmann.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 25 Personen gehörten (2,7 % von insgesamt
935 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Jakob Katzauer. Den
Religionsunterricht für die damals noch acht schulpflichtigen jüdischen Kinder
der Gemeinde erteilte Lehrer Heinrich Bloch aus Neckarbischofsheim.
Auch 1932 war Gemeindevorsteher Jakob Katzauer.
1933 wurden noch 17 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der Folgen
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien
ist ein Teil von ihnen in andere Orte verzogen (zwei nach Karlsruhe), ein Teil
konnte auswandern (fünf in die USA, drei nach Palästina/Israel, drei nach
Argentinien). 1939 waren noch fünf jüdische Personen am Ort. Die letzten
drei jüdischen Einwohner (David und Flora Grombacher sowie Emma Weinberger) wurden am 22. Oktober
1940 nach Gurs deportiert.
Von den in Obergimpern geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Babette Baer geb. Adler
(1860), Sally Birk geb. Weinberger (1900), Mina Böttigheimer geb. Katzauer
(1878), Betty Brückheimer geb. Stammhalter (1904), Lina Edheimer (1867), Irma
Erlebacher geb. Stammhalter (1902), Adolf Grombacher (1880), David Grombacher
(1876), Flora Grombacher geb. Dreifus (1886), Hannchen Kahn geb. Katzauer
(1871), Samuel Katzauer (1868), Berta Marx geb. Berney (1889), Julie Strauß
(1873), Emma Weinberger geb. Katzauer (1866).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1837 /
1840 / 1854 (nur für Obergimpern)
/ 1901
(zusammen mit Nachbargemeinden) und
eines Vorbeters für die Hohen Feiertage 1920 / 1924
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1837 S. 252 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Erledigte Stelle.
Bei der israelitischen Gemeinde Obergimpern ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 60 Gulden nebst freier Kost und
Wohnung und bis zum 15. September laufenden Jahres, womit selber auch der
Vorsängerdienst vereinigt wird, noch ein weiterer Gehalt von 30 Gulden
samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge zu melden.
Sinsheim, den 1. März 1837. Großherzogliche
Bezirks-Synagoge." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1840 S. 857 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen.
Bei der israelitischen Gemeinde Obergimpern ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 140 Gulden sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen
verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Sinsheim zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. Oktober 1854 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von
140 fl. und einem
jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule
besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Obergimpern,
Synagogenbezirks Sinsheim, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Sinsheim zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1901: "Religionsschulstelle.
Die Religionsschulstelle zu Wollenberg, nebst den Filialen
Hüffenhardt,
Obergimpern und Siegelsbach, mit einem Gehalt von 950 Mark, freier Wohnung
und Nebeneinnahmen ist per 1. Mai dieses Jahres (eventuell später) zu
besetzen.
Bezirkssynagoge Sinsheim zu Heidelberg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1920: "Vorbeter
gesucht für Rosch Haschono und Jomkippur. Obergimpern, Baden.
Synagogenrat." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1924: "Vorbeter
gesucht. Wir suchen für Rosch Haschono und Jomkippur einen
Vorbeter.
Offerten an die Israelitische Gemeinde Obergimpern (Baden)." |
Berichte aus dem
Gemeindeleben
Die Gemeinde geht der Auflösung entgegen
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Dezember 1929: "Obergimpern
(Baden). Unsere Gemeinde teilt auch das Los aller Landgemeinden und
steht vor ihrer Auflösung. Eine Familie ist diese Woche wieder
weggezogen, andere werden folgen. Vor dem Kriege war hier noch eine
stattliche religiöse Gemeinde, wo Schabbos und Feiertage noch streng
gehalten wurden; das hat sich auch noch bis heute bei den noch ansässigen
Familien bewahrt. Obergimpern ist eine der ältesten Gemeinden der
Umgegend; die schöne zweistöckige Synagoge, welche mitten im Orte steht,
wurde im Jahre 1805 von den damaligen Gemeindemitgliedern unter großen
Opfern erbaut. Nach dem Kriege wurde sie neu restauriert und sind schon
einige Jahre ohne Minjan. Auch unsere Nachbargemeinden
Wollenberg,
Siegelsbach,
Rappenau,
Grombach, alle vor dem Kriege noch stattliche
Gemeinden, stehen vor ihrer Auflösung. In Obergimpern haben die Juden
neben ihrem Geschäft noch größere Landwirtschaft selbst betrieben und
haben in der Arbeit den anderen Bauern nicht
nachgegeben." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Schwerer Diebstahl an den Obergimperner Handelsleuten
Hirsch Kaufmann, Gumbel Moßbacher und Maier Kaufmann (1819)
(Anzeige erhalten von Christa Lieb)
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Artikel im "Intelligenzblatt des
Neckar-Kreises und Ludwigsburger Wochenblatt" vom 9. November 1819: "Gestohlenes.
Ludwigsburg. (Diebstahl) Den drei jüdischen Handelsleuten zu
Obergimpern, Großherzoglich Badischen Neckarkreises, Hirsch Kaufmann, Gumbel
Moßbacher und Maier Kaufmann sind aus einer Kiste, welche sie in ihrem
Schlachthaus vergraben hatten, nachstehende Kostbarkeiten nebst einer nicht
unbedeutenden Summe an barem Geld entwendet worden. Um nun wo möglich den
Tätern auf die Spur zu kommen, wird Jedermann angewiesen, im Fall sich
Jemand, vorzüglich aber ausländische Handelsleute durch den Verkauf
einzelner hienachbezeichneter Stücke oder auf andere Weise verdächtig machen
sollte, diesen oder jene sogleich zu ergreifen und der unterzeichneten
Stelle schleunige Anzeige zu machen. Den 25. Oktober 1819. Königliches
Oberamt.
Die entwendeten Effekten bestehen nun in: 1 silbernen Becher...."
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Samuel Straus soll sich zur Musterung für den
Militärdienst melden (1852)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 14. Januar 1852 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Neckarbischofsheim
[Aufforderung]. Bei der heute dahier vorgenommenen Assentierung sind
folgende Konskriptionspflichtigen der Altersklasse 1831 ungehorsam
ausgeblieben.
Ls.-Nr. 4. Leopold Marx von Siegelsbach.
6. Friedrich Wittich von da.
15. Paul Blum von Obergimpern.
31. Jakob Bernhard Eschelbach von Hüffenhard.
40. Liebmann Samuel von Siegelsbach.
60. Samuel Straus, Jakob Sohn, von Obergimpern
Dieselben werden aufgefordert, sich binnen 6 Wochen dahier zu stellen,
widrigenfalls sie als Refraktäre erklärt, nach $ 4 des Gesetzes vom 5.
Oktober 1820 behandelt und des Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt
würden.
Neckarbischofsheim, den 7. Januar 1852. Großherzogliches
Bezirksamt."
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Über Liebmann Strauß aus Obergimpern,
Mitbegründer der jüdischen Gemeinde in Heilbronn (Bericht zu seinem Tod
1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1908: "Heilbronn,
30. August (1908). Vor 14 Tagen ist in hiesiger Gemeinde ein Mann zu Grabe
getragen worden, dessen Leben und Wirken so sehr mit der Entwicklung der
hiesigen Kehillo (Gemeinde) verknüpft war, dass es als eine
Pflicht der Pietät erscheint, seiner auch an dieser Stelle zu gedenken.
Liebmann Strauß, geboren in Obergimpern (Baden) war einer der
ersten Juden, die wieder in die alte Reichsstadt Heilbronn zu dauerndem
Aufenthalt einzogen. Mit wenigen Genossen betrachtete er es als seine
Aufgabe, die neu erstandene jüdische Gemeinde zu organisieren und sie im
Sinn des überlieferten Judentums weiter auszubauen. Vorbildlich in jeder
Hinsicht ist die von ihm organisierte und zu hoher Blüte gebrachte Chewra
Gemilus Chesed (Wohltätigkeitsverein) geworden, deren selbstloses
Wirken im Sinne unseres Gesetzes allgemein anerkannt wird. Ein
Menschenalter hindurch widmete der Verstorbene seine besten Kräfte dem
Dienste der jüdischen Gemeinde, hiezu umso mehr befähigt und berufen,
als ihm neben umfassender profaner Bildung reiches jüdisches Wissen eigen
war. Wohl hat auch in die Heilbronner Gemeinde die Reform mit Orgelklang
und gemischtem Chor ihren Einzug gehalten, dieses zu verhindern, reichte
die Macht des Verstorbenen nicht aus. Dass er aber, wenn auch mit schwerem
Herzen, sich darein fügte, war sein Lebensschmerz, der Fehler, den er
sich innerhalb wohl selber nicht verzeihen konnte. Denn er blieb isoliert
in seinem Kreise, isoliert in der Auffassung des jüdischen
Pflichtenlebens. Unbegrenzt sind die Wohltaten, die der Verstorbene - er
ruhe in Frieden - seiner Gemeinde erwiesen, aber sie wurden und werden
auch gewürdigt von allen, denen er im leben nahe stand. Seine
Bescheidenheit und seine Selbstlosigkeit im Dienste der Wahrheit ist
rühmend. Die Heilbronner Gemeinde wird diesen Mann nie vergessen, den zu
ersetzen ihr nicht leicht fallen wird. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Zum Tod von Babette Stammhalter (1919)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Februar
1919: "Obergimpern (Baden). Im 81. Lebensjahre verschied hier
Frau Babette Stammhalter, geb. Vogel, eine wegen ihrer Frömmigkeit und
ihrer Wohltätigkeit allgemein geschätzte Frau". |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Obergimpern
geborenen Berta Marx geb. Berney |
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Kennkarte (Groß-Gerau
1939) für Berta Marx geb. Berney (geb. 2. Juli 1889 in Obergimpern),
wohnhaft in Nauheim, am 25. März
1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski |
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Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal
vorhanden. Er wurde 1807 auf Grund seiner Enge als "Schlupfwinkel in einer
jüdischen Behausung" bezeichnet. Dieser Betsaal wurde gemeinsam von den
Juden aus Ober- und Untergimpern
benutzt. 1807 war das Gebäude in baufälligem Zustand. Auch wollte der
Hausbesitzer nach einer wohl anstehenden Reparatur den Raum für eigene Zwecke
benutzen. So war die jüdische Gemeinde gezwungen, einen neuen Betsaal
einzurichten oder eine Synagoge zu bauen. Man entschloss sich für den Neubau
einer Synagoge, die etwa 600 Gulden kosten sollte. Da die Juden aus Untergimpern
bisher auch den Betsaal besucht hatten, bestanden die Juden aus Obergimpern
darauf, dass ihre Glaubensgenossen aus dem Nachbarort zumindest ein Sechstel des
Betrages, also 100 Gulden übernehmen sollten. Es wurde argumentiert, dass die
Juden aus Untergimpern auf Grund eines alten Vertrages auch ein Sechstel der
Kosten für den Vorsänger bezahlten. Da die Untergimperner Juden jedoch nicht
so viel bezahlen wollten, musste Rabbiner Juda Moses Bamberger aus Neckarbischofsheim
vermitteln. Auch er sprach sich für dafür aus, dass die Untergimperner Juden
den Anteil von 100 Gulden bezahlen sollten. Einige der damals acht Juden
verweigerten dennoch jegliche Beiträge, sodass schließlich eine Exekution
angedroht wurde, die aber vom Justizamt in Mosbach untersagt wurde. Der
Synagogenneubau wurde dennoch kurz darauf beschlossen und um 1810
durchgeführt.
1830 kam es zu einem Pogrom gegen die Juden in
Obergimpern im Zusammenhang mit den Ausschreitungen nach der Julirevolution in
Frankreich, die gegen die Forderungen nach völliger Gleichberechtigung der
Juden gerichtet waren. Dabei wurden in der Synagoge Obergimpern in der Nacht vom
10. auf den 11. Oktober 1830 acht große Fenster sowie ein gläserner Leuchter
zerstört.
1882 erfolgte für 400 Mark eine größere
Renovierung der Synagoge.
Bereits Anfang der 1930-Jahre war es kaum noch möglich,
die Zehnzahl jüdischer Männer zum Gottesdienst zusammen zu bekommen. Von einem
inzwischen verstorbenen, nichtjüdischen Ortsbewohner wird berichtet, dass
dieser als Jugendlicher immer wieder den Auftrag bekam, mit dem Fahrrad in die
umliegenden Orte zu fahren, um von dort Männer zum Gebet zu bitten, wenn die
Zehnzahl (Minjan) noch nicht erreicht war.
Noch vor
1938 wurde das Synagogengebäude an die katholische Kirche verkauft, die es
für einige Jahre als Jugendhaus benützte. 1964 wurde das Gebäude abgebrochen, der freie Platz aufgeteilt und an die Anlieger
verkauft (heute Garten zwischen Grombacher Straße 10 und 12).
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an
den Webmaster, E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
(Foto oben: Hundsnurscher/Taddey s. Lit. Abb. 163; Fotos um 1985: Hahn)
Foto aus der Zeit im Besitz
der
katholischen Kirche (Aufnahmedatum
zwischen 1938 und 1964)
(Quelle: Hundsnurscher/ Taddey
s. Lit. Abb. 163) |
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Das Foto wurde in der Zeit der Nutzung der ehemaligen
Synagoge durch
die katholische Kirchengemeinde aufgenommen |
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Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Das Gartengrundstück, auf dem die ehemalige Synagoge stand |
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Neuere Fotos |
Ein neueres Foto des
ehemaligen Synagogengrundstückes wird bei Gelegenheit erstellt;
über Zusendungen freut sich der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 219-220. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. S. 182-186. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 218-219. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Obergimpern Baden.
Jews were expelled in the late 16th century and were present again in the 18th.
A synagogue was built in 1820 and Jews were represented in the local council and
the civil guard as their population grew to a peak of 70 in 1887 (around 5 % of
the total). In 1933, 17 remained; nine left in 1934-37 and four after Kristallnacht (9-10 November 1938). Three perished in Auschwitz.
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