Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dettwiller (Dettweiler, Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
   
In Dettwiller bestand eine jüdische Gemeinde bis zur Deportation der jüdischen Einwohner nach Südfrankreich 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Bei der Volkszählung am 29. Dezember 1784 wurden 18 jüdische Familien mit zusammen 96 Personen gezählt. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 117 jüdische Einwohner, 1846 158, 1861 152, 1866 163, 1889 80, 1892 124 (in 19 Familien), 1910 97.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule und ein rituelles Bad (im Keller der Synagoge). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (so in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26.6.1843 S. 384 mit dem Hinweis, dass der Lehrer 430 Fr. Jahresgehalt bekommt; damals hat er 26 Schüler zu unterrichten). Um 1887/1889 wird als Kantor in der Gemeinde ein J. Mayer genannt. 1892/98 als Lehrer und Kantor M. Mayer (er unterrichtete in dieser Zeit zehn Kinder aus der jüdischen Gemeinde).  Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Saverne
 
1889 war Gemeindevorsteher S. Blum, 1892 ein Herr Cahn, 1893/98 ein Herr Bär.
 
An jüdischen Vereinen gab es eine Chewra Kadischa (Beerdigungsverein und zur Armenunterstützung). 
  
1936 wurden noch 39 jüdische Einwohner gezählt. Unter der deutschen Besatzung wurden 1940 die bis dahin am Ort verbliebenen jüdischen Personen nach Südfrankreich deportiert.          
       
Von den in Dettwiller geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem):  Alice Blum (1914), Jaques Blum (1869), Caroline Blum geb. Metzger (1876), Leon Blum (1876), Jeanne Gugenheim (1929), Helga Hitzkowitz (1916), Bertrand Kahn (1915), Marcel Kahn (1914), Celine Lazar geb. Levy (1887), Henri Lazar (1882), Jean Lazar (1924), Yvonne Lazar (1923), Arthur Levy (1876), Muriel Levy (1922), Robert Levy (1894), Suzanne May (1902), Aline Reinmann (1880), Hugues Reinmann (1882), Denise Sichel geb. Blum (1913), Guillaume Weill (1898), Joseph Weiss (1910).   
   
Nach 1945 kehrten wenige jüdische Personen nach Dettwiller zurück. 1953 wurden 24 jüdische Einwohner gezählt.     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
"Skandalgeschichte" aus der jüdischen Gemeinde (1900)      
Vorbemerkung: bislang fanden sich aus den überregionalen jüdischen Periodika der Zeit des 19./20. Jahrhunderts noch keine Berichte aus der Gemeinde Dettweiler. Nur in einem wird eine "Skandalgeschichte" über die nicht ganz klaren persönlichen Verhältnisse des damaligen Synagogendieners berichtet. Die Probleme führten zu seiner sofortigen Entlassung aus dem Dienst. 

Dettweiler Elsass Israelit 08021900.jpg (67766 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1900: "Dettweiler (Elsaß). Der hiesige Synagogendiener, den seine Frau seit einigen Jahren freiwillig verlassen hatte, um ihren Lastern besser fröhnen zu können, erhielt die dieserhalb im Armenwege und -Rechte eingeleitete Ehescheidung. Kurz darauf ließ er sich wieder standesamtlich trauen und kam auch bald darauf mit seiner Neuerkorenen hier an, mit der festen Behauptung, in einem kleinen Städtchen des Unter-Elsass vom dortigen Rabbiner die entsprechende Erlaubnis (frei wiedergegeben; ohne die hierzu erforderlichen get = Scheidungsdokument) erhalten zu haben. Si unglaublich und unwahrscheinlich dies auch klang, strebte man doch dieser zweifelhaften Tatsache auf den Grund zu kommen, und erfuhr man, dass die Trauung von keinem Rabbiner, ebenso wenig von einer hierzu autorisierten Person, sondern bloß von einem Privatmanne, der zwar im Rufe eines Baal Tora (Toragelehrten) stehen soll (ohne get = Scheidungsdokument) vorgenommen worden sei. Auf diesem Grunde sah sich daher die hiesige Gemeinde veranlasst, den Synagogendiener sofort seines Amtes zu entheben".    

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
       
David Levy wird bei den Gemeinderatswahlen als Gemeinderat gewählt (1908)
   

Ingweiler usw FrfIsrFambl 10071908.jpg (84126 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1908: "Straßburg. Die Gemeinderatswahlen haben auch eine stattliche Anzahl Juden in die Stadtparlamente gebracht. Wir verzeichneten in der vorwöchentlichen Nummer bereits eine Anzahl Namen. Es wurden ferner gewählt: 
Marc Blum, Max Frank und Fritz Meyer in Straßburg; Gilbert Meyer, Abraham Bloch und Joseph Weil in Ingweiler; David Levy in Dettweiler; Nathan Heller in Brumath; Leo Ginsburger in Uffheim; Dr. Leon Weill und Arthur Moch in Hagenau; Bernhard Baer und Leopold Klotz in Sulz u.W.; Achille gen. Elie Weil in Bollweiler; Jakob Schwab und Leon Bloch in Winzenheim; Adrian Bloch und Ferdinand Dreyfus in Mülhausen; Emil Weill in St. Ludwig; Salomon Heimerdinger und Emile Picard in Grussenheim; Silvani Beer und August Levy in Saarburg; Tuteur und Leiser in Metz; Leopold Blum und Julien Levy in Umlingen, Felix Barth in Forbach; Marcel Cahen und Levy Aron in Püttlingen."       

  
  
  
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge       
   
Eine erste Synagoge wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Wegen Baufälligkeit drohte sie um 1840 einzustürzen. 1851 konnte die Gemeinde eine neue Synagoge auf dem bisherigen Synagogengrundstück erbauen. Die jüdische Gemeinde erhielt finanzielle Unterstützung durch die politische Gemeinde. Die Baupläne zeichnete Baumeister Maestlé aus Saverne. Charakteristisch ist der Rundbogenstil, der Okulus und die beiden Zwillingsfenster am Giebel. Das Gebäude ist 13 m mal 9 m groß. 

Während der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge schwer beschädigt, unter anderem wurde die Frauenempore zerstört. Nach dem Krieg wurde sie wieder instandgesetzt und als Synagoge bis 1960 verwendet.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeRue de l'écolé / Rue de Général Leclerc,  67490 Dettwiller 
    
    

Fotos 
(obere Fotos: Rothé / Warschawski s. Lit.; untere Fotos Hahn, Aufnahmedatum 26.7.2004) 

Dettwiller Synagogue 181.jpg (97224 Byte) Dettwiller Synagogue 180.jpg (48835 Byte)
Außenaufnahme Innenansicht mit Blick zum Toraschrein
       
Dettwiller Synagogue 101.jpg (40387 Byte) Dettwiller Synagogue 100.jpg (46765 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Dettwiller

   
    

Links und Literatur   

Links:

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Dettwiller 
bulletKontaktmöglichkeit vor Ort  
bulletLebensgeschichte des 1912 in Dettwiller geborenen Sylvain Kahn  
bulletVerzeichnis des Ministère de la culture: hier anklicken  
bulletWikipedia-Artikel zur Synagoge in Dettwiller    

Literatur:    

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 33.67.  

       
         

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020