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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Korb (Stadt Möckmühl, Landkreis Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz der
Herren von Berlichingen befindlichen Korb bestand eine jüdische Gemeinde bis 1903. Ihre Entstehung geht in das
18. Jahrhundert zurück. Erstmals wird 1743 ein jüdischer
Einwohner genannt (Abraham Simon).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1806 86 jüdische Einwohner, 1826 92, 1833 Höchstzahl von 102,
1838 99, 1841 78, 1864 54, 1871 36, 1880 22, 1890 19, 1895 21, 1900
17.
Von 1806 bis 1846 gehörte Korb zu Württemberg
und wurde 1832 dem Rabbinat Berlichingen zugeteilt, danach zu Baden und zum
Rabbinat Merchingen. Der Wechsel der Staatsangehörigkeit war auch der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" eine Notiz wert:
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. April 1846:
"Durch die neueste Ausgleichung von Länderbesitz zwischen
Württemberg und Baden sind die Israeliten zu Korb an letztern Staat
gekommen." |
Bei der Annahme erblicher Familiennamen
1829 (damals gab es 25 jüdische Haushaltungen) wurden die folgenden
Familiennamen angenommen: Bauland, Blum, Ehrenberg, Hirsch, Levi, Maas,
Neuberger, Neumann, Rosenfeld, Rosenthal, Stein, Stern, Straus. Die jüdischen Familien lebten
in überwiegend armseligen Verhältnissen vom Vieh- und Warenhandel.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Zeitweise gab es sogar eine jüdische
Konfessionsschule (1835 bis 1844), danach besuchten die Kinder die Ortsschule
und erhielten separaten Religionsunterricht. Der Schulraum war im Erdgeschoss
des Synagogengebäudes. Das rituelle Bad war vermutlich unterhalb des Vorgartens
des Synagogengebäudes (1846 genannt, 1851
soll es in ein links des vorderen Eingangs befindliches Zimmer des
Synagogengebäudes verlegt worden sein). Im Erdgeschoss
dieses Gebäudes befand sich auch ein Raum zum Schächten, daneben ein
Viehstall. Die Toten der Gemeinde wurden auf den jüdischen Friedhöfen in Berlichingen
und Bödigheim beigesetzt, nach 1885 auch
in Sennfeld. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert ein Lehrer angestellt, der zugleich
als Vorbeter und Schochet tätig war. Es werden genannt: 1836 Jakob Kuhn von Nordstetten, 1837 Alexander Elsässer von
Freudental, 1839 Hermann Schlesinger
von Hochberg, 1841 Jakob
Löwenstein, 1844 Gumpel Wiener und 1845 Samuel
Ries von Michelbach. 1850 wurde die
Lehrerstelle gemeinsam für Sennfeld und
Korb ausgeschrieben (siehe Anzeige unten); vermutlich hatte danach Korb keinen
eigenen Lehrer mehr.
Durch Aus- und Abwanderung ging die Zahl der jüdischen Einwohner -
nicht zuletzt auf Grund der ungünstigen Verkehrslage des Ortes - in
der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts stark zurück (siehe Aufstellung oben). Mehrere Familien zogen
nach Adelsheim und Sennfeld. Am 27. August 1903 wurde die jüdische Gemeinde
aufgelöst und die noch verbliebenen Juden der Gemeinde in Sennfeld zugewiesen.
1925 lebten noch fünf jüdische Personen in Korb (Familie Rosenfeld). Auch
sie verließen wenig später den Ort. 1933 gab es keinen jüdischen
Einwohner mehr.
Von den in Korb geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Baer geb. Rosenfeld (1889),
Jette David geb. Ehrenberg (1861), Sidonie Herrmann
geb. Rosenfeld (1895), Josef Levi (1863), Salmne (Salomone) Lilienstraus geb.
Ehrenberg (1867), Otto (Nathan) Neuberger (1886), Adolf
Rosenfeld (1898), Joseph Rosenfeld (1893), Max Rosenfeld (1887).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Lehrer Hermann
Schlesinger tritt in den Ruhestand (1889 in Mergentheim, war 1839 bis 1841
Lehrer in Korb)
Anmerkung: Lehrer Hermann Schlesinger (geb. 24. Juni 1817 in Hochberg
als Sohn von Louis/Löw Schlesinger und seiner Frau Besle/Lisette Babette geb.
Engel) besuchte die Lehrerbildungsanstalt am Königlichen Waisenhaus in Stuttgart.
Er war von Dezember 1837 bis März 1838 Schulgehilfe in Hochberg.
Danach war er Vorsängeramtsverweser in Unterdeufstetten
und ab Ende Januar 1839 in Korb. Im Juli 1841 erhielt er die Vorsänger-
und Lehrerstelle in Berlichingen. Am 1.
Dezember 1841 heiratete er Chawa geb. Berlinger (eine 1813 geborene
Tochter des Benjamin Berlinger und seiner Frau Höfle). 1852/53 war er in Mühlen
am Neckar tätig und seit 1853 in Mergentheim.
Nach dem Tod seiner ersten Frau am 14. Mai 1876 heiratete er in zweiter Ehe am
22. Januar 1877 Karoline geb. Fränkel (geb. am 21. November 1841 in Obernbreit
als Sohn des dortigen Lehrer David Fränkel und seiner Frau Emilie). Aus erster
Ehe entstammten die Kinder Löb (geb. 1842, wanderte 1862 aus und was später
Lehrer in New York), Benjamin (1844), Rösle (1845, heiratete 1869 ins
Badische), Tobias (1847, wanderte 1867 nach Amerika aus), Veit (1853). Aus
zweiter Ehe entstammte der Sohn und spätere Rabbiner Dr. Abraham Schlesinger: geb.
20. März 1882 in Mergentheim, gest. 1961 in Jerusalem (war 1916-1938 Rabbiner in
Bad Buchau).
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. Januar 1889: "Mergentheim. Nach zurückgelegter
54-jähriger Amtstätigkeit wurde am 1. Oktober vorigen Jahres der hiesige
Lehrer und Vorsänger Herr Hermann Schlesinger seinem Ansuchen
entsprechend wegen leidender Gesundheit von der israelitischen
Oberkirchenbehörde in den Ruhestand versetzt. Herr Schlesinger hat sich
während seiner Lehrtätigkeit als eifriger und pflichtgetreuer Beamter
die Anerkennung und Zufriedenheit sowohl seiner ihm vorgesetzten Behörde
als auch den Gemeinden, welche er als Lehrer vorgestanden, im vollsten
Maße erworben. Im strengsten Sinne des Wortes genommen, war derselbe ein
treuer Winzer im Weinberge des Herrn - im Weinberge des Herrn Zebaoth.
Das Ziel seines Wirkens ging stets dahin, seinen Schülern eine feste
religiöse Grundlage zu geben, und eine gute Erziehung zu befördern; dass
dieses Prinzip von Herrn Schlesinger hochgehalten wurde, beweist auch der
Umstand, dass eine große Anzahl seiner einstigen Schüler in der jetzigen
religiösen sturmbewegten Zeit ihre treue Anhänglichkeit für das
angestammte heilige Erbgut Israels, nur ihrem musterhaften Lehrer zu
verdanken haben, der es verstanden hatte, die jugendlichen Gemüter für
das religiöse Leben zu gewinnen und die Wahrheiten der Gotteslehre
derselben fest einzuprägen. Seine erste Anstellung als Lehrer erhielt
Herr Schlesinger in der Gemeinde Korb, im badischen Bezirksamt
Adelsheim; später wirkte derselbe als Lehrer in den württembergischen
Gemeinden Deufstetten, Berlichingen
und Mühlen am Neckar. Von letztem Orte
aus, einem Rufe der hiesigen Gemeinde folgende, wurde ihm, im Jahre 1853
die hiesige Lehrer- und Vorsängerstelle übertragen, welche er volle 36
Jahre innehatte. In dankbarem Andenken an seine hiesige Lehrtätigkeit,
wurde kürzlich ein Bankett veranstaltet, wobei die Ehrengaben, von der
hiesigen Gemeinde gewidmet, bestehend in einem Pokal, einem Regulateur,
sowie einem fein gepolsterten Lehnsessel vom Herrn Rabbiner in Gegenwart
der ganzen Gemeinde mit warmen Worten des Dankes und der Anerkennung dem
Jubilar überrecht wurden. Möge Herr Schlesinger lange noch im Kreise
seiner Familie und Gemeinde ein heiterer und froher Lebensabend mit
stetiger Gesundheit und Wohlergehen beschieden sein!" |
Für den jüdischen Lehrer wird "einstweilen"
ein christlicher Lehrer angestellt (1844)
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 13. August 1844:
"In Korb, Oberamts Neckarsulm im Württembergischen, ist, da der
bisherige israelitische Lehrer Löwenstein anderswohin versetzt worden, aus
Mangel an jüdischen Schulamtskandidaten einstweilen ein christlicher
Lehrer angestellt worden." |
Ausschreibung der
Stelle des Lehrers und Vorsängers - gemeinsam für Sennfeld
und Korb (1850)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 16. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die mit einem festen Gehalte von 135 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48
kr. für jedes
die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon
abhängigen Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der
israelitischen Gemeinde Sennfeld, Synagogenbezirks
Bödigheim, womit überdies in Folge höherer Bestimmung, die Erteilung
des Religionsunterrichts an die schulpflichtige israelitische Jugend zu Korb
(statt: Kork), nach einer mit dem dortigen Synagogenrate desfalls zu
treffenden Übereinkunft, verbunden ist,
ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen mittelst
des betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Bödigheim sich
zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder
Rabbinats-Kandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte
nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden."
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Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Zunächst war in Korb eine jüdische
"Betstube" vorhanden, die erstmals in einem Bericht des
Kreishauptmannes von Heilbronn vom März 1807 genannt wird.
1824 wurde eine neue Synagoge mit einer
Wohnung für den Vorsänger und Schullehrer eingerichtet. Anlässlich der
Neuorganisation der kirchlichen Verhältnisse in Württemberg wurden die Korber
Juden 1832 Filiale der jüdischen Gemeinde Olnhausen
und verloren zunächst das Recht, eine eigenständige Synagoge zu betreiben.
Nach Protesten aus Korb, dass die Gottesdienste in Olnhausen "wegen der
Beschwerlichkeit des Wegs über zwei hohe Berge" hinweg nur mit großen Mühen
besucht werden könnten und keine Mittel für Übernachtungen vorhanden seien,
wurde 1835 die Einrichtung eines Filialgottesdienstes in Korb mit eigenem Vorsänger
gestattet. Damit konnten die Korber Juden weiterhin ihr 1824 auf dem heutigen
Grundstück Sennfelder Straße 4 erbautes Synagogengebäude nutzen. Der Betsaal
befand sich im 1. Stock beziehungsweise Dachgeschoss dieses Hauses. Einmal erfährt
man von Renovierungsmaßnahmen der Synagoge: 1866 wurde das Haus neu mit
Verputz und Anstrich versehen.
Nachdem die Gemeinde am 27. August 1903 aufgelöst
wurde, benutzten die noch in Korb wohnhaften jüdischen Familien die
Einrichtungen der jüdischen Gemeinde Sennfeld.
Das Synagogengebäude in der Sennfelder Straße 4 blieb bis 1926 das letzte jüdische
Wohnhaus am Ort (Familie Adolf Rosenfeld). Mit dem Wegzug der Familie Rosenfeld
verließen die letzten Juden den Ort. Das Gebäude wurde auch weiterhin zu
Wohnzwecken verwendet. Reste des Betsaales sind noch heute im Dachgeschoss des
ehemaligen Synagogengebäudes in der Sennfelder Straße 4 erhalten. Hier ist
noch ein Reststück der blau gestrichenen und mit goldenen Sternen bemalten
Innenverkleidung erhalten.
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an
den Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Ansichtskarte 1955 |
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Das frühere Haus der
Familie Rosenfeld,
in dem sich der Betsaal befand |
(Karte von 1955) |
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Fotos um 1985
(Fotos: W. Wetterauer, Fotos links und rechts auch
bei Angerbauer/Frank s.
Lit. S. 137) |
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Das frühere Haus der Familie
Rosenfeld, in dem sich der
Betsaal befand |
Ostseite des Hauses; zwischen den
Fenstern des 1. Stockes befand
sich
der Toraschrein |
Die Dachkonstruktion und das Fenster
sind die erhaltenen Spuren des
Betsaales
(Foto rechts von Helmut Hahn) |
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Fotos 2005
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 19.3.2005) |
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Früheres Haus der Familie
Rosenfeld |
Ostfassade des Hauses |
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Eingang |
Rundbogenfenster des Betsaales
über dem früheren Toraschrein |
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Grab von Moses Ehrenberg
aus Korb
(1794-1854), beigesetzt auf dem
jüdischen Friedhof
in Berlichingen |
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Die Toten der
jüdischen Gemeinde Korb wurden u.a. in Berlichingen beigesetzt; oben das
Grab v
on Moses Ehrenberg mit der Inschrift: "Hier ist beigesetzt
Mosche Ben Katriel aus Korb, der
Schofarbläser viele Jahre war, gest. in
gutem Ruf am Mittwoch, dem 10. Schwat im Jahre (5)614"
(= 8. Februar
1854) [Dok. Bamberger Nr. 306] |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 168. |
| Wilhelm Wetterauer: Die ehemalige Synagoge in Korb (maschinenschriftlich).
Adelsheim 1985. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 134-138. |
| Naftali Bar-Giora Bamberger: Die jüdischen Friedhöfe im
Hohenlohekreis. 2002. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
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