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Liestal
und Umgebung (Kanton Basel-Land, Schweiz)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der
jüdischen Gemeinde
In Liestal ist der Aufenthalt von Juden - als einzigem Ort im heutigen Kanton
Baselland - bereits im 14. Jahrhundert belegt (Germania Judaica II,1 S.
483).
Vom 15. bis zum 19. Jahrhundert lebte eine größere Anzahl jüdischer
Familien im Fürstentum Basel nur in Allschwil und im Amt Zwingen.
In den anderen Orten konnten Juden - ohne Niederlassungsrecht - nur als Händler
Geschäfte machen. Noch im 18. Jahrhundert
(Verordnung von 1768) war Juden der Handel mit Vieh und Pferden auf den
Jahrmärkten nur sehr eingeschränkt genehmigt.
Im 19./20. Jahrhundert bestand eine jüdische Gemeinde erst seit 1871.
Noch 1833 wurde im neu gegründeten Kanton Baselland bestimmt, dass Juden
weiterhin kein Niederlassungsrecht und keine Handelsfreiheit haben sollten.
Damals lebte eine jüdische Familie Maus in Liestal. Sie hatte vorübergehendes
Wohnrecht im Kanton Baselland. Mitte des 19. Jahrhunderts wehrten sich immer
noch nichtjüdische Krämer, Kaufleute und Handwerker mit allen Mitteln gegen eine
mögliche unliebsame Konkurrenz durch jüdische Kaufleute/Händler. 1850
lebten gerade 15 Juden im Kanton (Gelterkinden 6, Ormalingen 2, Rümlingen 1,
Sissach 1, Pratteln 3, Bretzwil 2 Personen). Mit einem "Judengesetz" von 1851
wurde Juden vom Landrat die Niederlassung sowie die Betreibung eines Gewerbes
mit Ausnahme des Besuchs von Jahrmärkten weiterhin untersagt.
1866
erhielten durch eine Zustimmung zur Teilrevision der Bundesverfassung die Juden
im Kanton Baselland wenigstens die Niederlassungsfreiheit. Nun eröffneten die
bis dahin herumziehenden Händler in einigen Orten des Basellandes Geschäfte. Aus
dem Aargau (Endingen und
Lengnau) sowie aus Frankreich ließen sich
einige jüdische Familien nieder, die bereits Geschäftspartner oder Kunden im
Baselbiet hatten (u.a. als Viehhändler wie der aus
Hegenheim stammende Nathan Bloch, der damals größte Schlachtviehhändler, der
Schweizer Vieh nach Frankreich exportierte; Nathan Bloch hatte sieben Töchter
und drei Söhne; die Töchter heirateten alle Viehhändler).
1870 wurden 131 jüdische Einwohner im Kanton Basel-Land gezählt. Davon
wohnten im Bezirk Arlesheim 33, Im Bezirk Liestal 60 (30 davon in Liestal
selbst), im Bezirk Sissach 24, im Bezirk Waldenburg 3. 1880 betrug die Zahl der
landschaftlichen Juden 223 (Bezirk Arlesheim 61, Bezirk Liestal 103, Stadt
Liestal 100, Bezirk Sissach 52, Bezirk Waldenbuch 7). Bis 1888 ging die Zahl der
jüdischen Einwohner im Kanton schon wieder zurück, es wurden noch 165 jüdische
Einwohner gezählt (Bezirk Arlesheim 43, Liestal 92, Sissach 30, Waldenburg 0).
1900 waren es im Bezirk noch 135 jüdische Einwohner (Bezirk Arlesheim 48,
Liestal 58, Sissach 27, Waldenburg 2). 1910 waren es im Kanton wieder 232
jüdische Einwohner, die unter anderem auf die Zuwanderung von russisch-jüdischen
Familien zurückging.
1871 beschlossen die jüdischen Familien in Liestal, künftig gemeinsam
Gottesdienst abzuhalten (Gründung der Gemeinde). Für den Religionsunterricht der
Kinder wurde vor Ort gesorgt, ein Wohltätigkeitsverein gegründet.
Die Zahl der jüdischen Einwohner in Liestal entwickelte sich wie folgt:
zwischen 1880 und 1910 Höchstzahl von etwa 100 jüdischen Personen am Ort; 1910
62 jüdische Personen, 1916 18 Gemeindemitglieder (Familien) mit zusammen 75
Personen, 1921 15 Gemeindemitglieder (Familien) mit zusammen 58 Personen.
An Einrichtungen bestanden um 1912/1916 weiterhin ein Betsaal (s.u.),
eine Religionsschule und eine Armenkasse. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Endingen/Lengnau
oder im Elsass (Hegenheim) und ab 1902 im
jüdischen Friedhof in Basel beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben
der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war: um 1895/1901 B.
Sée, 1908 bis 1912 war als solcher Rabbiner Dr. Chaim Lauer in Liestal tätig
(siehe unten), um 1916/17 war M. Schwarz Lehrer und Kantor der Gemeinde, von
1919 bis 1921 Eugène Adler. Weitere Namen jüdischer Vorbeter, die meist aus
Basel anreisten, um über Schabbat in Liestal zu bleiben, waren ein Herr
Donath, Moritz Nordmann oder Bruno Cohn.
An Vereinen
gab es in der Gemeinde um 1912/16 eine Männerkrankenkasse sowie eine
Frauenkrankenkasse. Dazu gab es zwei Wohltätigkeitsvereine: den
Männerkrankenverein (gegründet 1880) und die
Frauenchevroh (gegründet 1912); beide Vereine halfen bei schweren
Krankheits- und bei Sterbefällen.
In den 1890er-Jahren war Gemeindevorsteher H. Nordmann.
Unter den jüdischen Gewerbebetrieben am Ort ist u.a. der Textilladen von Bernard
Nordmann (Sohn von Achille Nordmann) zu nennen. Er befand sich unmittelbar neben
dem ehemaligen Kaufhaus zum Tor (heute Manor; vgl. Foto unten).
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ging die Zahl der jüdischen
Einwohner weiter zurück, da ländliche Orte wie Liestal wegen des Wandels der
Einkaufsgewohnheiten und auf Grund der Berufsstruktur der jüdischen
Gewerbetreibenden für die jüdischen Familien an Attraktivität verloren.
1930
lebten nur noch 33 jüdische Personen in Liestal. In den 1930er-Jahren kam
es auch im Baselbiet - wie im Fall der antisemitisch belästigten Sängerin Rose
Nordmann - zu antisemitischen Vorfällen. Im Zweiten Weltkrieg wurden
1941 noch 30 Personen jüdischer Religionszugehörigkeit gezählt. Im ganzen
Kanton Baselland waren es damals 217 Personen. Während des Krieges nahmen
auch jüdische Flüchtlinge, die im Lager Schauenburg unterbracht waren, an den
Gottesdiensten der Gemeinde teil. Dr. Harry Levi aus dem Lager Schauenburg
amtierte vom Oktober 1943 bis März 1944 als Vorbeter und Religionslehrer in
Liestal. In den nicht ausdrücklich "rituellen" Flüchtlingslagern Bienenberg und
Arisdorf erhielten die Flüchtlinge samstags keine Freistellung, jedoch für den
Gottesdienstbesuch an den wichtigen Feiertagen.
In den 1950er-Jahren konnte in Liestal nur noch zu Pessach, Rosch
Haschana und Jom Kippur die für den Gottesdienst erforderliche Zahl von zehn
jüdischen Männern (Minjan) erreicht werden. 1956/57 wurde die jüdische
Gemeinde Liestal aufgelöst.
Von den in Liestal geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von
Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lehrer Eugène Adler mit Frau
und Kindern (siehe unten), David Silbermann (geb. 4. Mai 1912 in Liestal, später
wohnhaft in Britz, 1942 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine
Gemeindebeschreibungen 1916 / 1921
Gemeindevorstellung
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1916 S. 200: "Liestal.
Die jüdische Gemeinde Liestal wurde im Jahre 1871 gegründet und zählt
heute mit 18 Gemeindemitgliedern 75 jüdische Seelen. Vorstand: Henry
Nordmann, Präsident: Dr. Max Bollag, Aktuar; Achille Nordmann, Kassier.
Beamter: Herr M. Schwarz, Kantor und Religionslehrer.
Institutionen: Betsaal im Restaurant zur 'Eintracht',
Religionsschule, Armenkasse.
Vereine: Männerkrankenkasse, Frauenkrankenkasse." |
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Gemeindevorstellung
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1921 S. 181: "Liestal.
Die jüdische Gemeinde Liestal wurde im Jahre 1871 gegründet und zählt
heute mit 15 Gemeindemitgliedern 58 Seelen. Vorstand: Henry Nordmann,
Präsident; Moritz Levy Aktuar; J. Guggenheim-Cahn, Kassier. Beamter:
vakant.
Institutionen: Betsaal im Restaurant 'Eintracht'. Religionsschule.
- Armenkasse.
Vereine: Männerkrankenkasse. - Männerkrankenverein, Unterstützung
bei schweren Krankheiten und Sterbefällen etc. , gegründet 1880 (Präsident:
Henry Nordmann - Frauenchevroh, selbe Zweckerfüllung, gegründet 1912,
Präsidentin Frau Dr. Bollag. - Frauenkrankenkasse." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters
/ Schochet 1907
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1907: "Bei der
Israelitischen Kultusgemeinde Liestal
(Schweiz) ist auf 1. Januar 1908 die Stelle eines
Kantors und Vorsingers
zu besetzen.
Bisheriger Jahresgehalt Frcs. 1000.- Diese Stelle bietet Gelegenheit
zu Nebenverdienst. Bewerber dafür wollen sich an den Präsidenten Emanuel
Nordmann wenden unter Beifügung von Zeugnissen und Referenzen sub
L.Z. 11150 am Haasenstein & Vogler, A.-G.,
Frankfurt am Main". |
Über den Rabbiner und Lehrer Dr. Chaim Lauer (1908 bis
1912 Rabbiner, Lehrer, Vorbeter und Schächter in Liestal)
Anmerkung: nachstehender Bericht erschien anlässlich seines Wechsels von Biel
nach Mannheim im Jahr 1925.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1925: "Biel, 9.
Februar (1925). Der Synagogenrat in
Mannheim hat Herrn Rabbiner Dr. Ch. Lauer in
Biel als Direktor der hebräischen Schule der Lemle Moses-Klaus-Stiftung
berufen. Herr Dr. Lauer hat den Ruf angenommen und gedenkt schon am 1. Mai
sein neues Amt anzutreten. Herr Dr. Lauer lernte lange Jahre auf der
Jeschiwa des weit über die Grenzen seines Landes berühmte Gaon R. Elieser
Deutsch seligen Andenkens in Bonyhad (Ungarn), dessen
Lieblingsschüler er stets war (siehe R.G.A. Peri-ha-Sode, Bd. 1-3). Später
kam er mit reichen talmudischen Kenntnissen nach Deutschland und war mehrere
Jahre Rabbinatsassistent bei Herrn Provinzialrabbiner Dr. M. Cahn seligen
Andenkens in
Fulda. In
Basel
war er anfangs einige Jahre lang Lehrer des 'Schomre-Thora'-Vereins, und
dann mehrere Jahre geistiger Leiter der Gemeinde Liestal bei Basel.
Nachdem er in Basel die Maturitätsprüfung bestanden hatte, studierte er an
der dortigen Universität Orientalia, Philosophie und Naturwissenschaften.
Nach seiner Promotion in Basel besuchte er das Rabbinerseminar in Berlin,
das er mit großem Erfolg absolvierte. Im Sommer 1914 hat ihn der Verwaltung
der 'Ica' zum Oberrabbiner ihrer Kolonien in Argentinien ernannt. Infolge
des Weltkrieges konnte Herr Dr. Lauer sein Amt in Argentinien nicht
antreten. Ungern sehen seine zahlreichen Freunde in der Schweiz, seine
Schüler - and last not least - seine Gemeinde ihn in das Ausland scheiden;
wir hätten ihn gerne zurückgehalten mit den Worten des R. Josua: so viele
geistige Schätze besitzest du und du willst uns verlassen. Wir sind
überzeugt, dass er durch sein charakterfestes und taktvolles Wesen, durch
seine großen Kenntnisse auf religiösem und profanem Gebiete, durch seine
aufrichtige, ungeheuchelte Religiosität sich auch in seinem neuen Amte bald
die Sympathie und Wertschätzung aller erringen wird. Wir wünschen ihm, dass
sein Streben, die ihm anvertraute Jugend zu edlen Menschen und aufrichtigen
Juden zu erziehen, von reichem Erfolge gekrönt werde." |
|
Rabbiner
Dr. Chaim Lauer (Quelle für das Foto: Volker Keller: Bilder vom
jüdischen Leben in Mannheim 1988 Foto Nr. 137) - ergänzende
Informationen zum obigen Artikel: Lauer ist als Sohn des Gerson Lauer und
der Rahel geb. Seelengut am 25.8.1876 im galizischen Bobowa (heute
polnisches Karpatenvorland, Kreis Gorlice) geboren. Über seine Ausbildung
siehe oben.
Rabbiner Chaim Lauer war von 1916 bis 1925 Rabbiner in
Biel. Nach einer erfolgreichen Tätigkeit als Rabbiner in Mannheim war er
zum Verlassen Deutschlands 1939 gezwungen. Er konnte nochmals bis zu seinem
Tod am 11. August 1945 in Biel als Rabbiner
tätig. sein. Er ist auf dem jüdischen Friedhof
in Biel beigesetzt. |
Buchbesprechung von Dr. Chaim Lauer
über die Publikation von Dr. Achilles Nordmann über "Die Juden in Kanton
Basel-Land" (1914)
Hinweis: die Publikation ist online zugänglich, Link siehe unten
Literaturverzeichnis.
Buchbesprechung
in "Das jüdische Blatt" vom 30. Januar 1914: "Bücherbesprechung.
Dr. med. A. Nordmann, Die Juden im Kanton Basel-Land, Separat-Abdruck aus
dem Basler Jahrbuch 1914.
Nordmann hat seiner Abhandlung über die Geschichte der Juden in Basel (1397
bis 1875) sogleich eine weitere über die Juden im Kanton Basel-Land folgen
lassen. Auch diese Arbeit zeichnet sich wie die vorhergehenden Schriften des
Verfassers durch eine peinliche Genauigkeit und gewissenhafte Behandlung
aller Quellen aus; sie ist interessant für den Laien und bietet dem Forscher
reiches Material. Verfasser beschreibt einen Zeitraum von ungefähr 40 Jahren
und beweist, dass der Kanton Basel-Land einer der rückständigsten Kantone
war, der den Juden alle möglichen Beschränkungen auferlegte. 'Dasselbe
Basel-Land, dass schon in seiner ersten Verfassung die Menschenrechte
verkündet und um seine Freiheit schwere Kämpfe bestanden hatte, versagte
beider Genuss den Juden, die doch seit mehr als zwei Jahrhunderten unter
seiner Bauernschaft verkehrt hatten' (S. 248). Nach und nach erst gelingt
es, den Juden mit Hilfe der französischen Regierung die Gleichberechtigung
den Behörden abzuzwingen. Am interessantesten in der Abhandlung ist die
genaue Beschreibung des sogenannten 'Wahlschen Handels', der Angelegenheit
der Gebrüder Alexander und Baruch Wahl von Mülhausen, die zu ernsten
Differenzen zwischen der französischen Regierung und dem Kanton Basel Land
geführt hatte und erst ihr Ende fand, nachdem der Kanton den Gebrüdern Wahl
eine Entschädigung Summe von 25.000 Fr. gezahlt hatte. Die jüdische
Bevölkerung war übrigens in diesem Kanton nie sehr stark; es existiert
eine einzige kleine Gemeinde in Liestal, der Hauptstadt des Kantons. Wir
werden noch Gelegenheit haben, in einem besonderen Artikel auf den
lehrreichen Inhalt der vorliegenden, interessanten Schrift zurückzukommen.
Dr. Chaim Lauer." |
Über den Kantor und Lehrer Eugène Adler (1919 bis 1921
Lehrer und Kantor in Liestal)
Anmerkung: Foto und Informationen aus der Website des
Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität Hamburg:
Seite zu Eugène Adler
Eugène
(Eugen) Adler (geb. 1890 in Antwerpen als Sohn des Lehrers und Kantors
Simon Adler und seiner Frau Emma geb. Dahl; 1942 ermordet im KZ Auschwitz):
war als Kantor und Religionslehrer tätig in
Bremgarten,
St. Gallen (Jüdische Gemeinde Adass
Jisroel), Liestal, Rexingen,
Luxemburg und Sarreguemines. Zu Beginn
des Zweiten Weltkrieges nach Jarnac (Charente) evakuiert; 1942 inhaftiert
und über Drancy in das KZ Auschwitz deportiert.
Kinder: Simon Siegfried Adler (geb./gest. Oktober 1919 in Liestal),
Simone (Judith) Adler (geb. 1920 in Liestal, ermordet im KZ Auschwitz),
Arthur Ignatz Adler (geb. 1922 in Rexingen,
ermordet im KZ Auschwitz)
Quelle für das Foto: Aaron Photo Archive mit
Seite zu Familie Adler und Musikwissenschaftliches Institut HH s.o. |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Moritz Levy wird Chef des
Telegraphen- und Telephonbüros in Liestal (1905)
Mitteilung
in "Israelitisches Familienblatt" vom 24. November 1905: "Basel. Der
eidgenössische Bundesrat wählte als Chef des Telegrafen- und Telefonbüros in
Liestal (Kanton Basel-Land) Herrn Moritz Levy, einen der Führer
des schweizerischen Zionistenverbandes." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des koscheren Gasthofes "Zum Falken"
(1879)
Anmerkung: der Gasthof/Hotel "Zum Falken" war in der Rheinstraße. Durch das
vornehme Solbad (Kurhotel!) war es die erste Adresse in der Stadt. Die Kochkunst
des Hauses genoss um 1900 einen international ausgezeichneten Ruf. Der
christliche Hotelier bot für jüdische Gesellschaften auch koschere Küche an.
Bekannt ist etwa, dass der Liestaler Achille Nordmann 1905 hier seine Hochzeit
mit Clémence Nordmann feierte.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Auf vielseitigen Wunsch
habe ich in meinem schönen Gasthof und Solbad 'Zum Falken'
Koscher in Liestal (Schweiz) Koscher eine besondere Küche
für israelitische Hochzeiten eingerichtet und empfehle mich zugleich für
Aufnahme von Kurgästen.
Achtungsvoll Buser-Rosenmund, propriètarie. Der Inspektor Sée,
Kantor." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine eigentliche Synagoge im Sinne eines selbständigen Gebäudes
war nicht vorhanden. Ein Betsaal war nach 1871 und noch 1916 / 1921 im
Restaurant "Eintracht" ("Intracht") in der Rheinstraße eingerichtet. Das Gebäude
dieser Gaststätte wurde im 18. Jahrhundert erbaut und war zunächst ein Wohnhaus.
Im Zusammengang mit dem 1853/54 erstellten Bahnhof wurde im Erdgeschoss eine
Gaststätte eingerichtet. Der Betsaal war im oberen Stockwerk. Bunte Innenfenster
mit jüdischen Motiven gaben dem Raum eine festliche Atmosphäre und ließen auch
von außen den Betsaal erkennen.
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1956 wurden im Beisein von
Rabbiner Dr. Adler (Basel) durch Bernhard Nordmann-Bloch diverse Kultgegenstände
in die Charmille in Riehen BS (jüdisches Altersheim, heute Holbeinhof in Basel)
überführt.
Adresse/Standort des Betsaales: Der Betsaal befand sich bis zur
Auflösung 1956 im oberen Stockwerk des Gasthauses Eintracht in der Rheinstraße
12. Das Gebäude wurde 1990 abgebrochen. An seiner Stelle entstand der Neubau der
UBS.
Presseartikel zur
Geschichte des Betsaales
Dezember 2012:
Erinnerung an das Gasthaus Eintracht in der
Rheinstraße
(Artikel wurde freundlicherweise übersandt von Monique und Louis
Bloch-Nordmann) |
Artikel in der "bz Basellandschaftlichen Zeitung" vom 12. Dezember 2012:
"Vom Gasthaus, wo die Juden beteten. Heute öffnet die bz das
Türchen Nummer 12 an der Rheinstrasse.
Die 'Eintracht' wurde im 18. Jahrhundert in Liestals Vorstadt erbaut und
war zuerst ein Wohnhaus. Im Zusammenhang mit dem 1853/54 erstellten Bahnhof
wurde das Erdgeschoss zum Gasthaus umfunktioniert. Alte Fotos zeigen, dass
Fuhrleute dort gerne haltmachten. Die 'Eintracht' war Bestandteil der heute
fast umgebauten Kantonalbank-Kreuzung mit dem alten Bankbau, der Schmitte
Heinzelmann und der Eisenhandlung Barth sowie dem ehemaligen Café Graber.
Das Gasthaus Eintracht musste 1990 gegen Bedenken aus Heimschutzkreisen
dem Neubau der UBS weichen. Es wurde in den letzten Jahrzehnten vor dem
Abriss von der aus dem Südtirol stammenden Familie Pichler geführt und war
eine Arbeiterbeiz, in der Fabrikarbeiter und 'Pfründer' - Bewohner des
kantonalen Altersheims Pfrund - verkehrten. Speziell war, dass die bis 1956
in Liestal bestehende jüdische Gemeinde einen Betraum in der 'Eintracht'
hatte. Deswegen kamen die Wirtsleute im Zeiten Weltkrieg unter Druck blieben
aber standhaft."
Erzählt von Dominik Wunderlin, aufgeschrieben von Andreas
Hirsbrunner.
Foto: Das ehemalige Gasthaus Eintracht an der Rheinstrasse
(undatiert). |
Weitere Presseartikel zur jüdischen Geschichte in Liestal und dem Kanton
Baselland
Presseartikel, die im Zusammenhang
mit einer Ausstellung im Juni/Juli 1999 im Kantonsmuseum Liestal über "Schweizer
Juden" erschienen sind
(Artikel aus der Sammlung von Louis
Bloch; bei drei der Artikel ist nicht mehr bekannt, in welchen Presseorganen sie
erschienen sind)
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Artikel von Peter Schmid
in der
"Basler Zeitung"
vom 3. Juni 1999 |
Weiterer Artikel in der
"Basler Zeitung"
vom 3. Juni 1999 |
Artikel vom
2. Juni 1999
|
Artikel vom
4. Juni
1999 in der "Basler Zeitung" |
Artikel von Susanne
Bennewitz
vom 1. Juli 1999 |
Fotos
Der ehemalige Textilladen
von Bernhard Nordmann
in den 1950er-Jahren
(Quelle: Monique und
Louis Bloch-Nordmann) |
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Rechts
Ausschnittvergrößerung des Fotos links mit dem Textilladen von Bernard
Nordmann
(auf dem Firmenschild steht der Name seines Vaters "Achille Nordmann") |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:

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